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Das Abbasiden Kalifat oder Abbasiden Reich war ein islamisches Grossreich unter der 749 begrundeten Dynastie der Abbasiden arabisch العب اسي ون DMG al Abbasiyyun die im Jahr 750 die Umayyaden in der Regierung des Kalifats ablosten Das Kalifat der Abbasiden wurde wie das der Umayyaden und spater der Osmanen von fast allen Sunniten anerkannt Der Name der Abbasiden geht zuruck auf al ʿAbbas ibn ʿAbd al Muttalib einen Onkel des Propheten Mohammed Die Familie gehort zur Sippe der Haschimiten Das Kalifat der Abbasiden in Bagdad wurde 1258 mit der Eroberung von Bagdad durch die Mongolen und der Hinrichtung des Kalifen al Musta sim beendet Das Abbasiden Reich um 850Die Dynastie der Abbasiden bestand durch Einsetzungen durch den mamlukischen Sultan Baibars I fort In der Folge existierte ein durch die Mamluken erhaltenes abbasidisches Ersatz Kalifat in Kairo welches die realpolitische Machtausubung an die Mamluken formal ubertrug und unter Muslimen ausserhalb des Herrschaftsgebietes nur noch geringere Anerkennung erhielt Mit der Eroberung Kairos durch die Osmanen 1517 wurde die Dynastie der Abbasiden endgultig beendet Nach mehreren Migrationsbewegungen leben Abbasiden heutzutage vorwiegend in Palastina Inhaltsverzeichnis 1 Der Weg zum Kalifat Die Abbasiden bis zu ihrer Machtergreifung 1 1 Die Abbasiden nach dem Tode des Propheten 1 2 Aufbau einer Daʿwa Organisation 1 3 Der Aufstand des Abu Muslim und die Ausrufung eines abbasidischen Kalifen 2 Das abbasidische Kalifat 2 1 Machtkonsolidierung und Aufstandsbewegungen 2 2 Wirtschaft und Kultur 2 3 Niedergang der Macht 2 4 Die faktische Entmachtung der Dynastie 2 5 Das Schatten Kalifat in Kairo 3 Die Abbasiden heute 4 Sonstiges 5 Literatur 6 AnmerkungenDer Weg zum Kalifat Die Abbasiden bis zu ihrer Machtergreifung BearbeitenDie Abbasiden nach dem Tode des Propheten Bearbeiten nbsp Die Abbasiden rotlich innerhalb des quraischitischen Clans der Banu Hashim mit den rivalisierenden Aliden grun Stammvater der Abbasiden war Mohammeds Onkel al ʿAbbas ibn ʿAbd al Muttalib gestorben 653 Er schloss sich seinem Neffen im Jahre 630 bei dessen Einnahme der Stadt Mekka an und Mohammed bestatigte ihn in seinem ererbten Amt der siqaya der Trankung der Pilger Al ʿAbbas liess sich in Medina nieder und schenkte dem Kalifen ʿUmar ibn al Chattab regierte 634 644 einen Teil seines dortigen Hauses um ihm eine Erweiterung der Prophetenmoschee zu ermoglichen Das Verhaltnis zu den drei ersten Kalifen war jedoch angespannt und al ʿAbbas wurde nie ein politisches Amt ubertragen Er hatte drei Tochter und neun Sohne von denen ʿAbdallah ibn al ʿAbbas der bedeutendste war 1 ʿAbdallah ibn ʿAbbas gestorben 687 8 trat wahrend der Herrschaft der ersten drei Kalifen nicht politisch in Erscheinung Eine politische Rolle spielte er erst wahrend des Kalifats von ʿAli ibn Abi Talib So soll er bei der Kamelschlacht 656 und bei der Schlacht von Siffin 657 einige von ʿAlis Truppen kommandiert haben Im Winter 656 57 ernannte ihn ʿAli ausserdem zum Gouverneur von Basra Nach ʿAlis Ermordung im Jahre 661 begab sich ʿAbdallah zuerst nach Mekka und liess sich dann mit seiner Familie in at Ta if nieder wo er sich vor allem als Koranexeget und Mufti betatigte ʿAbdallah hatte mehrere Kinder darunter funf Sohne 2 Nach ʿAbdallahs Tod ging die Fuhrung der Abbasiden Familie auf seinen jungsten Sohn ʿAli gestorben 735 uber Er stand mit Muhammad ibn al Hanafiya in Kontakt und unterstutzte wahrend des Zweiten Burgerkriegs 680 692 im Gegensatz zu seinem Bruder al ʿAbbas der fur ʿAbdallah ibn az Zubair Partei ergriff die Umayyaden Deshalb siedelte er auch nach Syrien uber wo er sich mit dem spateren Kalifen al Walid regierte 705 715 anfreundete von dem er grosszugige Dotationen erhielt Mit diesen konnte ʿAli ibn ʿAbdallah ein grosses Landgut in und um al Humaima sudostlich des Toten Meeres erwerben Spater verlor er die Gunst des Kalifen wurde offentlich gedemutigt und auf eine Insel des Dahlak Archipels verbannt Erst 714 konnte er zu seiner Familie nach al Humaima zuruckkehren 3 Aufbau einer Daʿwa Organisation Bearbeiten Schon lange vor dem Tod von ʿAli ibn ʿAbdallah im Jahre 735 ging die Fuhrung der Abbasiden Familie auf seinen nur 14 Jahre jungeren Sohn Muhammad gestorben 743 uber der mit Abu Haschim dem Sohn von Muhammad ibn al Hanafiya befreundet war Nach Berichten deren Historizitat heute teilweise in Zweifel gezogen wird besuchte Abu Haschim der als Imam der Haschimiya einer Untersekte der Kaisaniya fungierte kurz vor seinem Tod Muhammad ibn ʿAli in al Humaima und ubertrug ihm dieses Amt Nach einem Bericht der bei at Tabari uberliefert wird begann Muhammad ibn ʿAli darauf im Jahre 100 der Hidschra 618 19 n Chr mit dem Aufbau einer Daʿwa Organisation in Chorasan wobei der kufische Maula Bukair ibn Mahan als Mittelsmann fungierte Bukair oder Muhammad ibn ʿAli selbst entsandte den kufischen Prediger Abu ʿIkrima Ziyad ibn Dirham nach Chorasan der dort fur die Abbasiden Werbung machte Lebensmittel und Geld unter der Bevolkerung verteilte und sich auch Dispute mit anderen Predigern lieferte die Propaganda fur die Familie von Abu Talib ibn ʿAbd al Muttalib machten Abu ʿIkrima zog allerdings die Aufmerksamkeit umaiyadischer Agenten auf sich und wurde 727 28 hingerichtet Ein zweiter Propagandist namens Chidasch der 736 37 entweder von Bukair oder Muhammad ibn ʿAli nach Chorasan entsandt wurde sagte sich von den Abbasiden los wechselte die Seiten und warb fur einen Imam aus der Reihe der Aliden Er wurde 737 38 vom umaiyadischen Gouverneur hingerichtet 4 Nach der Hinrichtung Chidaschs ging die Fuhrung der Daʿwa in Chorasan oder zumindest eines Teils von ihr auf Sulaiman ibn Kathir uber Er bemuhte sich die Beziehung zu Muhammad ibn ʿAli wieder zu festigen Nach den Aḫbar al ʿAbbas einer anonymen Geschichte der Bewegung die die Abbasiden an die Macht brachte nahm die abbasidische Daʿwa nun festere Formen an Die zentrale Fuhrung befand sich in Merw und bestand aus zwolf Vorstehern nuqabaʾ sowie 58 Missionaren duʿat Es gab vier Missionare fur Merw sieben fur Abiward sechs fur Nasa zwei fur Balch sowie jeweils einen fur Marw ar Rudh Choresm und Amol daneben 36 Ober Missionare duʿat ad duʿat Die Namen der einzelnen Amtsinhaber die in den Aḫbar al ʿAbbas aufgelistet werden deuten darauf hin dass es sich um eine breite soziale Bewegung handelte 4 Nach dem Tod von Muhammad ibn ʿAli im Jahre 743 reiste Bukair ibn Mahan nach Chorasan um die Unterstutzung der dortigen Daʿwa Fuhrung fur Muhammads Sohn Ibrahim als neuen Imam zu sichern Dieser Ibrahim ibn Muhammad rief wie sein Vater seine Anhanger in Chorasan zur Zuruckhaltung auf erlaubte ihnen jedoch das Zeigen schwarzer Banner die spater zum Symbol ihres Aufstands wurden Als Bukair ibn Mahan im Jahre 744 45 starb ging die Fuhrung der kufischen Zelle der Daʿwa auf Abu Salama Hafs ibn Sulaiman uber 4 Der Aufstand des Abu Muslim und die Ausrufung eines abbasidischen Kalifen Bearbeiten Der Ubergang von der verdeckten Propaganda hin zum bewaffneten Aufstand ist mit dem Erscheinen von Abu Muslim als neuem charismatischen Anfuhrer der chorasanischen Daʿwa Organisation verbunden 4 Abu Muslims Abstammung und Herkunft sind unklar Es wird berichtet dass er 743 oder 744 bei der Wallfahrt in Mekka mit Ibrahim ibn Muhammad zusammentraf und mit ihm einen Pakt schloss Dieser sah vor dass Abu Muslim in den iranischen Gebieten einen grossangelegten Aufstand gegen die Umaiyaden in Gang bringen sollte um die Abbasiden an die Macht zu bringen In dem neuen Staat sollten dann alle Gebiete ostlich des Tigris an Abu Muslim und die Gebiete westlich davon an die Umaiyaden fallen Im Herbst 746 reiste er als Abgesandter des abbasidischen Imams nach Chorasan Dort liess er sich in Merw dem Zentrum der haschimitischen Daʿwa Organisation nieder und brachte diese Organisation innerhalb von kurzer Zeit unter seine Kontrolle 5 Aus den Quellen geht hervor dass das bisherige Oberhaupt der Organisation Sulaiman ibn Kathir heftig gegen die Machtubernahme durch Abu Muslim protestierte allerdings vergeblich Abu Muslim hatte wie Chidasch vor ihm die Fahigkeit innerhalb kurzer Zeit grosse Menschenmassen fur seine Bewegung zu mobilisieren darunter auch viele Mawali und Nicht Muslime Im Juni 747 rief er einen Aufstand gegen die umaiyadische Herrschaft aus und belagerte Merw Schon im Januar 748 gelang ihm der triumphale Einzug in dieser Provinzhauptstadt Der umaiyadische Gouverneur von Chorasan Nasr ibn Saiyar musste sich nach Westen zuruckziehen verfolgt von einer Armee von Aufstandischen unter dem Kommando von Qahtaba bin Schabib 4 nbsp In den Jahren 748 49 drang das Heer von Abu Muslim von Ostiran nach Westen in den Irak vor was schliesslich den Untergang des Umaiyaden Reiches und die Machtergreifung der Abbasiden herbeifuhrte Wahrend Abu Muslim in den ostlichen Provinzen seine Herrschaft festigte zog Qahtabas Armee westwarts und zerstorte was von der umaiyadischen Macht noch ubrig geblieben war Im August 748 nahm die Armee der Aufstandischen Dschurdschan ein im Oktober 748 Raiy Nach der Zerstorung der Armee von Ibn Dubara bei Dschabaliq im Marz 749 besetzten die Musaiwida die Kampfer mit den schwarzen Bannern im August 749 Kufa 4 Das eigentliche Ziel der Daʿwa Bewegung die Installation eines abbasidischen Kalifen verlief aber alles andere als glatt weil mehrere Hauptakteure uberraschend ausfielen Nasr ibn Saiyar hatte inzwischen herausgefunden dass Ibrahim ibn Muhammad der Kopf der Aufstandsbewegung war und dafur gesorgt dass er in al Humaima verhaftet wurde Er wurde im August 749 in Harran im Gefangnis ermordet 6 Qahtaba der das Oberkommando der Rebellenarmee innegehabt hatte ertrank noch vor der Einnahme von Kufa beim Uberqueren des Euphrats Die Anfuhrer der Rebellenarmee legten deshalb die Aufgabe einen geeigneten Imam beizubringen in die Hand von Abu Salama dem Oberhaupt der kufischen Daʿwa Er zogerte die Entscheidung hinaus und korrespondierte auch mit verschiedenen Aliden denen er das Kalifat antrug was darauf hindeutet dass er sich nicht ausschliesslich den Abbasiden verpflichtet fuhlte 4 Am 28 November 749 wahrend Abu Salama noch damit beschaftigt war eine Schura Sitzung zur Suche eines geeigneten Thronkandidaten aus dem Kreis der Banu Haschim zu leiten fuhrten die Musauwida Truppen Abu Muslims einen Putsch gegen ihn durch und installierten den jungsten und schwachsten Bruder von Ibrahim ibn Muhammad Abu l ʿAbbas as Saffah als Kalifen 5 So mundete die sogenannte abbasidische Revolution in der vollig uberraschenden Einsetzung eines Herrschers von dem wahrscheinlich vorher keiner der Akteure der Daʿwa Bewegung jemals etwas vorher gehort hatte 4 Das abbasidische Kalifat BearbeitenMachtkonsolidierung und Aufstandsbewegungen Bearbeiten Im Januar 750 brach eine Armee unter dem Kommando des Abbasiden ʿAbdallah ibn ʿAli in der Schlacht vom Grossen Zab in Nordirak den letzten Widerstand der Umayyaden unter Kalif Marwan II Dem folgenden Massaker an den Umayyaden entkam ein einziger Umayyaden Prinz nach al Andalus wo er 756 als Abd ar Rahman I das Emirat von Cordoba grundete Wahrend ihnen die iberische Halbinsel damit entglitt konnten die Abbasiden 751 in der Schlacht am Talas das gerade erst erworbene Transoxanien gegen die Chinesen behaupten Abu l Abbas as Saffah starb 754 Sein Bruder und Nachfolger al Mansur den viele als den eigentlichen Grunder der abbasidischen Dynastie ansehen liess Abu Muslim 755 ermorden und organisierte den Staat als persisch iranisches Grossreich Im Gegensatz zu den Umayyaden stutzten sich die Abbasiden bei ihrer Herrschaft vor allem auf Iraner und spater auf die Turken Im Jahre 762 begann al Mansur mit dem Bau von Bagdad das er aufgrund seiner gunstigen Lage zur Hauptstadt machte Die Verwaltung wurde sparsam und effektiv organisiert vollkommen in der Hand des Kalifen zentralisiert und durch ein Spitzelsystem abgesichert Eine Rebellion des Hasaniden Muhammad an Nafs az Zakiya im Hedschas wurde 762 gewaltsam niedergeschlagen Al Mansurs Nachfolger al Mahdi 775 785 begann mit dem Aufbau eines prachtvollen Hofstaates wobei die Sassaniden Pate standen die in der Spatantike Persien beherrscht hatten und noch immer als Vorbild fur legitime monarchische Herrschaft galten In der Verschwendung der Staatsgelder zu Zwecken der Reprasentation wurden die Umayyaden von al Mahdi bald bei weitem ubertroffen Diese Uberspannung des Steuersystems hatte die Verschuldung der Bauern zur Folge Es kam zur Landflucht und zu religios sozial gepragten Unruhen Nordafrika ab 767 Agypten 789 793 Syrien 796 Tabaristan unter dem Aliden Yahya bis 792 Chorasan unter al Muqanna bis 796 in Aserbaidschan Sistan und Kirman Die Unruhen waren fur die Truppen des Kalifen nur schwer niederzuschlagen da alle wichtigen Entscheidungen in Bagdad getroffen werden mussten Unter Harun ar Raschid 786 809 erreichte die von seinen Vorgangern eingeleitete Entwicklung ihren Hohepunkt Als Kalif war er zwar nur mittelmassig doch sicherte das Wesirat der persischen Barmakiden die Stabilitat des Reiches Dennoch ging nach dem Verlust von al Andalus 756 auch die Kontrolle uber den Maghreb verloren als Idrisiden Rustamiden und Aghlabiden vom Kalifat die faktische Unabhangigkeit erlangten Nach dem Tod Haruns 809 wurde die Macht unter den Brudern al Amin in Bagdad und al Ma mun in Merw geteilt Aber schon 810 kam es zwischen den beiden zum Waffengang den al Ma mun der Sohn einer persischen Mutter 813 fur sich entschied Als es kurze Zeit spater erneut im Irak und in Arabien zu einem Aliden Aufstand kam versuchte al Maʾmun die Linien der Abbasiden und Aliden zu vereinigen indem er im Marz 817 den Husainiden ʿAli ibn Musa ar Rida zu seinem Nachfolger ausrief In Bagdad revoltierten jedoch daraufhin die von der Thronfolge ausgeschlossenen abbasidischen Prinzen und setzten einen Gegenkalifen ein Der Streit zwischen Al Maʾmun und den irakischen Abbasiden konnte erst beigelegt werden nachdem ʿAli ar Rida im September 818 zu Tode gekommen war 819 dankte der Bagdader Gegenkalif ab und al Maʾmun hielt feierlich Einzug in Bagdad Auch in der Folgezeit kam es aber noch zu zahlreichen Aufstanden so 816 bis 837 in Aserbaidschan unter Babak und 840 in Tabaristan Wirtschaft und Kultur Bearbeiten nbsp Das unter al Mutawakkil errichtete Spiralminarett von Samarra eines der wichtigsten Architekturdenkmaler der AbbasidenzeitTrotz der standigen Machtkampfe und Aufstande erlebte das Reich der Abbasiden im spaten 8 und fruhen 9 Jahrhundert eine einzigartige wirtschaftliche Kraft die zur Entwicklung einer bluhenden Stadtkultur fuhrte die wiederum Menschen aller Berufszweige in die neuen Wirtschaftszentren zog Daraufhin erfolgte die Errichtung neuer Palaste Markte und Wohnviertel Hinzu kam der Handel der von einer gemeinsamen Sprache Religion und Staatsangehorigkeit profitierte Warenstrome mit ungeheuren Gewinnen begleitet von Bankgeschaften kennzeichneten diese Zeit Selbst ein durchschnittlicher Stoffhandler konnte bis zu 1000 Dinar Erbe hinterlassen Ausserdem zahlten Kaufleute damals nach ihrer Selbsteinschatzung Steuern bezahlten also viel zu wenig Die Landwirtschaft stabilisierte sich in dieser Zeit durch die Erschliessung neuer Landstriche mit Hilfe von Bewasserungsanlagen der Trockenlegung von Sumpfen und dem nachfolgenden Anbau von Produkten wie Zuckerrohr Datteln Orangen und Baumwolle Die bluhende Stadtkultur fuhrte aber zu sozialen Problemen in der muslimischen Gesellschaft Irgendjemand musste das Geld erarbeiten welches die wirtschaftliche Expansion ankurbelte Das Problem blieb an den Bauern hangen Die Steuerpachter setzten die Abgaben gern willkurlich fest die ihnen noch dazu im Voraus bezahlt werden mussten Auch die Abgaben die die Christen zu zahlen hatten wurden hart eingetrieben siehe zu diesen Repressalien die Chronik des Pseudo Dionysius von Tell Mahre Viele Steuerpachter machten mit Kaufleuten welche die Ernten aufkauften gemeinsame Sache den Bauern wurde viel zu wenig bezahlt und der Gewinn dann geteilt Die Regierung in Bagdad setzte solche Leute bei Beschwerden sofort ab aber das reichte nicht aus denn Bagdad war fern Wahrend der fruhen Abbasidenzeit kam es auch zu einem starken Bedeutungszuwachs der Fiqh Experten und der von ihnen entwickelten Normen Der Kalif besetzte sowohl das Qadi Amt der Hauptstadt als auch die betreffenden Amter in den verschiedenen Provinzen mit solchen Rechtsspezialisten 7 Nachdem sich al Maʾmun 819 wieder in Bagdad niedergelassen hatte widmete er sich bis zu seinem Tod 833 vor allem der Forderung der Wissenschaften Um 830 grundete er zu diesem Zweck das Haus der Weisheit arabisch بيت الحكمة DMG bait al ḥikma als erste Universitat im modernen Sinne Damals ubernahmen die Muslime das wissenschaftliche Erbe der griechischen Antike und entwickelten es weiter Ausserdem stand er mit Leon dem Mathematiker aus Byzanz in Verbindung dessen Wissen ebenfalls zu den wissenschaftlichen Fortschritten im arabischsprachigen Raum beitrug Die Theologen der rationalistischen Muʿtazila Bewegung hatten starken Einfluss auf den Herrscher und brachten ihn dazu kurz vor seinem Tod die Mihna einzusetzen eine Art Inquisition zur Verfolgung abweichender Lehren die sich vor allem gegen die Traditionsgelehrten richtete Diese Religionspolitik wurde unter seinen beiden Nachfolgern Mu tasim 833 842 und al Wathiq bi llah 842 847 fortgesetzt Unter al Mutawakkil 847 861 kam es allerdings zu einer sunnitischen Reaktion Niedergang der Macht Bearbeiten Nach al Ma mun regierte sein Bruder al Mutasim 833 842 Zwei Verschworungen bewogen ihn 836 zum Bau einer neuen Hauptstadt Samarra und zur Aufstellung einer turkischen Leibgarde der Mamluken In der Folgezeit wuchs der Einfluss dieser Garde auf die Kalifen Schon Mu tasims Nachfolger al Mutawakkil wurde 861 von ihr auf Anstiftung seines eigenen Sohnes ermordet Nun wechselten sich in ahnlichen Revolten standig machtlose Kalifen ab Ein Kalif fluchtete nach Bagdad und wurde dort 866 belagert und spater hingerichtet Dazu kam das innere Auseinanderbrechen des Reiches Die Armee verbrauchte die Halfte der Staatseinnahmen und verlangte sichere Geldquellen weshalb schon Ma mun mit einer personlichen Lehenvergabe an seinen verdienten General Tahir in Chorasan begonnen hatte In der Folgezeit wurde es ublich solche Lehen iqta an turkische Militarfuhrer zu vergeben die ihre Landereien bald als unabhangige Feudalfursten regierten Die faktische Entmachtung der Dynastie Bearbeiten Wegen des Niedergangs der Zentralgewalt erkannten die Tahiriden in Chorasan die Saffariden in Sistan und die Tuluniden in Agypten die Abbasiden nur noch nominell auf Munzen und im Freitagsgebet als Kalifen an und betrieben ansonsten eine unabhangige Politik Um 900 beherrschten die Kalifen unmittelbar noch den Irak den westlichen Iran Syrien und zeitweise Agypten 945 ubernahmen die aus dem Iran stammenden Buyiden die weltliche Macht in Bagdad und grenzten die Stellung und Funktion des Kalifen auf das Amt eines geistlichen Fuhrers des Islams ein Den Buyiden folgten 1055 die turkischen Seldschuken unter Toghril Beg als Schutzherren des Kalifats nach Mit dem Niedergang der Seldschuken ab etwa Mitte des 12 Jahrhunderts konnten die Kalifen al Muqtafi 1136 1160 und an Nasir 1180 1225 die fremde Schutzherrschaft abstreifen und ihre weltliche Macht und Autoritat auf dem Gebiet des heutigen Iraks wiederherstellen ausgerechnet zu einem Zeitpunkt als die Mongolen unter Dschingis Khan begannen ihr Weltreich zu errichten Das Schatten Kalifat in Kairo Bearbeiten Nach der Eroberung und Zerstorung Bagdads 1258 durch Hulegu der den letzten dort herrschenden Kalifen al Mustasim hinrichten liess erlosch das Kalifat der Abbasiden im Kernland des Reiches Allerdings gelang dem Abbasiden Prinzen al Mustansir II einem Cousin des letzten Kalifen die Flucht nach Agypten wo ihn der soeben zur Macht gelangte Mamluken Sultan Baibars als nachsten Kalifen einsetzte 8 Nach al Mustansirs Tod setzte Baibars den Abbasiden al Hakim I als Kalifen ein Die Abbasiden dienten jedoch allein der Herrschaftslegitimation der Mamluken und hatten keinerlei politischen Einfluss Nur al Mustain 1406 1414 konnte 1412 kurzfristig politische Macht erringen als er zum Sultan von Agypten proklamiert aber noch im gleichen Jahr wieder abgesetzt wurde Der letzte Abbasiden Kalif al Mutawakkil III 1508 1516 erneut 1517 wurde schliesslich nachdem Agypten vom osmanischen Sultan Selim I erobert und das Mamluken Sultanat beseitigt worden war von Kairo nach Istanbul verbracht wo sich seine Spur in den Folgejahren spatestens um 1543 verliert Seit dem 19 Jahrhundert reklamierten die Osmanen das Kalifat sei bereits mit der Eroberung Agyptens 1517 von den Abbasiden auf die Osmanen ubergegangen Zumindest hatten bereits die Sultane des 16 Jahrhunderts offensichtlich kalifenahnliche Titel ubernommen Die Abbasiden heute BearbeitenDie Reste der Dynastie retteten sich zunachst auf die arabische Halbinsel und wanderten spater ins Gebiet des heutigen Jordaniens ein Bis zur Mitte des 17 Jahrhunderts blieben sie in der Balqa Region wo sie dann von einem osmanischen Heer im Rahmen einer Revoltenniederschlagung nach Palastina vertrieben wurden Die Hauptansammlungsgebiete sind Gaza Ramla Safad und Salfit Die Hauptzweige sind al Ghusain الغصين al Ġuṣain in Gaza und Ramla al Abbasi العباسي al ʿAbbasi in Safad Schurrab ش ر اب Surrab in Gaza und al Hawtari الحوتري al Ḥautari in Salfit und in der Region von Nablus Jeder Zweig hat auch mehrere Unterzweige und Aste Sonstiges BearbeitenDie Comic Geschichten Isnogud um den gleichnamigen Grosswesir spielen im Bagdad der 12 Jahrhunderts Kalif dabei ist Harun al Pussah der den Abbasiden angehort Literatur BearbeitenM M Ahsan Social Life Under the Abbasids 170 289 AH 786 902 AD London New York 1979 Claude Cahen Der Islam I Vom Ursprung bis zu den Anfangen des Osmanenreiches Fischer Weltgeschichte Band 14 Fischer Taschenbuch Frankfurt am Main 1968 Andre Clot Harun al Raschid Kalif von Bagdad Artemis Munchen u a 1988 ISBN 3 7608 1918 4 Wolfram Drews Die Karolinger und die Abbasiden von Bagdad Legitimationsstrategien fruhmittelalterlicher Herrscherdynastien im transkulturellen Vergleich Europa im Mittelalter Bd 12 Akademie Verlag Berlin 2009 ISBN 978 3 05 004560 3 Ulrich Haarmann Geschichte der Arabischen Welt Beck s historische Bibliothek Herausgegeben von Heinz Halm 5 Auflage C H Beck Munchen 2004 ISBN 3 406 47486 1 Stefan Heidemann Das Aleppiner Kalifat A D 1261 Vom Ende des Kalifates in Bagdad uber Aleppo zu den Restaurationen in Kairo Islamic History and Civilization Bd 6 Brill Leiden u a 1994 ISBN 90 04 10031 8 Zugleich Berlin Freie Universitat Dissertation 1993 Al Hakim bi Amrillah und Aqqus al Burli das Aleppiner Kalifat 659 H 1261 A D Hugh Kennedy The Prophet and the Age of the Caliphates The Islamic Near East from the sixth to the eleventh Century A history of the Near East 2 Auflage Pearson Longman Harlow u a 2004 ISBN 0 582 40525 4 Hugh Kennedy When Baghdad ruled the Muslim world The rise and fall of Islam s greatest dynasty Da Capo Press Cambridge MA 2005 ISBN 0 306 81435 8 Moshe Sharon Black Banners from the East The Establishment of the ʿAbbasid State Incubation of a Revolt The Max Schloessinger Memorial Series Monographs Bd 2 Magnes Press u a Jerusalem u a 1983 ISBN 965 223 501 6 Anmerkungen Bearbeiten Andreas Gorke al ʿAbbas b ʿAbd al Muṭṭalib in Encyclopaedia of Islam THREE Edited by Kate Fleet Gudrun Kramer Denis Matringe John Nawas Devin J Stewart Online Version Claude Gilliot ʿAbdallah b ʿAbbas in Encyclopaedia of Islam THREE Edited by Kate Fleet Gudrun Kramer Denis Matringe John Nawas Devin J Stewart Online Version Moshe Sharon ʿAli b ʿAbdallah b ʿAbbas In Kate Fleet Gudrun Kramer Denis Matringe John Nawas Devin J Stewart Hrsg Encyclopaedia of Islam THREE Online Version a b c d e f g h Elton L Daniel ʿAbbasid Revolution in Encyclopaedia of Islam THREE Edited by Kate Fleet Gudrun Kramer Denis Matringe John Nawas Devin J Stewart Online Version a b Saleh Said Agha Abu Muslim al Khurasani in Encyclopaedia of Islam THREE Edited by Kate Fleet Gudrun Kramer Denis Matringe John Nawas Devin J Stewart Online Version F Omar Ibrahim b Muḥammad in The Encyclopaedia of Islam New Edition Bd III S 988 Vgl Baber Johansen Contingency in a Sacred Law Legal and Ethical Norms in the Muslim Fiqh Studies in Islamic Law and Society Bd 7 Brill Leiden u a 1999 ISBN 90 04 10603 0 S 3 Richard Hartmann Zur Vorgeschichte des Abbasidischen Schein Chalifates von Cairo In Abhandlungen der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin Philosophisch Historische Klasse Nr 9 1947 Abbasidische Kalifen BagdadAbu l Abbas as Saffah 749 754 al Mansur 754 775 al Mahdi 775 785 al Hadi 785 786 Harun ar Raschid 786 809 al Amin 809 813 al Ma mun 813 833 al Muʿtasim 833 842 al Wathiq 842 847 al Mutawakkil 847 861 al Muntasir 861 862 al Musta in 862 866 al Muʿtazz 866 869 al Muhtadi 869 870 al Muʿtamid 870 892 al Mu tadid 892 902 al Muktafi 902 908 al Muqtadir 908 932 al Qahir 932 934 ar Radi 934 940 al Muttaqi 940 944 al Mustakfi 944 946 al Mutiʿ 946 974 at Ta iʿ 974 991 al Qadir 991 1031 al Qa im 1031 1075 al Muqtadi 1075 1094 al Mustazhir 1094 1118 al Mustarschid 1118 1135 ar Raschid 1135 1136 al Muqtafi 1136 1160 al Mustandschid 1118 1135 al Mustadi 1170 1180 an Nasir 1180 1225 az Zahir 1225 1226 al Mustansir 1226 1242 al Musta sim 1242 1258 Kairoal Mustansir II al Hakim I al Mustakfi I al Wathiq I al Hakim II al Mu tadid I al Mutawakkil I al Wathiq II al Mu tasim al Mutawakkil I erneut al Mustain al Mu tadid II al Mustakfi II al Qa im al Mustandschid al Mutawakkil II al Mustamsik al Mutawakkil III Normdaten Geografikum GND 4221900 0 lobid OGND AKS VIAF 25399477 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Abbasiden Kalifat amp oldid 237295698