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Seleukos I Nikator altgriechisch Seleykos Nikatwr Seleukos Nikatōr deutsch der Siegreiche um 358 v Chr 281 v Chr war makedonischer Feldherr unter Alexander dem Grossen und spater Konig des von ihm selbst gegrundeten Seleukidenreiches Seleukos war einer der Diadochen Buste des Seleukos Neapel Archaologisches Nationalmuseum Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Aufstieg 1 2 Diadoche 1 3 Beginn der seleukidischen Ara 1 4 Tod 2 Ehen und Nachkommen 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenAufstieg Bearbeiten Zwischen 358 und 354 v Chr wurde Seleukos in Makedonien als Sohn des makedonischen Generals Antiochos und der Laodike geboren Sein Geburtsort war laut Stephanos von Byzanz eine nicht naher zu lokalisierende Stadt namens Oropos 1 Eine Zeitlang diente Seleukos vermutlich am Hof Konig Philipps II von Makedonien als basilikoὶ paῖdes basilikoi paides eine Art Page 2 Als Hypaspist bestritt er den Asienfeldzug Alexanders des Grossen in dessen Verlauf er zum Befehlshaber der Hypaspistenleibwache 3 und in die Reihen der Hetairoi aufstieg In der Schlacht am Hydaspes 326 v Chr fuhrte er seine Abteilung auf dem rechten Flugel der Makedonen gegen die Elefanten des Konigs Poros Nach der Ruckkehr aus Indien wurde Seleukos auf der Massenhochzeit von Susa 324 v Chr mit der sogdischen Adligen Apame einer Tochter des einstigen Alexander Gegenspielers Spitamenes verheiratet Dies sollte der einzige makedonisch indigene Ehebund bleiben der den Tod Alexanders uberdauerte Diadoche Bearbeiten Nach dem Tod Alexanders 323 v Chr in Babylon wurde Seleukos in der neuen Babylonischen Reichsordnung zum Chiliarch Hofmarschall des Reichsregenten Perdikkas ernannt Auf dessen Geheiss begleitete er den Griechen Eumenes von Kardia nach Kappadokien um diesen bei der Bekampfung des Ariarathes zu unterstutzen Anschliessend zog Seleukos mit dem Reichsregenten nach Agypten um dort Ptolemaios niederzuwerfen Nachdem allerdings 320 v Chr die Uberquerung des Nils gescheitert war verschwor er sich mit Antigenes und Peithon gegen Perdikkas den sie in seinem Zelt toteten 4 Auf der Konferenz von Triparadeisos erhielt Seleukos vom neuen Reichsregenten Antipatros die Satrapie uber Babylon verliehen der inoffiziellen Hauptstadt des Alexanderreichs In den nachsten Jahren unterstutzte er den Strategen von Asien Antigonos Monophthalmos im Kampf gegen Eumenes von Kardia wobei Seleukos auch personliche Ambitionen verfolgt haben soll Im Auftrag des Antigonos belagerte er 317 v Chr die Stadt Susa die sich allerdings hartnackig verteidigte Erst nach dem Ende des Eumenes bei Gabiene ergab sich ihm die Stadt 316 v Chr zog Antigonos in Susa ein der die Satrapie uber diese Stadt an einen Perser vergab Seleukos hatte wohl darauf gehofft dass ihm dieses Amt als Belohnung fur seine geleisteten Dienste ubertragen werde Er erhob gegen diese Entscheidung zwar keinen Einwand doch Antigonos erkannte dennoch in ihm einen potenziellen Unruhefaktor fur seine Herrschaft in Asien Als Seleukos einen hochstehenden General wegen eines beleidigenden Vorfalls zurechtwies wurde er von Antigonos zur Klarung dieser Angelegenheit in dessen Feldlager befohlen Seleukos befurchtete dort beseitigt zu werden ahnlich wie kurz zuvor der fur Antigonos zu machtig gewordene Peithon und entschloss sich daher im Fruhjahr 316 v Chr zur Flucht an den Hof des Ptolemaios in Agypten Nun im Dienst des Ptolemaios beteiligte sich Seleukos im Krieg gegen Antigonos dritter Diadochenkrieg als Flottenadmiral im Agaisraum Dabei scheiterte er zunachst 314 v Chr bei der Belagerung von Erythrai war dann aber an der erfolgreichen Eroberung Zyperns im folgenden Jahr beteiligt Ende des Jahres 313 v Chr landete er im Verbund einer Flotte des Kassander auf der Insel Lemnos brach aber kurz darauf die Belagerung von Myrina ab und kehrte nach Agypten zuruck Als Feldherr kampfte Seleukos im Jahr 312 v Chr an der Seite Ptolemaios in der siegreichen Schlacht von Gaza gegen den jungen Demetrios I Poliorketes Auf der gegnerischen Seite fiel in diesem Kampf der Feldherr Peithon der nach Seleukos Flucht von Antigonos zum Satrapen von Babylonien ernannt worden war Beginn der seleukidischen Ara Bearbeiten nbsp Buste des Seleukos 5 Paris Louvre Ma 3957 Der Sieg bei Gaza stellte sich fur Seleukos als richtungweisend heraus Ptolemaios ergriff die Gelegenheit eine zweite Front im Rucken Antigonos zu eroffnen indem er Seleukos eine kleine Truppe bereitstellte mit der er durch die syrische Wuste zog und nacheinander die Stadte Mesopotamiens und schliesslich Babylon unter seine Kontrolle brachte Diesen Erfolg verteidigte er anschliessend mit einem glanzenden Sieg am Tigrisufer uber den Satrapen Nikanor Damit hatte Seleukos seine Herrschaft in Babylon wiederhergestellt das nun seine Ausgangsbasis zur Errichtung eines eigenen Reiches wurde Zugleich beginnt mit dem Jahre 312 11 v Chr nach der gangigen historischen Zeitrechnung die seleukidische Ara 6 Propagandistisch legitimierte Seleukos seine gewonnene Herrschaft durch eine Weissagung des Branchidai Orakels von Didyma die seine Herkunft vom Sonnengott Apollon verlautbarte Um seine ideologische Nahe zu diesem Gott zusatzlich zu festigen erstattete er das einst von Xerxes I entwendete Bronzebildnis des Apollon an das Heiligtum zuruck Teil dieser Propaganda war vermutlich auch die ihm von einer spaten Quelle zugeschriebene Schwester namens Didymeia die wohl seine familiare Verbindung zu dem Gott unterstreichen sollte 7 Vom sogenannten Diadochenfrieden im Jahr 311 v Chr wurde Seleukos ausgeschlossen da sich Antigonos mit dem Verlust Babylons nicht abfinden wollte Trotz seiner zahlenmassigen Unterlegenheit konnte sich Seleukos in dem nun folgenden Babylonischen Krieg gegen Antigonos behaupten Obwohl er mit seinen Truppen bald wieder Babylon verliess gelang es der Stadt sich gegen zwei Belagerungen durch Antigonos und Demetrios zu verteidigen Unterdessen eroberte Seleukos nacheinander Ekbatana Susa und Persepolis Im Jahr 309 v Chr gab Antigonos den Krieg auf und vereinbarte mit Seleukos wohl einen mundlichen Friedensvertrag in dem er Seleukos Eroberungen anerkannte Der mit Antigonos ausgehandelte Friede schloss vermutlich auch die Uberlassung der ostlichen Satrapien des Alexanderreichs an Seleukos mit ein Nach dem Friedensschluss brach Seleukos jedenfalls zu einem mehrjahrigen Aufenthalt in den Osten auf wo ihn die lokalen Satrapen als ihren Oberherren anerkannten An den Vorgangen im Westen hatte er in dieser Zeit keinen Anteil nahm aber im Jahr der Konige 305 v Chr ebenfalls den Konigstitel an In Indien schloss Seleukos 303 v Chr einen Frieden mit dem ersten Vertreter der Maurya Dynastie Chandragupta Maurya griechisch Sandrokottos indem er einen Teil seines Herrschaftsgebietes Gedrosien Arachosien Gandhara und Paropamisaden abtrat und im Gegenzug 500 Kriegselefanten erhielt Im Jahre 302 v Chr kehrte Seleukos in den Westen zuruck wo sich eine Entscheidung im Kampf der Diadochen gegen Antigonos Monophthalmos anbahnte Er verbundete sich mit Lysimachos mit dem er 301 v Chr in der entscheidenden Schlacht bei Ipsos gegen Antigonos siegte der dabei getotet wurde Seine aus Indien mitgefuhrten Elefanten erbrachten dabei einen entscheidenden Vorteil Durch den Sieg konnte Seleukos seinen Machtbereich auf Zentralanatolien und Syrien ausdehnen geriet aber nun mit seinem einstigen Freund Ptolemaios um den Besitz von Koilesyrien heute Palastina in Konflikt Ptolemaios erhob auf dieses Land einen Anspruch obwohl er selbst nicht an der Schlacht beteiligt war Seleukos verbundete sich deshalb 300 v Chr mit Demetrios Poliorketes dessen Tochter er heiratete wahrend sich Ptolemaios mit Lysimachos zusammenschloss Auf diese Weise entstand fur die nachsten Jahre ein Machtgleichgewicht in Asien das einen grosseren Krieg verhinderte Der Streit um Syrien wurde aber nicht gelost was spater die Ursache fur die Syrischen Kriege zwischen Seleukiden und Ptolemaern legte Nach 297 v Chr bot sich Seleukos die Gelegenheit sein Reich abzurunden nachdem Demetrios nach Griechenland abgereist war indem er dessen Besitz in Phonikien und Kilikien an sich riss Er beherrschte nun den gesamten asiatischen Teil des ehemaligen Alexanderreichs mit Ausnahme des westlichen Kleinasiens Mittels zahlreicher Stadtegrundungen siehe Seleukia Apameia Antiochia konsolidierte und stabilisierte er sein Konigtum In den neuen Stadten liessen sich seine makedonischen Krieger und zugezogene griechische Siedler nieder Das Herrschaftszentrum verlegte er aus seinem ursprunglichen mesopotamischen Raum nach Syrien mit der Hauptstadt Seleukeia Pieria 288 v Chr schloss er eine Allianz mit Lysimachos Ptolemaios und Pyrrhos I gegen Demetrios wegen dessen grossangelegten Rustungsvorhaben zur Vorbereitung eines Angriffes auf Asien Der Angriff fiel allerdings nicht so schwer aus wie erwartet da sich das Heer des Demetrios in den Bergen Kilikiens aufrieb und teilweise zu Seleukos uberging 286 v Chr ergab sich ihm schliesslich Demetrios Tod Bearbeiten In den letzten Jahren seines Lebens geriet Seleukos in eine Auseinandersetzung mit Lysimachos Dieser herrschte uber Thrakien das westliche Kleinasien sowie Makedonien und war imstande auf Griechenland auszugreifen womit er auch fur Seleukos zunehmend zu machtig wurde Dabei kamen Seleukos aber die Streitigkeiten in der Familie des Lysimachos zugute Nachdem dieser auf Anstiftung seiner zweiten Frau 283 v Chr seinen Sohn hatte hinrichten lassen nahm dies Seleukos als Vorwand um einen Krieg zu beginnen Er siegte 281 v Chr in der Schlacht bei Kurupedion uber Lysimachos der dabei getotet wurde und konnte so das gesamte Kleinasien seinem Reich einverleiben Seleukos entschloss sich nun bereits weit uber siebzigjahrig in seine makedonische Heimat zuruckzukehren die er funfzig Jahre zuvor mit Alexander verlassen hatte um dort als Konig zu sterben Er uberliess seinem altesten Sohn Antiochos I das asiatische Reich und uberquerte den Hellespont nach Europa Kurz darauf aber fiel er bei Lysimacheia einem Attentat des ehrgeizigen Ptolemaios Keraunos zum Opfer Der Statthalter in Pergamon Philetairos erwarb Seleukos Leichnam gegen eine hohe Summe und uberliess seine Asche Antiochos welcher seinen Vater in einem Nicatoreum genannten Mausoleum in Seleukia Pieria beisetzen liess Mit Seleukos starb der letzte Diadoche Das von ihm begrundete und nach ihm benannte Reich fuhrte er zu seiner grossten Ausdehnung Nach seinem Tod war es einem lange anhaltenden Zerfallsprozess ausgesetzt der nie langfristig aufgehalten werden konnte und schliesslich mit der Einverleibung des verbliebenen Territoriums in das Romische Reich im Jahr 63 v Chr endete Ehen und Nachkommen Bearbeiten1 324 v Chr mit Apame eine Tochter des persischen Fursten Spitamenes Antiochos I 324 v Chr 261 v Chr Konig des Seleukidenreichs Laodike und Apama eine von beiden soll mit dem indischen Konig Chandragupta Sandrokottos verheiratet worden sein 8 Achaios der Altere Filiation umstritten 2 300 v Chr mit Stratonike I einer Tochter des Demetrios I Poliorketes Phila um 295 v Chr 240 v Chr 275 v Chr mit ihrem Onkel Antigonos II GonatasLiteratur BearbeitenHermann Bengtson Herrschergestalten des Hellenismus Beck Munchen 1975 ISBN 3 406 00733 3 S 37 61 John D Grainger Seleukos Nikator Constructing a Hellenistic Kingdom Routledge London u a 1990 ISBN 0 415 04701 3 Lise Hannestad Nicator Seleucus I and his empire Aarhus University Press Aarhus 2020 ISBN 978 87 7219 173 7 Andreas Mehl Seleukos Nikator und sein Reich Band 1 Seleukos Leben und die Entwicklung seiner Machtposition Studia Hellenistica 28 ZDB ID 847120 4 Universitas Catholica Lovaniensis Leuven 1986 Zugleich Habilitationsschrift Universitat Stuttgart 1982 1983 Daniel Ogden The Legend of Seleucus Kingship Narrative and Mythmaking in the Ancient World Cambridge University Press Cambridge 2017 ISBN 978 1 107 16478 9 zu den Legenden um Seleukos I Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Seleukos I Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Appian Syriake 57 nennt eine seleukidische Stadtgrundung in Asien mit Namen Oropos die in Reminiszenz auf den Geburtsort des Dynastiegrunders erfolgt sein konnte Andererseits wird das makedonische Oropos auch mit einem in der Landschaft Bottiaia gelegenen Ort namens Europos identifiziert Seleukos I hatte in Syrien die Stadt Dura Europos gegrundet das vielleicht mit dem von Appian genannten asiatischen Oropos identisch gewesen sein kann Siehe dazu Grainger S 4 Nicholas G L Hammond Guy T Griffith Frank W Walbank A History of Macedonia Band 2 Clarendon Press Oxford 1972 S 401 f Helmut Berve Das Alexanderreich auf prosopographischer Grundlage Band 1 Munchen 1926 S 123 f Die Beteiligung Seleukos am Mord an Perdikkas ist nur von Cornelius Nepos uberliefert worden Zu Benennung und Datierung siehe etwa Arthur Houghton Rita Perry A Colossal Head in Antakya and the Portraits of Seleucus I In Antike Kunst Jahrgang 29 Heft 1 1986 S 52 62 hier S 60 Tom Boiy Between High and Low A Chronology of the Early Hellenistic Period Verlag Antike Frankfurt 2007 S 145 setzt das Jahr 311 v Chr als Beginn der seleukidischen Ara an Die vermeintliche Schwester Didymeia wurde einzig von Johannes Malalas 6 Jahrhundert nach Christus genannt Strabon 15 2 9 Appian Syriake 55VorgangerAmtNachfolger Konig des Seleukidenreiches 312 281 v Chr Antiochos I Normdaten Person GND 118966669 lobid OGND AKS LCCN n87880846 VIAF 72194159 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Seleukos I ALTERNATIVNAMEN Seleukos I Nikator Siegreiche derKURZBESCHREIBUNG makedonischer Feldherr Konig des von ihm selbst gegrundeten Seleukidenreiches 305 v Chr 281 v Chr GEBURTSDATUM um 358 v Chr STERBEDATUM 281 v Chr Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Seleukos I amp oldid 230203909