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Als Ostfrankenreich lateinisch Regnum Francorum orientalium bezeichnet man das aus der Teilung des Frankischen Reichs im Jahr 843 hervorgegangene ostliche Teilreich Es handelt sich zusammen mit grossen Teilen des Mittelfrankenreiches um den fruhmittelalterlichen Vorlaufer des Heiligen Romischen Reichs Die Teilung des Frankischen Reiches im Jahre 843Ostfrankisches Reich nach dem Vertrag von Meerssen 870Ostfrankisches Reich nach dem Vertrag von Ribemont 880 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Niedergang des Frankenreichs 1 2 Ostfrankische Karolinger 1 3 Die Wahl Konrads und die Etablierung der Herzogtumer 1 4 Heinrich I 1 5 Otto I 2 Konige des Ostfrankenreichs 3 LiteraturGeschichte BearbeitenMit dem Vertrag von Verdun im Jahr 843 beendeten die Sohne Ludwigs I des Frommen 840 Lothar I Karl II der Kahle und Ludwig II der Deutsche den Kampf um die Macht und teilten sich die Herrschaft Lothar erhielt den mittleren Karl den westlichen und Ludwig den ostlichen Teil des Reiches Nach dem Tode des letzten ostfrankischen Karolingers war im Jahre 911 die Wahl Konrads zum Konig ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem eigenstandigen Reich Diese Entwicklung fand 962 mit der Kaiserkronung Ottos I ihren Abschluss die als Beginn des Heiligen Romischen Reiches angesehen wird Niedergang des Frankenreichs Bearbeiten Die Teilung von 843 war lediglich eine Teilung der Herrschaft Sie entsprach den frankischen Gepflogenheiten und bedeutete nicht das Ende eines gemeinsamen Frankischen Reichs Ludwig I hatte 817 auf dem Aachener Reichstag durch eine Erbregelung versucht die Einheit des Reichs zu sichern diese aber 829 wieder konterkariert als er zu Gunsten seines Sohns aus zweiter Ehe Karl eine Neuregelung vornahm Damit loste er einen Machtkampf aus der erst mit der Einigung von Verdun beendet wurde Da es zu keiner dauerhaften Einigung des Reichs unter einem Herrscher mehr kam entwickelten sich Osten und Westen auseinander Dies war auch wesentlich dadurch bedingt dass die naturgemass auftretenden Machtkampfe unter den Karolingern zu einer Vernachlassigung der Bekampfung der ausseren Feinde fuhrten Die Verheerungen welche die Normannen die Sarazenen und ab 899 die Magyaren im Reichsgebiet anrichteten fuhrten zu einem Ansehensverlust der karolingischen Dynastie und begunstigten den Aufstieg lokaler Anfuhrer Ostfrankische Karolinger Bearbeiten Das Ludwig dem Deutschen zugefallene Gebiet war kleiner und weniger weit entwickelt als die westlichen Teile Einen gewissen Ausgleich bedeutete es dass Ludwig noch uber das uneingeschrankte Recht der Bischofsernennung verfugte Er machte die Konigspfalzen in Regensburg und Frankfurt mit der Grundung von Pfalzkapellen zu Zentren seines Reichs und suchte durch Heiratspolitik sowohl den ostfrankischen Adel an seine Dynastie zu binden als auch seine Familie in den verschiedenen Stammesgebieten zu verankern An eine weitere Missionierung der Slawen also an eine Fortfuhrung der Expansion nach Osten war vorerst nicht zu denken Weder die Massentaufe bohmischer Adliger 845 noch die Einsetzung des christlichen Rastislav im Jahre 846 durch Ludwig in Mahren halfen die nur nominelle Oberhoheit der Karolinger weiter zu sichern Die 855 nach Lothars Tod erfolgte Teilung des Mittelreichs fuhrte zu Auseinandersetzungen mit Karl dem Kahlen uber die Aufteilung der mittleren Gebiete und uber die Frage welcher Familienzweig die Kaiserwurde erhalten sollte 870 wurde im Vertrag von Meerssen das spatere Lothringen geteilt fiel aber 880 im Vertrag von Ribemont ganz an das Ostreich Nach dem Tod von Lothars Sohn Ludwig II Kaiser seit 855 fand Karl der Kahle 877 die Unterstutzung von Papst Johannes VIII und liess sich 875 zum Kaiser kronen Wahrend der folgenden Kampfe starb Ludwig der Deutsche 876 Gemass seiner Anordnung wurde das ostliche Reich unter seinen Sohnen Karlmann 880 Ludwig III dem Jungeren 882 und Karl III dem Dicken aufgeteilt Nach dem Tod seiner Bruder und dem Tod der beiden Sohne des westfrankischen Konigs Ludwig dem Stammler Ludwig III 882 und Karlmann 884 konnte Karl der Dicke 888 ab 885 das Reich Karls des Grossen fur kurze Zeit wieder vereinen Wahrend Karl seine Ambitionen verfolgte hatten sich die Einfalle der Normannen verstarkt und den Westen schwer in Mitleidenschaft gezogen Der Machtschwerpunkt hatte sich damit nach Osten verschoben und die westfrankischen Adligen boten Karl dem Dicken auch die westliche Krone an Der unter Epilepsie leidende Karl konnte das weit ausgedehnte Reich nicht schutzen und liess zweimal schon fast besiegte Normannen gegen Tribut wieder ziehen Sein Ansehensverlust war so stark dass Karlmanns illegitimer Sohn Arnulf von Karnten ihn kurz vor seinem Tod absetzen konnte Die Wiedervereinigung unter einem Herrscher blieb Episode Die Karolinger hatten so stark an Autoritat verloren dass im Westen der Nichtkarolinger Odo von Paris dank seines Widerstands gegen die Normannen zum Konig erhoben wurde Trotzdem suchten er und sein Widersacher Karl der Einfaltige ein Enkel Karls des Kahlen ihre Herrschaft durch Arnulf zu legitimieren Ein deutliches Zeichen fur die Vorherrschaft die der ostfrankische Konig mittlerweile ausubte und 896 zur Kaiserkronung fuhrte Sein auf dem Ruckweg von Italien erlittener Schlaganfall mag das Verfolgen weiterer Ambitionen verhindert haben Nach Arnulfs Tod 899 wurde im Jahr 900 sein siebenjahriger Sohn Ludwig IV das Kind zum Konig im Ostfrankenreich gewahlt Seine Herrschaft vielmehr die des unter anderen Erzbischofs Hatto von Mainz stand unter der neu aufkommenden Gefahr der Ungarn unter Arpad die bereits 899 in Italien eingefallen waren und nach zwei wichtigen Siegen 906 und 910 das Ostfrankenreich fast jahrlich verheerten Bereits 911 starb Ludwig IV Die Wahl Konrads und die Etablierung der Herzogtumer Bearbeiten nbsp Siegel Konig Konrads I Zwar waren seit Karl dem Grossen die alteren Stammesherzogtumer aufgelost worden aber die Bewohner des ostfrankischen Reiches lebten je nach ihrer Stammesherkunft noch immer nach unterschiedlichen Stammesrechten Indem Ludwig der Deutsche seine Sohne als Teilkonige in den alten Stammesgebieten einsetzte wurde im Ostreich die Differenzierung nach Stammesgrenzen weiter gefordert Die endlosen Bruderkampfe und die dadurch geforderten Einfalle ausserer Feinde und insbesondere die im Namen Ludwigs des Kindes gefuhrte Regentschaft der Geistlichen und Adligen im ostfrankischen Reich fuhrten zu einem weiteren Ansehensverlust der karolingischen Dynastie Im Abwehrkampf gegen die ausseren Feinde wurde die Stellung machtiger lokaler Adliger gestarkt Haufig fuhrten sie als Anfuhrer ihres Stammesverbandes den eigentlichen Kampf gegen Normannen und Ungarn und gewannen dadurch an Ansehen Dadurch erreichten die machtigsten Adligen der Grenzgebiete in Sachsen und Bayern relativ fruh eine ubergeordnete Stellung als Herzoge Ab etwa dem Jahr 900 versuchten auch machtige Adlige in Schwaben und Franken eine herzogliche Stellung zu erreichen Beim Tode Ludwig des Kindes 911 existierten schon drei etablierte Stammesherzoge in Sachsen Franken und Bayern die einem weiteren Karolinger einen aus ihrer Mitte vorzogen und den Franken und Nichtkarolinger Konrad I zum neuen gemeinsamen ostfrankischen Konig wahlten da sich jeder Herzog alleine den ausseren Feinden nicht gewachsen fuhlte Lothringen schloss sich bei dieser Gelegenheit allerdings dem Westreich an Aus der ausseren Bedrohung entwickelte sich ein gewisses Zusammengehorigkeitsgefuhl aus dem sich ein eigenstandiges Reich bildete das die sogenannten jungeren Stammesherzogtumer von Franken Sachsen Bayern Schwaben und seit 925 Lothringen umfasste Konrad I scheiterte allerdings als er versuchte auf die Kirche gestutzt seine Herrschaft gegen die Herzoge durchzusetzen Nach erfolglosen Versuchen Lothringen wieder zu erobern wurde sein Ansehen erheblich geschwacht als 913 der bayrische Herzog Arnulf und der Schwabe Erchanger gegen die Ungarn in die Schlacht zogen wahrend der Konig untatig blieb Versuche seine Herrschaft gegen diese und den machtigen Herzog Heinrich von Sachsen durchzusetzen scheiterten Konrad uberredete kurz vor seinem Tod 918 seinen Bruder Eberhard auf die Nachfolge zu verzichten und Heinrich zu unterstutzen Nach Lesart der spateren Chronisten geschah dies aus der Einsicht heraus dass ihm das Konigsheil gefehlt habe Heinrich I Bearbeiten nbsp Das Konigssiegel Ottos I das von 936 bis 961 in Gebrauch war zeigt den Konig mit Lanze und Schild Der von Sachsen und Franken 919 zum Konig gewahlte Heinrich ging behutsamer vor Mit den Herzogen Arnulf von Bayern und Burchard von Schwaben einigte er sich bis 920 kampflos Diese erkannten seine Herrschaft an und behielten dafur das wichtige Verfugungsrecht uber die Kirche Dies gab Heinrich die Moglichkeit weitere Machtkampfe im Westfrankenreich durch die Eroberung Lothringens 925 auszunutzen Ein Einfall der Ungarn 926 wendete sich durch Gluck zum Guten als es ihm gelang einen ungarischen Fursten gefangen zu nehmen und einen neunjahrigen Waffenstillstand zu erreichen Auf dem Wormser Reichstag von 926 wurden wichtige Weichen fur seine Regentschaft gestellt Der mittlerweile verstorbene Herzog Burchard wurde durch einen Mann Heinrichs ersetzt der diesem als vorletzter Herzog das Kirchenrecht uberliess Eine Burgenordnung wurde erlassen der Heerbann reorganisiert und sein Ansehen durch die Aufwartung Rudolfs von Burgund gesteigert der ihm womoglich bei dieser Gelegenheit eine wichtige Reliquie uberliess die Heilige Lanze die spater eine wichtige Rolle bei der Aufwertung der Siege Ottos I spielen sollte In der Folge befriedete Heinrich in mehreren Feldzugen die Slawen erreichte 933 in der Schlacht bei Riade einen bedeutsamen Sieg gegen die Ungarn einen weiteren gegen die Normannen im Norden und 935 die Anerkennung seiner Herrschaft uber Lothringen durch den westfrankischen Konig Kurz vor seinem Tod 936 liess er sich von den Herzogen noch einmal die Nachfolge seines Sohnes bestatigen Otto I Bearbeiten Die Wahl Ottos I in Aachen war sorgfaltig inszeniert um den Machtanspruch der sachsischen Dynastie zu unterstreichen und einen Bezug zu dem universellen Machtanspruch Karls des Grossen herzustellen Doch musste dieser erst durchgesetzt werden Otto sah sich nach einem Slawenaufstand Rebellionen seiner Bruder Thankmar und Heinrich gegenuber die sich mit der Entschadigung durch Besitztumer als Ersatz fur einen Teil der Herrschaft nach frankischem Brauch nicht zufrieden zeigten Zudem musste Otto sich einem unbotmassigen jungen Herzog von Bayern widmen der ihm nicht das wichtige Kirchenrecht uberlassen wollte 939 ging Otto aus diesen Wirren als Sieger hervor Das Ergebnis war das uneingeschrankte Nachfolgerecht des altesten Sohnes und die Neuorganisation der Herzogtumer Sachsen und Franken blieben unmittelbar in der Hand des Konigs wahrend in Lothringen der in Gnaden wieder aufgenommene Heinrich eingesetzt wurde Die Herzoge von Bayern und Schwaben wurden durch Heiraten mit der Dynastie verbunden Otto verfolgte diese Politik spater konsequent weiter und suchte wann immer moglich den Einfluss seines Hauses auf die Herzogtumer auszubauen nbsp Das Imperium rot umrandet mit Regnum Teutonicorum blau im 10 JahrhundertAls Berengar 950 in Italien nach der Konigswurde strebte sah Otto den Zeitpunkt gekommen seinen Einfluss nach Suden auszudehnen Nach sorgfaltigen Vorbereitungen zog Otto nach Italien ubernahm die langobardische Konigswurde und heiratete Adelheid die Witwe des fruheren Konigs von Italien Bevor er weiter nach der Kaiserwurde trachten konnte zwang ihn aber ein Aufstand seines Sohnes Liudolf zur Umkehr der um seine Thronfolge furchtete 954 nutzten die Ungarn die inneren Auseinandersetzungen zu einem erneuten Uberfall und belagerten Augsburg Der aussere Feind nutzte Otto der alle Streitigkeiten beilegen konnte und 955 mit einem grossen Heer unter dem Siegeszeichen der Heiligen Lanze die Ungarn auf dem Lechfeld vor Augsburg vernichtend schlug Dieser Sieg steigerte Ottos Ansehen weit uber die Grenzen seines Reiches hinaus gewaltig Der erwartete Griff nach der Kaiserwurde folgte als Berengar in Italien wiedererstarkt zum Angriff auf Rom rustete und Papst Johannes XII Otto zu Hilfe rief 960 Nach sorgfaltigen Vorbereitungen begann 961 der zweite Italienzug der am 2 Februar 962 in der Kronung zum Kaiser gipfelte In einem dritten Italienzug von 966 bis 972 rundete Otto seine Macht mit der vom Papst genehmigten Grundung des Erzbistums Magdeburg ab die die bereits durch die Einsetzung von Markgrafen und Grundung von Bistumern erreichte Expansion nach Osten stutzte Ein weiteres Ergebnis war nach langeren Auseinandersetzungen mit dem Byzantinischen Reich in Suditalien die Vermahlung seines Sohnes Otto mit Theophanu einer byzantinischen Prinzessin Ebenso suchte Otto seine Macht durch die Einbeziehung von in seinen Kapellen ausgebildeten Geistlichen in der Verwaltung des Reichs zu stutzen Als Otto 973 kurz nach der Versammlung von Quedlinburg starb in der Gesandtschaften aus ganz Europa den Glanz seines Hauses dokumentierten war die hegemoniale Stellung des neuen Heiligen Romischen Reichs in Europa begrundet Konige des Ostfrankenreichs BearbeitenLudwig II der Deutsche 805 809 876 Konig seit 817 in Bayern und seit 843 mit dem Vertrag von Verdun im Ostfrankenreich im Teilreich Karlmann um 830 880 876 880 Konig in Bayern 877 879 auch Konig von Italien Ludwig III der Jungere 835 882 Konig 876 882 in Franken Sachsen und Thuringen seit 880 auch in Bayern Karl III 839 888 Konig in Alemannien ab 876 seit 879 auch Konig von Italien von 882 an Konig des ganzen Ostfrankenreiches ausserdem romischer Kaiser seit 881 Arnulf von Karnten 850 899 Konig seit 887 romischer Kaiser seit 896 Ludwig IV 893 911 Konig von 900 bis 911 Konrad I 881 918 Konig von 911 bis 918 Heinrich I 875 876 936 Konig von 919 bis 936 Otto I der Grosse 912 973 ostfrankischer Konig seit 936 romisch deutscher Kaiser seit 962Literatur BearbeitenAndreas Bihrer Begegnungen zwischen dem ostfrankisch deutschen Reich und England 850 1100 Kontakte Konstellationen Funktionalisierungen Wirkungen Ostfildern 2012 ISBN 978 3 7995 4290 6 Carlrichard Bruhl Die Geburt zweier Volker Deutsche und Franzosen 9 11 Jahrhundert Bohlau Verlag Koln u a 2001 Roman Deutinger Konigsherrschaft im Ostfrankischen Reich Eine pragmatische Verfassungsgeschichte der spaten Karolingerzeit Ostfildern 2006 ISBN 3 7995 5720 2 Rezension Ernst Dummler Geschichte des Ostfrankischen Reiches Erster Band Ludwig der Deutsche bis zum Frieden vom Koblenz 860 Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1960 Nachdruck der 2 Auflage von 1887 alte aber grundlegende Darstellung Ernst Dummler Geschichte des Ostfrankischen Reiches Zweiter Band Ludwig der Deutsche vom Koblenzer Frieden bis zu seinem Tode 860 876 Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1960 Nachdruck der 2 Auflage von 1887 alte aber grundlegende Darstellung Johannes Fried Der Weg in die Geschichte Die Ursprunge Deutschlands bis 1024 Propylaen Geschichte Deutschlands 1 Berlin 1994 ISBN 3 549 05811 X Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ostfrankenreich amp oldid 235698274