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Als Slawen wird die nach Bevolkerungszahl grosste Gruppe von Ethnien in Europa bezeichnet die seit dem 6 Jahrhundert vor allem das ostliche Mitteleuropa Osteuropa und Sudosteuropa bewohnen Slawische Sprachen gehoren zur indoeuropaischen Sprachfamilie Staaten mit mehrheitlich slawisch sprechender Bevolkerung 1 OstslawenWestslawenSudslawen Inhaltsverzeichnis 1 Siedlungsgebiete 2 Sprachen 3 Ursprunge und Ausbreitung 3 1 Veneter 3 2 Sklavenoi 3 3 Arabische Quellen 3 4 Moderne Forschungsdiskussionen 4 Archaologische Zeugnisse 5 Ausbreitung der Westslawen 5 1 Sudliche Westslawen 5 2 Nordliche Westslawen 6 Ausbreitung der Ostslawen 6 1 Kultur 7 Ausbreitung der heutigen Sudslawen 8 Name 9 Lebensweise und Traditionen 10 Erscheinung 11 Kultur 12 Religion und Mythologie 13 Wirtschaft und Architektur 14 Literatur 15 Weblinks 16 EinzelnachweiseSiedlungsgebiete BearbeitenStaaten mit slawischen Titularnationen sind ostslawische Staaten Russland die Ukraine und Belarus westslawische Staaten Polen Tschechien und die Slowakei sudslawische Staaten Bulgarien Slowenien Kroatien Serbien Bosnien und Herzegowina Nordmazedonien und Montenegro Grosse slawische Minderheiten etwa 15 bis 35 der Bevolkerung leben in den ehemals zur Sowjetunion gehorigen Staaten Litauen Lettland Estland Kasachstan und Moldau In Deutschland und Osterreich leben abgesehen von der grossen Bevolkerungsgruppe slawischer Zuwanderer die autochthonen slawischen Volksgruppen der Sorben in der Lausitz der Kroaten im Burgenland der Tschechen und Slowaken in Wien sowie der Slowenen in Karnten und der Steiermark Des Weiteren lebt im Norden Polens die slawische Minderheit der Kaschuben und im aussersten Sudwesten der Ukraine sowie in der Slowakei die slawische Minderheit der Russinen Sprachen Bearbeiten Verbreitung der slawischen SprachenDie slawischen Sprachen bilden eine der Untergruppen der indogermanischen Sprachen und stehen hier den baltischen Sprachen am nachsten vermutlich uber eine von manchen bestrittene vorhergehende balto slawische Zwischenstufe Man unterscheidet drei Hauptzweige das Ostslawische Westslawische und das Sudslawische 2 Die zahlreichen gegenseitigen Entlehnungen zwischen Slawisch und Germanisch kennzeichnen die heute noch bestehende lange Nachbarschaft 3 Das nichtindogermanische Ungarisch hat die Namen der meisten Wochentage und einige andere Begriffe aus slawischen Sprachen ubernommen Ursprunge und Ausbreitung Bearbeiten Das Romische Reich unter Hadrian Regierungszeit 117 138 n Chr Der Siedlungsraum der Venedi lag zu der Zeit zwischen Ostsee und Karpaten Die Ausbreitung der slawischen Sprache im 5 bis 10 JahrhundertIn der lebhaften und noch keineswegs abgeschlossenen Diskussion uber den Ursprung der Slawen stehen sich zwei vollig unterschiedliche Forschungsansatze gegenuber Ausgehend von der Grundannahme dass die Slawen ein Ursprungsgebiet haben geht die klassische Auffassung von der Einwanderung einer oder mehrerer homogener urslawischer Gruppen aus deren Identitat und Herkunft sie zu ermitteln sucht Urheimat 4 Dabei sollen nach einem alteren Modell homogene Verbande eingewandert sein wahrend sich nach einer moderneren modifizierten These die slawischen Volkerschaften erst auf der Wanderung oder am Ankunftsort im Rahmen einer Ethnogenese aus den wandernden Protoslawen gebildet haben Insbesondere Sprachforscher haben als slawische Urheimat einen Raum nordlich der Karpaten zwischen oberer Weichsel mittlerem Dnepr und Desna vermutet Demgegenuber hat der rumanisch amerikanische Forscher Florin Curta die umstrittene These aufgestellt die Slawen als ethnisch politische Kategorie seien eine ostromisch fruhbyzantinische Erfindung in Form einer Fremdbezeichnung also einer Kategorisierung von aussen durch die unterschiedliche Gruppen als Einheit gesehen worden seien Curtas Thesen haben zu einer angeregten Debatte gefuhrt in der auch lange als sicher geltende Deutungen archaologischer Kulturen als slawisch neu diskutiert werden Veneter Bearbeiten Plinius der Altere Tacitus und Ptolemaus von Alexandria erwahnen ab dem 1 Jahrhundert in unterschiedlichen Schreibweisen ein Volk der Veneter Venedi Venethi Venadi oder Ouenedai das ostlich der Weichsel beziehungsweise an der Danziger Bucht siedelte Somit wird es schon geografisch auch eindeutig von den Venetern des Alpenraumes unterschieden Eine ethnische Kontinuitat von Venethi Venedi und Wenden wird in der modernen Forschung uberwiegend bezweifelt 5 Die Vorbehalte stutzen sich auf das spate Auftreten zweifelsfrei den Slawen zuzuordnender Keramik Diese sogenannte fruhslawische Keramik zeichnet sich jedoch im Wesentlichen durch ihre Einfachheit und Unscheinbarkeit aus Zwischen den alteren Kulturen derselben Region und der fruhslawischen Keramik liegen die Hinterlassenschaften des Gotensturms und die Getica des Jordanes berichten von der Unterwerfung der verschiedenen Volker durch die Goten Sklavenoi Bearbeiten Zur Zeit des Kaisers Justinian 527 565 6 gerieten Slawen und Anten dann erstmals in das Blickfeld ostromischer Geschichtsschreiber 7 wie zuerst Prokopios von Caesarea dann Jordanes Agathias sowie in der folgenden Zeit Menander Protektor und Theophylaktos Simokates Sie berichten von zahlreichen Sklavenoi Slawen und Anten die aus den Karpaten der unteren Donau und vom Schwarzen Meer kommend seit der Mitte des 6 Jahrhunderts plundernd in die Donauprovinzen des Ostromischen Reiches eingefallen seien Prokopios schrieb dass die Anten und Slawen seiner Zeit in fast allen Dingen gleich seien gleiche Brauche gehabt und dieselbe Sprache gesprochen hatten In der modernen Forschung ist aber umstritten ob die Anten slawischer Identitat waren andere Hypothesen gehen unter anderem von iranischer Herkunft aus 8 Das Strategikon des Maurikios stellt Slawen um 590 als fahige Schwimmer und Taucher dar die in Sumpfen und im Gebirge zu Fuss als Guerilla kampften und Bogenschutzen und Speerwerfer stellten Jordanes schrieb um 550 in seinem Hauptwerk Getica Sclaveni Antes und Venethi seien verschiedene Bezeichnungen fur dieselbe Gruppe Ihm zufolge siedelten die Sclaveni zwischen Weichsel und Donau und die Anten zwischen Dnister und Don 9 Die Slawen ruckten dabei auch in den Bereichen vor die im Verlauf der sogenannten Volkerwanderung von germanischen Gruppen geraumt worden waren 10 Arabische Quellen Bearbeiten Unter arabischen Autoren des Mittelalters ist besonders Ibrahim ibn Jaqub bedeutend der im 10 Jahrhundert die Mecklenburg den Sitz der Stammeskonige des westslawischen Stammesverbandes der Abodriten besuchte und beschrieb wobei er auch deren Herrscher Nakon namentlich erwahnte Daneben bereiste und beschrieb er ausfuhrlich Prag das Zentrum des entstehenden Herzogtums Bohmen Die Stadt Prag erwahnte er wie auch Krakau als erster Autor uberhaupt Er belegt auch als fruheste Quelle das entstehende polnische Staatswesen unter Herzog Mieszko I der namentlich auftaucht Daneben erwahnte er das Zentrum der Heveller die Brandenburg sowie die Sorben die Rus die Prussen die Mahrer die slawisierten Donaubulgaren die Guduscani und die Dudleben wobei er einen Herrscher nennt der oft mit Wenzel dem Heiligen von Bohmen identifiziert wird An anderer Stelle nennt er dessen Bruder Boleslav I von Bohmen Ein weiterer Reisender in arabischer Sprache war Ahmad ibn Rustah der die Kiewer Rus und ihre Gesellschaft ebenfalls im 10 Jahrhundert neben der Gesellschaft Kroatiens Bulgariens und Mahrens schilderte So erwahnte er und einige andere Geographen eine Stadt die nach Lage und Namen das erste politische Zentrum der ostslawischen Wjatitschen in der Region um das spatere Moskau war vielleicht das alte Moskau selbst das zwar unter heutigem Namen erst um 1147 gegrundet wurde nach archaologischen Untersuchungen aber schon vorher wichtiges Wjatitschen Zentrum war Ein spaterer Reisender durch die Wolgalander die Furstentumer der Rus und Ungarn war im 12 Jahrhundert Abu Hamid al Gharnati der beispielsweise Kiew beschrieb Ausfuhrliche Schilderungen der landwirtschaftlichen kommerziellen politischen und religiosen Verhaltnisse in der Kiewer Rus und benachbarter slawischer Lander wurden von mehreren muslimischen Geographen besonders Al Masʿudi Ibn Hauqal aber auch Ibn Chordadhbeh Abu Zaid al Balchi im Hudud al Alam und anderen uberliefert die die Lander aber nicht selbst gesehen hatten sondern ihre Informationen von zumeist waragischen Soldnern und Handlern Rus im Unterschied zu den bauerlichen Saqaliba und anderen Handlern Reisenden und Geographen bezogen Einige geographische Angaben sind heute nur noch schwer zu identifizieren und manchmal wird der Begriff Saqaliba Slawen Einzahl Saqlab nur als ungenauer geographischer Sammelbegriff fur Bewohner Ostmittel Sudost und Osteuropas verwendet Diese gelegentlichen Mangel der geographischen Beschreibung entfernter Lander hat schon das Hudud al Alam reflektiert 11 Haufiger sind Nachrichten uber einzelne oder Gruppen von Saqaliba in der Diaspora die im islamischen Herrschaftsbereich oder dessen naherer Nachbarschaft auftauchten Handler Soldner Sklaven Militarsklaven Wurdentrager usw Hauptartikel Saqaliba Moderne Forschungsdiskussionen Bearbeiten Im 19 und 20 Jahrhundert wurde in oft erbitterten und zumeist nationalistisch gefarbten Debatten eine Urheimat der Slawen gesucht da man sich Volker nur als homogene Einheiten vorstellen konnte Inzwischen wurde jedoch erkannt dass die verschiedenen historischen Disziplinen wie Archaologie Historiographie und Sprachwissenschaft eigene spezifische Quellen und Aussagemoglichkeiten besitzen die sich nicht ohne weiteres zu einem Gesamtbild zusammenfugen lassen 12 Sie alle haben jedoch grosse methodische Schwierigkeiten mit Hilfe ihrer Quellen der Ethnogenese naherzukommen Vor allem polnische und tschechische Wissenschaftler nahmen an dass die vorgeschichtlichen Slawen mit der Lausitzer Kultur zu identifizieren sind Deutsch und englischsprachige Wissenschaftler lehnten diese These uberwiegend als spekulativ ab Erst mit ihrer Erwahnung in den ostromischen Quellen werden die Slawen als historische Grosse greifbar wobei diese Grossgruppe keineswegs als ethnisch homogene Gruppierung aufgetreten sein muss wenngleich sie von aussen als solche gesehen wurde Neu entstandene Grossverbande der Volkerwanderungszeit waren meistens fragil und polyethnisch zusammengesetzt Sie setzten sich aus Personen und Gruppen unterschiedlicher Herkunft zusammen die besonders durch den Glauben an eine gemeinsame Ideologie und Kultur sowie eine gemeinsame Abstammung zusammengehalten wurden sich aber nicht zwangslaufig tatsachlich auch auf eine gemeinsame Kultur und gemeinsame Sprache begrunden mussten Ethnogenese ist ein historischer Prozess an dessen Ende in diesem Fall das historisch greifbare Volk der Slawen stand Fur die Bildung der slawischen Sprache Topogenese konnte mit einiger Wahrscheinlichkeit ein Gebiet zwischen mittlerer Weichsel beziehungsweise Bug und mittlerem Dnepr herausgearbeitet werden Doch nicht allein Wanderungen der Trager dieser Sprache sondern auch die Assimilation von Menschen verschiedener Herkunft fuhrte zu der Slawisierung Ostmittel und Osteuropas In den folgenden Jahrhunderten besiedelten Slawen auf diese Weise allmahlich weite Gebiete Mitteleuropas und Osteuropas die sich vom Schwarzen und Agaischen Meer bis zur Ostsee und dem Ilmensee sowie von der Elbe der Saale dem Bohmerwald dem Inn den Alpen und der Adria bis zum oberen Don und unteren Dnepr erstreckten Archaologische Zeugnisse Bearbeiten Der fruhslawische Burgwall Hohennauen Witzke im Havelland 7 bis 9 Jahrhundert Die grosse Fulle archaologischer Funde gibt umfangreiche Informationen uber materielle Kultur und Lebensweise slawischer Bevolkerung in den verschiedenen Siedlungsperioden Die archaologischen Zeugnisse der fruhen Slawen 6 8 Jhd zeigen kaum Unterschiede im gesamten Siedlungsgebiet zwischen Schwarzem Meer und mittlerer Elbe Die Keramik ist handgeformt und haufig unverziert Typische Zeugnisse sind Uberreste slawischer Burgwalle im vormaligen Siedlungsgebiet In der Diskussion uber die Klassifikation verschiedener regionaler Gruppen wird immer wieder auf die sehr geringen Unterschiede der materiellen Kultur verwiesen 13 Daher wird heute nur noch zwischen regionalen Keramikgruppen unterschieden Als fruheste archaologische Gruppen werden die Prag Kortschak Gruppe Prager Gruppe Kortschak Gruppe Sukow Dziedzice Gruppe in Ostmitteleuropa und die Penkowka Gruppe in Sudosteuropa unterschieden Ausbreitung der Westslawen Bearbeiten Westslawische Stamme im 9 und 10 Jh Gegen Ende des 5 Jahrhunderts wurde der mittlere Donauraum die heutige Slowakei Ungarn wohl auch das heutige Sudmahren und um 550 bzw in der zweiten Halfte des 6 Jahrhunderts auch Bohmen von Slawen besiedelt Gleichzeitig begannen die Slawen nach dem Abzug der Langobarden sich von der Donau aus uber Pannonien Noricum und Karnien auszubreiten und siedelten sich allmahlich in den heutigen Gebieten Oberosterreichs nordlich der Donau und Niederosterreich Steiermark Karnten Krain und Osttirol an Im 7 Jahrhundert dehnte sich das slawische Siedlungsgebiet bis an Elbe und Saale aus weiter sudlich in die Flussgebiete des oberen Main bis Ochsenfurt Regnitz und nordlicher Naab Vom heutigen Polen war nur der ausserste Nordosten nicht slawisch Dort siedelten die baltischen Prussen Sudliche Westslawen Bearbeiten Die sudlichen Westslawen bildeten um 623 als Reaktion auf die Besetzung Pannoniens durch die Awaren in den 60er Jahren des 6 Jahrhunderts das Reich des Samo mit vermutetem Mittelpunkt im sudlichen March Raum Im 9 Jahrhundert entstand das Mahrerreich als bedeutende Reichsbildung auf dem Gebiet des heutigen Mahren und der Slowakei Hier fuhrten Kyrill und Method als Schriftsprache das von ihnen auf Basis der glagolitischen Schrift kodifizierte Altkirchenslawische als Liturgiesprache ein Anfang des 10 Jahrhunderts zerfiel das Mahrerreich im Laufe der Ungarneinfalle worauf neue Machtzentren entstanden aus denen sich heutige Staaten entwickelt haben das Reich der Premysliden in Bohmen Grundlage des heutigen Tschechien und das der Piasten in Polen Die heutige Slowakei kam Stuck fur Stuck grossenteils bis 1100 unter die Herrschaft der Magyaren und wurde von ihnen seit dem 16 Jahrhundert als Oberungarn bezeichnet Nordliche Westslawen Bearbeiten Hauptartikel Wenden Nachbau eines slawischen HandelsschiffesAusgangspunkt und zeitlicher Rahmen der slawischen Besiedlung zwischen Elbe und Oder sind bis heute nur schwer zu bestimmen Ursprunglich ging die Forschung von unterschiedlichen Einwanderergruppen und Einwanderungsrichtungen aus 14 Dem lag die Vorstellung von grossen ethnisch und politisch homogenen Wanderungsverbanden zugrunde die als geschlossene Stammesverbande wellenartig das Gebiet zwischen Elbe und Oder erreichten was durch entsprechend interpretierte Ausgrabungsfunde und sprachwissenschaftliche Entdeckungen belegt schien Danach sollte die Keramik der Sukow Szeligi Gruppe der ersten Einwanderungswelle zuzuordnen sein die von Osten kommend die Oder uberquerte Dagegen sah man in den Vertretern der Prager Gruppe Stamme die von Sudosten kommend entlang der Elbe bis zur Mundung der Saale vorstiessen Im mehrfachen Vorkommen ethnischer Bezeichnungen wie der der Abodriten Serben Sorben und Kroaten in Mitteleuropa einerseits und in Sudosteuropa andererseits erblickte man einen Beweis fur die Aufspaltung ursprunglich grosserer Stammesverbande Daruber hinaus wurden Unterschiede bei Bestattungsformen sowie im Haus und Burgenbau hervorgehoben Inzwischen gelten die Versuche fur die Fruhzeit der slawischen Besiedlung verschiedene Einwanderergruppen zu identifizieren als gescheitert 15 Die neueren Erkenntnisse zur Ethnogenese sprechen gegen die Existenz politisch und ethnisch homogener Wanderungsgruppen und ihren Fortbestand in den neuen Siedlungsgebieten Bei der Interpretation der archaologischen Funde werden deren Gemeinsamkeiten hervorgehoben und Unterschiede durch regionale Umwelteinflusse erklart Ahnliche Stammesbezeichnungen gelten als Folge des Ruckgriffs auf das gleiche Namensgut Sclavinia Germania Gallia und Roma huldigen Kaiser Otto III Meister der Reichenauer Schule Evangeliar Kaiser Ottos III um 1000In Schleswig Holstein dem nordlichen Endpunkt der slawischen Einwanderung ist die Besiedelung ab Mitte des 8 Jahrhunderts archaologisch nachweisbar 16 Bei den altesten Siedlungsfunden handelt es sich um Reste eines slawischen Dorfes bei Bosau datiert um nach 726 und den Wall von Alt Lubeck datiert um 730 Holzer des Bohlenweges aus dem Klempauer Moor stammen aus dem Jahr 760 61 und das Brunnenholz aus der Vorburgsiedlung von Alt Lubeck aus der Zeit von 769 Aus Scharstorf stammt ein Holz ohne Befundzusammenhang das auf das Jahr 770 datiert wird Fruhere Datierungen auf der Grundlage der C14 Methode gelten dagegen heute als sehr zweifelhaft Fur Brandenburg wird von slawischer Besiedlung bereits im fortgeschrittenen 7 Jahrhundert ausgegangen Der westlichste bekannte Furstensitz war das wagrische Aldinburg slaw Starigard Alte Burg an der Ostsee das heutige Oldenburg in Holstein heute noch grosse sichtbare Wallanlage und Wall Museum Dies war zugleich ein wichtiger Handelsplatz fur den Ostseehandel mit Beziehung zum sachsischen Hamburg und zur wikingischen Siedlung Haithabu Allerdings gab es im 9 und 10 Jahrhundert auch mehrfach Uberfalle auf Hamburg 1066 wurde Haithabu von den Slawen geplundert im 11 Jh die slawische Handelsstadt Vineta vernichtet 17 Unter Kaiser Otto I begann die Christianisierung der Nordwestslawen uber die Erzbistumer Magdeburg und Hamburg Bistumer entstanden in Oldenburg Merseburg Meissen Zeitz 1028 verlegt nach Naumburg Saale Brandenburg und Havelberg Der erfolgreiche Slawenaufstand von 983 stoppte diese Bemuhungen in Mecklenburg Ostholstein Pommern und die meisten Teile Brandenburgs fur ca 200 Jahre Nachdem Rethra als religioses Zentrum der nordlichen Westslawen im Winter 1068 69 zerstort worden war ubernahm die Tempelburg am Kap Arkona auf der Insel Rugen dessen Rang bis auch dieses letzte bedeutende Heiligtum im Jahre 1168 durch die mit Heinrich dem Lowen verbundeten christlichen Danen unter Waldemar I zerstort wurde Wallanlage in Oldenburg Holstein Slawische Burg Darstellung von Slawen beim Bau einer Inselburg im 10 Jahrhundert Burg Fischerinsel bei Neubrandenburg in Mecklenburg um 1150Im Hochmittelalter kam es infolge der Deutschen Ostsiedlung zu dem als erfolglos beurteilten Wendenkreuzzug Obwohl slawische Sprachen in der Germania Slavica bis zum Ende des 16 Jahrhunderts ausser in der Lausitz dem Wendland Teilen Hinterpommerns und Schlesiens uberwiegend bis auf wenige Restgebiete ausstarben haben sich viele slawische Orts und Familiennamen bis heute erhalten zum Beispiel Buckow Buche bzw Kretzschmer Kruger wobei manche der slawischen Orts Flur und Gewassernamen wiederum aus alteren germanischen Bezeichnungen entstanden sind z B Spree die Spruhende Im heutigen Polen lebten mehrere Stamme Das Land zu beiden Seiten der Weichsel bis etwa an die Wipper hin bewohnte der Stamm der Polanen Feldbewohner bzw Lechen die im 10 Jahrhundert mit den Piasten an der Spitze den Kern des entstehenden Staates Polen bildeten und sich mit den Masowiern und anderen kleineren Stammen zusammenschlossen Hauptstadt des durch den Fursten Mieszko I gegrundeten Staates war Gnesen Die zwischen Wippermundung und Oder nahe der Ostsee wohnenden Slawen wurden Pomoranen genannt von po morju am Meer Ausbreitung der Ostslawen Bearbeiten Teile des slawischen Silberschatzes von Martyniwka Ukraine etwa 550 650 n Chr Hauptartikel Ostslawen Der genaue Zeitpunkt und der Prozess der Besiedelung ostslawischer Stamme ist unklar Fur die Zeit ab dem 9 Jahrhundert sind folgende Gruppen erwahnt Buschanen Buzhane am Westlichen Bug Duleben Duleby Dregowitschen Dregovichi im Zentrum des heutigen Belarus Hauptstadt Turow Drewlanen Drevlyane entlang des Prypjat Hauptstadt Iskorosten Kriwitschen Krivichi Nordwestrussland Hauptstadte Pskow und Smolensk Polanen Polyane am rechten Ufer des Dnepr in der Nordukraine Hauptstadt Kiew Polotschanen Polochane an der Westlichen Dwina Hauptstadt Polozk Radimitschen Radimichi zwischen oberem Dnepr und Desna Hauptstadt Gomel Sewerjanen Severyane nordostliche Ukraine Hauptstadt Tschernihiw Slowenen Slovene zwischen Ilmensee und Ladogasee Hauptstadt Nowgorod Tiwerzen Tivercy entlang des Dnestr Hauptstadt Peresetschen Ulitschen Ulichi zwischen Dnepr und Sudlichen Bug Chorwaten Horvaty heute meist Weisse Kroaten genannt um den oberen Dnister Peremyschl Wjatitschen Vyatichi entlang der Oka Hauptstadt Moskau Wolhynier Volynyane im heutigen Wolhynien Burg WolynKultur Bearbeiten Die Ostslawen waren zunachst Heiden und hatten ein Pantheon an Gottern unter denen der Donnergott Perun eine herausragende Stellung hatte Den Weg von den Waragern zu den Griechen uber das osteuropaische Flusssystem nutzend bereisten wikingische Handler Siedler und Krieger das ostslawische Gebiet das sie wegen seiner zahlreichen Burgen und Stadte Gardarike nannten Diese Warager oder Rus genannten Menschen einten die gesamte Region der heutigen Nordukraine Belarus und Westrussland gegen Ende des 9 Jahrhunderts zum ersten ostslawischen Reich der Kiewer Rus ab 988 christlich Im Spatmittelalter spalteten sich die Ostslawen in Weissrussen Ukrainer und Russen auf letztere breiteten sich seit dem spaten 16 Jahrhundert und verstarkt im 19 und 20 Jahrhundert entlang der Transsibirischen Eisenbahn bis zum Pazifik aus Ausbreitung der heutigen Sudslawen Bearbeiten Die Slawen in Sudosteuropa 1869 In der ausgehenden Spatantike im 6 Jahrhundert ruckten die Slawen uber die untere im 5 Jahrhundert von den Westgoten verlassene Donau nach Moesia Thrakien Illyrien Makedonien und bis zur Peloponnes vor Der Kirchenhistoriker Johannes von Ephesos berichtet von einer grossen slawischen Invasion seit 581 die erstmals eine dauerhafte Niederlassung zum Ziel gehabt habe Tatsachlich begannen sich bald darauf die Slawen auf dem Balkan anzusiedeln was jedoch durch die Balkanfeldzuge des Maurikios beinahe zur Episode wurde Im 7 Jahrhundert vollzog sich der grosste Teil der Landnahme der Slawen auf dem Balkan siehe auch Sklavinien was jedoch nicht zur volligen Beseitigung der ursprunglichen Bevolkerung fuhrte Die genauen Prozesse der slawischen Landnahme sind hierbei Gegenstand angeregter wissenschaftlicher Diskussionen in die auch politische und nationale Motive einfliessen Als Beispiel sei hier nur die uberholte These von Fallmerayer genannt wonach es sich bei den modernen Griechen ausschliesslich um hellenisierte Slawen handele Ab der Mitte des 6 Jahrhunderts siedelten Slawen auch im Ostalpenraum Die Wanderung der Langobarden nach Italien 568 begunstigte die Besiedlung grosser Teile Pannoniens durch Slawen Um 600 kampften Alpenslawen Vorfahren der heutigen Slowenen gegen Bajuwaren an der oberen Drau und stiessen bis Italien vor Ihre Ausbreitung wurde mit einer Kette langobardischer Festungen Limes Langobardorum entlang des Ostrandes von Friaul aufgehalten Laut dem byzantinischen Kaiser Konstantin VII drangen die Kroaten und Serben in der ersten Halfte des 7 Jahrhunderts uber die Donau und siedelten sich nach Vertreibung der Awaren in Pannonien Dalmatia und im ubrigen Illyricum an In der 2 Halfte des 7 Jahrhunderts kam ein Teil der Protobulgaren auf der ostlichen Balkanhalbinsel an und grundete dort 681 das Bulgarische Reich wobei sich das asiatische Reitervolk sehr schnell mit der ursprunglichen slawischen Bevolkerung vermischte und das heutige slawische Volk der Bulgaren bildete Ende des 7 Jahrhunderts waren die grossen westlichen und sudlichen Wanderungen der Slawen abgeschlossen Siehe auch Liste der slawischen StammeName BearbeitenAls geschichtliches Volk erscheinen die Slawen zuerst unter dem Namen der Serben Sporen und der Veneter Sie waren unter diesem Namen bis ins 5 Jahrhundert in den Landern zwischen Ostsee und dem Schwarzen Meer ansassig zwischen den Karpaten und dem Don von der oberen Wolga bis nach Nowgorod und von dort bis zur Scheide der Weichsel und der Oder Etwa mit dem 6 Jahrhundert treten die Namen Anten fur die Ostslawen obwohl das historische Volk der Anten vielleicht gar nicht slawisch war und fur manche Westslawen Slovene siehe oben unter Ausbreitung der heutigen Westslawen auf Beide erhielten sich aber als Bezeichnung der Gesamtheit nicht lange und der Name Serben verengte sich bis zur Benennung einzelner slawischer Stamme Aus der Bezeichnung Veneter aber wurde Wenden die Bezeichnung der Slawen bei den Deutschen fur die heutigen Sorben Die Bezeichnung Slawen ist zumindest seit dem fruhen Mittelalter ublich Adam von Bremen bezeichnet sie in seiner Chronik des Erzbistums Hamburg als Sclavi Neben anderen Slawisten schreibt auch der sorbische Slawist Heinz Schuster Sewc in seiner Abhandlung uber die Geschichte und Geographie des ethnischen Namens Sorb Serb Sarb Srb wonach sich der serbische Name aus dem urslawischen sĭrb schlurfen ableiten soll vgl altostslawisch sereblju litauisch srebiu albanisch gjerb lateinisch sorbeō altgriechisch rhopheō schlurfen armenisch arbi trank hethitisch sarapi nippt vorausgesetzte urindogermanische Wurzel srebʰ schlurfen nach LIV Die semantische Entwicklung fand sich dann weiter in Srb fur Bruder und Schwestern nach der Muttermilch also die von derselben Mutter gesaugt wurden ohne unbedingt blutsverwandt gewesen zu sein Daraus folgte die Bezeichnung fur Angehorige derselben Familie oder Sippe und spater fur Angehorige desselben Stammes Andere wollen den serbischen Namen mit den antiken Sarmaten in Verbindung bringen Der Slawist Pavol Jozef Safarik 1795 1861 wie auch Gottfried Wilhelm von Leibniz 1646 1716 vertraten die Meinung wonach Srb ursprunglich der Eigenname aller Slawen gewesen sei Jedenfalls stand der serbisch sorbische Name mit dem historischen Auftreten sowohl der Serben wie auch der Sorben im 7 Jahrhundert fur Stammesangehorige Verwandte Verbundete 18 Die Bedeutung der in den byzantinischen Quellen genannten Begriffe der Veneter Sklavinen Sporen und Anten ist umstritten doch durfte es sich weniger um ethnische als vielmehr um politische oder geographische Bezeichnungen handeln Lediglich der Name der Slawen sklabenoi sklaboi stellt in heutiger Zeit eine Selbstbezeichnung dar Die ebenfalls gebrauchten Namen der Wenden Veneter und Anten sind dagegen ursprunglich von Germanen beziehungsweise Awaren fur die Slawen verwendete Bezeichnungen Der Ursprung des Namens Slawen ist in der sprachwissenschaftlichen Forschung noch ungeklart Im Allgemeinen wird angenommen dass er entweder vom gemeinslawischen slŏvŏ heute slovo Wort abgeleitet wird womit sich die Sprechenden oder Beredeten selbst von den Stummen nemec abgrenzten wobei das Wort Nemec sich zur Bezeichnung fur die Deutschen entwickelt hat Als von Seiten romanischer Historiker im Barock Slawen ohne sich intensiver mit ihrer Geschichte auseinandergesetzt zu haben als Barbaren und unkultivierte Volker allgemein als vergleichsweise minderwertige Volker beschrieben wurden mit der die vermeintliche etymologische Herkunft der Eigenbezeichnung aus dem lateinischen sclavus gerechtfertigt wurde 19 entwickelte sich in Gegenreaktion unter einer grossen Zahl gelehrter slawischer Humanisten die Ausarbeitung eigener Historien in denen sie den Volksnamen auf slawa dt Ruhm zuruckfuhrten und dies ebenso klar ausformulierten und publizierten Siehe auch Saqaliba mittelalterliche arabische Bezeichnung fur die Slawen Lebensweise und Traditionen Bearbeiten Slawenburg Raddusch bei Lubbenau Rekonstruktion eines slawischen BurgwallsDie Familienverfassung war eine patriarchalische Die Einwohner eines Ortes bildeten eine durch Blutsverwandtschaft verknupfte Sippe obschtina rod deren Mitglieder einen gemeinsamen Namen trugen gemeinschaftliches Gut besassen und unter einem gewahlten Altesten standen Aus mehreren solcher Sippen bildete sich der Stamm pleme an dessen Spitze das Stammesoberhaupt der Anfuhrer im Krieg stand Die Stamme ihrerseits vereinigten sich wieder zu einem grosseren Ganzen zu Einzelvolkern narod Die Ehe wurde heilig gehalten es herrschte ursprunglich Monogamie Noch vor der Abtrennung in einzelne Zweige hatten die Slawen durch Herkommen befestigte Rechtsnormen pravo zakon der Begriff erben fehlte jedoch da die Familienverfassung Erbschaften ausschloss Erscheinung BearbeitenProkopius beschrieb die Slawen als aussergewohnlich hochgewachsen und von machtigem Korperbau sowie unerschutterlicher Natur 20 Der ostromische Historiker Jordanes schrieb uber die Slawen Alle von Ihnen sind sehr gross und stark ihre Haut und Haare sind weder sehr dunkel noch sehr hell aber rotlich sind sie im Gesicht 21 Der byzantinische Geschichtsschreiber Theophanes schrieb Der Kaiser bewundert ihre Schonheit und ihre machtige Statur 22 Kultur BearbeitenKultur und Sittengeschichte des Gesamtvolkes Nach den griechischen und deutschen Schriftstellern waren die alten Slawen ein friedliebendes und fleissiges Volk fest am Althergebrachten hangend leidenschaftlich Ackerbau und Viehzucht und auch wie aus der Sprache und aus den archaologischen Funden hervorgeht Handel treibend Geruhmt wird auch ihre Gastfreundschaft Kranke und Arme fanden sorgfaltige Pflege nur der Bose wurde ausgestossen und chud bedeutet in slawischer Sprache zugleich arm und bose Vielweiberei war gestattet wurde aber fast nur von den Vornehmen geubt Der Grundzug der Zivil und Staatsverfassung war demokratisch man kannte ursprunglich keine Stande keine erbliche Furstenwurde siehe auch Wetsche Das Band der Sippeneinheit hielt alle umschlungen und der Starosta Alteste war nur Verwalter des Gesamtvermogens der Sippe Die Einheit der Sippe schloss die Erbfolge aus Hierdurch unterschieden sich die Slawen wesentlich von den Germanen und Romanen Standesunterschiede erbliche Furstenmacht Leibeigenschaft und Sklaverei bildeten sich infolge fremder Einflusse erst spater bei den Slawen aus Die Bezeichnungen fur die Furstenmacht knez kralj chrabia cjesar und den Adel szlachta Geschlecht sind fremden Ursprungs Religion und Mythologie Bearbeiten Hauptartikel Slawische Mythologie Die Slawen werden als sehr gesangliebend geschildert Seele und Gemut offenbaren sich bei ihnen in anmutigen Liedern und Gesangen Von den mythischen Vorstellungen und der darin sich kundgebenden Weltanschauung der alten Slawen lasst sich kein deutliches und konsistentes Gesamtbild zeichnen da eine zusammenhangende Uberlieferung fehlt Die ursprungliche Religion der Slawen war derjenigen anderer fruher indogermanischer Volker ahnlich In den Naturerscheinungen besonders den Phanomenen des Himmels sahen die Slawen wirkliche Wesen die sie sich mit Denken und Empfinden ausgestattet vorstellten einige wohltatig andere zerstorend wirkend Die ersteren wurden von den Slawen bog die letzteren Bjes genannt und das Christentum ubernahm diese Worter teils fur Gott und Teufel Sie verehrten einen hochsten Gott den Urheber des Himmels und der Erde des Lichts und des Gewitters Diesem waren die anderen Gotter untertan Der Name dieses Gottes war Svarog der Schopfer als Urheber des Donners heisst er Perun balt Perkunas Seine Sohne waren die Sonne und das Feuer Der Sonnengott Daschbog Geber der Guter war auch Kriegsgott als Theomorphose der Luft erscheint Sventovit oder Svantovit nach Miklosich nur Sanctus Vitus als Gott des Sturms Stribog Oberste Gottheit der westslawischen Wenden war Radegast der ebenfalls als Kriegsgott verehrt wurde Als Fruhlingsgottinnen erscheinen Wesna Fruhling und Deva oder Diva wunderschone Schonheit als Gottin der Liebe und Schonheit Lada Unter den bosen Gottheiten steht die Reprasentantin des Winters Moraua obenan Ein eigentlicher Dualismus bestand aber nicht und was bei einigen Schriftstellern von einem Kampf zwischen den Gottern des Lichts und der Finsternis dem Bjelbog und Tschernebog der Nordslawen berichtet wird scheint bereits auf christlichen Einfluss hinzuweisen Als mythische Wesen niederen Grades wurden verehrt die Vilen und Rusalka die Herrscherinnen uber Flusse Walder und Berge welche in der Volkspoesie der Slawen bis auf den heutigen Tag 1888 eine grosse Rolle spielen ferner die Rojenitze oder Schicksalsgottinnen sowie zahlreiche Haus und Feldgeister und die finsteren Machte Baba Jaga Hexe altes verrucktes Weib Bjes und Vjed welch letzterem die Sonnen und Mondfinsternisse zugeschrieben wurden Die Gunst der Gotter und deren Schutz suchten die Slawen durch Gebet und Opfer zu erlangen Letztere bestanden im Verbrennen von Rindern und Schafen auf Bergen und in Hainen wo sich auch Gotterbilder befanden Menschenopfer kamen nur vereinzelt vor Vollstrecker der Opfer waren die Stammesaltesten Einen Priesterstand kannten die alten Slawen ebenso wenig wie besondere Tempel Von Festen sind jene zu erwahnen die sich an den Wechsel der Jahreszeiten anknupfen die Wintersonnenwende koleda ovsen kratshun der Fruhlingsanfang mit Austragung des Winters und die Sommersonnenwende kapalo jarilo Mit dem leiblichen Tod horte nach slawischer Auffassung das Leben nicht auf vielmehr war die Seele dusza unsterblich Sie gelangte ins Paradies nav raj das als schone Wiese gedacht wurde Die Leichen wurden entweder verbrannt oder begraben beide Bestattungsweisen kommen nebeneinander vor Schatzenswerte Untersuchungen uber die alte Kultur und mythologische Vorstellungen der Slawen soweit sie sich im Aberglauben in Sagen und Marchen des Volkes erhalten haben enthalt Alexander Afanassjews Werk Die poetischen Naturanschauungen der Slawen 23 Siehe auch Kyrill und Method und Kyrillische SchriftWirtschaft und Architektur Bearbeiten Rekonstruiertes Slawendorf UkranenlandDie slawische Keramik war im 7 Jahrhundert in Mitteleuropa weit verbreitet Die Slawen setzten kaum auf die Viehzucht sondern auf den Getreideanbau Auf zwei Dritteln einer Feldgemarkung wurden jeweils Roggen Weizen Gerste Hafer und Hirse angebaut Das Getreide wurde mit Sicheln gemaht Spater kam auch die Sense zum Einsatz Die Hauser wurden leicht eingetieft auf einer Flache von 16 bis 30 Quadratmetern gebaut Um 700 wurde die slawische Burgwallanlage in Spandow dem heutigen Berliner Bezirk Spandau erbaut Die Dorfer waren rund oder in einem Halbkreis angelegt Im Schutze einer Burg konnte eine grossere Siedlung angelegt werden die zu einer Stadt heranwuchs Dort wurden spezielle Handwerkszweige entwickelt Lebensmittel auf Vorrat gehalten Fernhandel betrieben und kulturelle Bauten erstellt Die Hauser wurden mit Holzpalisaden und Holzerdemauern befestigt Besonders im gewasserreichen nordostlichen Mitteleuropa bauten die Slawen beachtliche Holzbrucken 24 darunter vier uber die mittlere Havel und eine 2 km lange uber den Oberuckersee Detailgetreue Rekonstruktionen der Wohn und Lebensweise der Slawen des 9 und 10 Jahrhunderts findet man in Deutschland beispielsweise im Freilichtmuseum Ukranenland in Torgelow Vorpommern im Archaologischen Freilichtmuseum Gross Raden Mecklenburg und im Geschichtspark Barnau Tachov Bayern Die Slawen errichteten ihre Siedlungen an strategisch vorteilhaften Lagen oft von Seen umgeben Typisch sind hier die Stadte Lychen Feldberg und Penkun Ihre Burgen wurden oft auf Inseln oder in Sumpfgebieten angelegt und waren daher nur schwer zu erobern Der einzige Zugang zu diesen bestand aus Holzbohlen und konnte bei Gefahr aufgenommen werden Seltener waren Hohenburgen typisch dafur ist die Burg Starigard Altenburg heute Oldenburg in Holstein Literatur BearbeitenJanos Bak Karl Kaser Martin Prochazka Hrsg Selbstbild und Fremdbilder der Volker des ostlichen Europa Wieser Enzyklopadie des europaischen Ostens Band 18 Klagenfurt 2006 aau at Sebastian Brather Archaologie der westlichen Slawen Siedlung Wirtschaft und Gesellschaft im fruh und hochmittelalterlichen Ostmitteleuropa Erganzungsbande zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Band 30 2 Auflage Berlin 2008 ISBN 978 3 11 020609 8 Google Buchsuche Marek Dulinicz Christian Lubke Jurgen Udolph Slawen In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 29 Walter de Gruyter Berlin New York 2005 ISBN 3 11 018360 9 S 44 59 online 2 zur Geschichte der Slawen Francis Conte Les Slaves Paris 1986 ISBN 2 226 02606 1 Florin Curta The Making of the Slavs History and Archaeology of the Lower Danube Region C 500 700 Cambridge 2001 wichtige neuere Darstellung ISBN 0 521 80202 4 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Florin Curta Southeastern Europe in the Middle Ages 500 1250 Cambridge 2006 Joachim Herrmann Welt der Slawen Geschichte Gesellschaft Kultur Beck Munchen 1986 ISBN 3 406 31162 8 Joachim Herrmann Die Slawen in Deutschland Geschichte und Kultur der slawischen Stamme westlich von Oder und Neisse vom 6 bis 12 Jahrhundert Ein Handbuch Veroffentlichungen des Zentralinstituts fur Alte Geschichte und Archaologie der Akademie der Wissenschaften der DDR Band 14 Berlin 1985 Heinrich Kunstmann Die Slaven Ihr Name ihre Wanderung nach Europa und die Anfange der russischen Geschichte in historisch onomastischer Sicht Franz Steiner Verlag Stuttgart 1996 ISBN 3 515 06816 3 Christian Lubke Das ostliche Europa Die Deutschen und das europaische Mittelalter Siedler Munchen 2004 ISBN 3 88680 760 6 gut lesbare Gesamtdarstellung Eduard Muhle Die Slaven im Mittelalter De Gruyter Berlin Boston 2016 Roland Steinacher Wenden Slawen Vandalen Eine fruhmittelalterliche pseudologische Gleichsetzung und ihre Nachwirkungen In Walter Pohl Hrsg Die Suche nach den Ursprungen Von der Bedeutung des fruhen Mittelalters Wien 2004 ISBN 3 7001 3296 4 S 329 353 Karl Wilhelm Struve Zur Ethnogenese der Slawen In Michael Muller Wille Hrsg Starigard Oldenburg Ein slawischer Herrschersitz des fruhen Mittelalters in Ostholstein Neumunster 1991 ISBN 3 529 01839 2 S 9 28 Zdenek Vana Die Welt der alten Slawen Dausien Hanau 1996 ISBN 3 7684 4390 6 tschechisch Svet davnych Slovanu Artia Praha 1983 DNB 993748147 Zdenek Vana Mythologie und Gotterwelt der slawischen Volker Urachhaus Stuttgart 1993 ISBN 3 87838 937 X Alfried Wieczorek Hans Martin Hinz Hrsg Europas Mitte um 1000 2 Bande Theiss Stuttgart 2000 ISBN 3 8062 1545 6 Weblinks Bearbeiten Commons Slawen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur zum Thema Slawen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Reallexikon der germanischen Altertumskunde Band 29 2 Aufl 2005 mit zahlreichen Literaturangaben insbesondere die Eintrage Slawen Slawisch Baltisch Germanische Sprachbeziehungen Slawische Keramik Slawische Religion Slawische Sprachen Slowenische Akademie der Wissenschaften Archaologisches Institut Modell der Ethnogenese der Slawen auf der Grundlage einiger neuerer ForschungenEinzelnachweise Bearbeiten Die teils anerkannte Unabhangigkeit des Kosovo ist auf dieser Karte nicht berucksichtigt Kosovo hat eine albanischsprachige Bevolkerungsmehrheit Brockhaus Band 20 ISBN 3 7653 3680 7 S 311 Alicja Karszniewicz Mazur Die Lehnworter germanischer Herkunft im Urslawischen und Altpolnischen In Orbis Linguarum Nr 27 2004 ISSN 1426 7241 S 299 303 Digitalisat Memento vom 7 September 2006 im Internet Archive PDF 198 kB abgerufen am 21 April 2019 Dass eine solche uberhaupt existierte bestritt in neuerer Zeit Florin Curta Er geht davon aus dass die Byzantiner die neuen Gruppen an ihrer Grenze nur kennzeichnen wollten und sich dort eine eigene Identitat erst spater entwickelte Florin Curta The Making of the Slavs Cambridge 2001 S 335ff Roland Steinacher Studien zur vandalischen Geschichte Die Gleichsetzung der Ethnonyme Wenden Slawen und Vandalen vom Mittelalter bis ins 18 Jahrhundert Dissertation Kurzfassung und Inhaltsverzeichnis Nicht mehr online verfugbar In homepage uibk ac at 2002 archiviert vom Original am 13 Mai 2006 abgerufen am 19 April 2019 Zu dessen Balkanpolitik und den ersten Kontakten mit den Slawen siehe nun ausfuhrlich Alexander Sarantis Justinian s Balkan Wars Campaigning Diplomacy and Development in Illyricum Thace and the Northern World A D 527 65 Prenton 2016 Christian Lubke Das ostliche Europa Die Deutschen und das europaische Mittelalter Munchen 2004 S 42ff Sebastian Brather Archaologie der westlichen Slawen Siedlung Wirtschaft und Gesellschaft im fruh und hochmittelalterlichen Ostmitteleuropa 2 Aufl Berlin 2008 S 51f Antae In The Oxford Dictionary of Byzantium Bd 1 New York Oxford 1991 S 108f Jordanes Getica 34f Karte bei Sebastian Brather Archaologie der westlichen Slawen Siedlung Wirtschaft und Gesellschaft im fruh und hochmittelalterlichen Ostmitteleuropa 2 Aufl Berlin 2008 S 53 Zu diesem Prozess siehe Walter Pohl Die Volkerwanderung 2 Auflage Stuttgart u a 2005 S 206 212 Alle Angaben nach al Saḳaliba in Encyclopaedia of Islam New Edition Bd 8 Leiden 1995 S 872 881 Vgl auch Sebastian Brather Archaologie der westlichen Slawen Siedlung Wirtschaft und Gesellschaft im fruh und hochmittelalterlichen Ostmitteleuropa 2 Aufl Berlin 2008 S 51ff vgl dazu Sebastian Brather Archaologie der westlichen Slawen Siedlung Wirtschaft und Gesellschaft im fruh und hochmittelalterlichen Ostmitteleuropa 2 Aufl Berlin 2008 S 47 u o Joachim Herrmann Siedlung Wirtschaft und gesellschaftliche Verhaltnisse der slawischen Stamme zwischen Oder Neisse und Elbe Studien auf der Grundlage archaologschen Materials Dt Akad Wiss Schr Sektion Vor u Fruhgesch 23 Berlin 1968 S 39 77 Sebastian Brather Archaologie der westlichen Slawen Siedlung Wirtschaft und Gesellschaft im fruh und hochmittelalterlichen Ostmitteleuropa 2 Aufl Berlin 2008 S 58 Ulrich Mueller Donat Wehner Wagrien im Brennpunkt der Slawenforschung in Kathrin Marterior Norbert Nubler Hrsg Mehrsprachige Sprachlandschaften Leipzig 2016 S 209 260 hier S 220 Helmold von Bosau Slawenchronik orig um 1170 Ausgewahlte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters Freiherr vom Stein Gedachtnisausgabe Band XIX 4 Auflage Darmstadt 1983 Milan Budimir O stariјim pomenima srpskog imena Glas SAN 236 Odeљeњe literature i јezika 4 Beograd str 35 55 Rezime na latinskom dt Milan Budimir Uber die alte Erwahnung des serbischen Namens Sonja Ciric Među Lavom i Drokunom Interview mit Zlata Bojovic In Vreme Nr 1266 9 April 2015 bosnisch vreme com abgerufen am 24 August 2019 Barford citing Procopius S 59 Pavel Dolukhanov The Early Slavs Eastern Europe from the Initial Settlement to the Kievan Rus Routledge New York 2013 ISBN 978 0 582 23618 9 Lukasz M Stanaszek Phenotype of old Slavs 6th to 10th centuries russisch Moskau 1865 1869 3 Bande Winfried Schich Die Havel als Wasserstrasse im Mittelalter Brucken Damme Muhlen Flutrinnen PDF 292 kB Antrittsvorlesung In edoc hu berlin de 24 November 1992 abgerufen am 28 Juli 2019 Normdaten Sachbegriff GND 4077491 0 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Slawen amp oldid 234381627