www.wikidata.de-de.nina.az
Die Slawenburg Raddusch ist eine ausserlich weitgehend originalgetreue Nachbildung einer slawischen Fliehburg in der Nahe des heute zur Stadt Vetschau Spreewald gehorenden Dorfes Raddusch in der brandenburgischen Niederlausitz Sie gilt als Museum Slawenburg Raddusch Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte der Burg 2 Heutige Burg 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte der Burg Bearbeiten nbsp Burgwall mit WassergrabenDie Burg ist eine von circa 40 in der Niederlausitz ursprunglich bestehenden ringformigen Wallanlagen Diese Burgen waren im 9 und 10 Jahrhundert durch den slawischen Stamm der Lusitzi errichtet worden Sie dienten als Fluchtburgen fur die in unmittelbarer Nahe lebende Bevolkerung Die Konzentration dieser Burganlagen im Gebiet der Niederlausitz wird auf den starken von sachsischer Seite ausgehenden Eroberungsdruck zuruckgefuhrt Die Wallburg entstand um 880 auf einer schwachen Erhebung Ein 10 m breiter Wall wurde in einer Rostbauweise erbaut Lange Eichenbalken wurden abwechselnd in Langs und Querrichtung ubereinandergelegt und die Zwischenraume mit Erde und Steinen verfullt Dem Wall war ein 5 5 m breiter Sohlgraben vorgelegt Das Vorhandensein zweier Zugange ist fur eine relativ kleine Wallburg recht ungewohnlich Im Nordwesten in Richtung Vorburgsiedlung und im Osten fuhrten Tortunnel durch den Wall hindurch Aussen fuhrten wohl Brucken uber den Graben in die Burg Beide Eingange wurden in der Innenflache der Burg durch einen 2 3 m breiten Weg miteinander verbunden Die fast kreisrunde Innenflache Durchmesser 35 36 m war mit Hausern bebaut Einige hatten einen Lehmfussboden in anderen fand man Kuppelofen Um 930 wurde die Burg grundlegend erneuert der Wall verbreitert und erhoht Die Rostbauweise ergab zwar eine recht stabile Wallkonstruktion aber wegen des verganglichen Holzes drohte der Wall abzurutschen und musste alle 40 50 Jahre erneuert werden Hinzu kam die zunehmende Bedrohung durch das Ostfrankenreich Heinrich I grundete im Verlauf seiner Slawenfeldzuge 929 die Burg Meissen und machte die Lusizi 932 tributpflichtig Noch vor 950 musste die Befestigungsanlage ein weiteres Mal repariert werden Der Wall hatte jetzt eine Breite von 20 m Der Zugang zu den beiden Tortunneln fuhrte uber Rampen Der Durchmesser der Burgflache umfasste nun nur noch 28 m Im Burginneren konnten vier in Kastenbauweise errichtete Brunnen nachgewiesen werden Der alteste wurde mit Hilfe dendrochronologischer Untersuchungen seiner Holzbalken in die Zeit um 880 datiert Der jungste Brunnen aus der letzten Burgphase besteht aus sechs untereinander sich verengenden Kasten und erreicht eine Tiefe von rund 12 m einmalig im westslawischen Gebiet In den Brunnen lag reiches Fundmaterial Keramikfragmente Messer Lanzenspitzen Wetzsteine Schlittknochen Knochenschlittschuhe holzerne Schlagel und Spaten und eine seltene wertvolle Hanseschale nach 950 aus Messing Im jungsten Brunnen lag auch der spektakularste Fund der Gotze von Raddusch eine eichene Spaltbohle mit einem kopfartig herausgearbeiteten Abschluss und einer Durchlochung im Brustbereich Der ursprungliche Standort in der Burg ist unbekannt Dendrochronologisch auf das Jahr 926 datiert wurde er mit der Errichtung der zweiten Burg aufgestellt und landete spater zerstort Beilhiebe Feuerspuren in der Baugrube des jungsten Brunnens Das Holzidol in dieser Form ist einzigartig In Ralswiek auf Rugen wurde eine Eichenplanke mit einem eingeritzten Gesicht entdeckt Am starksten ahnelt die Figur den 63 in der heute ebenfalls wiederaufgebauten Slawenburg Gross Raden Mecklenburg gefundenen Kopfbohlen die dort als Zierwand einer Kulthalle dienten 963 unterwarf der sachsische Markgraf Gero die Lusitzi Damit war auch das Ende der Radduscher Burg gekommen Zerstorungsspuren fehlen jedoch die Anlage wurde aufgegeben und verfiel mit der Zeit Dieser Platz ist archaologisch seit langem bekannt 1880 erwahnte der Mediziner Rudolf Virchow hier eine slawische Wallburg Im 20 Jahrhundert war sie noch als eine von Baumen bestandene ringformige Erhohung zu erkennen Der Burgwall wurde bis 1984 landwirtschaftlich beackert und war dadurch stark verschliffen Zum Schluss war nur noch ein Hugel von 3 m Hohe und 85 m Durchmesser erhalten In den 1980er Jahren wurde zur Versorgung der umliegenden Kraftwerke der Braunkohlen Tagebau Seese Ost geplant Bevor sich die Riesenbagger hier durch die Landschaft frassen wurde von Archaologen des Zentralinstituts fur Alte Geschichte und Archaologie der Akademie der Wissenschaften der DDR von 1984 bis 1990 eine Rettungsgrabung durchgefuhrt Dabei stellte man fest dass die Slawen nicht die ersten Siedler an diesem Ort waren Unter dem Wall fanden die Ausgraber germanische Uberreste aus der Volkerwanderungszeit 5 6 Jahrhundert Keramikscherben Miniaturgefasse Fibelfragmente Perlen Der spatere Burgenbau hatte aber vieles eingeebnet und zerstort Die fruhesten Funde an dieser Stelle stammen jedoch aus der spaten Bronzezeit und fruhen Eisenzeit Es sind Keramikscherben die zur Lausitzer Kultur gehoren Sie deuten auf eine Siedlung nach 700 v Chr hin Von der Siedlung und einem Graberfeld wurden aber keine Spuren mehr entdeckt Als nach 1990 die Kraftwerke Lubbenau und Vetschau heruntergefahren und stillgelegt wurden bedeutete das einerseits das Ende der Kohleforderung andererseits stoppte der Tagebau nur wenige Hundert Meter vor dem Bodendenkmal heute der Bischdorfer See Das Brandenburgische Landesamt fur Denkmalpflege und Archaologisches Landesmuseum beschloss die fast vollstandig untersuchte Anlage am historischen Ort mit finanziellen Mitteln der Bergbausanierung wieder aufzubauen Die Slawenburg Raddusch steht somit stellvertretend fur eine grosse Zahl unwiederbringlich durch den Braunkohletagebau verlorengegangener Kulturguter Unweit der Burg Raddusch standen weitere ahnliche Anlagen wie etwa die Slawenburg Tornow die bereits im 7 Jahrhundert angelegt worden sein durfte Der Durchmesser des umwallten Bereichs betrug etwa 25 m 1 Heutige Burg Bearbeiten nbsp Seitenansicht nbsp Innenhof LuftaufnahmeDie heutige Burg wurde zwischen 1999 und 2003 ausserlich weitgehend originalgetreu errichtet 2 Form Aufbau und Masse des Walles des Grabens und der Tore sind durch die Ausgrabung gesichert Andere Details wurden auch von anderen Burggrabungen der Niederlausitz ubernommen Eine Besonderheit bietet das begehbare Wallinnere Die Holz Erde Konstruktion des Walles wurde beim Neubau nur einem Betonhohlkorper aussen vorgeblendet Im Wallinneren befinden sich heute ein Museum und das Burgrestaurant Das Museum bietet mit der standigen Ausstellung Archaologie in der Niederlausitz eine Zeitreise durch 12 000 Jahre Siedlungsgeschichte von der Steinzeit bis zum Mittelalter mit dem slawischen Burgenbau Im 1000 m umfassenden Burghof der als Terrasse des Restaurants sowie als Veranstaltungsort genutzt wird befinden sich rekonstruierte Speicherbauten und ein Brunnennachbau In Sichtweite zur Burg verlauft die Bundesautobahn 15 Besucher der Burg verbinden ihren Aufenthalt haufig mit einem Besuch im angrenzenden Spreewald der uber das Dorf Raddusch gunstig mit dem Kahn zu erreichen ist Betreiber der Anlage ist die REG Vetschau mbH Literatur BearbeitenMichael Ullrich Slawenburg Raddusch Eine Rettungsgrabung im Niederlausitzer Braunkohleabbaugebiet in Veroffentlichungen zur brandenburgischen Landesarchaologie Bd 34 Wunsdorf Brandenburgisches Landesamt fur Denkmalpflege und Archaologisches Landesmuseum 2003 S 121 194 ISBN 3 910011 29 2 Michael Ullrich Eine mittelalterliche Wallburg in der Niederlausitz bei Raddusch Kr Calau in Archaologische Berichte aus Mecklenburg Vorpommern Bd 1 1994 S 60 67 Harriet Bonisch Slawenburg Raddusch Archaologie in der Niederlausitz 2004Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Slawenburg Raddusch Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Forderverein Slawenburg Raddusch e V Raddusch im SpreewaldEinzelnachweise Bearbeiten Joachim Herrmann Die Slawen in Deutschland Geschichte und Kultur der Slawischen Stamme westlich von Oder und Neisse vom 6 bis 12 Jahrhundert Berlin Akademie Verlag 1985 Slawenburg Raddusch wird wiedereroffnet Brandenburgisches Landesamt fur Denkmalpflege und archaologisches Landesmuseum 27 August 2020 abgerufen am 16 April 2023 51 8049 14 03036 Koordinaten 51 48 17 6 N 14 1 49 3 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Slawenburg Raddusch amp oldid 234225621