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Ein Fungizid ist ein chemischer oder biologischer Wirkstoff der Pilze oder ihre Sporen abtotet oder ihr Wachstum fur die Zeit seiner Wirksamkeit verhindert Die Eigenschaft nennt man fungizid pilzabtotend den Vorgang Fungizidie Inhaltsverzeichnis 1 Anwendungsbereiche 2 Geschichte 3 Wirkungsweise 4 Anwendungsort 5 Aufnahme und Transport 5 1 Systemische Xylem Verteilung in der Pflanze 5 2 Teilsystemische Verteilung 5 3 Depotwirkung und translaminare Durchfeuchtung 5 4 Kontaktwirkung 5 4 1 Fungizidresistenz 6 Wirkstoffe 7 Wirkstoffgruppen Ubersicht 8 Wirkstoffgruppen im Getreidebau 8 1 Kontaktwirkstoffe 8 2 Azole 8 2 1 Benzimidazole MBC 8 2 2 Triazole 8 2 3 Imidazole 8 3 Morpholine 8 4 Strobilurine 8 5 Chinoline 8 6 Anilino Pyrimidine 8 7 Oxazolidin dione 8 8 Carbonsaureamide 9 Verbrauchs und Produktionsmengen 10 Neuere Entwicklungen 11 Zulassung 12 Siehe auch 13 Literatur 14 Weblinks 15 EinzelnachweiseAnwendungsbereiche Bearbeiten nbsp Salami mit Schadschimmel nbsp Brot mit SchadschimmelFungizide werden vor allem in der Landwirtschaft als Pflanzenschutzmittel angewendet Daneben dienen sie auch zur Bekampfung von Schadpilzen z B Schimmelpilzen auf Holz Farbe Textilien an Wanden Hausschwamm und bei Lebensmitteln Fur Fungizide die in der Medizin z B gegen Hautpilze eingesetzt werden ist der Begriff Antimykotika gebrauchlicher Im Gegensatz zur Landwirtschaft werden auch fungizid wirkende Biozide als Desinfektionsmittel eingesetzt In diesem Bereich wird zwischen fungizider und sporizider Wirkung deutlich unterschieden da das unschadlich Machen von Schimmelpilz Sporen wesentlich aggressivere Chemikalien und hohere Einwirkzeiten erfordert als das Abtoten der biologisch aktiven Myzelzellen und Sporen bildenden Zellen Geschichte BearbeitenIn fruherer Zeit waren Ernteausfalle durch Pilzbewuchs keine Seltenheit In den Jahren 1845 46 kam es in Irland zum Totalausfall der Kartoffelernte durch Pilzbefall Etwa eine Million Iren starben in der Hungersnot zwei Millionen Iren wanderten in die USA aus 1 Der gleiche Pilz fuhrte in den Jahren 1916 1917 zu schweren Ernteausfallen bei der Kartoffelernte in Deutschland Steckrubenwinter Auch im Weinbau kam es zu grossen Plagen durch Pilzbefall Im Jahr 1848 wurden in Frankreich 80 der Ernte vernichtet In der Fruhzeit nutzte man Schwefel Asche Kalk oder Urin um die Pflanzen vor Befall zu schutzen 1635 wurde Glaubersalz 1740 arsenhaltiges Kupfersulfat eingesetzt 1786 wegen Vergiftungsgefahr verboten 2 Im 19 Jahrhundert schutzte man Pflanzen mit Metallsalzen wie der Bordeauxbruhe aus Kupfersulfat und Calciumoxid sowie der Schwefelkalkbruhe gegen Mehltau Zwischen 1897 und 1930 wurden auch Quecksilber und organische Quecksilberverbindungen genutzt 2 Seit 1930 wurden in den USA Dithiocarbamate ab 1946 Dinocarb erstes Fungizid mit selektiver Wirkung gegen Pilzbewuchs gegen Schimmelpilze angewendet Zwischen 1960 und 1980 folgten viele neue Verbindungsklassen fur Fungizide wie Carboxanilide z B Flutolanil Piperazine Triforin Phthalimide Captan Captafol Morpholine Tridemorph Imidazole Prochloraz Benzimidazole Carbendazim Benomyl und Triazole Propiconazol Seit 1990 kamen die Azole Bitertanol Hexaconazol und spater die Strobilurine Azoxystrobin auf den Markt 3 Diese letzteren Gruppen eroberten sehr schnell den Fungizidmarkt Wirkungsweise BearbeitenPilze besitzen kein Chlorophyll und konnen daher nicht aus Kohlendioxid und Wasser Kohlenhydrate synthetisieren Sie leben auf dem Gewebe anderer Organismen und beziehen ihre Nahrung aus dem Korper des Wirtes Pilzenzyme bilden Pilzfaden die die Zellwande des Wirtes auflosen konnen Pilzsporen sind in der Luft und im Boden verstreut Wenn sie auf eine gunstige Umgebung treffen wachsen schnell neue Pilzfaden heran Fungizide konnen protektiv kurativ oder eradikativ wirken Protektive Fungizide verhindern eine Sporenkeimung oder das Eindringen des Pilzes in das Pflanzengewebe Das kann durch direkte Einwirkung auf die Spore sporozide Wirkung oder durch Anderung der physiologischen Bedingungen auf dem Blatt geschehen Bei Anwendung protektiver Fungizide sind oft mehrere Spritzungen notig um wahrend des Gefahrdungszeitraums eine Infektion zu verhindern Dies fuhrt zu insgesamt hohen Aufwandmengen und hohen Arbeitskosten Seit Mitte der 1980er Jahre sind auch kurative und eradikative Fungizide erhaltlich Kurative Fungizide konnen eine Infektion im Anfangsstadium stoppen Eradikative Fungizide konnen Pilzbefall sogar dann noch erfolgreich bekampfen wenn bereits Befallssymptome sichtbar sind Bisher gibt es eradikative Wirkstoffe nur fur die Bekampfung von ektoparasitischen Pilzen wie z B dem Mehltau Anwendungsort BearbeitenNach dem Anwendungsort bzw der Anwendungsweise unterscheidet man Blatt Fungizide Boden Fungizide und Beizmittel 4 Blatt Fungizide werden auf die oberirdischen Pflanzenteile gespritzt oder gestaubt Boden Fungizide werden in den Boden eingebracht Das Beizen als Saatgutbehandlung soll Pilzsporen auf dem Samen abtoten und damit eine Infektion des Keimlings verhindern Dabei kann das Saatgut in Fungizidlosung getaucht bzw damit bespruht werden Nassbeize oder in Kontakt mit Fungizidpulver gebracht werden Trockenbeize Heute wird praktisch das gesamte Getreidesaatgut vor der Aussaat gebeizt Bis 1982 waren in Deutschland quecksilberhaltige Beizmittel zugelassen Aufnahme und Transport BearbeitenSystemische Xylem Verteilung in der Pflanze Bearbeiten Fungizide die uber das Blatt oder die Wurzeln aufgenommen und vom Transportsystem der Pflanze verlagert werden werden als systemische Fungizide bezeichnet Vor allem junge Triebe werden durch systemische Fungizide gut geschutzt Wirkstoffgruppen wie Triazole Benzimidazole und Morpholine z B Corbel oder Tridemorph sind voll wasserloslich und legen kein Depot an Sie werden mit dem Wasserstrom im Xylem nach oben akropetal systemisch verteilt Ein bereits vorhandener starkerer Krankheitsbefall hemmt die Verteilung in der Pflanze Durch die Aufwartsbewegung der Wirkstoffe entsteht ein Verdunnungseffekt in den alteren Pflanzenteilen Die allgemeine Aussage systemische Wirkstoffe wurden uberall in der Pflanze verteilt ist speziell im Getreide falsch Aufgrund der Wuchsform der einkeimblattrigen Pflanzen erfolgt eine Verteilung nur von unten nach oben Daraus folgt fur den praktischen Einsatz dass die Pflanze insbesondere im unteren Bereich gut mit Fungizid benetzt werden muss Dazu werden spezielle Dusen verwendet Teilsystemische Verteilung Bearbeiten Lokal systemische Wirkstoffe werden in die Pflanze aufgenommen verteilen sich dort aber nur in geringem Masse Speziell die Wirkstoffgruppe der Imidazole z B Prochloraz dringt in das Gewebe ein bleibt dort liegen und wird nicht im Wasserstrom transportiert Es erfolgt also keine Verdunnung Depotwirkung und translaminare Durchfeuchtung Bearbeiten Verschiedene Wirkstoffgruppen insbesondere die Strobilurine aber auch die Anilino Pyrimidine Chinoline und Oxazolidin dione legen in der Wachsschicht ein Depot an aus dem heraus die Wirkstoffe langsam und kontinuierlich das Blattgewebe translaminar durchfeuchten was eine lange Dauerwirkung mit sich bringt Kontaktwirkung Bearbeiten Die nicht systemischen Fungizide oder Kontaktfungizide dringen nicht in die Pflanze ein sondern verbleiben an ihrer Oberflache Bildet die Pflanze neue Blatter oder wurde das Fungizid durch Regen abgewaschen muss erneut gespritzt werden Fungizidresistenz Bearbeiten Hauptartikel Fungizidresistenz Kontaktfungizide haben im Rahmen der Resistenzproblematik von Fungiziden im Getreidebau eine zunehmende Bedeutung auch im Kartoffelanbau spielen sie eine sehr grosse Rolle Wirkstoffe BearbeitenBei Fungiziden kann es sich um anorganische metallorganische oder organische Chemikalien oder um Organismen handeln Anorganische Fungizide sind zum Beispiel die Bordeauxbruhe CuSO4 Ca OH 2 oder Kupferoxychlorid basisches Kupferchlorid 3 Cu OH 2 CuCl2 n H2O Von diesen Fungiziden werden Kupfer II Ionen freigesetzt die in den Pilzsporen als Enzymgifte wirken und damit eine Keimung verhindern konnen Kolloidaler reiner Schwefel Netzschwefel ist ebenfalls ein anorganisches Fungizid Er oxidiert auf der Pflanzenoberflache zu Schwefeldioxid das die Sporenkeimung hemmt Anorganische Fungizide machen immer noch etwa die Halfte der verkauften Fungizide aus Sie durfen auch im Rahmen der Okologischen Landwirtschaft selbst in der biologisch dynamischen Landwirtschaft Demeter verwendet werden Metallorganische Fungizidwirkstoffe wie die sehr giftigen und umweltschadlichen Quecksilber und Zinnorganika sind heute verboten Die Gruppe der organischen Fungizidwirkstoffe ist sehr heterogen zusammengesetzt und schwer uberschaubar Bei den mengenmassig wichtigen Getreide Fungiziden werden heute vor allem Wirkstoffe aus den Klassen der Azole Morpholine und Strobilurine eingesetzt Derzeit ist in Deutschland ein biologischer Wirkstoff der Sporen des parasitischen Pilzes Coniothyrium minitans enthalt zur Bekampfung von Sclerotinia Pilzen z B Weissstangeligkeit beim Raps zugelassen Wirkstoffgruppen Ubersicht BearbeitenSiehe auch FRAC Code im Artikel Fungicide Resistance Action Committee Die Tabelle ist nach den Anteilen am weltweiten Umsatz geordnet siehe rechte Spalte Gruppe 5 Fungizidgruppe Enthalt Beispielverbindung am Weltumsatz S Gruppe 2004 DMI Fungizide Triazole nbsp Epoxiconazol 27 7QoI Fungizide Strobilurine nbsp Trifloxystrobin 19 1Dithiocarbamate Dithiocarbamate nbsp Maneb 7 2Kupfer amp Schwefel Netzschwefel nbsp S displaystyle S nbsp 4 8MBC Fungizide Benzimidazole und Thiophanate nbsp Fuberidazol 3 6Chlornitrile Chlorthalonil nbsp Chlorthalonil 3 3Dicarboximide Dicarboximide nbsp Chlozolinat 2 9Phenylamide Acetylalanine nbsp Benalaxyl 2 8Amine Morpholine Piperidine nbsp Fenpropimorph 2 7AP Fungizide Anilinopyrimidine nbsp Cyprodinil 2 6MBI Fungizide nbsp Tricyclazol 2 6SDHI Carbonsaureamide nbsp Bixafen 1 8Entkoppler nbsp Fluazinam 1 8Wirkstoffgruppen im Getreidebau BearbeitenKontaktwirkstoffe Bearbeiten Zu dieser Gruppe gehoren Netzschwefel Elementarer Schwefel gegen verschiedene Mehltauarten Getreide Gemuse Wein Obst Dringt in die Pilzzellen ein und stort die Atmungskette in den Mitochondrien Guazatin In Beizmitteln gegen Septoria nodorum und Schneeschimmel Chlorthalonil gegen Septoria Helminthosporium Blattdurre HTR Ramularia Zunehmende Bedeutung gegen resistente Septoria Stamme Iprodion gegen Septoria und HTR auch gegen Rapskrebs in Raps Anilazin gegen Septoria und HTR derzeit nicht zugelassen fruher in Dyrene flussig Azole Bearbeiten Die grosste und neben Strobilurinen die bedeutendste Fungizidgruppe Sie unterteilt sich in Abhangigkeit von den Wirkungseigenschaften in die Untergruppen der Benzimidazole Triazole und Imidazole Benzimidazole MBC Bearbeiten Wirkungsweise im Pilzstoffwechsel Hemmung der Zellteilung Mitose durch Zerstorung der Bausteine des Spindelapparates Nur ein Angriffspunkt im Stoffwechsel des Pilzes deshalb hohe Resistenzgefahr Zu dieser Gruppe gehoren u a Wirkstoffe mit insbesondere Wirkung gegen Halmbruch und Schneeschimmel Sie besitzen eine heilende kurative aber keine vorbeugende protektive Wirkung Wirkstoffe sind u a Carbendazim z B Fungizid Harvesan und Beizmitteln Thiophanatmethyl z B Cercobin Fuberidazol z B in Beizmitteln Benomyl nicht mehr zugelassen Carbendazim ist der eigentliche Wirkstoff Thiophanatmethyl und Benomyl werden in der Pflanze zu Carbendazim umgebaut Triazole Bearbeiten Alle Triazole werden systemisch in der Pflanze verteilt und haben eine unterschiedlich starke vorbeugende protektive heilende kurative und stoppende eradikative Wirkung Sie gehoren zu einer Untergruppe der SBI Fungizide Sterol Biosynthesis Inhibitors Diese Untergruppe wird als DMI Fungizide Demethylase Inhibitor bezeichnet Sie hemmt das Enzym C14 Demethylase das Lanosterol im Ergosterolbiosyntheseweg von Pilzen demethyliert Ergosterol erfullt in pilzlichen Plasmamembranen die gleiche Funktion wie Cholesterol in tierischen und Phytosterole in pflanzlichen Plasmamembranen Wachstumsregulatorische Nebeneffekte Triazole und insbesondere auch die Strobilurine s dort haben alle mehr oder weniger starke positive Einflusse auf Chlorophyllgehalt verlangerte Assimilationszeit verbesserte Photosynthese und Langenwachstum Einkurzung Sie hemmen die Bildung der Abreifehormone Dies fuhrt zu einer langsameren Abreife damit zu einer langeren Korneinlagerung aber auch zu einem spateren Erntetermin und wird als Grun Effekt bezeichnet 6 Zu den Triazolen gehoren u a folgende Wirkstoffe Propiconazol z B Desmel Flusilazol z B Capitan Metconazol Caramba Epoxiconazol z B Opus Fluquinconazol z B Flamenco Tebuconazol z B Folicur viele Beizen Prothioconazol z B Proline Difenoconazol z B Spyrale Cyproconazol z B Radius Triadimenol z B Bayfidan Bromuconazol z B Granit Myclobutanil Nicht mehr zugelassen sind Fenbuconazol und Bitertanol z B fruher in Baycor Imidazole Bearbeiten Teilsystemische Verteilung Zwei wichtige Wirkstoffe sind Prochloraz z B Mirage und Imazalil in Beizen gegen Streifenkrankheit der Gerste Morpholine Bearbeiten Morpholine sind eine weitere Untergruppe der SBI Fungizide Sterol Biosynthese Inhibiter Sie hemmen zwei am Zellwandaufbau beteiligte Enzyme eine Reduktase und eine Isomerase Die dadurch entstehenden Locher in der Zellwand fuhren zu einer raschen Austrocknung insbesondere bei Mehltaupilzen starke eradikative Wirkung Aufgrund der zwei Angriffspunkte ist die Resistenzgefahr sehr niedrig bis fehlend Zu der Gruppe gehoren die Wirkstoffe Fenpropimorph und Fenpropidin Strobilurine Bearbeiten Sie bilden ein Wirkstoffdepot in der Wachsschicht mit anschliessender translaminarer Verteilung und greifen in den Mitochondrien in den Energiestoffwechsel Atmungskette der Pilze ein Sie blockieren dort nur ein Enzym und sind somit hoch resistenzgefahrdet monogenetische Resistenz gegen Mehltau und Septoria Zu den Strobilurinen gehoren u a die Wirkstoffe Picoxystrobin Azoxystrobin Kresoxim methyl Pyraclostrobin Fluoxastrobin Trifloxistrobin Dimoxystrobin Chinoline Bearbeiten Chinoline bilden ahnlich wie Strobilurine ein Depot in der Wachsschicht und zeigen eine translaminare Verteilung Sie besitzen keine heilende kurative Wirkung jedoch eine relativ lange Dauerwirkung Wirkstoffe Quinoxyfen z B Fortress und Proquinazid Anilino Pyrimidine Bearbeiten Auch die Anilino Pyrimidine bilden ahnlich wie Strobilurine ein Depot in der Wachsschicht mit anschliessender translaminarer und systemischer Verteilung Sie blockieren im Pilzstoffwechsel die Synthese der Aminosaure Methionin und hemmen damit das Eindringen in das Blatt Appressorienbildung Penetration und das Wachstum im Blattgewebe Bildung von Haustorien Wirkstoffe Cyprodinil Mepanipyrim und Pyrimethanil Oxazolidin dione Bearbeiten Auch diese Wirkstoffgruppe bildet ahnlich wie Strobilurine ein Depot in der Wachsschicht mit anschliessender translaminarer Verteilung Sie verhindert das Auskeimen der Sporen durch Hemmung der Atmungskette in den Mitochondrien Wirkstoff Famoxadon Carbonsaureamide Bearbeiten Die BASF fuhrte ab 2003 den Wirkstoff Boscalid am Markt ein 7 In den Jahren 2011 und 2012 wurden weitere Fungizide mit Wirkstoffen aus der Gruppe der Carbonsaureamide Carboxamide zugelassen Fur Bayer Crop Science waren dies Aviator Xpro Input Xpro und Skyway Xpro allesamt mit dem Wirkstoff Bixafen und fur BASF das Adexar mit dem Wirkstoff Fluxapyroxad 8 Syngenta arbeitet ebenfalls an einem neuen Fungizid Isopyrazam aus dieser Wirkstoffgruppe Er wurde 2010 in England erstmals zugelassen 9 Carboxamide hemmen den Komplex II der Atmungskette die Succinat Dehydrogenase Sie werden haufig in Kombination mit Azolen eingesetzt damit Resistenzentwicklungen so lange wie moglich vermieden werden Da Carboxamide vor allem das Keimen von Pilzsporen unterdrucken gelten die auch kurativ wirkenden Azole als geeignete Erganzung 10 Verbrauchs und Produktionsmengen BearbeitenIn Deutschland werden jahrlich etwa 10 000 Tonnen Fungizide Wirkstoff verkauft und im Pflanzenschutz eingesetzt 2017 wurden 13 271 Tonnen Fungizidwirkstoffe oder 33 376 Tonnen Fungizide inkl Bakterizide und Viruzide abgegeben Dies entspricht etwa einem Viertel der Gesamtmenge an Pflanzenschutzmitteln 11 In Osterreich betragt der jahrliche Fungizid Verbrauch etwa 1400 Tonnen In Mitteleuropa ist der Anteil der Fungizide an den verkauften Pflanzenschutzmitteln relativ gross Wegen des feuchten Klimas und der dicht gesaten Getreidebestande ist hier die Gefahr von Pilzinfektionen grosser als in anderen Teilen der Welt Produktion Fungizide 2007 in Deutschland 12 Fungizid Produzierte Menge in Tonnen Umsatz in Mio EuroAnorganische Erzeugnisse 13 989 22 2Dithiocarbamate 7 313 52 9Benzimidazole 295 1 8Diazole Triazole 7 428 275 6Morpholine 1 493 70 9Andere Fungizide 13 750 417Neuere Entwicklungen BearbeitenEs gibt Pilze die Giftstoffe gegen andere Pilze produzieren Zwei wichtige Wirkstoffe konnten W Steglich und T Anke im Jahr 1977 isolieren 1 Diese Wirkstoffe heissen Strobilurine Die BASF und Zeneca Syngenta untersuchten diese Inhaltsstoffe bezuglich ihrer Anwendung im Pflanzenschutz Die naturlichen Strobilurine erwiesen sich als sehr instabil Durch Luft und Licht verlieren die Wirkstoffe schnell ihre Aktivitat 1996 wurde der Wirkstoff Azoxystrobin mit guter Bestandigkeit und guter fungizider Wirkung gefunden und auf den Markt gebracht 1 Dieses Fungizid wird bei Septoria und Rost angewendet und findet Anwendung im Getreide Obst und Gemuseanbau Die BASF fand im gleichen Jahr den Wirkstoff Kresoxim methyl gegen Mehltau an Getreide Kernobst und Weinreben Im Jahr 2003 fuhrte die BASF einen weiteren neuen Wirkstoff das Dimoxystrobin auf dem Markt ein 1 Diese Wirkstoffe ergaben einen gesteigerten Ertrag von etwa 10 und liessen die Pflanzen langer grun bleiben 1 Die biochemischen Wirkungsketten bei der Hemmung der Pilzausbreitung konnen heutzutage besser analysiert werden Der biochemische Stoff Ubichinon oder auch Coenzym Q der fur den Elektronentransport verantwortlich ist wird durch Strobilurine behindert Dadurch konnen Pilze keine Energie gewinnen In wenigen Jahren bis zum Jahr 2000 konnte der Gesamtumsatz an Strobilurinen auf 14 8 der Welterzeugung an Fungiziden hochgeschraubt werden Auch andere neue Wirkstoffe wurden in den letzten Jahren gefunden Die Namen dieser Stoffe sind beispielsweise Famoxadon und Cyazofamid Gegen die Steroidbiosynthese in Pilzen hat Bayer die Wirkstoffe Prothioconazol und das Spiroxamine entwickelt 1 Eine Schwierigkeit bei Neuentwicklungen von Fungiziden durfte wohl die richtige Beratung der Landwirte die genaue Erarbeitung von toxikologischen Untersuchungen die richtige Ermittlung des speziellen Anwendungsbereiches sein die Herausstellung des verbesserten Nutzspektrums im Vergleich zu anderen oder alteren Mitteln sein Nach der Produktionsstatistik von 2007 fur Deutschland besitzen auch die Fungizidgruppen von Dithiocarbamaten Triazolen Morpholinen Benzimidazolen und sogar die anorganischen Fungizide ein erhebliches Marktpotenzial Uberzeugend fur den Verbraucher ware ein moglichst geringer Fungizideinsatz je Hektar bei sehr guter Aktivitat und ohne Nebenwirkungen Mussten fruher 2 5 kg Schwefel als Fungizid fur einen Hektar eingesetzt werden um das Feld pilzfrei zu bekommen benotigte man fur Dithiocarbamate nur noch 1500 2000 g je Hektar Durch Triadimefon konnte der Verbrauch auf nur 50 120 g Hektar gesenkt werden Zulassung BearbeitenFungizide die als Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden sollen durchlaufen vor ihrer Markteinfuhrung ein amtliches Zulassungsverfahren in welchem unter anderem Wirksamkeit gegen Schaderreger und Umweltvertraglichkeit nachgewiesen werden mussen Die zugelassenen Fungizide konnen online abgefragt werden Die in der Schweiz zugelassenen Praparate und Wirkstoffe konnen beim Bundesamt fur Landwirtschaft eingesehen werden in Osterreich ist die Agentur fur Gesundheit und Ernahrungssicherheit AGES zustandig und in Deutschland das Bundesamt fur Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit Hinsichtlich der in der EU zugelassenen Wirkstoffe gibt die Generaldirektion Gesundheit und Lebensmittelsicherheit Auskunft 13 Im Jahr 2019 wurden aufgrund neuer Studien zu Chlorthalonil sowie der Metaboliten im Grundwasser und in der Folge im Trinkwasser in der EU und der Schweiz der Substanz die Zulassung entzogen und der Verkauf ab Herbst 2019 verboten Restbestande durfen bis Ende Mai 2020 noch aufgebraucht werden Siehe auch BearbeitenAntimykotikum Desinfektionsmittel Fungistatikum ResistenzLiteratur BearbeitenMichael Henningsen Moderne Fungizide Pilzbekampfung in der Landwirtschaft In Chemie in unserer Zeit Bd 37 Nr 2 2003 S 98 111 doi 10 1002 ciuz 200300283 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Fungizid Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f Michael Henningsen Moderne Fungizide Pilzbekampfung in der Landwirtschaft In Chemie in unserer Zeit Band 37 Nr 2 2003 S 98 111 doi 10 1002 ciuz 200300283 a b Ullmann s Encyklopadie der technischen Chemie 4 Auflage Band 18 Stichwort Pflanzenschutzmittel Toxikologie S 4 ff Roland Dittmeyer Wilhelm Keim Gerhard Kreysa Karl Winnacker Leopold Kuchler Chemische Technik Band 8 Ernahrung Gesundheit Konsumguter 5 Auflage Wiley VCH 2004 ISBN 3 527 30773 7 S 218 223 Gunter Vollmer und Manfred Franz Chemische Produkte im Alltag Georg Thieme Verlag Stuttgart 1985 S 415 416 ISBN 3 13 670201 8 Wolfgang Kramer Ulrich Schirmer Peter Jeschke Matthias Witschel Modern Crop Protection Compounds Fungicides Band 2 Wiley VCH 2011 ISBN 978 3 527 32965 6 S 1231 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Anna Katharina Girbig Untersuchung auf ausgewahlte Pflanzenschutzmittel im Einzugsgebiet der Fuhse Bestandsaufnahme 2011 Hrsg NLWKN Hildesheim 2013 DNB 1038716586 S 8 f PDF US EPA US EPA Pesticides Fact Sheet for Boscalid In www3 epa gov Juli 2003 abgerufen am 19 Marz 2023 englisch Datenblatt Adexar Memento des Originals vom 6 Januar 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde 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