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Das Indo Griechische Konigreich war der Nachfolger des Griechisch Baktrischen Konigreiches mit Schwerpunkt in Gandhara Es bestand im 2 und 1 Jahrhundert v Chr Die Chronologie der Herrscher und einzelner Ereignisse ist sehr unsicher und umstritten da die teilweise stark auf Hypothesen beruhende Rekonstruktion der Geschichte dieses aussersten Vorpostens des Hellenismus weitgehend auf den Munzfunden die die einzigen Quellen fur die meisten der gut vierzig bekannten Konige darstellen und einigen wenigen verstreuten Aussagen in den schriftlichen Quellen beruht Das Indo Griechische Konigreich mit dem weitesten Vordringen des Reiches bis zur Stadt Pataliputra dem heutigen PatnaEine Munze mit einer Abbildung von Menander machtigster Herrscher des Indo Griechischen ReichesBankett Szene aus Gandhara 1 JahrhundertBemerkenswert sind jedoch die schon gestalteten Munzen und die ethnische wie kulturelle Vielfalt des Reiches z B Graeco Buddhismus Trotzdem wird der Einfluss der Griechen von den Indern als Yavana bezeichnet abgeleitet von der persischen Bezeichnung Yauna d h Ionier auf die indische Kultur und Geschichte als eher zweitrangig eingestuft wenn auch gerade im Bereich der Munzpragung entscheidende Impulse ausgingen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Siehe auch 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie griechisch baktrischen Konige ab Demetrios I ca 200 182 v Chr 1 hatten bis zur Mitte des 2 Jahrhunderts v Chr ihren Machtbereich sudlich des Hindukusch ausgedehnt Sie ubernahmen das indische Gandhara und angrenzende Gebiete Bald danach jedoch zerfiel das Griechisch Baktrische Reich in Folge von heftigen Thronstreitigkeiten Das alte und verwustete Kernland Baktrien wurde um 136 v Chr von den Yue tschi ubernommen Somit bestanden unabhangige griechisch hellenistische Herrschaften nur noch sudlich des Hindukusch Anhand der Munzen aus dem Raum Peschawar Taxila und Gardes und trotz sparlicher Quellen wird traditionell eine grundlegende aber heute umstrittene Abfolge der Machthaber im indischen Bereich rekonstruiert Apollodotos I Menander Antialkidas Straton und Archebios 2 Andere Forscher nehmen an Menanders Vorganger auf dem Thron sei Eukratides I gewesen Konig Menander Herrschaft ca 175 v Chr bis 125 v Chr ein Mann mit ungenauer Regierungszeit und von unbekannter Herkunft so ist es unklar ob er mit Demetrios I verwandt war fuhrte das Indo Griechische Reich zu einem Machthohepunkt Er war ein General des Konigs Demetrios I von Baktrien gewesen und vielleicht mit dessen Tochter Agathokleia verheiratet Er kam offenbar jung an die Macht vermutlich als Usurpator und seine Machtbasis war Gandhara Von dort aus versuchten sich die Griechen ein letztes Mal an der Eroberung Indiens aber nach der Einnahme von Pataliputra im Bundnis mit zwei indischen Fursten brach offenbar Streit aus und die Griechen mussten das Gangesgebiet wieder raumen 3 Trotzdem ging Konig Menander sowohl in die griechische Strabon behauptet er habe mehr indische Stadte und Stamme unterworfen als Alexander der Grosse 4 als auch in die indische Tradition als Held ein er ist der Milinda des buddhistischen Milindapanha Auf Munzen tragt Menander den typisch hellenistischen Beinamen Soter Retter Unklarheit besteht auch hinsichtlich der Religion der Herrscher Einige Munzen Menanders tragen Symbole die teils als Hinweis auf Buddha gedeutet werden Sein wahrscheinlicher Nachfolger Antialkidas wiederum wurde ruckblickend bereits als frommer Hindu dargestellt und wird vermutlich in einer Inschrift des Shunga Konigs Bhagabhadra Bhagavata erwahnt Fest steht dass die indo griechischen Konige als einzige hellenistische Herrscher zweisprachige Munzen auspragten offenbar wollte man sich ausdrucklich auch auf die nichtgriechische Bevolkerungsmehrheit stutzen Ein Herrscher wie Konig Straton I nannte sich so einerseits Basileus andererseits aber auch Maharaja indisch fur Grosskonig Konig Straton I hatte anscheinend verschiedene Regierungszeiten und orte als Minderjahriger auch zusammen mit seiner Mutter Agathokleia Er wurde dabei von Heliokles II vielleicht der aus Baktrien vertrieben und loste spater seinerseits Amyntas ab der wegen seiner grossen Munzen als erwahnenswert eingeschatzt wird Allgemein betrachtet loschten sich auch die indo griechischen Herrscher in destruktiven Burgerkriegen mit einem Hohepunkt um 86 v Chr zwischen 39 uber Munzen bezeugten Machthabern gegenseitig aus Die Grunde bzw das Mastermind hinter diesem regional sehr grossen Konfliktfeld sind unbekannt Erkennbar ist dass mehrere Konige Herrscher die Munzen anderer uberpragten Diese Burgerkriege wurden von den iranischen Saken ausgenutzt Diese waren durch den Druck der Yue tschi bis ins heutige Afghanistan Sakastana Sistan um 132 v Chr verdrangt worden Dort traten sie zunachst als Verbundete und Soldner in die Dienste der Indo Griechen zum Beispiel Zoilos I Unter ihrem Konig Maues ubernahmen die Saken Indo Skythen spatestens ab etwa 64 v Chr den Grossteil des verwusteten Indo Griechischen Reiches Die Uberlebenden Indo Griechen in Gandhara gerieten dabei in ein Abhangigkeitsverhaltnis zu den Saken Danach griffen die Saken auf das Gebiet ostlich des Indus wo sie sich spater in der indischen Mehrheitsbevolkerung schnell auflosten das sakische Reich der Westlichen Satrapen bis Anfang des 4 Jahrhunderts In einer Schwachephase ihrer sakisch skythischer Suzerane erneuerten lokale indo griechische Herren in Gandhara ihre Macht Als letzter unabhangiger und uber Munzen bekannter indo griechischer Herrscher gilt Straton II Die Kuschana die von den Indo Griechen auch als grosse Retter megas soter bezeichnet wurden sahen sich spater als Nachfolger des Indo Griechischen Reiches Diese machten Griechisch zur Verwaltungssprache ihres Reiches und Buddhismus zur Staatsreligion Siehe auch BearbeitenListe der indo griechischen und baktrisch griechischen Konige Indo griechisches MunzwesenLiteratur BearbeitenGunnar Dumke Grieche sein um jeden Preis Strategien zur Uberwindung gesellschaftlicher Spaltungen im hellenistischen Fernen Osten In Stefan Pfeiffer Gregor Weber Hrsg Gesellschaftliche Spaltungen im Zeitalter des Hellenismus Franz Steiner Verlag Stuttgart 2021 ISBN 978 3 515 13082 0 S 181 195 Milinda Hoo Josef Wiesehofer An Empire of Graeco Bactrians and Indo Greeks In Michael Gehler Robert Rollinger Hrsg Empires to be Remembered Springer Berlin 2022 ISBN 978 3 658 34003 2 S 273 297 Rachel Mairs The Hellenistic Far East Archaelogy Language and Identity in Greek Central Asia University of California Press Oakland CA 2014 ISBN 978 0 520 28127 1 Standardwerk Rachel Mairs Hrsg The Graeco Bactrian and Indo Greek World Routledge London 2020 ISBN 978 1 138 09069 9 Abodh K Narain The Indo Greeks Revisited and Supplemented 4 Auflage mit Supplement B R Publishing Corporation Delhi 2003 ISBN 81 7646 349 3 Originalausgabe Clarendon Press Oxford 1957 argumentiert teils explizit gegen Tarns Ansichten Hatto H Schmitt Indien In Hatto H Schmitt Ernst Vogt Kleines Lexikon Hellenismus Studienausgabe Nachdruck der 2 uberarbeiteten und erweiterten Auflage 1993 Harrassowitz Wiesbaden 2003 ISBN 3 447 04727 5 S 267 270 knapper Uberblick mit Literatur Hatto H Schmitt Indien In Hatto H Schmitt Ernst Vogt Lexikon des Hellenismus Harrassowitz Wiesbaden 2005 ISBN 3 447 04842 5 S 470 472 knapper Uberblick mit Literatur Richard Stoneman The Greek Experience of India From Alexander to the Indo Greeks Princeton University Press Princeton 2019 William W Tarn The Greeks in Bactria and India 2 Auflage Cambridge University Press Cambridge 1951 grundlegendes wenngleich in Teilen uberholtes Standardwerk Digital Library of India Werner Widmer Hellas am Hindukusch Griechentum im Fernen Osten der antiken Welt Fischer Frankfurt am Main 2015 Osmund Bopearachchi Monnaies greco bactriennes et indo grecques Bibliotheque Nationale Paris 1991 Osmund Bopearachchi Indo Greek Dynasty In Ehsan Yarshater Hrsg Encyclopaedia Iranica Band 13 1 2006 ISBN 978 0 933273 95 5 englisch iranicaonline org Stand 9 November 2004 abgerufen am 6 Juni 2011 mit Literaturangaben Pierre Leriche Franz Grenet Bactria In Ehsan Yarshater Hrsg Encyclopaedia Iranica 15 Dezember 1988 englisch iranicaonline org abgerufen am 6 Juni 2011 mit Literaturangaben Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Indo Griechisches Konigreich Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Commons Munzen des Indo Griechischen Konigreiches Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Munzen der Indo Griechen Memento vom 25 Marz 2008 im Internet Archive Einzelnachweise Bearbeiten Die Angaben zu den Herrschaftszeiten sind nur Schatzwerte die uberwiegend auf Munzen fussen und zudem in der modernen Forschung teils sehr schwanken David Bivar Nomadenreiche und Ausbreitung des Buddhismus In Gavin Hambly Hrsg Zentralasien Fischer Weltgeschichte Bd 16 Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 1966 S 46 60 Eine Interpretation von indischen Literaturtexten Vgl Propylaen Weltgeschichte Bd 2 S 423 Strabon Geographika 11 11 1 31 35 69 87 Koordinaten 31 N 70 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Indo Griechisches Konigreich amp oldid 235860561