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Die Agrochemie auch Agrarchemie Agrikulturchemie ist ein Forschungs und Entwicklungszweig der Chemie und gleichzeitig ein grossindustrieller Produktionsbereich Sie befasst sich mit Nutztier Tiergesundheit Schadlingsabwehr Nutzpflanzenschutz und Dungung Schadpflanzenreduktion und den chemischen Vorgangen in land und forstwirtschaftlich genutzten Boden Bodenchemie zur Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit Traktor bei der Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln Verspruhung von Pflanzenschutzmittel mit einem Flugzeug diese Form der Anwendung ist in der EU verboten Gangige Lehrmeinung ist dass ohne agrochemische Produkte wie Dunger und Pflanzenschutzmittel die Produktion von Feldfruchten und Getreide bei wachsender Weltbevolkerung geringer werdenden Anbauflachen und erhohter Nachfrage nach Biokraftstoffen die weltweite Nachfrage nicht befriedigen konnte 1 2 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Anwendung 3 Agrarchemie und Okologie 4 Siehe auch 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenSchon seit Beginn des Pflanzenbaus sucht der Mensch nach Methoden das Pflanzenwachstum zu verbessern und das Saatgut und die Ernte vor Schadigungen zu bewahren mit dem Ziel die Ausbeute und Qualitat der Ernte zu steigern und die Ernahrung der Bevolkerung sicherzustellen In der Antike begann der Mensch sich chemischer Methoden vor allem der Dungung zu bedienen Die Babylonier verwendeten organische Dungemittel wie Stallmist oder Gulle sowie pflanzliche Produkte wie Kompost die Agypter nutzten den bei Uberschwemmungen zuruckbleibenden Nilschlamm als mineralischen Dunger Homer erwahnte um 800 vor Christus in der Odyssee die Verwendung von Kuhdung als Dunger Plinius der Altere berichtete uber die Verwendung eines kalkhaltigen Mergel als anorganischen Mineraldunger durch die Ubier sowie uber die Grundungung bei der die Romer Hulsenfruchte wie Ackerbohnen zur Bodenverbesserung unterpflugten Der Boden auf dem Ackerbohnen angebaut werden freut sich gleich als ob er eine Dungung erhalten hatte Plinius der Altere Naturalis historia Im Mittelalter am Ende des ersten Jahrtausends nutzten Menschen in Mitteleuropa Holzaschedunger als Lieferant von Kalium siehe auch terra preta Neben der ausreichenden Pflanzenernahrung war die Vernichtung der Ernte durch Insekten und Pilzbefall ein ernstes Problem Im Altertum setzten Bauern in Ol suspendierten Schwefel sowie Arsen als Insektizid ein 3 Um 1637 begannen die Menschen Methoden gegen den Pilzbefall von Getreidesamen zu entwickeln Beizen Basierend auf der Entdeckung dass aus der See zuruckgewonnenes Saatgut keinen Pilzbefall aufwies entwickelten sie eine Methode Saatgut mit Salzwasser und Kalk zu behandeln 4 Im Jahr 1755 beschrieb Mathieu Tillet 1714 1791 in seinem Werk Dissertation sur la cause qui corrompt et noircit les grains de ble dans les epis et sur les moyens de prevenir ces accidents die Behandlung von Weizensamen mit Kalk und Salz gegen die spater von Charles und Louis Tulasne nach ihm benannten Pilze Tilletia tritici und Tilletia laevis 4 Im Jahr 1798 entwickelte der Okonom und Demograph Thomas Robert Malthus die These dass die Nahrungsmittelproduktion nur arithmetisch steigen konnte wahrend die Weltbevolkerung geometrisch wachsen wurde Demnach wurde ein Zeitpunkt eintreten von dem an die Ernteertrage nicht mehr fur die Ernahrung der gesamten Erdbevolkerung ausreichen Um dieselbe Zeit empfahlen Alexander von Humboldt den Einsatz von Guano und Thaddaus Haenke den Einsatz von Chilesalpeter zur Dungung Erste systematische Untersuchungen zur Agrochemie fuhrte Carl Sprengel ab 1828 durch angeregt durch seine Tatigkeit als Schuler Thaers in Moglin dem Vater rationeller Landwirtschaft Albrecht Daniel Thaer Er begrundete die Mineraltheorie denn es ist nicht zu bestreiten wenn eine Pflanze 12 Stoffe zu ihrer Ausbildung bedarf so wird sie nimmer aufkommen wenn nur ein einziger an dieser Zahl fehlt und stets kummerlich wird sie wachsen wenn einer derselben nicht in derjenigen Menge vorhanden ist als es die Natur der Pflanze erheischt 5 Carl Sprengel wurde zum Begrunder der Mineraldungung Basierend auf seiner wissenschaftlichen Arbeit wurden vor allem in England und Deutschland Unternehmen gegrundet die mineralische Dunger herstellten So wurde Superphosphat im Jahr 1846 in England und ab 1855 in Deutschland hergestellt Des Weiteren wurden grosse Mengen von Salpeter aus Chile sowie Guano aus Peru importiert Kurz darauf wurde erkannt dass Ammoniumsulfat ein Nebenprodukt der Kokerei sich als Stickstoffdunger eignet Mit der Entwicklung des Haber Bosch Verfahrens im Jahr 1909 fur das Fritz Haber und Carl Bosch mit dem Nobelpreis fur Chemie ausgezeichnet wurden stand Stickstoffdunger im grossen Massstab zur Verfugung Neben den wichtigen Mineraldunger Bestandteilen wie Stickstoff als Ammonium Nitrat oder Amidstickstoff Phosphor Kalium wurde bald die Bedeutung der Spurenelemente wie Zink Bor Mangan Kupfer und Molybdan entdeckt Unkrauter wurden ab Mitte des 18 Jahrhunderts teilweise durch Salze wie Eisensulfat Kupfersulfat und Schwefelsaure spater auch Natriumchlorat und Dinitro ortho kresol bekampft 6 Bis zur Entwicklung der Herbizids 2 4 Dichlorphenoxyessigsaure wurden Unkrauter jedoch meist durch mechanische Bearbeitung entfernt Ab 1945 erfolgte die Entwicklung einer ganzen Reihe von Herbizidwirkstoffen wie Carbamate Triazine Sulfonylharnstoffe und Aminosaurederivate 3 Schadlinge wie Phytophthora infestans vernichteten in den 1840er Jahren in Irland mehrfach die gesamte Kartoffelernte was zu einer Hungersnot mit vielen Toten fuhrte Ereignisse wie diese fuhrten zu einer intensiven Forschungstatigkeit auf dem Gebiet der Agrochemie Anwendung BearbeitenAls Wirkstoffe werden verschiedene Chemikaliengruppen eingesetzt Zum Einsatz kommen neben rein organischen Stoffen wie Amiden Aniliden Carbamaten Pyrethroiden oder Benzimidazolen auch organische Zinn und Phosphorverbindungen Mineralole und viele weitere Stoffe Eine Herausforderung stellt die Formulierung dar Einsatzfertige Agrochemikalien bestehen haufig aus einem Gemisch mehrerer Wirkstoffe sowie Emulgatoren Stabilisatoren und anderen Nicht Wirkstoffkomponenten die den Einsatz eines Wirkstoffes als Pflanzenschutzmittel erst ermoglichen Hauptprodukte sind wie Herbizide Insektizide Molluskizide Beizen Fungizidesowie mineralische Dungemittel Fuhrende Grossunternehmen der Branche sind dabei die Agrochemie durch die Biotechnologie und den Einsatz genmanipulierter Pflanzen zu erganzen Multinationale Konzerne der Agrochemie sind unter anderen BASF Crop Protection Bayer Corteva FMC und die ChemChina Tochter Adama und Syngenta Agrarchemie und Okologie BearbeitenDie agrochemische Industrie steht im mitteleuropaischen Raum seit den spaten 1980er Jahren in der Kritik durch die Forderung von industrieller Landwirtschaft und Gentechnik okologische und Nachhaltigkeits Grundsatze zu verletzen und Schaden an Mensch und Natur anzurichten z B durch DDT Oft wird Agrarchemie in der heutigen Auspragung als unvereinbar mit Nachhaltigkeit und okologischer Landwirtschaft betrachtet wobei allerdings der gezielte und wohldosierte Einsatz von modernen Agrochemikalien helfen kann Ernteausfalle und damit den Welthunger zu bekampfen Zudem ist eine Radikalabkehr von heutigen Praktiken kurzfristig auch aufgrund von Ernteausfallen kaum realistisch Ziel muss es hingegen sein Konzepte zu entwickeln die Schaden an Mensch Natur und Umwelt vermeiden 7 8 Siehe auch BearbeitenErnahrungssicherungWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Agrochemie Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Agrochemie Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Jerry Cooper Hans Dobson The benefits of pesticides to mankind and the environment In Crop Protection Band 26 Nr 9 September 2007 S 1337 1348 doi 10 1016 j cropro 2007 03 022 W Luck Homo investigans Der soziale Wissenschaftler Springer Verlag 1976 ISBN 978 3 642 85298 5 S 93 Google Books Schon heute schatzt man dass die Halfte der Erdbevolkerung von der Erntesteigerung durch die synthetischen Dungemittel der Chemiker lebt a b Winnacker Kuchler Chemische Technik Ernahrung Gesundheit Konsumguter 5 Auflage Band 8 S 216 ff a b V Morton T Staub A Short History of Fungicides Memento des Originals vom 16 April 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www apsnet org Carl Sprengel und die von ihm geschaffene Mineraltheorie als Fundament der neuen Pflanzenernahrungslehre Wolfenbuttel 1950 1 Auflage S 129 Stichwort Mineraltheorie Ullmanns Encyklopadie der technischen Chemie 4 Auflage Band 18 S 5 Stichwort Pflanzenschutzmittel Toxikologie Jurgen Weber Nachhaltigkeit und Controlling John Wiley amp Sons 2012 ISBN 3 527 50652 7 S 39 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Johannes Friedrich Diehl Chemie in Lebensmitteln Ruckstande Verunreinigungen 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