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Karolinger ist der auf Karl Martell zuruckgehende Hausname des Herrschergeschlechts der westgermanischen Franken das ab 751 im Frankenreich die Konigswurde innehatte Sein beruhmtester Vertreter war Karl der Grosse von dem die spateren karolingischen Herrscher abstammten Nach der Teilung des Karolingerreichs im Jahr 843 regierten die Karolinger im Ostfrankenreich bis zu ihrem dortigen Aussterben im Jahr 911 im Westfrankenreich mit zwei Unterbrechungen bis zum Dynastiewechsel von 987 der die Kapetinger an die Macht brachte Im Herzogtum Niederlothringen herrschte noch bis ins fruhe 11 Jahrhundert ein Seitenzweig der westfrankischen Karolinger Mit diesem starb das Karolingergeschlecht im Mannesstamm aus wenn man nur die nachfolgeberechtigten ehelichen Sohne berucksichtigt Nicht thronfahige Nachkommen unehelicher Kinder der karolingischen Herrscher sowie Nachkommen Karls des Grossen in weiblicher Linie existieren jedoch in grosser Zahl Stammtafel der Karolinger aus der zweiten Halfte des 12 Jahrhunderts Ekkehard von Aura Chronicon universale Berlin Staatsbibliothek Ms lat fol 295 fol 80v Inhaltsverzeichnis 1 Name 2 Geschichte 3 Herrscher 3 1 Pippinidische und karolingische Hausmeier 3 2 Karolingische Konige 3 3 Karolingische Kaiser 3 4 Konige des Ostfrankenreichs 3 5 Konige Italiens 3 6 Konige von Lothringen 3 7 Konige des Westfrankenreichs 3 8 Konige von Aquitanien 3 9 Konige von Niederburgund 3 10 Herzoge von Niederlothringen 3 11 Sonstige Herrscher 4 Die Grafen von Vermandois 5 Stammliste 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 AnmerkungenName BearbeitenAls die Karolinger regierten wurden sie in den Quellen oft als Nachkommen Karls des Grossen bezeichnet aber den Begriff Karolinger als Bezeichnung fur einen Abstammungsverband gab es noch nicht Diese Bezeichnung wurde erst nachtraglich eingefuhrt wobei man offenbar auf die Rolle Karls des Grossen als Urahn der spateren Karolinger und auf den Leitnamen Karl Bezug nahm Im Ostfrankenreich tauchte erst in der zweiten Halfte des 10 Jahrhunderts bei dem Geschichtsschreiber Widukind von Corvey die Bezeichnung Karoli Karle auf er nannte um 965 den 911 gestorbenen letzten ostfrankischen karolingischen Konig Ludwig das Kind ultimus Karolorum apud orientales Francos Letzter der Karle bei den Ostfranken In Frankreich wo die Herrschaft der Karolinger 987 geendet hatte bezeichnete bald darauf der Geschichtsschreiber Richer von Reims die Konige der Vergangenheit als Karle Daraus wurden spater die lateinischen Namensformen Karlenses Karlingi Karolini und schliesslich auch Karolingi woraus dann das deutsche Wort Karolinger abgeleitet wurde Geschichte BearbeitenAhnherren der Karolinger waren Arnulf von Metz aus dem Geschlecht der Arnulfinger und Pippin der Altere aus dem Geschlecht der Pippiniden Die Karolinger herrschten bereits ab 639 mit Unterbrechungen im Frankenreich jedoch nicht als Konige sondern nur als Hausmeier der Merowinger deren alleiniger Anspruch auf die Konigswurde weiterhin respektiert wurde Bis zur Mitte des achten Jahrhunderts konnten die Karolinger ihre Macht so weit ausbauen dass sie sich schliesslich des nominellen merowingischen Konigtums entledigen konnten Pippin der Jungere wurde 751 mit papstlicher Unterstutzung von den frankischen Adligen zum Konig der Franken akklamiert der letzte Merowinger wurde abgesetzt Man nahm ihm symbolisch das Konigsheil indem seine Haare geschoren und er in ein Kloster verbannt wurde Dieser Dynastiewechsel bedeutete eine mit dem Gedanken des Gottesgnadentums begrundete Abweichung von der Vorstellung des Geblutsrechts die aber weiterhin lebendig blieb und nun auf die neue Dynastie ubertragen wurde Sein Sohn Karl wurde im Jahr 771 Alleinherrscher uber das Frankenreich Sein Ziel war es von Anfang an alle germanischen Stamme in einem Reich zu vereinen Dies erreichte er fast mit der Unterwerfung der Bayern und der Langobarden Sein Ziel erreichte er 32 Jahre spater als er schliesslich die heidnischen Sachsen unterwarf die danach christlich werden mussten Karl wurde am 25 Dezember 800 in Rom vom Papst Leo III zum Kaiser gesalbt und gekront Bald darauf wurde er auch als Karl der Grosse bezeichnet 1 Stammtafel der Karolinger von 877 987 links und ihre verwandtschaftliche Beziehung zu den Liudolfingern Mitte Ostfranken und den Kapetingern rechts Westfranken Auf Karl den Grossen folgte 814 Ludwig der Fromme als Kaiser da Karls altere Sohne Karl der Jungere und Pippin der Bucklige bereits vor Karl verstarben Noch zu Lebzeiten Ludwigs des Frommen erhoben sich seine Sohne Lothar I Ludwig II Pippin und Karl II der Kahle in verschiedenen Koalitionen gegen ihren Vater und bekampften sich gegenseitig siehe Innerdynastische Kampfe der Karolinger 830 842 wobei der Rang des Kaisers den Lothar seit 817 als Mitkaiser seines Vaters innehatte nie in Frage gestellt wurde 843 einigten sich die drei ubrig gebliebenen Bruder Lothar I Ludwig II und Karl II im Vertrag von Verdun auf eine Teilung der Herrschaft jedoch nicht des Reiches Nachdem Lothars Sohne ohne Erben verstorben waren wurde die Herrschaft im Vertrag von Meerssen 870 zwischen Karl II und Ludwig II erneut geteilt Karl III der Dicke Konig von Ostfranken einte 885 kurzfristig beide Teile Frankens Als Kaiser folgten ihm Arnulf von Karnten und Ludwig III der Blinde Danach erloschen die Karolinger als Kaisergeschlecht Das Geschlecht der Karolinger beherrschte in unterschiedlichen Konstellationen bis 987 Mitteleuropa und pragte die fruhmittelalterliche Welt entscheidend mit Ausgehend vom frankischen Erbschaftsrecht welches keinen automatischen Primat des Erstgeborenen vorsah wurde das Frankenreich nach dem Tode Karls des Grossen mehrfach geteilt Der Vertrag von Verdun 843 kann als der Ausgangspunkt der Landerentstehung Frankreichs und Deutschlands angesehen werden Mit den Teilungen und dem Vertrag von Coulaines im westlichen Frankenreich ging ein Machtzuwachs des frankischen Adels einher der stets versuchte Teilungsplane zu seinen Gunsten zu beeinflussen Waren es die Karolinger die das Angesicht Europas so pragten dass ihr Einfluss noch auf uber 1200 Jahre hinaus sichtbar sein sollte so liegt in ihrer Herrschaft auch der Ursprung der foderativen und dezentralen Verfassung und Herrschaftsausubung auf dem Gebiet des heutigen Deutschland begrundet Als die ostfrankische Linie 911 mit Ludwig dem Kind ausstarb folgten erst mit dem Frankenherzog Konrad I ein Konradiner und ab 919 mit dem Herzog der Sachsen Heinrich I die Liudolfinger nach die spater Ottonen genannt wurden Im Westfrankenreich waren noch bis 987 Karolinger an der Macht dann wurden sie von den Kapetingern verdrangt Der Stil der Baukunst dieser Zeit eine Form der Vorromanik wird karolingischer Baustil genannt Die zur Zeit Karls des Grossen entstandene Buch und Verwaltungsschrift wird als karolingische Minuskel bezeichnet Wichtige erzahlende Quellen stellen unter anderem Einhards Biographie Karls des Grossen diverse Annalen unter anderem die sogenannten Reichsannalen die Metzer Annalen die Annalen von St Bertin und die Annales Fuldenses mehrere Chroniken wie die des Regino von Prum und Nithards Historien dar Herrscher BearbeitenPippinidische und karolingische Hausmeier Bearbeiten Pippin der Altere 580 640 Grimoald der Altere 643 662 Pippin der Mittlere 687 714 Karl Martell 714 741 Karlmann 741 747 Pippin der Jungere 741 751 Karolingische Konige Bearbeiten Pippin der Jungere 751 768 Karlmann I 768 771 Karl der Grosse 768 800 Karl der Jungere 800 811 Karolingische Kaiser Bearbeiten Karl der Grosse 800 814 Ludwig I der Fromme 813 814 840 Lothar I 840 855 Ludwig II von Italien 855 875 Karl II der Kahle 875 877 Karl III der Dicke 881 888 Arnulf von Karnten 896 899 Ludwig III der Blinde 901 905 Berengar I 915 924 Konige des Ostfrankenreichs Bearbeiten Ludwig II der Deutsche 843 876 Karlmann 876 880 Ludwig III der Jungere 876 880 882 Karl III der Dicke 876 887 Arnulf von Karnten 887 899 Ludwig IV das Kind 893 911 Konige Italiens Bearbeiten Karl der Grosse 774 814 Pippin Mitkonig 781 810 Bernhard 813 818 Lothar I 818 855 Ludwig II 844 875 Karl II der Kahle 875 877 Karlmann 877 879 Karl III der Dicke 879 887 Berengar I 888 889 896 901 Ludwig III der Blinde 900 905 Berengar I 905 924 Konige von Lothringen Bearbeiten Lothar I 843 855 Lothar II 855 869 Zwentibold 895 900 Konige des Westfrankenreichs Bearbeiten Karl II der Kahle 843 877 Ludwig II der Stammler 877 879 Ludwig III 879 882 Karlmann 866 884 Karl III der Dicke 885 887 Karl III der Einfaltige 898 923 Ludwig IV der Uberseeische 936 954 Lothar 954 986 Ludwig V der Nichtstuer 986 987 Konige von Aquitanien Bearbeiten Ludwig der Fromme 778 814 Pippin I 817 838 Pippin II 838 848 Karl das Kind 848 866 Konige von Niederburgund Bearbeiten Ludwig III der Blinde um 882 905 Buviniden Hugo I 905 947 Lothar II 947 950 Karl 950 963 Herzoge von Niederlothringen Bearbeiten Karl von Frankreich 978 991 Otto 991 1005 06 Sonstige Herrscher Bearbeiten Karl Konig der Provence 855 863 Niederburgund Karlmann Konig von Bayern 876 880 Die Grafen von Vermandois Bearbeiten Hauptartikel Vermandois Wahrend die herrschenden Linien der Karolinger erloschen uberlebte ein Zweig der Karolinger die Grafen von Vermandois selbst das Haus der Liudolfinger Ottonen die die Karolinger in der Herrschaft uber das Ostfrankenreich abgelost hatten Diese Linie der Karolinger leitet sich von Bernhard Unter Konig von Italien 812 818 ab Dieser war ein ausserehelicher Sohn des Pippin der von 781 bis 810 Unter Konig von Italien war und ein Enkel Karls des Grossen 2 Der letzte mannliche Nachkomme dieses Hauses und damit der Karolinger Graf Eudes starb nach 1085 Seine Schwester Adelaide Grafin von Vermandois und Valois 1120 24 brachte diese Grafschaften in ihre Ehe mit Hugo von Frankreich 1057 1101 ein der das zweite Haus Vermandois begrundete 3 Stammliste Bearbeiten Hauptartikel Stammliste der KarolingerSiehe auch BearbeitenKarolingische Renaissance Liste der Staatsoberhaupter Frankreichs Liste der romisch deutschen Herrscher Liste karolingischer BauwerkeLiteratur BearbeitenHans Hubert Anton Furstenspiegel und Herrscherethos in der Karolingerzeit Bonner historische Forschungen Bd 32 Rohrscheid Bonn 1968 Matthias Becher Merowinger und Karolinger Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2009 ISBN 978 3 534 15209 4 Rezension Arno Borst Die karolingische Kalenderreform Hahn Hannover 1998 ISBN 3 7752 5446 3 Arno Borst Der Streit um den karolingischen Kalender Hahn Hannover 2004 ISBN 3 7752 5736 5 Jorg W Busch Die Herrschaften der Karolinger 714 911 Enzyklopadie deutscher Geschichte Bd 88 Oldenbourg Munchen 2011 ISBN 978 3 486 55779 4 Marios Costambeys Matthew Innes Simon MacLean Hrsg The Carolingian World Cambridge Medieval Textbooks Cambridge University Press Cambridge 2011 Achim Thomas Hack Alter Krankheit Tod und Herrschaft im fruhen Mittelalter Das Beispiel der Karolinger Monographien zur Geschichte des Mittelalters Bd 56 Hiersemann Stuttgart 2009 ISBN 978 3 7772 0908 1 Hagen Keller Gerd Althoff Spatantike bis zum Ende des Mittelalters Die Zeit der spaten Karolinger und der Ottonen Krisen und Konsolidierungen 888 1024 Gebhardt Handbuch der deutschen Geschichte Bd 3 10 vollig neu bearbeitete Auflage Klett Cotta Stuttgart 2008 ISBN 978 3 608 60003 2 Johannes Laudage Lars Hageneier und Yvonne Leiverkus Die Zeit der Karolinger Primus Verlag Darmstadt 2006 ISBN 3 534 15830 X Rosamond McKitterick The Carolingians and the written word Cambridge 1989 ISBN 0 521 30539 X Rosamond McKitterick The Frankish kings and culture in the Early Middle Ages Variorum Aldershot 1995 ISBN 0 86078 458 4 Mark Mersiowsky Die Urkunde in der Karolingerzeit Originale Urkundenpraxis und politische Kommunikation 2 Bde Wiesbaden 2015 MGH Schriften 60 ISBN 978 3 447 10079 3 Walter Mohr Die Karolingische Reichsidee Munster 1962 Pierre Riche Dictionnaire des Francs Band 2 Les Carolingiens Ed Bartillat 1997 ISBN 2 84100 125 3 Pierre Riche Die Karolinger Eine Familie formt Europa DTV 4559 Munchen 1991 ISBN 3 421 06375 3 Rudolf Schieffer Die Karolinger 5 aktualisierte Auflage Kohlhammer Stuttgart 2014 ISBN 978 3 17 023383 6 Rudolf Schieffer Die Zeit des karolingischen Grossreichs 714 887 Handbuch der deutschen Geschichte Band 2 10 vollig neu bearbeitete Auflage Klett Cotta Stuttgart 2005 ISBN 3 608 60002 7 Theodor Schieffer Karolinger In Neue Deutsche Biographie NDB Band 11 Duncker amp Humblot Berlin 1977 ISBN 3 428 00192 3 S 284 Digitalisat Karl Ubl Die Karolinger Herrscher und Reich Beck sche Reihe Bd 2828 Beck Munchen 2014 ISBN 978 3 406 66175 4 Weblinks Bearbeiten Commons Karolinger Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Wiktionary Karolinger Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Linksammlung der Abteilung fur Mittelalterliche Geschichte der Universitat Tubingen hauptsachlich zu akademischen Beitragen Onlineartikel Ulrich Hausmann Italien unter den Karolingern Reichsteil oder Teilreich URN urn nbn de 0289 2011051820 In Skriptum 1 2011 ISSN 2192 4457 Artikel ist unter Creative Commons Lizenz verfugbar Anmerkungen Bearbeiten Manfred Mai Weltgeschichte Hrsg Manfred Mai Carl Hanser Munchen Wien 2002 ISBN 3 446 20191 2 S 49 Detlev Schwennicke Europaische Stammtafeln Neue Folge Band III Tafel 49 Verlag J A Stargardt Marburg 1984 Detlev Schwennicke Europaische Stammtafeln Neue Folge Band III Tafel 55 Verlag J A Stargardt Marburg 1984 Normdaten Person GND 118721003 lobid OGND AKS LCCN sh85020340 VIAF 50020166 Wikipedia Personensuche Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karolinger amp oldid 231554318