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Dieser Artikel behandelt eine charakteristisch ausgepragte Erscheinungsform Ausfuhrungsform menschlicher Tatigkeiten andere Bedeutungen siehe Stil Begriffsklarung Der Ausdruck Stil bezeichnet eine charakteristisch ausgepragte Erscheinungsform ursprunglich einer Sprache oder eines Kunstwerks oder das einheitliche Geprage der kunstlerischen Erzeugnisse einer Zeit z B Bau Mal Rembrandt gotischer Stil 1 Ebenfalls mit Stil oft als Teilausdruck wird die meist in engem Zusammenhang mit der Erscheinungsform einer Sache stehende Art und Weise der Ausfuhrung bezeichnet z B der Stil mit dem eine Sporttechnik ausgefuhrt wird vgl Schwimmstil 1 Der Begriff Stil Erscheinungsform oder Art und Weise der AusfuhrungUrsprunglich bezieht sich der Ausdruck auf Kunst Maler haben einen Malstil Hauser haben einen Baustil Schreibende z B Autoren Dichter einen Schreibstil Komponisten einen Komponierstil Musiker einen Musizierstil und Sanger einen Gesangsstil Kunststile werden untersucht und klassifiziert von der Stilkunde einem Teilbereich der Kunstgeschichte In einem weiteren Sinne umfasst Stil auch allgemeine Phanomene etwa der Alltagskultur zum Beispiel die Art wie man sich kleidet Kleidungsstil schmuckt sein Haar tragt Zu den entscheidenden Merkmalen eines Stils gehort dass er im jeweiligen Kontext als Alternative zu anderen moglichen Stilen wahrgenommen wird Gibt es zur jeweiligen Art und Weise keine relevante Alternative wird sie auch nicht als Stil empfunden 2 Der Anglizismus Style wird seit einigen Jahrzehnten besonders im Kontext von Mode und Jugendkulturen oft statt des Wortes Stil verwendet jedoch mit Bedeutungsschattierungen und je nach Zusammenhang unterschiedlichen Konnotationen gestylt stylis c h Style ist Bestandteil einiger deutscher Worter geworden z B Styling Hairstylist 3 Inhaltsverzeichnis 1 Wortherkunft 2 Begriffsbestimmung 2 1 Kunstgeschichte 2 2 Kunst und Handwerk 2 3 Sprache 2 4 Technik 3 Erweiterte Bedeutungen 4 Stil als asthetischer Begriff 5 Stil in der Musik 6 Literatur 6 1 Allgemeine Werke Stiltheorie 6 2 Literatur zu speziellen oder genrebezogenen Stilrichtungen 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseWortherkunft BearbeitenStil ist seit dem 15 Jahrhundert im Deutschen bezeugt und geht auf lateinisch stilus Stangel Schreibgerat Griffel zuruck 4 Die Verbindung ist folgende Man konnte an einem Schriftstuck erkennen wie also zunachst mit welchem Griffel jemand etwas geschrieben hatte Danach wurde die Bedeutung von Technik zu schreiben uber Art zu schreiben Handschrift auf die typische literarische Handschrift eines Meisters oder einer Schule Manier ubertragen Das Wort ist moglicherweise nicht direkt aus dem Lateinischen ins Deutsche gekommen sondern uber das Italienische stile wo es schon sehr viel langer bezeugt ist Stil kann im Anlaut mit Sch wie im Wort Stadt vor allem im suddeutschen Raum oder mit St mit scharfem stimmlosen s wie im Wort Weste hochdeutsche Standardaussprache gesprochen werden Viele Sprecher wenden die St Variante an um das Wort von Stiel zu unterscheiden mit dem es allerdings von seiner Herkunft her sogar verwandt ist Stil ist nicht bedeutungsgleich mit Stilisierung Abstraktion zu sehen das den ursprunglichen Kontext des Graphischen gegenuber dem Ausformuliert Malerischen behalten hat Begriffsbestimmung BearbeitenKunstgeschichte Bearbeiten Der kunsthistorische Stil Begriff bezieht sich auf eine Epoche oder Ara der Kunstgeschichte den Epochenstil auf eine Region mit gemeinsamer kultureller Tradition oder die Kunstausserungen einer spezifischen kulturellen Gruppe den kulturellen Stil auf das Kunstschaffen einer Ethnie in ihrer kulturellen Identitat den ethnischen Stil oder aber auf den personlichen Ausdruck eines Kunstlers oder einer Werkstatt den personlichen oder Personalstil Die Einheit eines Personalstils schliesst Vielfalt Vielfalt in der Einheit nicht aus wie etwa bei dem spanischen Dichter Francisco de Quevedo der bei unverkennbar eigener literarischer Charakteristik duster zu sein vermag und witzig derb und tiefsinnig trocken und visionar 5 Die charakteristische Auspragung bezieht sich auf Ahnlichkeit bezuglich formaler Merkmale nicht auf die Gleichheit der Form wie bei Standardisierungs prozessen die als Gemeinsamkeit dem Gros der Manifestationen Tatigkeiten jener Epoche Region Person etc zugeschrieben wird Ein Stil bildet sich durch die nicht immer bewusste aber stets koharente Auswahl Bewertung und Anwendung bestimmter Ausfuhrungsmerkmale Anhand solcher stilbildender Merkmale lassen sich beispielsweise in den bildenden Kunsten Stilrichtungen feststellen Mit anderen Worten ist ein Stil der Kanon einer Formensprache und Stilbruch das vorsatzliche oder versehentliche Verletzen dieses Kanons Kunst und Handwerk Bearbeiten In Kunst und Handwerk bezeichnet der Stil demgemass die Art und Weise wie ein Werk geschaffen ist die Art des Prozesses und die Art des Resultats wobei es um Merkmale geht die typisch bzw charakteristisch sind fur einen Kunstler eine Epoche eine Schule ein Lebewesen Tier oder auch nur ein Werk Der Stil kann unabhangig sein von Funktion oder Inhalt des Werks dann hat er sich verselbstandigt In der Kunst wird Stil manchmal von Manier abgegrenzt Bei Komponisten und darstellenden Kunstlern spricht man auch von einem Personalstil In der aktuellen Kunstgeschichte wird zunehmend der Pluralismus der Stile innerhalb einer Epoche oder im Werk eines Kunstlers untersucht und in Beziehung mit historischen sozialen und kommunikativen Kontexten gesetzt Stile werden nicht nur als formale Klassifikation sondern auch als Bedeutungstrager analysiert Das entspricht der oft zu beobachtenden historischen Rolle von Stilen als Bedeutungstragern im Rahmen des Konzeptes der Angemessenheit Decorum Auch das traditionelle Konzept des einheitlichen Epochenstils wird immer mehr in Zweifel gezogen 6 Sprache Bearbeiten In der Sprache handelt es sich bei Stil um diejenigen Merkmale einer Ausserung oder eines Textes die nicht die Bedeutung betreffen sondern nur die Art und Weise wie diese Bedeutung versprachlicht wird Die gleiche Bedeutung kann auf unterschiedliche Art und Weise also mit unterschiedlichem Stil versprachlicht sein Insofern gibt es Uberschneidungen mit dem Begriff der Sprachebene die sich im Wesentlichen in Hochsprache Alltagssprache Rotwelsch oder Jargon und Vulgarsprache unterteilen lasst In der Rhetorik gibt es eine Reihe von rhetorischen Figuren mit deren Hilfe besondere sprachliche Effekte erzielt werden Im Journalismus wurde der Ausdruck Stilform durch die Bezeichnung journalistische Darstellungsform abgelost Der Stil wird massgeblich von dem Genre bestimmt in dem geschrieben wird zum Beispiel in der dichten Form einer SMS oder eines Zeitungsartikels dort dann wissenschaftlich oder politisch motiviert in der feuilletonistischen Kurzform einer Glosse oder im Roman siehe auch Sprachgebrauch In fiktionalen Texten hat der Autor mehr stilistische Freiheiten Technik Bearbeiten Besonders in technischen Disziplinen werden Details zur erwarteten bzw geforderten Erscheinungsform von Produkten oder Ergebnissen meist in speziellen oft individuell je Unternehmen je Produkt oder projektbezogen erstellten Regelwerken festgelegt So basiert beispielsweise die Gestaltung der Benutzeroberflache eines Computerprogramms auf einem GUI Styleguide oder die formale Struktur des Quellcodes von Computerprogrammen auf Programmierstilen beziehungsweise Richtlinien zur Quelltextformatierung Erweiterte Bedeutungen BearbeitenAusserhalb der bildenden Kunste allgemein spricht man auch von Stilen oft von Verhaltensstilen je nach betrachtetem Verhalten Resultaten einer Handlung also etwa von Wohnstil Modestil Denkstil Programmierstil Lauf oder Schwimmstil usw Stile konnen sich andern sie sind oft zeitgebunden und differieren zumeist ortlich nach Gruppen und Individuen ausserordentlich stark Im weiteren Sinne umfasst Stil alle Aspekte von Design also Formgebung Entwerfen Gestaltung Styling Im Sport bezeichnet es die Art und Weise wie die Bewegungen des Korpers im Rahmen bestimmter Regeln ausgefuhrt werden Beispiel im Hochsprung der Straddle eine Rollbewegung uber die Latte und der Fosbury Flop kreiert durch Dick Fosbury als uber den Rucken gesprungene Technik Zu erwahnen sei noch das Spannungsfeld der Begriffe mit Stil kultiviert manieriert zivilisiert Jemand hat einen Stil orientiert also sein Konsum verhalten konsequent an einem von ihm vertretenen Wertkonzept dem meist traditionelle Qualitatsvorstellungen zu Grunde liegen aber jemand hat Stil wenn er sich innerhalb eines geschmacklichen Kanons sicher bewegt Stil als asthetischer Begriff BearbeitenDie Asthetik interessiert sich fur Stil als ein allgemeines Phanomen namlich als etwas was bestimmten Handlungsweisen zugeschrieben wird Stil Zuschreibungen folgen zwar gewissen Regeln sind aber immer subjektiv Ein wesentliches Merkmal ist dabei dass ein Stil als Alternative zu anderen Stilen gedacht wird Mit der rechten Hand zu zeichnen ist fur eine Rechtshanderin zwar eine Handlungsweise aber keine stilistische Entscheidung weil es fur sie keine Alternative gibt Entscheidet sie sich aber zwischen Tusche und Bleistift trifft sie eine stilistische Entscheidung Bei Stilen lassen sich mehrere Ebenen auseinanderhalten Die Form eines Stils besteht aus seinen ausserlichen Eigenschaften diejenigen Stilelemente an denen ein Stil erkannt wird Daneben verkorpert jeder Stil auch einen Sinn Hierbei kann es sich um die Funktion handeln die dieser Stil erfullt oder die Stimmung die er vermittelt Und schliesslich treten Stile meist in einem gewissen ausseren Rahmen in Erscheinung dem Raum Gemalde hangen im Museum Graffitikunst ziert Hauswande Einen Choral hort man oft in Kirchen Schunkellieder dagegen bei einer Karnevalssitzung 7 Stil in der Musik Bearbeiten In den Musikwissenschaften ist der Stilbegriff von Guido Adlers zentraler Setzung bis zu seiner Verdrangung durch Geschmacks und Praferenzforschungen in den 1970er Jahren mit unterschiedlichem Stellenwert und deutlich verschiedenen Absichten verhandelt worden Wahrend bei Adler die Systematisierung chaotischer Zustande dazu dienen sollte in dem Knauel kunstlerischer Erscheinungen den roten Faden der Geschichte aufzudecken 8 ging es bei der Annaherung des Stilbegriffs an die Mode um eine Erweiterung von Massstaben der perfekten Angemessenheit auf den Lebensstil was lange vor Adlers Abhandlung zur Temporalisierung des Stilbegriffs gefuhrt hat 9 Dick Hebdige vertritt fur die populare Musik eine anthropologisch strukturalistische Position bei der er zwei Annaherungen vorschlagt Homologie und praktische Zuordnung von Bedeutung 10 Leonard B Meyer befasste sich mit der Systematisierung von Einschrankungen bei der Stilausubung 11 Mit der Aneignung von Stilmitteln ist die Antizipation von Handlungen zugunsten eines virtuell gemeinschaftlichen Handlungsverlaufs durch eine Variation von Gegenstandsbezugen verbunden In den 1970er Jahren kann die Rede von einer exponentiellen Vervielfachung von Stilrichtungen in der popularen Musik sein die dem Entstehen von vielen kleinen Studios und Schallplattenfirmen anstelle weniger grosser zu verdanken war 12 Literatur BearbeitenAllgemeine Werke Stiltheorie Bearbeiten Jan Bialostocki Stil und Ikonographie Studien zur Kunstwissenschaft Dresden 1966 Ludwig Borne Bemerkungen uber Sprache und Stil 1826 In Samtliche Schriften Band II Dusseldorf 1964 Jan von Brevern Joseph Imorde Hrsg Stil Style In Kritische Berichte 42 2014 Heft 1 Wolfgang Bruckle Stil kunstwissenschaftlich In Asthetische Grundbegriffe Historisches Worterbuch in sieben Banden Band 5 Stuttgart Weimar 2003 S 665 688 Dirk Budde Stil und Stilbegriff in der Popularen Musik Giessen 1998 Hans Werner Eroms Stil und Stilistik Eine Einfuhrung Erich Schmidt Verlag Berlin 2007 ISBN 978 3 503 09823 1 H U Gumbrecht K L Pfeiffer Stil Geschichten und Funktionen eines kulturwissenschaftlichen Diskurselements Frankfurt am Main 1986 H U Gumbrecht Schwindende Stabilitat der Wirklichkeit Eine Geschichte des Stilbegriffs In H U Gumbrecht K L Pfeiffer Stil Geschichten und Funktionen eines kulturwissenschaftlichen Diskurselements Frankfurt am Main 1986 S 726 788 Dick Hebdige Subculture The Meaning of Style London 1979 deutsch in Schocker Stile und Moden der Subkultur Reinbek 1983 Gabor Paal Stil In Was ist schon Die Asthetik in allem Wurzburg 2020 ISBN 978 3 8260 7104 1 S 205 218 Veronika Pohnl Die mediale Dimension des Stilbegriffs in Kunst und Wissenschaftstheorie In MEDIENwissenschaft H 2 2015 S 164 181 Volltext Caecilie Weissert Hg Stil in der Kunstgeschichte Neue Wege der Forschung Darmstadt 2009 Literatur zu speziellen oder genrebezogenen Stilrichtungen Bearbeiten Julian Blunk Zum Transfer kunstwissenschaftlicher Stilbegriffe in die Filmwissenschaft In Julian Blunk Tina Kaiser Dietmar Kammerer Chris Wahl Hrsg Filmstil Perspektivierungen eines Begriffs edition text kritik Munchen 2016 S 21 39 archiv ub uni heidelberg de Gerhard Dunnhaupt Das Eindringen des marinistischen Prosastils in die deutsche Romanprosa mit Werders Dianea Ubersetzung In Studi Germanici nuova serie XI 3 1973 S 257 272 Stephan Hoppe Northern Gothic Italian Renaissance and beyond Toward a thick description of style In Monique Chatenet Hrsg Le Gothique de la Renaissance Actes des quatrieme Rencontres d architecture europeenne Paris 12 16 juin 2007 Paris 2011 S 47 64 Stephan Hoppe Norbert Nussbaum Matthias Muller Hrsg Stil als Bedeutung in der nordalpinen Renaissance Wiederentdeckung einer methodischen Nachbarschaft Regensburg 2008 Bruno Klein Bruno Boerner Hrsg Stilfragen zur Kunst des Mittelalters Eine Einfuhrung Berlin 2006 Alexander Nagel Christopher S Wood Anachronic Renaissance New York 2010 Klaus Jan Philipp Gansemarsch der Stile Skizzen zur Geschichte der Architekturgeschichtsschreibung Stuttgart 1998 Christopher S Wood Forgery replica fiction Temporalities of German Renaissance art Chicago 2008 Caecilie Weissert Stil In Roland Kanz et al Hrsg Enzyklopadie der Neuzeit Band 12 Stuttgart Weimar 2010 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikiquote Stil Zitate nbsp Wiktionary Stil Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Zeit Interview Was geht gar nicht Frau Strehle Einzelnachweise Bearbeiten a b Der Kleine Wahrig Worterbuch ISBN 3 577 10649 2 Gabor Paal Was ist schon Die Asthetik in allem Wurzburg 2020 S 205 218 ISBN 978 3 8260 7104 1 Webster s standard American style manual Verlag Merriam Webster Springfield Mass USA 1985 ISBN 0 87779 033 7 Duden Herkunftsworterbuch ISBN 3 411 20907 0 Andreas Dorschel Herrsche in Dir selbst In Suddeutsche Zeitung Nr 32 9 Februar 2004 S 14 Stephan Hoppe Norbert Nussbaum Matthias Muller Hrsg Stil als Bedeutung in der nordalpinen Renaissance Wiederentdeckung einer methodischen Nachbarschaft Regensburg 2008 Darin zum Thema besonders mit weiteren Literaturangaben Stephan Hoppe Stil als Dunne oder Dichte Beschreibung Eine konstruktivistische Perspektive auf kunstbezogene Stilbeobachtungen unter Berucksichtigung der Bedeutungsdimension S 48 103 Gabor Paal Was ist schon Die Asthetik in allem Wurzburg 2020 S 207ff G Adler Der Stil in der Musik Prinzipien und Arten des musikalischen Stils 1911 Leipzig 1929 S 3 W Sanders Linguistische Stiltheorie Gottingen 1973 S 116 D Hebdige Subculture The Meaning of Style London 1979 deutsch in Schocker Stile und Moden der Subkultur Reinbek 1983 L B Meyer Style and Music Theory History and Ideology Chicago 1989 Dirk Budde Stil und Stilbegriff in der Popularen Musik Giessen 1998 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stil amp oldid 239251901