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Dieser Artikel behandelt den ostromischen Historiker und Diplomaten Fur weitere Trager dieses Namens siehe Priscus Priskos von Panion lateinisch Priscus Panites ca 410 20 um 474 war ein ostromischer Geschichtsschreiber des 5 Jahrhunderts Sein nur fragmentarisch erhaltenes Werk zahlt zu den wichtigsten spatantiken Quellen Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Textausgaben 4 Ubersetzungen 5 Literatur 6 Weblinks 7 AnmerkungenLeben BearbeitenPriskos diente den ostromischen Kaisern Theodosius II und Markian und war umfassend philosophisch rhetorisch und juristisch gebildet Wie jeder hohere Amtstrager beherrschte er nach Ausweis seines Werkes fliessend Griechisch und Latein was ihm bei seinen diplomatischen Missionen von Nutzen war Nach dem mittelbyzantinischen Lexikon Suda stammte er aus Panion in Thrakien 1 Er begleitete den romischen General Maximinus auf dessen Wunsch hin auf mehrere diplomatische Missionen in welcher Funktion genau ist umstritten Neben einer Reise an den Hunnenhof im Jahr 449 hielt sich Priskos 450 in Rom auf 452 53 begleitete er Maximinus nach Agypten Nach dem Tod des Maximinus 453 hielt sich Priskos zunachst weiter in Agypten auf und diente dann seit 456 dem magister officiorum Euphemios in beratender Funktion wahrscheinlich als assessor juristischer Berater 2 Mit einer solchen Stellung war gemeinhin die Erhebung in die mittleren Range des Senatorenstandes verbunden daher ist zu vermuten dass Priskos den Rang eines vir spectabilis bekleidete Werk BearbeitenPriskos verfasste nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst in griechischer Sprache ein der Zeitgeschichte gewidmetes Werk in acht Buchern in der Tradition der antiken Geschichtsschreibung Das Werk als Ganzes ist zwar verloren doch sind wichtige Teile etwa der beruhmte ausfuhrliche Bericht uber seine Teilnahme an einer Gesandtschaftsreise 449 zum Hunnenkonig Attila als teils recht umfangreiche Fragmente erhalten geblieben Neben Zitaten bei spateren Geschichtsschreibern siehe unten handelt es sich um Erwahnungen in der bereits erwahnten Suda sowie vor allem um Ausschnitte aus seinem Werk die in den sogenannten Excerpta de Legationibus uberliefert sind Diese waren Teil eines umfangreichen enzyklopadischen Werks bestehend aus Exzerpten antiker griechischer Geschichtswerke das in der Regierungszeit Kaiser Konstantins VII angefertigt wurde und nur teilweise erhalten ist 3 Titel und Zeitraum der Darstellung sind nicht genau bekannt doch schildert der fruheste zeitgenossische Abschnitt die Machtubernahme Attilas und Bledas etwa 433 34 und kein bekanntes Fragment geht uber das Jahr 471 hinaus Vermutlich stellte der Beginn der Herrschaft Attilas auch den von Priskos gewahlten Anfangspunkt dar als wahrscheinlichstes Enddatum gilt in der Forschung das Jahr 474 Tod Kaiser Leos I 4 In den Fragmenten des Priskos wird weder auf die Absetzung des Romulus Augustulus noch auf Odoaker eingegangen oder angespielt weshalb vielfach angenommen wird dass das Werk noch vor 476 beendet wurde es sind aber auch spatere Daten moglich Die erhaltenen Fragmente erwecken den Eindruck Priskos habe sich vornehmlich mit der romischen Aussenpolitik befasst doch kann diese Auswahl auch dem Interesse der spateren Kompilatoren geschuldet sein denen wir die meisten der ausfuhrlichen Fragmente verdanken Offenbar stellte die Geschichte der Hunnen und ihrer Beziehungen zum Romischen Reich einen Schwerpunkt des Werkes dar Hohepunkt war die ausfuhrliche Schilderung seiner Reise an den Hof Attilas im Jahr 449 dem fehlgeschlagenen Attentatsplan des ostromischen Hofes von dem weder Maximinus noch Priskos Kenntnis hatten und den Folgen 5 Er behandelte aber auch die romisch persischen Kontakte und beschrieb sogar die Auseinandersetzungen zwischen den Persern und den Kidariten in Zentralasien 6 Sein Stil war typisch fur spatantike Geschichtsschreiber klassizistisch so bezeichnete er anachronistisch die Hunnen als Skythen und die persischen Sassaniden als Parther Literarische Vorbilder waren offensichtlich Herodot und Thukydides um deren Nachahmung Mimesis er sich in einer archaisierenden klaren Kunstprosa bemuhte 7 die Belagerung von Naissus durch die Hunnen im Jahr 441 wird sogar in engster Anlehnung an die bei Thukydides geschilderte Belagerung von Plataiai erzahlt 8 Durch diesen Ansatz der dem Leser die klassische Bildung paideia des Autors demonstrieren soll wird bisweilen der Blick auf das tatsachliche Geschehen versperrt Erschwerend kommt hinzu dass Priskos kaum an strategischen Details interessiert war stattdessen moralisierte er oft und ordnete Personen bestimmte Charakterzuge zu So beschreibt er Attila als klugen und mutigen Kampfer wahrend Kaiser Theodosius II eher als schwach charakterisiert wird Hierbei wird eine Rolle gespielt haben dass Priskos die Tributzahlungen des Kaisers an die Hunnen ablehnte womit Theodosius aber fur weitgehende Ruhe an dieser Grenze sorgte wahrend Markian aufgrund seines eher offensiven Vorgehens gegen die Hunnen positiver geschildert wird 9 Priskos war dennoch oft ein scharfer Beobachter und bietet eine Fulle von wichtigen Informationen die als uberwiegend zuverlassig gelten Ob er Christ oder Heide war ist unbekannt das Fehlen von christlichen Bezugen in den Fragmenten lasst sich grundsatzlich auch mit seinem klassizistischen Stil erklaren Er gilt somit trotz des weitgehenden Verlustes seines Werkes als einer der bedeutendsten Geschichtsschreiber zumindest der Spatantike die bei anderen Autoren uberlieferten Passagen aus seinem Werk stellen sehr wichtige Quellen fur die Geschichte des 5 Jahrhunderts dar Das Werk wurde unter anderem von Johannes von Antiochia Euagrios Scholastikos und Jordanes eventuell vermittelt uber die verlorene Gotengeschichte Cassiodors benutzt wohl auch von Prokopios von Caesarea Der Historiker Malchos schloss moglicherweise direkt an das Werk des Priskos an Textausgaben BearbeitenKarl Muller Fragmenta historicorum Graecorum Band 4 Paris 1851 S 69 110 Digitalisat Volltext beim Projekt DFGH griechisch uberlieferter Originaltext und lateinische Ubersetzung Roger C Blockley Hrsg Ubers The Fragmentary Classicising Historians of the Later Roman Empire 2 Bande Liverpool 1981 83 die derzeitige Standardedition griechischer Text mit englischer Ubersetzung in Band 2 S 222 377 Blockley verwendet eine andere Nummerierung der Fragmente als die der alteren Editionen von Carl Muller und Ludwig Dindorf Pia Carolla Hrsg Priscus Panita Excerpta et fragmenta Berlin 2008 alternative Edition zu der Blockleys die die Fragmente teilweise anders anordnet und zahlt als dieser sowie mogliche zusatzliche Fragmente berucksichtigt ohne Ubersetzung und mit lateinischer Einleitung und Kommentar Rezension von Dariusz Brodka auf h soz kult Ubersetzungen BearbeitenErnst Doblhofer Byzantinische Diplomaten und ostliche Barbaren Aus den Excerpta de legationibus des Konstantinos Porphyrogennetos ausgewahlte Abschnitte des Priskos und Menander Protektor Byzantinische Geschichtsschreiber 4 Graz 1955 deutsche Auswahlubersetzung der wichtigsten Fragmente John Given The Fragmentary History of Priscus Attila the Huns and the Roman Empire AD 430 476 Evolution Publishing Merchantville NJ 2014 aktuelle englische Ubersetzung aller Fragmente auf Basis der Ausgabe von Pia Carolla Colin Gordon The Age of Attila Fifth Century Byzantium and the Barbarians University of Michigan Press Ann Arbor 1960 beinhaltet die meisten Fragmente in englischer Ubersetzung Onlineversion Literatur BearbeitenBarry Baldwin Priscus of Panium In Byzantion Band 50 1980 S 18 61 Roger Blockley The Development of Greek Historiography Priscus Malchus Candidus In G Marasco Hrsg Greek and Roman Historiography in Late Antiquity Fourth to Sixth Century A D Leiden Boston 2003 S 289 315 Dariusz Brodka Attila Tyche und die Schlacht auf den Katalaunischen Feldern Eine Untersuchung zum Geschichtsdenken des Priskos von Panion In Hermes Band 136 2 2008 S 227ff Bruno W Hauptli Priskos von Panion In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 27 Bautz Nordhausen 2007 ISBN 978 3 88309 393 2 Sp 1082 1085 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Heinz Gunther Nesselrath Priscus In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 23 Walter de Gruyter Berlin New York 2003 ISBN 3 11 017535 5 S 466 468 David Rohrbacher The Historians of Late Antiquity London u a 2002 S 82 92 Carlo Scardino Priskos In Bernhard Zimmermann Antonios Rengakos Hrsg Handbuch der griechischen Literatur der Antike Band 3 1 C H Beck Munchen 2022 S 629 631 Warren Treadgold The Early Byzantine Historians Basingstoke u a 2007 S 96 102 Weblinks BearbeitenEintrag in Clavis Historicorum Antiquitatis Posterioris CHAP Priskos am Hofe Attilas englisch Literatur von und uber Priskos im Katalog der Deutschen NationalbibliothekAnmerkungen Bearbeiten Suda Stichwort Priskos Priskos Adler Nummer pi 2301 Suda Online Vgl zusammenfassend Warren Treadgold The Early Byzantine Historians Basingstoke u a 2007 S 96 99 Vgl dazu Andras Nemeth The Excerpta Constantiniana and the Byzantine Appropriation of the Past Cambridge 2018 David Rohrbacher The Historians of Late Antiquity London 2002 S 88 Carlo Scardino Priskos In Bernhard Zimmermann Antonios Rengakos Hrsg Handbuch der griechischen Literatur der Antike Band 3 1 Munchen 2022 hier S 629 Warren Treadgold The Early Byzantine Historians Basingstoke u a 2007 S 99f Priskos Fragment 8 Edition Pia Carolla Vgl Priskos Fragment 25 und 31 Edition Pia Carolla Klaus Meister Thukydides als Vorbild der Historiker Von der Antike bis zur Gegenwart Paderborn 2013 S 93f Roger Blockley Dexippus and Priscus and the Thucydidean account of the siege of Plataea In Phoenix 26 1972 S 18 27 Vgl Carlo Scardino Priskos In Bernhard Zimmermann Antonios Rengakos Hrsg Handbuch der griechischen Literatur der Antike Band 3 1 Munchen 2022 hier S 630 Normdaten Person GND 100537723 lobid OGND AKS LCCN n84080832 VIAF 214797458 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME PriskosALTERNATIVNAMEN Priscus lateinisch KURZBESCHREIBUNG romischer GeschichtsschreiberGEBURTSDATUM um 410STERBEDATUM um 474 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Priskos amp oldid 235157467