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Die Chioniten waren eine spatantike Nomadengruppe im Zentralasien Ihr Name ist moglicherweise vom mittelpersischen Wort X i yon Hunne abgeleitet Das Erscheinen dieser ersten Gruppe der iranischen Hunnen ist zeitlich etwa eine Generation vor dem Auftauchen der europaischen Hunnen anzusetzen welche 375 die Wolga uberschritten Die Chioniten waren mit diesen aber wahrscheinlich nicht verwandt allerdings ist auch die ethnische Zusammensetzung der hunnischen Gruppen die zwischen dem 4 und 6 Jahrhundert nacheinander an der Nordostgrenze des Sassanidenreichs auftauchten Chioniten Kidariten Alchon und Nezak Gruppe sowie die Hephthaliten nicht restlos geklart Der Begriff der iranischen Hunnen geht auf die Forschungen Robert Gobls zuruck 1 Gobl hat die Chioniten obwohl sie in schriftlichen Quellen erwahnt werden in seine auf numismatischen Auswertungen beruhenden Uberlegungen nicht einbezogen da von ihnen keine Munzpragungen uberliefert sind und er vor allem von diesem Kriterium ausging Die Bezeichnung Hunnen ist hierbei nicht als ethnischer Begriff zu verstehen sondern als eine Sammelbezeichnung zentralasiatischer Gruppen die im eigentlichen Sinne nicht unbedingt miteinander verwandt waren 2 In der neueren Forschung wird meist angenommen dass die Dynastie der Kidariten aus den Chioniten hervorging Dabei ist die These aufgestellt worden dass Chioniten und Kidariten nicht zwei getrennte Gruppen waren sondern die Kidariten vielmehr ein Clan der Chioniten waren bzw von ihnen abstammten 3 Wolfgang Felix bezeichnet sie in der Encyclopaedia Iranica als wahrscheinlich iranischer Herkunft probable Iranian origin doch sind genaue Aussagen kaum moglich Manche Forscher etwa James Howard Johnston nehmen an dass sich hinter den X i yon bzw den Chioniten Teile der Xiongnu verbergen die aus Ostasien nach Westen gezogen seien doch ist diese Hypothese sehr umstritten Einige Forscher wie Richard Nelson Frye und Peter Benjamin Golden vermuteten dass die Chioniten grossteils ein Turkvolk waren spater jedoch auch Teile von besiegten anderssprachigen Stammen aufnahmen und integrierten 4 Jedoch ist keine dieser Theorien derzeit mehrheitlich anerkannt Fest steht nur Die Chioniten werden zur Zeit des persischen Sassanidenkonigs Schapur II reg 309 379 von dem romischen Geschichtsschreiber Ammianus Marcellinus der wichtigsten Quelle fur diese Zeit als Chionitae in der Region erwahnt in der damals die Perser eine Oberherrschaft uber die einstigen Kuschana Provinzen ausubten Im Jahr 350 griffen diese Nomaden speziell die Chioniten Schapur II an In mehreren Feldzugen konnten der Perserkonig zwar die Nordostgrenze seines Reiches sichern wobei Schapur wie eine gefundene Inschrift beweist 356 von der Region des heutigen Kabul aus gegen die Invasoren agierte Nach dem Krieg waren die Chioniten aber mit einiger Sicherheit die neuen Herren Baktriens mit Balch da dort die Munzpragung der Kuschana Schahs aufzuhoren scheint Ihr damaliger Konig hiess Grumbates der sich Schapur II unterordnete und bei der Belagerung der romischen Festung Amida 359 anwesend war wie aus dem Geschichtswerk des Ammianus hervorgeht 5 Laut Ammianus Marcellinus haben die Chioniten bei der Belagerung von Amida 359 zum Erstaunen der Perser ihre Toten verbrannt Ammian 19 1 7ff was fur zoroastrische Perser aufgrund ihrer religiosen Vorstellungen unvorstellbar war dennoch ist ihre ethnische Identitat die Verbrennung spricht eigentlich gegen eine Zugehorigkeit zu einem iranischen Volk damit nicht geklart 6 Die weitere Geschichte der Chioniten ist unklar Sie wurden offenbar Ende des 4 Jahrhunderts von den Kidariten abgelost denen dann ihrerseits die Hephthaliten folgten doch bleiben die Details im Dunkeln 7 Es ist durchaus moglich dass es sich bei den unbekannten Invasoren gegen die Bahram V um 427 erfolgreich kampfte noch um Chioniten gehandelt hat 8 In der persischen Uberlieferung wie im Avesta werden die Chioniten mehrfach als Xyon erwahnt und als Feinde Irans bezeichnet 9 wenngleich unklar ist ob bei den Erwahnungen immer auch die historischen Chioniten gemeint sind 10 Literatur BearbeitenCarlo G Cereti Xiiaona and Xyon in Zoroastrian Texts In M Alram D Klimburg Hrsg Coins Art and Chronology II The First Millennium CE in the Indo Iranian Borderlands Wien 2010 S 59 72 Wolfgang Felix Chionites In Ehsan Yarshater Hrsg Encyclopaedia Iranica Band 5 Carpets coffee Bibliotheca Persica Press New York 1992 ISBN 0 939214 79 2 S 485 487 online Daniel T Potts Nomadism in Iran From Antiquity to the Modern Era Oxford University Press Oxford u a 2014 S 127ff Khodadad Rezakhani ReOrienting the Sasanians East Iran in Late Antiquity Edinburgh University Press Edinburgh 2017 S 87 93 Anmerkungen Bearbeiten Robert Gobl Dokumente zur Geschichte der iranischen Hunnen in Baktrien und Indien 4 Bande Wiesbaden 1967 Vgl Timo Stickler Die Hunnen Beck Munchen 2007 ISBN 978 3 406 53633 5 S 29ff Daniel T Potts Nomadism in Iran From Antiquity to the Modern Era Oxford u a 2014 S 129 Richard Nelson Frye Pre Islamic and early Islamic cultures in Central Asia In Robert L Canfield Hrsg Turko Persia in historical perspective Cambridge 1991 hier S 49 Peter B Golden Turks and Iranians a cultural sketch In Lars Johanson Christiane Bulut Hrsg Turkic Iranian Contact Areas Historical and Linguistic Aspects Wiesbaden 2005 hier S 19 Vgl dazu auch John Matthews The Roman Empire of Ammianus Duckworth London 1989 ISBN 0 7156 2246 3 S 61 ff Wolfgang Felix Chionites In Encyclopaedia Iranica Band 5 New York 1992 S 486 Vgl allgemein Wolfgang Felix Artikel Chionites in der Encyclopaedia Iranica Vgl Nikolaus Schindel Wahram V In Nikolaus Schindel Hrsg Sylloge Nummorum Sasanidarum Bd 3 1 Wien 2004 S 365f Khodadad Rezakhani ReOrienting the Sasanians East Iran in Late Antiquity Edinburgh 2017 S 88 Wolfgang Felix Chionites In Encyclopaedia Iranica Band 5 New York 1992 S 485f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Chioniten amp oldid 236959514