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Die Saffariden persisch ص ف اریان DMG Ṣaffariyan waren eine persischstammige muslimische Dynastie die von 861 bis zu ihrer Beseitigung durch die Ghaznawiden 1003 die iranische Region Sistan mit der Hauptstadt Zarandsch und zum Teil auch das Gebiet der heutigen Provinz Fars beherrschte und wie vor ihr die Tahiriden und nach ihr die Samaniden vorubergehend zur dominierenden Macht des islamischen Ostens aufstieg indem sie ganz Chorasan eroberte und bis in den Irak und nach Indien vorstiess Bedingt durch eine zwischenzeitliche Machtubernahme der Samaniden zu Beginn des 10 Jahrhunderts teilt sich die Dynastie in die beiden Linien der Laithiden Laiṯiden und Chalafiden Ḫalafiden Die Herrscher welche Sistan ab 1030 regierten werden manchmal ebenfalls als Nachkommen der Saffariden bezeichnet doch gibt es keine nachweisbare Verbindung zwischen diesen sog Herrschern von Nimruz und den echten Saffariden Das Reich der Saffariden von Zaranj im heutigen Sudwest Afghanistan Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Abu Yusuf Yaqub ibn al Laith as Saffar 1 2 Literarische Adaption 1 3 Sturz der Tahiriden und Vorstoss gegen den Kalifen 1 4 Abu Hafs Amr ibn al Laith 1 5 Die spaten Laithiden und die Chalafiden 1 6 Nasriden und Mihrabaniden 2 Siehe auch 3 Anmerkungen 4 LiteraturGeschichte BearbeitenAbu Yusuf Yaqub ibn al Laith as Saffar Bearbeiten Der rasche Aufstieg der Dynastie begann in Sistan in einer Zeit allgemeiner Unsicherheit d h standiger Kampfe zwischen den Gouverneuren der Kalifen aufstandischen Bauern lokalen Machthabern wie den Tahiriden der Charidschiten Sekte Banden von Glaubenskriegern Stammesfuhrern und simplen Vigilanten Der Abenteurer Yaqub ibn al Laith reg 861 879 genannt as Saffar der Kupferschmied war ursprunglich ein Soldner des Statthalters von Bost Salih b an Nadr ab 852 Emir 865 gewesen welcher um 854 gegen die Tahiriden rebellierte und deren Gouverneur aus Sarandsch verdrangte In einem undurchsichtigen Vorgang wurde der Statthalter selbst durch einen Rivalen namens Dirham b Nasr ab 858 Emir in Sarandsch verdrangt und dieser anschliessend durch Yaqub welcher sich nun zum Emir wahlen liess 861 Nach einem erbitterten Gefecht mit der Garnison und einem von Salih b an Nadr zu Hilfe gerufenen Anfuhrer namens Zunbil 1 eroberte er Bost 865 Danach besiegte Yaqub benachbarte Anfuhrer speziell einen Charidschiten Fuhrer namens Ammar b Yasir 865 und Zunbils Sohn Firuz b Kabk 869 2 Letzterer floh zu den Hindu Shahi nach Kabul woraufhin Yaqub die Stadt eroberte und auch Firuz gefangen nahm nbsp Saffaridischer Soldat Der Kalif bekam einen Beuteanteil aus der Plunderung Kabuls funfzig Idole aus Gold und Silber die er nach Mekka weitersandte Andere Ziele bei diesem Kriegszug von 869 70 waren Da ud b al Abbas von Balch und Abu Mansur Aflah von Gardiz Im Zuge seiner Unternehmungen formte Yaqub aus ostiranischen Milizverbanden und anderen bewaffneten Gruppen eine straff organisierte Militarmacht Wahrscheinlich stand hinter seiner grossen Armee und ihrem Geldbedarf auch eine entsprechende Steuereintreibung in den eroberten Gebieten uber die jedoch nicht viel bekannt ist Zwar ist eine Klage vor dem Kalifen aus Tabaristan 874 bekannt Andererseits wird aber auch im Tarich i Sistan behauptet dass Yaqub sich betreffende Klagen anhorte und die besonders Armen von seinen Steuern verschont habe Literarische Adaption Bearbeiten Der Orientalist Theodor Noldeke 1836 1930 verarbeitete das Leben des Saffariden Grunders und Anfuhrers in der Erzahlung Jakub der Kupferschmied und sein Dynastie die 1892 in seinem Buch Orientalische Skizzen publiziert wurde 3 Die Geschichte spielt im ostlichen Iran im See und Sumpfgebiet Hamun Gewidmet ist das Buch seiner Majestat Oskar II Konig von Schweden und Norwegen 4 Eine Neuauflage wurde 2016 vom Hansebooks Verlag herausgebracht 5 Sturz der Tahiriden und Vorstoss gegen den Kalifen Bearbeiten Parallel zur Sicherung seiner Herrschaft in Sistan und dem heutigen Afghanistan expandierte er nach Kerman und Fars gegen 869 und weiter nach Chorasan Herat 867 71 Das geschah hauptsachlich auf Kosten der Tahiriden aber auch auf Kosten von lokalen Charidschiten Fuhrern und von Statthaltern des Kalifen In Fars sass beispielsweise Ali b al Husain und der Kalif hoffte die ehrgeizigen Personlichkeiten Ali und Yaqub gegeneinander auszuspielen indem er beiden Ernennungsurkunden fur die Provinz Kerman sandte die eigentlich den Tahiriden gehorte Aber Ali wurde von Yaqub besiegt und in Schiraz gefangen genommen 869 Zwar sturzte Yaqub 873 mit der Besetzung von Nischapur und der Gefangennahme des Emirs Muhammad reg 862 73 ca 890 die Tahiriden Doch konnte das gleichfalls den Tahiriden gehorende Transoxanien nicht unterworfen werden da sich dort schon die bisherigen Samaniden Gouverneure mit Unterstutzung des Kalifen etabliert hatten Die wachsende Macht der Saffariden beunruhigte den Kalifen al Mu tamid 870 892 und er erklarte Yaqub 874 zum Usurpator Aber er bekampfte damals zeitgleich den Aufstand der Zandsch dazu die Aliden in Kufa und Medina was Yaqub viel Handlungsfreiheit gab Als al Mu tamids neuer Statthalter in der fur ihn uberlebenswichtigen Provinz Fars einer Rebellion zum Opfer fiel ruckte Yaqub dort ein um den Rebellen Muhammad b Wasil im Namen des Kalifen zu bekampfen und eignete sich die Provinz an 875 Nachdem Yaqub trotz einer wurdelosen Kehrtwendung des Kalifen Ernennungsurkunden fur alle Eroberungen Nennung in der Chutba in Mekka und Medina auch noch Wasit besetzte blieb al Mu tamid bzw seinem Regenten al Muwaffaq nur noch die militarische Losung ubrig Yaqub ruckte nach Bagdad vor und erlitt bei Dair al Aquh am Tigris in der Nahe von Bagdad 876 seine erste grosse Niederlage Er zog sich zuruck und starb 879 in Djondi Schapur am Fieber wahrend sich in Chorasan ehemalige Gefolgsleute erhoben Abu Hafs Amr ibn al Laith Bearbeiten nbsp 268 H 881 82 in Fars geschlagener Dirham des Amr b al Laith auf dem der Saffaride den Kalifen al Mu tamid sowie dessen Bruder al Muwaffaq anerkennt Yaqubs Bruder und Nachfolger Amr ibn al Laith reg 879 900 ein fruherer Maultierhalter oder Steinmetz herrschte weiterhin uber Sistan Chorasan und Fars und wurde vom Kalifen gegen Zahlung von einer Million Dirham als Gouverneur der von Yaqub eroberten Gebiete anerkannt Trotzdem konnte er das Reich gegen eine Reihe neu auftauchender Rivalen in Chorasan z B Abdullah Chudschistani Abu Talha Mansur b Scharkab Rafi b Harthama nur muhsam konsolidieren Dabei musste er z B 880 vor Chudschistanis Truppen aus Nischapur nach Herat fliehen und sich etwas spater die Herrschaft uber Chorasan mit Abu Talha teilen Aus diesen Streitigkeiten zogen insbesondere die Samaniden Nutzen welche um 885 zweimal zugunsten seiner Rivalen eingriffen Ebenso konnte al Muwaffaq der Bruder und Regent des Kalifen die Provinz Fars 884 87 kurzzeitig erobern bevor er wegen anderer Probleme Tuluniden Byzantiner Frieden schliessen musste 883 wurde Amr gegen Zahlung von vier Millionen und 888 9 gegen inzwischen zehn Millionen Dirham als Gouverneur bestatigt 896 waren es wieder vier Millionen Dirham Nachdem er seiner Rivalen entledigt war mischte sich Amr in die inneren Angelegenheiten von Choresm ein und stiess damit auf den Widerstand der Samaniden die das Gebiet als ihre Domane betrachteten 898 liess sich Amr vom Kalifen al Mu tadid bi llah 892 902 zum Statthalter in Transoxanien erklaren und begann einen Krieg gegen die Samaniden Nach schweren Kampfen mit Ismail I reg 892 907 wurde Amr ibn al Laith bei Balch besiegt und als Gefangener nach Bagdad gebracht 900 wo er zwei Jahre spater ermordet wurde Danach ubernahm Ismail Chorasan und bekam vom Kalifen Amrs Gebiete zugesprochen Unter den fruhen Saffariden wurde die Islamisierung des ostlichen Iran bzw des heutigen Afghanistan verstarkt da diese Gebiete bisher noch stark vom Buddhismus und Hinduismus beeinflusst wurden Konkret bedeutet das zum Beispiel dass Amr ibn al Laiths Offizier Fardaghan die Hindutempel im Logar Tal in der Nahe von Kabul plunderte und dadurch einen Gegenschlag der Hindu Shahi unter Kamaluka auf Ghazna provozierte Auch diesmal bekam der Kalif seinen Beuteanteil 896 Die spaten Laithiden und die Chalafiden Bearbeiten Die Saffariden hielten sich langerfristig nur in Sistan und einigen angrenzenden Gebieten mit der Residenz Sarandsch in Nimruz Der neue Emir Abu l Hasan Tahir ibn Muhammad ibn Amr reg 900 909 war ein schwacher Herrscher der seine Zeit mit Jagden verbrachte und viel Geld fur seine Garten und Palaste ausgab Um nicht als Tyrann zu gelten liess er keine Steuern einziehen Nach sechs Jahren hatte Tahir das von seinem Vorganger ubernommene Vermogen von mindestens 36 Millionen Dirham komplett verbraucht Er wurde von seinem Onkel 2 Grades Al Laith ibn Ali dem damaligen Statthalter in Kirman und Makran abgesetzt und floh zu Sebukeri Subkari seinem Befehlshaber in Fars der seine restlichen Gefolgsleute ubernahm und ihn dem Kalifen auslieferte Al Laith ibn Ali reg 909 10 ging anschliessend gegen Sebukeri vor wurde aber mit Unterstutzung des Kalifen besiegt gefangen genommen und ebenso ausgeliefert Al Laiths Bruder und Nachfolger Muhammad b Ali reg 910 regierte nur noch in Sistan Zamindavar und Zabulistan Er wurde von seinem Bruder al Muaddal verraten von dem Samaniden Ahmad II reg 907 914 besiegt und wie seine drei Vorganger an den Kalifen ausgeliefert nbsp Goldmunze des ersten Chalafiden Ahmad b Muhammad auf der dieser bereits seinen Sohn Chalaf als Nachfolger nennt Eine Revolte im Namen eines zehnjahrigen Saffariden Prinzen namens Abu Hafs Amr scheiterte 912 3 sodass die Herrschaft der Saffariden erst durch Abu Dschafar Ahmad ibn Muhammad ibn Chalaf reg 923 963 wiedererrichtet wurde der nur ein entfernter Verwandter der bisherigen Herrscher war Sein Grossvater Chalaf war ein Gefolgsmann der beiden Dynastiegrunder gewesen Ahmad behauptete sich gegen die Anspruche des Kalifen al Muqtadir reg 908 932 und rivalisierender Saffaridenprinzen erlangte zeitweise grosses Prestige und wurde 963 ermordet nbsp 996 386 H gepragte Goldmunze des Wali d Daula Abu Ahmad Chalaf aus Sarandsch Sidschistan mit Nennung des Kalifen al Qadir Sein Sohn und Nachfolger Wali d Daula Abu Ahmad Chalaf reg 963 1003 teilte sich die Macht anfangs mit einem ehemaligen General der Samaniden Abu l Husain Tahir gest 970 der mutterlicherseits ebenfalls ein Saffaride war Zwischen 964 und 969 befand sich Chalaf auf einer Pilgerreise nach Mekka sodass Tahir allein regierte und sich anschliessend weigerte die Macht wieder abzugeben Der ausbrechende Konflikt zwischen Chalaf einerseits und Tahir bzw dessen Sohn Husain andererseits dauerte noch bis 983 und wurde durch die militarische Einmischung der Samaniden und von deren halb unabhangigen Vasallen Sebuk Tigin verkompliziert Schliesslich war Chalaf aufgrund despotischer Neigungen so unpopular dass die Armeefuhrung und Einwohnerschaft von Sarandsch sich an seinem Sturz beteiligte als Mahmud von Ghazna reg 998 1030 Sistan eroberte und der Saffaridenherrschaft ein Ende bereitete Nasriden und Mihrabaniden Bearbeiten In manchen Darstellungen werden die spater uber Sistan regierenden Nasriden 1030 1225 und Mihrabaniden 1236 ca 1542 ebenfalls den Saffariden zugerechnet Aus fruheren Werken zur Geschichte Sistans wie der Tarich i Sistan und Malik Schah Husains Ihya al muluk geht jedoch hervor dass diese beiden Herrscherhauser weder miteinander noch mit den beiden ersten Saffariden Linien verwandt sind Siehe auch BearbeitenListe der SaffaridenherrscherAnmerkungen Bearbeiten Zunbil war der Name einer Dynastie in Zamindavar und Zabulistan die mit den Hindu Schahi verbundet war und die moglicherweise bis auf die Hephthaliten Konige von Zabul zuruckzufuhren ist Der wirkliche Name des Zunbil Fuhrers war wahrscheinlich Kabk R N Frye William Bayne Fisher Ilya Gershevitch Ehsan Yar Shater Hrsg The Cambridge History of Iran Band 4 Noldeke Theodor Orientalische Skizzen Kapitel 6 Verlag von Gebruder Paetel Berlin 1892 S 185 218 online auf archive org Aufgerufen am 21 Januar 2023 Noldeke Theodor Orientalische Skizzen S 185 218 online auf archive org Aufgerufen am 21 Januar 2023 Noldeke Theodor Orientalische Skizzen Hansebooks 2016 ISBN 978 3743304796Literatur BearbeitenClifford Edmund Bosworth Kapitel The Ṭahirids and the Ṣaffarids in The Cambridge History of Iran Vol 4 The Period from the Arab Invasion to the Saljuqs ed by R N Frye Cambridge 1975 Clifford Edmund Bosworth The History of the Saffarids of Sistan and the Maliks of Nimruz Costa Mesa CA New York 1994 Clifford Edmund Bosworth Artikel Saffarids 8 Juni 2010 in Encyclopaedia Iranica Online EditionNormdaten Person GND 119006618 lobid OGND AKS VIAF 42638530 Wikipedia Personensuche Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Saffariden amp oldid 230286214