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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Zosimos Begriffsklarung aufgefuhrt Zosimos griechisch Zwsimos latinisiert Zosimus war ein griechischer spatantiker Geschichtsschreiber der wohl um 500 n Chr ein Geschichtswerk mit dem Titel Historia nea Neue Geschichte verfasste Es gilt als das letzte antike Geschichtswerk eines heidnischen Autors und ist die einzige vollstandig erhaltene ausfuhrlichere Quelle fur die Geschichte des Romischen Reiches in den Jahren 378 bis 410 n Chr wenngleich es mehrere chronologische und sachliche Irrtumer enthalt Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 2 Ausgaben und Ubersetzungen 3 Literatur 4 Weblinks 5 AnmerkungenLeben und Werk BearbeitenZosimos stammte vermutlich aus dem syrisch palastinischen Raum und genoss eine gute Ausbildung Der Patriarch Photios I von Konstantinopel bezeichnete ihn ruckblickend als Comes und ehemaligen Advocatus fisci er scheint also eine juristische Laufbahn verfolgt zu haben 1 Wohl zwischen 498 und 518 nach Ansicht mancher Forscher zwischen 498 und 502 2 verfasste er eine Neue Geschichte griechisch Istoria nea Historia nea des Romischen Reiches in sechs Buchern Sie behandelte die Geschichte vom Trojanischen Krieg bis 410 wobei die fruhe Geschichte sehr gestrafft geschildert wird und das Werk abrupt endet Nach einem sehr knappen Abriss der Kaiserzeit bis Diokletian der Abschnitt uber die Herrschaft dieses Kaisers fehlt heute folgt eine ausfuhrlichere Beschreibung der Geschehnisse im 4 und fruhen 5 Jahrhundert Die Schilderung bricht kurz vor der Eroberung Roms durch den Westgotenkonig Alarich I im Jahr 410 ab Es wird davon ausgegangen auch aufgrund fehlender Endbearbeitungen dass das Werk nicht fertiggestellt wurde 3 Zosimos benutzte mehrere heute verlorene Quellen So zog er unter anderem insbesondere die Werke der beiden Nichtchristen Eunapios von Sardes und ab Buch 5 26 Olympiodoros von Theben heran fur den Beginn seines Werks wahrscheinlich auch die Chronik des Publius Herennius Dexippus fur den Persienfeldzug Kaiser Julians moglicherweise die Abhandlung des Magnus von Karrhai und ansonsten Orakelsammlungen 4 Zosimos orientierte sich weitgehend an seinen jeweils benutzten Quellen deren Wertungen er oftmals ubernahm auch wenn sich dadurch Widerspruche in der Schilderung ergaben 5 So wird etwa der machtige magister militum Stilicho in Anlehnung an das Werk des Eunapios das Zosimos nach der Aussage des Photios dem noch beide Werke vorlagen sehr intensiv benutzt hat zunachst negativ spater jedoch offenbar aufgrund der Heranziehung des Geschichtswerks des Olympiodoros positiv geschildert Die ihm vorliegenden Berichte sind aber wohl teils auch absichtlich erganzt worden wie sehr dies der Fall ist ist in der Forschung allerdings umstritten 6 Das Werk muss nach 425 verfasst worden sein da in diesem Jahr das Werk des Olympiodoros endete das Zosimos fur den Schlussteil seines Werkes als Hauptquelle benutzt hat das Werk lag spatestens im spaten 6 Jahrhundert vor da Euagrios Scholastikos es in seiner Kirchengeschichte zitierte 7 Zosimos war ein bekennender Pagane Heide und ein dezidierter Feind des Christentums was sich auch in seinem Werk bemerkbar macht und so viel an Objektivitat einbusst 8 Oft wird angenommen das Fehlen der Abschnitte uber den Christenverfolger Diokletian und die Eroberung Roms die die Nichtchristen als Rache der Gotter am christianisierten Imperium verstanden sei kein Zufall sondern spatere christliche Kopisten hatten diese Schilderungen bei Zosimos als anstossig empfunden und die entsprechenden Passagen bewusst nicht uberliefert Doch auch so wird deutlich dass Zosimos den angeblichen Verfall des Imperiums als Bestrafung fur die Abkehr von den alten Gottern auffasste Indem Konstantin der Grosse 313 die falligen Sakularfeiern nicht abgehalten habe habe das Reich den gottlichen Beistand eingebusst 9 Diese Position ubernahm Zosimos zweifellos bereits aus seinen Quellen Aber auch an anderen Stellen polemisierte Zosimos gegen die christlichen Kaiser wahrend er den letzten paganen Herrscher Julian ausgiebig preist Das Geschichtsbild des Zosimos ist stark negativ gefarbt wobei der Abfall von den paganen Kulten der zentrale Punkt in der Schilderung ist 10 Fur Zosimos ist der Untergang des Romischen Reiches bereits ein unausweichliches Faktum obwohl das Ostreich noch sehr lange Zeit bestehen blieb In diesem Sinne wollte er nach eigener Aussage die Geschichte dieses vermeintlichen Untergangs beschreiben und aus explizit paganer Perspektive deuten als Parallele zur Beschreibung des Aufstiegs des Imperiums durch Polybios 11 Das Werk des Zosimos das stilistisch eher einfach und ohne grossere rhetorische Ausschmuckungen geschrieben wurde 12 kann intellektuell nicht entfernt mit dem anderer spatantiker Geschichtsschreiber wie Ammianus Marcellinus Olympiodoros von Theben der wie anhand von Fragmenten seines Werks erkennbar genauere Angaben machte Priskos oder Prokopios von Caesarea konkurrieren die als Zeitgenossen uber teilweise Selbsterlebtes berichteten und wesentlich objektiver urteilten Zudem sind Zosimos auch faktisch mehrere inhaltliche Fehler unterlaufen chronologische ethnographische geographische und militarische selbst im Hinblick auf die reine Wiedergabe seiner Quellen ist er teils unzuverlassig so dass die faktische Qualitat seines Werks eher bescheiden ist 13 Zosimos scheint zudem Teile der Darstellung so arrangiert zu haben dass sie seiner Darstellungsabsicht entsprachen 14 Dennoch stellt das Werk aufgrund des Verlusts anderer spatantiker Geschichtswerke die Zosimos wiederum mehr oder weniger zuverlassig benutzt hat die Hauptquelle fur die Ereignisse von 378 nach dem Ende des Res gestae des Ammianus bis 410 dar 15 Von Zosimos weiterem Leben ist nichts bekannt Dass es zu Beginn des 6 Jahrhunderts noch moglich war ein offen antichristliches Werk zu publizieren das offenbar auch sein Publikum fand und verbreitet wurde ist ein Indiz dafur dass das Heidentum damals zwar seit langem auf dem Ruckzug war aber noch immer existierte und von gewisser Bedeutung war Dennoch verhinderte die nichtchristliche Ausrichtung eine intensivere Nachwirkung von Zosimos Neuer Geschichte Das Werk ist nur in einer Handschrift aus dem 10 Jahrhundert uberliefert Codex Vaticanus Graecus 156 die erste vollstandige Edition des griechischen Texts wurde von Friedrich Sylburg 1590 in Frankfurt am Main herausgegeben Textgrundlage bildet heute die kritische Edition Ludwig Mendelssohns 16 Ausgaben und Ubersetzungen BearbeitenEintrag in Clavis Historicorum Antiquitatis Posterioris CHAP Zosime Histoire Nouvelle Ubersetzt und kommentiert von Francois Paschoud 3 Bande Bude Paris 1971 1989 mit Einleitung franzosischer Ubersetzung und umfangreichem Kommentar Zosime Histoire nouvelle Tome I Texte etabli et traduit par Francois Paschoud Nouvelle edition Belles lettres Paris 2000 aktualisierte Auflage des ersten Bands Zosimos Neue Geschichte Ubersetzt und eingeleitet von Otto Veh durchgesehen und erlautert von Stefan Rebenich Bibliothek der griechischen Literatur Band 31 Hiersemann Stuttgart 1990 ISBN 3 7772 9025 4 Ronald T Ridley Hrsg Zosimus New History Canberra 1982 englische Ubersetzung mit Kommentar Zosimi comitis et exadvocati fisci Historia nova Herausgegeben von Ludwig Mendelssohn Olms Hildesheim u a 2003 2 Nachdruck der Ausgabe Teubner Leipzig 1887 ISBN 978 3 487 05208 3 Literatur BearbeitenWalter A Goffart Zosimus The First Historian of Rome s Fall In The American Historical Review Band 76 1971 S 412 441 Wolfgang Kuhoff Zosimos In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon Band 31 2010 Sp 1541 1555 John H W G Liebeschuetz Pagan historiography and the decline of the Empire In Gabriele Marasco Hrsg Greek and Roman Historiography in Late Antiquity Fourth to Sixth Century A D Brill Leiden u a 2003 ISBN 90 04 11275 8 S 177 218 Mischa Meier Zosimos 5 In Der Neue Pauly DNP Band 12 2 Metzler Stuttgart 2002 ISBN 3 476 01487 8 Sp 843 845 Francois Paschoud Eunape Olympiodore Zosime Munera Studi storici sulla tarda antichita Band 24 Edipuglia Bari 2006 ISBN 978 88 7228 455 1 Francois Paschoud Zosimos 8 In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band X A Stuttgart 1972 Sp 795 841 Ronald T Ridley Zosimus the Historian In Byzantinische Zeitschrift Band 65 1972 S 277 302 Carlo Scardino Zosimos In Bernhard Zimmermann Antonios Rengakos Hrsg Handbuch der griechischen Literatur der Antike Band 3 1 C H Beck Munchen 2022 S 643 f Sebastian Schmidt Hofner An Empire of the Best Zosimus the monarchy and the Eastern administrative elite in the fifth century CE In Chiron Band 50 2020 S 217 252 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Zosimos Quellen und Volltexte Literatur von und uber Zosimos im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Zosimos Neue Geschichte in einer alteren deutschen Ubersetzung in der Bibliothek der Kirchenvater Eine altere englische Ubersetzung bei Livius orgAnmerkungen Bearbeiten Zu seinem Leben siehe Francois Paschoud Zosimos In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band X A Stuttgart 1972 Sp 795 841 hier Sp 795 ff Zur Datierung vgl Zosime Histoire nouvelle Tome I Texte etabli et traduit par Francois Paschoud Nouvelle edition Paris 2000 S XI ff Hierbei spielt die vermutete Benutzung des Werks durch Eustathios von Epiphaneia um 500 eine Rolle allerdings ist das Werk des Eustathios nicht erhalten die Benutzung wird lediglich aus einer Passage bei Euagrios Scholastikos Kirchengeschichte 5 24 abgeleitet dem das Geschichtswerk noch vorlag Vgl als ausfuhrlichen Uberblick zum Werk Francois Paschoud Zosimos In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band X A Stuttgart 1972 Sp 795 841 hier Sp 800 ff Zu den Quellen siehe vor allem Francois Paschoud Zosimos In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band X A Stuttgart 1972 Sp 795 841 hier Sp 810 ff und Zosime Histoire nouvelle Tome I Texte etabli et traduit par Francois Paschoud Nouvelle edition Paris 2000 S XXXVI ff Vgl auch Carlo Scardino Zosimos In Bernhard Zimmermann Antonios Rengakos Hrsg Handbuch der griechischen Literatur der Antike Band 3 1 Munchen 2022 hier S 643 mit Hinweisen auf die neuere Forschung Francois Paschoud Zosimos In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band X A Stuttgart 1972 Sp 795 841 hier Sp 823 f Vgl Carlo Scardino Zosimos In Bernhard Zimmermann Antonios Rengakos Hrsg Handbuch der griechischen Literatur der Antike Band 3 1 Munchen 2022 S 643 f Vgl Zosime Histoire nouvelle Tome I Texte etabli et traduit par Francois Paschoud Nouvelle edition Paris 2000 S X f Ronald T Ridley Hrsg Zosimus New History Canberra 1982 S XII Vgl Zosime Histoire nouvelle Tome I Texte etabli et traduit par Francois Paschoud Nouvelle edition Paris 2000 S LXXI ff Vgl Zosimos 2 7 2 Carlo Scardino Zosimos In Bernhard Zimmermann Antonios Rengakos Hrsg Handbuch der griechischen Literatur der Antike Band 3 1 Munchen 2022 hier S 644 Zosimos 1 1 und 1 57 Zum Stil vgl Zosime Histoire nouvelle Tome I Texte etabli et traduit par Francois Paschoud Nouvelle edition Paris 2000 S LXXX ff Vgl Francois Paschoud Zosimos In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band X A Stuttgart 1972 Sp 795 841 hier Sp 831 f Zosime Histoire nouvelle Tome I Texte etabli et traduit par Francois Paschoud Nouvelle edition Paris 2000 S LXXIV ff Vgl Carlo Scardino Zosimos In Bernhard Zimmermann Antonios Rengakos Hrsg Handbuch der griechischen Literatur der Antike Band 3 1 Munchen 2022 hier S 644 Anmerkung 78 Carlo Scardino Zosimos In Bernhard Zimmermann Antonios Rengakos Hrsg Handbuch der griechischen Literatur der Antike Band 3 1 Munchen 2022 hier S 644 Zur Textgeschichte siehe Zosime Histoire nouvelle Tome I Texte etabli et traduit par Francois Paschoud Nouvelle edition Paris 2000 S LXXXV ff Normdaten Person GND 100964354 lobid OGND AKS LCCN n84169983 VIAF 102333329 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME ZosimosALTERNATIVNAMEN ZosimusKURZBESCHREIBUNG spatantiker HistorikerGEBURTSDATUM 5 JahrhundertSTERBEDATUM 6 Jahrhundert Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zosimos amp oldid 237636018