www.wikidata.de-de.nina.az
Ferromagnetismus von lateinisch Ferrum Eisen ist die bekannteste Art des Magnetismus von Festkorpern Sie wird dadurch erklart dass die magnetischen Momente Elementarmagnete der Atome des Materials dazu neigen sich parallel auszurichten Ferromagneten erzeugen entweder selbst ein dauerhaftes Magnetfeld oder werden von einem Pol eines ausseren Magnetfelds stark angezogen Ferromagnetische Materialien sind normalerweise Festkorper Bekannte Anwendungen sind u a Dauermagnete Elektromotoren Transformatoren sowie die diversen Formen magnetischer Datenspeicher Magnetband Diskette Festplattenlaufwerk Durch Ferromagnetismus wird das untere Eisenstuck von einem Hufeisenmagneten angezogen Schematischer Verlauf der magnetischen Induktion B von ferromagnetischen m f displaystyle mu mathrm f paramagnetischen m p displaystyle mu mathrm p und diamagnetischen Materialien m d displaystyle mu mathrm d zu Vakuum m 0 displaystyle mu 0 Als reine Metalle sind Eisen Cobalt und Nickel bei Raumtemperatur ca 20 C ferromagnetisch Bei tieferen Temperaturen sind auch einige Lanthanoide ferromagnetisch so z B Gadolinium bei bis zu 19 3 C Ferromagnetische Werkstoffe magnetisieren sich in einem externen Magnetfeld so dass sich die magnetische Flussdichte in ihrem Inneren im Vergleich zum Aussenraum erhoht und werden dadurch in Richtung hoherer Feldstarken in das Magnetfeld hinein gezogen Der Faktor der Flussdichteerhohung im Vergleich zum leeren Raum wird durch die magnetische Permeabilitat m r displaystyle mu mathrm r oder die magnetische Suszeptibilitat m r 1 displaystyle mu mathrm r 1 des Materials beschrieben bei Ferromagneten gilt m r 1 displaystyle mu mathrm r gg 1 Andere Arten der stabilen magnetischen Ordnung von Elementarmagneten sind der Antiferromagnetismus und der Ferrimagnetismus Eine Erhohung der Flussdichte im Material erfolgt auch bei paramagnetischen Stoffen Bei ihnen entsteht aber keine stabile langreichweitige Ordnung der magnetischen Momente Daher ist der Effekt meist schwacher Ferromagneten zeigen die Tendenz ihre magnetische Ordnung auch entgegen ausseren Einflussen beizubehalten Das fuhrt u a dazu dass sie die im Inneren erzeugte magnetische Ordnung und somit das von ihnen erzeugte aussere Magnetfeld beibehalten auch wenn sie keinem Magnetfeld mehr ausgesetzt sind Diese Tendenz bezeichnet man als Remanenz des Ferromagnetismus Sie wird durch Effekte in zwei verschiedenen Grossenordnungen verursacht mikroskopisch die gleichgerichtete magnetische Ordnung der Elementarmagnete z B der Elektronenspins siehe unten in atomarer Grossenordnung makroskopisch die Anordnung der Weiss Bezirke sogenannte Domanen in der Grossenordnung von Mikrometern bis NanometernViele Betrachtungen in der theoretischen Festkorperphysik beschranken sich auf den mikroskopischen Aspekt und bezeichnen bereits die Gleichrichtung der Elementarmagnete als Ferromagnetismus Andererseits treten die Weiss Bezirke auch bei anderen magnetischen Ordnungen auf Inhaltsverzeichnis 1 Einfuhrung 2 Stoffe mit ferromagnetischen Eigenschaften 3 Physikalischer Ursprung 4 Weiss Bezirke Domanen und Domanenwande 5 Sattigung 5 1 Sattigung in der Praxis 6 Hysterese 6 1 Hystereseverluste 6 2 Magnetisch harte und weiche Materialien 6 3 Praxisbezuge der Hysterese 7 Anwendungen 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Einzelnachweise und FussnotenEinfuhrung Bearbeiten nbsp Typische Hysteresekurve ferromagnetischer Systeme Die Neukurve erstmalige Magnetisierung ist in Blau die Verlaufe bei wiederholter wechselnder Magnetisierung sind in Grun dargestellt Die Remanenz Magnetisierung und die Koerzitivfeldstarke die Achsenwerte sind gekennzeichnet Ein Material wird als ein ferromagnetischer Stoff eingestuft oder deklariert wenn sich darin unterhalb der Curie Temperatur die magnetischen Momente der Atome parallel ausrichten Dieser Effekt ruhrt daher dass es in diesen Materialien eine Wechselwirkung zwischen den Atomen gibt die dazu fuhrt dass sich die Gesamtenergie des Materials durch die Ordnung gegenuber einer ungeordneten Konfiguration verringert Diese Tendenz der Elementarmagnete sich parallel auszurichten fuhrt zu einer spontanen Magnetisierung von grosseren Bereichen den weissschen Bezirken in denen die Elementarmagnete grosstenteils parallel ausgerichtet sind Das unterscheidet Ferromagneten von Paramagneten bei denen die magnetischen Momente normalerweise ungeordnet sind Ohne aussere Einflusse sind die Richtungen der Magnetfelder benachbarter weissscher Bezirke antikorreliert In den Bloch und Neel Wanden zwischen den Bezirken sind die Elementarmagnete so ausgerichtet dass ein Ubergang zwischen den beiden Magnetisierungsrichtungen erfolgt In diesem Zustand erzeugt ein Korper aus einem ferromagnetischen Material kein ausseres Magnetfeld da sich die Felder der unterschiedlichen Weiss Bezirke gegenseitig kompensieren Wird das Material einem externen Magnetfeld ausgesetzt schrumpfen die Weiss Bezirke die dem ausseren Magnetfeld entgegengerichtet magnetisiert sind und klappen schliesslich um So entsteht eine makroskopische Magnetisierung deren Feld sich so mit dem externen uberlagert dass die Feldlinien seitlich in das Material hineingezogen erscheinen In einem inhomogenen Feld wird das so magnetisierte Material zu Orten grosserer Feldstarke gezogen seien es magnetische Nord oder Sudpole Paramagnete verhalten sich ahnlich allerdings erfolgt die Ausrichtung der magnetischen Momente ausschliesslich aufgrund des ausseren Feldes und nicht zusatzlich durch den parallelisierenden Einfluss der benachbarten Momente Daher ist der Effekt deutlich schwacher Ferromagnetische Materialien werden nach ihrem Verhalten klassifiziert das sie zeigen wenn sie aus einem Magnetfeld entfernt werden Im Allgemeinen bleibt dann ein Restmagnetismus zuruck die sogenannte Remanenz In weichmagnetischen Materialien ist die Remanenz gering d h die Magnetisierung verliert sich zum grossten Teil sofort wenn der Gegenstand wieder aus dem externen Magnetfeld entfernt wird insbesondere nachdem alternierende Felder angelegt wurden Hartmagnetische Materialien lassen sich schwerer magnetisieren behalten aber eine grossere permanente Magnetisierung Solche Materialien z B geharteter Stahl konnen zu Permanentmagneten magnetisiert werden oder von vornherein als Permanentmagnete existieren das heisst eine deutliche erkennbare makroskopische Magnetisierung dauerhaft annehmen Die Remanenz Magnetisierung kann durch Anlegen eines magnetischen Gegenfeldes beseitigt werden was bei Erreichen der Koerzitivfeldstarke geschieht Bei hartmagnetischen Stoffen ist die Hohe des notwendigen Gegenfeldes dabei grosser als bei weichmagnetischen Stoffen Bei Permanentmagneten ist sowohl eine hohe Remanenz als auch eine hohe Koerzitivfeldstarke erwunscht Vom Ferromagnetismus ist der Ferrimagnetismus z B in Ferriten zu unterscheiden der makroskopisch zwar ahnliche Eigenschaften hat mikroskopisch aber mit dem Antiferromagnetismus verwandt ist Bei ihm sind die Elementarmagnete jeweils wie beim Antiferromagnetismus abwechselnd entgegengesetzt gerichtet in den zwei Richtungen jedoch unterschiedlich stark ausgepragt weshalb anders als beim Antiferromagnetismus fur jedes Paar eine Magnetisierung verbleibt Stoffe mit ferromagnetischen Eigenschaften BearbeitenSubstanz T C displaystyle T mathrm C nbsp in KCo 1395Fe 1033Ni 627CrO2 390Gd 289Tb 219Dy 85EuO 70Ho 20Er 19Unter den Elementen bzw Metallen in Reinform weisen Eisen Nickel und Cobalt bei Raumtemperatur ferromagnetische Eigenschaften auf Als viertes Element mit ferromagnetischen Eigenschaften bei Raumtemperatur wurde 2018 Ruthenium ausgemacht in der metastabilen raumzentrierten tetragonalen Phase 1 Bei tieferen Temperaturen siehe Tabelle werden auch die Lanthanoide Gadolinium Terbium Dysprosium Holmium und Erbium ferromagnetisch In der Praxis verwendet man haufig ferromagnetische Legierungen wie z B AlNiCo SmCo Nd2Fe14B Ni80Fe20 Permalloy oder NiFeCo Legierungen Mumetall Bemerkenswert ist dass unter bestimmten Umstanden auch einige Verbindungen im Allgemeinen nicht ferromagnetischer Elemente ferromagnetisches Verhalten aufweisen beispielsweise Chromdioxid Manganarsenid Europium II oxid oder die suprafluide A 1 Phase von He 3 ferner die sogenannten Heusler Legierungen Ebenfalls bemerkenswert ist dass der bekannteste ferromagnetische Stoff Eisen als Hauptbestandteil einer austenitischen Legierung nicht ferromagnetisch wirkt Austenitische Gefuge sind Bestandteil vieler nichtrostender Stahle und einiger Edelstahl Sorten Eisen kristallisiert bei Zimmertemperatur im kubisch raumzentrierten Gitter Austenitische Legierungen sind dagegen uberwiegend flachenzentriert Generell ist das Vorhandensein ferromagnetischer Eigenschaften davon abhangig dass in der Elektronenkonfiguration des Grundzustandes des fraglichen Metalls oder der Verbindung ungepaarte Elektronen vorhanden sind was im Wesentlichen nur bei Ubergangsmetallen und Seltenen Erden vorkommt Ferromagnetismus tritt normalerweise nur im festen Aggregatzustand auf weil die Curie Temperatur dieser Materialien niedriger als die Schmelztemperatur ist Ferromagnetismus wurde allerdings auch in einer unterkuhlten Schmelze beobachtet 2 Ferrofluide sind Suspensionen von festen magnetischen Teilchen in einer nichtmagnetischen Flussigkeit Physikalischer Ursprung Bearbeiten Hauptartikel Austauschwechselwirkung nbsp Drei Beispiele fur eine ferromagnetische Ordnung einer linearen Kette magnetischer MomenteTrager der elementaren magnetischen Momente sind die Elektronenspins Wie bei anderen kooperativen magnetischen Phanomenen ist auch beim Ferromagnetismus die magnetische Dipol Dipol Wechselwirkung viel zu schwach um fur die Ordnung der Spins verantwortlich zu sein Sie hat aber im Gegensatz zur Austauschwechselwirkung siehe unten sehr grosse Reichweite und ist deshalb trotzdem fur die Anwendungen wichtig Bei der ferromagnetischen Ordnung kommt noch hinzu dass die parallele Ausrichtung magnetischer Momente fur die Dipol Dipol Wechselwirkung energetisch ungunstig ist Verantwortlich fur die parallele Spinordnung des Ferromagneten ist die quantenmechanische Austauschwechselwirkung die mit der Existenz von Singulett und Triplett Zustanden bei Zwei Elektronen Systemen zu tun hat und mit dem Pauli Prinzip zusammenhangt Es handelt sich also um ein nichtklassisches Phanomen das nicht einfach zu verstehen ist Im Detail muss nach dem Pauli Prinzip fur eine antisymmetrische Ortswellenfunktion die zugehorige Spinwellenfunktion symmetrisch sein z B bei parallelen Spins im Zwei Elektronen System Man kann zeigen dass der durchschnittliche Abstand der beiden Teilchen bei einer antisymmetrischen Ortswellenfunktion grosser ist und damit fur Teilchen gleicher Ladung deren Coulomb Abstossung geringer Die Austauschwechselwirkung bewirkt hier also eine effektive Absenkung der potentiellen Energie Andererseits konnen sich die Elektronen mit parallelem Spin nach dem Pauli Prinzip nicht im selben Ortszustand befinden und mussen sukzessive hohere Niveaus besetzen wodurch ihre kinetische Energie zunimmt Die spontane Parallelstellung der Spins und damit eine ferromagnetische Ordnung wird also nur zustande kommen wenn die Absenkung der potentiellen Energie die Erhohung der kinetischen Energie uberkompensiert Das ist der Grund weshalb nur die wenigen genannten Materialien ferromagnetisch sind die breite Mehrheit aber nicht Eine anschauliche Darstellung hierzu gibt die Bethe Slater Kurve welche die Austauschwechselwirkung in Abhangigkeit vom relativen Atomabstand zeigt z B fur die gangigen Metalle Cr Mn Fe Co Ni Der relative Atomabstand ist hierbei das Verhaltnis des Atomabstandes der benachbarten Atome zum Durchmesser der nicht abgeschlossenen Elektronenschale In einem Satz Die Ordnung der magnetischen Momente wird durch die quantenmechanische Austauschwechselwirkung vermittelt nicht durch klassische magnetische Wechselwirkung 3 Die magnetische Leitfahigkeit m m 0 1 x displaystyle mu mu 0 1 chi nbsp und damit die magnetische Suszeptibilitat x displaystyle chi nbsp ist bei Ferromagneten nicht konstant sondern eine komplexe Funktion der angelegten Feldstarke und von der Magnetisierungs Vorgeschichte abhangig Meist wird daher die differentielle magnetische Suszeptibilitat x displaystyle chi nbsp als Ableitung der Magnetisierung nach der Feldstarke betrachtet Sie verschwindet im Sattigungsbereich Fur den Zusammenhang zwischen Magnetisierung M displaystyle vec M nbsp und magnetischer Flussdichte B displaystyle vec B nbsp gilt im Ubrigen die Beziehung B m H m 0 H x H m 0 H M displaystyle vec B mu vec H mu 0 vec H chi vec H mu 0 vec H vec M nbsp Weiss Bezirke Domanen und Domanenwande Bearbeiten Hauptartikel Weiss Bezirk nbsp Magneto optische Aufnahme der magnetischen Phasen Korngeometrien und Domainorientierungen in nicht kornorientiertem Transformatorenblech Aufnahme mit Hilfe eines magneto optischen Sensors und Polarisationsmikroskopes nbsp Elektromagnetische dynamische Domanenuntersuchung von Transformatorenblech kornorientiert Ferromagnetismus entsteht dadurch dass elementare magnetische Momente eine parallele Ordnung aufweisen die durch die Wechselwirkung der Momente untereinander auch ohne ausseres Magnetfeld bestehen bleibt Die Bereiche gleicher Magnetisierung werden Domanen oder Weiss Bezirke genannt Sie treten in Grossen von 0 01 µm bis 1 µm auf und sind im unmagnetisierten Zustand der Substanz nicht einheitlich orientiert Die Austauschwechselwirkung wirkt nur zwischen Fermionen deren Wellenfunktionen eine wesentliche Uberlappung aufweisen in der Regel also nur zwischen nahegelegenen Teilchen Die magnetische Wechselwirkung wirkt hingegen auch zwischen weit entfernt liegenden magnetischen Momenten Daher ubersteigt in einem ausgedehnten Ferromagneten der magnetische Energieaufwand irgendwann den Energiegewinn der Austauschwechselwirkung Die ferromagnetische Ordnung des Festkorpers zerfallt dann in unterschiedlich orientierte Domanen Die Bereiche des Festkorpers in denen unterschiedlich orientierte Domanen aufeinandertreffen heissen Domanenwand Je nach Drehung der Magnetisierung in der Wand spricht man von Bloch Wanden oder Neel Wanden bei Bloch Wanden erfolgt die Drehung der Magnetisierung in der Senkrechten zur Wandebene bei Neel Wanden erfolgt sie dagegen innerhalb der Wandebene Neel Wande dominieren nur bei sehr dunnen magnetischen Schichten Daneben gibt es auch andere Wand Typen mit topologischen Singularitaten sogenannte Blochlinien und Blochpunkten die mit Anderungen des Drehverhaltens innerhalb der Wand verbunden sind Diese Unterschiede die sich im 10 Nanometer Bereich bewegen konnen sind subtil aber fur aktuelle Anwendungen in der Informationstechnologie interessant Die Ausbildung der Domanenwand erfordert die Verrichtung von Arbeit gegen die Austauschwechselwirkung die Verkleinerung der Domanen des Volumens einer zusammenhangenden Domane reduziert die magnetische Energie eines Festkorpers Aufgrund der nicht kontinuierlich erfolgenden Ausrichtung der Weiss Bezirke unter dem Einfluss ausserer Magnetfelder konnen sogenannte Barkhausen Sprunge beobachtet werden Die magnetische Ordnung wird bei hohen Temperaturen aufgebrochen die Ferromagnete sind dann nur noch paramagnetisch Die Temperatur oberhalb derer die ferromagnetische Ordnung verschwindet wird als Curie Temperatur T C displaystyle T mathrm C nbsp nach Pierre Curie dem Gatten von Marie Curie bezeichnet Die Suszeptibilitat lasst sich oberhalb der Curie Temperatur nach dem Curie Weiss Gesetz berechnen Der Paramagnetismus bleibt fur alle Temperaturen oberhalb der Curie Temperatur erhalten selbst nach Ubergang des Festkorpers in die Flussigkeits oder Gasphase Sattigung Bearbeiten nbsp Magnetisierungskurven von neun ferromagnetischen Stoffen bis in den Sattigungsbereich 1 Stahlblech 2 Siliziumstahl 3 Gussstahl 4 Wolframstahl 5 Magnetstahl 6 Gusseisen 7 Nickel 8 Cobalt 9 MagnetitMaterial Flussdichte in Tesla beieinsetzender SattigungStahl 1 3505 0 5Stahl C15 0 45Cobalt Eisen Fe mit 47 bis 50 Co 2 35Silicium Eisen Fe mit 3 bis 4 Si 1 5 bis 2Nickel Eisen Fe mit 30 bis 50 Ni 1 2 bis 1 5Ferrit MnZn 0 4Ferrit NiZn 0 2Bei ferromagnetischen Stoffen tritt vielfach die Sattigungsmagnetisierung in Erscheinung ein materialspezifischer Hochstwert der Magnetisierung M displaystyle M nbsp der auch durch Erhohen der ausseren magnetischen Feldstarke H displaystyle H nbsp nicht uberschritten werden kann Die Ableitung der Magnetisierung nach der Feldstarke die differentielle magnetische Suszeptibilitat x M H displaystyle chi frac partial M partial H nbsp verschwindet im Sattigungsbereich 4 Eine besonders gute Leitfahigkeit fur den magnetischen Fluss F displaystyle Phi nbsp ist die wesentliche Eigenschaft vor allem ferromagnetischer Werkstoffe wie beispielsweise Weicheisen Dynamoblech oder bestimmter Ferrite Daher werden diese Werkstoffe verwendet wo es auf die raumliche Fuhrung von magnetischen Flussen ankommt wie bei Elektromagneten und in Eisenkernen von Transformatoren Im Bereich der Sattigung nimmt die magnetische Leitfahigkeit stark ab Daher ist Sattigung bei diesen technischen Anwendungen meist unerwunscht Tragt man fur einen Werkstoff die magnetische Flussdichte B displaystyle B nbsp gegenuber der von aussen aufgebrachten magnetischen Feldstarke H displaystyle H nbsp in einem Diagramm auf ergibt sich die Hysteresekurve Magnetisierungskurve Die Abflachung der Steigung kennzeichnet dabei anschaulich den Beginn der Sattigungsmagnetisierung man kann auch vom Erreichen der Sattigungsflussdichte bzw der Sattigungsinduktion sprechen Sattigung in der Praxis Bearbeiten In der Geophysik werden Materialien durch Ermittlung ihrer spezifischen Curie Temperatur identifiziert indem man die Abhangigkeit der Sattigungsmagnetisierung von der Temperatur bestimmt Bei Transformatoren und Elektromotoren ist die magnetische Sattigung des Kerns unerwunscht denn sie verringert den Wirkungsgrad und die ubertragene Leistung Eine Ausnahme bildet der Reluktanzmotor bei dem Sattigung eingesetzt wird um den Leistungsfaktor zu erhohen Um eine Sattigung zu vermeiden mussen magnetische Kerne in Transformatoren und Elektromotoren eine entsprechende Mindest Querschnittsflache aufweisen In magnetischen Spannungsreglern wird die Sattigung eines Transformatorkerns genutzt um kurzzeitige Schwankungen in instabilen Stromnetzen zu stabilisieren Durch Einfugung eines Luftspaltes senkrecht zum Magnetfluss in einem geschlossenen Spulenkern lasst sich die Sattigung ferromagnetischer Kernmaterialien verhindern oder stark mindern Allerdings sinkt die wirksame Induktivitat im Vergleich zum spaltlosen Spulenkern Angewandt wird das beispielsweise bei Drosseln Konventionelle Vorschaltdrosseln von Gasentladungslampen sowie alle Arten von Speicherdrosseln auch Pulverkernen haben einen oder mehrere diskrete oder auch sogenannte zwischen den Pulverkornern verteilte Luftspalte Hysterese Bearbeiten nbsp Weiche Hysteresekurve eines EI Transformator Eisenkerns mit Luftspalt und relativ grosser koerzitiver Feldstarke nbsp Harte Hysteresekurve eines Transformator Eisenkernes ohne Luftspalt Ringkern mit kleiner koerzitiver FeldstarkeHysterese bedeutet bei einem physikalischen System dass dessen veranderliche Ausgangsgrosse nicht allein von der Eingangsgrosse abhangig ist sondern auch von deren Verlaufsgeschichte Ein solches Hystereseverhalten tritt bei ferromagnetischen magnetisch leitfahigen Stoffen wie Eisen Kobalt Nickel und deren Legierungen auf Erhoht man die magnetische Feldstarke H displaystyle H nbsp in einem vorher nicht magnetisierten ferromagnetischen Stoff erhoht sich in dessen Umgebung die magnetische Flussdichte B displaystyle B nbsp Verringert man die Feldstarke wieder auf 0 bleibt die magnetische Flussdichte auf einem Wert ungleich 0 stehen Der ferromagnetische Stoff behalt etwas Restmagnetismus zuruck Remanenz Die magnetische Flussdichte hangt nicht nur von der magnetischen Feldstarke ab sondern auch von deren zeitlichem Verlauf Die magnetische Flussdichte B displaystyle B nbsp in einem ferromagnetischen Stoff wird von der Starke des umgebenden Magnetfeldes H displaystyle H nbsp bestimmt Wird H displaystyle H nbsp genugend erhoht steigt B displaystyle B nbsp wegen der Sattigung von B displaystyle B nbsp nur noch sehr geringfugig an Geht das aussere Magnetfeld zuruck so nimmt die Flussdichte wieder ab Die magnetische Flussdichte erreicht bei dem gleichen Wert einer Feldstarke die im Abnehmen begriffen ist einen hoheren Wert als er wahrend des Zunehmens der Feldstarke auftrat Wird H displaystyle H nbsp ganz auf 0 gesenkt geht B displaystyle B nbsp nicht auf 0 zuruck sondern nur bis zur sogenannten Remanenz B R displaystyle B R nbsp Um die Magnetisierung wieder auf 0 zu bringen muss daher ein entgegengesetztes Magnetfeld mit der Koerzitivfeldstarke H C displaystyle H mathrm C nbsp aufgebaut werden Da noch ein ausseres Magnetfeld anliegt spricht man hier noch nicht von Entmagnetisierung fur die vielmehr mehrere Schritte notwendig sind Ein erneutes Umkehren der Feldstarke von H displaystyle H nbsp fuhrt dazu dass der untere Ast der Hysteresekurve durchlaufen wird Dieser Hysteresevorgang lasst sich gut am Verlauf der Hysteresekurve oder Hystereseschleife verdeutlichen Ein vollstandiges Durchlaufen der Hysteresekurve wird als Hysteresezyklus bezeichnet Die Hysteresekurve ist punktsymmetrisch zum Ursprung 5 Den oberen Ast vom Umkehrpunkt der Magnetisierung durch die Remanenz als y displaystyle y nbsp Achsenabschnitt bis zur Koerzitivfeldstarke auf der x displaystyle x nbsp Achse nennt man die Entmagnetisierungskurve 6 7 Allerdings fuhrt nur ein in der Amplitude abklingendes magnetisches Wechselfeld durch die allmahliche Annaherung der Hysteresezyklen an den Nullpunkt zur vollstandigen Entmagnetisierung ohne ausseres Magnetfeld Die Ursache fur das Verhalten sind die sogenannten Weiss Bezirke Sie zeichnen sich dadurch aus dass die Spins der Elektronen die als Elementarmagnete aufgefasst werden konnen innerhalb eines Bezirks parallel zueinander sind Die Grenzen zwischen den Bezirken heissen Bloch Wande 8 Wird nun ein ausseres Magnetfeld angelegt so wachsen die Bezirke deren Orientierung der Ausrichtung des Magnetfeldes entspricht auf Kosten der anderen Bezirke indem Elektronen in den anderen Bezirken umklappen sich also parallel zum Magnetfeld ausrichten Anschaulich entspricht das einer Verschiebung der Bloch Wande Storstellen die in jedem Ferromagnetikum existieren in Eisen z B Kohlenstoffeinschlusse verhindern jedoch dass das Verschieben der Bloch Wande gleichmassig verlauft Wenn eine Bloch Wand beim Verschieben auf eine Storstelle trifft so bleibt sie zuerst an ihr hangen und es bildet sich hinter der Storstelle eine Art Blase in der die Spins der Elektronen noch nicht umklappen Erst ab einer bestimmten Feldstarke schliesst sich diese Blase was zu einer plotzlichen Anderung der Magnetisierung fuhrt Dieser Vorgang wird Barkhausen Sprung genannt Durch diese ungleichmassigen Wandverschiebungen wird eine Entmagnetisierung entlang der Neukurve unmoglich Sie sind der Grund fur das Entstehen der Hysteresekurve Wenn alle Elektronenspins im Ferromagnetikum an dem Feld ausgerichtet sind ist die Sattigung erreicht Wird nun das aussere Feld entfernt kehren nicht alle Elektronen zur ursprunglichen Ausrichtung zuruck Die Magnetisierung sinkt bis auf das Remanenz Niveau ab Erst durch die Zufuhr zusatzlicher Energie kann der Stoff wieder entmagnetisiert werden Stoffe mit hoher Remanenz sind nicht zwingend hartmagnetisch Hartmagnetische Stoffe Dauermagnete benotigen eine hohe Koerzitivfeldstarke Die Remanenz in einem Transformatorkern ist weniger vom Kernmaterial abhangig sondern hangt stark von der Bauform des Kernes ab Ein Ringkerntransformator Kern hat eine sehr hohe Remanenz weil keinerlei Luftspalte im Magnetkreis liegen Ein Transformator mit technologisch bedingten oder absichtlich eingebauten Luftspalten hat dagegen durch Scherung Neigung der Hysteresekurve eine geringe Remanenz obwohl das Kernmaterial selbst eine hohe Remanenz besitzen kann Typisch fur die Hysterese ist das Auftreten von bistabilem Verhalten Bei gleichen Umgebungsbedingungen ist der Zustand von der Vergangenheit der wirkenden Spannungszeitflache vor dem Ausschalten abhangig Entsprechend wird ein bestimmter Punkt im Zustandsdiagramm erreicht Unter Berucksichtigung der Form der Hystereseschleife kann man einen Stoff gezielt aufmagnetisieren Entsprechende Verfahren finden Anwendung bei der Herstellung von Dauermagneten oder beim Beschreiben von magnetischen Speichermedien Magnetband Festplatte Kernspeicher Hystereseverluste Bearbeiten Wenn Materialien ummagnetisiert werden muss Energie fur die Anderung der Ausrichtung der Weiss Bezirke aufgewendet werden Dieses Drehen verursacht Warmeentwicklung im Material Die Verluste sind im Allgemeinen proportional zu der Flache innerhalb der Hysteresekurve und der Frequenz mit der ummagnetisiert wird Dabei ist zu beachten dass sich die Hysteresekurve mit wachsender Frequenz gegenuber der statisch gemessenen Kurve verandert da weitere Verlustkomponenten hinzukommen und die relative Permeabilitatszahl sinkt Die von der Hysteresekurve eingeschlossene Flache entspricht der Energie pro Volumeneinheit die im Stoff bei seiner vollstandigen Ummagnetisierung in Warme umgewandelt wird Bei elektromagnetischen Bauteilen macht sie sich als einer der Ummagnetisierungsverlust Komponenten bzw als zusatzlicher Energieaufwand bemerkbar Dieses Integral sollte im Fall von Speichermedien moglichst hoch sein Im Fall von Kernen von Transformatoren sollte es moglichst klein sein um nur geringe Energieverluste zu verursachen Magnetisch harte und weiche Materialien Bearbeiten Im Falle hoher Koerzitivfeldstarken spricht man von magnetisch hartem Material da zu ihrer Neuorientierung hohe Feldstarken benotigt werden Bei Speichermedien entspricht dies einer hohen Datensicherheit da die geschriebenen Informationen nicht durch zufallige Streufelder umorientiert werden Bei geringen Koerzitivfeldstarken spricht man dagegen von magnetisch weichem Material Die Bezeichnungen ruhren daher dass reines also weiches Eisen im Vergleich zu magnetischen Stahlen eher weichmagnetisch ist Sehr weichmagnetisch ist das oben erwahnte Permalloy Ni80Fe20 Durch Zulegieren von 5 Molybdan erhalt man das extrem weichmagnetische Supermalloy mit dem man Raume so abschirmt dass man die extrem schwachen Magnetfelder von Hirnstromen messen kann Sehr weichmagnetisch sind auch die sog metallischen Glaser auf Eisen oder Kobaltbasis amorphe Legierungen die in der Struktur flussigen Metall Legierungen nahe dem Schmelzpunkt ahneln Praxisbezuge der Hysterese Bearbeiten Der Verlauf und die Form einer Hysteresekurve wird ausser durch grundlegende Materialeigenschaften auch durch eine moglicherweise vorliegende Textur Kornorientierung im Vergleich zum Feldlinienverlauf oder auch einen Luftspalt beeinflusst ein magnetisch weiches Material kann durch plastische Verformung Bearbeitungsprozess hartmagnetisch oder sogar dauermagnetisch werden Abhilfe schafft Gluhen Bei den fruher ublichen Kernspeichern der Computer wurden Ringkerne die haufig ihren Zustand wechselten warm und reagierten anders auf die Stromimpulse als solche die selten angesprochen wurden Abhilfe war entweder eine forcierte Luftkuhlung damit alle Kerne moglichst gleiche Temperatur hatten oder ein Regime zur gleichmassigeren Benutzung der Kerne In vielen Anwendungen werden kleine Hysteresezyklen um Punkte in der B displaystyle B nbsp H displaystyle H nbsp Flache gefahren siehe auch Kleinsignalverhalten Aufgrund der von der Magnetisierung abhangigen Permeabilitat kann die wirksame Permeabilitat abweichen die Hysterese ist beispielsweise fur die Aufnahme auf Tonband grundlegend verursacht jedoch bei Audioaufnahmen Verzerrungen siehe Vormagnetisierung Fur die Auslegung und Berechnung von Transformatoren hinsichtlich Verlusten ist auch das Hystereseverhalten des Kernmaterials von Bedeutung Wenn Materialien ummagnetisiert werden muss Energie fur die veranderte Ausrichtung der Weiss Bezirke aufgewendet werden Dieses Drehen verursacht Warme im Eisen Hystereseverluste beispielsweise bei Induktionskochfeldern wird bei ferromagnetischen Topfen 1 3 der Heizleistung durch Hysterese erbracht Anwendungen BearbeitenFerromagnetische Werkstoffe weisen eine hohe Permeabilitat mit m r 1 displaystyle mu mathrm r gg 1 nbsp auf Dadurch werden die magnetischen Feldlinien gut im Vergleich zum umgebenden Material etwa Luft mit m r 1 displaystyle mu mathrm r approx 1 nbsp geleitet Deshalb werden ferromagnetische Werkstoffe fur die Kerne von Elektromagneten und Transformatoren verwendet Aufgrund der hohen Permeabilitatszahl konnen Spulen und Drosseln fur Filter oder zur Strombegrenzung kleiner gebaut werden Weitere Anwendungen sind Speichermedien die den GMR Effekt und den magnetischen Tunnelwiderstand TMR ausnutzen Schreib Lesekopfe bei magnetischen Festplatten Dafur wurde 2007 der Physik Nobelpreis vergeben Peter Grunberg und Albert Fert Ein sehr spezielles Beispiel fur die vielseitige Anwendbarkeit ist das ferromagnetische Gaussgewehr welches elektromagnetische Felder mithilfe von Spulen erzeugt und so Wuchtgeschosse beschleunigt Siehe auch BearbeitenSpinglas Magnetismus Pyromagnetismus Ferroelektrizitat GaussgewehrLiteratur BearbeitenHorst Stocker Taschenbuch der Physik 4 Auflage Verlag Harry Deutsch Frankfurt am Main 2000 ISBN 3 8171 1628 4 Hans Fischer Werkstoffe in der Elektrotechnik 2 Auflage Carl Hanser Verlag Munchen Wien 1982 ISBN 3 446 13553 7 Gunter Springer Fachkunde Elektrotechnik 18 Auflage Verlag Europa Lehrmittel Wuppertal 1989 ISBN 3 8085 3018 9 Richard P Feynman Robert B Leighton Matthew Sands Vorlesungen uber Physik Band 2 3 Auflage Oldenbourg Verlag Munchen Wien 2001 ISBN 3 486 25589 4 Charles Kittel Introduction to Solid State Physics 1 Ausgabe 1953 bis 14 Ausgabe 2005 ISBN 0 471 41526 X dt Einfuhrung in die Festkorperphysik Oldenbourg ISBN 3 486 57723 9 siehe besonders das Kapitel uber Magnetismus Einzelnachweise und Fussnoten Bearbeiten P Quarterman J P Wang u a Demonstration of Ru as the 4th ferromagnetic element at room temperature Nature Communications Band 9 2018 Artikel Nr 2058 D Platzek C Notthoff u a Liquid metal undercooled below its Curie temperature In Applied Physics Letters 65 Jahrgang 1994 S 1723 doi 10 1063 1 112898 Die Unmoglichkeit einer klassischen Erklarung des Ferromagnetismus wurde unabhangig voneinander bereits 1911 bzw 1921 von Niels Bohr bzw Hendryka Johanna van Leeuwen in ihren jeweiligen Dissertationen bewiesen veroffentlicht in Niels Bohr Studier over Metallernes Elektrontheori Kobenhavns Universitet 1911 Hendrika Johanna van Leeuwen Problemes de la theorie electronique du magnetisme In Journal de Physique et le Radium 1921 Band 2 Nr 12 S 361 Siehe auch den Artikel Bohr van Leeuwen Theorem Eine erste quantenmechanische Erklarung des Phanomens das sogenannte Heisenberg Modell wurde erst 1928 von Werner Heisenberg gegeben Genau genommen gibt es bei starkem Magnetfeld noch eine kaum beobachtbare sehr schwache Zunahme der Magnetisierung den sogenannten magnetischen Para Effekt D M H displaystyle Delta M propto sqrt H nbsp siehe H Kronmuller S Parkin Hrsg Handbook of Magnetism and Advanced Magnetic Materials Wiley 2007 ISBN 978 0 470 02217 7 Wachstum Mikrostruktur und hartmagnetische Eigenschaften von Nd Fe B Schichten S 13 Google Books Karl Schuler Kurt Brinkmann Dauermagnete Werkstoffe und Anwendungen Springer Berlin 1970 Lothar Michalowsky Jurgen Schneider Hrsg Magnettechnik Vulkan Essen 2006 ISBN 978 3 8027 2139 7 In sehr dunnen Schichten treten stattdessen die sog Neel Wande auf siehe unten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ferromagnetismus amp oldid 237388199