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Paramagnetismus ist eine der Auspragungsformen des Magnetismus in Materie Wie der Diamagnetismus beschreibt er das magnetische Verhalten eines Materials das einem externen Magnetfeld ausgesetzt ist Paramagneten sind Stoffe die von einem Magneten angezogen werden und in ihrer Magnetisierung dem ausseren Feld folgen sodass das Magnetfeld in ihrem Inneren starker ist als ausserhalb Paramagnetische Materialien haben dadurch die Tendenz in ein Magnetfeld hineingezogen zu werden Ohne ein ausseres Magnetfeld zeigen paramagnetische Materialien keine magnetische Ordnung im Gegensatz zu der auch ohne Magnetfeld auftretenden spontanen Magnetisierung z B beim Ferromagnetismus Vereinfachter Vergleich der Permeabilitaten von ferromagnetischen mf paramagnetischen mp und diamagnetischen Materialien md zu Vakuum m0 Dabei ist m jeweils die Steigung der Kurven B H H Feldstarke des ausseren Feldes B Flussdichte des induzierten FeldesDie magnetische Permeabilitat m r displaystyle textstyle mu r ist bei Paramagneten grosser als 1 bzw die magnetische Suszeptibilitat x m r 1 displaystyle chi textstyle mu r 1 positiv In der physikalischen Klassifikation gelten alle Materialien die dieser Bedingung genugen und keine persistierende magnetische Ordnung aufweisen als paramagnetisch Inhaltsverzeichnis 1 Ursprung 2 Arten 2 1 Magnetische Momente von Atomen im Grundzustand Langevin Paramagnetismus 2 2 Magnetische Momente der Leitungselektronen Pauli Paramagnetismus 2 3 Magnetische Momente von Atomen in angeregten Zustanden Van Vleck Paramagnetismus 2 4 Vergleich der Grossenordnungen 3 Superparamagnetismus 4 Anwendung 5 Beispiele 5 1 Alkalimetalle 5 2 Erdalkalimetalle 5 3 Seltene Erden 5 4 Molekule 5 5 Magnetit 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseUrsprung Bearbeiten nbsp Illustrationen einer paramagnetischen Probe ohne ausseres Magnetfeld nbsp in einem schwachen Magnetfeld nbsp und in einem starken Magnetfeld Paramagnetismus tritt nur in den Stoffen auf deren Atome oder Molekule ungepaarte Elektronen besitzen Radikale Ubergangsmetallkationen Lanthanoidkationen und ein magnetisches Moment haben Ursachen dafur sind quantenmechanische Effekte u a der Eigendrehimpuls Spin der Elektronen Modellhaft kann man sich eine paramagnetische Probe aus lauter kleinen Stabmagneten aufgebaut vorstellen die sich zwar drehen aber nicht verrutschen konnen Bringt man die Probe in ein Magnetfeld so werden sich die Stabmagnete bevorzugt in Richtung der magnetischen Feldlinien ausrichten Ein wichtiges Merkmal dabei ist dass die Stabmagnete einander nicht beeinflussen sie richten sich alle unabhangig voneinander aus Die Warmefluktuationen bewirken eine standige zufallige Neuorientierung der Stabmagnete Dabei sind ungeordnete Stabmagnetausrichtungen also Konfigurationen der Stabmagnetausrichtungen mit im Mittel verschwindendem magnetischen Moment sehr viel wahrscheinlicher als eine geordnete Verteilung bei der die magnetischen Momente in gleiche Richtung ausgerichtet sind und zu einem nicht verschwindenden magnetischen Gesamtmoment fuhren Daher braucht man also umso starkere Magnetfelder je starker man die Magnete ausrichten mochte Physikalisch ausgedruckt Die Ursache eines paramagnetischen Verhaltens liegt in der Ausrichtung der mikroskopischen magnetischen Momente eines Stoffes in einem Magnetfeld Die einzelnen magnetischen Momente sind dabei voneinander unabhangig Im Unterschied zu Ferromagneten wird eine solche Ausrichtung nach Abschalten des Magnetfeldes durch thermische Fluktuationen sofort wieder zerstort Die Magnetisierung M displaystyle M nbsp des Stoffes ist proportional zum angelegten Magnetfeld H displaystyle H nbsp M x H displaystyle M chi H nbsp mit x gt 0 displaystyle chi gt 0 nbsp Je grosser dabei die magnetische Suszeptibilitat x displaystyle chi nbsp des Stoffes ist desto leichter lasst sich dieser demnach magnetisieren Die Suszeptibilitat ist also ein Mass fur die Starke des Paramagnetismus Wegen des einfachen Zusammenhangs der Suszeptibilitat mit der relativen magnetischen Permeabilitat m r x 1 displaystyle mu r chi 1 nbsp wird auch haufig Letztere als Mass genommen Oft kann man lesen dass eine sehr grosse Suszeptibilitat bedeutet eine Probe sei ferromagnetisch Diese Aussage ist so nicht ganz richtig Zwar ist die Suszeptibilitat von Ferromagneten in vielen Fallen sehr gross jedoch liegt die Ursache in der besagten Kopplung Ferromagneten zeigen auch nach Abschalten des Magnetfeldes noch eine Magnetisierung die sogenannte Remanenz wahrend bei Paramagneten wie bereits gesagt die Magnetisierung nach Abschalten des Feldes wieder verschwindet Arten BearbeitenEine klassische Betrachtung liefert keine Erklarung fur das Vorhandensein der oben besprochenen magnetischen Momente Diese lassen sich jedoch quantenmechanisch verstehen Die fur den Magnetismus wichtige Aussage dabei ist dass der Gesamtdrehimpuls J displaystyle vec J nbsp eines atomaren Zustandes immer mit einem magnetischen Moment m displaystyle vec mu nbsp verknupft ist m g m B J ℏ displaystyle vec mu g mu mathrm B vec J hbar nbsp Dabei sind g displaystyle g nbsp der Lande Faktor und m B displaystyle mu mathrm B nbsp das Bohrsche Magneton Der Gesamtdrehimpuls ergibt sich dabei aus drei Komponenten Spin und Bahndrehimpuls der Elektronen sowie Kernspin der Nukleonen Das zum Kernspin gehorende magnetische Moment ist wegen der bedeutend grosseren Masse der Nukleonen allerdings zu schwach um einen nennenswerten Beitrag zur Suszeptibilitat liefern zu konnen Daher wird dieser im Folgenden nicht weiter beachtet Es sei aber darauf hingewiesen dass das magnetische Moment des Kernes durchaus messbar ist was in der Medizin bei der Magnetresonanztomografie MRT genutzt wird daher wird das Verfahren auch Kernspintomografie genannt Die wesentlichen Beitrage zur Suszeptibilitat ruhren aus verschiedenen Quellen die weiter unten aufgefuhrt werden Da es jedoch immer auch diamagnetische Beitrage zur Suszeptibilitat gibt entscheidet erst eine Addition aller Beitrage ob ein Stoff letztlich paramagnetisch ist Tritt allerdings Langevin Paramagnetismus s u auf so ist dessen Beitrag ublicherweise dominant Magnetische Momente von Atomen im Grundzustand Langevin Paramagnetismus Bearbeiten Der Gesamtdrehimpuls eines Atoms im Grundzustand lasst sich theoretisch uber die sogenannten Hundschen Regeln bestimmen Wichtigste Essenz daraus ist dass sich der Gesamtdrehimpuls J displaystyle vec J nbsp einer abgeschlossenen Schale immer zu Null addiert In allen anderen Fallen besitzt das Atom ein magnetisches Moment Die Temperaturabhangigkeit dieses Beitrags wird durch das Curiesche Gesetz 1 x L a n g e v i n C T 10 3 2 displaystyle chi mathrm Langevin frac C T sim 10 3 ldots 2 nbsp beschrieben dabei ist C displaystyle C nbsp die Curie Konstante eine Materialkonstante Eine genauere Analyse des Langevin Paramagnetismus geschieht mit Hilfe der Langevin und der Brillouin Funktion Magnetische Momente der Leitungselektronen Pauli Paramagnetismus Bearbeiten Elektronen konnen sich praktisch frei in Metallen bewegen Jedes Elektron besitzt infolge seines Spins ein magnetisches Moment man erwartet also einen Curie ahnlichen Beitrag zur Suszeptibilitat Es haben jedoch nur die angeregten Leitungselektronen wegen des Pauli Prinzips die Freiheit ihren Spin im Magnetfeld auszurichten Deren Anzahl ist proportional zu T T F displaystyle T T mathrm F nbsp T F displaystyle T mathrm F nbsp ist die Fermitemperatur eine weitere Materialkonstante x P a u l i C T T T F C T F 10 6 5 displaystyle chi mathrm Pauli sim frac C T cdot frac T T mathrm F frac C T mathrm F sim 10 6 ldots 5 nbsp Eine genaue Betrachtung zeigt allerdings dass es eine Abhangigkeit von der Starke des externen Magnetfeldes gibt Magnetische Momente von Atomen in angeregten Zustanden Van Vleck Paramagnetismus Bearbeiten Auch wenn der Gesamtdrehimpuls eines Atoms in seinem Grundzustand Null ist so muss das nicht fur angeregte Zustande gelten Bei einer endlichen Temperatur sind immer einige Atome in einem angeregten Zustand daher kommt dieser Beitrag bei allen Stoffen vor Von nennenswerter Grosse ist er allerdings nur in Molekulkristallen dort kann er den Langevin Paramagnetismus sogar an Starke ubertreffen Die Grosse dieses Beitrages zu berechnen ist aber gerade fur Molekule recht aufwandig Vergleich der Grossenordnungen Bearbeiten x van Vleck x Pauli x Diamag 10 6 5 x Langevin 10 3 2 displaystyle chi text van Vleck approx chi text Pauli approx left chi text Diamag right approx 10 6 ldots 5 ll chi text Langevin approx 10 3 ldots 2 nbsp Superparamagnetismus Bearbeiten Hauptartikel Superparamagnetismus Die magnetischen Eigenschaften von gekornten ferromagnetischen Festkorpern sind abhangig von der Korngrosse Bei Verkleinerung der Korngrosse nimmt die Anzahl der magnetischen Bezirke Weiss Bezirk pro Korn ab Unterhalb einer kritischen Grosse ist es energetisch ungunstig mehrere dieser Bereiche auszubilden Es existiert also nur noch ein Weiss Bezirk pro Korn d h alle atomaren magnetischen Momente eines Korns sind parallel zueinander angeordnet Unterhalb einer weiteren kritischen Grosse ist bei endlichen Temperaturen eine stabile Ausrichtung des magnetischen Gesamtmoments nicht mehr moglich da die zur Ummagnetisierung benotigte Energie kleiner als die thermische Energie wird Der Festkorper als Ganzes verhalt sich nun paramagnetisch mit der Besonderheit dass die magnetischen Momente nicht einzeln sondern in Blocken auf externe Magnetfelder reagieren Diese besondere Form des Paramagnetismus wird als Superparamagnetismus bezeichnet Anwendung BearbeitenDer Paramagnetismus von Sauerstoff wird bei der physikalischen Gasanalyse genutzt Beispiele BearbeitenAlkalimetalle Bearbeiten Die Elektronenhulle der Alkalimetalle besteht aus einer Edelgaskonfiguration und einem zusatzlichen s Elektron Nach den Hundschen Regeln besitzen die Atome im Grundzustand also ein magnetisches Moment Dies ist der erste Fall s o der einen starken Beitrag zur Suszeptibilitat liefert Die Alkalimetalle sind demnach paramagnetisch Erdalkalimetalle Bearbeiten Im Gegensatz zu den Alkalimetallen besitzen die Erdalkalimetalle zwei s Elektronen und damit eine abgeschlossene Unterschale Jedoch gehoren sie zu den Metallen und betreffen damit den zweiten Fall magnetisch ausgerichtete Leitungselektronen des Pauli Paramagnetismus Mit Ausnahme von Beryllium uberwiegt dieser Beitrag den diamagnetischen womit die Erdalkalimetalle schwach paramagnetisch sind Seltene Erden Bearbeiten Die Metalle der Seltenen Erden gehoren zu den technisch wichtigsten Materialien fur Legierungen in Permanentmagneten Die Ursache liegt darin dass die entscheidende nicht vollstandig besetzte Schale im Inneren der Elektronenhulle liegt f Elektronen und somit praktisch keinen Einfluss auf die chemischen Eigenschaften der Atome hat Fast alle diese Metalle sind daher paramagnetisch nach dem ersten Fall jedoch variiert die Starke des Paramagnetismus sehr Gadolinium ist sogar ferromagnetisch Das macht sie zu idealen Kandidaten in Legierungen mit ferromagnetischen Metallen wodurch sehr starke Permanentmagnete hergestellt werden konnen Molekule Bearbeiten Da Molekule haufig eine abgeschlossene Elektronenkonfiguration haben und keine Metalle sind zeigen sie nur einen Beitrag nach dem dritten Fall Einige Beispiele fur paramagnetische Substanzen sind Stickstoffdioxid SauerstoffAltere Messverfahren fur Gaskonzentrationen paramagnetischer Gase beruhten darauf dass Gasgemische z B Luft mit enthaltenem Sauerstoff eine Doppel Rohrschleife innerhalb eines starken Permanent Magnetfeldes durchstromten Beim Einstromen teilte sich der Gastrom gleichmassig zwischen linkem und rechtem Rohr auf Die Rohre waren jeweils zu einem Halbring gebogen die sich letztlich wieder vereinigten vor dem Gasaustritt Ein Querrohr innerhalb dieses Magnetfeldes verband beide Halbbogen Rohre mittig Das paramagnetische Gasmolekul wurde in das Magnetfeld des Querrohres hineingezogen Je nach Gehalt des paramagnetischen Gases im Gasgemisch stromte im Querrohr entweder kein Gas kein paramagnetisches Gas im Gasgemisch enthalten oder viel Gas wenn der Volumenanteil an paramagnetischem Gas gross war Der Gastrom im Querrohr wurde gemessen uber die durch ihn verursachte Abkuhlung eines mit Konstantstrom beheizten Thermistors Kaltleiter oder Heissleiter Die Spannung am Thermistor war dabei eine Funktion des Gasstromes im Querrohr und damit ein Mass fur den Volumenanteil an paramagnetischem Gas Magnetit Bearbeiten Magnetit Fe3O4 zeigt normalerweise ferrimagnetisches Verhalten Ferrimagnetismus Bei Teilchengrossen die kleiner als 20 bis 30 nm sind zeigt sich bei Raumtemperatur superparamagnetisches Verhalten Bei Anwesenheit eines ausseren magnetischen Feldes richten sich alle Teilchen in Richtung dieses Feldes aus Nach Entfernen des ausseren Feldes ist die thermische Energie gross genug sodass die gemeinsame Ausrichtung der Teilchen relaxiert und die Magnetisierung wieder gegen Null geht Siehe auch BearbeitenElektronenspinresonanz Magnetochemie Faraday Waage Ferrofluid Zeeman Effekt Stern Gerlach Versuch Pyromagnetismus FestkorperphysikLiteratur BearbeitenDieter Meschede Gerthsen Physik 18 Auflage Springer Verlag Berlin 1995 S 390 f ISBN 3 540 59278 4 kurzer Uberblick uber den Paramagnetismus Neil W Ashcroft N David Mermin Solid State Physics International Edition Harcourt Orlando 1976 S 643 670 ISBN 0 03 049346 3 englisch ausfuhrliche theoretische Behandlung von Para und Diamagnetismus Weblinks BearbeitenKlassifikation der magnetischen Elemente Englisch PDF 238 kB Von der Applied Alloy Chemistry Group der University of Birmingham Quantum Mechanics The Key To Understanding Magnetism Memento vom 23 Juli 2008 im Internet Archive Englisch PDF 137 kB Vortrag von J H Van Vleck zur Nobelpreisverleihung 1977 Video Paramagnetische Materie Institut fur den Wissenschaftlichen Film IWF 2004 zur Verfugung gestellt von der Technischen Informationsbibliothek TIB doi 10 3203 IWF C 14890 Einzelnachweise Bearbeiten Wolfgang Nolting 2 Tle Tl 1 Grundlagen 1 Auflage Teubner Verlag 1986 S 214 f ISBN 3 519 03084 5 Paramagnetismus lokalisierter Momente Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Paramagnetismus amp oldid 236497391