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Unter Rauschen auch Untergrund genannt versteht die Physik allgemein eine Storgrosse mit breitem unspezifischem Frequenzspektrum Es kann daher als eine Uberlagerung vieler harmonischer Schwingungen oder Wellen mit unterschiedlicher Amplitude und Frequenz beziehungsweise Wellenlange interpretiert werden Bei der Ubertragung von Nachrichtensignalen ist das Rauschen meistens die grosste Storquelle Die Rauschquellen treten dabei im gesamten Ubertragungssystem also im Sender im Empfanger und auf dem Ubertragungsweg auf Man unterscheidet dabei zwischen der durch aussere und innere Rauschquellen erzeugten Rauschleistung Die Qualitat der Signale wird in der Nachrichtentechnik mit dem sogenannten Signal Rausch Verhaltnis Storabstand angegeben Besonders in der analogen Audiotechnik der Rundfunk und der funkbasierten Kommunikationstechnik wurden wahrend der Entwicklungsgeschichte dieser Technologien im 20 Jahrhundert teils grosse Anstrengungen unternommen um effiziente Rauschunterdruckungsverfahren zu entwickeln Durch den Siegeszug der prinzipbedingt weitgehend rauschfreien Digitaltechnik in der Kommunikationstechnik und der Unterhaltungselektronik haben solche Verfahren bei Geraten mit aktueller Technologie fast vollstandig an Bedeutung verloren Inhaltsverzeichnis 1 Forschungsgeschichte und physikalische Ursachen 2 Spektrale Leistungsdichte 3 Rauschquellen 4 Erscheinungsformen 4 1 Ubersichtstabelle 4 2 Bildrauschen 4 3 Funk und Tontechnik 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseForschungsgeschichte und physikalische Ursachen BearbeitenRauschen wurde als physikalisches Phanomen namlich als messbare unregelmassige Stromschwankungen erstmals 1918 durch Walter Schottky beschrieben Annalen der Physik 57 1918 541 Macht man diese Stromschwankungen nach Verstarkung uber einen Lautsprecher horbar so erklingt ein typisches Gerausch das dem Phanomen auch den Namen gab Inzwischen wird der Begriff Rauschen entsprechend obenstehender Definition sehr viel allgemeiner verwendet Zu den Pionieren der experimentellen und theoretischen Untersuchung physikalischer Rauschprozesse gehoren neben anderen John Bertrand Johnson 1887 1970 der zehn Jahre nach Schottkys Entdeckung das thermische Rauschen experimentell verifizierte und nach dem in der angelsachsischen Literatur das thermische Rauschen als Johnson Rauschen benannt wird und Harry Nyquist der ebenfalls zehn Jahre nach Schottkys erster Veroffentlichung eine Modellvorstellung der spektralen Leistungsdichte des thermischen Rauschens entwickelte In Schottkys Veroffentlichung von 1918 wird auch eine andere wichtige physikalische Rauschursache beschrieben das Schrotrauschen 1925 findet J B Johnson bei einer Uberprufung von Schottkys Veroffentlichung das Funkelrauschen Seither ist eine Vielzahl anderer physikalischer Rauschphanomene entdeckt worden Stellvertretend seien hier das Generations Rekombinations Rauschen in Halbleitern und das kosmische Hintergrundrauschen genannt Letzteres wird von radioastronomischen Empfangseinrichtungen auch aus solchen Himmelsrichtungen empfangen an denen sich keine bekannten kosmischen Objekte befinden Es befindet sich also uberall und kommt aus allen Richtungen Nach heutigen Modellvorstellungen ist dieses Rauschen ein Uberbleibsel des kosmischen Urknalls Aus der Sicht des Radioastronomen kann Rauschen somit nicht nur als Storgrosse wirken wie z B das von der Empfangsanlage selbst erzeugte Rauschen sondern auch z B als Hintergrundstrahlung eine Nutzgrosse sein Beim Rauschthermometer wird ebenfalls Rauschen als Nutzgrosse ausgewertet Viele physikalische Rauschphanomene sind auch heute noch Gegenstand intensiver Untersuchungen Die Ursachen von Funkel oder 1 f Rauschen lassen sich klassisch nicht erklaren Quantentheoretisch ist eine einheitliche Darstellung moglich Schrotrauschen oder Poissonsches Schrotrauschen entsteht dadurch dass einzelne Ladungstrager deren Energie statistisch verteilt ist eine Potentialbarriere uberqueren Spektrale Leistungsdichte BearbeitenAusser nach physikalischen Ursachen klassifiziert man Rauschen auch nach den Parametern der stochastischen Prozesse oder nach messtechnisch erfassbaren Grossen die das Rauschen beschreiben Zu Letzteren gehort beispielsweise die spektrale Leistungsdichte das ist die Leistung pro infinitesimal kleiner Bandbreite Sie ist im Allgemeinen von der Frequenz abhangig Die spektrale Leistungsdichte im weiteren Sinne oder die mathematische spektrale Leistungsdichte wird als Fouriertransformierte der Autokorrelationsfunktion eines stationaren Zufallsprozesses gewonnen Beispiel Autokorrelationsfunktion der Rauschspannung uber einem ohmschen Widerstand Die spektrale Leistungsdichte im engeren Sinne oder die physikalische spektrale Leistungsdichte wird als Fouriertransformierte der Kreuzkorrelationsfunktion zweier Zufallsprozesse gewonnen Dabei muss die Kreuzkorrelationsfunktion beim Argument 0 eine physikalisch sinnvolle Leistung sein Beispiel Kreuzkorrelationsfunktion aus Rauschstrom durch einen und Rauschspannung uber einem ohmschen Widerstand Rauschprozesse mit konstanter spektraler Rauschleistungsdichte im weiteren Sinne nennt man weisses Rauschen in Analogie zum weissen Licht das alle Spektren Frequenzen des sichtbaren Lichtes mit gleicher Leistung Intensitat umfasst In der Realitat konnen Rauschprozesse mit konstanter spektraler Rauschleistungsdichte nicht existieren da sie eine unendlich grosse Leistung transportieren mussten Allerdings gibt es physikalische Rauschprozesse deren spektrale Rauschleistungsdichte auch im engeren Sinne in einem bestimmten mehr oder weniger grossen Frequenzband praktisch konstant sind Der Einfachheit halber bezeichnet man diese Prozesse dann auch als weiss Dazu gehort beispielsweise das thermische Rauschen und das Schrotstromrauschen Haufig kommt dieses quasi weisse Rauschen dadurch zustande dass von einem Gaussschen Rauschen also einem Rauschen bei dem die Amplituden der einzelnen Frequenzen gaussverteilt sind nur ein Ausschnitt betrachtet wird oder relevant ist in dem die Amplituden praktisch als konstant angesehen werden konnen Weisses Rauschen ist nicht selbstahnlich Einen Rauschprozess mit einer spektralen Leistungsdichte die in einem fur die Praxis relevanten Frequenzbereich deutlich von einem konstanten Wert abweicht nennt man farbiges Rauschen Im Gegensatz zu weissem Rauschen gibt es allerdings keine allgemein als verbindlich anerkannte Definition fur verschiedene Typen farbiger Rauschleistungsspektren So findet man beispielsweise die Bezeichnung rosa Rauschen sowohl fur Rauschen mit einer spektralen Rauschleistungsdichte die umgekehrt proportional zur Frequenz abfallt als auch fur Rauschprozesse mit einer spektralen Rauschleistungsdichte die umgekehrt proportional zum Quadrat der Frequenz abfallt Um dieser Mehrdeutigkeit zu entgehen wird in wissenschaftlichen Veroffentlichungen fur Prozesse deren spektrale Rauschleistungsdichte umgekehrt proportional zur Frequenz geht der Begriff 1 f Rauschen verwendet Manchmal wird das 1 f Rauschen in Unterscheidung zum rosa Rauschen als rotes Rauschen bezeichnet da die Amplituden im niederfrequenten Bereich beim roten Licht hoher sind Dies entsprache in einem Lichtspektrum einer Verschiebung der Farbe ins Rote Einige Quellen sprechen in diesem Zusammenhang auch von Brownschem Rauschen teilweise aus dem Englischen irrtumlich als braunes Rauschen ubersetzt Rauschquellen BearbeitenAussere Rauschquellen sind das Hintergrundrauschen auch Warmerauschen durch die Entstehung des Weltalls Kosmisches Rauschen vorwiegend von den Fixsternen des Milchstrassensystems nimmt mit etwa 1 f ab Terrestrisches Rauschen wie atmospharisches Warmerauschen Blitzentladungen Zundfunken Burstenfeuer an elektrischen Maschinen und durch Schaltvorgange sowie Kontaktrauschen an Kontaktstellen zwischen elektrischen Leitern und oder Halbleitern Innere Rauschquellen sind das Warmerauschen auch thermisches Rauschen Widerstandsrauschen oder Johnson Rauschen Nyquist Rauschen genannt in Leitern sowie das Rohrenrauschen in Elektronenrohren Hier spielen ebenfalls das Schrotrauschen auch Schroteffekt oder Emissionsrauschen das Stromverteilungsrauschen das Influenzrauschen das Ionisationsrauschen das Sekundaremissionsrauschen das Isolationsrauschen und das Funkelrauschen eine Rolle Zudem gibt es das 1 f Rauschen bei der Brownschen Molekularbewegung das Barkhausen Rauschen siehe auch Barkhausen Effekt durch das Umklappen der Weiss Bezirke in Ferromagnetika das Generations Rekombinations Rauschen in Halbleitern und das Chrominanzrauschen auch Farbrauschen und Luminanzrauschen auch Helligkeitsrauschen bei digitalen Bildern Erscheinungsformen BearbeitenUbersichtstabelle Bearbeiten Warmerauschen weisses Rauschen 1 f Rauschen rosa Rauschen 1 f Rauschen rotes RauschenEindimensionale Rauschsignale nbsp nbsp nbsp Zweidimensionalefarbige Rauschsignale nbsp nbsp nbsp Zweidimensionalegraustufige Rauschsignale nbsp nbsp nbsp Horbeispiele mono source source source source source source track nbsp Bildrauschen Bearbeiten Hauptartikel Bildrauschen Das Bildrauschen in analogem Video und Fernsehen ist ein zufalliges Pixelmuster das angezeigt wird wenn von der Antenne eines Fernsehgerats oder empfangers kein Signal empfangen wird Das Muster sieht aus wie zufallig flackernde Punkte oder Schnee Es entsteht dadurch dass die Antenne elektromagnetische Schwingungen bzw ein elektromagnetisches Grundrauschen auffangt Meistens sieht man diesen Effekt auf Analogfernsehgeraten ohne eingestellten Kanal oder auf leeren VHS Kassetten Es existieren viele Quellen fur elektromagnetische Schwingungen die das charakteristische Schnee Bild generieren Sie konnen aus der Atmosphare von nahegelegenen Sendeantennen 1 oder aus der kosmischen Mikrowellenhintergrundstrahlung 2 stammen Auch ohne Signalquellen in der Umgebung kann es zu Bildrauschen kommen denn das Fernsehgerat selbst ist ebenfalls eine Rauschquelle So konnen die verbauten Komponenten auch ein Rauschen erzeugen Das meiste Rauschen ruhrt von dem ersten Transistor unmittelbar hinter dem Antennenanschluss her 1 Aufgrund der Algorithmen die fur digitalen Fernsehempfang genutzt werden ist das Bildrauschen hierbei weniger zufallig Fruher haben englische Fernsehzuschauer das Bildrauschen in Form schwarzer anstatt weisser Punkte gesehen Der Grund hierfur lag in der verwendeten Modulationstechnik Englische Sender nutzten eine positive Videomodulation wahrend andere Lander und inzwischen auch England negative Modulation verwendeten Die meisten modernen Fernsehgerate zeigen kein Bildrauschen mehr an sondern geben eine Farbflache mit einer Meldung wie Kein Signal oder Ahnliches aus Funk und Tontechnik Bearbeiten In der Hochfrequenz Mess und Nachrichtentechnik sowie der Akustik wird der Begriff Signal Rausch Verhaltnis SNR verwendet Das SNR diente zunachst als Bewertungszahl zur Beurteilung der Qualitat eines analogen Kommunikationspfades Um die Information sicher aus dem Signal extrahieren zu konnen muss sich das Nutzsignal deutlich vom Hintergrundrauschen abheben das SNR muss also ausreichend gross sein Das spielt zum Beispiel bei Tonaufnahmen eine grosse Rolle Fallt das SNR kann bei Digitalubertragungen von Ton oder Video die Bitfehlerrate steigen Beim fruheren analogen Fernsehen fuhrte ein zu geringes Eingangssignal am Antenneneingang etwa durch Verdrehen der Fernseh Hausantenne meist Yagi Uda Antennen oder auch durch zu grossen Abstand zu einem Fernseh Sendeturm zu einem verrauschten Bild durch den zu geringen SNR Siehe auch BearbeitenFormfilter Maximum Length SequenceLiteratur BearbeitenJ B Johnson The Schottky Effect In Low Frequency Circuits In Phys Rev Band 26 1925 S 71 85 doi 10 1103 PhysRev 26 71 J B Johnson Thermal Agitation of Electricity in Conductors In Phys Rev Band 32 1928 S 97 109 doi 10 1103 PhysRev 32 97 H Nyquist Thermal Agitation of Electric Charge in Conductors In Phys Rev Band 32 1928 S 110 113 doi 10 1103 PhysRev 32 110 E Pehl Digitale und analoge Nachrichtenubertragung Huthig Heidelberg 2001 ISBN 3 7785 2801 7 W Schottky Uber spontane Stromschwankungen in verschiedenen Elektrizitatsleitern In Annalen der Physik 362 1918 S 541 567 doi 10 1002 andp 19183622304 W Schottky Small Shot Effect And Flicker Effect In Phys Rev Band 28 1926 S 74 103 doi 10 1103 PhysRev 28 74Weblinks BearbeitenWas ist Rauschen PDF 1 2 MB Berechnen der Rauschspannung in Mikrovolt sowie Rauschpegel in dBu und dBV bei Johnson oder Nyquist RauschenEinzelnachweise Bearbeiten a b Antenna basics Memento vom 25 Januar 2013 im Webarchiv archive today auf HDTV Primer Background on the Background Explorer and the Science of John Mather NASA Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rauschen Physik amp oldid 227386623