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Die Magnetochemie ist ein Teilgebiet der physikalischen Chemie das sich mit den magnetischen Eigenschaften von Werkstoffen oder Substanzen beschaftigt Es wurde um 1905 vom franzosischen Physiker Paul Langevin begrundet und durch den deutschen Chemiker Wilhelm Klemm ausgebaut Inhaltsverzeichnis 1 Bestimmung der Effekte 2 Ursachen 3 Messungen 4 Ergebnisse 5 Literatur 6 EinzelnachweiseBestimmung der Effekte BearbeitenDie Messung der magnetischen Suszeptibilitat bzw des magnetischen Moments ermoglicht Ruckschlusse auf die Elektronenkonfigurationen von Metallionen oder nichtmetallischen Molekulen In einfacher Weise konnen magnetochemische Effekte uber die magnetische Suszeptibilitat mit einer Gouyschen Waage bestimmt werden Auch andere ahnliche Bestimmungsverfahren der Suszeptibilitat nach Quincke oder nach Faraday Curie basieren auf der Gewichts und Magnetfeldanderung Viele chemische Stoffe zeigen durch den Einfluss eines Magnetfeldes eine Ausrichtung die als Gewichtsanderung direkt messbar ist Anschaulich stellt man sich die einzelnen Atome wie kleine elementare Magneten vor die sich ahnlich wie viele kleine Eisenspane in einem Magnetfeld ausrichten Je nach Stoffklasse zeigt sich eine geringe messbare Wechselwirkung mit dem Magnetfeld Diamagnetismus eine starkere Wechselwirkung Paramagnetismus oder eine sehr starke Wechselwirkung Ferromagnetismus Als Vorstellung kann eine kleine kreisende elektrische Bewegung eines Elektrons um die eigene Achse angenommen werden die durch einen Magneten induziert wird Durch Einfluss eines Magneten auf einen Kreisstrom auf eine stromdurchflossene Spule wird auch ein magnetisches Dipolmoment erzeugt dessen Vektor senkrecht auf der Ebene des fliessenden Kreisstromes steht Rechte Hand Regel Ganz analog wird bei jedem Magnetfeld auf eine magnetisch aktive Substanz auf jedes Elementarelektron eine Drehbewegung erzeugt Wenn der Vektor des magnetischen Dipolmomentes nicht mit dem Richtungsvektor des Magnetfeldes ubereinstimmt kommt es zu Kreiselbewegungen der Elementarmagnete Mathematisch wird das Drehmoment von Elementarmagneten beschrieben durch das Vektorprodukt aus magnetischem Dipolmoment und Magnetfeld Das Vektorprodukt gibt in der Mathematik den senkrecht auf einer Ebene von zwei Vektoren an und entspricht von der Lange seines Vektors dem projizierten Flacheninhalt beider Vektoren Die Starke der Beeinflussung von Substanzen durch ein Magnetfeld kann durch Wagung bestimmt werden Als eine sehr wichtige magnetochemische Kenngrosse gilt die magnetische Suszeptibilitat Mittels eines Neodymmagneten und einer Feinwaage kann die magnetische Suszeptibilitat nach der Methode von Cortel grob bestimmt werden 1 2 3 Die Gewichtsanderung ist dabei der Kraftanderung direkt proportional Die Kraftanderung durch einzelne magnetochemische Stoffe wird mit der stoffspezifischen Suszeptibilitat x displaystyle chi nbsp angegeben Dies ist eine Proportionalitatsfaktor ohne Einheit Haufig wird die Suszeptibilitat jedoch auf die Stoffdichte der Substanz Molzahl Substanz pro Kubikmeter molare Suszeptibilitat x m displaystyle chi text m nbsp bezogen erst durch den Bezug auf die Dichte konnen Stoffe verglichen werden Magnetische Flussdichte und magnetische Feldstarke sind uber die folgende Beziehung verknupft B m 0 H 1 x m displaystyle B mu text 0 cdot H cdot 1 chi text m nbsp mit B displaystyle B nbsp magnetische Flussdichte kg s 2 A 1 H displaystyle H nbsp magnetische Feldstarke A m 1 m 0 displaystyle mu text 0 nbsp Permeabilitatskonstante des Vakuums 1 256 10 8 m kg C 2 Ist x m displaystyle chi text m nbsp negativ handelt es sich um eine diamagnetische Substanz ist x m displaystyle chi text m nbsp positiv handelt es sich um eine paramagnetische Substanz Bei sehr hohen Werten fur x m displaystyle chi text m nbsp handelt es sich um ferromagnetische Substanzen Diese Substanzen besitzen sogar eine Magnetisierung ohne Vorhandensein eines Magnetfeldes Nach dem gouyschen Prinzip fuhrt man eine paramagnetische Probe zwischen die Pole zweier starker Permanentmagnete ein Dabei wird durch die Elementarmagnete der Probe ein dem angelegten Magnetfeld entgegengesetztes Magnetfeld induziert Da die Kraft rechtwinklig zum angelegten Magnetfeld gerichtet ist wird die Probe leicht nach oben gedruckt Die Kraftwirkung ist mittels einer Waage messbar Bei korrekter Ermittlung der Feldstarke an der Probenoberflache bei Eintritt und Austritt kann die Suszeptibilitat der Substanz durch die Gewichtskraft mit der Gleichung F 0 5 x m x a A m 0 H E 2 H A 2 displaystyle F 0 5 cdot chi text m chi text a cdot A cdot mu text 0 H text E 2 H text A 2 nbsp mit H E displaystyle H text E nbsp Feldstarke bei Probeneintritt H A displaystyle H text A nbsp Feldstarke bei Probenaustritt A displaystyle A nbsp Flacheninhalt eines gleichmassig dicken Probekorpersermittelt werden Die gleiche Gleichung ist auch gultig fur die Untersuchung von Substanzen mittels eines Neodymmagneten Im optischen Bereich lasst sich Para und Diamagnetismus ebenfalls nachweisen Man fullt ein Uhrglas siehe auch Newtonsche Ringe mit einer Losung einer paramagnetischen Substanz und stellt das Uhrglas zwischen die spitzwinklig zugehenden Polschuhe zweier sich anziehenden Permanentmagnete Strahlt man einen Lichtstrahl parallel zu den Polschuhen auf die Probe so werden die auf die Substanz auftreffenden Strahlen in zwei Strahlenbundel getrennt und werden auf der zum einfallenden Licht entgegengesetzten Wandseite sichtbar Bei diamagnetischen Substanzen wird das Strahlenbundel zusammengedruckt 4 Anhand der magnetischen Feldstarke des Magneten der spezifischen Dichte der eingefullten Substanz und der Gewichtsanderung lasst sich die Magnetisierbarkeit bestimmen Paramagnetische Substanzen haben das Bestreben in das Gebiet hoher Feldstarken beispielsweise bei zwei Rundmagneten in den Kreismittelpunkt zu wandern diamagnetische Stoffe wandern in das Gebiet niedriger Feldstarken beispielsweise bei zwei Rundmagneten zu den Randern des Kreises Der Paramagnetismus ist temperaturabhangig der Diamagnetismus ist es nicht Ursachen BearbeitenDie Ursache der Suszeptibilitat liegt in den Einzelelektronen um den Atomkern Um den Effekt zu verstehen kann man modellmassig annehmen dass sich ungepaarte Elektronen auf einer Kreisbahn um den Atomkernen drehen ahnlich wie bei einer stromdurchflossenen Spule und dabei ein Magnetfeld erzeugen Heben sich die Einzelspins auf d h sind die Elektronenorbitale des Molekuls oder Atoms mit jeweils zwei Elektronen gegensinnig aufgefullt z B bei Edelgasen oder edelgasahnlichen Ionen Na Ca2 Cl so hat die Substanz keinen Elektronenspin und ist diamagnetisch Die diamagnetische Suszeptibilitat ist stets negativ und deutlich kleiner Faktor 0 01 0 1 als die paramagnetische Suszeptibilitat Bei paramagnetischen Stoffen gibt es ungepaarte Elektronen Anhand von Tabellenwerken uber die Elektronenkonfigurationen von Elementen oder uber die Orbitaltheorie von Molekulen lasst sich die Zahl der ungepaarten Elektronen bestimmen z B beim Wasserstoffatom ein beim FeII vier und bei CuII zwei ungepaarte Elektronen und das magnetische Moment beispielsweise bei der Eisenmetallgruppe oder bei den Lanthanoiden uber die Spin Beziehung m 1 n n 2 displaystyle m frac 1 sqrt n cdot n 2 nbsp berechnen Messungen BearbeitenDurch magnetochemische Messungen konnen Strukturfragen wie die Oxidationszahl oder die Art der Bindung geklart werden So haben FeSO4 und Fe H2O 4 Cl2 ein magnetisches Moment von ca 5 2 µB hingegen K4 Fe CN 6 und Fe CO 5 ein magnetisches Moment von Null Wahrend bei den ersteren eine ionische Struktur zwischen Kation und Liganden vorliegt ist bei den letzteren eine stark polarisierte Bindung vorhanden Ergebnisse BearbeitenIn der Anorganischen Chemie hat die Magnetochemie wichtige Beitrage zur Entwicklung der Ligandenfeldtheorie sowie zum Verstandnis des metallischen Zustandes geleistet In der Organischen Chemie dienen magnetochemische Messungen zum Nachweis von Polymerisationsvorgangen das allmahliche Verschwinden von Doppelbindungen ist magnetochemisch nachweisbar zur Messung von Aromazitat und von organischen Radikalen Neben dem dia und paramagnetischen Stoffen gibt es auch Stoffe die ferromagnetisches antiferromagnetisches oder ferrimagnetisches Verhalten zeigen Bei Einwirkung eines Magnetfeldes nimmt bei ihnen die Magnetisierung stark zu oder sie werden selbst zu Permanentmagneten Mittels der Magnetochemie konnten wichtige theoretische Grundlagen fur die NMR Spektroskopie gelegt werden Die Kernsuszeptibilitat ist jedoch um den Faktor 104 geringer als die diamagnetische Suszeptibilitat so dass die Kernsuszeptibilitat durch Wagung nicht nachweisbar ist Literatur BearbeitenMagnetochemie In Otto Albrecht Neumuller Hrsg Rompps Chemie Lexikon Band 2 Cm G 8 neubearbeitete und erweiterte Auflage Franckh sche Verlagshandlung Stuttgart 1981 ISBN 3 440 04512 9 A F Holleman E Wiberg N Wiberg Lehrbuch der Anorganischen Chemie 91 100 verbesserte und stark erweiterte Auflage Walter de Gruyter Berlin 1985 ISBN 3 11 007511 3 S 983 995 Heiko Lueken Magnetochemie B G Teubner Stuttgart Leipzig 1999 ISBN 3 519 03530 8 Alarich Weiss Helmut Witte Magnetochemie Verlag Chemie Weinheim 1973 ISBN 3 527 25398 X Adolf Cortel Demonstration on Paramagnetism with an Electronic Balance In Journal of Chemical Education Vol 75 Januar 1998 S 61 Einzelnachweise Bearbeiten Adolf Cortel Demonstrations on Paramagnetism with an Elektronic Balance In Journal of Chemical Education Vol 75 Jan 1998 S 61 Kevin C de Berg Kenneth J Chapman Determination of the Magnetic Moments of Transition Metal Complexes Using Rare Earth Magnets In Journal of Chemical Education Vol 78 Mai 2001 S 670 ff Charles Malerich Patricia K Ruff Demonstrating and Measuring Relative Molar Magnetic Susceptibility Using a Neodymium Magnet In Journal of Chemical Education Vol 81 August 2004 S 1155 Fritz Voit Magnetismus In Artur Friedrich Hrsg Handbuch der experimentellen Schulphysik Teil 6 Elektrizitatslehre I Aulis Verlag Deubner amp Co Koln 1964 DNB 456881778 S 210 Teilbereiche der Chemie Allgemeine Chemie Anorganische Chemie Biochemie Organische Chemie Physikalische Chemie Technische Chemie Theoretische Chemie Agrochemie Analytische Chemie Atmospharenchemie Bauchemie Bioanorganische Chemie Biogeochemie Bioorganische Chemie Biophysikalische Chemie Chemoinformatik Chemometrik Elektrochemie Femtochemie Festkorperchemie Geochemie Kernchemie Klinische Chemie Kohlechemie Kolloidchemie Kombinatorische Chemie Kosmochemie Lebensmittelchemie Magnetochemie Medizinische Chemie Meereschemie Metallorganische Chemie Naturstoffchemie Oberflachenchemie Oleochemie Petrochemie Pharmazeutische Chemie Photochemie Physikalische Organische Chemie Polymerchemie Quantenchemie Radiochemie Supramolekulare Chemie Stereochemie Strahlenchemie Strukturchemie Textilchemie Thermochemie Umweltchemie Normdaten Sachbegriff GND 4114489 2 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Magnetochemie amp oldid 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