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Paropamisaden oder Paropamisadai war eine historische Landschaft im Altpersischen Reich der Achameniden und eine Provinz im Alexanderreich Geographisch umfasste sie das Gebiet des zentralasiatischen Hochgebirges des Hindukusch um das heutige Kabul in Afghanistan Der Hindukusch war den antiken Griechen unter dem Namen Paropamisos altgriechisch Paropamissos bzw Paropamisos bekannt der sich vom persischen Wort uparisena ableitete was so viel wie der Gipfel den der Adler nicht uberfliegen kann bedeutet 1 Umgrenzt wurde die Provinz von den Regionen Arachosien im Suden und Baktrien im Norden 2 Das Alexanderreich und seine administrative Gliederung Die hier nicht namentlich gekennzeichnete Provinz Paropamisaden wird von Arachosien im Suden und Baktrien im Norden umgrenzt Der Hindukusch wurde von Kyros II in der Mitte des 6 Jahrhunderts v Chr dem persischen Reich einverleibt Er besass zur Beherrschung Zentralasiens einen hohen strategischen Stellenwert da uber seine Passe nach Norden die Provinzen Baktrien und Sogdien sowie nach Osten uber den Chaiber Pass das Industal erreichbar sind In der administrativen Ordnung des Perserreichs bildete der Hindukusch offenbar keine eigene Satrapie da er in den Provinzlisten nicht aufgefuhrt wird Er war wahrscheinlich dem Satrapen von Gandhara unterstellt In der spateren Achamenidenzeit war die persische Herrschaft dort aber wie im Industal verschwunden 3 Erst Alexander der Grosse richtete nach seiner ersten Uberschreitung des Hindukusch im Fruhjahr 329 v Chr die Provinz Paropamisaden als Satrapie fur seinen Schwiegervater Oxyartes ein sich der strategischen Bedeutung dieser Region wohl bewusst 327 v Chr marschierte er uber den Chaiber Pass nach Indien weiter Nach dem Tod Alexanders endete die makedonische Herrschaft Nach dem Scheitern der Ruckeroberung der indischen Gebiete trat Seleukos I u a die Paropamisaden an den indischen Herrscher Chandragupta Maurya ab Urbanes Zentrum der Hindukusch Region zur Perserzeit war Kabura das heutige Kabul Alexander grundete allerdings eine eigene Stadt als Provinzhauptstadt fur Paropamisaden Alexandria Kaukasis am Kaukasus die er mit griechisch makedonischen Kriegsinvaliden seines Heeres griechischen Soldnern und Schutztruppen besiedeln liess 4 Eine zweite Stadtgrundung hiess Nikaia am Fluss Kophen Kabul deren exakte Identifizierung noch nicht ermittelt ist 5 Der allgemeinen Unkenntnis der antiken Griechen uber die geographische Beschaffenheit der eurasischen Landmasse folgend stellte der Hindukusch Paropamisos fur die Zeitgenossen Alexanders die ostliche Erweiterung des Kaukasusgebirges dar an dem ihrer Mythologie folgend der Titan Prometheus angekettet wurde nachdem er den Menschen das Feuer gebracht hatte Gemass den Berichten antiker Geschichtsschreiber hatten Alexander und seine Gefahrten tatsachlich geglaubt in den Bergen des Paropamisos den Ort der Bestrafung des Prometheus entdeckt zu haben ganz im Geist der allgemeinen historischen Distanzlosigkeit ihrer Zeit folgend in der die Gotter und Titanen reelle Akteure ihrer Vorzeit waren Auch hatten sie den Horst des Adlers Aithon der Prometheus jeden Tag die Leber aushackte und die Hohle des Titanen samt seinen Ketten gefunden von denen Herakles ihn schliesslich befreit hatte 6 Diese Behauptungen wurden von Eratosthenes heftig kritisiert der den schreibenden Gefahrten Alexanders eine bewusste Missinterpretation der Geographie Asiens Hindukusch Kaukasus vorgeworfen hat um der Ruhmsucht Alexanders zu schmeicheln der sich gern im Wettstreit mit den Gottern und Heroen gesehen habe Arrian sah dies weit weniger kritisch 7 Nach Alexanders Tod fiel Paropamisaden in den Diadochenkriegen 316 v Chr unter die Oberherrschaft des Antigonos Monophthalmos dann 309 v Chr unter jene des Seleukos dem Begrunder des Seleukidenreichs Dieser trat Paropamisaden im Jahr 303 v Chr einschliesslich der Provinzen Gedrosien Arachosien und Gandhara an den indischen Konig Chandragupta griech Sandrokottos und sein Mauryareich im Tausch fur 500 Kriegselefanten ab 8 Im fernen Osten verblieben bei den Seleukiden nur noch die Provinzen Baktrien und Sogdien die sich etwas spater als Griechisch Baktrisches Konigreich verselbstandigten Antiochos III uberschritt bei seiner Anabasis zwar den Hindukusch schloss aber mit dem lokalen Herrscher Sophagasenos einen Freundschaftsvertrag und zog wieder ab Erst im Gefolge der Eroberungszuge des grako baktrischen Konigs Demetrios I kam die Region wieder unter griechischen Einfluss und wurde eines der Zentren grakoindischer Reiche und Furstentumer Literatur BearbeitenAlexander Demandt Alexander der Grosse Leben und Legende Beck Munchen 2009 ISBN 978 3 406 59085 6 Robin Lane Fox Alexander der Grosse Eroberer der Welt Alexander the Great 1978 Neuaufl Rowohlt Reinbek 2010 ISBN 978 3 499 62641 8 Charles A Robinson Jr When did Alexander Reach the Hindu Kush In American Journal of Philology Bd 51 1930 S 22 31 ISSN 0002 9475 Frederic D Allen Prometheus and the Caucasus In American Journal of Philology Bd 13 1892 S 51 61 ISSN 0002 9475 Anmerkungen Bearbeiten Siehe Lane Fox S 387 Strabon 15 2 8 10 Franz Altheim und Ruth Stiehl Geschichte Mittelasiens im Altertum Mit Beitragen von Janos Harmatta Dieter Harnack Roch Knapowski Franz F Schwarz Zuhair Shunnar und Oswald J L Szemerenyi Bildteil von Erika Trautmann Nehring De Gruyter Berlin 1970 S 190 Arrian Anabasis 5 1 5 Diodor 17 83 1 Plinius Naturalis historia 6 62 Metzer Epitome 2 Arrian Anabasis 4 22 6 Johann Gustav Droysen Geschichte des Hellenismus identifizierte Nikaia am Kophen mit der Stadt Kabul selbst Vincent Arthur Smith favorisiert hingegen Dschalalabad siehe The early history of India from 600 b C to the Muhammadan Conquest incl the invasion of Alexander the Great 1904 S 43 Arrian Anabasis 5 3 1 3 und Indike 5 9 Diodor 17 83 1 Strabon 15 1 8 Siehe Demandt S 249 Strabon 15 2 9 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Paropamisaden amp oldid 226414579