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Dieser Artikel behandelt den allgemeinen Begriff Zum Begriff in der Geoinformatik siehe Merkmal GIS Siehe auch Merkmal UML Ein Merkmal auch Charakteristikum ist allgemein eine erkennbare Eigenschaft die eine Person eine Sache oder einen abstrakten Zusammenhang von anderen unterscheidet Der Merkmalsbegriff wird auch in DIN 55350 sowie DIN EN ISO 9000 2005 Abs 3 5 1 definiert Der Begriff Merkmal ist in der deutschen Sprache seit dem 17 Jahrhundert belegt 1 Eine besondere Rolle spielte das Merkmal beim Klassifizieren von Gegenstanden in der Taxonomie seit dem 17 Jahrhundert z B bei Carl von Linne siehe Biologie Inhaltsverzeichnis 1 Wissenschaften 1 1 Philosophie Begriffstheorie 1 2 Biologie 1 3 Psychologie 1 4 Linguistik 1 5 Statistik und Empirik 1 6 Angewandte Informatik 2 Beispiele 2 1 Produktmerkmale 2 2 Merkmale einer Handschrift 3 Arten von Merkmalen 3 1 Quantitative und qualitative Merkmale 3 2 Diskrete und stetige Merkmale 3 3 Haufbare und nicht haufbare Merkmale 4 Siehe auch 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseWissenschaften BearbeitenPhilosophie Begriffstheorie Bearbeiten In der Philosophie wird der Begriff Merkmal auf die traditionelle Lehre vom Begriff bezogen in der unterschieden wird zwischen einem Seienden von dem der Begriff aussagbar ist Materialobjekt und dem Inhalt Formalobjekt der in diesem Begriff erfasst ist Materialobjekt und Formalobjekt Als Begriffsinhalt gilt das Merkmal oder die Gesamtheit der Merkmale 2 Verwendet wird der Begriff sowohl in der semantischen Bedeutung von Kennzeichen Zeichen differentia specifica als auch im Sinne von Eigenschaft 2 Fur den Philosophen Immanuel Kant 1724 1804 war ein Merkmal dasjenige an einem dinge was einen theil des erkenntnis desselben ausmacht 1 Seitdem sind die wesentlichen Merkmale ein unverzichtbarer Bestandteil von Definitionen 3 Der Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel 1770 1831 schrieb hingegen Nichts ist so sehr selbst das Merkmahl der Aeusserlichkeit und des Verkommens der Logik als die beliebte Kategorie des Merkmahls 4 Der Logiker Gottlob Frege setzte die Eigenschaften eines Gegenstandes mit den Merkmalen der Begriffe gleich unter die der Gegenstand fallt siehe Zitat Frege Biologie Bearbeiten Hauptartikel Apomorphie und Plesiomorphie In der Botanik war es Carl von Linne 1707 1778 der zur Unterscheidung der verschiedenen Pflanzenarten das wesentliche Merkmal ins Blickfeld seiner Einteilungen nahm Nach ihm ergab sich das wesentliche Merkmal aus der sorgfaltigsten Beschreibung der Entwicklung der Blute und Frucht der ersten Art Alle anderen Arten der Gattung werden mit der ersten verglichen wobei alle ungleichformigen Merkmale ausgeschlossen werden Nach dieser Arbeit erhalt man das wesentliche Merkmal 5 Sowohl Linne als auch der Botaniker Joseph Pitton de Tournefort 1656 1798 definierten mit dem wesentlichen Merkmal eine botanische Gattung 6 Mit Ausnahme des etwas problematischen Begriffs Wesen der fur viele heutige Leser wenn auch nicht unbedingt fur Linne selbst 7 8 einen essentialistischen Beiklang hat entspricht dies bis heute der Arbeit der Biologen mit Differentialmerkmalen Heute versteht man in der Biologie unter Merkmalen alle Eigenschaften von Arten und anderen Gruppen bzw Individuen die zu deren Unterscheidung verwendet werden konnen Als Artmerkmale dienen meist in erster Linie morphologische Merkmale andere wie physiologische ethologische oder genetische Merkmale konnen aber je nach Fragestellung wichtiger sein Individuelle Merkmale sind zum Beispiel Alter Erfahrung oder Status bei sozialen Arten Einige Merkmale sind nicht eindeutig zuzuordnen beispielsweise ist die Korpergrosse ein Artmerkmal das oft zur Unterscheidung verwandter Arten herangezogen wird sie ist aber innerhalb einer Reaktionsnorm auch individuell variabel Die Auspragung eines Merkmals hangt oft sowohl von den Erbanlagen als auch von ausseren Umwelteinflussen ab Dabei legen die Gene in ihrer Gesamtheit den Toleranzbereich fest in dem Merkmale auf Grund der Umwelteinflusse variieren konnen Dabei spielen auch Mechanismen der Selbstorganisation eine Rolle Beispiele fruhembryonale Vernetzung der Nervenzellen des Gehirns Ausbildung der Knochenbalkchen Die umweltgesteuerte Auspragung wird als Modifikation bezeichnet Zeigen einzelne Tierarten oder gruppen eine besondere Eigenschaft die bei allen ubrigen Lebewesen nicht auftaucht so wird von einem Exklusivmerkmal gesprochen Beispiel Behaarung bis hin zum Fell tritt lediglich bei Saugetieren auf Eine grosse Rolle spielen Umwelteinflusse zum Beispiel in der Ethologie wenn Verhaltensmerkmale in der Entwicklung des Individuums durch Pragung oder andere Lernformen individuell verschieden ausgebildet werden Das Merkmal wird von Jakob Johann von Uexkull als Regelgrosse innerhalb des Funktionskreises angesehen 9 In der phylogenetischen Systematik oder Kladistik wird der Begriff Merkmal teilweise mit zwei unterschiedlichen Bedeutungen verwendet So wird er einerseits in der Bedeutung eine Struktur eines Organismus benutzt Andererseits wird der Zustand in dem sich eine Struktur befindet ebenso als Merkmal bezeichnet Nach dem ersten Ansatz ware zum Beispiel rote Blutenfarbe ein Merkmal einer Pflanze nach dem zweiten ware rot eine Auspragung des Merkmals Blutenfarbe Der zweite Ansatz wird meist bevorzugt weil er aufgrund der Unterscheidung zwischen Merkmal engl character und Merkmalszustand engl character state eine genauere Beschreibung ermoglicht Einige Biologen verwenden den Begriff aber weiterhin im Sinne von individuelle Eigenschaften 10 Psychologie Bearbeiten Der Begriff des Merkmals wird im Rahmen der Differentiellen Psychologie bzw Psychologischen Diagnostik auch als Oberbegriff fur alle psychischen Attribute einer Person hinsichtlich der sich die Person von anderen unterscheiden kann verwendet Eine Ursache ist dass der Eigenschaftsbegriff im engeren Sinne fur uberdauernde Personlichkeitseigenschaften engl trait verwendet wird von denen die Zustande engl state oder Verhaltensgewohnheiten engl habit zu unterscheiden sind 11 Linguistik Bearbeiten In der Allgemeinen Linguistik sind Merkmale Eigenschaften von sprachlichen Objekten siehe distinktives Merkmal Merkmalstruktur semantisches Merkmal Statistik und Empirik Bearbeiten In der Statistik spricht man von einem Merkmal im Sinne einer erhobenen Grosse bzw einer statistischen Variable Angewandte Informatik Bearbeiten In der angewandten Informatik benutzt man Merkmale von Daten in Signalform Bilder Sprachdaten um die Daten besser verarbeiten zu konnen Beispiele sind die Energie eines Sprachsignals oder eines Bildes MFCCs oder LPCs in der Spracherkennung Verschiedene Merkmale werden oft zu Merkmalsvektoren zusammengefasst welche die Mustererkennung erleichtern Beispiele BearbeitenProduktmerkmale Bearbeiten Zahlreiche kaufliche Produkte werden in vielfaltigen Varianten hergestellt die durch eine Vielzahl von Merkmalen beschrieben werden Bei den Merkmalen handelt es sich um Eigenschaften die fur das jeweilige Produkt typisch sind und es sowohl aus Kunden als auch aus Herstellersicht eindeutig charakterisieren Insbesondere bei Automobilen kann sich der Kunde die Merkmale seines Produktes mit Hilfe eines Produktkonfigurators selber zusammenstellen Die Merkmale konnen entweder lose nebeneinanderstehen oder logisch miteinander verbunden sein und einen idealen booleschen Verband bilden 12 Dadurch ist es einfacher eine konsistente Auswahl der Produktmerkmale zu erreichen Merkmale einer Handschrift Bearbeiten In der Schriftvergleichung und der Graphologie sind zahlreiche Merkmale von Handschriften von Interesse z B Besonderheiten der Druckgebung der Strichbeschaffenheit der Formgebung und Bewegungsfuhrung des Bewegungsflusses der Bewegungsrichtung sowie der horizontalen und vertikalen Ausdehnung und Flachengliederung Arten von Merkmalen BearbeitenQuantitative und qualitative Merkmale Bearbeiten Quantitative Merkmale werden gemessen oder gezahlt Die Merkmalsauspragungen werden als Zahlenwerte plus Einheit angegeben Mogliche Werte sind zum Beispiel 30 cm fur das Merkmal Lange und 5 kg fur das Merkmal Masse Quantitative Merkmale konnen diskrete oder stetige Merkmale sein siehe unten 13 Qualitative Merkmale sind Merkmale die in Worten oder in Zahlen beschrieben werden konnen Beispielsweise 0 rot 1 grun Qualitative Merkmale sind immer diskret da sie von Natur aus nur eine abzahlbare Menge moglicher Merkmalswerte Kategorien haben 14 Diskrete und stetige Merkmale Bearbeiten Diskrete Merkmale Diskret sind solche Merkmale die nur endlich viele oder abzahlbar unendlich viele Auspragungen annehmen konnen Insbesondere sind alle Merkmale diskret deren Werte man durch Zahlen ermittelt 14 Statt von diskreten Merkmalen spricht man auch von diskontinuierlichen Merkmalen 15 Stetige Merkmale Stetig sind solche Merkmale die jeden beliebigen reellen Wert zumindest in einem Zahlenintervall annehmen und damit uberabzahlbar viele Auspragungen aufweisen konnen Typische stetige Merkmale sind Zeit Lange Gewicht Volumen etc 14 Quasistetige Merkmale Diskrete Merkmale die eine extrem hohe Anzahl moglicher Auspragungen annehmen konnen werden gelegentlich als quasistetig bezeichnet Dies trifft beispielsweise auf Geldbetrage zu die auf zwei Nachkommastellen genau erfasst werden konnen Aus Vereinfachungs und Kostengrunden werden diese teils durch Klassierung ganz klar diskretisiert wie bei Einkommenensgrenzen Umgekehrt konnen sie auch bei besonderer Bedeutung verstetigt werden was beispielsweise der Fall ist wenn Wechselkurse auf 5 Nachkommastellen genau angegeben werden 14 Haufbare und nicht haufbare Merkmale Bearbeiten Je nachdem ob ein Merkmalstrager bezuglich einer Merkmalsdimension nur eine oder mehrere Merkmalsauspragungen tragen kann unterscheidet man nicht haufbares Merkmal Jedem Merkmalstrager kann eindeutig nur eine Merkmalsauspragung zugeordnet werden Beispielsweise hat jeder Mensch nur eine Korpergrosse 16 haufbares Merkmal Ein Merkmalstrager kann mehrere Merkmalsauspragungen tragen Beispielsweise kann ein Mensch zwei Berufe haben 16 Indem fur alle moglichen Kombinationen eines haufbaren Merkmals eineindeutig ein neuer Merkmalswert zugeordnet wird kann ein haufbares Merkmal in ein nicht haufbares zuruckgefuhrt werden 16 Siehe auch BearbeitenAttribut Grammatik Attribut Philosophie InterpretationsschlusselWeblinks Bearbeiten Wiktionary Charakteristikum Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Wiktionary Merkmal Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Wikiquote Merkmal ZitateEinzelnachweise Bearbeiten a b Hermann Paul Deutsches Worterbuch 9 vollstandig neu bearbeitete Auflage hrsg von Helmut Henne und Georg Objartel unter Mitarbeit von Heidrun Kamper Jensen Tubingen 1992 ISBN 3 484 10679 4 S 569 a b Peter Prechtl Franz Peter Burkard Metzler Philosophielexikon Begriffe und Definitionen Stuttgart Weimar 1996 ISBN 3 476 01257 3 S 320 f Hermann Scheffler Die Naturgesetze und ihr Zusammenhang mit den Prinzipien der abstrakten Wissenschaften Band 2 1880 S 400 Georg Wilhelm Friedrich Hegel Vorlesungen uber die Logik Nachgeschr von Karl Hegel Hrsg von Udo Rameil unter Mitarbeit von Hans Christian Lucas Berlin 2001 ISBN 3 7873 0783 4 S 327 books google de Michel Foucault Die Ordnung der Dinge Eine Archaologie der Humanwissenschaften 14 Auflage Frankfurt am Main 1997 ISBN 3 518 27696 4 S 182 f Michel Foucault Die Ordnung der Dinge Eine Archaologie der Humanwissenschaften 14 Auflage Frankfurt am Main 1997 S 188 Staffan Muller Wille Collection and collation theory and practice of Linnaean botany In Studies in History and Philosophy of Biological and Biomedical Sciences 38 2007 S 541 562 Mary P Winsor Linnaeus s biology was not essentialist In Annals of the Missouri Botanical Garden 93 2006 S 2 7 Johann Jakob von Uexkull Theoretische Biologie Verlag von Gebruder Paetel Berlin 1920 Bernhard Wiesmuller Winfried Henke Hartmut Rothe Phylogenetische Systematik Eine Einfuhrung Berlin Heidelberg u a 2002 ISBN 3 540 43643 X S 60 books google de M Amelang Differentielle Psychologie und Personlichkeitsforschung Kohlhammer Stuttgart Jahr Kap 6 S 51 ff W Herlyn PPS im Automobilbau Hanser Verlag Munchen 2012 S 79 88 Helge Toutenburg Michael Schomaker Malte Wissmann Christian Heumann Arbeitsbuch zur Deskriptiven Und Induktiven Statistik Springer Verlag Berlin 2009 ISBN 978 3 540 89035 5 S 2 eingeschrankte Vorschau a b c d Jorg D Meissner Statistik verstehen und sinnvoll nutzen Anwendungsorientierte Einfuhrung fur Wirtschaftler Oldenbourg Wissenschaftsverlag Munchen 2004 ISBN 3 486 20035 6 S 19 20 eingeschrankte Vorschau Uwe W Gehring Cornelia Weins Grundkurs Statistik fur Politologen 4 Auflage VS Verlag fur Sozialwissenschaften Wiesbaden 2004 ISBN 3 531 53193 X S 36 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche a b c Georg Bol Deskriptive Statistik Lehr und Arbeitsbuch Oldenbourg 2004 ISBN 3 486 59951 8 S 17 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Normdaten Sachbegriff GND 4253132 9 lobid OGND AKS 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