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Dieser Artikel gibt einen Uberblick uber die politische kulturelle und soziale Geschichte des Islams und leitet zu weiteren Hauptartikeln Die Religionsgeschichte wird im Artikel Islam dargestellt Die Geschichte des Islam arabisch تاريخ الإسلام DMG tariḫ al Islam wird in diesem Artikel aus politischer kultur und sozialgeschichtlicher Sicht dargestellt Aufgrund der langen geschichtlichen Entwicklung und der geografischen Ausdehnung der islamischen Welt werden hier nur die Grundzuge dargestellt Um den Uberblick zu erleichtern erfolgt eine Gliederung einerseits nach zeitlichen Epochen andererseits wird innerhalb des Dar al Islam ein westlicher Maghreb von einem ostlichen Teil Maschrek unterschieden 1 Die Islamische Welt zum Ende der Abbasidendynastie Umayyaden Cordoba Idrisiden Berber Rustamiden Ibaditen Aghlabiden Emirat von Ifriqiya Tuluniden Ichschididen Qarmaten Buyiden Tahiriden Alawiden Ziyariden Hamdaniden Marwaniden Uqailiden Samaniden Chorasan Saffariden Belutschen SchirwanschahInhaltsverzeichnis 1 Historischer Uberblick 1 1 Ausbreitung und erste Blutezeit 1 2 Differenzierung 1 3 Fruhneuzeitliche Grossreiche 1 4 Kolonialismus und Unabhangigkeit 1 5 Moderne 2 Islamische Geschichtsschreibung 3 6 10 Jahrhundert 3 1 Arabien vor dem Islam 3 1 1 as Sira an Nabawiya Die Prophetenbiografie 3 1 2 Die Ara der rechtgeleiteten Kalifen 632 661 3 1 2 1 Zeitlinie 3 2 Islamwissenschaftliche Konzepte zur Entstehungsgeschichte 3 3 Verlust der religiosen Einheit 3 4 Islamische Expansion und Dynastien bis 1000 3 4 1 Arabisch Byzantinische Kriege 632 718 3 4 2 Eroberung des Sasanidenreichs 3 4 3 Expansion nach Indien 3 4 4 Expansion nach Ostasien 3 5 Umayyaden und Abbasiden 3 5 1 Umayyaden Damaskus 661 750 Cordoba 1031 3 5 1 1 Munzreform des Abd al Malik 696 3 5 1 2 Zeitlinie 3 5 2 Abbasiden 750 1258 3 5 2 1 Zeitlinie 4 Einheit und Vielfalt der muslimischen Gesellschaft 4 1 Normenfindung 4 2 Staatsbegriff 4 3 Stadt und Landbevolkerung 4 4 Islamische Eliten 4 4 1 ʿUlama die Rechtsgelehrten 4 4 2 Sufis die Mystiker 4 4 3 Herrscher 4 4 4 Autoritatskonflikte zwischen den Eliten 4 5 Dhimmi Christen und Juden 4 6 Polytheistische Religionen 5 10 15 Jahrhundert 5 1 Der Westen im 10 15 Jahrhundert 5 1 1 Al Andalus 711 1492 5 1 1 1 Zeitlinie 5 1 2 Maghreb 5 1 2 1 Almoraviden 670 1149 5 1 2 2 Almohaden 1121 1269 5 1 2 3 Meriniden 1196 1464 Abdalwadiden 1236 1556 Hafsiden 1228 1574 5 1 2 4 Zeitlinie 5 1 3 Agypten 5 1 3 1 Turkische Tuluniden 869 905 letztmalige Herrschaft der Abbasiden 905 935 5 1 3 2 Ichschididen 935 39 969 5 1 3 3 Fatimiden 969 1171 5 1 3 4 Zeitlinie 5 1 3 5 Ayyubiden 1174 1250 5 1 3 6 Zeitlinie 5 1 3 7 Mamluken 1250 1517 5 1 4 Kreuzzuge 1095 1272 5 2 Der Osten im 11 15 Jahrhundert 5 2 1 Seldschuken 1047 1157 5 2 1 1 Einwanderung von Turkvolkern 5 2 1 2 Grossseldschukisches Reich 5 2 1 3 Einfuhrung persischer Verwaltungsstrukturen durch Nizam al Mulk 5 2 1 4 Reichsteilung und Ende 5 2 2 Choresm Schahs 1077 1231 5 2 3 Einfall der Mongolen 5 2 4 Ilchanat 1256 1335 5 2 4 1 Allianzen 5 2 4 2 Herausforderungen Ubertritt zum Islam 5 2 4 3 Raschid ad Din Hamadani Ch eng Hsiang und die Reformen Ghazans 5 2 4 4 Spatzeit 5 2 5 Timuriden 1370 1507 6 Grossreiche der Fruhen Neuzeit 15 18 Jahrhundert 6 1 Osmanisches Reich 1299 1922 6 1 1 Geschichtlicher Uberblick 6 1 2 Zeitlinie 6 2 Safawiden und Mogulreich 6 2 1 Safawidenreich 1501 1722 6 2 2 Mogulreich 1526 1858 7 18 Jahrhundert Entstehung regionaler islamischer Reformbewegungen 7 1 Reformbewegungen im Sufismus 7 1 1 Jemen Asch Schaukani 7 1 2 Kyrenaika al Sanusi 7 1 3 Indien Schah Waliyullah ad Dihlawi 7 2 Arabische Halbinsel Muhammad ibn ʿAbd al Wahhab 7 3 Nigeria Usman dan Fodio und das Kalifat von Sokoto 8 19 Jahrhundert 8 1 Politische Reformen im 19 Jahrhundert 8 2 Koloniale Aneignung der Islamischen Welt 8 3 Intensivierung der Kommunikation 8 4 Territoriale Neuordnung in nationalstaatlichen Grenzen 8 5 Neue islamische Offentlichkeit 8 5 1 Sakulare Reformideen Rifaʿa at Tahtawi 8 5 2 Religios motiviertes Reformkonzept Hayreddin Pascha 8 5 3 Wohlfahrts und Bildungsorganisationen Muhammadiyah und Nahdlatul Ulama 8 5 4 Traditionalisten All India Muslim League und Dar ul Ulum Deoband 8 5 5 Sonderweg Ahmadiyya 8 6 Panislamismus Die Idee des Islah und die Salafiyya 8 7 Entwicklung des Osmanischen Reiches 8 7 1 Tanzimat Reform 8 7 2 Finanzkrise und Gebietsverluste 9 20 Jahrhundert 9 1 Salafiyya und Wahhabismus 9 2 Untergang des Osmanischen Reichs 9 2 1 Revolution der Jungturken 1908 9 2 2 Balkankriege und Erster Weltkrieg 9 2 3 Aufteilung des Osmanischen Reichs nach dem Ersten Weltkrieg 9 3 Islamische Gebiete unter sowjetischer Herrschaft 9 4 Islamische Nationalstaaten im 20 Jahrhundert 9 4 1 Republiken 9 4 1 1 Turkische Republik 9 4 1 2 Rif Republik in Nordmarokko 9 4 2 Monarchien 9 4 2 1 Saudi Arabien 9 4 2 2 Jordanien 9 4 2 3 Marokko 9 4 3 Nationalstaaten um die Jahrhundertmitte 9 4 3 1 Arabischer Sozialismus und Panarabismus 9 4 3 2 Unabhangigkeit der Maghrebstaaten 9 4 3 3 Sonderweg im Iran unter der Pahlavi Dynastie 9 5 Nahostkonflikt 9 6 Politische Organisationen 9 7 Konsequenzen der Weltwirtschaftskrise 1929 und Konzeption einer islamischen Wirtschaft 9 8 Islamischer Fundamentalismus 9 9 Islamisches Erwachen 9 10 Erdolexport und Waffenimport 9 11 Islamische Revolution im Iran 1979 9 12 Golfkriege 9 12 1 Verlauf und Folgen 9 13 Islam als Ideologie 9 13 1 Agypten 9 13 2 Iran und Libanon 9 14 Islamistischer Terrorismus nach 1989 9 15 Ambivalente Positionen zwischen Fundamentalismus und Moderne 9 15 1 Muslimbruderschaft 9 15 2 Sudan Hasan at Turabi 10 21 Jahrhundert 10 1 Protest der jungen Generation 10 1 1 Iran 10 1 2 Indonesien 10 2 Islam im Zeitalter des Internets 10 3 Arabischer Fruhling 10 4 Zerfall des Nahen Ostens 10 5 Aktuelle Entwicklungen 11 Geschichte des Islams in einzelnen Landern 11 1 Deutschsprachige Lander 11 2 Ubriges Europa 11 3 Sonstige Lander und Regionen 12 Siehe auch 13 Literatur 14 Weblinks 15 EinzelnachweiseHistorischer Uberblick BearbeitenAusbreitung und erste Blutezeit Bearbeiten Ausgehend von der islamischen Urgemeinde in Arabien hatte sich der Islam in den ersten zwei Jahrhunderten seines Bestehens uber einen grossen Teil der Welt ausgebreitet Im Laufe ihrer uber 1300 jahrigen Geschichte bildeten sich innerhalb der Islamischen Welt unterschiedliche Glaubensrichtungen Gesellschaften und Staaten heraus Die Aneignung und Umformung der Kultur der Antike fuhrte zu einer fruhen Blutezeit der Islamischen Kultur die bis ins christliche Europa ausstrahlte 2 Entscheidend fur diese Entwicklung war die Dominanz und integrierende Kraft der Islamischen Religion und der allen Gebildeten gemeinsamen arabischen Sprache Bis zum Aufschwung der modernen Naturwissenschaft im Gefolge der europaischen Aufklarung blieb der Einfluss islamischer Wissenschaftler insbesondere der Arzte auch in Europa ungebrochen Differenzierung Bearbeiten Infolge der Trennung von Sunniten und Schiiten ging die religiose mit dem Ende der Umayyadendynastie und der Grundung des Emirats von Cordoba auch die politische Einheit der Islamischen Welt verloren Die einzelnen Regionen blieben durch Handel und Migration eng verbunden entwickelten unter wechselnden Herrscherdynastien jedoch teils eigene kulturelle Traditionen Der Mongolensturm des 13 und die verheerenden Epidemien des 14 Jahrhunderts fuhrten zu tief greifenden Anderungen der politischen Verhaltnisse Im Verlauf des 11 15 Jahrhunderts trennten sich Gebiete mit Arabisch als Alltags und Kultursprache von solchen in denen Persisch zur wichtigsten Sprache in der weltlichen Kultur wurde und Arabisch die Sprache des religiosen und rechtswissenschaftlichen Diskurses blieb In grossen Teilen der ostlichen islamischen Welt wurden die Turken zur herrschenden Elite Bis zur Zerstorung Bagdads 1258 im Mongolensturm bestand das Abbasiden Kalifat weiter das arabischsprachige Gebiet teilte sich aber in drei politisch getrennte Regionen auf Irak meist unter einer Herrschaft mit dem Iran vereint Beide Irak Agypten als Vormacht auch uber Syrien und das westliche Arabien sowie die Gebiete des Maghreb 3 Obwohl die islamischen Herrscher die Kalifen fur eine gewisse Zeit noch ihre Rolle als regionale Herrscher behielten in Bagdad Kairo oder in al Andalus und das Kalifenamt immer noch der Legitimation islamischer Herrschaftsausubung dienen konnte ging die wirkliche Macht auf Sultane Emire Maliks und andere Herrscher uber Im 11 18 Jahrhundert breitete sich der Islam bis tief hinein nach Indien Westchina und uber die Ozeane nach Ostafrika die Kustengebiete Sudasiens Sudostasiens und Sudchinas aus Eine solche Ausdehnung macht in ihrer kulturellen und politischen Verschiedenheit eine Zentralherrschaft und koordinierte Verwaltung unmoglich In der weiteren Verbreitung des Islams spielten die Handler und die Sufi Mystiker der Tariqa eine ebenso wichtige Rolle wie zuvor ein Heer oder ein Verwaltungsoberhaupt 4 Fruhneuzeitliche Grossreiche Bearbeiten Im 15 und 16 Jahrhundert entstanden mit der Safawidendynastie dem Mogulreich und dem Osmanischen Reich drei neue Grossmachte Im Zuge ihrer Selbstvergewisserung und geleitet von dem Bedurfnis nach angemessener kultureller Reprasentation ihrer neuen politischen Rolle erlebte die Islamische Kultur in diesen Landern eine weitere Blutezeit Gefordert von den Herrschern angeleitet von Hofmanufakturen unter der Protektion der Herrscher entstanden Meisterwerke der Kunst sowie Bauten die heute zum Weltkulturerbe zahlen Mit Beginn des 12 Jahrhunderts wuchs der Handel zwischen Europa und der Islamischen Welt besonders mit dem Osmanischen Reich stark an Bereits im 15 Jahrhundert war in Kleinasien eine uberwiegend auf den Export gerichtete Wirtschaftsstruktur entstanden Die steigende europaische Nachfrage nach Handelsgutern wie Gewurzen Orientteppichen Glas und Keramikwaren zerstorte infolge der Massenproduktion und Verwendung billigerer Materialien das traditionelle Kunsthandwerk der Islamischen Lander Gleichzeitig schwachte das in Europa aufgrund der Importe aus Sudamerika reichlich vorhandene Silber die auf der Silberwahrung beruhende Wirtschaft des wichtigsten Handelspartners 5 Die mit der Einfuhrung der Feuerwaffen erfolgte Revolution der militarischen Technik im 16 Jahrhundert belastete die Staatsfinanzen der Grossreiche Kolonialismus und Unabhangigkeit Bearbeiten Mit der Ausbildung der modernen Weltordnung ging die Vorrangstellung der islamischen Kultur verloren Die westeuropaische Renaissance Reformation und beginnende wissenschaftliche und industrielle Revolution wurden von der islamischen Welt fast nicht wahrgenommen Die politische und wirtschaftliche Dominanz Europas im 19 und fruhen 20 Jahrhundert fuhrte zu einer von Eigeninteressen geleiteten Politik des Kolonialismus gegenuber den Landern der Islamischen Welt und deren Aufteilung in Interessenspharen der jeweiligen Kolonialmachte beispielsweise im Vertrag von Sankt Petersburg 1907 Mit Unterstutzung europaischer Grossmachte etablierte sich 1925 im Iran die Pahlavi Dynastie Seit der Eroberung des Mogulreichs durch Grossbritannien 1858 stand Indien als Kronkolonie unter direkter britischer Herrschaft seit 1882 war Agypten britisches Protektorat Afghanistan ursprunglich zum Mogulreich gehorig war seit dem spaten 19 Jahrhundert Schauplatz kriegerischer Konflikte im Grenzgebiet der britischen und russischen Einflussspharen im 20 Jahrhundert des Kalten Kriegs und des amerikanischen Kriegs gegen den Terror In den islamischen Landern entwickelten sich zur Zeit der europaischen Kolonialherrschaft und in der Auseinandersetzung mit ihr zahlreiche Reformbewegungen unter denen sich eine modernistische und eine traditionalistisch fundamentalistische Denkrichtung unterscheiden lassen Im 19 und fruhen 20 Jahrhundert gegrundet sind mehrere dieser Organisationen auch heute noch von ideologischer und politischer Bedeutung Das Streben nach Unabhangigkeit beispielsweise in der Griechischen Revolution 1821 1829 oder im Osmanisch saudischen Krieg 1811 1818 fuhrte zu Gebietsverlusten des Osmanischen Reichs das 1923 im Turkischen Befreiungskrieg unterging Indien wurde 1947 auf der Grundlage der Zwei Nationen Theorie in den heutigen indischen Staat und die muslimischen Staaten Pakistan und Bangladesch aufgeteilt Indonesien erklarte 1945 seine Unabhangigkeit von der niederlandischen Kolonialmacht Im Islamischen Westen gewannen die Staaten des Maghreb erst Mitte des 20 Jahrhunderts ihre Eigenstandigkeit beispielsweise im Algerienkrieg 1979 wurde in der Islamischen Revolution die iranische Monarchie gesturzt Das Land ist seitdem eine Islamische Republik Im Osten entstanden nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion unabhangige teils autokratisch regierte Staaten Moderne Bearbeiten Die Hegemonie der modernen westlichen Kultur stellt eine grundlegende Herausforderung fur die islamische Welt dar Die Diskussion fokussiert sich letztlich auf die Frage inwieweit heutige Muslime westlich liberale Errungenschaften und politische Konzepte ubernehmen sollen oder ob die islamische Welt einerseits die Mittel habe andererseits ob sie uberhaupt in der Pflicht stunde eine eigene islamische Moderne zu schaffen Dem kurzlebigen arabischen Fruhling gegenuber steht die fundamentalistische Position dass der wirtschaftliche und kulturelle Niedergang eine Folge der Missachtung der Gebote Gottes sei In diesem Fall so wird argumentiert konne nur eine kompromisslose Ruckwendung hin zur Schrift und den Traditionen des Propheten eine Losung des Dilemmas bringen 6 Die Idee des Islamischen Erwachens seit den 1970er Jahren steht fur die Wiederbesinnung auf islamische Werte und Traditionen in bewusster Abkehr von westlichen Brauchen Insbesondere im Kontext von Armut und fehlendem Zugang zu Bildung gewinnt der islamistische Terrorismus an Boden und richtet sich nicht nur gegen die westlich sakulare sondern auch gegen die Gesellschaft der eigenen oder der Nachbarlander Burgerkriege beispielsweise der Krieg in Syrien seit 2011 verwusten einige der altesten und bedeutendsten Stadte der islamischen Kultur uberhaupt und somit einen Teil des materiell kulturellen Erbes des Islams in den Kernlandern seiner Entstehung Islamische Geschichtsschreibung Bearbeiten Hauptartikel Islamische Geschichtsschreibung nbsp Autograph von Ibn Chaldun Fruhe islamische Geschichtsschreiber az Zubair 634 35 712 13 Ibn Ishaq gest 761 al Waqidi 745 822 Ibn Hischam gest 834 ibn Saʿd gest 845 Ibn ʿAbd al Hakam gest 871 ibn Schabba gest 877 at Tabari 839 923 al Masʿudi gest 956 oder 946 Ibn ʿAsakir gest 1176 Ibn al Athir gest 1233 Ibn Chaldun 1332 1406 al Maqrizi gest 1442 al ʿAsqalani 1372 1449 Die Uberlieferung der Geschichte des Islams setzte schon bald nach dem Tode Mohammeds ein Erzahlungen uber den Propheten seine Gefahrten und die Fruhzeit des Islams wurden aus verschiedenen Quellen zusammengetragen Methoden mussten entwickelt werden um ihre Zuverlassigkeit zu beurteilen Die Hadith Wissenschaft arabisch علم الحديث DMG ilm al ḥadith umfasst eine Reihe von Disziplinen die dem Studium der Ausspruche Mohammeds den Hadith zugrunde liegen 7 Dschalal ad Din as Suyuti beschrieb die Prinzipien nach denen die Authentizitat einer Uberlieferungskette Isnad eingeschatzt wird Der Begriff ʿIlm ar ridschal bezeichnet die biografische Wissenschaft deren Ziel es ist die Zuverlassigkeit der von einer Person uberlieferten Information einzuschatzen Der in Bagdad wirkende at Tabari 839 923 gilt mit seinem annalistischen Ta rich Achbar ar rusul wal muluk Geschichte Nachrichten der Gesandten und Konige als der bekannteste Autor auf dem Gebiet der Universal bzw Reichsgeschichte 8 At Tabari versteht sich als Uberlieferer der sich eigener Schlussfolgerungen und Erlauterungen enthalten sollte Die ersten detaillierten Studien zur Methodenkritik der Geschichtsschreibung und Geschichtsphilosophie erschienen in den Werken des Politikers und Historikers Ibn Chaldun 1332 1406 9 vor allem in der Muqaddima Einleitung zum Kitab al ʿIbar Buch der Hinweise eigentlich Weltgeschichte Er betrachtet die Vergangenheit als fremd und interpretationsbedurftig bei der Betrachtung eines vergangenen Zeitalters musse das relevante historische Material nach bestimmten Grundsatzen beurteilt werden Oft sei es vorgekommen dass ein Geschichtsschreiber unkritisch von vorausgegangenen Autoren abgeschrieben habe ohne sich Gedanken daruber zu machen ob die jeweilige Uberlieferung in das Gesamtbild einer Epoche oder mit anderen von einer Person uberlieferten Informationen zusammen passe Er begreift die von ihm geforderte Geschichtsschreibung als vollig neue Methode und bezeichnet sie wiederholt als neue Wissenschaft 10 6 10 Jahrhundert BearbeitenArabien vor dem Islam Bearbeiten Muslime bezeichnen die Zeit vor dem Islam als Dschahiliya Epoche der Unwissenheit Der Islam hat seinen Ursprung auf der Arabischen Halbinsel einem hauptsachlich von Beduinen bewohnten Steppen und Wustengebiet Arabien war zur damaligen Zeit keine politisch und gesellschaftlich einheitliche Gemeinschaft sondern lag am Rande des Einflussgebiets des Byzantinischen Reichs auf der einen und des Perserreichs auf der anderen Seite sowie deren Vasallenstaaten der den Byzantinern angeschlossenen Ghassaniden und der mit den Persern verbundeten Lachmiden Mekka die Heimat Mohammeds hatte sich aufgrund seiner gunstigen Lage an der Weihrauchstrasse die von Sudarabien nach Syrien verlief zu einer Handelsmetropole entwickelt die von den Quraisch einem arabischen Stamm von Kaufleuten dominiert wurde dem auch Mohammeds Sippe die Haschimiten angehorten Obwohl auch zahlreiche Juden vor allem in Mekka und dem nahen at Ta if Yathrib dort beispielsweise die Stamme der Banu Qainuqaʿ Banu n Nadir und Banu Quraiza Wadi l Qura Chaibar Fatal und Taima und Christen auf der arabischen Halbinsel lebten bekannte sich nach islamischer Uberlieferung die Mehrheit der Bewohner zu einer Vielzahl heidnischer Stammesgotter wie beispielsweise al Lat Manat und al ʿUzza In Mekka wurde die Lokalgottheit Hubal verehrt Die Kaaba arabisch auch baytu llah das heisst Haus Gottes in Mekka war bereits in vorislamischer Zeit ein bedeutender Wallfahrtsort und stellte eine Quelle wirtschaftlichen religiosen und politischen Einflusses fur die Quraisch dar Informationen uber altarabische Gottheiten wurden von Hisam b Muḥammad b as Saʾib al Kalbi bekannt als Ibn al Kalbi gest 819 821 uberliefert 11 as Sira an Nabawiya Die Prophetenbiografie Bearbeiten Hauptartikel Mohammed nbsp Die Hohle von Hira die Statte der ersten Visionen Mohammeds nbsp Persische Miniaturmalerei Bilal ibn Rabah der erste MuezzinDie fruheste bekannte Prophetenbiografie arabisch السيرة النبوية DMG as sira an nabawiya ist Ibn Ishaqs Sirat Rasul Allah Das Leben des Gesandten Gottes Sie wird in Auszugen in spateren Werken und Bearbeitungen von Ibn Hischam und at Tabari zitiert 12 Um 570 wurde der Prophet Mohammed in Mekka geboren Im Alter von etwa vierzig Jahren 609 hatte Mohammed in der Hohle von Hira erstmals Visionen Der Erzengel Gabriel Ĝibril gebot ihm das Wort Gottes Allahs niederzuschreiben Zunachst teilte er seine Erfahrung nur einem kleinen Kreis von Vertrauten mit gewann aber bald Anhanger Als diese die alte polytheistische Religion zu bekampfen begannen kam es zum Bruch zwischen Mohammed und den Quraisch Mohammed unterstellte sich 620 mit seinen Anhangern dem Schutz der beiden medinensischen Stamme der Aus und Banu Chazradsch die einen Schlichter arabisch hakam suchten Im September 622 zog Mohammed mit seinen Anhangern von Mekka nach Yathrib Medina ein Ereignis das als Hidschra den Beginn der islamischen Zeitrechnung markiert Die Ubersiedlung nach Medina markiert zugleich auch den Beginn der politischen Tatigkeit Mohammeds Er hatte in der medinensischen Gesellschaft die angesehene Stellung eines Schlichters und wurde zugleich als Oberhaupt der islamischen Gemeinde Umma angesehen Der Islam erfuhr in Medina eine erste gesellschaftliche Ausformung Die medinensischen Suren des Korans nehmen starker Bezug auf konkrete Regelungen des Lebens und der Organisation der islamischen Gemeinschaft Mohammed fuhrte seit 623 mehrere Feldzuge gegen Mekka Sieg der Muslime in der Schlacht von Badr 624 die Schlacht von Uhud 625 und die Grabenschlacht 627 bis im Marz 628 ein Waffenstillstand geschlossen wurde 629 traten die Muslime zum ersten Mal die Pilgerreise nach Mekka Haddsch an 630 ubergaben die Fuhrer von Mekka die Stadt an Mohammed der daraufhin die heidnischen Gotterbilder aus der Kaaba entfernen liess In den Jahren vor dem Tode Mohammeds 632 weitete sich der Einfluss des Islams auf die ganze arabische Halbinsel aus Mit den Stammesfuhrern wurden Vertrage geschlossen die teils eine Tributpflicht teils die Anerkennung Mohammeds als Propheten enthielten Die in Ibn Hischams Bearbeitung von Ibn Ishaqs Prophetenbiographie uberlieferte Gemeindeordnung von Medina ist ein Vertrag den Mohammed im Jahr 622 zwischen den Auswanderern aus Mekka und seinen Helfern in Yathrib dem spateren Medina schloss Er definiert eine Reihe von Rechten und Pflichten und schuf somit die Grundlage fur den Gemeinschaftsbegriff der Umma 13 Als Mohammed am 8 Juni 632 in Medina starb hinterliess er keinen mannlichen Erben Seine einzige Tochter war Fatima Die Ara der rechtgeleiteten Kalifen 632 661 Bearbeiten Der Begriff Rechtgeleitete Kalifen arabisch الخلفاء الراشدون DMG al ḫulafaʾ ar rasidun bezeichnet nach sunnitischer Auffassung die vier ersten Kalifen welche zwischen 632 und 661 die Umma die Gemeinschaft der Glaubigen vor deren Spaltung fuhrten Die vier Nachfolger sind Abdallah Abu Bakr r 632 634 ʿUmar ibn al Chattab r 634 644 ʿUthman ibn ʿAffan r 644 655 und ʿAli ibn Abi Talib r 656 661 Wahrend dieser dreissig Jahre breitete sich der Islam weiter aus gleichzeitig traten Nachfolgestreitigkeiten auf die letztlich zur Spaltung des Islams in Sunna und Schia fuhrten In die kurze Regierungszeit Abu Bakrs fallen die Ridda Kriege Das Kalifat ʿUmar ibn al Chattabs markiert entscheidende Siege uber das Byzantinische Reich und die persischen Sassaniden und somit die Ausdehnung des Islams auf Syrien und Palaestina Bilad al Scham Agypten Teile Mesopotamiens und des Iran Ausschlaggebend fur die schnelle Eroberung der ehemals byzantinischen und persischen Gebiete war nicht allein die Motivation und Beweglichkeit der arabischen Truppen sondern vor allem die Tatsache dass Byzanz und Persien von den erst 628 29 beendeten langen und blutigen Romisch Persischen Kriegen und den Auszehrungen der Justinianischen Pest 14 erschopft waren 15 Die arabischen Eroberer profitierten anschliessend erheblich von der bereits vorhandenen hoheren kulturellen Entwicklung in den ehemaligen byzantinischen Gebieten und in Persien ebenso wurde die effektive byzantinische und persische Verwaltungspraxis weitgehend ubernommen bzw adaptiert Die bedeutendste kulturelle Leistung ʿUthman ibn ʿAffans war die abschliessende und bis heute massgebliche Redaktion des Koran etwa zwanzig Jahre nach dem Tod des Propheten Mohammed Um 651 kam die erste islamische Expansionswelle im Westen in der Kyrenaika Libyen und im Osten am Amudarja Nordpersien Turkmenistan Afghanistan zum Erliegen Kleinasien blieb bis ins 11 Jahrhundert unter byzantinischer Herrschaft Die Wahl ʿAli ibn Abi Talibs fuhrte zur offenen Auseinandersetzung in der Nachfolgefrage 656 kam es zur Kamelschlacht dem ersten Burgerkrieg Fitna und 657 zur Schlacht von Siffin am mittleren Euphrat zwischen ʿAli und seinem Rivalen Mu awiya Mit der Ermordung ʿAlis durch Charidschiten 661 endet die Reihe der rechtgeleiteten Kalifen Zeitlinie Bearbeiten Islamwissenschaftliche Konzepte zur Entstehungsgeschichte Bearbeiten Die moderne Islamwissenschaft hinterfragt die traditionelle islamische Geschichtsschreibung In den 1970er Jahren kritisierte die Revisionistische Schule der Islamwissenschaft die klassische islamische Darstellung als religios und politisch motiviert Vor allem fur die Fruhzeit des Islams ergab sich hieraus ein Bild der geschichtlichen Ablaufe das von den Darstellungen des 8 und 9 Jahrhunderts teilweise abweicht 16 Der Islamwissenschaftler G R Hawting geht davon aus dass der Islam nicht in einem Umfeld der Unwissenheit und des heidnischen Polytheismus entstanden sei Vielmehr setzten die vielfachen Bezuge zu den Texten der Bibel Kenntnisse der judischen und christlichen Lehre voraus Die Lehren des Korans sollten beispielsweise der christlichen Trinitatslehre die nach islamischem Verstandnis der Einheit Gottes unangebrachte Attribute beigesellten einen kompromissloseren Begriff von Monotheismus gegenuberstellen Um die Reinheit der islamischen Lehre besonders klar hervortreten zu lassen sei die vorislamische Zeit polemisch als unwissend und der heidnischen Vielgotterei verfallen dargestellt worden In spateren Korankommentaren und in der traditionellen islamischen Literatur sei diese Polemik wortlich genommen und den arabischen Zeitgenossen Mohammeds zugeschrieben worden Vom Gesichtspunkt der vergleichenden Religionswissenschaft aus stellt Hawting die historische Wahrheit der traditionellen Darstellung der vorislamischen arabischen Religion in Frage 17 Die historische Authentizitat der Prophetenbiographien von Ibn Ishaq bzw Ibn Hischam die erst im 8 und 9 Jahrhundert entstanden sind wurde von Hans Jansen angezweifelt 18 Es wurde vermutet dass die Geschichtswerke dem Zweck dienen sollten die politische Herrschaft des Abbasiden Kalifats religios zu legitimieren Die Gemeindeordnung von Medina wird jedoch fur authentisch gehalten 19 Mit Hilfe der historisch kritischen Methode wurde die Geschichte des Korantextes erforscht Einige Forscher ziehen Mohammed als Verfasser in Zweifel und nehmen spatere Uberarbeitungen und Hinzufugungen an 20 21 Fred Donner nimmt an dass der Islam als eine Bewegung von Glaubigen entstand in der ursprunglich auch Christen und Juden als gleichberechtigte Mitglieder eingeschlossen waren und dass eine Abgrenzung des eigentlichen Islams erst seit dem spaten 7 Jahrhundert stattfand 22 23 Einzelne Autoren wie Yehuda Nevo 24 Karl Heinz Ohlig 25 vertreten hinsichtlich der Fruhzeit des Islams umstrittene Positionen wie etwa dass Mohammed als historische Person nicht existiert habe oder fur die Entstehung des Islams unwichtig gewesen sei Durch sprachwissenschaftliche Analysen des Koran belegt Christoph Luxenberg seine Hypothese das Buch sei in einer aramaisch arabischen Mischsprache verfasst Folglich stellt er die traditionelle Sichtweise einer von der Zeit Mohammeds bis zur schriftlichen Niederlegung des Korans unter ʿUthman ibn ʿAffan luckenlosen mundlichen Uberlieferung in Frage Er geht von einer alteren Schriftfassung aus Der Koran beruhe demnach auf einer zum Teil missverstandenen Ubersetzung eines syrischen christlich antitrinitarischen Lektionars 26 Diese aus der Perspektive der kritischen Koranwissenschaft relevante Hypothese sei fur die vom traditionellen Koranverstandnis gepragte religiose oder politische Geschichte der islamischen Welt von geringerer Bedeutung 27 Das wissenschaftliche Interesse richtet sich auf die geschichtliche Entwicklung der heute als islamische Welt oder islamischer Kulturraum bekannten Weltregion sowie auf die Entstehung islamisch gepragter gesellschaftlicher und politischer Strukturen in den eroberten Landern Die islamische Expansion wurde wahrend der ersten Jahrhunderte wesentlich von Arabern getragen und wird deshalb synonym auch als arabische Expansion bezeichnet Abweichend von den Beschreibungen der fruhen islamischen Historiker geht man heute davon aus dass die Schwache des byzantinischen und des persischen Sassanidenreichs die Eroberungen erleichterte In der Fruhzeit herrschte eine islamische Minderheit uber eine uberwiegend noch judisch oder christlich gepragte Mehrheit Die neuen islamischen Herrscher ubernahmen in den eroberten Gebieten zunachst die bestehenden wirtschaftlichen und Verwaltungsstrukturen ihrer Vorganger Die fruhesten bekannten Bauten der islamischen Architektur zeigen deutlich die Ubernahme und kulturelle Umformung architektonischer und kunstlerischer Gestaltungsprinzipien der syrisch byzantinischen Tradition Bauten wie der unter dem Umayyadenkalifen Abd al Malik in Jerusalem errichtete Felsendom wurden in ihrer Bedeutung als fruhe Symbole eines islamischen Herrschaftsbewusstseins ebenso analysiert wie die wenig spater auftretenden islamischen Munzpragungen 28 die den Machtanspruch der Kalifen im Alltag sichtbar machten 29 Verlust der religiosen Einheit Bearbeiten Bereits 660 errichtete Muʿawiya I in Damaskus ein Gegen Kalifat Die Auseinandersetzung zwischen Muʿawiya und ʿAli brachte die Oppositionsbewegung der Charidschiten 661 dazu Anschlage zugleich auf ʿAli und Muʿawiya durchzufuhren Muʿawiya uberlebte wurde Kalif und grundete die Dynastie der Umayyaden Die Schlacht von Kerbela am 10 Oktober 680 manifestierte die Spaltung der Muslime in Sunniten und Schiiten als der Enkel Mohammeds und Sohn ʿAlis Hussein getotet wurde In der Folge kam es bis 692 zu Burgerkriegen Fitna Nach der Spaltung wurden die Schiiten von Imamen gefuhrt die Nachkommen des ʿAli ibn Abi Talib und Fatimas der Tochter Mohammeds waren Die Frage der rechtmassigen Nachfolge blieb umstritten Bis zum 9 Jahrhundert waren die schiitischen Hauptzweige entstanden die Imamiten Zwolfer Schiiten Ismailiten Siebener Schiiten und Zaiditen Funfer Schiiten Die Ismailiten erkannten als rechtmassigen Nachfolger Dschaʿfar as Sadiqs nicht Musa al Kazim sondern Ismaʿil ibn Dschaʿfar an daher ihr Name Ismaʿils Sohn Muhammad wurde von seinen Anhangern als siebenter Imam betrachtet daher der Begriff Siebener Schiiten und soll nicht gestorben sondern in eine Verborgenheit gegangen sein aus der er als Qa im der sich Erhebende der Aufstehende oder Mahdi wiederkehren wurde In der Mitte des 9 Jahrhunderts begann ʿAbdallah al Akbar gest nach 874 als Stellvertreter fur Mahdi Muhammad ibn Ismaʿil aufzutreten Er verkundete das Erscheinen des verborgenen siebenten Imams durch den die Abbasiden gesturzt alle Gesetzesreligionen neben dem Christentum und Judentum auch der Islam abgeschafft und die kultlose Urreligion hergestellt werden sollte Er scharte eine Gemeinde um sich und entsandte in alle Teile der islamischen Welt Missionare Daʿi 30 Nach ʿAbdallahs Tod ubernahmen sein Sohn Ahmad und sein Enkel Abu sch Schalaghlagh die Leitung Letzterer fand vor allem im Maghreb Anhanger wo auch Abu ʿAbdallah asch Schiʿi wirkte Abu sch Schalaghlagh designierte seinen Neffen Said ibn al Husain als Nachfolger der als der wahre Mahdi auftrat Damit loste er wiederum eine Spaltung der Ismailiten aus da die Qarmaten und andere Gruppen weiterhin an der Erwartung des verborgenen Mahdis Muhammad ibn Ismaʿil festhielten Nachdem Abu ʿAbdallah asch Schiʿi unter den Berbern des Maghreb Anhanger gewonnen hatte sturzte er die Dynastie der Aghlabiden in Ifriqiya die das Gebiet des heutigen Ost Algerien Tunesien und Nord Libyen beherrscht hatten Damit ebnete er den Weg fur Abdallah al Mahdi der in Ifriqiya die Dynastie der Fatimiden begrundete Islamische Expansion und Dynastien bis 1000 Bearbeiten Hauptartikel Islamische Expansion nbsp Ausbreitung des Islams bis zum Jahr 750 Ausbreitung unter Mohammed 612 632 Ausbreitung unter den ersten drei Kalifen 632 655 Ausbreitung unter dem Umayyaden Kalifat 661 750Arabisch Byzantinische Kriege 632 718 Bearbeiten 635 Eroberung Syriens 636 Schlacht am Jarmuk im heutigen Jordanien 639 Eroberung Armeniens und Agyptens 642 697 8 Eroberung des Maghreb 674 678 Erste Belagerung von Konstantinopel 717 718 Zweite Belagerung von Konstantinopel Zu Beginn des 8 Jahrhunderts war das Byzantinische Reich somit auf Kleinasien die Stadt Konstantinopel und einige Inseln und Kustenbereiche in Griechenland beschrankt Eroberung des Sasanidenreichs Bearbeiten Nach dem Tod Chosraus II befand sich das in den Kriegen mit dem Byzantinischen Reich erschopfte Perserreich den arabischen Invasoren gegenuber in einer Position der Schwache Zu Beginn suchten die Araber der von den Lachmiden beherrschten Randgebiete habhaft zu werden Die Grenzstadt Al Hira fiel 633 in muslimische Hand Unter der Herrschaft des letzten Grosskonigs Yazdegerd III reorganisierten sich die Perser und errangen im Oktober 634 einen letzten Sieg in der Schlacht an der Brucke Nach dem Sieg gegen Byzanz in der Schlacht am Jarmuk 636 konnte ʿUmar Truppen in den Osten verlegen und die Offensive gegen die Sasaniden verstarken Im Sudirak kam es wahrscheinlich 636 zur Schlacht von al Qadisiya die mit der Niederlage und dem Ruckzug der sasanidischen Truppen endete Die Hauptstadt Ktesiphon musste aufgegeben werden 642 wurde das persische Heer in der Schlacht bei Nehawand erneut besiegt Yazdegerd III wurde im Zuge interner Machtkampfe im Jahre 651 in Merw ermordet Um die Mitte des 7 Jahrhunderts befand sich ganz Chuzestan unter arabischer Kontrolle 1980 verwendete das irakische Regime Saddam Husseins die Schlacht von al Qadisiya zur propagandistischen Unterstutzung der Invasion Chuzestans die den Beginn des Iran Irak Krieges 1980 1988 markiert Expansion nach Indien Bearbeiten Hauptartikel Islam in Indien Schon 664 32 Jahre nach Mohammeds Tod stiess der Statthalter von Chorasan al Muhallab ibn Abi Sufra bis nach Multan im heutigen Punjab vor Die umayyadischen Heere erreichten 712 den Indus weitere Eroberungen wurden vorerst mit der Niederlage Muhammad ibn al Qasims in der Schlacht um Rajasthan im Jahr 738 aufgehalten Gleichzeitig erweiterten sich Handelskontakte zwischen Arabern und Indern wobei vor allem in den Hafenstadten der indischen Westkuste Niederlassungen arabischer Handler entstanden Bereits im Jahr 642 wurde in Kasaragod eine erste Moschee errichtet Weniger friedlich gestalteten sich die Verhaltnisse am oberen Indus wo die muslimischen Machthaber in Persien immer wieder in Konflikte mit den Herrschern von Sindh gerieten ohne dabei zunachst territoriale Gewinne zu erzielen 31 Besondere Bedeutung erlangte die nach der im heutigen Afghanistan gelegenen Stadt Ghazni benannte turkstammige Dynastie der Ghaznawiden Sie wurde 977 gegrundet und attackierte unter Mahmud von Ghazni 998 1030 in insgesamt 17 Feldzugen das Industal wobei die bewegliche Kavallerie der Invasoren sich dem indischen Fussheer mit seinen Elefanten in der Schlacht uberlegen zeigte allerdings entstanden durch die klimatischen Bedingungen Indiens erhebliche Versorgungsprobleme besonders fur die Pferde der Invasoren Den Ghaznawiden gelang es so sich im Punjab festzusetzen Am Hof der Ghaznawiden stellte sich zugleich eine erste kulturelle Blute ein so wirkten dort der Dichter Firdausi und der Gelehrte und Arzt al Biruni der neben einer beruhmten Arzneilehre auch ein Buch uber die Geschichte Indiens Kitab Tarich al Hind schrieb 32 Neben den kriegerischen Auseinandersetzungen lasst sich also bereits hier auch ein kultureller Austausch beobachten 33 34 1186 sturzten die Ghuriden im Jahr 1192 konnte Muhammad von Ghur eine Konfoderation der indischen Rajputen unter Fuhrung des Fursten von Delhi Prithviraj III Chauhan in der Schlacht von Taraori besiegen Muhammad zog daraufhin in Delhi ein 1206 wurde er von seinem General Qutb ud Din Aibak ermordet der damit das Sultanat von Delhi begrundete 35 Expansion nach Ostasien Bearbeiten nbsp Huaisheng Moschee Guangzhou Fotografie von 1860Der Islam erreichte das maritime Sudostasien im 7 Jahrhundert durch arabische Handler aus Jemen die vor allem im westlichen Teil des heutigen Indonesien und auf Sri Lanka Handel trieben 36 Sufi Missionare ubersetzten Werke ihrer Literatur aus dem Arabischen und Persischen in die malaiische Sprache hierzu wurde mit der Jawi Schrift ein arabisches Schriftsystem entwickelt in dem die malaiische Sprache geschrieben werden kann 37 1292 besuchte Marco Polo auf seiner Ruckreise per Schiff aus China Sumatra und berichtete von dort dass die uberwiegende Zahl der Einwohner sich zum Islam bekehrt hatte 1402 grundete Parameswara das Sultanat von Malakka Von Malakka aus verbreitete sich der Islam weiter auf dem Malaiischen Archipel 38 1511 eroberten die Portugiesen mit der Stadt Malakka den Regierungssitz worauf das Sultanat zerfiel Wahrend Malakka 130 Jahre lang ein koloniales Zentrum der Portugiesen in Ostasien blieb entstanden auf der Malaiischen Halbinsel verschiedene kleinere Sultanate wie die Sultanate von Johor und Perak 1641 eroberten die Niederlander das portugiesische Malakka Es war der Beginn des Niedergangs des portugiesischen Kolonialreichs in Sudostasien und der Aufstieg der Kolonie Niederlandisch Indien 1824 fiel Malakka an die Englander Mit der Sudkuste Chinas hatte bereits das praislamische Arabien in Handelsaustausch gestanden Verbindungen bestanden auch zwischen den zentralasiatischen Volkern und der islamischen Welt nicht zuletzt uber den alten Handelsweg der Seidenstrasse Spatestens zur Zeit der Tang Dynastie wenige Jahrzehnte nach der Hidschra erreichten islamische Diplomaten auch China Eine der altesten Moscheen Chinas die Huaisheng Moschee wurde schon im 7 Jahrhundert erbaut 39 Umayyaden und Abbasiden Bearbeiten Umayyaden Damaskus 661 750 Cordoba 1031 Bearbeiten Hauptartikel Umayyaden Die Umayyaden gehorten zum arabischen Stamm der Quraisch aus Mekka Die Dynastie herrschte von 661 bis 750 n Chr als Kalifen von Damaskus aus und begrundete die erste dynastische Herrscherfolge der islamischen Geschichte siehe Zeittafel islamischer Dynastien Bei den Umayyaden von Damaskus wird zwischen zwei Linien unterschieden den Sufyaniden die sich auf Abu Sufyan ibn Harb zuruckfuhren und den ab 685 herrschenden Marwaniden den Nachkommen von Marwan I Unter der Regierung der Umayyaden wurden die Grenzen des Reiches im Osten bis zum Indus und im Westen bis zur Iberischen Halbinsel vorgeschoben wo die neue Provinz Al Andalus entstand Nach ihrer Vertreibung aus dem Maschrek durch die Abbasiden grundeten sie im Jahr 756 in al Andalus das Emirat von Cordoba wo sie bis 1031 herrschten seit 929 auch wieder mit dem Titel eines Kalifen Im Osten wurde im gleichen Jahr der Indus erreicht Transoxanien mit den Stadten Buchara und Samarkand und die Landschaft Choresmien sudlich des Aralsees gerieten ebenfalls unter islamische Herrschaft Die Schlacht von Tours und Poitiers 732 wurde von europaischer Seite als Rettung des Abendlandes vor dem Islam durch Karl Martell angesehen war aber wohl eher ein Scharmutzel zwischen frankischen Truppen und einer kleineren muslimischen Truppe auf einem Raubzug ghazwa gegen Eudo von Aquitanien Die Festungen Narbonne Carcassonne und Nimes und Teile der Provence blieben vorerst muslimisch Munzreform des Abd al Malik 696 Bearbeiten nbsp Umpragung einer sassanidischen Munze durch Hinzufugen der Basmala Mitte 7 Jh ʿUthman ibn ʿAffan nbsp Golddinar des Abd al Malik Syrien 697 98Die ersten Jahrzehnte der Umayyadenherrschaft sind gekennzeichnet durch die aktive Aneignung und Umformung der antiken Kunst und Architektur die die Eroberer in den neu angeeigneten Gebieten vorgefunden hatten Anhand von Munzpragungen lasst sich das entstehende politische wirtschaftliche und religiose Selbstbewusstsein der islamischen Herrscher nachvollziehen 28 In den ersten funfzig Jahren der Islamischen Expansion verwendeten die islamischen Eroberer zunachst die vorhandenen Munzen der Kaiser Herakleios und seines Nachfolgers Konstans II weiter Munzen dieser beiden Kaiser wurden in fast allen syrischen Fundstatten aus dieser Zeit archaologisch nachgewiesen und mussen in Byzanz gepragt worden und nach Syrien exportiert worden sein 40 Im spatantiken iranischen Sassanidenreich war dabei eine weitgehend monometallische Silberwahrung verwendet worden die Ostromer pragten Gold Bronze und Kupfermunzen In den fruheren sassanidischen Provinzen wurden nach der arabischen Eroberung weiterhin silberne Drachmen und goldene Dinare mit den Portrats von Chosrau II oder Yazdegerd III auf dem Avers und einem Feuertempel auf dem Revers verwendet Geandert wurde nur das Datum hinzugesetzt wurde eine kurze fromme Legende oft die Basmala und der Name des Herrschers Vereinzelt finden sich auch islamische Symbole oder Portrats muslimischer Herrscher Der Munzimport aus dem byzantinischen Reich kam etwa 655 658 zum Erliegen 41 Ab 696 dem Jahr der Munzreform des Umayyaden Abd al Malik wurde in seinem Herrschaftsbereich ein bimetallisches Wahrungssystem bestehend aus Gold Dinar und Silbermunzen Dirham verwendet Bei dem 696 eingefuhrten Dinar handelt es sich um eine Goldmunze nach dem Vorbild des byzantinischen Solidus Das Portrat des byzantinischen Kaisers wurde durch das Bild des Kalifen spater vollkommen durch anikonische rein epigraphische Stucke ersetzt Die Pragung eigener genormter Munzen setzt die Existenz einer gut organisierten und differenzierten Verwaltung schon zu Abd al Maliks Zeit voraus Die neuen Munzen erreichten jeden Einwohner der beherrschten Gebiete die Verteilung der bildlosen neuen Munzen demonstriert den Machtanspruch der Kalifen Die Ausgabe eigener Munzen erleichtert das Eintreiben von Steuern und somit die Finanzierung der immensen Bautatigkeit der Kalifen von Damaskus im Bilad al Scham ebenso wie die Besoldung des stehenden Heeres welches nach in Registern festgelegten Lohnen bar in Dirham bezahlt wurde Gold und Silbermunzen der islamischen Herrscher waren schon im 8 Jahrhundert ein verbreitetes Zahlungsmittel In grosser Zahl finden sie sich in skandinavischen Hortfunden wie beispielsweise im schottischen Skaill Hort und Grabbeigaben der Wikingerzeit und zeugen von den weit reichenden Handelsbeziehungen der islamischen Welt Zeitlinie Bearbeiten Abbasiden 750 1258 Bearbeiten Hauptartikel Abbasiden Kalifat nbsp Kalligrafie Allah Rechtsgelehrte aus Abbasidischer Zeit Abu Hanifa Malik ibn Anas asch Schafiʿi Ahmad ibn Hanbal Dschaʿfar as Sadiq nbsp ʿOmar Chayyam zugeschriebener Vierzeiler Wissenschaftler und Dichter des Abbasidenreichs Hunain ibn Ishaq Ibn Fadlan al Battani at Tabari al Battani Rhazes al Farabi Alhazen al Biruni Omar Chayyam al Halladsch al Kindi AvicennaDie Dynastie der Abbasiden regierte von 749 bis 1258 Sie stammt von al ʿAbbas ibn ʿAbd al Muttalib einem Onkel Mohammeds ab und gehort also zur Sippe der Haschimiten Sie erlangte im Zuge der Revolution des Abu Muslim die Macht Zu Beginn ihrer Herrschaft eroberten sie die Mittelmeerinseln mitsamt den Balearen und 827 Sizilien Abu l Abbas as Saffah gest 754 war der erste abbasidische Herrscher Im 9 und 10 Jahrhundert etablierten sich in einigen Provinzen erste islamische Lokaldynastien die arabischen Idrisiden 789 985 im westlichen Maghreb dem heutigen Marokko die arabischen Aghlabiden 800 909 in Tunesien und Tripolitanien die turkischen Tuluniden 868 906 und Ichschididen 935 969 im Niltal Agypten die persischen Tahiriden 821 873 und Samaniden 873 999 in Nordostpersien und Transoxanien Die Grenzen des Reiches blieben dabei stabil es kam jedoch immer wieder zu Konflikten mit Byzanz so 910 um Zypern 911 um Samos und 932 um Limnos As Saffars Nachfolger al Mansur reg 754 775 grundete die Stadt Bagdad und machte sie zum neuen Zentrum des islamischen Reichs Mansurs Enkel Harun ar Raschid reg 786 809 ist der wohl bekannteste Herrscher der Abbasidendynastie verewigt in den Marchen von Tausendundeine Nacht Der Kalif al Ma mun 813 833 und einige seiner Nachfolger forderten die theologische Richtung der Muʿtazila die stark von der Philosophie der Antike beeinflusst war und Willensfreiheit und Rationalitat in den Vordergrund ihrer Lehre stellte sowie von der Erschaffenheit des Korans ausging Intellektuelle wie al Kindi 800 873 ar Razi 864 930 al Farabi 870 950 und Avicenna 980 1037 sind Vertreter des islamischen Geisteslebens ihrer Zeit die als Blutezeit des Islams bezeichnet wird Zeitlinie BearbeitenEinheit und Vielfalt der muslimischen Gesellschaft BearbeitenEin grundlegendes Kennzeichen der islamischen Gesellschaft war und ist die Spannung zwischen dem Ideal der Einheit des Glaubens und der Realitat der kulturellen Vielfalt in der riesigen islamischen Welt Diese Spannung ist auch in der heutigen Zeit sehr prasent Seit der Zeit des Propheten und seiner unmittelbaren Nachfolger erreichte die religiose Botschaft des Islams unterschiedliche Volker mit verschiedenen Traditionen Es war und bleibt eine Herausforderung auf dem Boden unterschiedlichster Traditionen allen gemeinsame Normen festzulegen und durchzusetzen Dennoch war und ist diese Vielfalt eine Quelle bedeutender kultureller Vitalitat Normenfindung Bearbeiten Der Koran und die in den Hadith uberlieferten Ausspruche und Handlungen Sunna des Propheten bilden die Grundlage der islamischen Normenfindung Fiqh Weitere kanonische Quellen der Rechtsfindung sind der Konsens qualifizierter Gelehrter Idschmaʿ und der Analogieschluss Qiyas Auch einzelne Gelehrte Mudschahid konnen aus eigenstandigem Urteil heraus Idschtihad Normen setzen Die islamische Rechtstheorie Usul al fiqh befasst sich mit den Quellen und methodischen Grundlagen der Normenfindung Das hieraus entstanden Regelwerk fur einen gottgefalligen Lebensweg die Scharia umfasst das als Einheit verstandene religiose und sakulare Leben Den sozialen Pflichten nicht nachzukommen wiegt daher als Abfall vom Islam ebenso schwer wie die Leugnung der Einheit Gottes Tauhid oder der Rechtmassigkeit der Lehre des Propheten 42 Staatsbegriff Bearbeiten Hauptartikel Islamischer Staat Theorie Im Gegensatz beispielsweise zum Christentum das in den ersten Jahrhunderten seiner Existenz keine politische Macht besass verfugte der Islam schon in seiner fruhesten Epoche uber einheitliche politische und administrative Strukturen Im Zuge ihrer schnellen Ausbreitung gewann die islamische Gemeinschaft unmittelbaren Zugang zu den Konzepten der antiken Philosophie und ihrer logischen Arbeitsweise und konnte auf bestehende administrative und wirtschaftliche Strukturen zuruckgreifen In einem langsamen Prozess entwickelte sich unter dem Einfluss der vorbestehenden praislamischen Kulturen die islamische Gesellschaft 43 Erhalt und Durchsetzung der Scharia Verteidigung der Umma gegen aussere Feinde sowie die Ausbreitung des Islams im Heiligen Krieg Dschihad setzen politische Macht voraus Politisches Handeln war demnach religiose Pflichterfullung Der Verlust der religiosen Einheit des Islams machte eine detaillierte Ausarbeitung des islamischen Herrschaftsverstandnisses notwendig Seit dem 8 Jahrhundert entwickelten islamische Philosophen und Rechtsgelehrte wie al Farabi um 872 950 Theorien zum idealen Gemeinwesen Im 10 11 Jahrhundert stellten der schafiitische Rechtsgelehrte al Mawardi 972 1058 sowie der aschʿaritische Gelehrte al Dschuwaini 1028 1085 grundlegende Betrachtungen zum Staatsmodell des Kalifats Imamat vor Der hanbalitische Gelehrte Ibn Taimiya 1263 1328 entwickelte den Gedanken dass das Recht auf Aussagen des Korans und der Prophetenuberlieferung Sunna zu beruhen und ein Staat die Durchsetzung der Scharia zu garantieren habe Stadt und Landbevolkerung Bearbeiten Der Historiker und Politiker Ibn Chaldun 1332 1406 analysierte im 14 Jahrhundert die politischen und gesellschaftlichen Verhaltnisse im Maghreb In seinem Buch al Muqaddima analysierte er ausfuhrlich das Verhaltnis von landlich beduinischem und stadtisch sesshaftem Leben das einen fur ihn zentralen sozialen Konflikt abbildet Die Gesellschaft der arabisch islamischen Welt des Mittelalters war in ihrer historischen Entwicklung von zwei sozialen Kontexten bestimmt dem Nomadentum einerseits und dem stadtischen Leben andererseits Mit Hilfe des Konzepts der ʿAsabiya zu ubersetzen als innere Bindung Sippenloyalitat Solidaritat erklart er den Aufstieg und Fall von Zivilisationen wobei der Glaube und die ʿAsabiya sich erganzen konnen wie zum Beispiel wahrend der Herrschaft der Kalifen Die Beduinen und andere nomadische Bewohner der Wustenregionen al ʿumran al badawi haben eine starke ʿAsabiya und sind fester im Glauben wahrend der innere Zusammenhalt der Stadtbewohner al ʿumran al hadari im Verlauf mehrerer Generationen immer mehr an Kraft verliert Nach einer Spanne von mehreren Generationen ist die auf der ʿAsabiya grundende Macht der stadtischen Dynastie derart geschrumpft dass sie Opfer eines aggressiven Stammes vom Land mit starkerer ʿAsabiya wird der nach Eroberung und teilweiser Zerstorung der Stadte eine neue Dynastie errichtet 44 Ab dem 10 Jahrhundert pragte der Gegensatz zwischen den hochentwickelten dynastischen Erbmonarchien persischer Pragung und den nomadischen Traditionen der ab dieser Zeit in grosser Zahl einwandernden Turkvolker mit ihren Prinzipien der Nachfolge gemass der Senioritat und der Abhangigkeit des Herrschers in erster Linie von der Loyalitat seines Stammes die politische Entwicklung der islamischen Welt Unter den Seldschukenherrschern Alp Arslan 1063 1072 und seinem Nachfolger Malik Sah 1072 1092 beide unterstutzt durch ihren fahigen Grosswesir Nizam al Mulk gelang es die beiden unterschiedlichen Traditionen in einem politischen System zu vereinigen 45 Im Zuge der Auseinandersetzung mit dem Kolonialismus gewann der politische Gegensatz zwischen der stadtisch modernen Stadt und der den Traditionen starker verhafteten Landbevolkerung insbesondere nach dem Ersten Weltkrieg erneut an Bedeutung und sollte die politischen Ereignisse vieler Gesellschaften der islamischen Welt pragen Koloniale Verwaltungsstrukturen bezogen erstmals die gesamte Bevolkerung ein dies fuhrte zu einer neuen Wahrnehmung der eigenen Gesellschaft innerhalb der von den Kolonialherren diktierten Landesgrenzen und letztlich zur Entstehung nationalstaatlicher Konzepte die bis zum Ende des 20 Jahrhunderts den politischen Diskurs starker pragen sollte als die Berufung auf die Einheit der islamischen Welt 46 Islamische Eliten Bearbeiten ʿUlama die Rechtsgelehrten Bearbeiten Hauptartikel ʿUlama Koran und Hadith waren seit dem 9 3 islamischen Jahrhundert als Hauptquellen der gottlichen Ordnung allgemein anerkannt Die Scharia kodifiziert die Leitlinien zur Frommigkeit und religiosen Hingabe Seit dem 9 Jahrhundert war auch ein Netzwerk von Gelehrten der Rechtswissenschaft Fiqh entstanden die ʿUlama deren Aufgabe es ist die Einzelheiten der gottlichen Gebote auszulegen und durchzusetzen Im Gegensatz zur zentralisierten Hierarchie der christlichen Kirche ist die Teilhabe an der ʿUlama nicht an eine Ordination gebunden und wurde nie von einer zentralen Institution geleitet und uberwacht Vielen Muslimen genugt die Kombination aus gottlicher Fuhrung und Anleitung durch die ʿUlama Taqlid als Grundlage ihres religiosen Lebens 47 Sufis die Mystiker Bearbeiten Hauptartikel Sufismus Manche Muslime entwickelten das Bedurfnis das Gottliche noch auf eine andere Weise zu erfahren als durch Gesetz und Auslegung Der Sufismus bietet einen emotionalen leichter zuganglichen Weg zu religiosem Erleben und wird gelegentlich als bewusste Gegenbewegung gegen die rationalistischen Tendenzen der Rechtsgelehrsamkeit und der systematischen Theologie angesehen 48 Die Sufimeister Scheichs pir baba und ihre Schuler boten eine Erganzung und teilweise auch eine Alternative zur Rechtsgelehrsamkeit der ʿUlama In Nordindien im 11 Senegal im 16 und Kasachstan im 17 Jahrhundert waren es Sufi Missionare die der Bevolkerung den Islam nahebrachten auch indem sie lokale Traditionen der Volksfrommigkeit unbefangener aufgriffen als die Rechtsgelehrten Diese bekampften teilweise die Lehren der Sufis die Bewegung kam aber nie vollstandig zum Erliegen In den letzten Jahrzehnten des 20 Jahrhunderts fand der Sufismus wieder vermehrt Interesse vor allem in der gebildeten Mittelklasse 47 Herrscher Bearbeiten Eine dritte Stromung des islamischen Selbstverstandnisses stellt neben ʿUlama und Sufis der herrscherliche Islam der islamischen Monarchen dar Mit dem Verlust der politischen Einheit am Ende der Abbasidenherrschaft und der Zerstorung Bagdads 1258 im Mongolensturm verlor das Kalifenamt seine ursprungliche Bedeutung Die Staatsform des Sultanats brachte die politische Macht in die Hande von Herrschern die ihre Macht auf Militar und Administration stutzten und deren erstes Ziel der Erhalt ihrer Monarchie mulk war Vom Sultan erlassene Gesetze waren vom Staatsinteresse geleitet und wurden von der politischen Elite durchgesetzt Formal wurde der Sultan nachdem er die Herrschaft ererbt oder an sich gerissen hatte vom Kalif eingesetzt und in der Zeremonie der Baiʿa anerkannt Die ursprunglich umfassende Gesellschaftsordnung der Scharia wandelte sich eher zu einem negativen Prinzip einer Ordnung die der Herrscher nicht ubertreten sollte In den Augen der ʿUlama bestand die Aufgabe des sakularen Herrschers darin die Gesellschaft nach innen und aussen so abzusichern dass die Scharia durchgesetzt werden und die Gemeinde gedeihen konnte Der Monarch garantierte den Bestand der ʿUlama und errichtete und forderte die Hochschulen Um seine Interessen auch gegen die ʿUlama durchsetzen zu konnen ernannten die Herrscher Muftis deren Aufgabe es war Rechtsgutachten Fatwa zu erstellen Dennoch stellte sich die Frage ob ein sakularer Monarch legitimes Oberhaupt der islamischen Gemeinschaft sein konnte Nach al Mawardi hatte der Kalif das Recht die militarische Macht an einen Feldherrn amir in den Aussenbereichen seines Territoriums zu delegieren sowie durch Stellvertreter wasir im Inneren zu regieren 49 Zweihundert Jahre spater definierte al Ghazali die Rolle des Imam als nach sunnitischem Verstandnis legitimen Machthaber der Umma der die reale Macht an den Monarchen delegiert und die Glaubigen auffordert Gehorsam zu leisten und so die Einheit der Umma zu erhalten Im Gedankengut al Ghazalis finden Elemente der klassisch griechischen Philosophie besonders aus Platons Politik und der Ethik des Aristoteles mit dem altpersischen Herrscherbegriff des Grosskonigs Eingang in die islamische Gesellschaftsphilosophie 50 In seinem Werk Siyasatnama beschreibt Nizam al Mulk der persische Grosswesir der Seldschukensultane Alp Arslan und Malik Schah nach Art eines Furstenspiegels den neuen Herrschaftsbegriff 51 Ein islamischer Monarch verfugte aufgrund der ihm zufliessenden Steuern aus Zakat und Dschizya uber erhebliche Ressourcen die es ihm erlaubten Hofmanufakturen zu unterhalten die die Kultur und Kunst ihrer Zeit pragten Aus der Sichtweise des herrscherlichen Islam dienten erfolgreiche Kriege reprasentative Kunst prachtige Architektur und Literatur letztlich der Darstellung der Vorrangstellung des Islams In dieser Rolle schufen islamische Herrscher einige der bemerkenswertesten Errungenschaften der vormodernen islamischen Zivilisation 47 Autoritatskonflikte zwischen den Eliten Bearbeiten Die Frage inwieweit von der Zeit der Umayyaden 661 750 an von einer Trennung der politischen und religiosen Autoritat auszugehen ist wird kontrovers diskutiert 47 Eindeutig fuhrte jedoch die fehlende etwa der christlichen Kirche vergleichbare zentrale Leitung zu einer ausgepragten und zeitweise lahmenden Vielfalt in religiosen und rechtlichen Fragen Deutlich wird dass die Institution der ʿUlama sich vor Ubergriffen des Herrschers auf ihre Autoritat in der Rechtsprechung bewahren musste Die einerseits dem Ideal der religiosen Einstimmigkeit widersprechende Pluralitat der ʿUlama schutzte diese andererseits vor der direkten Einflussnahme des Staats Die unscharfe Trennung von politischer und religioser Rechtsgewalt basiert auf der nie grundsatzlich in Frage gestellten Idee dass Mohammed und seine Nachfolger die politische Ordnung abschliessend festgelegt hatten Dies unterscheidet die politische Ordnung islamischer Gesellschaften von der Entwicklung in Europa 47 wo mit dem Aufkommen der Idee der Gewaltenteilung formuliert von John Locke letztlich eine Trennung der politischen und religiosen Verantwortlichkeit und die Unabhangigkeit der Rechtsprechung erreicht wurde Die Spannung zwischen dem charismatischen Ideal der Einheit von Religion und Staat und der Erfahrung der alltaglichen politischen Realitat bildet eine in der islamischen Kultur latente Quelle fur dynamische Reformen aber auch fur Rebellion und Krieg im Namen der Einheit des Islams Das moderne politische Denken in Teilen der islamischen Welt hat diese Spannung aufgegriffen und teilweise bis zu terroristischer Gewalt ubersteigert 47 Dhimmi Christen und Juden Bearbeiten Vor allem wahrend der Fruhzeit der arabischen Expansion herrschte eine muslimische Minderheit uber eine Bevolkerung die mehrheitlich christlichen Glaubens war Gleichzeitig bestanden in den nun islamisch beherrschten Gebieten seit Alters her bedeutende judische Gemeinden Christliche Autoren brachten die Eroberung der christlichen Gebiete teilweise mit der nahe erwarteten Apokalypse in Verbindung 52 Weite Teile der eroberten Gebiete blieben zunachst noch christlich bzw zoroastrisch Ein nestorianischer Bischofs schreibt Diese Araber denen Gott in unseren Tagen die Herrschaft gegeben hat sind auch unsere Herren geworden sie bekampfen jedoch nicht die christliche Religion Vielmehr schutzen sie unseren Glauben achten unsere Priester und Heiligen und machen Zuwendungen an unsere Kirchen und unsere Kloster 53 Seit dem spaten 7 Jahrhundert stieg mit dem Erstarken des Selbstbewusstseins der muslimischen Herrscher der Assimilationsdruck auf die christliche Bevolkerung Es kam zu Diskriminierungen dem Ausschluss von Nichtmuslimen aus der Verwaltung zur Einmischung in innerchristliche Angelegenheiten und zur Konfiszierung von Kirchengutern sowie einzelnen Ubergriffen auf Kirchen 54 In der islamischen Rechtstradition der Dhimma werden Monotheisten wie Juden oder Christen als Dhimmi arabisch ذم ي DMG ḏimmi mit eingeschranktem Rechtsstatus geduldet und staatlicherseits geschutzt Demnach hatten Dhimmi Anspruch auf den Schutz des Sultans und auf die freie Ausubung ihrer Religion wofur sie eine besondere Steuer zu entrichten hatten die Dschizya da sie nicht der nur fur Muslime geltenden Zakat unterworfen werden konnten Polytheistische Religionen Bearbeiten Die religiose Rechtsprechung zahlt heidnische polytheistische Religionen in nicht islamisch beherrschten Landern zum Dar al Harb und regelt die Bedingungen unter denen ein Dschihad gefuhrt werden kann Diesem Ideal stand haufig die politische Realitat entgegen Insbesondere in der Anfangszeit stand die herrschende islamische Minderheit in den neu eroberten Gebieten einer nicht islamischen Mehrheit gegenuber In der Situation des Sultanats von Delhi wird der Umgang mit dem Problem beispielhaft deutlich Einerseits aussert sich Amir Chusrau in seinen Werken haufig abwertend uber Hindus andererseits mussten Muslime in Alltag und Handel friedlich mit Anhangern polytheistischer Religionen Muschrikun wie beispielsweise Hindus und Jains umgehen Von Muhammad bin Tughluq ist uberliefert dass er als Herrscher gute Beziehungen zu seinen hinduistischen Untertanen unterhielt und sich auf ihren Festen zeigte 55 Jackson sieht die Zerstorung hinduistischer Tempel durch muslimische Herrscher und den Einbau von Spolien aus den Tempelbauten in Moscheen wie beispielsweise im Qutb Minar in Delhi eher in der Tradition hinduistischer Herrscher die durch die Zerstorung der Tempelbauten ihrer Rivalen deren Herrschaft weiter schwachen wollten Es ist aber auch uberliefert dass die Sultane von Delhi ihren Schutz auch auf Hindu und Jaintempel ausdehnten 56 Spatestens zu Zeiten Firuz Schah Tughluqs im 14 Jahrhundert ist dokumentiert dass einige Hindu Untertanen eine der Dschizya vergleichbare Kopfsteuer entrichteten 55 10 15 Jahrhundert BearbeitenDer Westen im 10 15 Jahrhundert Bearbeiten Al Andalus 711 1492 Bearbeiten Hauptartikel Al Andalus nbsp al Andalus um 910Zwischen 711 und 1492 stand ein grosser Teil der Iberischen Halbinsel unter islamischer Herrschaft 57 Kalif al Walid I grundete dort eine Provinz des Umayyaden Kalifats 711 750 Der umayyadische Prinz Abd ar Rahman ibn Mu awiya landete auf der Flucht vor den Abbasiden 755 mit Berbertruppen in Almunecar in Andalusien Im Mai 756 sturzte er den regierenden Statthalter von Al Andalus Yusuf al Fihri in Cordoba Mit seiner Erhebung zum Emir 756 788 begann die politische Organisation des umayyadischen Reichs in Spanien Abd ar Rahman grundete die Markgrafschaften Saragossa Toledo und Merida um die Grenze gegen die christlichen Reiche in Nordspanien zu sichern Al Andalus wurde nacheinander von den Emiren von Cordoba um 750 929 dem Kalifat von Cordoba 929 1031 einer Gruppe von Taifa Nachfolger Konigreichen beherrscht wurde dann zu einer Provinz der nordafrikanischen Berber Dynastien der Almoraviden und Almohaden schliesslich zerfiel es wiederum in Taifa Konigreiche Wahrend langer Perioden vor allem zur Zeit des Kalifats von Cordoba war al Andalus ein Zentrum der Gelehrsamkeit Cordoba wurde ein fuhrendes kulturelles und wirtschaftliches Zentrum sowohl des Mittelmeerraums als auch der islamischen Welt Schon ab dem fruhen 8 Jahrhundert stand al Andalus in Konflikt mit den christlichen Konigreichen im Norden die ihr Herrschaftsgebiet im Rahmen der Reconquista militarisch ausweiteten 1085 eroberte Alfons VI von Kastilien Toledo Schliesslich blieb nach dem Fall von Cordoba 1236 das Emirat von Granada als letztes muslimisch beherrschtes Gebiet im heutigen Spanien ubrig Die portugiesische Reconquista endete mit der Eroberung der Algarve durch Alfons III 1249 1250 Granada wurde 1238 tributpflichtig an das von Ferdinand III regierte Konigreich Kastilien Schliesslich ubergab der letzte Emir Muhammad XII am 2 Januar 1492 Granada an Ferdinand II von Aragonien und Isabella von Kastilien die Katholischen Konige womit die muslimische Herrschaft auf der Iberischen Halbinsel ihr Ende fand Zeitlinie Bearbeiten Emire von Cordoba Kalifen von Cordoba Maghreb Bearbeiten Almoraviden 670 1149 Bearbeiten Hauptartikel Almoraviden nbsp Expansion der Almoraviden nbsp Hauptmoschee von Kairouan Tunesien um 670 Kairouan in Tunesien wurde um 670 von dem arabischen Feldherrn ʿUqba ibn Nafiʿ gegrundet und war die erste muslimische Stadtgrundung im Maghreb Kairouan entwickelte sich nach dem 8 Jahrhundert zum Zentrum der arabischen Kultur und der islamischen Rechtswissenschaft in Nordafrika Die Stadt spielte auch bei der Arabisierung der Berber eine bedeutende Rolle Kairouan war Hauptsitz der arabischen Statthalter von Ifriqiya und spater die Hauptstadt der Aghlabiden Im Jahr 909 ubernahmen die Fatimiden ismailitische Schiiten unter Fuhrung von Abu ʿAbdallah asch Schiʿi die Macht in Ifriqiya und machten Kairouan zur Residenz Die religios ethnischen Spannungen mit der streng sunnitischen Bevolkerung der Stadt zwangen sie allerdings ihre Hauptstadt nach Mahdia an der ostlichen Meereskuste auszubauen gegen 973 verlagerten sie das Zentrum ihres Kalifats nach Kairo 58 Die Almoraviden eine streng orthodox islamische Berberdynastie aus der Sahara ubernahmen die Herrschaft von den Ziriden und weiteten ihr Einflussgebiet aus bis in das heutige Marokko die westlichen Randgebiete der Sahara Mauretanien Gibraltar die Region um Tlemcen in Algerien sowie einen Teil des heutigen Senegal und Mali im Suden Die Almoraviden spielten eine wichtige Rolle bei der Verteidigung von Al Andalus gegen die christlichen nordiberischen Konigreiche 1086 schlugen sie die Koalition der Konige von Kastilien und Aragon in der Schlacht bei Zallaqa Die Herrschaft der Dynastie dauerte jedoch nur kurz und wurde durch die Rebellion der Masmuda Berber unter Ibn Tumart gesturzt 1146 nahmen die Almohaden die Stadt Fes ein und erlangten so die Kontrolle uber Nordmarokko Als 1147 auch die Hauptstadt Marrakesch erobert wurde beseitigte der Almohadenkalif Abd al Mu min die Almoravidendynastie indem er im April 1149 den letzten Almoravidenherrscher Ishaq ibn Ali in der Hauptstadt Marrakesch toten liess In al Andalus fand die Almoravidenherrschaft 1148 ein Ende Almohaden 1121 1269 Bearbeiten Hauptartikel Almohaden nbsp Das AlmohadenreichDie Dynastie der Almohaden wurde von Ibn Tumart 1121 unter den Masmuda Berbern des Hohen Atlas gegrundet Sie stand im ideologischen Gegensatz zu den Almoraviden Ibn Tumarts Nachfolger Abd al Mu min 1130 1163 gelang es mit der Eroberung von al Andalus 1148 und Marrakesch 1149 die Dynastie der Almoraviden zu sturzen Nach Marokko eroberten die Almohaden das Reich der Hammadiden in heutigen Algerien 1152 sowie das Reich der Ziriden in Tunesien 1155 1160 womit sie den gesamten Westen der islamischen Welt beherrschten Durch die Umsiedlung arabischer Beduinenstamme von Ifriqiya und Tripolitanien nach Marokko wurde die Arabisierung der Berber auch in diesem Teil des Maghrebs gefordert Unter Abu Yusuf Yaʿqub al Mansur 1184 1199 konnten in al Andalus die Vorstosse Kastiliens in der Schlacht bei Alarcos 1195 abgewehrt werden In der Folgezeit gewannen unter Kalif Muhammad an Nasir 1199 1213 einige Provinzen an Autonomie In al Andalus wurde die islamische Herrschaft durch die Niederlage in der Schlacht bei Las Navas de Tolosa 1212 gegen die vereinigten christlichen Konigreiche erschuttert Als Yusuf II al Mustansir 1213 1224 minderjahrig an die Macht kam und Auseinandersetzungen unter den Fuhrern der Almohaden ausbrachen begann der Niedergang des Reiches Bis 1235 hatten die Almohaden die Herrschaft uber al Andalus an Ibn Hud Ifriqiya an die Hafsiden und Algerien an die Abdalwadiden verloren Die Almohaden fuhrten den durch die Abbasiden angelegten Architekturstil fur Moscheen fort der durch die T Disposition aus hervorgehobenem Mittelschiff und Querschiff vor der Qiblawand gekennzeichnet ist Beispiele sind die Kutubiyya Moschee in Marrakesch und die Moschee von Tinmal im Atlasgebirge In Marokko begannen die Meriniden ihre Macht auszudehnen um nach der Eroberung von Fes 1248 eine neue Dynastie zu begrunden Zwar konnten sich die Almohaden in Marrakesch noch bis 1269 gegen die Meriniden behaupten doch hatten sie ihre Bedeutung seit dem Fall von Fes weitgehend verloren Meriniden 1196 1464 Abdalwadiden 1236 1556 Hafsiden 1228 1574 Bearbeiten Nach dem Sturz der Almohaden wurde der Maghreb von drei Dynastien beherrscht die einander bekampften In Marokko residierten die Meriniden 1196 1464 Westalgerien wurde von den Abdalwadiden 1236 1556 beherrscht und die Hafsiden 1228 1574 regierten Ostalgerien Tunesien und die Kyrenaika Zeitlinie Bearbeiten Agypten Bearbeiten Turkische Tuluniden 869 905 letztmalige Herrschaft der Abbasiden 905 935 Bearbeiten nbsp Ibn Tulun Moschee KairoUm 750 begann ein Prozess in dem sich die Randgebiete aus der Zentralherrschaft des Kalifats losten Schon 740 42 kam es im aussersten Westen zum Aufstand des Maysara einige Berbergruppen machten sich unabhangig schliesslich losten sich 789 die Idrisiden 789 985 vom Reich im Jahr 800 folgten die Aghlabiden In Agypten wurde 868 der ehemalige turkische Sklave Ahmad ibn Tulun 868 884 zunachst Statthalter 870 proklamierte er die Unabhangigkeit vom Kalifat Da die Steuereinnahmen nun nicht mehr an die Kalifen abgefuhrt wurden war der Ausbau der Bewasserungsanlagen und der Aufbau einer Flotte moglich durch die der Handel gefordert und der Schutz vor Angriffen der byzantinischen Marine verbessert wurde 878 wurden Palastina und Syrien besetzt Ibn Tulun bekraftigte seine Herrschaft durch die Errichtung reprasentativer Bauwerke wie der Ibn Tulun Moschee in Kairo Unter Chumarawaih 884 896 konnten die Abbasiden Nordsyrien noch einmal kurzfristig zuruckgewinnen In einem Friedensabkommen verzichtete Chumarawaih auf Anspruche in Mesopotamien und stimmte der Zahlung von Tributen zu Dafur erkannte Kalif al Mu tadid 892 902 die Herrschaft der Tuluniden in Agypten und Syrien an Unter al Mu tadids Herrschaft breiteten sich die ismailitischen Qarmaten in Syrien aus 905 wurde Agypten von den Truppen der Abbasiden wieder unterworfen womit eine lange Kette von Auseinandersetzungen begann Agypten gelangte 935 unter die Herrschaft der Ichschididen Ichschididen 935 39 969 Bearbeiten Die Ichschididen lassen sich auf das Ferghana Gebiet zuruckfuhren dessen Prinzen den Titel Ichschid trugen Einer von ihnen trat in die Dienste al Mu tasims Er war der Grossvater des Dynastiegrunders Muhammad ibn Tughdsch Dieser wurde 930 vom Kalifen zum Statthalter von Syrien 933 auch von Agypten erhoben Er erkannte zunachst weiterhin die Oberhoheit des Abbasiden Kalifats an von denen er sich Unterstutzung gegen die Fatimiden aus Ifriqiya und bei der Niederschlagung schiitischer Aufstande im Inneren versprach Ab 939 agierte er zunehmend unabhangig von der Zentralverwaltung und grundete letztlich die Dynastie der Ichschididen Ibn Tughdsch besetzte zwischen 942 und 944 Palastina den Hedschas und Syrien bis nach Aleppo 945 schloss er ein Abkommen mit den Hamdaniden uber die Aufteilung der Herrschaft in Syrien Den Fatimiden gelang es schon unter dem Ichschididenherrscher Abu l Fawaris 969 Agypten zu erobern und den letzten Vertreter der kurzlebigen Dynastie den zwolfjahrigen Abu l Fawaris zu sturzen Fatimiden 969 1171 Bearbeiten nbsp Das Kalifat der Fatimiden Fatimiden in Nordafrika Abdallah al Mahdi 910 934 al Qa im 934 946 Ismail al Mansur 946 953 al Muʿizz 953 975 Fatimiden in Agypten al Muʿizz 953 975 al ʿAziz 975 995 al Hakim 995 1021 az Zahir 1021 1036 Al Mustansir 1036 1094 al Mustaʿli bi Llah 1094 1101 Al Amir 1101 1130 Al Hafiz 1130 1149 Az Zafir 1149 1154 al Fa iz 1154 1160 al ʿAdid 1160 1171 909 rief Abdallah al Mahdi sich zum Kalifen aus und grundete damit die Fatimiden Dynastie die ihren Namen von Fatima bint Muhammad ableitete Unter seinem Sohn al Qa im bi amri llah begann 917 die Eroberung des westlichen Maghrebs Unter Abu l Qasim al Qaim 934 946 wurde Sizilien unterworfen und die Kusten Italiens und Frankreichs geplundert Nachfolger des 946 verstorbenen zweiten Fatimidenherrschers wurde Ismail al Mansur 946 953 Nach dem Ende der Revolte der charidschitischen Banu Ifran 944 947 nahm der dritte Fatimidenkalif den Beinamen al Mansur an Bei Kairouan entstand mit al Mansuriya eine neue Residenz Nach der Reorganisation des Reiches durch Ismail al Mansur und al Muʿizz 953 975 gelang den Fatimiden zwar der Vorstoss bis zum Atlantik doch konnte die Herrschaft uber Marokko nicht behauptet werden 969 eroberte der fatimidische General Dschauhar as Siqilli Agypten und sturzte die Ichschididen Dynastie 59 Kalif al Muʿizz verlegte 972 seine Residenz in die neu gegrundete Stadt Kairo und setzte die Ziriden als Vizekonige im Maghreb ein 60 Bis 978 waren auch Palastina und Syrien unterworfen auch gewannen sie mit der Schutzherrschaft uber Mekka und Medina die Aufsicht uber die wichtigsten Heiligtumer des Islams Unter ihrer Herrschaft nahm die Wirtschaft Agyptens durch den Bau von Strassen und Kanalen und durch Forderung des Handels zwischen Indien und dem Mittelmeerraum einen grossen Aufschwung Auch Kultur und Wissenschaft wurden von den Fatimiden gefordert wobei die Grundung der al Azhar Universitat grosste Bedeutung erlangte Sie ist bis heute ein sunnitisches Zentrum und eine der bedeutendsten Universitaten der islamischen Welt Im 10 Jahrhundert begrundete al Qadi an Nuʿman die ismailitische Rechtsschule die neben den vier sunnitischen und der zwolferschiitischen Rechtsschule zu den sechs bedeutendsten Rechtstraditionen Madhhab des Islams gehort Unter al Hakim 995 1021 verscharfte sich die vorher tolerante Haltung der ismailitischen Fatimiden gegenuber Nichtmuslimen deutlich So wurden offentliche Kulthandlungen der Christen und Juden ebenso wie der Genuss von Alkohol untersagt Christliche Kirchen und Kloster wurden geplundert um Geldmittel fur das Heer und den Bau von Moscheen zu beschaffen 1009 wurde die Grabeskirche in Jerusalem zerstort Um 1017 entstand in Agypten eine Sekte die al Hakim als die Inkarnation Gottes ansah Aus dieser entwickelte sich spater die Religionsgemeinschaft der Drusen az Zahir 1021 1036 gelang die Befriedung des Reiches und die Niederschlagung einiger Beduinenaufstande in Syrien Den Hohepunkt ihrer Macht erreichten die Fatimiden unter al Mustansir 1036 1094 als ismailitische Missionare im Jemen die Macht ergriffen und die Abbasiden in Bagdad 1059 kurzzeitig ihre Machtposition verloren 1076 gingen Syrien und Palastina an die Seldschuken verloren Die Eroberung von Jerusalem 1099 durch die Kreuzfahrer wahrend des Ersten Kreuzzugs und die Grundung des Konigreichs Jerusalem konnten die Fatimiden nicht mehr verhindern Nach erfolglosen Ruckeroberungsversuchen Schlacht von Ramla gerieten sie ab 1130 zunehmend unter den militarischen Druck der Kreuzfahrer Mit der Eroberung von Askalon durch Konig Balduin III von Jerusalem ging 1153 der letzte Stutzpunkt in Palastina verloren Um einer Eroberung Agyptens durch die Kreuzfahrer zuvorzukommen fuhrte Nur ad Din der Herrscher von Damaskus 1163 einen Feldzug nach Agypten Sein Heerfuhrer Saladin sturzte 1171 die Fatimiden und grundete die Dynastie der Ayyubiden Auch wenn mit dem Erstarken der orthodoxen Sunniten vor allem im Iran seit dem 11 Jahrhundert ihr Einfluss geringer wurde bestanden die ismailitischen Gemeinden auch nach dem Ende der Fatimidendynastie fort 61 Schon Anfang des 11 Jahrhunderts spalteten sich in Ifriqiya die Ziriden ab die zum sunnitischen Islam zuruckkehrten und den abbasidischen Kalifen in Bagdad anerkannten Die Fatimiden setzten gegen sie die Beduinen der Banu Hilal und Sulaim ein die den Maghreb verwusteten Die Ziriden konnten sich nur noch an der Kuste halten bis 1152 Zeitlinie Bearbeiten Ayyubiden 1174 1250 Bearbeiten nbsp Das Reich der Ayyubiden 1193 Hauptartikel Ayyubiden Die Ayyubiden waren eine islamisch kurdische Dynastie welche unter Saladin gegen die christlichen Kreuzfahrer kampfte 1174 proklamierte sich Saladin zum Sultan Die Ayyubiden beherrschten Agypten bis ca 1250 Sie konnten Tripolis 1172 Damaskus 1174 Aleppo 1183 Mossul 1185 86 und Jerusalem 1187 von den Kreuzrittern zuruckerobern und beherrschten wahrend des 12 und 13 Jahrhunderts Agypten Syrien Nordmesopotamien die Hedschas Jemen und die nordafrikanische Kuste bis zur Grenze des heutigen Tunesien Nach Saladins Tod ubernahm sein Bruder al Adil I die Macht Um 1230 strebten die ayyubidischen Herrscher in Syrien nach Unabhangigkeit von Agypten doch dem agyptischen Sultan As Salih Ayyub gelang es einen Grossteil Syriens mit Ausnahme Aleppos 1247 zuruckzugewinnen 1250 wurde die Dynastie von Mamlukenregimentern gesturzt Der Versuch an Nasir Yusufs von Aleppo aus das Reich zuruckzugewinnen scheiterte 1260 plunderten die Mongolen Aleppo und bereiteten der Dynastie endgultig das Ende 62 Zeitlinie Bearbeiten Mamluken 1250 1517 Bearbeiten Hauptartikel Mamluken Mamluken auch Ghilman waren in viele islamisch beherrschte Gebiete importierte Militarsklaven turkischer Herkunft Auch verschiedene Herrscherdynastien welche von solchen ehemaligen Militarsklaven gegrundet wurden werden als Mamluken bezeichnet So gelangten Mamluken im Jahre 1250 in Agypten an die Herrschaft dehnten diese zehn Jahre spater auch auf die Levante aus und konnten sich ab 1260 sogar erfolgreich gegen die Mongolen behaupten 1517 wurden die agyptischen Mamluken zwar von den ebenfalls turkischen Osmanen unterworfen beherrschten Agypten aber im Auftrag der Osmanen faktisch noch bis zur Schlacht bei den Pyramiden Kreuzzuge 1095 1272 Bearbeiten Hauptartikel Kreuzzug nbsp Saladin und Guido von Lusignan nach der Schlacht bei Hattin Liste der KreuzzugeIm 8 Jahrhundert begannen die Iberischen christlichen Konigreiche mit der Reconquista um Al Andalus von den Mauren zuruckzugewinnen 1095 rief Papst Urban II veranlasst durch erste Erfolge der Reconquista und bestarkt durch die Bitte des byzantinischen Kaisers Alexios I Komnenos um Hilfe bei der Verteidigung des Christentums im Osten auf der Synode von Clermont zum Ersten Kreuzzug auf Die Grafschaft Edessa Antiochia am Orontes die Region der spateren Grafschaft Tripolis und Jerusalem wurden erobert Das christliche Konigreich Jerusalem und andere kleinere Kreuzfahrerstaaten spielten wahrend der folgenden 90 Jahre eine Rolle in der komplizierten Politik der Levante stellten aber weder fur das Kalifat noch fur andere Machte in der Region eine Bedrohung dar Nach dem Ende der Fatimidenherrschaft im Jahr 1169 sahen sich die Kreuzfahrerstaaten zunehmend der Bedrohung durch Saladin ausgesetzt der bis 1187 einen Grossteil der Region zuruckerobern konnte Im Dritten Kreuzzug gelang es nicht Jerusalem zu erobern dennoch existierten die Kreuzfahrerstaaten noch einige Jahrzehnte weiter Die Reconquista in Al Andalus war 1492 mit der Eroberung des Konigreiches Granada abgeschlossen Der Vierte Kreuzzug erreichte die Levante nicht sondern richtete sich stattdessen gegen Konstantinopel Hierdurch wurde das Byzantinische Reich weiter geschwacht Nach Wilhelm von Malmesbury hatten die Kreuzzuge immerhin zur Folge dass das weitere Vordringen des Islams in Richtung Europa aufgehalten worden sei Nach heutigem Verstandnis ubten die Kreuzzuge die letztlich nur einen kleinen Teil der islamischen Welt direkt betrafen eine vergleichsweise geringe Wirkung auf die islamische Kultur an sich aus erschutterten aber nachhaltig das Verhaltnis zwischen den christlichen Gesellschaften Westeuropas und der islamischen Welt 63 Umgekehrt brachten sie aber zum ersten Mal in der Geschichte Europaer in engen Kontakt mit der hoch entwickelten Islamischen Kultur mit weit reichenden Konsequenzen fur die Kultur Europas 64 Der Osten im 11 15 Jahrhundert Bearbeiten Seldschuken 1047 1157 Bearbeiten Hauptartikel Seldschuken und Liste der Seldschuken Fursten nbsp Karte des SeldschukenreichsEinwanderung von Turkvolkern Bearbeiten Im 8 Jahrhundert wanderte eine Gruppe der zu den Turkvolkern gehorenden Oghusen die Seldschuken aus der heutigen Kasachensteppe nach Transoxanien ein und nahm die Gegend um den Fluss Syrdarja und den Aralsee in Besitz Namensgeber der Stammesgruppe war Seldschuk um 1000 Khan des oghusischen Stammes der Kinik Gegen Ende des 10 Jahrhunderts waren die Seldschuken zum Islam ubergetreten In den Auseinandersetzungen zwischen den turkischen Karachaniden und den persischen Samaniden dienten Oghusen als Soldner in den Armeen 1025 nahm der Ghaznawide Mahmud von Ghazni Seldschuks Sohn Arslan gefangen dieser starb kurz darauf Unter den Sohnen Mika ils Tughrul Beg und Tschaghri Beg brachten die Seldschuken 1034 Chorasan unter ihre Herrschaft 1040 besiegten sie in der Schlacht von Dandanqan einer der entscheidenden Schlachten in der Geschichte der ostlichen islamischen Welt 65 die Ghaznawiden 1055 zog Tughrul in Bagdad ein beendete die Herrschaft der Buyidendynastie und beanspruchte fur sich die Schutzmacht uber das Kalifat der Abbasiden sowie den Titel eines Sultans Es gelang Tughrul Beg grosse Teile Persiens sowie 1055 den Irak zu erobern Er bestimmte die Stadt Rey in der Nahe des heutigen Teheran zur Hauptstadt seiner Dynastie Das entstehende Reich der Grossseldschuken begrundete die Dominanz turkstammiger Volker in der islamischen Welt und markierte einen Wendepunkt in der Geschichte der islamischen Zivilisation 66 Grossseldschukisches Reich Bearbeiten Alp Arslan 1063 1072 besiegte 1071 in der Schlacht bei Manzikert den byzantinischen Kaiser Romanos IV und leitete somit die turkische Besiedlung Kleinasiens ein 65 Alp Aslan und sein Nachfolger Malik Schah I 1072 1092 fuhrten das Reich der Grossseldschuken zu seinem politischen und kulturellen Hohepunkt Unter direkter Verwaltung durch die Seldschuken standen die Gebiete der Dschazira Nordsyrien bis hin nach Choresmien und an den Amudarja in wechselnd starker Abhangigkeit standen turkmenische Gruppen in Anatolien die mittelasiatischen Gebiete der Karachaniden wahrend die Fatimiden aus dem sudlichen Syrien und Palastina dem alten Bild al Scham verdrangt wurden Erfolgreiche Feldzuge wurden auf der arabischen Halbinsel bis in den heutigen Jemen gefuhrt 65 nbsp Freitagsmoschee von IsfahanEinfuhrung persischer Verwaltungsstrukturen durch Nizam al Mulk Bearbeiten nbsp Die Ermordung Niẓam al Mulks Miniatur 14 Jh Sowohl Alp Arslan als auch Malik Schah verdanken einen Grossteil ihres Erfolges der fahigen Politik ihres persischen Wesirs Nizam al Mulk der als Tutor Atabeg Malik Schahs diesen auch spater wahrend seiner zwanzigjahrigen Herrschaft unterstutzte al Mulk regierte das Reich mit Hilfe des Diwan al Wazir des grossen Rats der seinen Sitz in der neuen Hauptstadt Isfahan hatte Die Loyalitat der Verwaltungsbehorden sicherte er sich indem er die Amter mit seinen zahlreichen Sohnen und Verwandten besetzte Er fuhrte den persisch islamischen Verwaltungsstil mit mehreren Diwanen in einer Dynastie ein die nur drei Generationen von ihren turkisch nomadischen Ursprungen trennte Im Gegensatz zur traditionellen Nachfolgeregelung der Turkvolker die auf Senioritat beruhte etablierte er in der Seldschukendynastie das persische Konzept des von seinen Untertanen weit abgehobenen Grosskonigs Schahinschah persisch شاهنشاه DMG sahan sah Konig der Konige Die Regierung sollte die Untertanen einerseits in Ehrfurcht versetzen andererseits musste der Herrscher die Traditionen der weiterhin nicht sesshaften Turkmenen berucksichtigen die nach der Tradition der Steppenvolker seine wichtigsten Unterstutzer waren Schon Toghrul erkannte wie andere islamische Herrscher vor ihm die Bedeutung eines stehenden Heers das sie neben ihren turkmenischen Unterstutzern unterhielten die jeweils bei Bedarf herbeigerufen werden mussten Kern dieser Armee bildeten turkstammige Soldner ghulam die Armee rekrutierte aber auch Soldner von kriegerischen Stammen des Reichs und seiner Randgebiete wie den Arabern Armeniern und Griechen Finanziert wurde die Armee durch Landzuteilung Iqtaʿ aber auch durch Steuern Als die Macht der Seldschukensultane im 12 Jahrhundert abnahm errichteten einige Anfuhrer der ghulam Truppen eigenstandige Machtbereiche wie beispielsweise die Atabegs in Aserbaidschan oder die Salghuriden Atabegs von Fars 65 Seine Ideen zur Staatskunst hielt Nizam al Mulk in einem Buch dem Siyasatnama fest Er grundete eine Reihe von Universitaten nach ihm als Nizamiya benannt um Gelehrte und Beamte in der sunnitischen Tradition heranzubilden und somit einen attraktiven Gegenpol zu der in ismailitisch schiitischer Tradition stehenden fatimidischen al Azhar in Kairo zu bilden 65 Er liess 1086 1087 die Sudkuppel uber der Mihrabnische der Freitagsmoschee von Isfahan errichten die heute mit dem im Sudosten angrenzenden Grossen Basar Teil des UNESCO Welterbes ist und aufgrund ihrer langen Baugeschichte als Schlusselwerk der Architektur des islamischen Ostens gilt 67 Reichsteilung und Ende Bearbeiten Nach der Ermordung Nizam al Mulks durch die Assassinen und dem Tod Malik Schahs kurze Zeit spater 1092 brach ein Nachfolgestreit aus 1118 kam es zur Teilung des Reiches in Chorasan Transoxanien und die beiden Irak im Gebiet des westlichen Iran und des Irak Um 1077 grundete Suleiman ibn Kutalmis in Anatolien das Sultanat der Rum Seldschuken mit der Hauptstadt Konya Auf Alp Arslans Bruder Qawurd Beg geht die 1048 begrundete Dynastie der Kerman Seldschuken zuruck Der in Chorasan regierenden Sultan Sandschar 1118 1157 Sohn Malik Schahs II wurde 1141 bei Samarkand von den Kara Kitai geschlagen Die Choresm Schahs eroberten mit Hilfe kiptschakischer und oghusischer Soldner bis Ende des 12 Jahrhunderts Mittelasien und den Iran 1194 beseitigten sie den letzten Seldschukenherrscher von Rey Das anatolische Sultanat der Rum Seldschuken bestand noch bis zur Eroberung durch die Ilchane 1243 Die zu Beginn des 14 Jahrhunderts aufstrebenden Osmanen bereiteten dem letzten Seldschuken Sultanat in Konya 1307 ein Ende Choresm Schahs 1077 1231 Bearbeiten nbsp Das Anuschteginidenreich zu Beginn des 13 Jahrhunderts Hauptartikel Choresm Schahs Choresmien persisch خوارزم DMG Ḫwarizm ist eine Grossoase im westlichen Zentralasien Sie liegt am Unterlauf und der Mundung des Amudarjas wird im Norden durch den Aralsee den Wusten Karakum und Kysylkum sowie dem Ustjurt Plateau begrenzt Nachbarprovinzen waren in islamischer Zeit Chorasan und Transoxanien Schon 712 wurde Choresmien von den Arabern unterworfen und islamisiert Ab dem 10 Jahrhundert wurde das Land dann nacheinander von den Samaniden Mamuniden Ghaznawiden Altuntaschiden Oghusen und Grossseldschuken beherrscht Im 12 Jahrhundert erlebte das durch ein ausgefeiltes Bewasserungssystem fruchtbar gemachte Land dessen Stadte gunstig an den Handelswegen zwischen den islamischen Landern und der zentralasiatischen Steppe lagen eine Zeit wirtschaftlicher Starke Die gleichzeitige politische und militarische Schwache der Karachaniden und der Seldschuken ermoglichte es den Choresm Schahs aus der Dynastie der Anuschteginiden ein machtiges Militarreich zu errichten Begrundet wurde die Dynastie der Anuschteginiden von Anusch Tegin Ghartschai einem turkischen Militarsklaven Ġulam oder Mamluk welcher um 1077 von Malik Schah I zum Statthalter von Choresmien ernannt wurde Im Gegensatz zu ihrer sonstigen Gewohnheit liessen die Seldschuken es in Choresmien zu dass das Amt des Statthalters erblich wurde Anusch Tegins Sohn Qutb ad Din Muhammad gelang es wahrend seiner rund 30 jahrigen Regierung seine Macht so weit zu festigen dass sein Sohn Ala ad Din Atsiz 1127 8 Amt und Titel des Vaters erben konnte Ab 1138 lehnte er sich immer mehr gegen die Seldschuken unter deren letztem grossen Sultan Ahmad Sandschar auf Im Rahmen einer konsequent vorangetriebenen Expansionspolitik eroberte Atsiz das Ustjurt Plateau mit der Halbinsel Mangischlak sowie die Region am Unterlauf des Syrdarjas mit der wichtigen Stadt Dschand Ǧand 45 Atsiz Sohn und Nachfolger Il Arslan konnte nach dem Tod Sultan Sandschars 1157 weitgehend unabhangig von den Seldschuken regieren Choresmien war aber bis etwa 1210 noch den aus China nach Westen vertriebenen heidnischen Kara Kitai tributpflichtig deren Gur Khan Yelu Dashi Sandschar in der Schlacht von Qatwan September 1141 eine Niederlage zugefugt und somit fast ganz Turkestan unterworfen hatte 45 Gemeinsam mit Uthman Chan dem karachanidischen Herrscher von Samarkand gelang es Ala ad Din Muhammad 1200 1220 um 1210 in der Schlacht bei Taras die Kara Kitai zu besiegen Um 1210 unterwarf Ala ad Din Muhammad die Dynastie der Bawandiden von Mazandaran sowie Kirman wo die von den Kara Kitai abstammenden Qutlughchaniden 1222 1306 eine lokale Dynastie etablierten Makran und Hormuz Bis 1215 waren alle nichtindischen Gebiete des zerfallenen Ghuridenreiches im Wesentlichen das heutige Afghanistan mit den Stadten Balch Termiz Herat und Ghazni erobert 1217 gewann ad Din Muhammad den persischen Irak zuruck wobei auch die Atabegs von Fars die Salghuriden und die Atabegs von Aserbaidschan unterworfen wurden Zudem mussten die nasridischen Herrscher von Sistan die Oberhoheit der Anuschteginiden anerkennen Das Reich der Choresm Schahs umfasste schliesslich das ganze Iranische Hochland Transoxanien sowie das heutige Afghanistan Der Choresm Schah fuhlte sich sogar machtig genug in einen offenen Konflikt mit dem Abbasidenkalifen an Nasir einzutreten 45 Ab 1219 fielen die von Dschingis Khan geeinten Mongolen in das westliche Zentralasien ein wobei Metropolen wie Samarkand Buchara Merw und Nischapur zerstort wurden Muhammads Sohn Dschalal ad Din leistete zwar von Aserbaidschan aus Widerstand wurde aber im August 1230 zunachst von den verbundeten Rum Seldschuken und Ayyubiden in der Schlacht von Yassi Cemen bei Erzincan besiegt und ein Jahr spater ermordet 45 Einfall der Mongolen Bearbeiten Hauptartikel Mongolisches Reich Die Mongolen waren schon in den 1230er Jahren in Kleinasien eingedrungen und hatten Kai Kobad I Sultan der Rum Seldschuken getotet Nach 1241 begannen sie unter Baiju von Aserbaidschan aus weitere Gebiete des Nahen Ostens zu erobern Gemeinsam mit georgischen und armenischen Kraften eroberten sie 1242 Erzurum Der Seldschukensultan Kai Chosrau II wurde in der Schlacht vom Kose Dag von den Mongolen besiegt Der mongolische Khan Mongke beauftragte seinen Bruder Hulegu mit einem weiteren Westfeldzug 1255 erreichte er Transoxanien Am 20 Dezember 1256 eroberte Hulegu die Assassinenfestung Alamut nordlich von Qazvin 1258 eroberten die Mongolen Bagdad und beendeten die Herrschaft des letzten Abbasidenkalifen al Musta sim bi llah Im Januar 1260 eroberten die Mongolen Aleppo und Homs Nach dem Tod Grosskhan Mongkes am 12 August 1258 zog sich Hulegu mit dem grossten Teil des mongolischen Heeres nach Zentralasien zuruck Die in Syrien verbliebenen Truppen unter dem Feldherrn Kitbukha konnten noch Damaskus einnehmen und den letzten Sultan von Syrien aus der Dynastie der Ayyubiden an Nasir Yusuf unterwerfen Sie unterlagen jedoch noch im September den Mamluken von Agypten in der Schlacht bei ʿAin Dschalut sowie erneut im Dezember 1260 als eine Koalition der Ayyubiden Emire von Homs und Hama sie in der Schlacht bei Homs schlugen Fortan bildete der Euphrat die Grenze zum Mamlukensultanat Ilchanat 1256 1335 Bearbeiten Hauptartikel Ilchane nbsp Das Reich der Ilchane in seiner grossten AusdehnungNach dem Tod Grosskhan Mongkes 1258 entstanden unabhangige mongolische Staaten in China und Iran Wahrend seiner Herrschaft hatte das durch Ackerbau und Handel gestiegene Einkommen das Machtgleichgewicht zwischen den Steppenbewohnern und den Siedlern verschoben so dass die Zentralherrschaft schwieriger aufrechtzuerhalten war Hulegu nutzte den Machtkampf zwischen seinen Brudern Arigkbugha Khan in der Mongolei und Kublai Khan in China zu seinen Gunsten 1269 ernannte Kublai Khan Hulegu zum offiziellen Machthaber uber den mongolischen Mittleren Osten unter dem Titel Ilchan Somit war neben der Goldenen Horde dem mongolischen China der Yuan Dynastie und dem Tschagatai Khanat ein weiteres mongolisch beherrschtes Reich entstanden 68 Allianzen Bearbeiten nbsp Ascelin von Cremona erhalt einen Brief von Papst Innozenz IV links und ubergibt ihn an den mongolischen General Baiju rechts Hulegu musste sich zunachst mit Berke Khan auseinandersetzen unter dem Ende 1261 ein Heer der Goldenen Horde in den Kaukasus vorgedrungen war 1262 schlug Hulegu Berke zuruck und konnte somit seine Herrschaft uber Nordwestpersien behaupten Berke war zum Islam ubergetreten und schloss nun eine Allianz mit den Mamluken Die Mongolen waren schon eine Zeit lang in diplomatischen Kontakt mit dem Papst und europaischen Herrschern gestanden 1262 schickte Hulegu eine Gesandtschaft an den Hof des franzosischen Konigs Louis IX und schlug ihm ein Bundnis gegen die Mamluken vor Die beiden gegensatzlichen Allianzen bestanden wahrend der gesamten Herrschaft der Ilchane fort Hulegu musste auch Revolten im Inneren seines Reiches befrieden 1262 eroberte er Mossul und bereitete der lokalen Dynastie der Zengiden unter dem Atabeg von Mossul ein Ende Herausforderungen Ubertritt zum Islam Bearbeiten Als Hulegu 1265 starb hinterliess er ein Reich das nach mehreren Jahrzehnten regionaler Konflikte innerlich zerrissen war Mitglieder anderer Zweige der Familie Dschingis Khans hatten noch Besitz innerhalb des Gebiets der Ilchaniden Fruhere mongolische Feldherren noyan besassen Land und Machtanspruche die sie vererbten und mischten sich in die Verwaltung des Landes durch persische Beamte ein mit denen sie Bundnisse oder Klientelverhaltnisse unterhielten 69 Auch die Frauen der Mongoleidynastien verfugten uber eigenes Einkommen aus Landbesitz und betrachtlichen politischen Einfluss All dies machte es der Zentralregierung schwierig die Finanzmittel einzusammeln die sie fur den Erhalt der Macht brauchten Die politische Einflussnahme der Noyan und der Frauen der Dynastie war wie Raschid ad Din in seiner Geschichte der Mongolen Dschamiʿ at tawarich berichtet in Regeln festgelegt die jeweils zum Amtsantritt eines Khans bestatigt wurden 70 Das Mitspracherecht so vieler unterschiedlicher Gruppen brachte es mit sich dass Streitigkeiten zwischen einzelnen Fraktionen immer auch andere Interessengruppen betrafen die in den Konflikt eingriffen Die grosste Bedrohung erstand 1277 im Westen als der Mamlukensultan Baibars I Kayseri die Hauptstadt des Sultanats der Rum Seldschuken in Kleinasien eroberte und anfing in eigenem Namen Munzen zu pragen Er ging eine Allianz mit Pervane Mu in al Din Suleyman ein der unter Baiju zu Ansehen gelangt war Am 30 Oktober 1281 wurde das Heer von Hulegus Sohn Abaqa 1234 1282 bei Homs von den Mamluken geschlagen Durch den Tod Abaqas konnte ein erneuter Feldzug nach Westen nicht mehr stattfinden und die Expansion des Ilchanats war im Westen beendet Die Nachfahren Hulegus herrschten etwa ein Jahrhundert lang als Ilchane uber ihre Eroberungen im Nahen und Mittleren Osten Ilchan Aḥmad Teguder war der erste Ilchan der zum Islam ubertrat 71 1284 wurde Ahmad Teguder durch Arghun gesturzt und der Buddhismus gewann wieder an Einfluss Unter Ghazan Ilchan konvertierte ein Grossteil der mongolischen Oberschicht zum sunnitischen Islam Unterstutzt von seinem beruhmten Wesir dem Universalgelehrten Raschid ad Din Hamadani fuhrte Ghana eine Reihe von Reformen durch die als der entscheidende Moment der Assimilation der Mongolen und ihre Anpassung an die islamische Gesellschaft angesehen wurde Der in einem offiziellen Akt begangene Ubertritt sicherte Ghazan die Loyalitat der mongolischen Truppen von denen sich viele bereits zum Islam bekehrt hatten Nach seiner Machtubernahme liess er zahlreiche machtige Anfuhrer hinrichten darunter Taghachar und Nawruz die Feldherren Baidus Er unterhielt diplomatische Beziehungen sowohl zu den Mamluken als auch zu den europaischen Machten Sein neuer Titel Padischah i Islam unterstreicht seine Unabhangigkeit von mongolischen Traditionen und seinen Anspruch auf eine Vorrangstellung in der islamischen Welt Sein Versuch die heiligen Statten des Islams unter seine Herrschaft zu bringen scheiterte jedoch am Widerstand der Mamluken 72 Raschid ad Din Hamadani Ch eng Hsiang und die Reformen Ghazans Bearbeiten Raschid ad Din stammte aus einer Familie judischer Arzte und diente Ghazan als Ratgeber und Wesir ṣahib diwan Im Auftrag seines Herrschers verfasste er eine Geschichte der Mongolen Dschamiʿ at tawarich in der er auch Ghazans Reformen beschreibt und den Text vieler Dekrete wiedergibt Unter anderem wurden nun regelmassig Steuern auf Grundbesitz erhoben dessen Wert auf Tafeln angegeben war die an den Gebauden befestigt waren Weder Gesandten noch Militar war es gestattet sich nach Belieben dort einzuquartieren Verlassenes Land wurde wieder kultiviert die Wahrung Gewicht und Masse wurden vereinheitlicht Zu ihren Unterhalt wurde den Soldaten Land entsprechend ihrem Rang zugeteilt Die beiden letztgenannten Massnahmen weisen deutliche Parallelen zur chinesischen Verwaltungspraxis unter Kublai Khan auf Einer von dessen Ratgebern Minister bolad Ch eng Hsiang befand sich noch an Ghazans Hof in Tabris 73 Spatzeit Bearbeiten nbsp Weltkulturerbe Mausoleum des Oldscheitu fruhes 14 Jh Ghazans Nachfolger war sein Bruder Charbanda der nach seinem Regierungsantritt nach traditionellem mongolischem Ritus am 12 Juli 1304 den Namen Oldscheitu annahm Er wandte sich der Zwolfer Schia zu ohne diese Richtung des Islams jedoch in seinem Herrschaftsgebiet durchzusetzen In seine Regierungszeit fiel eine Periode relativer politischer Ruhe so dass er im Fruhjahr 1305 an den franzosischen Konig Philipp den Schonen schreiben konnte er habe das Mongolenreich wiederhergestellt 1306 eroberte er Herat 1307 fuhrte er einen Feldzug in Gilan der mit dem Tod des bisherigen Feldherrn Amir Qutlugh Schah den Aufstieg Amir Tschupans ermoglichte 74 Ein Vorstoss gegen das Tschagatai Khanat blieb 1313 erfolglos Oldscheitus Nachfolger wurde sein zwolfjahriger Sohn Abu Saʿid reg 1316 1335 die Macht lag jedoch in den Handen Amir Tschupans Nach Abu Sa ids Tod zerfiel das Ilchanat Einzelne Provinzen gewannen ihre Selbstandigkeit unter eigenen Herrscherdynastien von denen die bedeutendsten die Tschupaniden im persischen Irak und Aserbaidschan die Dschalairiden im arabischen Irak die Kartiden im ostlichen Chorasan die Muzaffariden in Sudpersien und die Sarbedaran im westlichen Chorasan waren Ab 1360 eroberte Timur die Region seine Nachfolger begrundeten die Dynastie der Timuriden Timuriden 1370 1507 Bearbeiten Hauptartikel Timuriden nbsp Der Registan Platz in Samarkand Bedeutende Personen Sakkaki Dichter Lutfi Dichter Nawa i Dichter Dschami Sufi und Dichter Mansur ibn Ilyas AnatomBegrunder und Namensgeber der Dynastie war Timur eigentlich Temur genannt Timur i Lang 1336 1405 1370 in Transoxanien allgemein als Herrscher anerkannt regierte er zunachst als Statthalter der Tschagatai Khane Ab 1380 eroberte er den Sudens Chorasans Teile des Irans und des Iraks und ubernahm die Herrschaft von den lokalen Dynastien wie den Kartiden Sarbedaran Muzaffariden und Dschalairiden 1391 und 1395 besiegte Timur die mongolischen Herrscher der Goldenen Horde an der Wolga deren Reich danach in einzelne Khanate zerfiel Timur herrschte 1394 uber Teile des Iraks Irans Aserbaidschans Usbekistans Armeniens Georgiens Syriens und der Turkei Im Osten grenzte sein Reich an das Tschagatai Khanat der Mongolen 1398 eroberte Timur das Sultanat von Delhi 1401 Damaskus sowie erneut Bagdad Am 20 Juli 1402 besiegte Timur in der Schlacht bei Ankara ein osmanisches Heer unter Sultan Bayezid I Bayezid wurde gefangen genommen und starb in mongolischer Gefangenschaft Wahrend Timurs Feldzuge zu erheblichen Zerstorungen fuhrten wurde die Hauptstadt Samarkand prachtig ausgebaut und durch die Forderung von Kunst und Kultur zu einem bedeutenden Kulturzentrum in Mittelasien Unter den Timuriden kam es zu einem erheblichen kulturellen Aufschwung in Mittelasien und Chorasan Es vermischten sich die turkomongolischen Traditionen mit der iranisch islamischen Kultur Es entstand Literatur in Persisch und Tschagataisch den beiden linguae francae der timuridischen Elite sowie in Arabisch der traditionellen Sprache der islamischen Welt Offizielle Hof Administrations und Gelehrtensprache der Timuriden war aber Persisch Die persische Sprache und lyrische Formen wie die Diwandichtung beeinflussten auch die zeitgenossische turkische Literatur Herausragend ist die Architektur in Stadten wie Herat Maschhad oder Samarkand In Samarkand stehen noch die Bibi Chanum Moschee die Medresen am Registan Platz und die Graberstrasse von Shohizinda In Herat ist der Musalla Komplex zu nennen 1526 eroberte der Timuride Babur das indische Sultanat von Delhi und begrundete das Mogulreich das bis zur Eroberung durch die Briten 1858 bestand Grossreiche der Fruhen Neuzeit 15 18 Jahrhundert BearbeitenKennzeichnend fur die drei Grossreiche des Islamischen Mittelalters ist ihre lange Bestandigkeit verglichen mit fruheren Herrscherdynastien die sich in schneller Folge abwechselten Ein wesentlicher Grund hierfur war die Einfuhrung moderner Feuerwaffen weshalb diese Reiche auch als Schiesspulvermachte englisch gunpowder empires bezeichnet werden Der Gegensatz zwischen dem osmanischen Sunnismus und der unter den persischen Safawiden als Staatsreligion eingefuhrten Schiismus pragte die Politik und Geschichte beider Reiche Osmanisches Reich 1299 1922 Bearbeiten Hauptartikel Osmanisches Reich Osmanischer Islam und Wirtschaftsgeschichte des Osmanischen Reichs Siehe auch Kultur des Osmanischen Reichs nbsp Osmanisches Reich zwischen 1481 und 1681Geschichtlicher Uberblick Bearbeiten Die Uberlieferungen uber die Anfangszeit des Osmanischen Reichs osmanisch دولت علیه IA Devlet i ʿAliye deutsch der erhabene Staat ab 1876 amtlich osmanisch دولت عثمانيه IA Devlet i ʿOs maniye deutsch der osmanische Staat sind nur sparlich wohl weil es sich zu Beginn nur um eines unter vielen Beyliks handelte die nach dem Ende der Herrschaft der Rum Seldschuken in Kleinasien entstanden waren Der Namensgeber Osman I beherrschte zu Anfang des 14 Jahrhunderts den nomadischen Stamm der Kynyk bei Sogut im nordwestlichen Kleinasien der turkmenischer Herkunft und islamischen Glaubens war Um 1299 erklarte Osman die Unabhangigkeit seines Beyliks von den Rum Seldschuken Zur Zeit seiner grossten Ausdehnung im 17 Jahrhundert beherrschten die osmanischen Sultane neben den Kernlanden Kleinasien und Rumelien das Gebiet um das Schwarze und das Asowsche Meer grosse Teile des Balkans mit Syrien dem Gebiet des heutigen Irak und dem Hedschas mit den heiligen Stadten Mekka und Medina die historischen Kernlande des Islams Nordafrika mit Nubien Oberagypten und westwarts bis zum mittleren Atlasgebirge Hauptstadt des Reiches war ab 1326 Bursa ab 1368 Adrianopel schliesslich seit 1453 Konstantinopel Fast 500 Jahre lang bis in die moderne Zeit beherrschte das Osmanische Reich einen Grossteil der Islamischen Welt Die Organisation und Geschichte seiner Verwaltung ist in den Archiven des Topkapi Palasts genau dokumentiert Da Istanbul im Gegensatz zu anderen Stadten nach 1453 nie wieder erobert und geplundert und die Sultansresidenz nie zerstort wurde sind die Dokumente weitestgehend erhalten und werden immer eingehender erforscht Zahlreiche Kriege fuhrte das Osmanische Reich mit dem Heiligen Romischen Reich im Westen dem Perserreich unter der machtigen Safawidendynastie ab dem 18 Jahrhundert mit dem Russischen Reich Hauptgegner im Mittelmeer waren die Republik Venedig Spanien die Republik Genua der Kirchenstaat und die Malteserritter Im Indischen Ozean rang das Reich mit Portugal um den Vorrang im Fernhandel mit Indien und Indonesien Durch die ununterbrochen intensiven politischen wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen ist die Geschichte des Osmanischen Reichs mit derjenigen Westeuropas eng verbunden Im Laufe des 18 und vor allem im 19 Jahrhundert erlitt das Reich in Auseinandersetzungen mit den europaischen Machten sowie durch nationale Unabhangigkeitsbestrebungen in seinen europaischen Kernlanden erhebliche Gebietsverluste Sein Territorium verkleinerte sich auf das europaische Thrakien sowie auf Kleinasien Die Niederlage der Habsburger und Hohenzollernmonarchie mit denen sich das Osmanische Reich im Ersten Weltkrieg verbundet hatte fuhrte innerhalb weniger Jahre zum fast gleichzeitigen Ende dreier grosser Monarchien die die Geschichte Europas uber Jahrhunderte hinweg gepragt hatten Im Turkischen Befreiungskrieg setzte sich eine Nationalregierung unter Mustafa Kemal Pascha durch 1923 wurde als Nachfolgestaat die Republik Turkei gegrundet Zeitlinie Bearbeiten Safawiden und Mogulreich Bearbeiten Safawidenreich 1501 1722 Bearbeiten Hauptartikel Safawiden nbsp Das Reich der Safawiden um 1510 Schahs der Safawidendynastie Ismail I 1501 1524 Tahmasp I 1524 1576 Ismail II 1576 1577 Mohammed Chodabande 1577 1587 Abbas I der Grosse 1587 1629 Safi I 1629 1642 Abbas II 1642 1666 Safi II Sulaiman I 1666 1694 Sultan Hosein 1694 1722 Tahmasp II 1729 1732 Abbas III 1732 1736 Sulaiman II 1749 1750 Ismail III 1750 1765Im Jahr 1499 kam im Perserreich eine neue Dynastie an die Macht die Safawiden Ihr Begrunder Schah Ismail I 1484 1524 wird als der erste nationale Herrscher Persiens seit der Arabischen Expansion angesehen und etablierte den schiitischen Islam als Staatsreligion 75 Unter der Herrschaft der Safawiden erlebte Persien eine kulturelle Blutezeit in den Hofmanufakturen entstanden Meisterwerke der Islamischen Kunst und Architektur Der Name der Safawiden leitet sich von Scheich Safi ad Din Ardabili 1252 1334 ab der 1301 einen Sufi Orden die Safawiyya in Ardebil grundete Ismail I gelang 1501 die Eroberung von Tabris und der Sturz der turkmenischen Aq Qoyunlu Nachdem der Nordosten des Iran mit einem Sieg uber die Usbeken bei Herat 1510 gesichert worden war kam es zum Konflikt mit den Osmanen im Westen Diese besiegten 1514 die Safawiden in der Schlacht bei Tschaldiran und eroberten die Hauptstadt Tabris Auch der Nachfolger Ismails Tahmasp I 1524 1576 befand sich im Konflikt mit den Osmanen und Usbeken Wahrend er Chorasan behaupten konnte gingen der Irak und Aserbaidschan nach 1534 an die Osmanen verloren 75 Abbas I der Grosse 1587 1629 gelang die Konsolidierung des Reiches Unter ihm konnte 1601 Bahrain besetzt werden 1603 konnten die Osmanen aus Aserbaidschan Armenien und Georgien vertrieben werden 1623 wurde der Irak zuruckerobert Damit gerieten die schiitischen Wallfahrtszentren Nadschaf und Kerbela wieder unter persische Kontrolle 1595 wurden die Ubergriffe des Usbeken Abdullah II gestoppt Wirtschaftspolitisch gelang der Ausbau der Infrastrukturen insbesondere der neuen Hauptstadt Isfahan die nun ein hervorragendes Strassensystem und reprasentative Baukomplexe und Platze wie den Meidan e Emam aufwies Meisterwerke der Persischen Architektur Unter den Nachfolgern von Abbas I verlor die Zentralverwaltung an Einfluss Unter Schah Abbas II 1642 1666 reformierte und konsolidierte sich das Reich Enge Handelskontakte entstanden mit den europaischen Seemachten England und Holland 1649 konnte Kandahar in Chorasan besetzt werden das sowohl Persien als auch das indische Mogulreich beanspruchten Gegen Ende des 17 Jahrhunderts kam es unter Sultan Husain 1694 1722 zum wirtschaftlichen Niedergang Da gleichzeitig die Sunniten im Reich zwangsweise zum schiitischen Islam bekehrt werden sollten brach 1719 ein Aufstand der paschtunischen Ghilzai aus Diese eroberten 1722 Isfahan und setzen den amtierenden Schah ab Diese neue Hotaki Dynastie konnte sich nur einige Jahre halten Sein Nachfolger Tahmasp II und dessen General Nader Schah konnten 1729 die Macht zuruckgewinnen Doch blieben Tahmasp II und sein Sohn Abbas III politisch dem Einfluss der Afschariden unterworfen Nader Schah sturzte 1736 die Dynastie In einigen Provinzen konnten sich der Safawide Ismail III bis 1773 behaupten 75 Als zweite islamische Grossmacht neben dem Osmanischen Reich waren die beiden Reiche wahrend des 16 und 17 Jahrhunderts immer wieder in kriegerische Auseinandersetzungen verwickelt In den Osmanisch Safawidischen Kriegen 1532 1555 und 1623 1639 ging es nicht nur um Gebietsstreitigkeiten in Kleinasien Mesopotamien und dem Kaukasus sondern auch um die religiosen Gegensatze innerhalb des Islams Gegenseitige religiose Toleranz und die Gewahrleistung der Sicherheit der Pilger auf dem Weg zu den heiligen Statten des Islams und der Schia waren Gegenstand der Friedensvertrage von Amasya 1555 Istanbul 1590 und Qasr e Schirin 1639 Mogulreich 1526 1858 Bearbeiten Hauptartikel Mogulreich und Liste der Grossmoguln nbsp Ausdehnung des Mogulreiches beim Tode Akbars 1605 Das Mogulreich bestand von 1526 bis 1858 auf dem indischen Subkontinent Das Kernland des Reiches lag in der nordindischen Indus Ganges Ebene um die Stadte Delhi Agra und Lahore Auf dem Hohepunkt seiner Macht im 17 Jahrhundert umfasste das Mogulreich fast den gesamten Subkontinent und Teile des heutigen Afghanistans Der erste Grossmogul Babur reg 1526 1530 ein aus Zentralasien stammender Furst der Timuriden Dynastie 76 eroberte ausgehend vom Gebiet der heutigen Staaten Usbekistan und Afghanistan das Sultanat von Delhi Als bedeutendster Mogulherrscher gilt Akbar reg 1556 1605 Unter Aurangzeb reg 1658 1707 erfuhr das Imperium der Moguln seine grosste territoriale Ausdehnung Mehrere schwere militarische Niederlagen gegen die Marathen Perser und Afghanen sowie die Verscharfung der religiosen Gegensatze im Inland zwischen der moslemischen Herrscherkaste und der unterworfenen Mehrheitsbevolkerung der bauerlichen Hindus schwachten das Mogulreich im Lauf seiner Geschichte 1858 wurde der letzte Grossmogul von Delhi von den Briten abgesetzt Sein Territorium ging in Britisch Indien auf 18 Jahrhundert Entstehung regionaler islamischer Reformbewegungen BearbeitenIm 18 Jahrhundert entstanden in verschiedenen Teilen der islamischen Welt reformorientierte Gruppierungen in Form lokaler Netzwerke um einzelne Grunderpersonen Die altere Forschung hatte Napoleons Agyptische Expedition als geschichtlichen Wendepunkt angesehen an dem durch den Kontakt mit modernen Ideen und fortschrittlicher Technologie aus Westeuropa Reformbewegungen innerhalb der islamischen Welt angestossen worden seien Mit genauerer Kenntnis der Quellenlage gewinnen Forschungsansatze an Bedeutung die schon im 18 Jahrhundert Reformbemuhungen aus religiosen und gesellschaftlichen Herausforderungen heraus entstehen sehen ohne dass zu dieser Zeit schon eine intensive intellektuelle Auseinandersetzung mit Westeuropa stattgefunden hatte Die regionalen inner islamischen Reformbestrebungen sind in der politischen Geschichte des Islams vor allem deshalb bedeutsam weil sich heutige neofundamentalistische und terroristische Vereinigungen teilweise auf die Grunder dieser Bewegungen berufen Es wird beispielsweise im von Abu Muhammad al Maqdisi publizierten Grundungsmanifest der Organisation Islamischer Staat eine transnationale Kontinuitat der Tradition unterstellt die vor allem von den informellen Netzwerken der Gelehrten der Provinz al Ḥaramayn in Mekka und Medina in vielen Teilen der islamischen Welt propagiert worden seien 77 Reformbewegungen im Sufismus Bearbeiten nbsp Zawiyat al Baida Sanusi Libyen 2010Schon im 13 Jahrhundert war im Maghreb der Sufiorden Tariqa der Schadhiliya gegrundet worden Ihr bedeutendster Vertreter war Ahmad ibn Idris al Fasi 1760 1837 Einige seiner Schuler verbreiteten seine Lehren zunachst als Idrisiyya Zu den einflussreichsten Schulern Ibn Idris gehorten Muhammad ibn Ali al Sanusi 1787 1859 der in der Kyrenaika den Sanusiya Orden grundete Muhammad al Majdhub as Sughayir 1796 1833 der nach 1815 im Osten Sudans die einflussreiche Chatmiyya Bruderschaft grundete und Ibrahim al Raschid 1813 1874 der in seinem Heimatland Sudan eine eigene Tariqa die Raschidiyya bildete Jemen Asch Schaukani Bearbeiten Muhammad ibn ʿAli asch Schaukani 1760 1834 war von 1795 bis 1834 oberster Qadi im zaiditischen Imamat der Qasimiden im Jemen Er befurwortete die individuelle Wahrheitsfindung Idschtihad gegenuber der Nachahmung Taqlid Raschid Rida betrachtete ihn als den Erneuerer des 12 islamischen Jahrhunderts In seinen zahlreichen Schriften vor allem in Al Badr al Ṭalỉ kritisiert er die wahhabitische Auffassung des Islams aus religioser Sicht sowie wegen ihrer engen politischen Verbindung mit dem Machthaber Muhammad ibn Saud achtete aber in seiner Wortwahl sorgfaltig darauf die politischen Spannungen zwischen dem Staat der Saudi und dem schiitisch zaiditischen Imamat von Sana a nicht zu verstarken Er stellte fest dass der Vollzug einer Hadd Strafe die auch heute wieder im Fall von Amina Lawal und Safiya Hussaini in Nigeria zu Emporung fuhrte sowohl vom Eingestandnis des Schuldigen als auch von einem formalen Gerichtsurteil abhange Eine Person durfe nicht als abtrunnig vom Islam verurteilt werden solange sie dies nicht selbst explizit von sich behaupte und offentlich kundgetan hatte 78 Kyrenaika al Sanusi Bearbeiten Die 1837 von Muhammad as Sanussi gegrundete Sanusiya entstand als religiose Reformbewegung mit dem Ziel der Erneuerung des Islams durch die Ruckkehr zur reinen Lehre von Koran und Sunna In seinen Schriften bemuht sich al Sanusi vor allem um die Legitimation des Sufismus gegenuber dem Islamverstandnis der Wahhabiten sowie um die Auslegung der Ḥadith und die rituellen und organisatorischen Aspekte der Tariqa Von der Zentrale in Al Baida im sudwestlichen Libyen aus weitab vom Einfluss der osmanischen oder franzosischen Behorden verbreitete sich die Sanusiya vor allem in der Kyrenaika und in anderen Regionen Libyens Nach seinem Tod 1859 ubernahm sein Sohn Muhammad al Mahdi as Sanusi 1859 1902 die Fuhrung der Bruderschaft Sein Enkel Muhammad Idris al Sanusi 1890 1983 war von 1951 bis 1969 Konig von Libyen Indien Schah Waliyullah ad Dihlawi Bearbeiten Schah Waliyullah ad Dihlawi 1703 1763 aus Delhi war Augenzeuge der Eroberung Delhis durch Nadir Schah 1739 Er war Schuler des Sufi Meisters Muhyi d Din Ibn ʿArabi dessen Ansichten von Muhammad ibn ʿAbd al Wahhab hart bekampft wurden Seine eigene Lehre basierte auf dem Gedanken der Einheit nicht nur des Bekenntnisses sondern auch der sozialen Realitat Er vermittelt seine Einsichten in Form von Schilderungen seiner Visionen des Propheten Mohammed 79 Gott will durch dich Einigkeit in die gesegnete Gemeinschaft tragen yajm shamlan min shaml al umma al marḥuma bika deshalb hute dich eine wahrhaftige Person anzuklagen sie sei ketzerisch es sei denn tausend Freunde klagten ihn der Haresie an ad Dihlawi Manuskript des Fuyuḍ al Ḥaramayn Seine Lehre zeichnet aus dass er zwar von formlicher Ausubung des Schirk qawalib und moglichen Anzeichen fur ihr Vorhandensein maẓan ausgeht den Urteilsspruch jedoch offen lasst 80 Die Ṭariqa yi Muḥammadiya knupft an die Lehren ad Dihlawis und des jemenitischen Qadi al Qudat von Sanaa ʿAli as Saukani 1760 1834 an Sie wird als Vorbild fur die bis in die heutige Zeit bedeutsame Ahl i Hadith angesehen Arabische Halbinsel Muhammad ibn ʿAbd al Wahhab Bearbeiten Muhammad ibn ʿAbd al Wahhab 1702 3 1792 lehrte ein spezielles Verstandnis des Tauhid des aktiven Bekenntnisses zur Einheit Gottes tauhid al uluhiya das der Glaubige durch sein Handeln in die Tat umsetzt Erst die Erfullung des tauhid al uluhiya macht nach seiner Lehre den Menschen zum Muslim und unterscheidet ihn vom Unglaubigen Zerstort wird der tauhid al uluhiya durch jegliche Form von Schirk Beigesellung der von al Wahhab erheblich weiter aufgefasst wurde als von den sunnitischen Gelehrten seiner Zeit 77 Im Jahre 1744 schlossen al Wahhab und der Emir Muhammad ibn Saud ein Bundnis das durch einen Treueid besiegelt wurde Der Pakt zielte auf die Errichtung eines Staates ab Al Wahhab sollte als Imam die religiosen Angelegenheiten verwalten wahrend Ibn Saʿud fur die militarischen und politischen Angelegenheiten verantwortlich sein sollte Durch die Verbindung von Glauben und Macht wurde die Herrschaft der Ibn Saʿuds religios legitimiert 81 Im heutigen Saudi Arabien geniessen die nach ihm benannten Wahhabiten Anhanger eines traditionellen und puristischen Islam staatliche Forderung Sich selbst bezeichnen die Wahhabiten eher als Salafis oder einfach als Sunniten ahl as sunna Die Islamische Weltliga hat den Auftrag wahhabitisches Gedankengut weltweit zu verbreiten Die Gruppe der Ahl i Hadith sowie das Al Qaida Netzwerk stehen den Wahhabiten nahe Auch die Ideologie der Taliban und der Organisation Islamische Staat weist Ahnlichkeiten mit dem Wahhabismus auf Nigeria Usman dan Fodio und das Kalifat von Sokoto Bearbeiten nbsp Sokoto Kalifat im 19 Jahrhundert nbsp Boko Haram in der Tschadregion 11 Februar 2015 Usman dan Fodio 1754 1817 war ein militarischer und religioser Anfuhrer der Qadiriya Tariqa aus dem Volk der Fulbe Er trat zunachst als religioser Reformer auf und widmete sich einer reineren Form des Islams Seiner Meinung nach litt die Gesellschaft seiner Zeit an einer falschen Ausubung des Islams und an sozialer Ungerechtigkeit 1804 rief er einen Dschihad aus und besiegte im gleichen Jahr ein Heer der Haussa In den folgenden Jahren eroberte Usman die meisten der Haussa Staaten und schuf ein Fulbe Reich in Nordnigeria das auch unter dem Namen Kalifat von Sokoto bekannt ist Als Herrschaftssitz wahlte er die Stadt Kano Sein Schuler Modibo Adama grundete das Emirat Adamaua 1808 und 1810 erlitt Usman Niederlagen gegen die Reiche Bornu und Kanem 1903 wurde Sokoto von den Briten unter Frederick Lugard besiegt Die von Sokoto losgeloste Region von Konni wurde Franzosisch Westafrika zugeschlagen Die Terrorgruppen Boko Haram und die von ihr abgespaltene Ansaru berufen sich auf das Kalifat von Sokoto Im Marz 2015 gab Abu Bakr Shekau der Anfuhrer der Boko Haram bekannt dass seine Gruppe der Organisation Islamischer Staat und ihrem Anfuhrer Abu Bakr al Baghdadi Treue geschworen habe 19 Jahrhundert BearbeitenPolitische Reformen im 19 Jahrhundert Bearbeiten Seit dem fruhen 19 Jahrhundert bis zur grundlegenden Neuordnung nach dem Ersten Weltkrieg waren es vor allem drei Zentren die die islamische Gesellschaft des Nahen Ostens pragten Agypten de facto unabhangig vom Osmanischen Reich das Osmanische Reich selbst und Iran unter der Herrschaft der Kadscharen Die gesellschaftliche und politische Ordnung im Osmanischen Reich und Agypten waren in einem uber nahezu drei Jahrhunderte gewachsenen Prozess auf dem Boden osmanisch islamischer Werte und Gebrauche entstanden Das politische System des Reiches war nie statisch oder in allen Regionen einheitlich in dieser langen Zeit hatte sich in den einzelnen Regionen jedoch ein gemeinsames Verstandnis der grundsatzlichen Ziele der osmanischen Herrschaft und der Art und Weise ihrer Ausubung herangebildet Ende des 19 und in den ersten beiden Jahrzehnten des 20 Jahrhunderts befand sich das Osmanische Reich erneut in einem Reformprozess Die Unterbrechung und letztliche Zerstorung der gewachsenen Herrschafts und Gesellschaftsstrukturen wahrend und nach der Reformara brachte erneut tiefe und desorientierende Einschnitte fur die Volker des Nahen Ostens Im 19 Jahrhundert war es nicht die Absicht der herrschenden islamischen Dynastien gewesen die Lander des Nahen Ostens zu verwestlichen sondern zunachst einmal nur technische und administrative Verbesserungen aus Europa einzufuhren vor allem im Hinblick auf eine Reform der Streitkrafte Erst mit zunehmender Zahl europaisch ausgebildeter Verwaltungsbeamter und militarischer Anfuhrer beschleunigte sich der Wandlungsprozess und griff uber rein militarische Aspekte hinaus in weitere Bereiche des offentlichen Lebens uber 82 Einzelne Personen standen diesen Veranderungsprozessen kritisch gegenuber oder wunschten sich zumindest sie seien besser vereinbar mit den Grundsatzen und Brauchen islamischen Lebens Unter diesen ragen im 19 Jahrhundert der osmanische Sultan Abdulhamid II heraus sowie drei aus dem landlichen Leben entstandene Reformbewegungen die Wahhabiten Sanusi und die Mahdiyya In Agypten verbreitete Muhammad Abduh seine Ideen und verbreitete sie uber die Druckerpresse in der gesamten islamischen Welt Die durch das gedruckte Wort eingeleitete Ara der Massenkommunikation brachte auch die eher sakularen Ideen des Islamischen Erwachens hervor Im Osmanischen Reich gelangten die in den modernisierten Bildungseinrichtungen ausgebildeten Jungturken uberwiegend Militaroffiziere und Verwaltungsbeamte an die Macht und versuchten ihren Staat zu reformieren und somit zu retten Im Iran kam es 1905 1911 zur Verfassungsrevolte Der Erste Weltkrieg mit seinen wechselnden Bundnissen schliesslich die Aufteilung der arabischen Provinzen des besiegten Osmanischen Reiches in britische und franzosische Einflussspharen traf die arabischen Lander weitgehend unvorbereitet Fast ein Vierteljahrhundert lang waren die Leiter dieser Lander danach damit beschaftigt ihre volle Unabhangigkeit von Europa zu erlangen und neue Identitaten fur ihre Staaten zu finden In der Zeit zwischen den Weltkriegen waren die vorherrschenden Ideologien der Regionalismus der panarabische Nationalismus sowie die Vorstellung von einer islamischen Solidaritat 82 Koloniale Aneignung der Islamischen Welt Bearbeiten Im Laufe des 17 Jahrhunderts losten Handelswaren wie Tuche Indigo Tee und Porzellan die Gewurze als bedeutendste Handelsguter ab Im Zuge des Siebenjahrigen Krieges gewann die britische Ostindien Kompanie in der Schlacht bei Plassey die Oberhand uber Frankreich und ergriff die Herrschaft uber Bengalen wo sie 1756 die Steuereinnahmen des Mogulherrschers fur sich beanspruchte Die Kompanie setzte einen Generalgouverneur ein und reformierte die Verwaltung Ab 1818 war die Kompanie die dominante Macht in Indien bis sie nach dem Sepoy Aufstand von 1857 aufgelost wurde 1874 unterzeichnete Grossbritannien Vertrage mit malayischen Sultanen die zunehmend unter den Einfluss der Kolonialmacht gerieten bis zu Beginn des 20 Jahrhunderts Malaysia vollstandig unter kolonialer Herrschaft stand Im nahen Indonesien hatte die Niederlandische Ostindien Kompanie seit dem 17 Jahrhundert den Gewurzhandel beherrscht und ihren Einfluss bis zu Beginn des 20 Jahrhunderts auf den gesamten malaiischen Archipel ausgedehnt Die Philippinen waren seit dem 16 17 Jahrhundert spanisch besetzt nach dem Spanisch Amerikanischen Krieg ubernahmen die Vereinigten Staaten die Macht im Suden 1650 hatte das Russische Kaiserreich Sibirien annektiert 1715 erfolgte die Invasion der kasachischen Steppe Bis zum Ende des 19 Jahrhunderts hatte das Reich die Gebiete des heutigen Turkmenistan Kirgisistan und Tadschikistan unter seine Herrschaft gebracht Seit der Mitte des 19 Jahrhunderts hatte Frankreich einen Grossteil Westafrikas und den Maghreb kolonialisiert Grossbritannien annektierte Ostafrika Nigeria Agypten und den Sudan Italien bemachtigte sich Libyens und Somalias Nach dem Zusammenbruch des Osmanischen Reiches nach dem Ersten Weltkrieg ubernahm Grossbritannien auch die Vorherrschaft uber den fruchtbaren Halbmond und die Golfregion Frankreich besetzte Syrien und den heutigen Libanon Intensivierung der Kommunikation Bearbeiten nbsp Pilgerkarawane nach Mekka uberquert den Suezkanal ca 1885Der Ausbau neuer Verkehrswege und Kommunikationsnetze Dampfschifffahrt Bau des Suezkanals Ausbau des Eisenbahn und Telegrafennetzes obwohl primar durch das wirtschaftliche und politische Interesse der Kolonialherren motiviert eroffnete sich zugleich die Moglichkeit einer schnellen und intensiveren Kommunikation zwischen den einzelnen Regionen der islamischen Welt Der ab dem fruhen 19 Jahrhundert in der islamischen Welt aufkommende Buchdruck und vor allem das Zeitungswesen trugen zur massenhaften Verbreitung von Ideen und Informationen ebenfalls bei Dies bereitete letztlich den Boden fur eine neue reformorientierte Stromung innerhalb des Islams 83 Der Ausbau der Verkehrswege intensivierte sich vor allem mit dem Aufkommen der Dampfschifffahrt Mitte des 19 Jahrhunderts im November 1869 eroffnete der Suezkanal Nur wenige Jahre spater wuchs auch das Eisenbahnnetz Die neuen Massentransportmittel dienten in erster Linie dem Machterhalt der Kolonisatoren da sich mit ihrer Hilfe Truppen schnell von einer Region zur anderen bewegen liessen sowie dem kolonialen Handel Sie ermoglichten gleichzeitig beispielsweise einer steigenden Zahl von Pilgern den Haddsch nach Mekka 84 intensivierten somit auch die Kontakte zwischen den einzelnen jetzt unter Kolonialherrschaft stehenden Landern Parallel zu den Verkehrsnetzen meist entlang der Eisenbahnlinien gefuhrt entwickelte sich auch die Telegrafie Eine wesentliche Rolle in der kulturellen Entwicklung Europas spielte der Buchdruck da er die massenhafte Verbreitung von Informationen ermoglichte und somit dafur sorgte dass neue Ideen und Informationen sich sehr rasch und weit verbreiten konnten Der Buchdruck wird als eine der Triebkrafte fur die Epoche der Renaissance sowie fur das Zeitalter der Aufklarung angesehen und spielte trotz der fast gleichzeitig einsetzenden Zensur eine wichtige Rolle beim Aufstieg des Burgertums Demgegenuber verbreitete sich der Buchdruck in der islamischen Welt eher spat und zogerlich Nach dem Alhambra Edikt vom 31 Juli 1492 und der Vertreibung der Juden aus Portugal 1496 97 verliessen viele Juden die iberische Halbinsel und wanderten ins Osmanische Reich aus wo sie durch ein Dekret Bayezids II willkommen geheissen wurden Diese so genannten Sephardim hebraisch ס פ ר ד ים Sfaradim die aus Sepharad das heisst der iberischen Halbinsel kommen brachten auch den Buchdruck nach Istanbul Die ʿUlama begegnete der neuen Technik mit Misstrauen auch deswegen weil die Koranrezitation als verdienstvoller religioser Akt angesehen wurde und die mundliche Uberlieferung in der religiosen Ausbildung eine wichtige Rolle spielte 85 1537 38 wurde in Venedig der erste Koran mit beweglichen Lettern gedruckt das Werk fand jedoch kein grosses Interesse Eine Druckerpresse wurde schliesslich 1727 in Istanbul aufgebaut jedoch schon um 1740 auf Betreiben der ʿUlama wieder stillgelegt Sultan Bayezid II verbot 1483 das Drucken auf Arabisch bei Todesstrafe Lediglich von der judischen 1515 Thessaloniki 1554 Adrianopel 1552 Belgrad 1658 Smyrna sowie der griechischen und armenischen Gemeinschaft wurde der Buchdruck in den jeweiligen Alphabeten betrieben 1727 erlaubte Sultan Ahmed III die Errichtung einer Druckerpresse mit arabischen Lettern die einige sakulare Werke auf Osmanisch herausgab Das Drucken religioser Schriften blieb weiterhin untersagt 86 Der Buchdruck gewann erst wieder im fruhen 19 Jahrhundert an Bedeutung Die Hofkanzlei des Osmanischen Reiches stellte jedoch bis zu dessen Ende samtliche amtlichen Dokumente in kalligrafischer Handschrift aus 87 Napoleon Bonaparte fuhrte auf seiner Agyptischen Expedition 1798 1801 einige Druckerpressen mit um seine Proklamationen drucken zu lassen Schon um 1820 publizierte eine muslimische Presse in Kairo Lehrbucher Nach kurzem Widerstand nutzte auch die al Azhar Universitat die neue Technik was Kairo zu einem der Zentren des islamischen Buchdrucks machte Mekka erhielt 1883 eine Druckerpresse 88 Eine rege Pressetatigkeit begann gleichfalls um 1820 in den Urdu sprechenden Regionen Nordindiens 88 Die Publikation von Buchern fuhrte nicht dazu dass die ʿUlama ihre Bedeutung verlor Es entwickelte sich aber eine neue Art islamischer Gelehrsamkeit und religioser Autoritat deren Ansichten vor allem in den immer zahlreicher erscheinenden Zeitungen diskutiert wurden und die Mitte des 20 Jahrhunderts mit den Programmen zur Massenbildung noch an Bedeutung gewinnen sollte Territoriale Neuordnung in nationalstaatlichen Grenzen Bearbeiten Anfang des 20 Jahrhunderts waren die einst stolzen Reiche der islamischen Welt weitgehend in der Hand europaischer Kolonialmachte Die muslimischen Staaten die der Kolonialisierung entkommen waren Osmanisches Reich Saudi Arabien Iran und Afghanistan standen dennoch unter dem Einfluss Europas Zum bleibenden Erbe des Kolonialismus gehort die Neuordnung des Gebiets der islamischen Welt nach Nationalstaaten innerhalb international anerkannter Grenzen Die Grenzen von Gebieten die seit alters her unter der Herrschaft eigener Dynastien standen wie Marokko Algerien Agypten Arabien Iran oder Afghanistan wurden wahrend oder im Verlauf der Kolonialzeit genauer festgelegt Die Grenzen der Mehrzahl der in der Organisation fur Islamische Zusammenarbeit vertretenen Staaten wurden zwischen Kolonialmachten ohne Beteiligung der betroffenen Bevolkerung ausgehandelt Manchmal zerschnitten diese Grenzen historische Grossraume So teilte beispielsweise die in der Absicht Britisch Indien vom Emirat Afghanistan abzugrenzen vereinbarte Durand Linie das historische Stammesgebiete der Paschtunen Die Teilung zwischen Irak und Syrien ignorierte ebenfalls die geschichtliche Zusammengehorigkeit dieser Region Am persischen Golf wandelte die britische Kolonialherrschaft historische Weiderechte in Besitzrechte fur ortliche Stamme um und konnte sich so deren Loyalitat sichern Danach galten diese Lander und ihre Bodenschatze als Eigentum der regierenden Furstendynastien 89 Die nicht arabischen Lander der islamischen Welt konnten sich wie im Iran der Turkei Indiens Indonesiens oder Malaysias meist auf eine genauer abgrenzbare sprachliche oder geschichtliche Tradition beziehen die es ihnen leichter machte eine nationalstaatliche Identitat zu entwickeln In den arabischen Landern war dies nicht der Fall Hier trat die Realitat der Nationalstaaten eher in Gegensatz zur wahrgenommenen grenzubergreifenden Identitat der arabischen Nation als umfassende Kulturnation Dennoch sollten Versuche wahrend der 1950er bis 1970er Jahre scheitern einzelne Nationalstaaten als Foderation oder echte Union zu vereinen Die Vereinigte Arabische Republik eine Union zwischen Agypten und Syrien hatte nur drei Jahre Bestand von 1958 bis 1961 89 Neue islamische Offentlichkeit Bearbeiten Im spaten 19 und fruhen 20 Jahrhundert entstanden in einer doppelten Offentlichkeit parallel zur europaischen Kolonisation Reformbewegungen in der islamischen Welt die sich aktiv mit der westlichen Kultur auseinandersetzten Zwei grosse allerdings oft unscharf voneinander abgrenzbare Denkstromungen lassen sich unterscheiden Eine eher an der Moderne orientierte sowie eine traditionalistische von der Moderne weniger beeinflusste Denkrichtung Als Vermachtnis der Reformbewegungen des 19 und beginnenden 20 Jahrhunderts blieb die Idee eines alle Aspekte des modernen Lebens umfassenden vergesellschafteten Islam zuruck sowie die wahrgenommene Notwendigkeit diesen zu bewahren und nach aussen hin zu verteidigen Diese beiden Konzepte pragen die Politik und Identitat der islamischen Lander bis in die heutige Zeit Im Diskurs um die Neuorientierung der islamischen Gesellschaft umma standen sich sakulare und islamische Akteure in der Auseinandersetzung um die Definitionsmacht gegenuber Der traditionellen ʿUlama der Moscheen und Tariqa setzten Laien aus einer neu entstandenen Gruppe von Intellektuellen ihr gesellschaftliches Verstandnis entgegen und schufen sich in der politischen Offentlichkeit mittels Presse Parteien und Vereinen eigene Verhaltensnormen die sich deutlich von den Brauchen der traditionellen islamischen Religions und Rechtswissenschaft unterschieden Hierbei waren drei gegensatzliche Konzepte wirksam Sozialer Wertewandel kolonial traditional Gegensatz zwischen Stadt und Landbevolkerung Ausmass der Technisierung soziales Beziehungsnetz islamisch kolonialIn unterschiedlicher zeit und ortsgebundener Auspragung entwickelten sich unterschiedliche politische Traditionen Die an den durch die Kolonialmachte neu geschaffenen Staatsgrenzen orientierten Nationalisten bedienten sich europaisch modernistischer Denkweisen und orientierten sich an den von den Kolonialherren geschaffenen Verwaltungsstrukturen So wie sie fuhlten sich auch die Vertreter der Salafiyya eher der stadtischen Kultur deren Schwerpunkt sich in den neu entstandenen modernen Stadtteilen bildete zugehorig bezogen sich aber in ihren Konzepten und ihrer Sprache eher auf die traditionellen kulturellen Netzwerke Parallel hierzu bestand das alte soziale Netz der Medina weiter und grenzte sich von der kolonialen Aussenwelt ab Nur in wenigen Stammeskulturen des Nadschd der Kyrenaika und im Antiatlas sorgten islamisch interpretierte Stammeskulturen fur die soziale Integration Die Gegensatze zwischen den einzelnen Gruppen verscharften sich insbesondere nach den Umwalzungen in den islamischen Gesellschaften nach dem Ersten Weltkrieg 90 Sakulare Reformideen Rifaʿa at Tahtawi Bearbeiten Einer der ersten agyptischen Gelehrten der in engen Kontakt mit der modernen westlichen Zivilisation kam und daruber berichtete war Rifaʿa at Tahtawi 1801 1873 Als geistlicher Begleiter einer agyptischen Gesandtschaft Muhammad Ali Paschas hielt er sich 1826 1831 in Paris auf Sein Bericht uber seinen Aufenthalt Taḫliṣ al ibriz fi talḫiṣ Bariz der auch Grundzuge moglicher Reformen in seinem Heimatland enthalt erschien 1849 Er ist eines der wenigen Dokumente des 19 Jahrhunderts aus denen der islamische Blick auf den Westen in jener Zeit nachvollziehbar wird Obwohl at Tahtawi eine traditionelle religiose Ausbildung genossen hatte lassen seine Reformideen keine Notwendigkeit einer Veranderung des religiosen Denkens oder der Ausbildung erkennen Er zeigt sich einzig interessiert an Aufbau moderner Verwaltungs und Wirtschaftsstrukturen nach franzosischem Vorbild und bezieht sich auf den Islam nur wenn er betonen will dass Muslime praktisches Wissen und Erkenntnisse aus Europa ubernehmen konnen In seinen Ansichten spiegeln sich die Bemuhungen Muhammad Ali Paschas der keine Anstrengungen unternahm die al Azhar Universitat zu reformieren sondern stattdessen parallel ein unabhangiges Bildungssystem aufbaute 77 Religios motiviertes Reformkonzept Hayreddin Pascha Bearbeiten Hayreddin Pascha 1822 3 1890 war ein tunesischer und osmanischer Staatsmann 1852 1855 vertrat er die Interessen des Beis von Tunis am Hof Napoleons III in Paris wo er sich die franzosische Sprache und europaische Kultur aneignete Er war Marineminister spater Prasident des Hohen Rats von Tunis 1872 Prasident der internationalen Kommission welche die finanziellen Verhaltnisse von Tunis ordnen sollte und 1873 erster Minister Er reformierte die Verwaltung und Justiz der Provinz deren Grundsatze er in franzosischer Sprache dargelegt hatte Reformes necessaires aux Etats musulmans Paris 1868 1878 wurde er von Sultan Abdulhamid II nach Istanbul berufen und zum Grossweser ernannt seine Reformbemuhungen scheiterten jedoch am Widerstand des Kriegsministers Osman Nuri Pascha Im Gegensatz zu at Tahtawi formuliert Hayreddin Pascha mit der Wahrung des kollektiven Interesses maṣlaḥa der Muslime eine religiose Begrundung fur seine Ideen wobei er das Konzept des Idschtihad des unabhangigen Nachdenkens auch auf die offentlichen Angelegenheiten anwendet 77 Eine vergleichbare Rolle spielten Sayyid Ahmad Khan in Britisch Indien und Dschamal ad Din al Afghani der als Vordenker des Panislamismus und Antikolonialismus gilt als liberaler Reformtheologe und Modernist aber auch als einer der geistigen Begrunder des Politischen Islams und der Salafismus Bewegung des spaten 19 und 20 Jahrhunderts Wohlfahrts und Bildungsorganisationen Muhammadiyah und Nahdlatul Ulama Bearbeiten 1912 grundete sich in Yogyakarta die Muhammadiyah die sich unter Betonung der Idschtihad eher der Wohlfahrt und Bildung der Muslime widmet 91 1926 wurde in Indonesien die Nahdlatul Ulama gegrundet In den 1930er Jahren beinhalteten die Lehrplane ihrer religiosen Internate pesantren auch Mathematik Naturwissenschaften Englisch und Geschichte In den 1980er Jahren boten ihre Internate auch Abschlusse in Wirtschaftskunde Jura Erziehungswissenschaften und Medizin an Ab den 1990er Jahren positionierte sich die Organisation unter Abdurrahman Wahid als entschieden antifundamentalistisch und propagierte Demokratie und burgerlichen Pluralismus 92 Traditionalisten All India Muslim League und Dar ul Ulum Deoband Bearbeiten 1906 wurde in Dhaka die All India Muslim League gegrundet deren Ziel es ursprunglich war muslimische Minderheiten in mehrheitlich von Hindus bewohnten Regionen Indiens zu schutzen 1916 wurde Muhammad Ali Jinnah zu ihrem Prasidenten im britisch beherrschten Indien gewahlt Aus der Muslimliga entwickelte sich eine Partei die sich seit 1936 zunehmend vom Indischen Nationalkongress absetzte Auf der Grundlage der Lahore Resolution setzte Jinnah 1947 die Teilung Indiens in das uberwiegend von Hindus bewohnte Indien und den moslemischen Staat Pakistan im Industal und der Gangesmundung durch Eine streng traditionalistische Denkweise vertritt die Dar ul Ulum Deoband neben der al Azhar Universitat eine der einflussreichsten islamischen Hochschulen Seit ihrer Grundung 1866 in der Stadt Deoband im indischen Bundesstaat Uttar Pradesh widmen sich die Deobandi der Wiederbelebung von Gesellschaft und Bildung aber auch der islamischen Frommigkeit In den 1990er Jahren beriefen sich auch die afghanischen Taliban auf die Schule von Deoband 93 Sonderweg Ahmadiyya Bearbeiten Ebenfalls in Britisch Indien grundete in den 1880er Jahren Mirza Ghulam Ahmad die Sondergemeinschaft der Ahmadiyya Sie versteht sich ebenfalls als Reformbewegung des Islams und halt an den islamischen Rechtsquellen Koran Sunna und Hadith fest wobei zusatzlich die Lehren von Mirza Ghulam Ahmad bedeutsam sind 94 Die Ahmadiyya Lehre wird von den meisten Muslimen als Haresie betrachtet und abgelehnt Panislamismus Die Idee des Islah und die Salafiyya Bearbeiten Hauptartikel Panislamismus Islah und Salafismus nbsp Muhammad ʿAbduh 1849 1905 undatierte Fotografie wahrscheinlich Juli 1884 im britischen Parlament aufgenommen 95 Als Begriff fur politisch religiose Reformen wurde Islah zum ersten Mal von dem agyptischen Reformdenker Muḥammad ʿAbduh 1849 1905 verwendet Dieser hatte bis 1887 mit Dschamal ad Din al Afghani zusammengearbeitet Gemeinsam gaben sie die Zeitschrift al ʿUrwa al Wuthqa Das feste Band heraus Erstmals erreichte die panislamische Idee des Islams als religioses Band das starker ist als das von Nationalitat und Sprache 95 eine breite Offentlichkeit Ab 1876 gab ʿAbduh die Zeitung al Ahram heraus In der Zeitschrift al Manar Der Leuchtturm die er ab 1898 zusammen mit Raschid Rida 1865 1935 herausgab arbeitete er seine Reformideen weiter aus al Manar erschien fast 40 Jahre lang und fand Leser in der gesamten islamischen Welt Die dort veroffentlichte Artikelserie ʿAbduhs erschien zusammengefasst in seinem Werk Tafsir al Manar Letztendlich begriff ʿAbduh den Islam als ein Mittel zur Reform des Menschengeschlechts iṣlaḥ nauʿ al insan 96 Besonderen Wert legte er in seinen Schriften auf eine Reform des traditionellen Bildungswesens der Madaris die in Agypten aufgrund der Errichtung eines parallelen sakularen Bildungssystems durch Muhammad Ali Pascha in Nachteil geraten waren Sein Hauptbestreben galt der Vereinbarkeit traditioneller und moderner sakularer Institutionen und somit der islamischen Rechtfertigung europaischer Institutionen wie sie der Nationalstaat eingefuhrt hatte Er greift dabei zuruck auf das Konzept des kollektiven Interesses oder Gemeinwohls maṣlaḥa welchem er im Interesse der Muslime uberragende Bedeutung zugestand al maṣlaḥa shar 77 Von besonderer Bedeutung fur die Zukunft wurde die Islah Idee weil sie anstrebte alle Aspekte des modernen Lebens aus der Lehre des Islams heraus zu begreifen und zu rechtfertigen Nach dem Tod ʿAbduhs fuhrte Raschid Rida al Manar weiter Der thematische Schwerpunkt lag unter seiner Herausgeberschaft auf der Auseinandersetzung mit den Kolonialmachten wobei Ridas Hoffnung das Osmanische Kalifat konne als Schutzmacht des Islams agieren sich nicht erfullte Er widmete sich weiter der Wahrung der islamischen Identitat und setzte seine Hoffnung ab der Mitte der 1920er Jahre auf den neuen saudischen Herrscher ibn Saud Entwicklung des Osmanischen Reiches Bearbeiten nbsp Siegelmarke des Conseil d Administration de la Dette Publique Ottomane nbsp Bahnhof der Bagdadbahn bei Karapunar 6 Mai 1907Tanzimat Reform Bearbeiten Sultan Mahmud II 1808 1839 hatte mit der Auflosung des Janitscharenkorps 1826 und der Abschaffung des Lehnswesens Timar 1833 1834 1844 erste Anstrengungen zur Reform des politischen Systems eingeleitet Ab 1839 fuhrten Abdulmecid I 1839 1861 und spater Abdulaziz 1861 1876 unterstutzt von den Grosswesiren Mustafa Resid Pascha gest 1858 Ali Pascha gest 1871 und Fuad Pascha gest 1869 die Tanzimat Reformen durch Das Ziel war eine umfassende Modernisierung von Administration Militar Justiz und Wirtschaft Die wichtigsten Reformedikte waren das Hatt i Serif Edles Handschreiben von Gulhane 1839 das Hatt i Humayun Grossherrliches Handschreiben 1856 sowie die Verfassung von 1876 mit denen schrittweise die Gleichheit und Gleichbehandlung aller Untertanen unabhangig von ihrer Religion eingefuhrt wurde Finanzkrise und Gebietsverluste Bearbeiten Die finanzielle Belastung durch den Krimkrieg wurde so gross dass 1854 in London die erste Auslandsanleihe fur 3 Mio zu 6 aufgenommen werden musste eine weitere 1855 uber 5 Mio zu 4 Im Jahr 1875 folgte der Staatsbankrott Durch das sogenannte Muharram Dekret vom 20 Dezember 1881 wurde der Conseil d Administration de la Dette Publique Ottomane turkisch duyun i ʿumumiye ʾi ʿOs maniye meclis i idaresi Verwaltungsrat der osmanischen Staatsschulden gegrundet 97 Grossbritannien und Frankreich verhinderten somit dass die osmanische Turkei dem Expansionsstreben des zaristischen Russland in Richtung Mittelmeer erlag Im Berliner Vertrag von 1878 verpflichteten sich die europaischen Staaten zum wiederholten Mal sich nicht mehr in die inneren Angelegenheiten des Osmanischen Reichs einzumischen Nach dem Staatsbankrott 1875 und der Einrichtung der Osmanischen Schuldenverwaltung hatten europaische Staaten die faktische Kontrolle uber alle Regierungsbeschlusse ubernommen die finanzielle Auswirkungen hatten Auch Tunesien war hoch verschuldet Es wurde 1881 von franzosischen Truppen besetzt Agyptens Baumwolle und der 1869 eroffnete Suezkanal waren von grosser wirtschaftlicher Bedeutung fur Europa Im Gefolge des nationalistischen Aufstands der Urabi Bewegung 1879 1882 wurde Agypten durch Grossbritannien besetzt Mit Tunesien und Agypten hatten die europaischen Machte begonnen ihre Interessenspharen im Osmanischen Reich noch vor dessen Ende abzustecken Spanien und Frankreich teilten sich Marokko Italien besetzte nach dem Italienisch turkischen Krieg 1911 1912 Tripolitanien die Kyrenaika und den Dodekanes Der Wettlauf um Afrika hatte zu ersten Ergebnissen gefuhrt Gleichzeitig fuhrten die Gebietsverluste des Osmanischen Reiches zu wachsenden Bedenken in der arabischen Bevolkerung das Reich konne auch seine arabischen Gebiete an die europaischen Machte abgeben Ausgehend von Protesten gegen uberhohte Steuern wurde in den Provinzen Armeniens die Forderung nach Reformen laut Grossbritannien unterstutzte dieses Anliegen es scheiterte aber an Russlands Widerspruch Die volle armenische Unabhangigkeit hatte einen Krieg mit dem Osmanischen Reich zur Durchsetzung des Planes notwendig machen konnen 98 Im Herbst 1895 begann eine Reihe von Massakern vor allem an den Armeniern die sich in ganz Kleinasien und in der Hauptstadt uber viele Monate hinzogen Teilweise lieferten armenische Aktivisten den Vorwand der Hintergrund war jedoch die Armenische Frage durch die Dezimierung und Einschuchterung der Betroffenen zu losen 20 Jahrhundert BearbeitenSalafiyya und Wahhabismus Bearbeiten nbsp Raschid Rida 1865 1935 Die Reformbewegung der Salafiyya Ende des 19 Anfang des 20 Jahrhunderts war von den Ideen al Afghanis und ʿAbduhs beeinflusst Nach dem Tod ʿAbduhs 1905 fuhrte Raschid Rida die Zeitschrift al Manar alleine weiter 1924 veroffentlichte er in al Manar eine Sammlung von Schriften einiger Gelehrter aus der Zentralregion der arabischen Halbinsel dem Nadschd 99 Schon bei asch Schaukani und verstarkt seit den 1880er Jahren hatten die Lehren des hanbalitischen Dogmatikers Ibn Taimiya 1263 1328 wieder Beachtung gefunden Die Lehre ibn Taimiyas wurde zu einem Bindeglied zwischen der wahhabiyya und Teilen der salafiyya 100 Insgesamt waren die theologischen und sozialen Differenzen zwischen den beiden Stromungen zu gross um zu einem vollstandigen Zusammenschluss zu fuhren Die Offnung der Salafiyya zur Wahhabiyya hin rehabilitierte ibn Saud jedoch in der islamischen Offentlichkeit Dieser war 1924 in den Hedschas eingefallen und hatte die heiligen Stadte Mekka und Medina besetzt Hierbei hatten zentralarabische Milizen Iḫwan Mekka geplundert und zahlreiche nach ihrem Verstandnis gotzendienerische schirk Monumente zerstort Der islamische Weltkongress in Mekka 1926 fuhrte im Streit um die Legitimitat der Herrschaft ibn Sauds und seiner Schutzherrschaft uber die heiligen Stadte zur Spaltung der Salafiyya Ein pro saudischer monarchistischer Flugel dem auch Raschid Rida angehorte stand einer republikanisch gesinnten Fraktion gegenuber In der Folgezeit wurde die pro saudische Haltung zu einer der wichtigsten Stromungen islamischer Politik 100 Auch die heterogene Gruppe der neofundamentalistischen modernen Salafisten dschihadistisch militanter Pragung beruft sich teilweise hierauf 101 Untergang des Osmanischen Reichs Bearbeiten Revolution der Jungturken 1908 Bearbeiten Hauptartikel Jungturken nbsp Abdulhamid II nach der Wiedereinsetzung der Verfassung 1908In den Jahren 1905 7 verscharften Missernten die Wirtschaftskrise im Osmanischen Reich Die Gehalter der Beamten konnten nicht mehr ausgezahlt werden Diese Situation nutzten die griechischen und bulgarischen Rebellen in Mazedonien Im Juni Juli 1908 drohte ein bewaffneter Konflikt zwischen den konstitutionalistisch gesinnten Jungturken und dem osmanischen Militar Sultan Abdulhamid II gab dem Druck schliesslich nach und setzte die 1878 suspendierte Verfassung von 1876 am 23 Juli 1908 wieder in Kraft Eine neue Regierung wurde unter Kibrisli Kamil Pascha gebildet In der Geschichte des osmanischen Reichs begann nun die letzte Ara des Imperiums die Zweite Verfassungsperiode Ikinci Mesrutiyet 102 Die politische Macht der Jungturken Regierung stutzte sich vor allem auf das Militar Als Gegenleistung fur die militarische Machtgarantie wurden die Ausgaben fur das Militar in einem solchen Mass erhoht dass fur den Aufbau ziviler Institutionen und fur Reformen kaum noch Mittel zur Verfugung standen Finanziert wurde die Aufrustung uberwiegend uber Kredite deutscher Banken die Waffen wurden von den deutschen Firmen Friedrich Krupp AG und Mauser geliefert 103 Anteil der Militarausgaben am Staatshaushalt im Osmanischen Reich und Agypten 104 Jahr Osmanisches Reich Absolut Agypten1889 42 1 7 8 Mill T 4 2 1900 39 0 7 2 Mill T 5 8 1908 34 6 9 6 Mill T 5 0 1911 35 7 12 6 Mill T 5 8 Balkankriege und Erster Weltkrieg Bearbeiten Hauptartikel Balkankriege und Osmanisches Reich Erster Weltkrieg nbsp Armenische Fluchtlinge in Syrien 1915 nbsp Wilhelm II mit Abdulmecid II und Enver Pascha Oktober 1917 in KonstantinopelDer erste Balkankrieg 1912 1913 markiert den Beginn einer fast zehn Jahre dauernden Kriegszeit im Osmanischen Reich Im Friedensvertrag von London verzichtete das Reich auf fast alle seine europaischen Gebiete Im Ersten Weltkrieg versuchte das Reich der drohenden Spaltung der islamischen Welt durch eine verstarkte islamische Propaganda entgegenzuwirken Am 15 November 1914 verkundete der Schaich al Islam den Dschihad Die Propaganda der Gegenseite wies schnell darauf hin dass dies wahrscheinlich unter deutschem Einfluss geschehen war 105 Das Osmanische Reich hatte sich mit Deutschland und Osterreich Ungarn in einer Waffenbruderschaft verbunden Die osmanische Propaganda fand jedoch nur geringen Widerhall in der islamischen Welt vielmehr mehrten sich die Zweifel an der Legitimitat des Osmanischen Kriegs und sogar der kulturellen Oberhoheit des Landes Jahrhundertelang kannte das Osmanische Reich nur islamische und nicht islamische Untertanen die ethnische Herkunft spielte dabei nur eine untergeordnete Rolle Unter der Herrschaft der Jungturken setzte eine Politik der massiven Turkisierung ein Burger des Landes sollten sich nur noch als Turken verstehen Am 24 April 1915 veranlasste die osmanische Regierung die Verhaftung und Deportation armenischer Zivilisten in Konstantinopel Diese Politik mundete schliesslich in der Ermordung von ca 600 000 bis zu 1 500 000 christlichen Armeniern 106 Durch die Deportationen starben etwa zwei Drittel der auf dem Gebiet des Osmanischen Reiches lebenden Armenier was als Volkermord an den Armeniern betrachtet wird Auch unter der Bevolkerungsgruppe der Aramaer Assyrer kam es zum Volkermord an den syrischen Christen auch die Pontosgriechen wurden verfolgt Am 1 August 1915 hob das Innenministerium das Armenische Patriarchat und die Rechtsstellung der Armenier mit der Begrundung auf es gabe im Osmanischen Reich keine Armenier mehr 107 Vor allem nach dem Ruckzug osmanischer Truppen kommentierten arabische Zeitungen wie al Manar in Kairo das Kriegsgeschehen eher kritisch und zeigten sich entsetzt uber die Schlachterei und den Massenmord an den Armeniern unter der Regierung der Jungturken 108 Der Erste Weltkrieg fuhrte schliesslich nicht nur zum Untergang des Osmanischen Reichs sondern auch zum Ende der jahrhundertealten Allianz von Arabern und Turken in der islamischen Welt Nachdem am 3 Juli 1918 Mehmed V gestorben war folgte ihm sein Bruder Mehmed VI Vahideddin nach Er ging auf alle Forderungen der Siegermachte ein Diese besetzten im November 1918 einen Grossteil des Osmanischen Reiches Das Jungturkische Triumvirat Cemal Pascha Talat Pascha und Enver Pascha wurde entlassen und fluchtete Nach Abschaffung des Sultanats im November 1922 verliess Mehmed VI Konstantinopel und ging ins Exil Aufteilung des Osmanischen Reichs nach dem Ersten Weltkrieg Bearbeiten Mit der Aufteilung des Reichs im franzosisch britischen Sykes Picot Abkommen entstanden nach dem Ende des Ersten Weltkriegs neue Nationalstaaten aber auch Konflikte die den weiteren Verlauf der Geschichte im 20 Jahrhundert bestimmen sollten Schon 1916 hatte sich der haschimitische Emir von Mekka Hussein ibn Ali zum Konig von Arabien ausgerufen Er wurde schliesslich als Konig des Hedschas anerkannt Der Libanon war von 1860 bis 1916 eine autonome Provinz innerhalb des Osmanischen Reiches Ab 1920 war er franzosisches Mandatsgebiet Als Etat de Grand Liban war das Gebiet Teil des Volkerbundsmandats fur Syrien und den Libanon und wurde durch Gebiete im Westen deutlich erweitert Wahrend die Kustenregion uberwiegend von christlichen Maroniten bewohnt war lebten in den neu zugeordneten Gebieten des Libanongebirges der fruchtbaren Bekaa Ebene des Anti Libanon Gebirgszugs und des Hermon mehrheitlich Muslime 1926 erlangte der Libanon als Republik eine gewisse Eigenstandigkeit 1943 erklarte sich der Staat fur unabhangig Gemass den Beschlussen der Konferenz von Sanremo 1920 wurde Jordanien zunachst an das britische Mandatsgebiet Palastina angegliedert 1923 wurden die Gebiete ostlich des Jordans unter britischem Protektorat im Emirat Transjordanien zusammengefasst Abdallah ibn Husain wurde Staatsoberhaupt Mit dem Ende des britischen Mandats 1946 erhielt Jordanien seine volle Unabhangigkeit Abdallah ibn Husain nahm den Konigstitel an In der Balfour Deklaration von 1917 wurde formuliert dass Grossbritannien einer nationale Heimstatte der Juden in Palastina positiv gegenuberstunde Aufgrund seiner Erdolvorkommen und seiner Lage auf den alten Handelswegen nach Indien war Mesopotamien von besonderer wirtschaftlicher und politischer Bedeutung fur Grossbritannien Das Gebiet war im Osmanischen Reich in drei Provinzen Vilayet aufgeteilt Im Vilayet Bagdad lebten Juden Christen und Muslime im Vilayet Mossul bildeten Kurden im Vilayet Basra schiitische Muslime die Bevolkerungsmehrheit Vermittelt von Gertrude Bell versuchte Grossbritannien die drei Vilayet in einem autonomen aber gegenuber Grossbritannien loyalen Konigreich Irak zusammenzufassen Regiert werden sollte das Konigreich von dem sunnitischen Konig Faisal I Sohn Hussein ibn Alis des Emirs von Mekka und Konig des Hedschas der gemeinsam mit dem britischen Offizier T E Lawrence in der arabischen Revolte gegen das Osmanische Reich gekampft hatte Die innenpolitische Situation des von 1921 bis 1958 bestehenden Konigreich Irak blieb schwierig da die Dynastie in der Bevolkerung weder ethnisch noch religios verwurzelt war 1958 wurde der Konig durch einen Militarputsch abgesetzt und die Republik ausgerufen Die Situation in dem kunstlichen Staatsgebilde blieb bis zum Einmarsch amerikanischer Truppen 2003 und bis heute unter dem Terror der Organisation Islamischer Staat unruhig Der durch die Kriegsereignisse uberholte und nie ratifizierte Vertrag von Sevres sah gemass Artikel 62 die Autonomie fur Kurdistan vor sowie in Artikel 64 eine mogliche staatliche Unabhangigkeit der Kurden im sudostlichen Anatolien Zudem wurde dem seit Jahrhunderten in diesem Gebiet ansassigen Volk der Assyrer Chaldaer ein expliziter Minderheitenschutz eingeraumt 109 Die Armenier sollten ebenfalls einen eigenstandigen Staat erhalten 110 Diese Entscheidung war im Vertrag von Lausanne nicht mehr enthalten so dass die kurdische Bevolkerung nur teilweise Autonomie innerhalb der irakischen Autonomen Region Kurdistan geniessen Bestrebungen einen unabhangigen kurdischen Staat zu grunden scheiterten bislang Islamische Gebiete unter sowjetischer Herrschaft Bearbeiten nbsp Die Region Turkestan und die Grenzen der heutigen zentralasiatischen Staaten ungefahre Darstellung Die Region Turkestan entspricht einer nicht fest umrissenen zentralasiatischen Region die sich vom Kaspischen Meer im Westen bis zur ehemaligen russisch chinesischen Grenze in der Wuste Gobi im Osten erstreckte Wahrend der Osten Turkestans der chinesischen Provinz Xinjiang zugeordnet blieb waren Teile Westturkestans schon im 18 Jahrhundert vom russischen Zarenreich annektiert worden In der ethnisch inhomogenen Gesellschaft Turkestans spielte der Islam eine einigende Rolle Die persische und tschagataische Sprache verloren mit der Einbindung in russische Verwaltungsstrukturen unter militarischer Dominanz ihre Rolle als wichtigste Literatursprache zugunsten des Russischen Die Eliten Turkestans verfolgten vergleichbar der Situation in anderen Regionen unter kolonialer Verwaltung eine Politik der Angleichung und Teilhabe an der herrschenden Staatsmacht fuhrte aber gleichzeitig zu einem allgemeinen Gefuhl der Entfremdung von den islamischen Wurzeln 1916 brach ein Aufstand aus nachdem durch einen Erlass des russischen Aussenministers Boris Sturmer erstmals auch muslimische Manner zum Militardienst herangezogen werden sollten Der Aufstand wurde mit militarischen Mitteln schnell niedergeschlagen fuhrte jedoch zu einem unuberbruckbaren Gegensatz zwischen dem Zarenreich und den stadtischen Nationalisten Turkestans die sich nach der Oktoberrevolution den Bolschewiken anschlossen Zwischen 1917 und 1920 bestand in der nordlichen Steppenzone Westturkestans der autonome Staat Alasch Orda sudlich davon das von Mitgliedern der Alasch Partei gegrundete Kokander Autonomiegebiet Im Westen die sowjetischen Volksrepubliken Buchara und Choresmien sowie die Autonome Sozialistische Sowjetrepublik Turkestan gebildet Aus dieser entstanden zwischen 1924 und 1936 weitere neue Republiken Im Gegensatz zu den Nationalisten der Grossstadte Samarkand Taschkent stand die Miliz der Basmaci unter dem Einfluss traditionell gesinnter Gelehrter und Sufiorden die der Sowjetherrschaft in den Gebieten um Ferghana Chiwa und Buchara Widerstand leisteten Dort unternahm Enver Pascha den Versuch die Basmatschi Bewegung fur die panturkische Idee zu gewinnen und mit ihrer Hilfe ein neues Kalifat mit Sitz in Samarkand zu errichten Es gelang ihm jedoch nicht die einzelnen Widerstandsgruppen der Basmatschi militarisch zu organisieren Am 4 August 1922 wurde Enver Pascha nahe Duschanbe von Soldaten der Roten Armee erschossen 1927 schon ein Jahr vor der Umstellung der turkischen Schrift hatte die Kommunistische Partei eine fur alle muslimischen Volker verbindliche Lateinschrift durchgesetzt und damit die kulturelle Verbindung Turkestans zur islamischen Welt getrennt Ab 1928 setzte besonders in Tatarstan eine Politik der aktiven Entislamisierung ein besonders nach 1932 wurden fuhrende Intellektuelle verhaftet oder hingerichtet islamische Gerichte und Schulen wurden in grosser Zahl geschlossen die Rechtsinstitution des Waqf abgeschafft und das Familienrecht entislamisiert Kollektive Deportationen und die russische Kolonisierungspolitik verdrangten den Islam bis in die fruhen 1940er Jahre weitgehend aus dem offentlichen Leben Mit dem Zerfall der Sowjetunion entstanden im westlichen Turkestan die Staaten Kasachstan Kirgisistan Tadschikistan Usbekistan und Turkmenistan Im April 1990 rebellierten vor allem die Uiguren in Xinjiang gegen die chinesische Zentralregierung und forderten die Unabhangigkeit von China sowie die Errichtung einer eigenstandigen Turkrepublik Der Aufstand wurde von chinesischen Truppen niedergeschlagen Islamische Nationalstaaten im 20 Jahrhundert Bearbeiten Republiken Bearbeiten Turkische Republik Bearbeiten Hauptartikel Kemalismus und Geschichte der Republik Turkei source source Mustafa Kemal lehrt das neue turkische Alphabet 16 September 1937Am konsequentesten wurde die Idee des laizistischen Nationalstaats in der Geschichte der Republik Turkei umgesetzt Ziel des Staatsgrunders Mustafa Kemal Ataturk war es aus dem Vielvolkerstaat des Osmanischen Reiches einen Nationalstaat turkisch milliyet zu formen Grundlage war die gemeinsame Sprache und Geschichte des Landes Die Sprach und Schriftreform sowie die turkische Geschichtsthese dienten der Starkung des turkischen Nationalismus Der Islam wurde durch eine sakularistische nationalistische Identitat ersetzt Die Existenz nicht ethnischer Turken wurde jedoch geleugnet und unterdruckt Minderheitenrechten gewahrte die Turkei nur partiell 111 Jeder Burger der sich als Turke bezeichnete wurde als solcher akzeptiert Der Nationalismus Kemals lehnte den Turanismus ebenso ab wie den Panislamismus Rif Republik in Nordmarokko Bearbeiten Die republikanische Tradition in Marokko wurzelte im Unabhangigkeitsstreben einzelner Berberstamme Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Marokko von franzosischen und spanischen Kolonisten besiedelt Der franzosische Generalkonsul Hubert Lyautey errichtete eine franzosische Verwaltungsstruktur parallel zur marokkanischen und konnte mit militarischer Unterstutzung die Steuerhoheit uber die meisten Berberstamme erringen Auch Spanien versuchte auf der Grundlage des Vertrags von Fes vom 30 Marz 1912 und des franzosisch spanischen Vertrag vom 27 November 1912 ihre Herrschaft auf das gesamte ihnen zugesprochene Gebiet in Nordmarokko auszudehnen 1926 gelang es ihnen schliesslich ausgehend von ihren alten Stutzpunkten an der Kuste das gesamte Protektoratsgebiet zu erobern Dabei setzten sie auch chemische Waffen gegen ihre Gegner ein Angefuhrt von ʿAbdu l Karim al Ḫaṭṭabi 1882 1963 grundete die marokkanische Oppositionsbewegung im September 1923 die Konfoderative Republik der Stamme des Rif und errang im Rifkrieg 1921 1926 die Herrschaft uber Nordmarokko In der Absicht Marokko vollstandig von der Kolonialherrschaft zu befreien fielen die Truppen der Kabylen 1923 in das franzosische Protektorat ein Die franzosische Armee unter Marschall Philippe Petain hielt ihr Vordringen jedoch vor Fes und Meknes auf wahrend gleichzeitig spanische Soldaten von Norden her die Armee al Ḫaṭṭabis bedrangten Am 25 Mai 1926 ergab sich al Ḫaṭṭabi und wurde mit einigen Angehorigen auf die Insel La Reunion verbannt Im Gegensatz zu Kemal Ataturk konnte al Ḫaṭṭabi keine dauerhafte republikanische Ordnung errichten Als Grund hierfur wird das Fehlen einer einem Nationalkongress vergleichbaren politischen Reprasentation angesehen Eine solche hatte nicht nur die traditionellen auf Stammesbindungen und aristokratischen Beziehungen beruhenden Institutionen der Berberstamme sondern auch die europaisch gebildeten und nationalistisch gesinnten Stadtburger einbeziehen konnen Diese sahen ihre meist arabische Kultur besser unter dem franzosischen Protektorat geschutzt als in einer Berberrepublik und unterstutzten eher die Ideen der Salafiyya Diese Gruppe betrachtete eher die traditionelle islamische Gelehrsamkeit der Universitat al Qarawiyin und die Sufi Zentren als ihre Gegner als die franzosische Kolonialmacht deren Sprache seit dem 19 Jahrhundert als prestigetrachtige Sprache der Moderne schlechthin galt 112 Monarchien Bearbeiten nbsp Abd al Aziz ibn Saud und Hussain von Jordanien in Jerusalem 1953Saudi Arabien Bearbeiten Hauptartikel Geschichte Saudi Arabiens 1744 rief Muḥammad Ibn Saʿud 1726 1765 der eine enge Allianz mit Muḥammad Ibn ʿAbd al Wahhab eingegangen war das Emirat von Naǧd aus Von Imamen gefuhrt hatte es bis zur osmanischen Eroberung unter Ibrahim Pascha 1818 Bestand Emir Abd al Aziz II ibn Saud regierend ab 1902 nutzte den wahhabitischen Fundamentalismus erneut fur eine militarische Expansion in Arabien Die eroberten Gebiete wurden am 23 September 1932 zum Konigreich Saudi Arabien vereinigt In der Grundordnung von 1992 wurde der Absolutismus als Staatsform festgeschrieben Der hanbalitische Islam in der streng konservativen Auspragung des Wahhabismus spielt in Saudi Arabien eine grosse Rolle Aufgrund der strengen Auslegung der Scharia in der Rechtsprechung sind die Rechte der Frauen und religiosen Minderheiten im Land eingeschrankt Jordanien Bearbeiten Hauptartikel Jordanien Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Jordanien gemass den Beschlussen der Konferenz von Sanremo 1920 an das britische Mandatsgebiet Palastina angegliedert 1923 wurden die Gebiete ostlich des Jordans unter britischem Protektorat im Emirat Transjordanien zusammengefasst Abdallah ibn Husain wurde Staatsoberhaupt Mit dem Ende des britischen Mandats 1946 erhielt Jordanien seine volle Unabhangigkeit Abdallah ibn Husain nahm den Konigstitel an Nach der Verfassung von 1952 ist Jordanien eine konstitutionelle Monarchie der haschimitischen Dynastie Der Konig ist Staatsoberhaupt Oberbefehlshaber der Streitkrafte und ernennt den Ministerprasidenten sowie den Ministerrat Das Parlament besteht aus dem Abgeordnetenhaus mit 110 fur vier Jahre gewahlten Mitgliedern 9 Sitze fur Christen 3 fur Tscherkessen und 6 fur Frauen reserviert und dem Senat mit 40 Mitgliedern die fur acht Jahre vom Konig ernannt werden Frauen und Manner haben ab 18 Jahren das Wahlrecht Staatsreligion ist der Islam andere Religionsgemeinschaften konnen sich anerkennen lassen Im Rechtswesen das nach britischem Vorbild aufgebaut ist gibt es neben den Zivilgerichten auch Schariagerichte die bei privatrechtlichen Auseinandersetzungen unter Muslimen angerufen werden konnen 113 Marokko Bearbeiten Hauptartikel Politisches System Marokkos 1956 erlangte Marokko die Unabhangigkeit von Frankreich und Spanien 1957 nahm Mohammed V 1927 1961 den Konigstitel an Sein Sohn und Nachfolger Hassan II verfolgte eine Aussenpolitik der Westorientierung mit starker Anlehnung an Frankreich und das Europa der spateren EG 1971 72 und 1983 misslangen Versuche eine Republik zu errichten Marokko ist eine konstitutionelle Monarchie deren derzeitiges Staatsoberhaupt seit dem 24 Juli 1999 Konig Mohammed VI aus der Dynastie der Alawiden ist 114 Siehe auch Verfassungsreferendum in Marokko 2011 Nationalstaaten um die Jahrhundertmitte Bearbeiten Arabischer Sozialismus und Panarabismus Bearbeiten Hauptartikel Arabischer Sozialismus Panarabismus und Arabisches Einheitsstreben nbsp an Numairi Nasser and Gaddafi 1969So bedeutsam die religiosen Reformbewegungen innerhalb des Islams auf lange Sicht sein sollten wurden dennoch viele Lander mit islamischer Bevolkerungsmehrheit im mittleren Drittel des 20 Jahrhunderts von einer neuen Klasse sakularer Nationalisten gefuhrt Die bedeutsamsten Neuerungen dieser Zeit schliessen die Ausweitung der allgemeinen Bildung die Organisation der offentlichen Wohlfahrt und neue politische Organisationsformen ein Die neuen Fuhrer bekannten sich zwar zum Islam ihre Politik richteten sie aber eher an den Konzepten des Arabischen Sozialismus aus unter Betonung nationaler Identitaten 1919 entstanden in Palastina die ersten Parteien arabischer Kommunisten 1921 wurde Agyptens erste sozialistische Partei gegrundet 1922 grundete Husni al Urabi die erste kommunistische Partei ein Mitglied der Komintern In den 1920er Jahren teilte sich die Bewegung in sozialdemokratische nationale und islamische Richtungen Zur zentralen Stromung nach 1936 wurden die von Militars getragenen nationalistischen Arabischen Sozialisten 1941 1947 grundeten Michel Aflaq und Salah ad Din al Bitar die Baath Partei die 1953 mit Al Hauranis Arabischer Sozialistischer Partei fusionierte In Indonesien war in den 1950er Jahren eine der grossten kommunistischen Parteien ausserhalb des Ostblocks aktiv 115 Den Hohepunkt seiner offentlichen Wirkung erreichte der arabische Sozialismus ab Mitte der 1950er Jahre als Offiziere um Gamal Abdel Nasser in Agypten durch einen Putsch an die Macht kamen Grundlegend waren hierbei die Charta der Nationalen Aktion Agyptens 1962 und die agyptische Verfassung von 1964 Gamal Abdel Nasser vertrat nach seiner Machtubernahme 1954 das Konzept eines Panarabismus oder arabischen Nationalismus An der Ideologie des Nasserismus orientierte sich auch die Bewegung Arabischer Nationalisten Der Versuch Agypten und Syrien zur Vereinigten Arabischen Republik zusammenzuschliessen scheiterte jedoch nach kurzer Zeit Als Reaktion auf die Grundung der Vereinigten Arabischen Republik grundeten der irakische Konig Faisal II und sein jordanischer Cousin Hussein I im Februar 1958 die Arabische Foderation welche jedoch nur sechs Monate bestand Ein weiterer Vertreter der panarabischen Idee war auch Libyens Revolutionsfuhrer Muammar al Gaddafi der sich fur eine Foderation Arabischer Republiken aussprach aber auch zahlreiche Libysch arabisch afrikanische Vereinigungsprojekte vorschlug Seine Ziele und Ansichten veroffentlichte Gaddafi ab 1975 in seinem Grunen Buch Nach dem Sechstagekrieg 1967 verlor der arabische Nationalismus gegenuber dem islamischen Fundamentalismus an Boden Der arabische Nationalismus entwickelte sich durch die zunehmende Macht der Nasseristen und spater der Baathisten zugleich zu einem Unterdruckungsinstrument gegen die nationalen Minderheiten in den arabischen Landern Unabhangigkeit der Maghrebstaaten Bearbeiten Hauptartikel Maghreb Sonderweg im Iran unter der Pahlavi Dynastie Bearbeiten Hauptartikel Geschichte Irans Neuzeit und Politisches System des Iran vor 1979 nbsp Mohammed Reza Pahlavi 1963Seit der Konstitutionellen Revolution von 1906 beruhte die politische Ordnung im Iran auf der Staatsform der Konstitutionellen Monarchie Diese Verfassung war bis zur Islamischen Revolution gultig Das Parlament bestand aus zwei Kammern dem Madschles und dem Senat Die Abgeordneten des Madschles Madschles Schora Melli wurden vom Volk gewahlt die Abgeordneten des Senats wurden je zur Halfte gewahlt bzw vom Schah ernannt An der Gesetzgebung waren beide Hauser beteiligt Die aktive politische Rolle in der Gesetzgebung kam jedoch dem Madschles zu Nach der Verfassung stand der Schah als Monarch an der Spitze der Verwaltung des diplomatischen Diensts und des Militars Er hatte das Recht Minister zu ernennen und zu entlassen und die von den parlamentarischen Kammern erlassenen Gesetze mittels eigener Dekrete und Ausfuhrungsbestimmungen durchzusetzen Am 31 Oktober 1925 proklamierte der iranische Madschles Reza Chan als Reza Schah Pahlavi zum Herrscher des Iran Unter seiner Herrschaft besass das Militar weitreichende Machtbefugnisse Finanziert aus den Erlosen der Erdolproduktion fuhrte Reza Schah zwischen 1926 und 1928 gestutzt auf das Militar eine Reihe von Reformen durch Hierzu gehorte auch das Verbot der traditionellen nomadischen Lebensweise und Bekleidung sowie eine von der islamischen Gesetzgebung unabhangige Rechtsordnung Eine Zustimmung der Bevolkerung war in der Militardiktatur der Pahlavi Dynastie weder vorgesehen noch wurde sie erwartet Die Weisse Revolution war ein Reformprogramm das von Schah Mohammad Reza Pahlavi nach Planen von Ali Amini am 11 Januar 1963 vorgestellt und am 26 Januar 1963 durch ein Referendum verabschiedet wurde Es sollte den Iran modernisieren und die dortige soziale Situation verbessern Als besondere Aufgabe galt die Durchfuhrung einer Landreform mit der das Feudalsystem abgeschafft und Land von den Grossgrundbesitzern an die Bauern umverteilt werden sollte Die Frauenrechte wurden gestarkt staatliche Industrieunternehmen sollten privatisiert die Arbeiter und Angestellten am Gewinn beteiligt werden Ausserdem sollte der Analphabetismus bekampft werden 116 Nahostkonflikt Bearbeiten Hauptartikel Nahostkonflikt Politische Organisationen Bearbeiten Um die Mitte des 20 Jahrhunderts kam es in vielen islamischen Landern zu einem sehr starken Anwachsen der Bevolkerung sowie zu einer zunehmenden Migration in die stadtischen Ballungsraume 117 Insbesondere die erfolgreichen Programme zur Massenbildung der Zugang zu Kommunikationsmedien und wachsender sichtbarer Konsum fuhrten auch zu einer zunehmenden Enttauschung grosser Bevolkerungsteile die sich von dieser Entwicklung ausgeschlossen fuhlten Die Reformen des gesellschaftlichen Lebens fuhrten auch zu einer Zerstorung der sozialen Strukturen die bislang das Uberleben der stadtischen Armen und der Landbevolkerung gesichert hatten 115 Von den Reformen ausgenommen blieben in vielen Landern die religiosen Einrichtungen und Bildungsstatten denen sich die von den Versprechungen der Moderne Enttauschten nun vermehrt zuwandten 115 Die fortschreitende Urbanisierung zunehmend intensivere Kommunikation mittels gedruckter Medien sowie der Mitte des 20 Jahrhunderts deutlich ausgeweitete Zugang zu Bildung hatten erhebliche Konsequenzen fur die islamische Welt In Indonesien fiel beispielsweise die Rate der Analphabeten zwischen 1965 und 1990 von 60 auf 10 im gleichen Zeitraum stieg die Rate der Hochschulabsolventen von 4 auf 30 Seit den fruhen 1980er Jahren existieren in nahezu jeder Universitat der islamischen Staaten islamische Studentenorganisationen Diese wurden gepragt durch die Reformideen des fruhen 20 Jahrhunderts Die Dar ul Ulum Deoband nutzte intensiv die billige Drucktechnik um ihre Ideen und die Fatwas ihres Zentrums fur religiose Meinungsbildung dar al ifta zu verbreiten Die aus den Reformkonzepten al Afghanis und Abduhs entstandene Bewegung der Salafiyya erreichte durch ihre Bucher und Zeitschriften vor allem die Intellektuellen Nordafrikas und des Mittleren Ostens 118 Im 20 Jahrhundert gewannen Organisationen wie die Tablighi Jamaʿat und die Nahḍat al ʿulamaʾ Millionen von Mitgliedern letztere grundete in Indonesien 1945 eine eigene politische Partei die Masyumi die bis 1984 bestand Seit 1998 existiert die Partai Kebangkitan Bangsa als politischer Arm der Nahḍat al ʿulamaʾ 119 Wahrend der 1970er Jahre war die al Azhar Universitat ein bedeutendes intellektuelles Zentrum fur Bewegungen in Westafrika Seit der Islamischen Revolution im Iran gewann die Theologische Hochschule von Ghom an Bedeutung insbesondere fur die Ausbreitung des Schiismus im Senegal Nigeria und anderen afrikanischen Staaten Der fuhrende islamische Denker Rached al Ghannouchi erhielt seine Ausbildung an der Universitat Ez Zitouna in Tunis Wie er stammte auch der indonesische Gelehrte Nurcholish Madjid aus einfachen religios gepragten Verhaltnissen 118 Konsequenzen der Weltwirtschaftskrise 1929 und Konzeption einer islamischen Wirtschaft Bearbeiten Die Wirtschaftskrise 1929 traf diejenigen islamischen Lander besonders hart deren Guterproduktion von einer uberwiegenden Subsistenzwirtschaft in eine an den Bedurfnissen der europaischen Machte orientierte Produktion von Rohstoffen und Kolonialgutern umgewandelt worden war Der allgemeine Preisverfall fur Rohstoffe hatte einen erheblichen Konsumruckgang in den islamischen Landern zur Folge Dies fuhrte zu einer Verarmung des Dienstleistungssektors schweren Verlusten im Agrarsektor und letztlich zur Landflucht der bauerlichen Bevolkerung In den Stadten entstanden informelle Siedlungen ʿaswaʿiyat das erste geschlossene Elendsviertel entstand 1934 in Casablanca 120 Fur die Bewohner dieser Viertel bedeutete dies die Loslosung aus der bisherigen landlichen Tradition sowie den Ruckzug aus der kolonialen Gesellschaft und dem Diskurs der stadtischen islamischen Eliten 117 Exportwerte einzelner islamischer Lander 1928 1935 121 Land Exportprodukt 1928 1930 1932 1935Agypten 1000 Baumwolle 45 138 23 788 17 866 26 413Turkei 1000 TL Tabak 54 196 43 160 27 140 18 950Algerien 1000 Getreide 18 756 8 285Der schiitische Grossajatollah und Wirtschaftstheoretiker Muhammad Baqir as Sadr 1935 1980 81 griff die Ideen Abu l Aʿla Maududis auf In seinem Werk Unsere Wirtschaft arabisch اقتصادنا DMG Iqtisaduna legt er die theoretischen Grundlagen fur ein Islamisches Bank und Wirtschaftswesen als islamische Alternative sowohl zum Kapitalismus als auch zum Sozialismus Er weist den Sozialismus zuruck da der Islam zwischen den Personen und Allah als Herrscher unterscheide so dass zwischen offentlichem und privatem Eigentum unterschieden werden musse Gleichfalls wendet sich gegen den Kapitalismus da alles Eigentum letztlich von Gott gegeben werde so dass die Rechte und Pflichten sowohl fur privates als auch offentliches Eigentum durch den Islam festgelegt wurden Eine islamische Wirtschaft sei demgegenuber aus der Religion abgeleitet und sei daher unabhangig von jedem anderen okonomischen System gerechtfertigt 122 Islamischer Fundamentalismus Bearbeiten nbsp Sayyid Qutb 1906 1966 Hauptartikel Islamismus Die orthodoxen islamischen Reformbewegungen und der islamische Modernismus bilden den geistigen Hintergrund auf dem eine neue Gruppe aus Publizisten Journalisten Studenten und Akademikern eine radikale islamische Ideologie entwickelten die sich in bewusstem Gegensatz zu den sakularen Ideologien des Liberalismus und Nationalismus stellte Gefordert wurde dieses Denken durch die Erfahrung der Entwurzelung aus den traditionellen landlichen Strukturen und die fehlende Teilhabe am Konsum der etablierten kolonialen Stadtgesellschaft 115 In dieser Situation nutzten sie die islamische Symbolik und Sprache die schon von der Salafiyya und besonders durch die Werke Dschamal ad Din al Afghanis Muhammad Abduhs und Raschid Ridas ausgearbeitet worden waren Sie setzten ihre Situation der islamischen Fruhzeit gleich und deuteten ihren Ruckzug aus der Gesellschaft der stadtischen kolonialen Moderne als Hidschra Ein Vorlaufer dieser fundamentalistischen Denkweise war der pakistanische Journalist und Politiker Abu l Aʿla Maududi 1903 1979 Grunder der Partei Jamaat e Islami und wichtiger Mitgestalter der Verfassung Pakistans Seiner Auffassung nach sei eine Wiederbelebung des Islams unmoglich ohne die Errichtung eines islamischen Gottesstaats ḥukumat i ilahiya 123 124 Maududis Ideen gewannen zwei Jahrzehnte spater nachdem seine Werke in den 1960er Jahren ins Arabische ubersetzt worden waren unter dem Eindruck der sozialen Veranderungen erhebliche gesellschaftliche Bedeutung 1928 hatte Hasan al Banna in Agypten die Muslimbruderschaft gegrundet Ideologische Geschlossenheit erreichte die Bruderschaft erst mit den Werken Sayyid Qutbs Qutb wandte den Begriff der Dschahiliya den Zustand der vor islamischen Verblendung auf die gegenwartige Situation der islamischen Welt an Sein Begriff hakimiyyat Allah bezeichnet die absolute Souveranitat Gottes die jeder Form von Nationalstaat Demokratie oder Volkssouveranitat entgegensteht 125 Seine Bucher Zeichen auf dem Weg arabisch معالم في الطريق DMG maʿalim fi ṭ ṭariq und Im Schatten des Korans في ظ لال الق رآن Fi ẓilal al qurʾan trugen entscheidend zur Pragung nachfolgender islamistischer Gruppierungen bei Islamisches Erwachen Bearbeiten Hauptartikel Islamisches Erwachen nbsp Chomeini in Behescht e Zahra 1979 nbsp Mudschahidin mit Funkgerat 1985Aus westlicher Sicht waren die beiden wichtigsten Ereignisse die das Wiederaufleben des Islams anregten das Olembargo und der Anstieg des Olpreises wahrend der Olpreiskrise Mitte der 1970er Jahre sowie die iranische Revolution im Iran 1979 aus der eine islamische Republik unter Ajatollah Chomeini entstand Saudi Arabien Kuwait und Libyen verwendeten einen Teil der Gewinne aus dem Olhandel um islamische Bucher Madaris und Moscheen in der gesamten Welt zu finanzieren Nach der sowjetischen Intervention in Afghanistan bildeten die Vereinigten Staaten Saudi Arabien und die Golfstaaten eine Koalition ein grosser Teil der aufgebrachten Geldmittel floss in die Unterstutzung der afghanischen Mudschahid Nach der islamischen Revolution unterstutzte der Iran schiitische Gruppen vor allem im Sudlibanon Bedeutsamer fur die islamische Welt war allerdings die Erkenntnis dass die Verwestlichung der muslimischen Lander nicht unumkehrbar ist 126 Erdolexport und Waffenimport Bearbeiten Mit dem in den 1960er Jahren einsetzenden Wirtschaftsboom war der weltweite Erdolverbrauch zwischen 1965 und 1973 um etwa 80 gestiegen Als Reaktion auf den Jom Kippur Krieg Oktober 1973 setzten die Staaten der OAPEC die Erdollieferungen an die USA und die Niederlande wegen ihrer Unterstutzung Israels aus Dies fuhrte in den Landern der westlichen Welt zur Olpreiskrise von 1973 und zeigte dass die politischen Auseinandersetzungen im Nahostkonflikt in direkter Beziehung zur Entwicklung der Weltwirtschaft standen In den darauf folgenden Jahrzehnten stiegen sowohl die Fordermenge als auch der Preis fur Rohol nahezu kontinuierlich an nbsp Entwicklung der weltweiten Erdol Fordermenge von 1965 bis 2007 nbsp Roholpreise nominell und real seit 1861Erdol Forderung in ausgewahlten islamischen Landern Millionen Tonnen 127 Rang 2012 Land 1970 1980 1990 20001 Saudi Arabien 192 2 509 8 342 6 455 06 Iran 191 6 74 2 162 8 189 47 VAE 36 9 84 2 107 5 123 18 Kuwait 151 8 86 8 46 8 109 19 Irak 76 3 131 1 105 3 128 816 Katar 18 1 23 7 21 1 36 118 Algerien 48 2 51 8 57 5 66 819 Libyen 159 5 88 3 67 2 69 521 Oman 16 4 14 1 34 2 47 623 Indonesien 43 1 79 0 74 4 71 526 Agypten 16 4 29 8 45 5 38 836 Turkmenistan 15 0 8 0 5 7 7 238 Jemen 0 0 0 0 8 7 21 339 Syrien 4 2 7 9 20 2 27 3Die steigenden Einnahmen aus der Roholforderung beeinflussten nicht nur die internationalen Markte sondern beschleunigten auch Umstrukturierungsprozesse innerhalb der islamischen Lander Der steigende Bedarf an Arbeitskraften fuhrte zur Einwanderung von Arbeitern aus der arabischen Welt Pakistan und spater den Philippinen Die Arbeiter uberwiesen einen Teil ihres Lohnes in ihre Heimatlander zuruck und beeinflussten dort die Markte Das Gefuge aus Migration Medien und Kapitaluberweisungen innerhalb der islamischen Welt orientierte sich um und fokussierte jetzt neu auf die Golfstaaten und Libyen wobei insbesondere die puritanischen Wahhabiten Saudi Arabiens im Diskurs um gesellschaftliche Wertvorstellungen an Bedeutung gewannen 128 In den fruhen 1970er Jahren stutzte sich in islamischen Landern wie in der Turkei im Iran Irak oder Saudi Arabien die politische Macht weitgehend auf das Militar Der Anteil der Militarausgaben am Staatshaushalt betrug in diesen Landern sowie den Golfstaaten Syrien Pakistan und Nordjemen zwischen 30 und 60 Von 1972 bis 1976 stiegen besonders im Mittleren Osten die Ausgaben fur Waffenkaufe dramatisch an blieben 1976 1980 annahernd konstant und stiegen dann wieder infolge des Iran Irak Krieges 1982 war der Mittlere Osten der weltweite Hauptabnehmer fur Waffen 42 aller Waffenlieferungen und 51 der Lieferungen an Entwicklungslander gingen in diesem Jahr in den Mittleren Osten Die Lander dieser Region und die Golfstaaten dominierten 1982 die Liste der zehn Staaten mit den hochsten Militarausgaben verglichen mit dem gesamten Staatshaushalt 129 Die Devisen fur diese Waffenkaufe stammten meist aus dem Handel mit Erdol so dass ein Teil des zum Erdolkauf eingesetzten Kapitals wieder in die westlichen Lander zuruckfloss 130 Die Auswirkungen dieser massiven Waffenkaufe waren schwerwiegend Zum einen war das Militar in den betroffenen Landern der demokratischen Kontrolle oft entzogen und diente dem Machterhalt autoritarer Regime andererseits konnten sich zunehmend auch ethnische oder gesellschaftliche Gruppen innerhalb einer Gesellschaft bewaffnen Islamische Revolution im Iran 1979 Bearbeiten Hauptartikel Islamische Revolution und Politisches System des Iran Golfkriege Bearbeiten Hauptartikel Erster Golfkrieg Zweiter Golfkrieg und Irakkrieg Der moderne Irak entstand als weite Teile des ehemaligen Osmanischen Reiches nach dem Ersten Weltkrieg durch das Sykes Picot Abkommen von 1916 unter den Siegermachten Grossbritannien und Frankreich aufgeteilt wurden Dabei erbte der neu gebildete Irak auch die Grenzkonflikte an seiner Ostgrenze Der Irak Transjordanien und Palastina kamen unter britische Syrien und Libanon unter franzosische Mandatsverwaltung Kuwait gehorte vor dem Ersten Weltkrieg zum Vilayet Basra einer Verwaltungseinheit innerhalb des Osmanischen Reiches die territorial allerdings nicht mit dem Gebiet der heutigen sudirakischen Provinz Basra identisch ist Zu dem erst nach dem Ersten Weltkrieg gegrundeten Staat Irak gehorte Kuwait nie Nach der Unabhangigkeit des Emirats von Grossbritannien 1961 versuchte der Irak vergeblich dessen Aufnahme in die UNO und die Arabische Liga zu verhindern 1963 erkannte der Irak die Unabhangigkeit Kuwaits zwar an in der Folge kam es aber immer wieder zu Grenzstreitigkeiten da die Grenze zwischen beiden Staaten nie eindeutig genug festgelegt wurde Verlauf und Folgen Bearbeiten source source source Donald Rumsfeld trifft Saddam Hussein 19 20 Dezember 1983 nbsp Sturz einer Statue Saddam HusseinsIm ersten Golfkrieg 1980 1988 hatte der Irak unter Saddam Hussein gute Beziehungen zu den Vereinigten Staaten und zu Europa speziell Frankreich und Deutschland unterhalten Auf dem Hintergrund einer moglichen sowjetischen Einflussnahme aber vor allem aus Angst vor einer Ausweitung der islamischen Revolution im Iran auf die Arabische Halbinsel erhielt der Irak militarische und technologische Unterstutzung im ersten Golfkrieg zwischen Iran und Irak Schwere Menschenrechtsverletzungen wie der Giftgasangriff auf Halabdscha Marz 1988 fuhrten nicht zu wirksamen Protesten der westlichen Welt 131 Im Zweiten Golfkrieg 1990 1991 vereitelte eine Koalition aus insgesamt 34 Landern darunter die USA und Staaten der Arabischen Liga die Annexion Kuwaits durch den Irak Hintergrund des Krieges war der Versuch Iraks die Last seiner Auslandsschulden vor allem bei den Nachbarstaaten der Arabischen Liga durch Druck auf die Organisation erdolexportierender Lander und insbesondere auf den Glaubigerstaat Kuwait zu reduzieren Die historisch unzureichende Grenzziehung zwischen den beiden Landern spielte eine propagandistische Rolle Politisch gesehen war das Ende des Kalten Krieges hierbei von unmittelbarer Bedeutung Der Krieg selbst hatte uber die Kriegsschaden hinaus Auswirkungen auf zahlreiche Aspekte der internationalen und der irakischen Politik vor allem auf die Kriegsfuhrung und die politische Rolle der Medien in den beteiligten westlichen Staaten Im Gegensatz zum Zweiten Golfkrieg war der Irakkrieg 2003 2011 nicht durch ein UN Mandat gestutzt sondern wird als eine volkerrechtswidrige Militarinvasion der USA Grossbritanniens und einer Koalition der Willigen in den Irak angesehen Als Begrundung des Irakkriegs wurde neben einer geforderten unmittelbaren Reaktion auf die Terroranschlage am 11 September 2001 auch die mutmassliche Produktion chemischer und biologischer Waffen die einen Praventivschlag rechtfertigen sollten 131 Auch nach dem offiziell verkundeten Kriegsende 2003 blieb der Irak bis 2011 besetzt Die Expansion der Organisation Islamischer Staat in der Irakkrise 2014 wird zum Teil als Folge des Irakkriegs angesehen Islam als Ideologie Bearbeiten Die politische Pragung in der Periode des Islamischen Erwachens fand statt auf dem Hintergrund einer Bankrotterklarung sowohl der sozialistischen als auch der kapitalistischen Staaten vor allem jedoch in bewusster Abgrenzung von den aggressiv sakularen marxistisch totalitaren Regimes der 1960er und 1970er Jahre in den Landern des Mittleren Ostens Die Aneignung des politischen Mythos der Revolution paradoxerweise ein Begriff der eher aus der westlichen Geschichte stammt blieb nicht langer nur Theorie sondern mundete in eine revolutionare Radikalisierung Im Gegensatz zum traditionellen Rechtsverstandnis der ʿUlama hatte sich unter den Intellektuellen der islamischen Welt ein neues Verstandnis des Islams herausgebildet Die Religion diente als Ideen und Wertesystem nach dem sich die Gesellschaft umgestalten lassen konnte Als Ideologie stand der Islam nicht mehr in Konkurrenz mit anderen Religionen wie Juden oder Christentum sondern zu sakularen Weltanschauungen Der Gedanke dass alle Ideologien letztlich im Islam als dem erwunschten gesellschaftlichen Endzustand mundeten findet sich schon im Werk Abu l Aʿla Maududis dessen Idee eines islamischen Gottesstaats ḥukumat i ilahiya der Staatsidee Pakistans zugrunde liegt 132 Die Umsetzung dieser Ideologie in die gesellschaftliche Realitat wurde als Islamisierung oder die Scharia befolgen bezeichnet 1971 pragte der libysche Politiker Maḥmud Naku das Schlagwort Der Islam ist die Losung al islam huwa al ḥall welches in der Folge unter anderem von Mahmud Taleghani und Gamal al Banna aufgegriffen und propagiert wurde 133 Agypten Bearbeiten Die Suche nach einem authentischen Islam hatte Sayyid Qutb zu einem fundamentalistischen Islamverstandnis gefuhrt dem zufolge die Religion die ausschliessliche Grundlage und Gesetzmassigkeit der Politik sei Der wahre Glaubige habe alle menschlichen Gesetze und Regierungen abzulehnen Er habe sich aus der verblendeten Welt der Dschahiliya zuruckzuziehen und die wahre islamische Gesellschaft nach den alten Mustern der ursprunglichen arabischen Expansion wiederherzustellen Durch Ruckzug Hidschra und Wiederkehr nach dem Vorbild des Propheten Dschihad und das Erringen der Macht 134 Die Utopie eines einheitlichen islamischen Staates ist auf dem Hintergrund des ebenso monolithischen sakularen agyptischen Staates unter Gamal Abdel Nasser zu verstehen Die neue Idee der Gottesherrschaft ḥakimiyya auf der Grundlage der Scharia stellt eine Weiterentwicklung der Ideen Abu l Aʿla Maududis dar der zwar den Begriff ḥakimiyya gepragt hatte in dessen Konzept eines islamischen Konstitutionalismus der Revolutionskrieg zur Wiedereroberung der verblendeten Dschahiliya keine Rolle gespielt hatte Die Idee einer Revolution findet sich weder bei den mittelalterlichen Hanbaliten noch bei den orthodoxen Reformern der Salafiyya Eine geschichtliche Entsprechung findet sich wie Religionsgelehrte der al Azhar Universitat feststellten am ehesten bei den Charidschiten des 6 und 7 Jahrhunderts Die neue revolutionare Radikalisierung wird erstmals deutlich anhand der Rechtfertigung der Ermordung des agyptischen Prasidenten Anwar as Sadat 1981 in Muhammad Abd as Salam Faradschs Buch Die vernachlassigte Pflicht The neglected duty Die Gotzen dieser Welt konnen nur durch die Macht des Schwertes vertrieben werden M A S Faradsch The neglected duty 135 Iran und Libanon Bearbeiten Im Gegensatz zur Situation in Agypten spielten in der Islamischen Revolution von 1979 islamische Geistliche eine wichtige Rolle Klerikale Intellektuelle wie Mahmud Taleghani 1911 14 1979 und Murtada Mutahhari hatten in ihren Schriften den Boden fur die Revolution gegen den Schah vorbereitet Ruhollah Chomeini hatte schon 1970 im Exil in Nadschaf sein Konzept der Herrschaft der Geistlichkeit Welayat e Faqih vorgestellt 136 Chomeinis Erfolg erklart sich teilweise daraus dass er sich im Iran auf eine vom Staat unabhangige schiitische Hierarchie stutzen konnte 118 Der 1982 gegrundeten schiitischen Hisbollah im Libanon stand eine solche nicht zur Verfugung Islamistischer Terrorismus nach 1989 Bearbeiten Hauptartikel Islamistischer Terrorismus Nach der Auflosung der Sowjetunion und der dritten Welle der Demokratisierung war der politische Islam erneut Veranderungen unterworfen Einerseits fand eine Globalisierung der revolutionaren Radikalisierung sowie eine Globalisierung des Dschihad Begriffs statt andererseits orientierte sich der politische Islam vom Staat weg hin zur Zivilgesellschaft In den Vordergrund traten hierbei die Vereinigten Staaten die als verbleibende globale Supermacht erstmals im Ersten Golfkrieg aktiv und sichtbar in die Konflikte der islamischen Welt eingegriffen hatten 137 Noch in der Tradition der Bekampfung des Nationalstaats in der Tradition Sayyid Qutbs wurde 1967 die Organisation al Dschihad unter Beteiligung von Aiman az Zawahiri in Agypten gegrundet Eines ihrer ursprunglichen Ziele war die Ruckeroberung des im Sechstagekrieg an Israel verlorenen Jerusalem Mit der Erklarung des Dschihad gegen die Sowjetunion nach der Intervention in Afghanistan und der Rekrutierung von Kampfern in der gesamten islamischen Welt waren politische Gewalt und transnationaler Islamistischer Terrorismus weithin legitimiert Mit der Auflosung Jugoslawiens sammelten sich militante Islamisten aus Afghanistan und anderen Landern um in den Jugoslawienkriegen 1992 1996 zu kampfen und zogen dann weiter in den Zweiten Tschetschenienkrieg 1999 2009 In den spaten 1990er Jahren kehrte Osama bin Laden nach Afghanistan zuruck und grundete die World Islamic Front for Jihad against Jews and Crusaders der sich auch Aiman az Zawahiri anschloss Entsprechend Sayyid Qutbs Idee der Speerspitze des Islams strukturierte bin Laden die Organisation als globale Gegenelite die methodisch nach Regeln vorgehen sollte Al Qaida arabisch القاعدة DMG al qaʿida Basis Fundament Ziel der Organisation ist der globale Dschihad mit terroristischen Mitteln gegen die USA und Israel bin Laden selbst sprach von einem Kreuzzug dieser Lander gegen den Islam gegen den sich die islamische Welt zur Wehr setzen musse 138 Die antisemitische Pragung Al Qaidas ist ebenfalls ein Erbe der Ideologie Sayyid Qutbs 139 Ambivalente Positionen zwischen Fundamentalismus und Moderne Bearbeiten Muslimbruderschaft Bearbeiten Hauptartikel Muslimbruder 1928 von Hasan al Banna in Agypten gegrundet stellt die Muslimbruderschaft arabisch الإخوان المسلمون DMG al ʾiḫwan al muslimun Ichwan eine der einflussreichsten sunnitisch islamistischen Bewegungen im Nahen Osten dar Unterorganisationen bestehen in Syrien und Jordanien Die Organisationen der Ennahda und Hamas Algerien sind Teil der Regierungen von Tunesien und Algerien In Gaza errichtete ihr Ableger Hamas eine islamistische Diktatur wahrend die libysche Partei fur Gerechtigkeit und Aufbau im Zweiten libyschen Burgerkrieg als eine der Hauptfraktionen galt Auch die im Sudan herrschende Nationale Kongresspartei beruft sich auf die Muslimbruderschaft Vor der Prasidentschaft Mohammed Mursis in Agypten 2012 2013 wurde die Muslimbruderschaft von einigen Beobachtern als vergleichsweise moderate und entradikalisierte politische und soziale Formation angesehen Sie galt als eine konservativ islamische Organisation die Gewalt und den globalen Dschihad ablehnte und sich in einem Prozess der Entideologisierung befand 140 141 Nach der Staatskrise in Agypten 2013 2014 wurde die Muslimbruderschaft in Agypten verboten und als Terrororganisation eingestuft Sudan Hasan at Turabi Bearbeiten In den offentlichen Ausserungen des sudanesischen Politikers Hasan at Turabi 1932 2016 mischen sich islamistisch konservative mit pluralistischen Anschauungen In der Zeit von 1979 bis 1985 unterstutzte er teils in politischen Amtern das nationalistische und an sozialistischen sowie panarabistischen Ideen nahostlicher Machthaber orientierte Regime des durch einen Militarputsch zur Macht gelangten Dschafar an Numairi gestutzt vollzog er im September 1983 auch dessen Hinwendung zu einem islamistischen Staat mit an der Scharia orientierter Gesetzgebung mit und bewilligte 1985 die Hinrichtung des Reformdenkers Mahmud Muhammad Taha Seine 1985 gegrundete Partei Nationale Islamistische Front NIF unterstutzte 1989 den Militarputsch General Umar al Baschirs der im Sudan nach islamisch fundamentalistischen Grundsatzen regierte und gegen den spater der Internationale Strafgerichtshof IStGH in Den Haag Haftbefehl wegen Volkermordes Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen im Darfur Konflikt erlassen hat Nach dem Ausschluss der NIF aus der Regierung unterstutzte er im Darfur Konflikt die Bewegung fur Gerechtigkeit und Gleichheit und unterhielt Kontakte zu Osama bin Laden In seinen Schriften und Interviews zeigte sich Turabi reformorientiert betonte das islamische Prinzip der Schura Beratung Konsultation und unterstutzte eine aktivere Rolle der Frauen im offentlichen Leben 142 21 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Verbreitung des Islam heute grun Protest der jungen Generation Bearbeiten Seit den 1990er Jahren zeigen sich in der jungeren Generation der Muslime Tendenzen mit dem politischen Islam des Islamischen Erwachens abzuschliessen und die Religion eher als eine Voraussetzung und Massgabe fur einen demokratischen Verfassungsstaat ansehen 118 Iran Bearbeiten nbsp Proteste nach den iranischen Prasidentschaftswahlen Teheran 2009Seit den fruhen 1990er Jahren setzen sich im Iran die Intellektuellen Abdolkarim Sorusch und der Kleriker Muḥammad Mudschtahid Schabistari fur eine sakulare und pluralistische Sichtweise des Islams ein und gehoren so zu den Wegbereitern der politischen Reformen Prasident Mohammad Chatamis 1997 2005 Chatami argumentierte dass eine Demokratie im Iran wo die Mehrzahl der Bevolkerung als religios betrachtet werden konne eine Volksherrschaft von Natur aus eine religiose Demokratie mardum salari yi dini sein wurde 118 Chatami unterlag in der Prasidentschaftswahl im Iran 2005 dem konservativen Mahmud Ahmadineschad Dessen Wiederwahl loste aufgrund des Verdachts der Wahlfalschung 2009 wochenlang anhaltende Proteste aus Bei der Parlamentswahl im Iran 2016 konnten die Reformparteien nach vorlaufigem Ergebnis 38 der Stimmen gewinnen Indonesien Bearbeiten Bereits in den 1970er Jahren hatte Nurcholish Madjid der Leiter der Indonesischen Islamischen Studentenbewegung mit seinem Lehrer Mohammad Natsir einem der wichtigsten Ideologen der Masyumi Partei gebrochen Er lehnte die Idee eines islamischen Staats negara Islam ab da sie eine prinzipiell profane Idee heilige Die Vorstellungen Madjids fanden weite Verbreitung in der Demokratisierungsbewegung nach dem Sturz Suhartos 1998 118 Seit den 1990er Jahren propagiert die bedeutende Organisation der Nahdlatul Ulama unter Abdurrahman Wahid Demokratie und burgerlichen Pluralismus 143 Islam im Zeitalter des Internets Bearbeiten Moderne elektronische Medien unterscheiden sich in mehreren Aspekten von herkommlichen Massenmedien vor allem darin dass sie die Distanz zwischen Sender und Empfanger minimieren Bereits im Vorfeld der islamischen Revolution im Iran erreichten die Reden Chomeinis auf Kompaktkassetten weite Kreise der iranischen Bevolkerung 144 Im Vergleich zu gedruckten Medien sind die Kosten und erforderlichen Kenntnisse deutlich niedriger Die interaktive Form elektronischer Kommunikation schafft eine interaktive Online Community die den Nutzern eine unmittelbare und prinzipiell gleichberechtigte vor allem transnationale Teilhabe ermoglicht Texte des Korans und der Ḥadith erschienen schon fruh in digitalisierter Form im Internet Newsgroups diskutierten islamische Themen vom Alltaglichen bis hin zu religiosen Themen 145 Mit der Einrichtung des World Wide Webs in den 1990er Jahren begannen auch islamische Regierungen und Organisationen das Netz zu nutzen ebenso politische Bewegungen wie die Islamische Heilsfront in Algerien oder die Hisbollah im Libanon Wahrend 1997 nur 0 4 der arabischen Bevolkerung das Internet nutzten waren es 2014 42 146 Arabisch und englischsprachige Nachrichtensender wie Al Jazeera aus Katar seit 1996 oder al Arabiya aus den Vereinigten Arabischen Emiraten seit 2003 berichten flachendeckend aus der islamischen Welt und erreichen taglich uber Satelliten und Internet eine grosse Zahl von Menschen Die herrschenden Regimes versuchen teilweise den hierdurch moglich gewordenen Meinungsaustausch und die Organisation und Absprache oppositioneller Gruppen durch Internetzensur zu begegnen beispielsweise im Iran Auch terroristische Gruppen nutzen weiterhin die Moglichkeiten des Internet fur ihre Propaganda Arabischer Fruhling Bearbeiten Hauptartikel Arabischer Fruhling Am 17 Dezember 2010 begannen in Tunesien Proteste gegen die Regierung Zine el Abidine Ben Alis nachdem sich Mohamed Bouazizi infolge von Polizeiwillkur und Demutigungen selbst verbrannt hatte Die Nachricht verbreitete sich mittels der modernen Kommunikationstechnologie in kurzer Zeit Innerhalb weniger Wochen kam es zu landesweiten Massenunruhen die in den nachsten Monaten auf etliche Staaten in Nordafrika und dem Nahen Osten ubergriffen Die Massenproteste fuhrten zur Absetzung und Flucht Ben Alis und zum Rucktritt des agyptischen Prasidenten Husni Mubarak Der Prasident Jemens Ali Abdullah Salih trat Ende 2011 nach uber 30 jahriger Herrschaft zuruck In Libyen kam es 2011 zu einem Burgerkrieg bei dem Rebellen mit Unterstutzung durch die NATO Staatschef Muammar al Gaddafi sturzten wahrend der Burgerkrieg in Syrien seit 2011 noch andauert Nach der Revolution in Agypten 2011 kam es 2013 2014 zu einer Staatskrise die in einem Militarputsch und Neuwahlen endete Abd al Fattah as Sisi wurde zum Prasidenten gewahlt Unruhen ereigneten sich auch in Algerien Bahrain Dschibuti Irak Jemen Jordanien Kuwait Marokko Mauretanien Oman in den Palastinensischen Autonomiegebieten Saudi Arabien und Sudan Auch europaische Protestbewegungen wie in Spanien beriefen sich auf den Arabischen Fruhling Zerfall des Nahen Ostens Bearbeiten nbsp Syrien und Irak 2014Die Aufteilung der arabischen Provinzen des im Ersten Weltkrieg besiegten Osmanischen Reiches in britische und franzosische Mandatsgebiete traf die arabischen Lander des Nahen Ostens weitgehend unvorbereitet Fast ein Vierteljahrhundert lang waren die ohne Rucksicht auf historische oder ethnische Zusammengehorigkeit entstandenen Staaten danach damit beschaftigt ihre volle Unabhangigkeit von Europa zu erlangen und neue Identitaten fur ihre Lander zu finden 147 Der Zerfall der alten Ordnung im Arabischen Fruhling fuhrte nicht zur Ausbildung pluralistischer Demokratien sondern verscharfte die ethnisch und religios gepragten Konflikte in der Region Die 1918 von den Siegermachten gezogenen Grenzen verlieren heute im Burgerkrieg in Syrien seit 2011 unter turkischer Beteiligung sowie im Irak ihre Gultigkeit 148 149 Am Persischen Golf droht ein Konflikt zwischen Saudi Arabien und dem schiitischen Iran in den auch die mehrheitlich sunnitisch gepragte Turkei einbezogen werden konnte Schon heute stehen sich Soldaten und Soldner beider Staaten vor Mossul 150 und um Aleppo gegenuber Im Irak dauert der Konflikt zwischen der schiitischen Regierung und der sunnitischen Bevolkerung im Norden an Das Fehlen staatlicher Organisationen und die andauernde Gewalt lasst im Nahen Osten als stabile Institutionen nur die Sippe oder den Stammesverband sowie die Religion bestehen so dass Organisationen wie der Islamische Staat Daesh weiter Zulauf erhalten In Nordafrika entwickelt sich Libyen zu einem Brennpunkt des internationalen Dschihadismus nach den ausgeblieben Reformen ist die politische Lage auch in Marokko und Agypten instabil Aktuelle Entwicklungen Bearbeiten Burgerkrieg in Syrien seit 2011 Militarintervention im Jemen seit 2015 Proteste im Iran 2017 2018Geschichte des Islams in einzelnen Landern BearbeitenDeutschsprachige Lander Bearbeiten Geschichte des Islams in Deutschland Islam in Osterreich Islam in der SchweizUbriges Europa Bearbeiten Islam in Europa Islam in Albanien Islam in Bulgarien Islam in Estland Islam in Finnland Islam in Frankreich Islam in Italien Islam in der Republik Moldau Islam in Polen Litauen und Belarus Islam in Rumanien Islam in Russland Islam in Tschechien und der Slowakei Islam in der Ukraine Islam in UngarnSonstige Lander und Regionen Bearbeiten Islam in Afrika Islam in China Islam in Indien Islam in Indonesien Islam in Israel Islam in Japan Islam in Malaysia Islam in Mexiko Islam in Neuseeland Islam in Papua Neuguinea Islam in Russland Islam in SimbabweSiehe auch Bearbeiten nbsp Portal Islam Ubersicht zu Wikipedia Inhalten zum Thema Islam Bamberger Einfuhrung in die Geschichte des Islams in der Wikiversity Islamische Kunst Islamische Architektur Liberale Bewegungen im Islam Liste der Kalifen Moderne Islamische Philosophie Medizin in der mittelalterlichen islamischen Welt Zeittafel islamischer DynastienLiteratur BearbeitenThe New Cambridge History of Islam 6 Bande Cambridge University Press Cambridge 2010 The Edinburgh History of the Islamic Empires Edinburgh University Press Edinburgh 2015 ff Thomas Bauer Die Kultur der Ambiguitat Eine andere Geschichte des Islam Verlag der Weltreligionen Berlin 2011 ISBN 978 3 458 71033 2 Lutz Berger Die Entstehung des Islam Die ersten hundert Jahre Beck Munchen 2016 Glen W Bowersock Die Wiege des Islam Mohammed der Koran und die antiken Kulturen C H Beck Munchen 2019 ISBN 978 3 406 73401 4 Claude Cahen Der Islam I Vom Ursprung bis zu den Anfangen des Osmanenreiches Fischer Weltgeschichte Band 14 Frankfurt am Main 1968 Georg Cavallar Islam Aufklarung und Moderne Kohlhammer Stuttgart 2017 ISBN 978 3 17 033933 0 William L Cleveland Martin Bunton A History of the Modern Middle East 6 Auflage Berlin 2016 ISBN 978 0 8133 4980 0 Fred M Donner Muhammad and the Believers At the Origins of Islam The Belknap Press of Harvard University Press Cambridge MA u a 2010 Werner Ende Udo Steinbach Hrsg Der Islam in der Gegenwart Beck Munchen 2005 ISBN 3 406 53447 3 Gerhard Endress Der Islam Eine Einfuhrung in seine Geschichte Beck Munchen 1997 ISBN 3 406 42884 3 G E von Grunebaum Hrsg Der Islam II Die islamischen Reiche nach dem Fall von Konstantinopel Fischer Weltgeschichte Band 15 Frankfurt am Main 1971 13 Auflage ebenda 1999 Ulrich Haarmann Hrsg Geschichte der arabischen Welt Beck Munchen 2004 ISBN 3 406 47486 1 Albert Hourani Die Geschichte der arabischen Volker Fischer Frankfurt am Main 1997 ISBN 3 596 15085 X Robert G Hoyland In God s Path The Arab Conquests and the Creation of an Islamic Empire Oxford University Press Oxford 2015 Kersten Knipp Nervoser Orient Die arabische Welt und die Moderne Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2016 ISBN 978 3 8062 3367 4 Gudrun Kramer Geschichte des Islam Beck Munchen 2005 ISBN 3 406 53516 X Bernard Lewis Die Araber DTV Munchen 2002 ISBN 3 423 30866 4 Albrecht Noth Der islamische Orient Grundzuge seiner Geschichte Ergon 1998 ISBN 3 932004 56 6 Reinhard Schulze Geschichte der Islamischen Welt von 1900 bis zur Gegenwart C H Beck Munchen 2016 ISBN 978 3 406 68855 3 Weblinks BearbeitenLinksammlung Islam Byzanz und Osteuropa der Uni Tubingen Jeremy Johns Archaeology and the history of early Islam The first seventy years Journal of the Economic and Social History of the Orient Bd 46 Nr 3 2003 S 411 436 PDF 1 4 MB Einzelnachweise Bearbeiten Die Gliederung orientiert sich an der New Cambridge History of Islam Band 1 6 Cambridge University Press Cambridge UK 2000 online Memento des Originals vom 25 Februar 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot universitypublishingonline org abgerufen am 18 Februar 2016 Thomas Bauer Warum es kein islamisches Mittelalter gab Das Erbe der Antike und der Orient C H Beck Munchen 2018 ISBN 978 3 406 72730 6 Albert Hourani Die Geschichte der arabischen Volker aktualisierte Auflage S Fischer 2013 ISBN 978 3 10 031836 7 S 123 Erstausgabe 1991 David O Morgan Arthur Reid Introduction Islam in a plural Asia In David O Morgan Arthur Reid Hrsg New Cambridge History of Islam Band 2 The Eastern Islamic world Eleventh to Eighteenth Centuries Cambridge University 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