www.wikidata.de-de.nina.az
Mustererkennung Pattern Recognition ist die Fahigkeit in einer Menge von Daten Regelmassigkeiten Wiederholungen Ahnlichkeiten oder Gesetzmassigkeiten zu erkennen Dieses Leistungsmerkmal hoherer kognitiver Systeme wird fur die menschliche Wahrnehmung von Kognitionswissenschaften wie der Wahrnehmungspsychologie erforscht fur Maschinen hingegen von der Informatik Typische Beispiele fur die zahllosen Anwendungsgebiete sind Spracherkennung Texterkennung und Gesichtserkennung Aufgaben die die menschliche Wahrnehmung andauernd und offensichtlich muhelos erledigt Die elementare Fahigkeit der Klassifizierung ist jedoch auch der Grundstein von Begriffsbildung Abstraktion und induktivem Denken und damit letztlich von Intelligenz sodass die Mustererkennung auch fur allgemeinere Gebiete wie die Kunstliche Intelligenz oder das Data Mining von zentraler Bedeutung ist Inhaltsverzeichnis 1 Mustererkennung beim Menschen 2 Mustererkennung in der Informatik 2 1 Ansatze 2 1 1 Syntaktisch 2 1 2 Statistisch 2 1 3 Strukturell 2 2 Teilschritte der Mustererkennung 2 2 1 Erfassung 2 2 2 Vorverarbeitung 2 2 3 Merkmalsgewinnung 2 2 4 Merkmalsreduktion 2 2 5 Klassifizierung 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseMustererkennung beim Menschen BearbeitenDiese Fahigkeit bringt Ordnung in den zunachst chaotischen Strom der Sinneswahrnehmungen Mit Abstand am besten untersucht wurde die Mustererkennung bei der visuellen Wahrnehmung Ihre wichtigste Aufgabe ist die Identifikation und anschliessende Klassifizierung von Objekten der Aussenwelt s Objekterkennung 1 In der Wahrnehmungspsychologie unterscheidet man zwei Hauptansatze zur Erklarung der Mustererkennung die Schablonentheorien template theories und die Merkmalstheorien feature theories Die Schablonentheorien gehen davon aus dass wahrgenommene Objekte mit bereits im Langzeitgedachtnis abgelegten Objekten verglichen werden wahrend die Merkmalstheorien auf der Annahme beruhen dass wahrgenommene Objekte analysiert und anhand ihrer Bauelemente identifiziert werden Zwei der umfangreichsten Merkmalstheorien sind die Computational Theory von David Marr und die Theorie der geometrischen Elemente Geons von Irving Biederman Mustererkennung in der Informatik BearbeitenDie Informatik untersucht Verfahren die gemessene Signale automatisch in Kategorien einordnen Zentraler Punkt ist dabei das Erkennen von Mustern den Merkmalen die allen Dingen einer Kategorie gemeinsam sind und sie vom Inhalt anderer Kategorien unterscheiden Mustererkennungsverfahren befahigen Computer Roboter und andere Maschinen statt praziser Eingaben auch die weniger exakten Signale einer naturlichen Umgebung zu verarbeiten Erste systematische Untersuchungsansatze der Mustererkennung kamen Mitte der 1950er Jahre mit dem Wunsch auf Postzustellungen maschinell statt von Hand zu sortieren Als Durchbruche wurden die Nutzbarmachung von Support Vector Machines und kunstlichen neuronalen Netzen in den spaten 1980er Jahren empfunden Obwohl viele der heutigen Standardverfahren schon sehr fruh entdeckt wurden wurden sie erst nach erheblichen methodischen Verfeinerungen und der generellen Leistungssteigerung handelsublicher Computer alltagstauglich Ansatze Bearbeiten Man unterscheidet heute drei prinzipielle Ansatze der Mustererkennung Syntaktische statistische und strukturelle Mustererkennung Obwohl sie auf unterschiedlichen Ideen beruhen erkennt man bei genauerer Betrachtung Gemeinsamkeiten die so weit gehen dass ein Verfahren der einen Gruppe ohne nennenswerten Aufwand in ein Verfahren der anderen Gruppe uberfuhrt werden kann Von den drei Ansatzen ist die syntaktische Mustererkennung die alteste die statistische die meistgenutzte und die strukturelle die fur die Zukunft aussichtsreichste Syntaktisch Bearbeiten Ziel der syntaktischen Mustererkennung ist es Dinge so durch Folgen von Symbolen zu beschreiben dass Objekte der gleichen Kategorie dieselben Beschreibungen aufweisen Mochte man etwa Apfel von Bananen trennen so konnte man Symbole fur rot R und gelb G sowie fur langlich L und kugelformig K einfuhren alle Apfel wurden dann durch die Symbolfolge RK und alle Bananen durch das Wort GL beschrieben Das Problem der Mustererkennung stellt sich in diesem Fall als Suche nach einer formalen Grammatik dar also nach einer Menge von Symbolen und Regeln zum Zusammenfugen derselben Da fur gewohnlich eine klare Zuordnung zwischen Merkmal und Symbol nicht ohne weiteres moglich ist kommen hier Methoden der Wahrscheinlichkeitsrechnung zum Einsatz So kommen beispielsweise Farben in unzahligen Abstufungen vor man muss jedoch eine prazise Unterscheidung zwischen rot und gelb vornehmen Bei komplexen Sachverhalten wird damit das eigentliche Problem nur hinausgezogert statt gelost weshalb dieser Ansatz nur noch wenig Beachtung findet und nur bei sehr klaren Aufgabenstellungen zum Einsatz kommt Statistisch Bearbeiten In diesen Bereich fallt der grosste Teil der heutigen Standardmethoden insbesondere die oben erwahnten Support Vector Machines und kunstlichen neuronalen Netze Ziel ist es hier zu einem Objekt die Wahrscheinlichkeit zu bestimmen dass es zur einen oder anderen Kategorie gehort und es letztlich in die Kategorie mit der hochsten Wahrscheinlichkeit einzusortieren Statt Merkmale nach vorgefertigten Regeln auszuwerten werden sie hier einfach als Zahlenwerte gemessen und in einem sogenannten Merkmalsvektor zusammengefasst Eine mathematische Funktion ordnet dann jedem denkbaren Merkmalsvektor eindeutig eine Kategorie zu Die grosse Starke dieser Verfahren liegt darin dass sie auf nahezu alle Sachgebiete angewandt werden konnen und keine tiefergehende Kenntnis der Zusammenhange vonnoten ist Strukturell Bearbeiten Die strukturelle Mustererkennung verbindet verschiedene syntaktische und oder statistische Verfahren zu einem einzigen neuen Verfahren Ein typisches Beispiel ist die Gesichtserkennung bei der fur verschiedene Gesichtsteile wie Auge und Nase unterschiedliche Klassifikationsverfahren eingesetzt werden die jeweils nur aussagen ob der gesuchte Korperteil vorliegt oder nicht Ubergeordnete strukturelle Verfahren wie etwa Bayes sche Netze fuhren diese Einzelergebnisse zusammen und berechnen daraus das Gesamtergebnis die Kategoriezugehorigkeit Die grundlegende Merkmalserkennung wird dabei allgemeinen statistischen Verfahren uberlassen wahrend ubergeordnete Inferenzverfahren Spezialwissen uber das Sachgebiet einbringen Strukturelle Verfahren kommen besonders bei sehr komplexen Sachverhalten wie der Computer assisted Detection der computergestutzten arztlichen Diagnosestellung zum Einsatz Teilschritte der Mustererkennung Bearbeiten Ein Mustererkennungsprozess lasst sich in mehrere Teilschritte zerlegen bei denen am Anfang die Erfassung und am Ende eine ermittelte Klasseneinteilung steht Bei der Erfassung werden Daten oder Signale mittels Sensoren aufgenommen und digitalisiert Aus den meist analogen Signalen werden Muster gewonnen die sich mathematisch in Vektoren sogenannten Merkmalsvektoren und Matrizen darstellen lassen Zur Datenreduktion und zur Verbesserung der Qualitat findet eine Vorverarbeitung statt Durch Extraktion von Merkmalen werden die Muster bei Merkmalsgewinnung anschliessend in einen Merkmalsraum transformiert Die Dimension des Merkmalsraums in dem die Muster nun als Punkte reprasentiert sind wird bei der Merkmalsreduktion auf die wesentlichen Merkmale beschrankt Der abschliessende Kernschritt ist die Klassifikation durch einen Klassifikator der die Merkmale verschiedenen Klassen zuordnet Das Klassifikationsverfahren kann auf einem Lernvorgang mit Hilfe einer Stichprobe basieren nbsp Erfassung Bearbeiten Siehe auch Signalverarbeitung Messung Digitalisierung und Messtechnik Vorverarbeitung Bearbeiten Um Muster besser erkennen zu konnen findet in der Regel eine Vorverarbeitung statt Die Entfernung bzw Verringerung unerwunschter oder irrelevanter Signalbestandteile fuhrt nicht zu einer Reduktion der zu verarbeitenden Daten dies geschieht erst bei der Merkmalsgewinnung Mogliche Verfahren der Vorverarbeitung sind unter anderem die Signalmittelung Anwendung eines Schwellenwertes und Normierung Gewunschte Ergebnisse der Vorverarbeitung sind die Verringerung von Rauschen und die Abbildung auf einen einheitlichen Wertebereich Merkmalsgewinnung Bearbeiten Nach der Verbesserung des Musters durch Vorverarbeitung lassen sich aus seinem Signal verschiedene Merkmale gewinnen Dies geschieht in der Regel empirisch nach durch Intuition und Erfahrung gewonnenen Verfahren da es wenige rein analytische Verfahren z B die Automatische Merkmalsynthese gibt Welche Merkmale wesentlich sind hangt von der jeweiligen Anwendung ab Merkmale konnen aus Symbolen beziehungsweise Symbolketten bestehen oder mit statistischen Verfahren aus verschiedenen Skalenniveaus gewonnen werden Bei den numerischen Verfahren unterscheidet man Verfahren im Originalbereich und Verfahren im Spektralbereich Mogliche Merkmale sind beispielsweise Kennzahlen der Verteilungsfunktion Momente wie Erwartungswert und Varianz Korrelation und FaltungMittels Transformationen wie der diskreten Fourier Transformation DFT und diskreten Kosinustransformation DCT konnen die ursprunglichen Signalwerte in einen handlicheren Merkmalsraum gebracht werden Die Grenzen zwischen Verfahren der Merkmalsgewinnung und Merkmalsreduktion sind fliessend Da es wunschenswert ist moglichst wenige aber dafur umso aussagekraftigere Merkmale zu gewinnen konnen Beziehungen wie die Kovarianz und der Korrelationskoeffizient zwischen mehreren Merkmalen berucksichtigt werden Mit der Karhunen Loeve Transformation Hauptachsentransformation lassen sich Merkmale dekorrelieren Merkmalsreduktion Bearbeiten Zur Reduktion der Merkmale auf die fur die Klassifikation wesentlichen wird gepruft welche Merkmale fur die Klassentrennung relevant sind und welche weggelassen werden konnen Verfahren der Merkmalsreduktion sind die Varianzanalyse bei der gepruft wird ob ein oder mehrere Merkmale Trennfahigkeit besitzen und die Diskriminanzanalyse bei der durch Kombination von elementaren Merkmalen eine moglichst geringe Zahl trennfahiger nichtelementarer Merkmale gebildet wird Klassifizierung Bearbeiten Der letzte und wesentliche Schritt der Mustererkennung ist die Klassifizierung der Merkmale in Klassen Dazu existieren verschiedene Klassifikationsverfahren Lebewesen benutzen zur Mustererkennung in den Signalen unserer Sinne meist Neuronale Netze Diese Herangehensweise wird in der Bionik analysiert und imitiert Die Neuroinformatik hat gezeigt dass durch kunstliche neuronale Netze Lernen und Erkennung komplexer Muster moglich sind auch ohne dass vorher eine Regelabstraktion in oben gezeigter Art erfolgt Im Anschluss an die Klassifizierung des Musters kann versucht werden das Muster zu interpretieren Dies ist Gegenstand der Musteranalyse In der Bildverarbeitung kann auf die Klassifizierung von Bildern eine sogenannte Bilderkennung folgen also die blosse Erkennung von Objekten in einem Bild ohne Interpretation oder Analyse von Zusammenhangen zwischen diesen Objekten Siehe auch BearbeitenGestalttheorie Gestalt Pattern Matching Maschinelles Lernen Neuronale Netze Bilderkennung Grafische DatenverarbeitungLiteratur BearbeitenM M Bongard Pattern recognition Spartan Books New York 1970 Richard O Duda Peter E Hart David G Stork Pattern classification Wiley New York 2001 ISBN 0 471 05669 3 J Schuermann Pattern Classification A Unified View of Statistical and Neural Approaches Wiley New York 1996 ISBN 0 471 13534 8 K Fukunaga Statistical Pattern Recognition Academic Press New York 1991 ISBN 0 12 269851 7 M Eysenck M Keane Cognitive Psychology Psychology Press Hove 2000 H Niemann Klassifikation von Mustern Springer Berlin 1983 ISBN 3 540 12642 2 online Christopher M Bishop Pattern Recognition and Machine Learning Springer Berlin 2006 ISBN 0 387 31073 8 online Monique Pavel Fundamentals of pattern recognition 2 Auflage Dekker New York 1993 ISBN 0 824 78883 4 Weblinks BearbeitenDeutsche Arbeitsgemeinschaft fur Mustererkennung Forschungsinstitut fur Optronik und Mustererkennung Memento vom 12 Mai 2006 im Internet Archive Journal of Pattern Recognition ResearchEinzelnachweise Bearbeiten E Bruce Goldstein Wahrnehmungspsychologie Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2002 ISBN 3 8274 1083 5Normdaten Sachbegriff GND 4040936 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mustererkennung amp oldid 233933614