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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Theophanes Begriffsklarung aufgefuhrt Theophanes der Bekenner auch lateinisch Theophanes Confessor oder Theophanes Homologetes mittelgriechisch 8eofanhs Omologhths um 760 in Konstantinopel 12 Marz 818 auf Samothrake 1 war ein bedeutender byzantinischer Chronist Sowohl in der orthodoxen als auch in der katholischen Kirche wird er als Heiliger verehrt Der orthodoxe Prolog und das Martyrologium Romanum erwahnen ihn zum 12 Marz Darstellung des Theophanes Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Die Chronik des Theophanes 3 Ausgaben 4 Ubersetzungen 5 Literatur 6 Weblinks 7 AnmerkungenLeben BearbeitenTheophanes stammte aus einer angesehenen adligen Familie Seine Eltern hiessen Isaakios und Theodote Schon in jungen Jahren verlor er seinen Vater Theophanes diente als Strator in kaiserlichen Diensten und war auch verheiratet Er wurde jedoch schliesslich Geistlicher 780 781 und lebte in verschiedenen Klostern wofur er erhebliche Mittel aufwandte 787 nahm er an dem 2 Konzil von Nikaia teil Theologisch war Theophanes ein entschiedener Gegner des Ikonoklasmus siehe Byzantinischer Bilderstreit 815 wurde er fur zwei Jahre inhaftiert und schliesslich in das Exil nach Samothrake geschickt wo er auch starb Die Chronik des Theophanes BearbeitenTheophanes setzte die Weltchronik des Georgios Synkellos fort die bis zum Ende des 3 Jahrhunderts reichte In der neueren Forschung wird jedoch teils angenommen dass der Anteil des Georgios an der Chronik des Theophanes weitaus hoher ist als fruher vermutet Cyril Mango nimmt an dass Georgios der gelehrter und belesener war als Theophanes bereits zahlreiches Material fur die Zeit nach 284 gesammelt hatte dieses aber nicht mehr veroffentlichen konnte Diese Aufgabe ubernahm dann Theophanes der damit nur die Arbeit des Georgios beendete 2 Diese Hypothese ist umstritten wenngleich Mango dafur viel Zustimmung erhalten hat Die Chronik des Theophanes behandelt jedenfalls die Jahre 284 285 bis 813 mit Eintragen von sehr unterschiedlicher Lange Dabei ging Theophanes streng annalistisch vor d h geschichtliche Nachrichten wurden fur jedes einzelne Jahr aufgefuhrt und stutzte sich auf zahlreiche gute Quellen Obwohl die meisten der Texte auf die sich der Bericht bis zum Tod des Kaiser Maurikios im Jahr 602 stutzt auch im Original gut bekannt sind beispielsweise Prokopios von Caesarea liefert Theophanes auch einige Detailinformationen uber die spatantike Geschichte die ansonsten nirgendwo zu finden sind Theophanes zog unter anderem Kirchengeschichten Chroniken darunter nicht erhaltene lokale Chroniken wie aus Alexandria und profane Geschichtswerke heran Die Angaben einiger spatantiker Werke unter anderem wohl Priskos waren Theophanes vermutlich durch eine Zwischenquelle zuganglich wahrscheinlich handelte es sich dabei um das heute verlorene Geschichtswerk des Eustathios von Epiphaneia Die besondere Bedeutung der Chronik liegt dann jedoch in der Darstellung der Jahre 602 bis 813 fur die Theophanes eine sehr wichtige und teils sogar die einzige Quelle ist Auch durch den Verlust arabischer und syrischer Quellen ist die Chronik des Theophanes daher von unschatzbarem Wert fur die Beschaftigung mit den Ereignissen in Ostrom bzw Byzanz ab dem 7 Jahrhundert Dies umfasst sowohl den letzten grossen Krieg der Antike James Howard Johnston den Perserkrieg zur Zeit des Herakleios als auch die Zeit der arabischen Eroberungen und den anschliessenden Abwehrkampf von Byzanz auf dem Balkan gegen die Bulgaren und im Nahen Osten gegen das Kalifat was aus byzantinischer Sicht wie eine Weltkrise erschien 3 Welche Quellen Theophanes fur den Zeitraum ab dem fruhen 7 Jahrhundert herangezogen hat ist nur sehr schwer zu sagen 4 Hinsichtlich des Perserkrieges des Herakleios benutzte er wohl auch die Gedichte Georgs von Pisidien Fur die zweite Halfte des 7 Jahrhunderts zog er offenbar eine syrische Vorlage in griechischer Ubersetzung heran die ihm wohl Georgios Synkellos beschafft hatte Bei dem syrischen Werk handelt es sich neueren Forschungen zufolge sehr wahrscheinlich um die Chronik des Theophilos von Edessa die bis etwa 755 reichte und wichtige Informationen enthielt die auch in andere syrische Werke einflossen 5 Auch die Chronik des Traianos Patrikios die wohl bis 713 reichte ist von Theophanes wahrscheinlich benutzt worden 6 Zumindest hatte Theophanes Zugriff auf byzantinische Quellen deren Angaben sich nicht in der orientalischen Uberlieferung wiederfinden In neuerer Zeit hat Maria Conterno versucht zu beweisen dass die Chronik des Theophilos fur den besagten Zeitraum nicht die angenommene Hauptquelle des Theophanes gewesen sei Textvergleiche legten demnach den Schluss nahe dass Theophanes mehrere Quellen verarbeitet hat und die Quellenlage somit sehr viel komplexer sei 7 Dennoch ist nicht klar wie viel der Darstellung letztlich auf welchem Quellenstrang beruht Die gemeinsame syrische Quelle und damit sehr wahrscheinlich die Chronik des Theophilos wird jedenfalls eine nicht unwichtige Rolle gespielt haben In der Forschung 8 ist umstritten ob er das Material seiner Quellen nur ubernahm oder es auch nach seinen Ansichten arrangierte doch spricht mehr fur letztere Annahme wobei Theophanes bei der Interpretation durchaus Fehler unterliefen Nicht selten liess er zudem seine eigene Meinung einfliessen 9 Gegenuber Ikonoklasten ist er etwa uberaus voreingenommen und beurteilt dementsprechend die jeweiligen Kaiser nach ihrer Religionspolitik 10 Zu Unrecht werden daher militarisch erfolgreiche Kaiser wie Leon III oder dessen Sohn Konstantinos V von Theophanes in einem schlechten Licht dargestellt Problematisch ist auch die Tatsache dass die Chronik vornehmlich an den grossen Ereignissen ausgerichtet ist Dennoch ist es unbestritten dass Theophanes wichtige Informationen vermittelt ohne die eine Rekonstruktion vieler Ereignisse im byzantinischen Osten vom 7 bis zum fruhen 9 Jahrhundert kaum moglich ware Der Stil der Chronik der nicht besonders ansprechend ist orientierte sich an der Volkssprache obwohl Theophanes selbst recht gebildet war wenngleich man seine Bildung nicht uberschatzen darf anscheinend konnte er nicht mit der Belesenheit oder dem stilistischen Talent des gelehrteren Georgios Synkellos konkurrieren Er datiert dabei nicht nach der christlichen Ara sondern zahlt die Jahre nach der angeblichen Erschaffung der Welt A M siehe Annus mundi Die Angaben zu den Regierungszeiten diverser Herrscher die den Eintragen vorangehen sind oft sehr ungenau oder schlicht falsch Dies gilt auch fur die ubrigen Datierungen von Ereignissen die stets nur mit Vorsicht ubernommen werden sollten Die Chronik wurde in der zweiten Halfte des 9 Jahrhunderts von Anastasius Bibliothecarius auch ins Lateinische ubersetzt wobei sich jedoch seine eher unzureichenden Griechischkenntnisse bemerkbar machten Die Chronik des Nikephoros greift zumeist auf dieselben Quellen wie Theophanes zuruck bietet aber auch teils eigenstandige Nachrichten Ausgaben BearbeitenCarl de Boor Hrsg Theophanis chronographia 2 Bde Leipzig 1883 1885 Ubersetzungen BearbeitenThe Chronicle of Theophanes Confessor Byzantine and Near Eastern history A D 284 813 Ubersetzt und kommentiert von Cyril Mango und Roger Scott Clarendon Press Oxford 1997 ISBN 0 19 822568 7 vollstandige und ausfuhrlich kommentierte Ubersetzung die in der Forschung als wichtiger Beitrag gewurdigt wird The Chronicle of Theophanes An English translation of anni mundi 6095 6305 A D 602 813 Ubersetzt und kommentiert von Harry Turtledove University of Pennsylvania Press Philadelphia PA 1982 ISBN 0 8122 7842 9 Ubersetzung der Chronik ab 602 Johannes Koder Hrsg Die frommen Byzantiner und ihre bosen Nachbarn Das 7 Jahrhundert 582 717 in der Chronographie des Theophanes Homologetes Einleitung Ubersetzung Kommentar Wien 2022 kommentierte Ubersetzung der Partien der Chronik zum 7 Jahrhundert Bilderstreit und Arabersturm in Byzanz Das 8 Jahrhundert 717 813 aus der Weltchronik des Theophanes Byzantinische Geschichtsschreiber Bd 6 ZDB ID 532553 5 Ubersetzt eingeleitet und erklart von Leopold Breyer 2 verbesserte Auflage Styria Graz u a 1964 Ubersetzung der Chronik ab 717 Literatur BearbeitenWolfram Brandes Der fruhe Islam in der byzantinischen Historiographie Anmerkungen zur Quellenproblematik der Chronographia des Theophanes In Andreas Goltz Hartmut Leppin Heinrich Schlange Schoningen Hrsg Jenseits der Grenzen Beitrage zur spatantiken und fruhmittelalterlichen Geschichtsschreibung Millennium Studien Bd 25 de Gruyter Berlin u a 2009 ISBN 978 3 11 020646 3 S 313 343 James Howard Johnston Witnesses to a World Crisis Historians and Histories of the Middle East in the Seventh Century Oxford University Press Oxford u a 2010 ISBN 978 0 19 920859 3 S 268ff Herbert Hunger Die hochsprachliche profane Literatur der Byzantiner Band 1 Philosophie Rhetorik Epistolographie Geschichtsschreibung Geographie Handbuch der Altertumswissenschaft Abteilung 12 Byzantinisches Handbuch Teil 5 Beck Munchen 1978 ISBN 3 406 01427 5 S 334ff Marek Jankowiak Federico Montinaro Hrsg Studies in Theophanes Association des Amis du Centre d Histoire et Civilisation de Byzance Paris 2015 Ann S Proudfoot The Sources of Theophanes for the Heraclian Dynasty In Byzantion Bd 44 1974 ISSN 0378 2506 S 367 439 Ilse Rochow Byzanz im 8 Jahrhundert in der Sicht des Theophanes Quellenkritisch historischer Kommentar zu den Jahren 715 813 Berliner byzantinistische Arbeiten Bd 57 Akademie Verlag Berlin 1991 ISBN 3 05 000700 1 Paul Speck Das geteilte Dossier Beobachtungen zu den Nachrichten uber die Regierung des Kaisers Herakleios und die seiner Sohne bei Theophanes und Nikephoros Poikila Byzantina Bd 9 Habelt Bonn 1988 ISBN 3 7749 2362 0 Warren Treadgold The Middle Byzantine Historians Palgrave Macmillan Basingstoke 2013 S 63ff Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Theophanes Quellen und Volltexte Literatur von und uber Theophanes im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Die Feldzuge des Herakleios englisch Okumenisches HeiligenlexikonAnmerkungen Bearbeiten Haufig wurde als Todesdatum auch das Jahr 817 erwogen was aber wohl auf einem Irrtum beruht Siehe Mango Scott 1997 S L Mango Scott 1997 S LIIff Dazu Howard Johnston 2010 Dazu ausfuhrlich Mango Scott 1997 S LXXIVff Siehe Robert G Hoyland Hrsg Theophilus of Edessa s Chronicle and the Circulation of Historical Knowledge in Late Antiquity and Early Islam Translated Texts for Historians Bd 57 Liverpool University Press Liverpool 2011 ISBN 978 1 8463 1698 2 Vgl auch Howard Johnston 2010 S 192ff Zu den Quellen vgl auch Howard Johnston 2010 S 274ff Maria Conterno La descrizione dei tempi all alba dell espansione islamica Un indagine sulla storiografia greca siriaca e araba fra VII e VIII secolo Berlin 2014 Zum aktuellen Stand siehe die Beitrage in Marek Jankowiak Federico Montinaro Hrsg Studies in Theophanes Paris 2015 Mango Scott 1997 S XCI XCV Mango Scott 1997 S LVf Normdaten Person GND 118801864 lobid OGND AKS LCCN n82037655 VIAF 54944687 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME TheophanesALTERNATIVNAMEN Theophanes der Bekenner Theophanes Confessor lateinisch Theophanes Homologetes griechisch 8eofanhs Omologhths griechisch KURZBESCHREIBUNG byzantinischer Monch und GeschichtsschreiberGEBURTSDATUM um 760GEBURTSORT KonstantinopelSTERBEDATUM 12 Marz 818STERBEORT Samothraki Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Theophanes amp oldid 229416302