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Transoxanien das Land jenseits des Oxus ist der Name einer bedeutenden historischen Region im westlichen Zentralasien die im Wesentlichen das Land zwischen den beiden Stromen Amudarja und Syrdarja mit den alten Metropolen Samarkand und Buchara umfasst Transoxanien und die Nachbarregionen Chorasan und Choresmien in ZentralasienTransoxanien liegt zwischen Oxus Amu Darja und Jaxartes Syr Darja Inhaltsverzeichnis 1 Name 2 Geographie 3 Geschichte 3 1 Fruhe Zeit 3 2 Ab der Ankunft der Araber 3 3 Ab der Herrschaft der Mongolen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseName BearbeitenDer aus dem Lateinischen stammende Begriff Transoxanien bedeutet Land jenseits des Oxus wobei Oxus der alte Name des Amudarja ist Er entspricht der arabischen Bezeichnung Mawara annahr ما وراء النهر DMG ma waraʾ an nahr das was jenseits des Flusses liegt 1 wovon sich wiederum die usbekische Namensform Movarounnahr ableitet Fur die persischen Sassaniden deren Nordostgrenze zum spatantiken Zentralasien in dieser Region verlief gehorte Transoxanien wie aus dem Schahname hervorgeht zum nicht iranischen Gebiet Turan das spater vor allem von Turken bewohnt und daher auch als Turkestan bekannt war Geographie BearbeitenTransoxanien gehort zum Tiefland von Turan und ist von Steppen und Wusten wie der Kysylkum gepragt das Klima ist ausgesprochen kontinental und trocken Das Ferghanatal und Tal des Serafschan in dem auch Samarkand und Buchara liegen sind jedoch seit jeher fruchtbares Bewasserungsland das landwirtschaftlich genutzt wird Ostlich davon befindet sich das Pamir Gebirge Unter dem arabischen Namen Mawara annahr fassten die muslimischen Geographen des Mittelalters praktisch alle islamisch beherrschten Gebiete nordlich des mittleren und oberen Amudarjas zusammen wobei die Nordgrenze aber auch die Ostgrenze im Gebirge nicht genau definiert war Sudlich des Amudarjas lag die ostiranische Region Chorasan im Westen am Unterlauf des Amudarja der hier durch Wusten fliesst die Grossoase Choresm Im Norden lagen die Steppengebiete der bis zur Mongolenzeit noch heidnischen nicht islamisierten Nomaden unter denen in einzelnen von sogdischen Kolonisten Karawanenstadten wie Taraz auch Buddhisten Manichaer und Christen lebten Diese Stadte gingen zum Ende der mongolischen Khanate im Spatmittelalter mitsamt ihrer religiosen Vielfalt unter Ein massgeblicher Kausalbeitrag fur den Untergang dieser Stadtkulturen und der nicht islamischen Religionsgemeinschaften wird neben den fortwahrenden Kriegen und der Storung des Handels der Pest Mitte des 14 Jahrhunderts zugeschrieben 2 Zu den Regionen und Provinzen in die Transoxanien zur Zeit des Abbasidenkalifats 750 1258 unterteilt wurde zahlten Sughd um Buchara und Samarkand am Serafschan Tschaghaniyan Chuttal mit der Hauptstadt Hulbuk und Wachan am oberen Amudarja Usruschana sudlich des mittleren Syrdarja mit der Hauptstadt Bundschikat nahe Schahriston Schasch um Taschkent nordlich des mittleren Syrdarja und schliesslich Ferghana am oberen Syrdarja Heute gehort Transoxanien grosstenteils zu Usbekistan doch haben auch Kasachstan im Norden Tadschikistan und Kirgisistan im Osten und Turkmenistan im Suden Anteil an dem Gebiet 3 Geschichte BearbeitenFruhe Zeit Bearbeiten Den antiken Autoren allen voran Herodot war das Gebiet als Sogdiana Sogdien bekannt Es gehorte zum altpersischen Achamenidenreich danach zum Reich Alexanders des Grossen danach zum Seleukidenreich und zum Griechisch Baktrischen Konigreich Die Herrschaft uber Sogdien blieb aber auch gegenuber den Steppenvolkern im Norden umstritten und es ist fraglich wie effektiv die Herrschaft der vorerwahnten Reiche uber Sogdien tatsachlich war Zwischen 140 und 129 v u Z erlag das Griechisch Baktrisches Konigreich den Angreifern aus dem Norden wobei hieruber nur sparliche Nachrichten vorliegen und der genauere Hergang unklar und hoch spekulativ ist Der chinesische Entdecker Zhang Qian kam 126 v u Z durch diese Gegend und berichtete von den Yuezhi die zumindest eine der Gruppen der Eroberer bildeten Die hiermit einsetzenden zunachst noch sehr losen und sporadischen Kontakte mit dem China der Han Dynastie fuhrten in der Folge zur Etablierung der Seidenstrasse uber die Oasen am Sudrand der zentralasiatischen Wusten Die politische Geschichte ist weitgehend ungeklart In den Oasen bildeten sich lokale Herrschaften Das weitgespannte Handelsnetz der Sogder von der Krim bis nach China sorgte fur Reichtum und kulturelle Blute Augenzeugenberichte aus diesen Epochen stammen von den buddhistischen Pilgern aus China Faxian der allerdings nicht nach Transoxanien gelangte Hyecho und Xuanzang Unklar ist wieweit der Einfluss der im Suden angrenzenden Reiche der Parther oder Kuschana reichte Die Sasaniden erlangten zeitweise die Oberhoheit uber die transoxanischen Stadte Ab 359 verbundeten sich die Chioniten mit den Sasaniden und kamen nach Transoxanien wo sie 437 den Thron von Samarkand hielten Ab 420 breiteten sich die Kidariten aus und erreichten 440 Transoxanien Ab 457 fielen ausgehend vom ostlichen Baktrien die Hephthaliten ein besiegten den sasanidischen Herrscher Peroz I zwei Mal und erhielten bis mindestens 531 Tribute 509 eroberten die Hephthaliten Transoxanien 4 Gegen die hephthalitische Bedrohung verbundete sich der Sasanidenherrscher Chosrau Anuschirwan mit der neuen Macht in Zentralasien den Kok Turken Im Bundnis mit dem westturkischen Herrscher Sizabulos auch unter den Namen Stembis Chagan und Istami bekannt wurde 560 das Reich der Hephthaliten vernichtet und entlang des Amudarja zwischen Persern und Turken geteilt Doch entwickelten sich die Turken bald zu noch gefahrlicheren Gegnern die mehr oder weniger dauerhaft auch Nordafghanistan unter ihre Kontrolle brachten Ab 556 herrschten die westlichen Kok Turken in Transoxanien 5 Mit der Vernichtung des westturkischen Reiches zwischen 657 und 679 gewann zeitweilig das China der Tang Dynastie die Oberhoheit uber Transoxanien Nach dem Zusammenbruch der chinesischen Kontrolle uber das Tarim Becken und der Restauration des ostturkischen Khaganats fiel die Herrschaft in den weiter westlichen Gebieten an die Turken zuruck die nun nacheinander unter der Fuhrung der On Ok der Turgis der Karluken und schliesslich der Karachaniden standen Die On Ok standen zeitweise unter der Herrschaft der ostlichen Kok Turken teils waren sie deren Verbundete Ab der Ankunft der Araber Bearbeiten Inzwischen hatte ab 705 die Expansion der muslimischen Araber Transoxanien erreicht Zwischen 715 und ungefahr 732 wurden sie vom Herrscher der Turgesch Suluk aufgehalten doch insgesamt drangten sie die turkischen Herrscher und nach der Schlacht am Talas 751 auch die Chinesen zuruck was den chinesischen Einfluss in Transoxanien fur mehrere Jahrhunderte beendete Von den Arabern bekam das Land seinen Namen Mawara annahr Was jenseits des Flusses ist dem die moderne europaische Bezeichnung Transoxanien nachgebaut ist Die Turken blieben jedoch eine wichtige Einflussgrosse sei es durch ihre verwandtschaftlichen Verbindungen mit dem lokalen Adel oder ihre Verwendung als Soldner bzw Militarsklaven ghulam Eine Glanzzeit fur Transoxanien bildete die Herrschaft der persischstammigen muslimischen Dynastie der Samaniden von 819 bis 1005 die bis 874 noch den Tahiriden unterstanden 6 Unterdessen hatten Mitte des 10 Jahrhunderts die Karachaniden den Islam als erstes Volk ausserhalb des Kalifats angenommen Damit wurden sie zu einer ernsten Bedrohung fur die Samaniden Zum einen entfiel das Motiv eines heiligen Krieges zum anderen stockte der Nachschub an Rekruten fur ihre Sklavenarmee weil Muslime nicht versklavt werden durften und die Sklavengenerale der eigenen Armee Herrschaftsgeluste bekamen Schliesslich fielen die Provinzen sudlich des Amudarja an die Ghaznawiden deren Herrschaft durch einen vormaligen Sklavengeneral der Samaniden Alp Tigin und dessen Nachfolger Sebuktigin begrundet worden war Transoxanien hingegen fiel an die Karachaniden 992 eroberten sie zum ersten Mal Buchara 999 ein zweites Mal und danach auch Samarkand Mit den Ghaznawiden einigten sie sich 1001 auf den Amurdarja als Grenze zwischen ihren Reichen Ab 1020 herrschte Ali Tegin und bildete das Westreich der Karachaniden Neue Vormacht indes wurden die Seldschuken die dem Volk der Oghusen entstammten das am Aralsee seine Sitze hatte 1040 schlug ein Heer unter Fuhrung des Seldschuken Tughrul Beg in der Schlacht von Dandanqan die ghasnawidische Armee Der Sieg der Seldschuken loste einen grossen Zustrom von turkischen Nomaden hauptsachlich Oghusen in den Iran und spater auch nach Anatolien aus wahrend der bestehende oghusische Staat zerfiel und unterging Transoxanien blieb unter der Herrschaft der Karachaniden die nun unter die Oberhoheit der Seldschuken geraten waren 1089 und 1097 waren diese in Transoxanien eingefallen Die protomongolischen Kitan waren nach einer schweren Niederlage unter Fuhrung Yelu Dashi unter dem Namen Kara Kitai nach Westen geflohen und besiegten 1141 in der Schlacht von Qatwan den mit den Karachaniden verbundeten seldschukischen Herrscher Sandschar Damit verlor der regierende Karachanide Mahmud den Thron von Samarkand Andere Karachaniden regierten noch als Vasallen der Kara Kitai die nun fur kurze Zeit die Herrschaft uber Transoxanien errungen hatten Schon 1182 eroberte der Choresm Schah aus der Dynastie der Anuschteginiden vormalige Vasallen der Kara Kitai Buchara und 1210 schliesslich das ganze Land Ab der Herrschaft der Mongolen Bearbeiten 1219 eroberten die Mongolen unter Dschingis Khan das Land weite Teile und insbesondere die Stadte wurden zerstort 7 Transoxanien wurde Teil des ab 1229 entstehenden Tschagatai Khanats einem Teil des Mongolenreiches wobei im Laufe der Zeit lokale Fursten standig mehr Einfluss errangen 1346 verlor das Khanat Transoxanien Tughluk Timur konnte es aber um 1360 fur einige Jahre zuruckgewinnen 8 1365 besiegte Timur die Mongolen und eroberte Transoxanien das in der Folge eine neue Blutezeit erlebte Timur machte Samarkand zur Hauptstadt seines Reiches und zu einem Zentrum der islamischen Welt 9 1428 wurde das Usbeken Khanat in den Steppen des heutigen Kasachstan und West Sibiriens gegrundet und dehnte sich unter dem scheibanidischen Khan Abu l Chair bis an den Syr Darya aus 1451 unterstutzte dieser den timuridischen Khan Abu Sa id bei seinem Angriff auf den ebenfalls timuridischen Herrscher Abdallah ibn Ibrahim Zwei Armeen marschierten nach Samarkand und besiegten Abdallah Abu Sa id ubernahm die Macht Zentralisierungsbestrebungen Abu l Chairs fuhrten zur Abspaltung grosser Teile der von ihm gefuhrten Stammeskonfoderation die man Kasachen Abtrunnige nannte Seiner Machtbasis beraubt wurde Abu l Chair 1456 57 bei einem Angriff der Oiraten besiegt sein Reich loste sich auf Er selbst fiel 1468 in einer Schlacht gegen die Kasachen Von den Scheibaniden uberlebte lediglich Abu l Chairs Enkel Mohammed Scheibani der sich zunachst u a als Soldnerfuhrer des Timuriden Ahmad Mirza verdingte bevor er 1488 in den Dienst des Tschagatai Khans Mahmud b Yunus wurde Nachdem er die verstreuten usbekischen Stamme gesammelt hatte eroberte er 1500 Samarkand und Buchara und grundete das Usbeken Khanat neu Seine Hauptgegner waren der Timuride Babur und der persische Schah Ismail 1506 wurde aus dem Usbeken Khanat das Khanat von Buchara Nachdem Mohammed Scheibani 1510 in einer Schlacht bei Merw gegen den Safawiden Ismail gefallen war konnte Babur vorubergehend die Herrschaft uber Buchara und Samarkand zuruckgewinnen Mit ihrem Sieg 1512 in der Schlacht von Gadschdiwan sicherten sich die Usbeken die Herrschaft uber Transoxanien In der Folgezeit gab es zwischen dem Khanat Chiwa Choresmien und dem Khanat Buchara wechselseitige Eroberungsversuche ohne grossere Erfolge 10 Wahrend der standigen Kriege zwischen Usbeken und Iranern wurde Chorasan mit seinen ehemals bluhenden Stadten verwustet und Transoxanien verfiel der wirtschaftlichen und kulturellen Stagnation Etwa ab 1600 wurden die Usbeken sesshaft und verschmolzen mit der ansassigen Bevolkerung 1740 griff der persische Herrscher Nader Schah die Usbeken in Transoxanien an 1852 begann die russische Expansion in Mittelasien mit dem Angriff auf die zu Kokand eigenstandiges Khanat seit 1710 gehorende Festung Aq mastschid am Syrdarja Sie fand 1884 mit der Unterwerfung der Turkmenen und der Eroberung von Merw ihren Abschluss Literatur BearbeitenChristoph Baumer The History of Central Asia Bd 1ff I B Tauris London 2012ff Jurgen Paul Zentralasien S Fischer Frankfurt am Main 2012 Neue Fischer Weltgeschichte Band 10 Marion Linska Andrea Handl und Gabriele Rasuly Paleczek Einfuhrung in die Ethnologie Zentralasiens Skriptum Wien 2003 abgerufen am 7 Januar 2023 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Transoxanien Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Zur Schreibweise siehe Gavin Hambly u a Zentralasien Fischer Weltgeschichte 16 Frankfurt am Main 1966 S 76 Wassilios Klein Das nestorianische Christentum an den Handelswegen durch Kyrgyzstan bis zum 14 Jh Brepols Turnhout 2000 ISBN 978 2 503 51035 4 S 288 f Klaus Pander Zentralasien Usbekistan Kirgistan Tadschikistan Turkmenistan Kasachstan DuMont Koln 1996 ISBN 3 7701 3680 2 Jurgen Paul Zentralasien 2012 S 73 f Jurgen Paul Zentralasien 2012 S 78 f Jurgen Paul Zentralasien 2012 S 140 141 Jurgen Paul Zentralasien 2012 S 287 Marion Linska Andrea Handl und Gabriele Rasuly Paleczek S 65 abgerufen am 23 Dezember 2022 Marion Linska Andrea Handl und Gabriele Rasuly Paleczek S 66 Jurgen Paul Zentralasien 2012 S 280 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Transoxanien amp oldid 238019569