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Narseh auch Narses oder Narseus genannt 1 302 war von 293 bis 302 persischer Grosskonig aus dem Geschlecht der Sassaniden Munze von Narseh Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Literatur 3 Weblinks 4 AnmerkungenLeben BearbeitenNarseh der jungste Sohn Schapurs I war von seinem Vater nach Ausweis der Inschriften an zweiter Stelle der Thronfolge vorgesehen gewesen wurde aber nach dem Tod seines alteren Bruders Hormizd I 273 in der Thronfolge ubergangen 2 Es gab wohl auch anschliessend Spannungen hinsichtlich der Thronfolge da nach Hormizds Tod Narsehs Bruder Bahram I und anschliessend dessen Sohn Bahram II den Thron bestiegen unterstutzt vom zoroastrischen Klerus Narseh im Schahname auch Narsi i Bahram 3 genannt konnte dennoch reichlich Erfahrung sammeln da er zunachst Gouverneur von Hindestan Sakastan und Turan war und anschliessend als Vizekonig der wichtigen Provinz Armenien fungierte Narseh scheint loyal gedient zu haben 293 folgte er aber doch dem Ruf mehrerer Adligen und zog gegen seinen jungen Grossneffen Bahram III zu Felde der erst kurz zuvor nach dem Tod Bahrams II den Thron bestiegen hatte Narseh wird bereits ein gehobenes Alter erreicht haben und scheint ein eher besonnener Mann gewesen zu sein denn die Konigserhebung Bahrams I der nicht als ein privilegierter Thronanwarter der Sohne Schapurs gelten konnte 4 hatte Narseh nicht zu illoyalen Handlungen veranlasst Offenbar waren nun aber mehrere Aristokraten der Ansicht bei der Auswahl des neuen Herrschers nicht ausreichend berucksichtigt worden zu sein und einigten sich daher auf Narseh als Gegenkandidaten Aus dem darauffolgenden kurzen Burgerkrieg gegen Bahram III ging er siegreich hervor und bestieg den Thron Persiens nbsp Reste des Monuments an dem die Paikuli Inschrift angebracht warSeinen Triumph dokumentierte Narseh in einer grossen Inschrift bei Paikuli Demnach hatte er sich von einer Adelsversammlung zum Konig wahlen lassen um den Anschein der Usurpation zu vermeiden 5 Narseh war wohl auch deshalb Konig geworden weil das Reich militarisch unter wachsendem Druck stand und er ein erfahrener Heerfuhrer war Narseh schien ein guter Kandidat zu sein da er administrativ uber grosse Erfahrung verfugte Die Initiative zur Revolte gegen seinen Grossneffen ging vermutlich nicht von ihm sondern von einflussreichen Adelskreisen aus die sich einen anderen starken Konig wunschten 6 296 bis 298 fuhrte Narseh Krieg gegen die Romer unter Kaiser Diokletian mit denen Bahram II noch einen Friedensvertrag geschlossen hatte Die Romer hatten wiederholt in Armenien interveniert was Narseh veranlasste einzugreifen Ein wichtiges Motiv war wohl sich gegenuber dem erstarkenden Romerreich zu behaupten nachdem das Sassanidenreich in den 270er und 280er Jahren eine Schwachephase verbunden mit einem zehnjahrigen Burgerkrieg Bahram II hatte sich gegen seinen Bruder Hormizd im Osten behaupten mussen durchlaufen hatte 7 Der Krieg durfte ihm als eine willkommene Gelegenheit erschienen sein durch den Erwerb militarischen Ruhmes seine Stellung zu sichern nbsp Felsrelief Narsehs bei Naqsch e Rostam Anfangs war der Konig dabei durchaus erfolgreich Doch nach einem ersten Sieg uber Diokletians Caesar Unterkaiser Galerius nahe Callinicum am Euphrat im Jahr 296 97 wurde Narseh Ende 297 oder Anfang 298 von den Romern in der Schlacht bei Satala schwer geschlagen Bei einem Uberraschungsangriff gelang es den Truppen des Galerius sogar den koniglichen Harem mit den Frauen und Tochtern Narsehs gefangen zu nehmen Narseh war daher gezwungen einen ungunstigen Frieden zu schliessen Nach den Bestimmungen des Friedensvertrags musste Persien Westmesopotamien und funf Provinzen am oberen Westufer des Tigris die regiones transtigritanae an die Romer abtreten Ausserdem musste Narseh die romische Oberherrschaft uber das Konigreich Armenien anerkennen Die Sassaniden konnten die verlorenen Gebiete erst im Frieden von 363 zuruckgewinnen 8 Die Wiedervereinigung mit seiner Familie die die Romer nach dem Friedensschluss freiliessen feierte Narseh durch ein Felsrelief und die Annahme einer neuen Krone Abgesehen von dem aussenpolitischen Ruckschlag gegen Rom scheint Narsehs aber innenpolitisch recht erfolgreich agiert zu haben Religionspolitisch hat Narseh wohl den scharfen zoroastrischen Kurs seiner Vorganger aufgegeben und dem Konigtum wieder mehr Handlungsfreiheit gegenuber der Priesterschaft verschafft siehe dazu auch Kartir Narseh scheint sich gegenuber Christen und Manichaer toleranter verhalten zu haben als seine direkten Vorganger ohne aber sein eigenes Engagement fur den Zoroastrismus gemindert zu haben 9 Literatur BearbeitenHenning Borm Fragwurdige Anspruche Gewaltsamer Herrschaftsubergang im spatantiken Iran am Beispiel von Narseh und Bahram Cōbin In Tilmann Trausch Hrsg Norm Normabweichung und Praxis des Herrschaftsubergangs in transkultureller Perspektive Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2019 S 187 224 online Carlo Cereti Narseh Armenia and the Paikuli Inscription In Electrum Band 28 2021 S 69 87 online Klaus Schippmann Grundzuge der Geschichte des sasanidischen Reiches Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1990 Ursula Weber Narseh In Encyclopaedia Iranica Online 2023 Ursula Weber Narseh Konig der Konige von Eran und Aneran In Iranica Antiqua Band 47 2012 S 153 302 Ursula Weber Josef Wiesehofer Konig Narsehs Herrschaftsverstandnis In Henning Borm Josef Wiesehofer Hrsg Commutatio et contentio Studies in the Late Roman Sasanian and Early Islamic Near East Wellem Verlag Dusseldorf 2010 S 89 132 Josef Wiesehofer Das Reich der Sasaniden In Klaus Peter Johne Hrsg Die Zeit der Soldatenkaiser 2 Bande Akademie Verlag Berlin 2008 S 531 569 Weblinks BearbeitenInschrift von Paikuli in englischer Ubersetzung PDF 224 kB Anmerkungen Bearbeiten Die Namensform variiert in den Quellen altgriechisch Narsῆs lateinisch Narseus persisch نرسی Narsi aus mittelpersisch 𐭭𐭥𐭮𐭧𐭩 nrsḥy Inschriftliche Pahlavi und parthisch 𐭭𐭥𐭮𐭧𐭩 nrysḥw Inschriftliche Parthisch Vgl Walther Hinz naryasanga In Altiranisches Sprachgut der Nebenuberlieferungen Otto Harrassowitz Wiesbaden 1975 S 174 Ausfuhrlich zum familiaren Hintergrund und der Genealogie siehe die Ausfuhrungen bei Ursula Weber Narseh Konig der Konige von Eran und Aneran In Iranica Antiqua Band 47 2012 S 153 302 hier S 157 ff Fritz Wolff Glossar zu Firdosis Schahname Hrsg von der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft in Verbindung mit der Deutschen Morgenlandischen Gesellschaft Berlin 1935 Nachdruck Georg Olms Verlagsbuchhandlung Hildesheim 1965 und Teheran 1377 1998 mit eingebundenem Supplementband Verskonkordanz der Schahname Ausgaben von Macan Vullers und Mohl ISBN 964 5960 55 X S VII Vgl auch Ursula Weber Wahram III in Prosopographie des Sasanidenreiches im 3 Jahrhundert n Chr S 32 Ursula Weber Wahram III in Prosopographie des Sasanidenreiches im 3 Jahrhundert n Chr S 33ff So zumindest Ursula Weber Narseh Konig der Konige von Eran und Aneran In Iranica Antiqua Band 47 2012 S 153 302 hier S 250 f Ursula Weber Narseh Konig der Konige von Eran und Aneran In Iranica Antiqua Band 47 2012 S 153 302 hier S 213 ff Zu den Kampfhandlungen vgl Ursula Weber Narseh Konig der Konige von Eran und Aneran In Iranica Antiqua Band 47 2012 S 153 302 hier S 224 ff Zur Religionspolitik Narsehs siehe Ursula Weber Narseh Konig der Konige von Eran und Aneran In Iranica Antiqua Band 47 2012 S 153 302 hier S 253 ff VorgangerAmtNachfolgerBahram III Konig des neupersischen Reichs 293 302Hormizd II Normdaten Person GND 140595449 lobid OGND AKS VIAF 107274015 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME NarsehALTERNATIVNAMEN Narses NarseusKURZBESCHREIBUNG persischer Konig der SassanidenGEBURTSDATUM 3 JahrhundertSTERBEDATUM 302 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Narseh amp oldid 235585241