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Johannes Malalas Malalas syrisch fur Rhetor um 490 in Antiochia am Orontes Syrien nach 570 in Konstantinopel war ein ostromischer Historiker der ausgehenden Spatantike Seine fruher oft vermutete Identitat mit Johannes III Scholastikos dem Patriarchen von Konstantinopel oder auch mit dem Geschichtsschreiber Johannes von Antiochia wird heute in der Regel nicht mehr vertreten 1 Er ist der Verfasser einer christlichen Weltchronik in griechischer Sprache Der Anfang von Buch 18 der Chronik des Malalas in der Handschrift Oxford Bodleian Library MS Barocci 182 fol 273v Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 2 Ausgaben und Ubersetzungen 3 Literatur 4 Weblinks 5 AnmerkungenLeben und Werk BearbeitenUber die Biographie des Verfassers der unter dem Namen Johannes Malalas uberlieferten Chronik liegen keine zuverlassigen Informationen vor man kann aber diesbezuglich Ruckschlusse aus seinem Werk ziehen 2 Johannes war recht gebildet und anscheinend mehrere Jahre im kaiserlichen Dienst tatig Er zog offenbar nach dem katastrophalen Erdbeben im Jahr 526 von Antiochia nach Konstantinopel um Ab etwa 532 liegt der Fokus des Werkes auf Ereignissen in der Hauptstadt Johannes ist der Verfasser der altesten fast vollstandig erhaltenen griechischsprachigen Weltchronik in 18 Buchern Die Haupthandschrift aus dem 12 Jahrhundert Bodleian Library Codex Baroccianus graecus 182 die bereits einen bearbeiteten und nicht mehr vollstandigen Text beinhaltete ist jedoch teilweise beschadigt so fehlt das erste Buch dessen Inhalt aber aus zwei anderen ebenfalls bearbeiteten Handschriften aus dem 10 Jahrhundert bekannt ist Teile aus Buch 5 und 18 sowie der Schluss Einige fehlende Passagen sind dank einer kirchenslawischen Ubersetzung des Werkes rekonstruierbar Der Text der besagten Haupthandschrift bricht im Jahr 563 gegen Ende der Regierungszeit Kaiser Justinians 565 ab Es ist unklar wie weit die Chronik noch reichte vermutet wird als Enddatum oft das Jahr 565 aber auch 574 erscheint moglich 3 Spatestens um 585 lag die Chronik vor da sich ab dieser Zeit Hinweise bei anderen Autoren finden Das Werk erfreute sich gerade aufgrund des der spatantiken Volkssprache angenaherten Griechisch noch Jahrhunderte spater grosser Beliebtheit und fand viele Nachahmer Buch 1 bis 6 behandeln die biblische altorientalische und altere griechische Geschichte wobei viele mythologische Schilderungen eingearbeitet sind In Buch 7 wird die sagenhafte romische Fruhgeschichte in Buch 8 die hellenistische Geschichte behandelt Ab dem 9 Buch steht die romische Geschichte unter Auslassung der republikanischen Zeit im Mittelpunkt der Darstellung Uber Augustus bis in die Gegenwart Mitte des 6 Jahrhunderts Der geographische Schwerpunkt der Darstellung liegt auf Syrien und Antiochia im 18 Buch auf Konstantinopel Offenbar entstanden mindestens zwei Fassungen der Chronik eine fruhere noch in Antiochia 1 Halfte des 6 Jh sowie eine spatere in Konstantinopel Als historische Quelle ist die Chronik verglichen mit ihrem literaturgeschichtlichen Wert uber weite Strecken weniger nutzlich dennoch ist die Geschichtsforschung in vielen Punkten auf die Angaben bei Malalas angewiesen Gerade die Darstellung ab dem 14 Buch bietet dann viele wertvolle Informationen uber die ausgehende Spatantike im Osten des Mittelmeerraums Malalas sichtete seine recht zahlreichen Quellen nicht kritisch sondern bietet eine eher bunte Geschichte basierend auf seinem historischen und mythologischen Material Die einzelnen Quellen sind jedoch kaum mehr mit Sicherheit zu identifizieren neben unbekannten bzw verlorenen Werken wie der Chronik eines gewissen Domninos den nur Malalas erwahnt rekonstruierbar ist unter anderem auch ein Lokalhistoriker namens Pausanias von Antiochia zog er aber offenbar Eustathios von Epiphaneia heran 4 Malalas nennt zahlreiche oft bekannte Autoren die er teils allerdings unzutreffend kategorisiert aber viele der Werke kannte er sicherlich nicht aus erster Hand sondern benutzte dafur Zwischenquellen wo die betreffenden Informationen bereits gesammelt waren 5 Sein Stil ist verstandlich und bisweilen ist der unterhaltende Charakter der Darstellung erkennbar Dennoch wurde in der alteren Forschung das Werk sehr kritisch betrachtet und teils aufgrund mangelnder inhaltlicher Durchdringung des Quellenmaterials als unzulanglich angesehen In der neueren Forschung wird hingegen der besondere Charakter des Werks wobei die historischen Informationen vor dem 5 Jahrhundert weniger brauchbar sind aber etwas uber das Geschichtsbild der ausgehenden Antike verraten und die in der Chronik erkennbare Wahrnehmung der eigenen Gegenwart durch den Autor berucksichtigt 6 Insofern ist die Chronik mentalitatsgeschichtlich von besonderem Wert Kritischer betrachtet zwar neuerdings wieder Warren Treadgold die Chronik seine oft spekulativen Annahmen sind allerdings sehr umstritten 7 Das Werk des Johannes Malalas wurde von vielen spateren Autoren ausgiebig benutzt so etwa von Johannes von Ephesos dem anonymen Autor des Chronicon Paschale und von Theophanes deren Texte auch zur Erganzung der heute massgeblichen Malalas Edition von Hans Thurn herangezogen wurden Ausserdem wurde die Chronik schon fruh in mehrere Sprachen ubersetzt Eine lateinische Fassung wurde 1691 gedruckt In der modernen Forschung hingegen wurde Malalas lange Zeit kaum beachtet und wenig geschatzt dies anderte sich erst mit dem wachsenden Interesse an der Spatantike seit etwa 1980 Ludwig Dindorf gab bereits 1831 eine Edition des griechischen Werks heraus die teils fehlerhaft war aber aufgrund mangelnder Alternativen sehr lange gebrauchlich blieb Die grundlegend verbesserte Edition von Thurn liegt erst seit 2000 vor Sie folgt in der Textgliederung nicht Dindorf sondern der Zahlweise der weit verbreiteten englischen Malalas Ubersetzung von 1986 die die Chronik in 18 Bucher unterteilt Ein von der Heidelberger Akademie der Wissenschaften gefordertes Projekt zur Erstellung eines historisch philologischen Kommentars an der Universitat Tubingen ist seit 2014 in Bearbeitung 8 Ausgaben und Ubersetzungen BearbeitenJohannes Malalas Chronographia Hrsg von Hans Thurn postum Berlin 2000 Corpus Fontium Historiae Byzantinae 35 grundlegende Textausgabe fachwissen Buchbesprechung Elizabeth Jeffreys Michael Jeffreys Roger Scott The Chronicle of John Malalas A Translation Melbourne 1986 ISBN 0 9593626 2 2 Byzantina Australiensia 4 eine von der Forschung uberaus positiv aufgenommene englische Ubersetzung die immer noch von Bedeutung ist Johannes Malalas Weltchronik Ubersetzt von Hans Thurn und Mischa Meier Mit einer Einleitung von Claudia Drosihn Mischa Meier und Stefan Priwitzer und Erlauterungen von Claudia Drosihn Katharina Enderle Mischa Meier und Stefan Priwitzer Bibliothek der griechischen Literatur Band 69 Hiersemann Stuttgart 2009 deutsche Ubersetzung die aber die von Jeffreys Jeffreys Scott herausgegebene englische Ubersetzung deren Gliederung sie folgt nicht ersetzt Rezension bei Plekos Literatur BearbeitenJoelle Beaucamp u a Hrsg Recherches sur la Chronique de Jean Malalas Bd 1 Paris 2004 Jonas Borsch u a Hrsg Die Weltchronik des Johannes Malalas im Kontext spatantiker Memorialkultur Franz Steiner Stuttgart 2019 ISBN 978 3 515 12011 1 Sandrine Agusta Boularot u a Hrsg Recherches sur la Chronique de Jean Malalas Bd 2 Paris 2006 Olivier Gengler Mischa Meier Hrsg Johannes Malalas Der Chronist als Zeithistoriker Steiner Stuttgart 2022 Malalas Studien 4 ISBN 978 3 515 12645 8 von Bedeutung sind auch die anderen Bande der Malalas Studien Herbert Hunger Die hochsprachliche profane Literatur der Byzantiner Bd 1 Beck Munchen 1978 S 319 326 Elizabeth Jeffreys u a Hrsg Studies in John Malalas Byzantina Australiensia 6 Australian Association for Byzantine Studies Department of Modern Greek Sydney 1990 ISBN 0 9593626 5 7 Elizabeth Jeffreys The Beginning of Byzantine Chronography John Malalas In Gabriele Marasco Hrsg Greek amp Roman Historiography in Late Antiquity Fourth to sixth century A D Brill Leiden u a 2003 ISBN 90 04 11275 8 S 497 527 guter Uberblick uber den Forschungsstand bis zu diesem Zeitpunkt Mischa Meier Christine Radtki Fabian Schulz Hrsg Die Weltchronik des Johannes Malalas Autor Werk Uberlieferung Franz Steiner Stuttgart 2016 ISBN 978 3 515 11099 0 Aufsatzsammlung mit Darstellung der Forschungsgeschichte in der Einleitung Carlo Scardino Johannes Malalas In Bernhard Zimmermann Antonios Rengakos Hrsg Handbuch der griechischen Literatur der Antike Band 3 1 C H Beck Munchen 2022 S 649 651 Warren Treadgold The Byzantine World Histories of John Malalas and Eustathius of Epiphania In International History Review 29 2007 S 709 745 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Johannes Malalas Quellen und Volltexte Literatur von und uber Johannes Malalas im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Forschungsprojekt an der HAWAnmerkungen Bearbeiten Johannes Malalas Weltchronik Ubersetzt von Hans Thurn und Mischa Meier Mit einer Einleitung von Claudia Drosihn Mischa Meier und Stefan Priwitzer und Erlauterungen von Claudia Drosihn Katharina Enderle Mischa Meier und Stefan Priwitzer Hiersemann Stuttgart 2009 S 20 Uberblick bei Elizabeth Jeffreys The Beginning of Byzantine Chronography John Malalas In Gabriele Marasco Hrsg Greek amp Roman Historiography in Late Antiquity Fourth to sixth century A D Leiden u a 2003 hier S 501ff Vgl unter anderem Herbert Hunger Die hochsprachliche profane Literatur der Byzantiner Bd 1 Munchen 1978 S 320 Vgl allgemein Elizabeth Jeffreys The Beginning of Byzantine Chronography John Malalas In Gabriele Marasco Hrsg Greek amp Roman Historiography in Late Antiquity Fourth to sixth century A D Leiden u a 2003 hier S 516 521 Vgl auch Laura Carrara Olivier Gengler Zu den Quellen der Chronik des Johannes Malalas Eine Einleitung In Laura Carrara Mischa Meier Christine Radtki Jansen Die Weltchronik des Johannes Malalas Quellenfragen Stuttgart 2017 S 9ff Elizabeth Jeffreys The Beginning of Byzantine Chronography John Malalas In Gabriele Marasco Hrsg Greek amp Roman Historiography in Late Antiquity Fourth to sixth century A D Leiden u a 2003 hier S 525f Warren Treadgold The Byzantine World Histories of John Malalas and Eustathius of Epiphania In International History Review 29 2007 S 709 745 Malalas war Treadgold zufolge ein Schwindler der nur vorgab mehrere Quellen konsultiert zu haben in Wirklichkeit stelle seine Chronik kaum mehr als eine Zusammenfassung aus Werk des Eustathios von Epiphaneia dar erganzt um wenige Zusatze und einen zeitgenossischen Teil Anders als Eustathios bediente sich Malalas aber keines klassischen Stils zudem seien ihm bei der Zusammenfassung mehrere Fehler unterlaufen Es ist fur Treadgold ausserdem fraglich dass die Malalas Chronik wirklich so beliebt war wie in der Regel angenommen wird Malalas Kommentar Heidelberger Akademie der Wissenschaften HAW abgerufen am 14 Dezember 2020 Forschungsprojekt an der HAW Normdaten Person GND 118940295 lobid OGND AKS LCCN n82225765 VIAF 88969561 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Johannes MalalasKURZBESCHREIBUNG byzantinischer HistorikerGEBURTSDATUM um 490GEBURTSORT Antiochia SyrienSTERBEDATUM nach 570STERBEORT Konstantinopel Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johannes Malalas amp oldid 233213236