www.wikidata.de-de.nina.az
Tschagatai Khanat war der Name eines zentralasiatischen Herrschaftsgebietes zwischen dem 13 und 16 Jahrhundert in dem die Tschagataiden eine Linie der Dschingisiden herrschten Der Begrunder des Khanats war Tschagatai Khan der zweite Sohn Dschingis Khans Der jeweils regierende Khan hatte seine Residenz in der Stadt Almaliq Fahne des Tschagatai Khanats nach Darstellungen im Katalanischen Weltatlas um 1375 Das Tschagatai Khanat um 1310 Inhaltsverzeichnis 1 Umfang und Bevolkerung 2 Geschichte 2 1 Das Tschagatai Khanat als Teil des Mongolischen Grossreichs 13 14 Jahrhundert 2 2 Das Ostliche Tschagatai Khanat 14 17 Jahrhundert 3 Furstenliste 4 Siehe auch 5 Anmerkungen 6 LiteraturUmfang und Bevolkerung BearbeitenDas von den Mongolen gegrundete Khanat umfasste im Westen die Gebiete der heutigen mittelasiatischen und turksprachigen Staaten Usbekistan und Kirgisistan Starr spricht deswegen von einem turko mongolischen 1 Herrschaftsgebiet sowie im Osten die chinesische Region Xinjiang anfangs ohne das Gebiet der Dsungarei und den Norden Afghanistans Insgesamt umfasste dieses Khanat in seiner grossten Ausdehnung rund 6 2 Millionen km Das Gebiet war auch unter der Bezeichnung Tschagatai Ulus bekannt Das Khanat bestand aus einem Westteil bestehend aus Transoxanien auch Mawarannahr genannt und angrenzenden Gebieten einem Ostteil bestehend aus MogulistanDie Bevolkerung des Khanates bestand aus verschiedenen Volkern aus nomadisierenden Clans diverser zum Beispiel tschagataischsprachiger Turkvolker und aus sesshaften iranischen Oasenbauern und der damals uberwiegend persischsprachigen Stadtbevolkerung Tadschiken So siedelten im Osten verschiedene Turkvolker wie z B die Karluken Naimanen Kirgisen und Uiguren In der Mitte lebten die ebenfalls turkstammigen Volksstamme der Tschigil Kimek und Turgis Die Steppengebiete im Westen wurden von oghusischen Clans bevolkert welche zu den sudwestturkischen Volkern gehoren Auch lebten dort noch Reste der mit ihnen verwandten Seldschuken Die Bevolkerung im Suden wurde aus iranischen Afghanen Persern und Kaschmiris gebildet Eine Besonderheit bildeten Teile der Karakalpaken die um den Aralsee siedelten Im Bereich des Tschagatai Khanates bildeten sie eine sesshafte turksprachliche Minderheit da sie Fischer und Ackerbauern und keine Nomaden wie die sprachverwandten Kasak Tataren waren Geschichte BearbeitenDas Khanat entstand um 1229 als der Ulus Tschagatai von Tschagatai einem Sohn Dschingis Khans begrundet wurde Diesem wurden im gleichen Jahr auf der mongolischen Furstenversammlung grosse Teile der ursprunglich seinem Bruder Dschotschi zugesicherten Gebiete der ehemaligen Khanate der Westlande an den Flussen Syrdarja und Amudarja zugesprochen Der Khan residierte in Almaliq auch Almalyq oder Almalik das in der Nahe des heutigen Gulja Bezirk Ili im chinesischen Xinjiang lag Im Mongolischen Grossreich bestand das Khanat formal als dessen Bestandteil bis 1368 Doch agierten die Fursten in diesem ausserst autonom da die Oberherrschaft des Gross Khans alter Nomadentraditionen entsprechend nur lose war Nach 1346 verloren die Nachfahren des Tschagatai Khans die westlichen Landesteile Transoxanien ihre Herrschaft beschrankte sich auf den Osten der Ostliche Tschagatai Khanat genannt wurde Oder auch Mogulistan Land der Mongolen Als Einheitsstaat bestand dieses Khanat bis etwa 1514 Im Laufe des fruhen 16 Jahrhunderts loste sich das Tschagatai Khanat in einzelne Territorien auf denen jeweils ein Khan vorstand Das Tschagatai Khanat als Teil des Mongolischen Grossreichs 13 14 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Nachfolger des Mongolischen Reiches Khanat der Goldenen Horde Tschagatai Khanat Ilchanat Reich der Yuan DynastieNach dem Tod Tschagatais zirka 1242 kam es unter Einmischung der jeweiligen Grosskhane zu mehreren Regierungswechseln So setzte Guyuk Khan der Grosskhan reg 1246 1248 Qara Hulagu ab und stattdessen seinen personlichen Freund Yesun Mongke ein Guyuks Rivale und Nachfolger Mongke Khan Grosskhan von 1251 1259 machte es folglich umgekehrt Arigkbugha Khan reg 1260 1264 setzte dann Qara Hulagus Witwe Orghina ab und Algui ein und Kubilai Khan reg 1260 1294 bestatigte zwar Algui liess aber dessen Nachfolger Mubarak Schah durch Boraq ersetzen Boraq geriet jedoch in Streit mit dem Grosskhan Verwaltungsfragen und stand dann allein gegen seine Rivalen allen voran Mongke Timur von der Goldenen Horde und Qaidu die ihn gegen 1269 auf Mittelasien beschrankten Boraq musste sich laut Raschid ad Din 1269 im Kuriltai am Talas Fluss mit Qaidu vergleichen Er schloss ein Bundnis mit ihm das sich gegen Kubilai Khan und den Ilchan richtete und fur die Politik der nachsten vierzig Jahre wegweisend sein sollte Mit Boraqs Tod 1271 waren die Ogedajiden unter dem Enkel Ogedajs Qaidu zirka 1303 schliesslich zu den wahren Herrschern des Khanates aufgestiegen Qaidu war in dieser Zeit der Seniorpartner des Tschagatai Khans Du a Sohn Boraqs reg 1282 1307 und ein Gegenspieler Kublai Khans Erst 1309 10 waren die Tschagatai Prinzen wieder die alleinigen Herren ihres Landes nachdem Qaidus Sohn Tschapar reg 1303 1309 von Du a und danach von Du as Sohn Kebek mit Hilfe des Mongolenkaisers Timur reg 1294 1307 entmachtet wurde 1306 und 1309 Im 14 Jahrhundert entspannte sich auch die Beziehung zum Mongolenkaiser nur Ayurparibhadra reg 1311 1320 griff 1315 16 noch einmal ein dabei im Bundnis mit dem Ilchanat stehend Der Khan Esen Bugha der energische Kebek war 1310 zugunsten seines alteren Bruders abgedankt erlitt einige schwere Niederlagen die aber letztlich nur eine Episode blieben Du as Sohne Kebek und Tarmaschirin versuchten den Staat zu festigen Kebek reg 1309 1318 1326 ermordet berucksichtigte die Nomaden und die von sehr hohen Steuern belasteten Sesshaften gleichermassen war islamfreundlich und grundete mit Qarshi eine neue Hauptstadt sudwestlich von Samarkand Er teilte das Land in territoriale Verwaltungsbezirke ein die mit ihren Steuern den Unterhalt ansassiger Truppen finanzieren sollten Mit diesen Massnahmen erregte er aber bereits den Unwillen der traditionellen Mongolen die um ihre Ungebundenheit furchteten Kebeks Nachfolger Tarmaschirin reg 1327 31 1334 war zum Arger der Traditionalisten ein eifriger Moslem setzte die Jassa zugunsten der Schari a ausser Kraft und residierte standig in Transoxanien wohin ihm wegen der Lehenvergabe viele Mongolen folgten 1333 erhob er den Islam zur Staatsreligion 2 Im Jahr 1334 wurde er in einem Aufstand von den Traditionalisten des Ostens Ili Gebiet alte Hauptstadt Almalyq abgesetzt und hingerichtet Die Folge war ein langer Burgerkrieg mit mehreren schnellen und undurchsichtigen Machtwechseln der das Land spaltete Zuletzt versuchte sich Kazan ein Enkel Du as durch Gewaltmassnahmen an der Macht zu halten wurde aber 1346 durch Kazagan den Emir der Qaraunas besiegt und getotet Durch die Machtubernahme des Kazagan reg 1346 1357 verloren die Khane des Tschagatai Khanats die unmittelbare Herrschaft uber Transoxanien mit den bedeutenden Festen Buchara Samarkand und Qarshi Die Herrschaft des Tschagatai Klans war unter Kazagan und nachfolgenden Emiren einschliesslich Timur Lenks nur noch formal d h sie diente lediglich zur Legitimation der weltlichen Herrschaft dieser Emire Timur Lenk stammte aus dem Tschagatai Khanat und diente anfangs dessen Khanen Ab 1363 kampfte er um die Macht im Westteil des Khanats Transoxanien die er 1370 errang Nach seinem Sieg errichtete er das Timuridenreich das in Zentralasien bis 1405 wuchs Das Ostliche Tschagatai Khanat 14 17 Jahrhundert Bearbeiten Hauptartikel Ostliches Tschagatai Khanat Die Tschagataiden konnten sich nach 1346 47 nur im Ostteil dem Ostlichen Tschagatai Khanat an der Macht halten es umfasste Mogulistan also das Gebiet der Flusse Ili und Tschui sowie Tianshan und das Tarimbecken Dort brachte die Dughlat Familie den Prinzen Tughluk Timur reg 1347 1363 an die Macht der zum Islam ubertrat und um 1360 sogar Transoxanien fur einige Jahre zuruckgewinnen konnte 3 nbsp Einflusszonen der zwei Teile des Tschagatai Khanats um das Jahr 1490Aber auch in Mogulistan gerieten die Tschagatai durch den Aufstieg Timur Lenks reg 1365 70 1405 bald unter Druck Ilias Hoja wurde um 1365 von Timur Lenk besiegt und bald darauf von den Dughlat ermordet deren Vertreter dann noch in samtlichen Machtkampfen zwischen dem 14 und dem 16 Jahrhundert eine herausragende Rolle spielen sollten Khizr Hoja lebte bis zu seiner Machtubernahme in Verstecken bzw auf der Flucht Erst im Verlauf des 15 Jahrhunderts konnte sich das Tschagatai Khanat in Mogulistan wieder stabilisieren insbesondere Yunus Khan reg 1462 1487 mutterlicherseits Grossvater von Babur gilt als kultivierter und uberwiegend erfolgreicher Herrscher Mit dem Tod von Yunus Khan spaltete sich Mogulistan in zwei Herrschaftsgebiete seiner Sohne die aber eng miteinander verbundet blieben Schon 1503 brachte ein Sieg des usbekischen Khans Mohammed Scheibanis die Gefangennahme von Yunus Sohnen sie gewannen ihre vorherige Machtstellung nie wieder Die Erben des Tschagatai Khanats wurden im Verlauf des 16 Jahrhunderts schrittweise die Khane der Usbeken und Kasachen sowie die Kirgisen Trotzdem tauchen bis ins 17 Jahrhundert hinein gelegentlich noch einige Khane aus der Nachkommenschaft des jungeren Sohns Ahmad 1503 04 an Paralyse auf diese hatten aber nur noch regionale Bedeutung Der letzte ernstzunehmende Herrscher Abdur Raschid starb um 1565 da war das Tschagatai Khanat als Einheitsstaat bereits Geschichte Ein gewisser Isma il versuchte zirka 1678 die weltliche Herrschaft uber das Khanat von Kaschgar die in die Hande der Hodscha Familie Makhdumzada gefallen war zu restaurieren wurde jedoch von dem Dschungaren Fursten Galdan zugunsten der Hodschas abgesetzt Furstenliste BearbeitenTschagatai 1242 Qara Hulagu 1242 1246 1251 Yesun Mongke 1246 1251 Regentin Orghina 1251 1260 Algui 1260 1264 6 Mubarak Schah 1264 6 Boraq 1266 1271 Negubei Buqa Timur unter anderem Du a 1282 4 1307 Kontschek Taliqu Kebek 1309 1318 1326 Esen Bugha 1310 1318 Tarmaschirin 1327 1334 Buzan 1334 Dschenkschi 1334 1338 Yesun Timur 1338 1340 Ali Sultan 5 Muhammed Kazan 1330er 1343 1346 Bayan Kuli 1348 58 und andere Marionettenherrscher ab 1346 47 nur in Moghulistan Tughluk Timur 1347 1363 ab 1360 auch Gesamtkhanat Ilias Hoja 1363 zirka 1369 Pratendent Qamar ad Din zirka 1369 1390 Dughlat Familie Khizr Hoja 1389 1399 Shams i Jahan zirka 1399 1408 Muhammed Khan 1408 1416 Naksh i Jahan 1416 1418 Vais Khan 1418 1428 Satuq Khan ein Marionettenherrscher Ulugh Begs 1428 1434 Esen Bugha 1428 34 1462 Dost Muhammad 1462 1469 Yunus 1462 1487 Ahmad 1503 in Aksu und Mahmud 1508 in Taschkent Mansur Khan zirka 1503 1514 bzw 1543 5 Teilherrscher in Ili Region Said Khan zirka 1514 1533 Teilherrscher in Kaschgar Abdur Raschid zirka 1533 1565 Teilherrscher in Kaschgar diverse unbedeutende Herrscher bis Ende des 17 JahrhundertsSiehe auch BearbeitenMongolisches Reich Mongolische Kriegfuhrung Grosskhan Yuan Dynastie Goldene Horde Ilchane TimurAnmerkungen Bearbeiten S Frederick Starr Xinjiang China s Muslim Borderland Seite 243 Marion Linska Andrea Handl und Gabriele Rasuly Paleczek Einfuhrung in die Ethnologie Zentralasiens Skriptum Wien 2003 S 63 abgerufen am 7 Januar 2023 Marion Linska Andrea Handl und Gabriele Rasuly Paleczek Einfuhrung in die Ethnologie Zentralasiens Skriptum Wien 2003 S 65 abgerufen am 7 Marz 2020 Du a wurde nach den Angaben bei Biran Qaidu S 33 41 um 1282 als Khan eingesetzt Ali Sultan reg um 1340 stammte Abulghazi zufolge aus dem Haus Ogedeis Literatur BearbeitenFischer Weltgeschichte Band 16 Zentralasien Rene Grousset Die Steppenvolker Essen 1975 Tilman Nagel Timur der Eroberer und die islamische Welt des spaten Mittelalters Munchen 1993 ISBN 3 406 37171 X Michael Biran Qaidu and the Rise of the Independent Mongol State in Central Asia The Curzon Press 1997 ISBN 0 7007 0631 3 Raschid ed Din The successors of Genghis Khan New York 1971 Klaus Lech Das mongolische Weltreich Al Umari s Darstellung der mongolischen Reiche Wiesbaden 1968 ISBN 3 447 00119 4 Michael Weiers Geschichte der Mongolen Stuttgart 2004 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tschagatai Khanat amp oldid 238019448