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Die Radioastronomie ist jenes Teilgebiet der Astronomie in dem astronomische Objekte mittels der von ihnen ausgesandten Radiowellen untersucht werden Inhaltsverzeichnis 1 Frequenzbereich 2 Kosmische Radioastronomie 3 Die Geschichte der Radioastronomie 4 Teilgebiete und Forschungsobjekte der Radioastronomie 4 1 Objekte im Sonnensystem 4 2 Objekte in der Milchstrasse 4 3 Objekte ausserhalb der Milchstrasse 5 Kollision mit anderen Funkdiensten 6 Bedeutende Radioobservatorien 7 Radioastronomie im Amateurbereich 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseFrequenzbereich BearbeitenDer Frequenzbereich der Radioastronomie ist durch die Erdatmosphare eingeschrankt Unterhalb einer Frequenz von 10 MHz ist sie fur Radiowellen undurchlassig da die Ionosphare Radiowellen niedrigerer Frequenz reflektiert Oberhalb von 100 GHz werden Radiowellen durch Wasser und andere in der Luft enthaltenen Molekule absorbiert was den Empfang hoherfrequenter Radiowellen erschwert Der fur Radioastronomie meistgenutzte Bereich von 10 MHz bis 100 GHz entsprechend dem Wellenlangenbereich von 30 m bis 3 mm wird als Radiofenster oder zusammen mit dem sogen optischen Fenster als astronomisches Fenster bezeichnet Kosmische Radioastronomie BearbeitenWegen der grossen Entfernung der astronomischen Radioquellen haben ihre auf der Erde empfangenen Radiowellen eine sehr geringe Intensitat Daher benotigt die Radioastronomie grosseAntennen zu ihrer Bundelung Die Bauarten sind je nach Wellenlange z B Yagi Antennen Rahmen Helix und Parabolantennen Die Radiowellen werden von empfindlichen Verstarkern bearbeitet und anschliessend elektronisch gespeichert und ausgewertet Ein bestimmter Messwert gibt an mit welcher Intensitat die Radiowellen aus der Richtung eintreffen auf die das Radioteleskop gerichtet ist Ein Blick durch ein Radioteleskop ergibt also noch kein Radiobild sondern nur einen einzigen Radio Bildpunkt Die Wellenlange der Radiowellen ist sehr viel grosser als die Wellenlange des sichtbaren Lichts weshalb die Winkelauflosung eines einzelnen Radioteleskops wesentlich schlechter als die eines optischen Teleskops ist Das hat zur Folge dass ein aus vielen Messungen zusammengesetztes Radioteleskopbild viel unscharfer ist als ein Bild des gleichen Objekts im sichtbaren Licht Es gibt aber Verfahren um hochauflosende Radiobilder von ausgedehnten astronomischen Objekten zu erhalten Beispielsweise konnen mehrere Radioteleskope so zu einem Interferometer zusammengeschaltet werden dass sie wie ein einziges Radioteleskop wirken dessen Antennendurchmesser der Entfernung der einzelnen Anlagen voneinander entspricht Da die Auflosung vom Abstand der Antennen abhangt kann man sogar scharfere Bilder als mit optischen Teleskopen erzielen Weil Radiowellen weniger als Licht von intergalaktischen Staub und Nebelwolken absorbiert werden und da die meisten galaktischen Himmelskorper nur schwache Radioquellen sind kann man uber Radiowellen Bereiche wie zum Beispiel das Zentrum der Milchstrasse oder Zwerggalaxien hinter der galaktischen Scheibe erkunden die fur optische oder Infrarot Beobachtung verschlossen bleiben Radioastronomie kann innerhalb der erwahnten Frequenzbereiche zu jeder Tages und Nachtzeit und auch bei bewolktem Himmel betrieben werden weil Radiowellen nur in geringem Umfang von der Atmosphare gestreut werden und auch Wolken durchdringen konnen Allerdings konnen starke Niederschlage zur erhohten Absorption von Radiowellen fuhren Im Radiowellenbereich liegen einige der wichtigsten spektralen Linien der Astronomie unter anderem die HI Linie 21 cm Linie 1420 4058 MHz die von neutralen Wasserstoffatomen emittiert wird nbsp 70 m Radioteleskop im Goldstone Observatorium KalifornienMit der Radioastronomie werden unter anderem folgende Radioquellen untersucht die Sonne und andere Korper im Sonnensystem Supernova Uberreste und Pulsare interstellare Gase und Gasnebel das galaktische Zentrum der Milchstrasse Radiogalaxien QuasareDie Technik der Radioastronomie wird auch zur Suche nach ausserirdischen Intelligenzen SETI angewandt Die Geschichte der Radioastronomie BearbeitenKarl Guthe Jansky suchte 1930 nach der Ursache einer Storung einer neu eroffneten Transatlantik Funkverbindung bei einer Wellenlange von 15 Meter 20 MHz Dafur baute er eine Antenne die 30 m breit und 4 m hoch war Sie bestand aus Messingrohren und Holz und rotierte alle 20 Minuten auf Radern eines alten Ford Modell T Er stellte 1932 fest dass das Signal jeden Sterntag statt jeden Sonnentag sein Maximum erreichte und schloss so die Sonne als Quelle aus von der er kein Signal detektierte Die Richtung bestimmte er etwa bei einer Rektaszension von 18 h und einer Deklination von 10 mit einer hohen Unsicherheit in der Deklination Damit wies er erstmals Radiowellen von einer Radioquelle ausserhalb unseres Sonnensystems nach Er vermutete als Quelle das galaktische Zentrum dieses liegt etwa 40 weiter sudlich oder den Sonnenapex der Punkt auf den sich die Sonne auf ihrer Bahn ums galaktische Zentrum zubewegt Ihm zu Ehren wurde die in der Radioastronomie verwendete Einheit 1 J a n s k y 1 J y 1 10 26 W m 2 H z displaystyle 1 mathrm Jansky 1 mathrm Jy 1 cdot 10 26 frac mathrm W mathrm m 2 mathrm Hz nbsp eingefuhrt Grote Reber las Janskys Veroffentlichungen uber die kosmischen Radiowellen und versuchte diese bei hoheren Frequenzen nachzuweisen Er baute eine Parabolantenne mit einem Durchmesser von 9 5 m in seinem Garten Bei Frequenzen von 3 3 GHz und 910 MHz konnte er keine Emissionen aus der Richtung des galaktischen Zentrums nachweisen ein Hinweis darauf dass die Quelle kein thermischer Hohlraumstrahler sein konnte Die Quelle im galaktischen Zentrum konnte er bei 160 MHz nachweisen Er durchmusterte den Radiohimmel bei 160 und 480 MHz und fand die starkste Quelle im galaktischen Zentrum fand aber weitere Flachen hoher Intensitat die sich nicht mit hellen astronomischen Lichtquellen zu decken schienen die spater mit den Supernovauberresten Cassiopeia A dem Vela Pulsar und der aktiven Galaxie Cygnus A identifiziert werden Als Entstehungsmechanismus von kosmischen Radiowellen deren Intensitat mit der Frequenz abnimmt schlug er Bremsstrahlung vor Teilgebiete und Forschungsobjekte der Radioastronomie BearbeitenObjekte im Sonnensystem Bearbeiten Die solare Radioastronomie beschaftigt sich mit den von der Sonne ausgesendeten Radiowellen Diese geben z B Auskunft uber die Sonnenaktivitat und Strahlungsausbruche auf der Sonne Die Planeten insbesondere die Gasriesen und ihre Monde senden Radiowellen aus Objekte in der Milchstrasse Bearbeiten Supernovauberreste Pulsare Das galaktische ZentrumObjekte ausserhalb der Milchstrasse Bearbeiten Quasare Seyfertgalaxien Fast Radio BurstsKollision mit anderen Funkdiensten Bearbeiten nbsp Das 26 m Radioteleskop in Hartebeeshoek Sudafrika befindet sich in einem Tal um es vor Storungen von Krugersdorp 25 km entfernt zu schutzen Radioastronomie analysiert extrem schwache Signale Empfangssignalstarken von nur 260 dBm sind keine Seltenheit Daher konnen andere Funkdienste alle fur die Radioastronomie interessanten Signale leicht uberdecken oder storen so dass eine Auswertung nicht mehr moglich ist Sie unterliegt prinzipiell einer Regulierung durch die VO Funk Daraus konnen sich unter anderem Schutzzonen im Umkreis um radioastronomische Einrichtungen ableiten 1 Der Radioastronomiefunkdienst wird von der ITU als passive service deklariert dem ebenso Spektren zugewiesen werden wie allen anderen Funkteilnehmern Diese zugewiesenen Bander sind allerdings relativ begrenzt und liegen auch immer im Interesse anderer Funkdienste mussen also im Rahmen von Regulierungsprozessen verteidigt werden Radioastronomen benutzen aber auch Spektralbereiche die zwar fur aktive Funkdienste reserviert sind aber selten genutzt bzw lokal beschrankt verwendet werden Der immer wachsende Hunger der Wirtschaft nach Bandern fur aktive Funkdienste wie Datennetze und Telekommunikation jedoch schrankt in den nicht reservierten Bandern die Nutzung der Radioastronomie immer weiter ein In den reservierten Bandern wiederum sehen sich Radioastronomen mit zunehmenden ungewollten Storungen durch fehlerhafte Transceiver und schlecht konstruierte Sender konfrontiert Die Gesamtzahl der Storungen nimmt weltweit zu Da die Radioastronomie aber an immer schwacheren Signalen aus dem All interessiert ist um z B das Vorhandensein von organischen Molekulen nachweisen zu konnen sprechen Experten von einem sich schliessenden Fenster ins All Immer mehr Frequenzbereiche sind nicht mehr nutzbar bzw die Strategien um Storungen zu erkennen und aus dem Nutzsignal zu entfernen werden immer aufwandiger Einige besonders kritische Wissenschaftler sehen als einzige Moglichkeit zur dauerhaften Erforschung ferner Teile des Alls eine Teleskopstation auf der der Erde abgewandten Seite des Mondes Bedeutende Radioobservatorien BearbeitenFAST Observatorium IRAM 30 Very Large Array Selentschukskaja Westerbork Arecibo Jodrell Bank Astropeiler Stockert Radioteleskop Effelsberg Large Millimeter TelescopeRadioastronomie im Amateurbereich BearbeitenViele Astrovereine und auch einzelne Amateurastronomen betreiben Radioastronomie mit kleinen Teleskopspiegeln oder speziellen Antennen Es sind vor allem Amateurfunker und Elektronikfans die ihre Ausrustung oft selber bauen oder aus kauflichen Bauteilen zusammenbauen Haufig wird die Radiostrahlung der Sonne beobachtet aber auch des Mondes und des Jupiter Fur solche Projekte wie Radio JOVE stellt u a die US Raumfahrtbehorde NASA geeignete Hard und Software bereit Dadurch konnen Amateure auch zur Forschung Wesentliches beitragen insbesondere durch Beobachtung solarer Flares und Ausbruchen und durch Registrierung von Meteoren was auch tagsuber moglich ist Auf diesen Gebieten sind allein in Europa einige Dutzend Vereine und Volkssternwarten tatig So hat etwa Antares in Niederosterreich einige Radiobursts noch vor den grossen Observatorien entdeckt wobei die ersten Minuten besonders wichtig sind Andernorts untersucht man die Ionosphare forscht nach Supernova Ausbruchen oder scannt die auf der 21 cm Linie des Wasserstoffs strahlenden Spiralarme der Milchstrasse Die deutsche Vereinigung der Sternfreunde VdS hat fur solche Forschungen eine eigene Fachgruppe fur Radioastronomie gegrundet Siehe auch BearbeitenListe der Radioteleskope und Forschungsfunkstellen Terahertzstrahlung Amateurradioastronomie Radio JOVE Multiwellenlangen Astronomie Beobachtende Astronomie ALMALiteratur BearbeitenBernard F Burke Francis Graham Smith An introduction to radio astronomy Cambridge Univ Press Cambridge 2010 ISBN 978 0 521 87808 1 Kristen Rohlfs T L Wilson u a Tools of radio astronomy Springer Berlin 2009 ISBN 3 540 85121 6 Andrew R Taylor Radio emission from the stars and the sun Astronomical Soc of the Pacific San Francisco 1996 ISBN 1 886733 14 7 James S Hey The radio universe Pergamon Pr Oxford 1971 ISBN 0 08 015741 6 deutsch Das Radiouniversum Einfuhrung in die Radioastronomie Verl Chemie Weinheim 1974 ISBN 3 527 25563 X Peter Lay Signale aus dem Weltraum Einfache Experimente zum Empfang ausserirdischer Radiosignale Franzis Poing 2001 ISBN 3 7723 5925 6 Jim Cohen et al CRAF Handbook for Radio Astronomy Third edition 2005 PDF Datei 173 S abgerufen am 20 Oktober 2009 1 2 MB David Leverington Encyclopedia of the history of astronomy and astrophysics Cambridge Univ Press Cambridge 2013 ISBN 978 0 521 89994 9 James J Condon Scott M Ransom Essential Radio Astronomy Princeton University Press Princeton 2016 ISBN 9780691137797 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Radioastronomie Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Radioastronomie Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Gibt es Astronomie ohne Fernrohr aus der Fernseh Sendereihe alpha Centauri ca 15 Minuten Erstmals ausgestrahlt am 25 Nov 2001 Essential Radio Astronomy National Radio Astronomy Observatory Basics of Radioastronomy JPL 1998 Astrophysikalisches Institut Potsdam AIP Atacama Pathfinder EXperiment APEXEinzelnachweise Bearbeiten Verwaltungsvorschriften fur Frequenzzuteilungen im nichtoffentlichen mobilen Landfunk Nicht mehr online verfugbar Bundesnetzagentur archiviert vom Original am 29 Januar 2016 abgerufen am 29 Januar 2016 Beobachtende Astronomie bei verschiedenen Wellenlangen Radioastronomie Radarastronomie Infrarotastronomie Visuelle Astronomie Ultraviolettastronomie Rontgenastronomie Gammaastronomie Normdaten Sachbegriff GND 4048200 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Radioastronomie amp oldid 234810555