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Kirchenslawisch ist eine traditionelle Liturgiesprache die in den slawischsprachigen Landern von den orthodoxen Kirchen und den katholischen Ostkirchen verwendet wurde oder in den slawischen orthodoxen Kirchen verwendet wird Sie entstand im Rahmen der Slawenmission durch Kyrill und Method und war bis in die Neuzeit die wichtigste slawische Literatursprache Die am besten untersuchte Variante des Kirchenslawischen ist das Altkirchenslawische In Kirchenslawisch beschriebene Seite aus dem Psalter von Kiew Spiridon Psalter von 1397 Inhaltsverzeichnis 1 Redaktionen 2 Bulgarisch Kirchenslawisch 3 Serbisch Kirchenslawisch 4 Russisch Kirchenslawisch 4 1 Entstehung und Entwicklung 4 2 Zweiter sudslawischer Einfluss 4 3 Der Weg zum Neukirchenslawischen 5 Kroatisch Kirchenslawisch 6 Tschechisch Kirchenslawisch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseRedaktionen BearbeitenDas Altkirchenslawische ist lediglich die Spitze des Eisbergs an kirchenslawischer Literatur ein klar abgegrenztes Handschriftenkorpus das sich durch orthographisch phonologische Charakteristika als archaisch auszeichnet Der uberwiegende Grossteil der kirchenslawischen Literatur der bis in die Neuzeit entstand und tradiert wurde erfuhr eine sprachliche Beeinflussung durch die lokalen volkssprachlichen Idiome und unterschied sich dadurch von den altkirchenslawischen kanonischen Texten Man spricht in diesem Zusammenhang von Redaktionen des Kirchenslawischen Bulgarisch Kirchenslawisch BearbeitenNachdem die Schuler Methods aus Grossmahren vertrieben worden waren fanden sie und mit ihnen die kirchenslawische Literatur im bulgarischen Reich die sogenannte zweite Heimat Unter dem Zaren Simeon I entstand eine Vielzahl an vorwiegend aus dem Griechischen ubersetzten Texten deren alteste sie uberliefernde Handschriften zum Teil noch zum altkirchenslawischen Kanon zahlen Spater ab etwa 1200 unterscheiden sich die Texte von den altkirchenslawischen durch den Einfluss der lokalen Dialekte zum Beispiel durch die Verwechslung der Nasalvokale Dieses Textkorpus wird als Bulgarisch Kirchenslawisch oder Mittelbulgarisch bezeichnet Die immer weiter tradierten Bucher wurden im 14 Jahrhundert einer Revision unterzogen Euthymios von Tarnowo Orthographie von Tarnowo wobei Uberlieferungsfehler getilgt wurden und die Orthographie archaisierend vereinfacht wurde Eine wichtige Rolle spielten hierbei die slawischen Kloster auf dem Athos in welchen fleissig an und mit der Uberlieferung gearbeitet wurde Mit dem Vordringen der Osmanen auf den Balkan wurde die Blute der kirchenslawischen Schriftkultur in Bulgarien beendet Serbisch Kirchenslawisch BearbeitenIn Serbien wurde das Kirchenslawische vom stokavischen Substrat beeinflusst Auch dort wurde die Uberlieferung als Folge des Traktats Uber die Buchstaben von Konstantin von Kostenec auf Grundlage der Schule von Tarnowo archaisiert wodurch das Prestige der Sprache gesteigert werden sollte Als Blutezeit gelten das 14 und 15 Jahrhundert aus dem Griechischen ubersetzte Abschriften Heiligengeschichten Serbisch Kirchenslawisch war die hauptsachliche Schriftsprache Serbiens bis in das 18 Jh und eine der Amtssprachen in der fruhen Periode des Osmanischen Reiches Bei den Serben die sich nach den Turkenkriegen in der Vojvodina ansiedelten kam seit Ende des 17 Jahrhunderts Russisch Kirchenslawisch Neukirchenslawisch und spater fur das weltliche Schrifttum Slawenoserbisch als Schriftsprache in Gebrauch im ubrigen Serbien selbst wurde Serbisch Kirchenslawisch weiterverwendet Russisch Kirchenslawisch BearbeitenEntstehung und Entwicklung Bearbeiten Als wichtigste Grundlage gilt das auf dem Boden der Kiewer Rus entstandene Russisch Kirchenslawisch Das Ostromir Evangelium von 1056 ist davon ein erstes datiertes Denkmal welches wahrscheinlich von einer sudslawischen nicht erhaltenen Vorlage abgeschrieben wurde Das Ostromir Evangelium zeigt im Gegensatz zu den altkirchenslawischen Denkmalern die Verwechslung der Nasalvokale ǫ und e mit den oralen Vokalen u und a In der Gesamtschau sind nur geringe sprachliche Unterschiede zum Altkirchenslawischen festzustellen Auch nicht explizit liturgisch eingesetzte Denkmaler der fruhen Zeit wie die Nestorchronik zeigen sich abseits der genannten und weiteren orthographisch phonetischen Besonderheiten sowie vereinzelten lexikalischen Ostslawismen weitgehend in kirchenslawischer Gestalt Die Weiterentwicklung der ostslawischen Idiome und die selbststandige Tradierung der Literatur auf ostslawischem Boden fuhrte dazu dass bis zum 14 Jahrhundert sich die russische Redaktion zumindest orthographisch recht deutlich von den altkirchenslawischen Texten unterschied Zweiter sudslawischer Einfluss Bearbeiten Eine Re Archaisierung der orthographischen Gestalt der Texte erfolgte als infolge des Vordringens der Osmanen auf den Balkan viele slawische vornehmlich bulgarische Gelehrte der Tarnower Schule wie zum Beispiel der spatere Metropolit Kiprian ab dem Ende des 14 Jahrhunderts in der mittlerweile erstarkten Moskauer Rus Zuflucht fanden Man spricht in diesem Zusammenhang vom zweiten sudslawischen Einfluss wobei als erster sudslawischer Einfluss die Ubernahme der bulgarischen kirchenslawischen Literatur im Zusammenhang mit der Christianisierung der Kiewer Rus unter Wladimir I im Jahre 988 zu gelten hat Ergebnis dieser Re Archaisierung war unter anderem der Versuch einer etymologisch korrekten Nasalenschreibung wie sie beispielsweise in Ansatzen in der ersten kirchenslawischen Vollbibel der Gennadiusbibel von 1499 des Erzbischofs Gennadius von Nowgorod anzutreffen ist 1 Der Weg zum Neukirchenslawischen Bearbeiten Im 16 Jh wurde die Rus als mittlerweile fuhrende Vertreterin der slawischen Orthodoxie mit vielfaltigen kulturellen Herausforderungen konfrontiert Infolge der Reformation und vor allem der von den Jesuiten in den seit 1569 unter der polnischen Krone vereinten sud westlichen ostslawischen Gebieten heute Belarus und die Westukraine vorangetriebenen Gegenreformation wurde die Orthodoxie und damit das Kirchenslawische bedroht Eine wichtige Rolle bei der Verbreitung des theologisch unterschiedlichen Gedankenguts spielte der Buchdruck der im Laufe des 16 Jahrhunderts auch in den ostlichen Gebieten Europas Verbreitung fand Die konfessionell theologischen Herausforderungen und das Bedurfnis der Drucker nach Einheitlichkeit fuhrten zur ersten gedruckten kirchenslawischen Bibel der Ostroger Bibel von 1581 sowie zu Kodifikationsversuchen des Kirchenslawischen in Grammatiken und Worterbuchern die dank der gedruckten Form eine hohe Verbreitung erfuhren und damit normative Kraft entfalten konnten Zu nennen sind in diesem Zusammenhang unter anderem die Grammatik von Meleti Smotryzky 1619 sowie das Worterbuch von Pamwo Berynda 1627 Werke die allesamt im von Kulturkontakten gepragten Raum der sud westlichen Rus entstanden Das hiermit normierte und kodifizierte System des Neukirchenslawischen fand in der Mitte des 17 Jahrhunderts mit ukrainischen Gelehrten seinen Weg nach Moskau Dieser Kulturimport wird als Dritter Sudslawischer Einfluss bezeichnet auch wenn der sudslawische Raum hier kaum eine Rolle spielte sondern stattdessen das Geistesleben in der sudlich Moskaus liegenden Ukraine von Moskau strahlte das Neukirchenslawische nach der Revision der liturgischen Bucher anhand griechischer Texte unter Nikon und dem Druck weiterer Bibelausgaben in die anderen Gebiete der orthodoxen Slawia und wird in annahernd dieser Form noch heute im orthodoxen Gottesdienst verwendet Kroatisch Kirchenslawisch BearbeitenEine Sonderstellung innerhalb der Geschichte des kirchenslawischen Schrifttums nimmt das Kroatisch Kirchenslawische ein Dem katholisch lateinischen Kulturkreis zugehorig bewahrte es dennoch die kyrillomethodianische Tradition in der Textuberlieferung auch nach dem Morgenlandischen Schisma von 1054 wobei zur Texterstellung die eckige Glagoliza verwendet wurde Da keine permanenten Kulturkontakte mit dem Ostbalkanraum bzw der Rus vorhanden waren durch die die Uberlieferung beeinflusst worden ware lassen sich in kroatisch glagolitischen Handschriften oftmals archaische Lesarten bezeugen Tschechisch Kirchenslawisch BearbeitenDie fruhen Bezeugungen des Kirchenslawischen in der westlichen Peripherie namentlich das Tschechisch Kirchenslawische spielten in der weiteren Uberlieferungsgeschichte des Kirchenslawischen nur eine geringe Rolle Literatur BearbeitenAugust Schleicher Die Formenlehre der kirchenslawischen Sprache erklarend und vergleichend dargestellt Nachdruck H Buske Verlag Hamburg 1998 ISBN 3 87118 540 X Klaus Trost Untersuchungen zur Ubersetzungstheorie und praxis im spaten Kirchenslavisch 1978 Nicolina Trunte Kirchenslavisch in 14 Lektionen 2 Auflage Harrassowitz Wiesbaden 2022 ISBN 978 3 447 10953 6 Nicolina Trunte Slave nskyij ya zy k Lehrbuch des Kirchenslavischen in 30 Lektionen Zugleich eine Einfuhrung in die slavische Philologie 2 Bande Band 1 Altkirchenslavisch 6 Auflage 2022 Band 2 Mittel und Neukirchenslavisch 2 Auflage 2014 Verlag Otto Sagner Munchen Berlin Washington D C ISBN 978 3 86688 427 4 Weblinks Bearbeiten Wiktionary Kirchenslawisch Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Wikipedia auf Altkirchenslawisch Georg Holzer Altkirchenslawisch In Milos Okuka Gerald Krenn Hrsg Lexikon der Sprachen des europaischen Ostens Wieser Enzyklopadie des europaischen Ostens Band 10 Wieser Verlag Klagenfurt Celovec 2002 ISBN 3 85129 510 2 S 187 202 aau at PDF 393 kB Linkkatalog zum Thema Alt und Kirchenslawistik bei curlie org ehemals DMOZ Einzelnachweise Bearbeiten Der Zweite Sudslawische Einfluss auf das russische Schrifttums PDF 92 kB uni leipzig deSlawische Sprachen Ostslawisch Altnowgoroder Dialekt Altostslawisch Belarussisch Karpato Russinisch Russinisch Russisch Ruthenisch Ukrainisch WestpolessischWestslawisch Kaschubisch Knaanisch Masurisch Niedersorbisch Obersorbisch Polabisch Pomoranisch Polnisch Schlesisch Slowakisch Slowinzisch TschechischSudslawisch Agais Mazedonisch 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