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Baktrien persisch باختر Bakhtar altpersisch Baxtris avestisch Bax is altgriechisch Baktrianh Baktriane lateinisch Bactria chinesisch 大夏 Pinyin Da Xia ist der historische Name einer Landschaft um die ehemalige Hauptstadt Baktra das heutige Balch Afghanistan die nordlich des Hindukusch und sudlich des Flusses Amu Darja liegt Das Gebiet aus dem eventuell der Religionsgrunder Zarathustra stammt gehort heute grossteils zum Norden Afghanistans sowie zu den sudlichen Gebieten der zentralasiatischen Staaten Tadschikistan Usbekistan und Turkmenistan Die Bewohner Baktriens bildeten teils sesshafte und teils noch nomadisch lebende iranische Volker Den Hauptanteil bildeten die Baktrer einen kleineren die Skythen genauer eigentlich Saken Baktrische Prinzessin 2 Jahrtausend v Chr Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Vorgeschichte 1 2 Perserzeit 1 3 Alexander der Grosse 1 4 Hellenistische Phase 1 5 Kuschana 1 6 Iranische Hunnen 1 7 Auflosung durch Assimilation 2 Das Gold von Baktrien 3 Literatur 4 Weblinks 5 AnmerkungenGeschichte BearbeitenVorgeschichte Bearbeiten nbsp Baktrische Gottin NanaEine erste Besiedlung des Raumes lasst sich bereits in vorgeschichtlicher Zeit ausmachen Im Spatneolithikum und der Kupfersteinzeit von etwa der Mitte des 5 Jahrtausends v Chr bis uber die Mitte des 3 Jahrtausends v Chr hinaus ist die Gissar Kultur nachweisbar In der anschliessenden Bronzezeit wechseln sich unterschiedliche Kulturen ab Wahrend im fruhen und mittleren Abschnitt dieser Epoche die Ghirdaj Kultur die Sortugai Kultur die Dasly Kultur die Beskent Vachs Kultur und die Sapalli Kultur anzusetzen sind folgen ausgangs dieser Epoche die Tillja Kultur die Kucuk Kultur die Kyzyl Kultur und die Tasguzor Kultur Perserzeit Bearbeiten Der persische Grosskonig Kyros II eroberte Baktrien um 538 v Chr und machte es zu eine der oberen Satrapien des Achamenidenreichs Das Land war fur seine Fruchtbarkeit seine Pferde und seinen Reichtum beruhmt Es wurde daher auch das Reich der 1000 Stadte genannt Das lasst vermuten dass der Urbanisierungsgrad Baktriens sehr hoch war Die baktrische Reiterei war ein wichtiger Bestandteil des persischen Heeres Einige archaologische Statten wie Kyzyltepa oder Kindyktepa konnen in diese Zeit datiert werden Alexander der Grosse Bearbeiten Nach der weitgehenden Eroberung Persiens durch Alexander den Grossen um 330 v Chr versuchte der Satrap von Baktrien Bessos sich zum Konig von Baktrien zu erheben doch unterlag er Alexander Bessos liess Dareios III in Baktrien ermorden nachdem dieser von Stadt zu Stadt Zuflucht vor Alexander gesucht hatte Bessos selbst wurde spater an Alexander ausgeliefert und getotet nbsp Das griechisch baktrische Reich in seiner maximalen Ausdehnung um 180 v Chr Hellenistische Phase Bearbeiten Nach Alexanders Tod im Jahr 323 v Chr bekampften sich dessen Nachfolger die Diadochen und beseitigten seine Familie Baktrien fiel am Ende der Diadochenkriege an Seleukos I einen der ehemaligen Feldherren Alexanders und an das nach ihm benannte Seleukidenreich Seleukos Sohn Antiochos I bemuhte sich von Baktrien aus der wachsenden Macht des indischen Maurya Reichs Herr zu werden Da die Seleukiden das von ihren zentralen Herrschaftsgebieten Syrien und Mesopotamien weit entfernte Gebiet jedoch nicht effektiv kontrollieren konnten machten sich schon bald separatistische Tendenzen bemerkbar Der seleukidische Statthalter Diodotos spaltete um 240 v Chr Baktrien vom Seleukidenreich ab und machte sich unabhangig Bald darauf wurde Baktrien zudem durch die Angriffe der Parther vom Rest des Reiches isoliert Damit begrundete Diodotos das griechisch baktrische Reich das sich uber fast ganz Khorasan ausbreitete und spater auch einen Teil Indiens umfasste Antiochos III stiess Ende des 3 Jahrhunderts v Chr noch einmal bis nach Baktrien vor doch mehr als eine formale Unterordnung des Landes erreichte er nicht Nach einem Krieg zwischen Demetrios und Eukratides spaltete sich das Land 80 Jahre nach seiner Loslosung vom Seleukidenreich in das griechisch baktrische und das indo griechische Reich Beide wurden von den Parthern und Saken hart bedrangt Als ihre bedeutendsten Konige werden die Griechen Alexandros und Hermaios genannt Die Parther eroberten den Suden Khorasans heute Afghanistan die Saken wanderten nach Sistan ein wo sie teilweise sesshaft wurden Ein Teil der Saken liess sich auch nordlich des Hari Rud nieder 141 129 v Chr wurde Baktrien von den Yuezhi uberrannt Auf Hermaios folgte im 1 Jahrhundert v Chr ein nichtgriechischer Konig Kujula Kadphises Kuschana Yuezhi Reich Im 1 Jahrhundert n Chr herrschte der von den Parthern abstammende Konig Gondophares uber den grossten Teil des Reichs unter ihm verkundete nach der Legende der heilige Thomas das Christentum in Baktrien Bis 200 herrschte die Dynastie der Turuschkas bis die Herrschaft der Kuschana und im Sudwesten der neupersischen Sassaniden diesem Rest hellenistischer Kultur im Osten ein Ende machte und das Griechische wieder durch einheimische Sprachen verdrangt wurde Kuschana Bearbeiten nbsp Einige wichtige Stadte in BaktrienNach der Eroberung Baktriens durch die Kuschana wurden diese in Baktrien kulturell und sprachlich assimiliert So nahmen die Kuschana die baktrische Sprache Kultur und sogar Religion an Spater konvertierten auch einige Herrscher zum Buddhismus So war der Herrscher der Kuschana Kanischka I selbst ein Zoroastrier Das beweist der Fund eines zoroastrischen Feuertempels in Baghland den Kanischka sich gewidmet hatte Die Kuschana errichteten ein Reich das sich vom Aral See bis zum westlichen China und nach Zentral Indien erstreckte Damit war Baktrien neben dem Sassaniden Reich dem Kaiserreich China und Rom das machtigste Reich der damaligen Welt und gleichzeitig eines der hochstentwickelten Baktrien generell Khorasan wurde zum Zentrum von Wissenschaft buddhistisch hinduistischer Theologie und Weltwirtschaft Auch die von den paschtunischen Taliban zerstorten Buddha Statuen im Bamyan Tal gehen auf die Zeit der Kuschana zuruck All diese Leistungen waren sowohl durch die Seidenstrasse als auch durch die Popularitat der Kuschana sowohl in Asien als auch in Europa bedingt Mit dem Aufkommen der Sassaniden im Westen verschmolz die Kuschana Zivilisation mit der der Sassaniden Viele Gelehrte und Historiker sprechen daher von einer kuschano sassanidischen Zivilisation Iranische Hunnen Bearbeiten Bald tauchten die sogenannten iranischen Hunnen auf die aber sehr wahrscheinlich in keiner direkten Beziehung zu den Hunnen in Europa standen Der Begriff der iranischen Hunnen geht auf die numismatischen Forschungen Robert Gobls zuruck 1 Als Gruppen der iranischen Hunnen vgl auch Chioniten beide Reiche uberfielen waren es in erster Linie die Kuschana die die fremden Krieger aus Khorasan vertrieben Die Herrschaft der Kuschana dauerte fast vier Jahrhunderte bis sie von den Kidariten unter ihren Anfuhrer Kidara ersetzt wurden Auf die Kidariten folgten drei weitere Wellen der iranischen Hunnen Die Alchon Gruppe die im fruhen 6 Jahrhundert nach Nordwestindien expandierte die Nezak Gruppe die im Raum von Kabul herrschte und schliesslich die Hephthaliten Die Hephtaliten auch als weisse Hunnen bezeichnet wurden in Baktrien die neuen Herrscher und ubernahmen die baktrische Sprach und Administrationstradition Die Hephtaliten errichteten sowohl in Khorasan als auch im heutigen Iran fur kurze Zeit ein eigenes Reich Zeitweise war sogar das Sassanidenreich tributpflichtig bis Chosrau I mit Hilfe turkischer Nomaden das Hephthalitenreich vollig zerschlug Daraufhin wurde Baktrien wieder eine persische Provinz wahrend die Lander jenseits des Oxus Transoxanien von den Turken eingenommen wurden Auflosung durch Assimilation Bearbeiten Infolge der Islamischen Expansion 642 Schlacht bei Nehawand mit den Sassaniden 712 Eroberungen an Chinas Grenze wurde Baktrien Teil des arabischen Kalifats Zur gleichen Zeit wurde das Land von vor den Arabern fluchtenden Persern heimgesucht Wie in Gandhara machten die Immigranten die Hauptbevolkerung aus und assimilierten komplett die eigentliche indigene Bevolkerung Nach den Forschern Dupree und Richard Nelson Frye war die Zahl der persischstammigen Bevolkerung so hoch dass sie in kurzer Zeit bzw im Laufe der folgenden 200 Jahre die einheimische Ost Iranisch sprechende Bevolkerung assimilierte Nur vereinzelt uberlebten die ost iranischen Dialekte Uberbleibsel der persisch baktrischen Bevolkerung die heute noch ostliche Dialekte sprechen sprechen Pamiri Seit dem 10 Jahrhundert wurde das Gebiet Baktriens von verschiedenen persischen turkischen und mongolischen Dynastien beherrscht spater schliesslich im 18 Jahrhundert von den Paschtunen Im 19 Jahrhundert stritten sich auch Grossbritannien und das zaristische Russische Reich um die Einflussnahme in dieser Region sogenanntes Great Game Das Gold von Baktrien Bearbeiten nbsp 20 facher Goldstater des Eukratides I nbsp Konige mit Drachen Tilla Tepe 1 Jahrhundert v Chr Baktrien war schon in der Antike bekannt fur sein Gold Das Baktrische Gold war legendar Schon der persische Konig Dareios I nennt Gold aus Baktrien in seiner Bauinschrift zum Palast von Susa Allerdings war Baktrien nur ein Zwischenhandler Die eigentliche Herkunftsregion war dagegen Sibirien von wo es nach Baktrien gehandelt wurde 2 Obwohl griechisch baktrische Goldmunzen nicht sehr zahlreich sind stammt doch die grosste antike Goldmunze aus Baktrien und ist eine Pragung von Eukratides I etwa 171 bis 145 v Chr Der Begriff Gold von Baktrien wird neuerdings wieder aufgegriffen um auf einen reichen Goldschatz zu verweisen Ende der 1970er Jahre fanden sowjetische Archaologen unter Wiktor Iwanowitsch Sarianidi 3 im heutigen Afghanistan bei Tilla Tepe die Uberreste eines antiken Graberfelds Aus sechs Grabern konnten mehr als 20 000 grossteils aus Gold und Halbedelsteinen bestehende Objekte geborgen werden die einen der bedeutendsten archaologischen Funde des 20 Jahrhunderts darstellen Wegen der unruhigen politischen Lage mussten die Grabungen abgebrochen werden wobei die Sammlung dem Nationalmuseum Kabul ubergeben wurde Im Jahr 1989 wurden sie in der im Prasidentenpalast befindlichen Zentralbank deponiert Erst 2004 konnten die zwischenzeitlich verloren geglaubten Funde in den dortigen Kellerraumen geborgen werden Sie hatten die Wirren der Kriegsjahre vollig unbeschadet uberstanden Rekonstruierte baktrische Kleidung Gebiet Kofarnihon Ethnographisches Museum Duschanbe Tadschikistan nbsp Mannerkleidung nbsp Frauenkleidung nbsp Frauenkleidung nbsp MannerkleidungLiteratur BearbeitenMichael Alram u a Hrsg Das Antlitz des Fremden Die Munzpragungen der Hunnen und Westturken in Zentralasien und Indien Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 2016 ISBN 978 3 7001 8047 0 Michael Alram Die Geschichte Ostirans von den Griechenkonigen in Baktrien und Indien bis zu den iranischen Hunnen 250 v Chr 700 n Chr In Wilfried Seipel Hrsg Weihrauch und Seide Alte Kulturen an der Seidenstrasse Wien 1996 ISBN 3 900325 53 7 S 119 140 Pierre Amiet Bactriane proto historique In Syria Band 54 1977 S 89 121 Baktrien In Kleines Lexikon des Hellenismus Harrassowitz Wiesbaden 1993 ISBN 3 447 03278 2 S 93 96 dort auch weiterfuhrende Literatur Pierre Cambon Jean Francois Jarrige Hrsg Gerettete Schatze Afghanistan Die Sammlung des Nationalmuseums in Kabul Kunst und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland Production Foundation De Nieuwe Kerk und Hermitage Bonn Amsterdam 2010 ISBN 978 90 78653 20 2 Giancarlo Ligabue Sandro Salvatori Hrsg Bactria Venedig 1992 Coloru Omar Da Alessandro a Menandro Il regno greco di Battriana Fabrizio Serra editore Pisa Rom 2009 Hermann Parzinger Die fruhen Volker Eurasiens Munchen 2011 ISBN 978 3 406 54961 8 Khodadad Rezakhani ReOrienting the Sasanians East Iran in Late Antiquity Edinburgh University Press Edinburgh 2017 Nicholas Sims Williams J Cribb Hrsg A New Bactrian Inscription of Kanishka the Great In Silk Road Art and Archaeology Band 4 1995 1996 S 75 142 William Woodthorpe Tarn The Greeks in Bactria and India 2 Aufl Cambridge University Press Cambridge 1951 Digitalisat Werner Widmer Hellas am Hindukusch Griechentum im Fernen Osten der antiken Welt Fischer Frankfurt am Main 2015 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Bactria Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Bactria In Ehsan Yarshater Hrsg Encyclopaedia Iranica englisch iranicaonline org mit Literaturangaben Jona Lendering Bactria In Livius org englisch Anmerkungen Bearbeiten Robert Gobl Dokumente zur Geschichte der iranischen Hunnen in Baktrien und Indien 4 Bande Wiesbaden 1967 W W Tarn The Greeks in Bactria and India 3 Auflage Chicago 1984 ISBN 0 89005 524 6 S 105 Vgl auch Viktor Sarianidi Soviet Excavations in Bactria In Giancarlo Ligabue S Salvatori Hrsg Bactria Venedig 1992 S 107 134 36 758056 66 898889 Koordinaten 36 45 29 N 66 53 56 O Normdaten Geografikum GND 4004308 3 lobid OGND AKS VIAF 239863610 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Baktrien amp oldid 232034482