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Alchon auch Alkhon genannt ist der Name einer spatantiken zentralasiatischen Stammesgruppe die um 400 im heutigen Afghanistan in der Region Kabul eine lokale Herrschaft etablieren konnte und im fruhen 6 Jahrhundert Teile Nordwestindiens eroberte Der Name Alchon ist nur auf Munzen belegt schriftliche Quellen berichten nicht direkt uber sie Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Literatur 3 Weblinks 4 AnmerkungenGeschichte BearbeitenDie Alchon sind eine Gruppe der sogenannten Iranischen Hunnen die aber sehr wahrscheinlich in keiner direkten Beziehung zu den Hunnen in Europa stand Der Begriff der Iranischen Hunnen geht auf die numismatischen Forschungen Robert Gobls zuruck 1 Gobl ging aufgrund der Auswertung der Munzpragungen von vier Gruppen aus Die Kidariten die Alchon Gruppe die Nezak Gruppe und schliesslich die Hephthaliten Die Alchon scheinen gegen Ende des 4 Jahrhunderts den Hindukusch uberquert zu haben Sie verdrangten die Kidariten und konnten eine lokale Herrschaft errichten noch in der Zeit Schapurs III horten die persischen Munzpragungen in Kabul auf 2 Die Munzpragestatte dort wurde anscheinend von den Alchon ubernommen der Verlust war ein schwerer Schlag fur die Sassaniden da es sich um eine zentrale Pragestatte gehandelt hat 3 Die Einzelheiten fur die folgende Zeit sind unklar Nach der Mitte des 5 Jahrhunderts gelang es den Alchon aber anscheinend die Kidariten aus Gandhara zu verdrangen und dort ebenfalls die Herrschaft zu ubernehmen die letzte kidaritische Gesandtschaft nach Nordchina zu den T o pa ist fur das Jahr 477 belegt 4 Um die Mitte des 5 Jahrhunderts ist auch der Alchonkonig Khingila gestorben ca 490 durch Munzpragungen belegt 5 Nachdem es im spaten 5 Jahrhundert wohl zu Konflikten mit indischen Herrschern im Randbereich kam anscheinend reichte der Einfluss der Alchon bereits in dieser Zeit bis nach Taxila verlagerten die Alchon im fruhen 6 Jahrhundert ihren Herrschaftsbereich weitgehend in den nordwestindischen Raum nbsp Alchonmunze mit der Darstellung Konig KhingilasIn der neueren Forschung wird die Alchon Gruppe oft mit den in indischen Quellen pauschal als Hunas Hunnen bezeichneten Angreifern gleichgesetzt die um 500 nach Nordindien vordrangen 6 Problematisch ist dass die indischen Quellen wenig differenziert berichten und es somit nicht ganz klar es um welche Gruppen der iranischen Hunnen es sich bei diesen Angreifern gehandelt hat Es scheint ein Unterschied zwischen der Alchon Gruppe und den eigentlichen Hephthaliten bestanden zu haben uber die Prokopios von Caesarea in seinen Historien 7 berichtet und die um 500 in Baktrien und Sogdien ihre Herrschaft konsolidierten Teils wird zwar angenommen so zuletzt von Frantz Grenet dass es sich bei diesen Hunas um die besagten Hephthaliten gehandelt habe doch ist dies nicht die gangige Lehrmeinung 8 Der numismatische Befund deutet hingegen recht eindeutig auf die Alchon hin 9 Die Hunas stiessen unter ihrem Herrscher Toramana im fruhen 6 Jahrhundert in das Gupta Reich vor 10 Die Herrschaft der Guptas brach unter den Angriffen der Hunas faktisch zusammen in indischen Berichten werden die Verwustungen eingehend beschrieben Dem Aulikara Herrscher Prakashadharma gelang um das Jahr 510 ein Sieg uber die Alchon und oder verwandte Stammesgruppen Auf Toramana folgte wohl um 515 dessen Sohn als neuer Herrscher nach der um 540 50 verstorbene Mihirakula 11 Mihirakula der anscheinend ein Shivaanhanger war ging hart gegen Anhanger des Buddhismus vor und wird in den indischen Quellen uberaus negativ geschildert er gilt sogar als der Attila Indiens 12 Allerdings lassen archaologische Funde erkennen dass die Hunas auch verschiedene Heiligtumer stifteten und nicht ausschliesslich als Zerstorer auftraten Mihirakula musste einige Ruckschlage hinnehmen und wurde 528 von Yasodharman dem Herrscher von Malwa und von dem Guptaherrscher Baladitya von Magadha geschlagen 13 Mihirakula verlagerte den Herrschaftsschwerpunkt nach Kaschmir wo sich die Alchon noch einige Zeit halten konnten Als seine Hauptstadt fungierte Sakala im Punjab Nach dem folgenden Zusammenbruch der Alchon Herrschaft in Indien sind eventuell verbliebene Teile wieder nach Baktrien zuruckgewandert dafur spricht eine Gruppe von Alchon Nezak Mischpragungen die zumindest auf eine gewisse Verschmelzung beider Gruppen hindeuten 14 Ansonsten verlieren sich ihre Spuren Indische Quellen belegen das Vordringen der Hunas bis nach Zentralindien Inschriften Toramanas wurden in Eran Malwa und Inschriften Mihirakulas in Gwalior aufgestellt Die Berichte des chinesischen Pilgers Song Yun wiederum zeichnen ein dusteres Bild von der Herrschaft Mihirakulas 15 Fur die indische Geschichte bedeutete die Herrschaft der Hunas zwar nur ein kurzes aber brutales Zwischenspiel 16 Durch die in diesem Zusammenhang erfolgte Vernichtung des Gupta Reiches entstand auf dem indischen Subkontinent ein Machtvakuum Zahlreiche buddhistische Gemeinden gingen unter weitere Gruppen aus Mittelasien stiessen nach Suden vor und das klassische Zeitalter Indiens ging zu Ende Ihren Herrschaftsanspruch dokumentierten die Alchon mit Munzpragungen vor allem von Silbermunzen Sie imitierten sasanidische Pragungen und benutzten anscheinend auch sasanidische Munzstempel wobei sie den baktrischen Begriff alxanno hinzufugten 17 Die genaue Bedeutung des Begriffs ob Herrschaftsbezeichnung oder Stammesname ist unklar erst in der nachsten Stufe erscheint auf Alchon Pragungen der Herrschername Khingila 18 Es sind insgesamt funf Drachmenpragungen nach dem sasanidischen Vorbild bekannt die durch die Alchon Gruppe gepragt wurden 19 Nach ihrem Vorstoss nach Indien pragten sie dort nach dem Vorbild der Gupta Herrscher ebenfalls eigene Munzen Literatur BearbeitenMichael Alram u a Hrsg Das Antlitz des Fremden Die Munzpragungen der Hunnen und Westturken in Zentralasien und Indien Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 2016 Michael Alram Alchon und Nezak Zur Geschichte der iranischen Hunnen in Mittelasien In La Persia e l Asia centrale da Alessandro al X secolo Rom 1996 S 517 554 Michael Alram Die Geschichte Ostirans von den Griechenkonigen in Baktrien und Indien bis zu den iranischen Hunnen 250 v Chr 700 n Chr In Wilfried Seipel Hrsg Weihrauch und Seide Alte Kulturen an der Seidenstrasse Wien 1996 ISBN 3 900325 53 7 S 119 140 Robert Gobl Dokumente zur Geschichte der iranischen Hunnen in Baktrien und Indien 4 Bande Wiesbaden 1967 Matthias Pfisterer Hunnen in Indien Die Munzen der Kidariten und Alchan aus dem Bernischen Historischen Museum und der Sammlung Jean Pierre Righetti Verlag der osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 2014 Khodadad Rezakhani ReOrienting the Sasanians East Iran in Late Antiquity Edinburgh University Press Edinburgh 2017 S 104ff Upendra Thakur The Hunas in India Varanasi 1967 Klaus Vondrovec Die Anonymen Clanchefs Der Beginn der Alchon Pragung In Numismatische Zeitschrift 113 114 2005 S 176 191 Klaus Vondrovec Numismatic Evidence of the Alchon Huns reconsidered In Beitrage zur Ur und Fruhgeschichte Mitteleuropas 50 2008 S 25 56 Weblinks BearbeitenMunze der Alchon Nezak MischgruppeAnmerkungen Bearbeiten Robert Gobl Dokumente zur Geschichte der iranischen Hunnen in Baktrien und Indien 4 Bande Wiesbaden 1967 Klaus Vondrovec Die Anonymen Clanchefs Der Beginn der Alchon Pragung In Numismatische Zeitschrift 113 114 2005 S 185 Nikolaus Schindel The Sasanian Eastern Wars in the 5th Century The Numismatic Evidence In A Panaino A Piras Hrsg Proceedings of the 5th Conference of the Societas Iranologica Europaea Volume I Mailand 2006 S 675 689 hier S 677 Vgl Boris A Litvinsky The Hephthalite Empire In Boris A Litvinsky Hrsg The crossroads of civilizations A D 250 to 750 Paris 1996 S 135ff hier S 141 A K Narain Indo Europeans in Inner Asia In Denis Sinor Hrsg Cambridge History of Early Inner Asia Cambridge 1990 S 151 176 hier S 172 Vgl Matthias Pfisterer Hunnen in Indien Wien 2014 S 59ff Michael Alram Die Geschichte Ostirans von den Griechenkonigen in Baktrien und Indien bis zu den iranischen Hunnen 250 v Chr 700 n Chr In Wilfried Seipel Hrsg Weihrauch und Seide Alte Kulturen an der Seidenstrasse Wien 1996 hier S 138 Prokopios Historien 1 3ff Uberblick bei Klaus Vondrovec Die Anonymen Clanchefs Der Beginn der Alchon Pragung In Numismatische Zeitschrift 113 114 2005 hier S 185 und bei Klaus Vondrovec Numismatic Evidence of the Alchon Huns reconsidered In Beitrage zur Ur und Fruhgeschichte Mitteleuropas 50 2008 hier S 30f Zu den Alchon Pragungen siehe nun auch Matthias Pfisterer Hunnen in Indien Wien 2014 S 29ff der die Alchon als Alchan bezeichnet Vgl Matthias Pfisterer Hunnen in Indien Wien 2014 S 145ff Vgl Matthias Pfisterer Hunnen in Indien Wien 2014 S 160ff Robert Gobl Dokumente zur Geschichte der iranischen Hunnen in Baktrien und Indien Band 2 Wiesbaden 1967 S 68 Vgl A H Dani B A Litvinsky M H Zamir Safi Eastern Kushans Kidarites in Gandhara and Kashmir and Later Hephthalites In Boris A Litvinsky Hrsg The crossroads of civilizations A D 250 to 750 Paris 1996 S 163ff hier S 175 Hermann Kulke Dietmar Rothermund Geschichte Indiens Von der Induskultur bis heute Aktualisierte Neuauflage Munchen 2006 S 122 Klaus Vondrovec Coinage of the Nezak In M Alram D Klimburg Salter M Inaba M Pfisterer Hrsg Coins Art and Chronology II The First Millennium C E in the Indo Iranian Borderlands Wien 2010 S 169 190 hier S 174 und S 182ff Vgl Boris A Litvinsky The Hephthalite Empire In Boris A Litvinsky Hrsg The crossroads of civilizations A D 250 to 750 Paris 1996 S 135ff hier S 142f Vgl zusammenfassend Hermann Kulke Dietmar Rothermund Geschichte Indiens Von der Induskultur bis heute Aktualisierte Neuauflage Munchen 2006 S 120 123 Vgl Klaus Vondrovec Die Anonymen Clanchefs Der Beginn der Alchon Pragung In Numismatische Zeitschrift 113 114 2005 S 179 Vgl Klaus Vondrovec Die Anonymen Clanchefs Der Beginn der Alchon Pragung In Numismatische Zeitschrift 113 114 2005 S 178 und S 184 Vgl Klaus Vondrovec Die Anonymen Clanchefs Der Beginn der Alchon Pragung In Numismatische Zeitschrift 113 114 2005 S 184f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Alchon amp oldid 215982855