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Das Griechisch Baktrische Konigreich auch graeco baktrisches Konigreich genannt war ein antiker Staat des 3 und 2 Jahrhunderts v Chr der von Diodotos I einem Statthalter der griechisch makedonischen Seleukiden in Baktrien gegrundet wurde Das Reich dehnte sich in seiner grossten territorialen Ausdehnung bis nach Hindustan aus Nach der Reichsteilung in einen grako baktrischen und grako indischen Staat bestand es nach dem Verlust Baktriens an zentralasiatische Reiter und Nomadenvolker in Gandhara und Punjab bis in das fruhe 1 Jahrhundert n Chr als Indo Griechisches Konigreich fort Silbermunze von Demetrios I mit Elefantenschadel Symbolik und HerkulesDie Chronologie und Bewertung des Konigreiches ist aufgrund der sehr durftigen Quellenlage oft stehen nur Munzfunde zur Verfugung in mehreren Punkten relativ unsicher bzw umstritten Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Reichsgrundung 1 2 Die Euthydemiden 1 2 1 Konflikt mit den Seleukiden 1 2 2 Expansion nach Indien 1 2 3 Der Usurpator Eukratides I 1 3 Invasion der Yuezhi 2 Datierung 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 AnmerkungenGeschichte BearbeitenReichsgrundung Bearbeiten nbsp Das griechisch baktrische Reich in seiner maximalen Ausdehnung um 180 v Chr Das Reich wurde um 256 v Chr gegrundet als sich der Makedone Diodotos I der baktrische Statthalter des Seleukidenkonigs Antiochos II nach dessen Niederlagen im Dritten Syrischen Krieg unabhangig machte Zunachst pragte er Munzen mit seinem eigenen Bild und den Zeichen bzw Titeln von Antiochos II dann ersetzte er letztere durch seine eigenen Nach ihm herrschte sein gleichnamiger Sohn bis die Familie durch den Griechen Euthydemos I gesturzt wurde Die Euthydemiden Bearbeiten Konflikt mit den Seleukiden Bearbeiten nbsp Munze von Euthydemos I Euthydemos I musste sich einer Invasion des Seleukidenkonigs Antiochos III stellen der die abtrunnige Provinz wieder in sein Reich eingliedern wollte Nachdem die baktrische Kavallerie in offener Feldschlacht unterlegen war wurde die Hauptstadt Baktra zwei Jahre belagert Wahrend dieser Zeit stieg aber die Bedrohung durch die Saken was beide Seiten dazu veranlasste wohl im Jahr 206 v Chr einen Vergleichsfrieden zu schliessen Euthydemos I durfte sein Konigreich behalten musste aber die Kriegselefanten abgeben Antiochos als Oberherrn anerkennen und den Seleukiden Unterstutzung zusichern Expansion nach Indien Bearbeiten Das Bundnis sollte durch eine Heirat zwischen Euthydemos Sohn Demetrios und der Tochter des Antiochos besiegelt werden doch scheint es dazu nicht gekommen zu sein Nach Antiochos katastrophaler Niederlage bei Magnesia gegen die Romer im Jahr 190 v Chr nutzte Demetrios die Gelegenheit sich wieder unabhangig zu machen und dehnte seinen Machtbereich auf die Gebiete sudlich des Hindukusch aus 185 v Chr ubernahm er ostliche Grenzgebiete des Seleukidenreiches die dem heutigen Sud Afghanistan und Belutschistan entsprechen 183 v Chr fielen ihm drei westliche Provinzen des Maurya Reiches anheim das sich zu dieser Zeit im Zustand der staatlichen Auflosung befand Das Konigreich in Baktrien hatte eine schmale makedonisch griechische Oberschicht die anfangs durch Siedler aus dem Westen gestarkt wurde Nachdem die baktrischen Konige ihren Einflussbereich bis zur indischen Grenze ausgedehnt hatten wurden Munzen seit Demetrios II sowohl mit griechisch als auch indischsprachigen Titeln gepragt Die Qualitat dieser Munzen war hoch man hatte es nicht mit irgendeiner Lokalmacht zu tun Gleichzeitig kam es zu einem Synkretismus von Hellenismus und Buddhismus dem Graeco Buddhismus Der Norden des Reiches war gegen Nomaden durch Befestigungsanlagen wie Uzundara geschutzt Der Usurpator Eukratides I Bearbeiten nbsp 20 facher Goldstater des Eukratides I Es ist die grosste jemals in der Antike gepragte GoldmunzeMoglicherweise unter Demetrios I oder nach dessen Tode wurde das Reich infolge innerer Wirren geteilt Der erste Teilherrscher Demetrios II Sohn Demetrios I vorher Vizekonig in Kabul verlor seinen Thron an einen Abenteurer namens Eukratides I angeblich einem Verwandten der Seleukiden der bereits Demetrios I besiegt hatte Eukratides bemachtigte sich mit wenigen hundert Mann des Landes als sich Demetrios I im Feldzug in Indien befand Die Griechen besetzten weite Teile des Maurya Reichs und belagerten unter General Menander schon die Maurya Hauptstadt Pataliputra als Demetrios von der Rebellion erfuhr und umkehren musste Er kam jedoch zu spat seine Vizekonige moglicherweise seine Bruder Agathokles in Sistan und Antimachos in Herat waren schon geschlagen und wurden mitsamt seiner Familie getotet 1 Anschliessend totete Eukratides I auch noch Demetrios Bruder Apollodotos I und eroberte Gandhara 165 4 v Chr Er konnte aber offenbar die Nachkommen Euthydemos sudlich des Hindukusch und vor allem den General Menander nicht vollig ausschalten Fur den Wohlstand seiner Herrschaft spricht die Herausgabe von Goldmunzen Eukratides I fiel angeblich 145 v Chr gegen die Parther unter dem Arsakiden Mithradates Nach anderer Darstellung wurde er bei der Ruckkehr nach Baktra Balch von seinem Sohn und Mitregenten Eukratides II ermordet Invasion der Yuezhi Bearbeiten Eukratides Sohn Konig Heliokles ca 157 135 v Chr war der letzte bedeutende griechische Konig Baktriens Er soll auch Gandhara beherrscht haben Die einfallenden Yuezhi eroberten zwischen 141 und 129 v Chr die Gebiete nordlich des Hindukusch Archaologisch ist etwa die Aufgabe der heute Ai Chanum genannten griechisch gepragten Stadt der antike Name ist unbekannt am Oxus um das Jahr 145 v Chr belegt Sudlich des Hindukusch konnten sich weitere griechische Machthaber behaupten so in Indien Menandros der sich um 165 v Chr zum Konig eines Indo Griechischen Konigreichs erkor Diese Konigreiche uberdauerten mehr als ein Jahrhundert langer als die griechischen Herrschaften in Baktrien hatten aber zuletzt nur noch regionale Bedeutung Einsickernde Reiternomaden die uber den Hindukusch Richtung Indien vordrangen beseitigten zu Beginn des ersten nachchristlichen Jahrhunderts auch diese Herrschaften vollstandig Als letzter indo griechischer Herrscher gilt Straton II Datierung BearbeitenDa das Griechisch Baktrische Konigreich aufgrund der raumlichen Lage nur selten bei den klassischen westlichen Autoren erwahnt wird und datierte Denkmaler aus Baktrien selbst eher die Ausnahme sind gibt es nur wenige Anhaltspunkte fur die genaue chronologische Einordnung der Ereignisse und Herrscher Die wichtigsten Eckdaten sind Marcus Iunianus Iustinus xli 4 berichtet dass sich Diodotos I der erste griechisch baktrische Herrscher ungefahr zur gleichen Zeit vom Seleukidenreich loste wie dies auch die Parther unter Arsakes I taten Der letztere machte sich um 247 v Chr unabhangig Zwischen 209 und 206 v Chr fuhrte Antiochos III einen Feldzug gegen Baktrien um es wieder dem Seleukidenreich einzuverleiben Der Feldzug endete um 206 v Chr mit einem Friedensvertrag Dort regierte zu dieser Zeit Euthydemos I Eukratides I soll zur gleichen Zeit wie der Partherherrscher Mithridates I den Thron bestiegen haben Dies geschah mit hoher Wahrscheinlichkeit im Jahr 171 v Chr Er regierte mindestens 24 Jahre Antimachos I bezeichnete sich als theos Dies ist auch fur Antiochos IV regierte 175 164 v Chr bezeugt wobei Antimachos I wahrscheinlich Antiochos IV kopierte Siehe auch BearbeitenListe der indo griechischen und baktrisch griechischen Konige Griechisch baktrisches MunzwesenLiteratur BearbeitenFranz Altheim Joachim Rehork Hrsg Der Hellenismus in Mittelasien Wege der Forschung Bd 91 ISSN 0509 9609 Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1969 Osmund Bopearachchi Monnaies greco bactriennes et indo grecques Catalogue raisonne Bibliotheque nationale de France Paris 1991 ISBN 2 7177 1825 7 franzosischsprachiges Standardwerk zu den Munzpragungen der Griechen in Baktrien und Indien Jorg Dieter Gauger Johannes Nolle Baktrien In Hatto H Schmitt Ernst Vogt Hrsg Lexikon des Hellenismus Harrassowitz Wiesbaden 2005 S 177 190 knappe Darstellung mit umfassenden Literaturangaben Simon Glenn Money and Power in Hellenistic Bactria Euthydemus I to Antimachus I Numismatic Studies 43 New York 2020 ISBN 978 0 89722 361 4 Frank L Holt Thundering Zeus The Making of Hellenistic Bactria Hellenistic Culture and Society 32 University of California Press Berkeley CA u a 1999 ISBN 0 520 21140 5 Frank L Holt Alexander the Great and the Mystery of the Elephant Medallions Hellenistic Culture and Society 44 University of California Press Berkeley CA u a 2003 ISBN 0 520 23881 8 Frank L Holt Into the Land of Bones Alexander the Great in Afghanistan Hellenistic Culture and Society 47 University of California Press Berkeley u a 2005 ISBN 0 520 24993 3 Rachel Mairs The Hellenistic Far East Archaelogy Language and Identity in Greek Central Asia University of California Press Oakland CA 2014 ISBN 978 0 520 28127 1 Rachel Mairs Hrsg The Graeco Bactrian and Indo Greek World Routledge London 2020 ISBN 978 1 138 09069 9 Abodh K Narain The Greeks of Bactria 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Edition updated with a preface and a new bibliography by Frank Lee Holt Ares Chicago IL 1985 ISBN 0 89005 524 6 Nachdruck 1997 PDF der 2 Auflage in der Digital Library of India Osmund Bopearachchi Indo Greek Dynasty In Ehsan Yarshater Hrsg Encyclopaedia Iranica 9 November 2004 englisch iranicaonline org abgerufen am 6 Juni 2011 mit Literaturangaben Pierre Leriche Franz Grenet Bactria In Ehsan Yarshater Hrsg Encyclopaedia Iranica 15 Dezember 1988 englisch iranicaonline org abgerufen am 6 Juni 2011 mit Literaturangaben Werner Widmer Hellas am Hindukusch Griechentum im Fernen Osten der antiken Welt Fischer Frankfurt am Main 2015 Weblinks BearbeitenMunzsammlung Memento vom 21 Februar 1999 im Internet Archive Anmerkungen Bearbeiten Vgl Narain S 399 ff ein Grossteil der Darstellung ist jedoch spekulativ da die Quellen kaum genaue Aussagen erlauben Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Griechisch Baktrisches Konigreich amp oldid 234928834