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Schapur II persisch شاپور Schapur ʃɔːˈpuːr auch als Sapur du l aktaf oder Sabur Ḏi l aktaf im Arabischen als Ẓulaktaf bekannt geboren 309 gestorben 379 ebensolang war seine Regierungszeit auch Sapor II oder Sapur II war ein persischer Grosskonig aus dem Herrscherhaus der Sassaniden Seine sehr lange Regierungszeit war von einem langwierigen Kampf gegen das Romische Reich und von einer fast 40 Jahre andauernden Christenverfolgung gepragt Munze Schapurs II Schapur II konnte in seiner Regierungszeit einige Gebietsgewinne erzielen Er gilt neben Schapur I und Chosrau I als einer der bedeutendsten sassanidischen Grosskonige und konnte das Reich nach einer Schwachephase wieder starken und die Grenzen weitgehend sichern seine drei direkten Nachfolger agierten weniger glucklich Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Kindheit und Jugend 1 2 Religionspolitik 1 3 Die Kriege Schapurs 1 4 Armenienpolitik 2 Literatur 3 Weblinks 4 AnmerkungenLeben BearbeitenKindheit und Jugend Bearbeiten Um das Jahr 300 war das Sassanidenreich das 298 eine empfindliche Niederlage gegen die Romer hatte hinnehmen mussen in eine Zeit der Wirren geraten Als Konig Hormizd II 309 starb kam es zu Machtkampfen am Hof und schliesslich toteten persische Adlige seinen altesten Sohn blendeten den zweiten Sohn und nahmen den dritten Hormizd gefangen Dieser floh wenig spater zu den Romern Der Thron wurde fur ein angeblich noch ungeborenes Kind einer der Frauen Hormizds II reserviert Schapur II Dieser gilt als der einzige Konig in der Geschichte der schon in der Gebarmutter gekront wurde Die Krone wurde laut Tabari wahrend der Kronungszeremonie auf den Bauch der Mutter gelegt 1 Schapur II war demnach ein geborener Konig mehrere Forscher nehmen aber an dass die spateren Quellen an diesem Punkt ubertreiben und Schapur wohl ein Saugling war als er zum Herrscher erhoben wurde Die Regierungsgeschafte ubernahmen zunachst seine Mutter ihr neuer Gemahl Bahram von Kuschan und die persischen Magnaten Mit 16 Jahren wurde er wahrscheinlich zur 100 Jahr Feier der Sassanidendynastie inthronisiert auch wenn uber seine Jugend nur wenige Quellen vorliegen die zudem sehr viel spater entstanden und stark legendenhaften Charakter tragen So soll Schapur bereits als kleines Kind weise Entscheidungen getroffen und so seine Eignung zum Herrscher demonstriert haben Zugleich konnen die Quellen aber nicht verhehlen dass das Sassanidenreich wahrend seiner Unmundigkeit von innerem Zerfall und ausseren Angriffen bedroht wurde Religionspolitik Bearbeiten Als Schapur personlich die Regierung ubernahm erwies er sich als energischer Herrscher Unter seiner Regentschaft wurde der Staat laut spaterer Uberlieferung in ein regelrechtes Kastensystem umstrukturiert Die Macht der Priester wurde beschnitten und der Zoroastrismus zugleich vom Konig gefordert die Sammlung der Avesta Sammlung der zoroastrischen Glaubensschriften wurde vervollstandigt Kritiker und Abtrunnige des Zoroastrismus wurden bestraft die Religion sollte die Stellung des Konigs starken Als Reaktion auf die Christianisierung des Romischen Reiches unter Konstantin dem Grossen wurden die Christen im eigenen Land aus politischen nicht primar aus auch von Schapur formulierten religiosen Grunden verfolgt nachdem der Versuch aus dem Katholikat von Seleukia Ktesiphon eine von Konstantinopel unabhangige christliche Kirche zu schaffen fehlgeschlagen war Zu Schapurs Christenverfolgung siehe auch die Artikel uber die Martyrer Simon bar Sabbae und Pusei Die Kriege Schapurs Bearbeiten Siehe auch Romisch Persische KriegeSchapur II hatte seine ersten militarischen Erfahrungen im Kampf gegen die Araber erworben die wiederholt in Mesopotamien eingefallen waren Doch sollte Schapur sich vor allem Rom dem Gegner im Westen zuwenden 2 Persien und das Romische Reich standen sich als die zwei Grossmachte dieser Zeit feindlich gegenuber 337 wohl kurz vor dem Tod Konstantins des Grossen der einen grossen Feldzug gegen die Sassaniden geplant hatte brach Schapur II durch einen Praventivschlag den Frieden den sein Grossvater Narseh mit Diokletian im Jahre 298 oder 299 geschlossen hatte und ein Krieg begann der 26 Jahre dauern sollte 337 363 Mit dem Frieden von 298 waren die Perser die erhebliche Gebiete an die Romer hatten abtreten mussen von Anfang an unzufrieden gewesen Schapur strebte daher eine Ruckgewinnung des verlorenen Territoriums an Wir sind uber diese Kampfe relativ gut informiert Vor allem der bedeutende romische Historiker Ammianus Marcellinus der als Offizier teilweise selbst an den Kampfen teilnahm aber auch Zosimos und Sozomenos sowie spatere arabische und persische Quellen berichten uber diese Kampfhandlungen Schapur II gelang es zunachst Armenien zu annektieren das bis 298 zum persischen Einflussbereich gezahlt hatte Bald darauf versuchte er mit wechselndem Erfolg die grossen romischen Forts in Mesopotamien zu erobern um auch hier verlorenes Gebiet zuruckzugewinnen Die Kampfe spielten sich vor allem um die strategisch wichtigen Orten Singara Nisibis welches Schapur II dreimal vergeblich belagerte und Amida ab wobei die Romer bei Singara einen Ruckschlag erlitten wohl 344 Unzutreffend ist die Annahme der alteren Forschung dass in der offenbar sehr blutigen Schlacht ein Bruder Schapurs namens Narseh fiel ein solcher Name fur einen Bruder Schapurs ist in den Quellen nicht einwandfrei belegt 3 Obwohl die Generale des Kaisers Constantius II 337 bis 361 der mittlere Sohn Konstantins und nach dessen Tod Kaiser des Ostteils des Romischen Reiches mehrere Schlachten verloren machte Schapur II insgesamt kaum Fortschritte Seine militarische Starke reichte anscheinend nicht aus die eroberten Gebiete dauerhaft zu sichern zumal Constantius eine recht geschickte Defensivstrategie betrieb wahrend in Armenien der romische Einfluss zunachst wiederhergestellt werden konnte Entscheidend war dass die Romer die meisten der strategisch wichtigen Festungen halten konnten Die Kampfhandlungen zwischen Rom und Persien wurden unterbrochen als um das Jahr 350 das Sassanidenreich im Osten von Nomadenstammen angegriffen wurde unter denen die hunnischen Chioniten siehe Iranische Hunnen namentlich erwahnt werden Schapur operierte wie eine gefundene Inschrift beweist 356 von der Region des heutigen Kabul aus gegen die Invasoren Nach anhaltenden schweren Kampfen waren die Chioniten gezwungen Frieden zu schliessen Der Konig der Chioniten Grumbates schloss sich Schapur II sogar in seinem Kampf gegen Rom an So waren chionitische Hilfstruppen in Begleitung Schapurs als dieser 359 erneut einen Feldzug gegen die Romer unternahm nbsp Julians PersienfeldzugRom und Persien traten schliesslich in Friedensgesprache ein deren bemerkenswerten Inhalt Bruder Anrede der beiden Monarchen Ammianus Marcellinus uberliefert hat Ammian 17 5 Die Verhandlungen brachten jedoch kein Ergebnis und Schapur legte 359 einen Belagerungsring um die Festung Amida welche nach 73 tagiger Belagerung schliesslich fiel hierbei sind chionitische Truppen unter Grumbates belegt Schapur II eroberte anschliessend Singara und andere Befestigungen im folgenden Jahr Dennoch wich Constantius einer offenen Entscheidungsschlacht aus so dass Schapur vielleicht auch durch einen ungunstigen Orakelspruch beeinflusst schliesslich die Kampfhandlungen einstellte Constantius plante nun eine Gegenoffensive und forderte daher zur Verstarkung Truppen aus Gallien an Dies war der Ausloser fur eine Revolte der romischen Legionen in Gallien die den Caesar Julian Apostata zum Gegenkaiser ausriefen Ein Burgerkrieg stand bevor als Constantius Ende 361 starb 363 drang der neue Kaiser Julian auf einem schlecht geplanten aber sehr gross angelegten Feldzug mit einem starken Heer von etwa 65 000 Mann bis zur sassanidischen Hauptstadt Ktesiphon etwas sudostlich vom heutigen Bagdad gelegen vor Julians Herrschaft war ungefestigt und er hoffte durch einen Sieg uber den Erzfeind im Osten Prestige zu gewinnen Offenbar hatte er sogar vor einen eigenen Perserkonig von Roms Gnaden einzusetzen Schapur II hatte den Angriff im Norden erwartet und musste erst nach Suden ziehen sein Feldherr vor Ort wich einem offenen Kampf aus und die romische Offensive lief ins Leere Julian machte schwere strategische Fehler und fuhrte sein Heer mitten in die Wuste Nach dem Eintreffen der grosskoniglichen Armee stellten sich dort die Perser zur Schlacht und wurden bei Maranga zunachst geschlagen allerdings keineswegs entscheidend Julian fiel wenige Tage spater in einem erneuten Gefecht Sein von den Soldaten gewahlter Nachfolger Jovian sah sich gezwungen wollte er nicht die Vernichtung der gesamten romischen Armee im Feindesland in Kauf nehmen einen fur die Romer sehr nachteiligen Frieden abzuschliessen siehe Frieden von 363 Die Gebietsgewinne Diokletians mussten wieder abgetreten werden und Rom musste versprechen dem bis dato verbundeten Armenien nicht beizustehen Fur die Romer war dies eine Schmach Schapur II hingegen konnte einen grossen Erfolg verbuchen seit uber 100 Jahren war keinem Perserkonig mehr ein vergleichbarer Triumph vergonnt gewesen Letztlich sollte die Grenze in Mesopotamien in den folgenden 230 Jahren im Wesentlichen unverandert bleiben da beide Grossmachte sich mit ihr im Grunde arrangieren konnten Armenienpolitik Bearbeiten Schapur II hatte Armenien bereits 338 kurzzeitig erobert Nach seinem erneuten Einmarsch ca 368 zwang er den armenischen Konig Arschak II der mit den Romern verbundet war Selbstmord zu veruben Doch auch nach diesem Erfolg hatte Schapur Armenien nicht in der Hand da die Konigin Pharandzem und ihr Sohn Pap die Hauptstadt Artogerassa behaupteten Bei dem Versuch zwei Uberlaufer Artabannes und Kylakes auf Pharandzem anzusetzen scheiterte Schapur Am Ende kam es zum Untergang des persischen Expeditionsheeres Aus Furcht vor einem Rachefeldzug der Perser floh Pap zum romischen Ostkaiser Valens 364 378 Als romischer Klientelkonig sollte der Armenier unter Roms Schutz in seine Heimat zuruckkehren Dies Aufgabe ubertrug der Kaiser dem neu ernannten militarischen Oberkommandierenden fur Armenien Terentius Dies nun sah Schapur als Vertragsbruch an sturmte 369 Artogerassa und liess Pharandzem grausam hinrichten wahrend Pap vorubergehend in die Berge floh Als Valens 373 den Konigssohn in Ehrenhaft festsetzen wollte floh dieser erneut Fur die Romer war Pap nun zu einer Gefahr geworden da jetzt befurchtet wurde dass dieser zu den Persern uberlaufen konnte Im Herbst 374 wurde Pap zu einem Gastmahl bei dem Nachfolger des Terentius Traianus eingeladen bei dem der Armenier getotet wurde Der anschliessend von Rom in Armenien gestutzte Konig Varazdates konnte sich inmitten politischer und militarischer Auseinandersetzungen bei denen wieder die Perser auftraten von 375 377 halten 4 Es kam erneut zu Kampfen zwischen Romern und Persern Ein grosser Orientfeldzug den Valens plante wurde nur durch das Erscheinen der Goten an der Donau und den Beginn der so genannten Volkerwanderung vereitelt da der Kaiser seine Aufmerksamkeit nun der Donaugrenze zuwenden musste wo er 378 in der Schlacht von Adrianopel fiel Bald nach Schapurs Tod kam es dann 384 oder wahrscheinlicher 387 zu einer diplomatischen Losung fur Armenien das zwischen Romern und Sassaniden geteilt wurde siehe auch Persarmenien Literatur BearbeitenTouraj Daryaee Sasanian Iran 224 651 CE Portrait of a Late Antique Empire Mazda Pub Costa Mesa Calif 2008 S 43ff Touraj Daryaee Sapur II In Ehsan Yarshater Hrsg Encyclopaedia Iranica englisch iranicaonline org mit Literaturangaben Katarzyna Maksymiuk Strategic aims of Sapur II during the campaign in northern Mesopotamia 359 360 In Historia i Swiat 7 2018 S 87 97 Nikolaus Schindel Shapur II In Nikolaus Schindel Hrsg Sylloge Nummorum Sasanidarum Bd 3 1 Textband Wien 2004 S 211ff Klaus Schippmann Grundzuge der Geschichte des sasanidischen Reiches Darmstadt 1990 Engelbert Winter Beate Dignas Rom und das Perserreich Zwei Weltmachte zwischen Konfrontation und Koexistenz Berlin 2001 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schapur II Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienAnmerkungen Bearbeiten Theodor Noldeke Geschichte der Perser und Araber zur Zeit der Sasaniden Aus der arabischen Chronik des Tabari Ubersetzt und mit ausfuhrlichen Erlauterungen und Erganzungen versehen Leiden 1879 S 51 f Digitalisat der Universitats und Landesbibliothek Sachsen Anhalt Halle Vgl dazu Engelbert Winter Beate Dignas Rom und das Perserreich Zwei Weltmachte zwischen Konfrontation und Koexistenz Berlin 2001 S 105ff Vgl Karin Mosig Walburg Zu Spekulationen uber den sasanidischen Thronfolger Narse und seine Rolle in den sasanidisch romischen Auseinandersetzungen im zweiten Viertel des 4 Jahrhunderts n Chr In Iranica Antiqua Band 35 2000 S 111 157 Alexander Demandt Geschichte der Spatantike Das Romische Reich von Diocletian bis Justinian 284 565 n Chr C H Beck Verlag Munchen 2008 ISBN 978 3 406 57241 8 S 94 VorgangerAmtNachfolgerHormizd II Konig des neupersischen Reichs 309 379Ardaschir II Normdaten Person GND 118754084 lobid OGND AKS LCCN n88229502 VIAF 148148207641400340000 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schapur II KURZBESCHREIBUNG persischer SassanidenkonigGEBURTSDATUM 309STERBEDATUM 379 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schapur II amp oldid 233697008