www.wikidata.de-de.nina.az
Der Begriff Textilien umfasst textile Rohstoffe Naturfasern Chemiefasern und nichttextile Rohstoffe die durch verschiedene Verfahren zu linien flachenformigen und raumlichen Gebilden verarbeitet werden Verschiedene Textilien v l n r gewobene Baumwolle Samt bedruckte Baumwolle Kattun Filz Satin Seide Sackleinen Kunstfaser Es handelt sich um die daraus hergestellten linienformigen textilen Gebilde wie Garne Zwirne und Seile die flachenformigen textilen Gebilde wie Gewebe Gewirke Gestricke Geflechte Nahgewirke Vliesstoffe und Filze und die raumlichen textilen Gebilde Korpergebilde wie textile Schlauche Strumpfe oder textile Halbzeuge fur verstarkte Kunststoffbauteile diejenigen Fertigfabrikate die unter Verwendung der vorher genannten Erzeugnisse durch Konfektionieren Aufmachen und oder andere Arbeitsgange in verkaufsgerechten Zustand zur Weitergabe an den Verarbeiter den Handel oder den Endverbraucher gebracht werden Bei der zusatzlichen Verwendung von nichttextilen Rohstoffen z B Leder Federn Schuppen Metalle im Erzeugnis ist fur eine Zurechnung zu den Textilien entscheidend dass der textile Gesamtcharakter erhalten bleibt die Fremdmaterialien also nur eine zusatzliche Funktion ausuben 1 Textilien in verschiedenen Formen gehoren zu den altesten Artefakten die seit der Fruhzeit der Menschheit hergestellt werden Bis heute sind sie eine der wenigen Produktgruppen die in allen Lebensbereichen der Menschen Anwendung finden Aus diesen Grunden haben sich uber Jahrtausende umfangreiche Bereiche die sich mit Textilien beschaftigen herausgebildet Dazu zahlen die Textiltechnik mit ihren speziellen Fertigungsverfahren die von der Aufbereitung der Fasern nach deren Gewinnung in der Landwirtschaft und deren Herstellung in der Chemiefaserindustrie uber die Fertigung von textilen Halb und Fertigfabrikaten bis hin zur Konfektionierung der fertigen Textilwaren reichen textile Material und Warenkunde das textile Pruf und Normwesen die Anwendungstechniken in den verschiedenen Einsatzgebieten sowie deren kunstlerische kunsthandwerkliche kulturelle kulturgeschichtliche und ethnographische Aspekte Inhaltsverzeichnis 1 Terminologie 2 Bestandteile von textilen Erzeugnissen 3 Herstellungsverfahren 4 Eigenschaften und Prufverfahren 5 Einsatzgebiete 6 Urgeschichtliche Textilnachweise 6 1 Jagerische Kulturen 6 2 Stein und bronzezeitliche Textilien 6 3 Jungere Vorgeschichte 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseTerminologie BearbeitenTextilie leitet sich von lateinisch textilis gewebt gewoben textilia Pl Gewebe Tuch Leinwand von lat texere weben ab Obwohl auf alten lateinischen Wurzeln beruhend taucht der Begriff Textilien in den deutschsprachigen technologischen Fachbuchern und in den Worterbuchern bis Ende des 19 Jahrhunderts nicht auf Anfang des 20 Jahrhunderts findet man den Terminus textile Flachengebilde die unterschieden werden in Flachengebilde aus Fasern wie Filze und Watten und aus Faden wie Geflechte Gewebe Netze und Gewirke 2 Ein genauer Zeitpunkt fur die Einfuhrung des Begriffs Textilien in den deutschen Sprachgebrauch ist nicht bekannt es kann aber anhand von Literaturrecherchen davon ausgegangen werden dass das in den ersten Jahrzehnten des 20 Jahrhunderts geschah 3 und dass sich dieser Sammelbegriff ab den 1950er Jahren in der Fachliteratur z B 4 und in der Praxis etablierte was letztendlich zur Einfuhrung der DIN 60 000 Textilien Grundbegriffe fuhrte Synonym fur Textilien wird auch der Begriff Stoff fur diejenigen Textilien verwendet die als flachige textile Gebilde z B Vliesstoff Gewebe Maschenware Geflecht oder Nahgewirke als Bahnen hergestellt und aufgerollt direkt in den Handel kommen oder in die Konfektionsindustrie zum Weiterverarbeiten zu Bekleidung Heim und Haushaltstextilien sowie technischen Textilien geliefert werden 5 Schon seit Hunderten Jahren hat auch der Begriff Tuch eine ubergreifende Bedeutung fur Gewebe hauptsachlich aus Wollgarnen aber auch aus Leinen und Baumwollgarnen Als Tuch bezeichnet man aber ebenfalls abgepasste flachige textile Gebilde aus verschiedenen Faserarten die etwas bedecken oder umhullen wie Tisch Hand Bett Wisch Kopftuch Ebenfalls befindet sich insbesondere in historischen Darstellungen der Begriff Zeug als Sammelbegriff Eine fachwissenschaftliche Definition bezeichnet Textilien als morphologisch bestimmbare gestaltete Gefuge aus verspinnbaren langenbegrenzten Fasern und oder gezogenen endlosen Fasern die die Verspinnbarkeit als Eigenschaft aufweisen 6 wobei dort auch die Zurechnung der Fasern zu den Textilien und damit die Bezeichnung Textilfasern abgelehnt wird da dieselben Fasern auch zur Herstellung von Papier verwendet werden konnen Diese Sichtweise hat sich aber in der Praxis kaum durchgesetzt Bestandteile von textilen Erzeugnissen BearbeitenHauptbestandteile aller textilen Erzeugnisse sind Textilfasern also Fasern die sich in textilen Fertigungsverfahren verarbeiten lassen insbesondere verspinnbar sind Es handelt sich um linienformige Gebilde d h das Verhaltnis Lange zu Durchmesser ist wesentlich grosser als 1 mit einer ausreichenden Lange sowie Bieg und Schmiegsamkeit als Voraussetzung fur ihre Verarbeitbarkeit Der Form nach konnen die Fasern in Spinnfasern Fasern begrenzter Lange und Filamente Endlosfasern unterschieden werden 7 Zu den textilen Fasern zahlen auch Flockfasern obwohl sie nicht verspinnbar sind sowie Gummifasern Metallfasern oder Spinnpapier wenn diese textil verarbeitbar sind Textilfasern sind Naturfasern mineralische wie Asbestfasern und Steinwolle pflanzliche wie Baumwollfaser Flachsfaser Hanffaser oder tierische wie Wolle Seiden Fellhaare Chemiefasern aus naturlichen Polymeren Regeneratfasern auf Cellulosebasis wie Viskose Lyocell oder auch Gummi aus synthetischen Polymeren wie Polyacrylnitril Polypropylen Polyester Polyamid oder Polyurethan sowie anorganische Fasern wie Keramik Glas und Metallfasern Textile Erzeugnisse konnen aber auch nicht textile Rohstoffe beinhalten z B Leder Federn 8 Schuppen Zu den weiteren Bestandteilen die oft nur einen geringen Anteil an der Gesamtmasse einnehmen aber fur das Aussehen und die Gebrauchseigenschaften von besonderer Bedeutung sind zahlen die Farbstoffe und die Veredlungsmittel wie Avivagen 9 und Schlichtemittel fur die Beeinflussung der Faser und Garnverarbeitbarkeit Knitterarmmittel Hydrophobier und Hydrophiliermittel Flammschutzmittel Beschichtungsmittel und Bindemittel Der Handel ist verpflichtet fur Textilien die aus mindestens 80 Textilfasern bestehen und dem Letztverbraucher zur Verfugung gestellt werden die Faserzusammensetzung entsprechend der Verordnung EU Nr 1007 2011 des Europaischen Parlaments und des Rates vom 27 September 2011 10 die ab 8 Mai 2012 das Textilkennzeichnungsgesetz ersetzt hat anzugeben Entsprechende Ausnahmen sind ebenso dort geregelt Bedeutung fur die zulassigen Bestandteile von Textilien hat auch der Oko Tex Standard 100 11 der Textilien auf ihre humanokologische Unbedenklichkeit den Schadstoffgehalt und die Gebrauchsechtheiten bewertet Fur die Beurteilung der Textilien hinsichtlich der gesundheitlichen Vertraglichkeit aber auch des Gefahrdungspotentials im Brandfall oder bei der Abfallbeseitigung wird oft ein Sicherheitsdatenblatt angefordert das die wichtigsten Bestandteile ausweisen muss Textile Fertigwaren werden ebenfalls fur viele Einsatzgebiete mit einer Pflegekennzeichnung versehen 12 Herstellungsverfahren BearbeitenFertigungstechnisch erfolgt die Herstellung von textilen Halb und Fertigprodukten zum uberwiegenden Teil durch Fugen Das geschieht nach wie vor durch Handarbeits und Handwerkstechniken aber uberwiegend durch industrielle Fertigungsverfahren Dazu werden einfache Arbeitsgegenstande wie Spinnrad Strick oder Hakelnadel sowie Handwebstuhle aber grosstenteils Textilmaschinen wie Spinn Web und Strickmaschinen aber auch Aggregate der Extrusions und Trocknungstechnik eingesetzt Beim Spinnen werden Spinnfasern uber mehrere vorbereitende Verfahrensschritte zu einem Garn mit einer angestrebten Garnfeinheit zusammengedreht wobei die Haftreibung der Fasern und ihre Flexibilitat ausgenutzt werden Wenn einfache Garne aus Spinnfasern oder Faserfilamenten zusammengedreht werden nennt man dieses Fugeverfahren Zwirnen Beim Weben werden die Faden zweier Fadensysteme Kette und Schuss die genau oder annahernd rechtwinklig zueinander stehen nach einer bestimmten Ordnung Gewebebindung zu einem Gewebe verkreuzt Die Verbindung der Faden erfolgt vorwiegend durch Reibschluss an den Kreuzungspunkten Bei Fugeverfahren wie dem Wirken dem Kettenwirken dem Stricken Nadelbinden und Nahwirken werden Maschen aus ineinander hangenden Schlaufen die z T auch gerade Fadensysteme mit einbinden zu einem Flachengebilde zusammengefugt Es entstehen Gewirke Kettengewirke Gestricke und Nahgewirke Insbesondere Gewirke und Gestricke sind wegen ihrer mehr formschlussigen Verbindung gut dehnbar Flechten Kloppeln Hakeln und Knoten sind weitere Fugeverfahren bei denen aus Faden textile Flachengebilde entstehen Beim Filzen das zu den altesten Verfahren zur Herstellung textiler Flachengebilde gehort werden durch Walken von Vliesen die filzfahige Fasern insbesondere Wolle und Haare enthalten die Fasern aufgrund mechanischer thermischer und chemischer Einwirkungen miteinander verfilzt Es entstehen Walkfilze Eines der vielfaltigsten Herstellungsverfahren fur textile Flachengebilde ist das Fugen von Fasern und ggf Verfestigungsmitteln zu Vliesstoffen Zuerst erfolgt das Vlieslegen aus textilen Spinnfasern oder direkt aus extrudierten textilen Endlosfasern z T auch unter Beimischung anderer faseriger Bestandteile wie Zellstoff wobei die Fasern durch ihre eigene Haftung aber auch Formschluss zusammengehalten werden Die Fasern konnen im Vlies mit einer bevorzugten Orientierung aber auch in Wirrlage angeordnet sein Die Fasern der Vliese werden durch Vernadeln mit Widerhakennadeln Maschenbildung Verwirbeln mittels Wasserstrahlen Einwirkung von Hitze und oder Druck Ultraschall oder durch adhasive und kohasive Bindung mit Hilfe von Bindemitteln zum textilen Flachengebilde Vliesstoff verbunden Die meisten der durch die verschiedenen Fugeverfahren entstandenen textilen Roherzeugnisse Halbfabrikate werden noch verschiedenen Veredlungsverfahren unterzogen um ein spezielles Aussehen z B durch Farben und Bedrucken oder spezielle Gebrauchseigenschaften z B Fleckschutz Knitterarmut Flammschutz zu erhalten Die Herstellung von textilen Fertigerzeugnissen wie Bekleidung Heimtextilien oder technischen Textilien aus textilen Flachengebilden erfolgt zum uberwiegenden Teil durch Konfektionstechniken obwohl auch Fertigerzeugnisse komplett in einem Arbeitsgang erzeugt werden konnen z B Strumpfhosen Fur Fertigerzeugnisse die aus verschiedenen Teilen zusammengefugt werden sollen werden die Teile entsprechend der angestrebten Gestalt aus den vorgelegten textilen Flachengebilden zugeschnitten und anschliessend durch Nahen Schweissen oder Kleben zusammengefugt Fur andere Fertigwaren erfolgt nur ein Zuschneiden auf eine bestimmte Breite und Lange um anschliessend z B aufgerollt und als Rollenware wie Filterrollen ausgeliefert zu werden Auch durch Stanz oder Schneidtechniken konnen Fertigwaren aus textilen Flachengebilden hergestellt werden z B Bander Filzteile Medizinprodukte u v m Eigenschaften und Prufverfahren BearbeitenAufgrund der mannigfachen Kombinationsmoglichkeiten der chemisch und physikalisch unterschiedlichen Faserstoffe der Formmerkmalen der aus den Faserstoffen bestehenden Fasern und Garne und der Anordnung dieser Strukturelemente und deren Verbindung im Gefuge der textilen Erzeugnisse und die zusatzlichen Variationsmoglichkeiten durch entsprechende Veredlungsverfahren ergibt sich eine schwierig zu benennende aber sicherlich in die Hunderttausende gehende Anzahl von spezifischen textilen Materialien mit sehr speziellen Eigenschaften Durch die hohe Anzahl von Kombinationsmoglichkeiten konnen verschiedenste Eigenschaftsprofile entsprechend der Anforderungen der Anwendungsbereiche von Textilien erzielt werden Allein fur die Vliesstoffe wurde eine Anzahl von ca 120 000 Kombinationsmoglichkeiten und damit Materialvarianten genannt 13 Mechanische Eigenschaften wie Festigkeit und Dehnung bei statischer und dynamischer Beanspruchung spielen ebenso wie bei anderen Materialien auch fur Textilien eine Rolle Dazu kommen aber auch sehr textilspezifische Eigenschaften wie Knitterneigung oder Scheuerbestandigkeit Insbesondere aber asthetische und bekleidungsphysiologische Eigenschaften sind sehr spezifisch fur textile Materialien und textile Fertigerzeugnisse Eine Besonderheit der textilen Garn und Flachengebilde gegenuber Gebilden aus kompakten Materialien wie Metallen und Keramiken ist ihre hohe Porositat die viele Verarbeitungseigenschaften und Gebrauchseigenschaften wesentlich bestimmt Aus diesen sehr spezifischen Eigenschaften die zur Charakterisierung von Textilien herangezogen werden haben sich meist sehr spezifische Prufverfahren entwickelt 14 Einsatzgebiete BearbeitenTextilien werden vielfaltig benutzt Das weitaus bekannteste Einsatzgebiet ist die Bekleidung Daruber hinaus werden sie im Haushalt und bei der Innenraumgestaltung eingesetzt in Form von Teppichen Bezugen von Polstermobeln Vorhangen Handtuchern Bettwasche als Tischdecke oder als Putz und Reinigungstucher In Technik und Industrie finden sich textile Materialien etwa in der Segelei und der Hebetechnik von Tragnetzen bis zu Hebebandern Seilerei und Zurrgurte uber Airbags Filter Netze und Geotextilein Daruber hinaus finden textile Materialien vermehrt auch in Architektur und Bauwesen Verwendung Traditionell als Elemente temporarer Architektur wie Sonnenschutzsegel Windschirme Baldachine Zelte etc aber daruber hinaus auch in der Zeitgenossischen Architektur insbesondere bei Dachkonstruktionen und Seilnetz Tragwerken 15 Man spricht dabei von Textiler Architektur Im medizinischen und Hygienebereich werden Textilien bei Windeln Taschentuchern Krankenhaus bzw OP Textilien und Verbandszeug verwendet In jungerer Zeit werden Textilien in Verbindung mit Harz als faserverstarkter Kunststoff in Segelbooten und Flugzeugen eingesetzt Werden Textilien fur industrielle Zwecke und aufgrund anderer Eigenschaften als ihrem Aussehen verwendet spricht man ublicherweise von Technischen Textilien Urgeschichtliche Textilnachweise BearbeitenJagerische Kulturen Bearbeiten Die altesten nachweislich von Menschen verwendeten Textilfasern sind etwa 30 000 Jahre alt und stammen zum einen aus der Dzudzuana Hohle im Kaukasus Georgien 16 zum anderen aus Dolni Vestonice und Pavlov in Mahren 17 18 19 In der Dzudzuana Hohle handelt es sich um Flachsfasern zum Teil bereits gefarbt bei den beiden Gravettien Fundplatzen Mahrens um Brennnessel Fasern Neben den direkten Textilnachweisen konnen die sogenannten Venusfigurinen des Gravettiens Hinweise auf Bekleidung geben da diese auf den Oberflachen der Figuren angedeutet wird Dabei gibt es z B den Rock bei der Venus von Lespugue oft auch textil ornamentierte Gurtel wie bei den Venusfigurinen von Kostjonki Russland Etwa 19 000 Jahre alt sind die Textilnachweise von Ohalo II am See Genezareth 20 AMS Datierungen von Textilfunden aus der Guitarrero Hohle im Anden Hochland von Peru ergaben im Jahre 2011 ein uberraschend hohes Alter von etwa 11 000 BP 21 Stein und bronzezeitliche Textilien Bearbeiten Die Produktion gewebter Textilien aus Pflanzenfasern wurde wahrend dieser Zeit mit der Entwicklung der Landwirtschaft und dem Anbau von Lein oder Hanf verbunden Eine Untersuchung der erst 2800 Jahre alten Textilien aus dem bronzezeitlichen Lusehoj stellt dies in Frage Das Textil ist aus Fasernesseln gemacht Das deutet darauf hin dass die Textilproduktion noch in der Bronzezeit auch auf der Nutzung von Wildpflanzen basierte Die Jungsteinzeit ging einher mit der Domestizierung von Pflanzen und Tieren und der Nutzbarmachung ihrer Eigenschaften Textilreste Mitteleuropas sind bis in die Zeit des Spatneolithikums jedoch nach wie vor nur aus Pflanzenfasern uberliefert Lein bzw Flachsfaser Hanf Geholzbast Die bereits im 6 Jahrtausend v Chr in Sudosteuropa Sesklo Kultur und dem Vorderen Orient auftretenden Spinnwirtel aus gebranntem Ton belegen das Spinnen Tonerne Spinnwirtel gibt es vereinzelt auch in der mitteleuropaischen Bandkeramik Es ist jedoch unklar ob diese ausschliesslich fur die Verarbeitung von Pflanzenfasern gedient haben oder bereits auch fur das Spinnen von Tierhaaren bzw Wolle Die Existenz von Webtechniken kann indirekt bereits fur das 7 vorchristliche Jahrtausend bewiesen werden da webmusterartige geometrische Wandbemalungen im turkischen Tell von Catalhoyuk stark an gewebte Kelims erinnern Von einer Bestattung in Haus VI 1 von Catalhoyuk gibt es einen verkohlten Weberest der auf etwa 6000 v Chr datiert und heute im Museum fur anatolische Zivilisationen in Ankara aufbewahrt wird Diese Reste wurden erst 2021 als Eichenbast identifiziert 22 Ein weiterer fruher Gewebefund aus dieser Region ist aus Cayonu bekannt Eindrucke von Geweben in Tonwaren aus dem 7 Jahrtausend v Chr liegen aus Jarmo im nordlichen Irak vor Nach einer Vermutung des Grabungsleiters James Mellaart seien in Schicht VI des Tells von Catalhoyuk die altesten Reste von Filz gefunden worden 23 Auch die ab etwa 6000 v Chr ubliche Keramikbemalung die sich von Anatolien uber Sudosteuropa Sesklo Karanowo Kultur Vinca Kultur bis nach Mitteleuropa Bandkeramik ausbreitete weist zumeist geometrische Muster auf wie sie fur Webtechniken typisch sind Da in Fundstellen dieser Kulturen keine tonernen Webgewichte gefunden wurden wird die Verwendung kleiner mobiler Webrahmen angenommen Die alteste Abbildung eines horizontalen Webrahmens ist als Ritzzeichnung auf der Innenseite einer Keramikschale vom Fundplatz Badari Agypten erhalten und wird auf etwa 4400 v Chr datiert Bei dem dort gezeigten Webgerat handelt es sich um einen einfachen Pflockwebstuhl 24 25 Die Schale Badari Grab 3802 wird zusammen mit etwa gleich alten Leinresten im Londoner Petrie Museum of Egyptian Archaeology ausgestellt Erst im Spatneolithikum ab etwa 3500 v Chr kann mit tonernen Webgewichten fur Mitteleuropa der archaologische Nachweis des Gewichtswebstuhls erbracht werden Hier ist jedoch nach wie vor unklar ob neben pflanzlichen Fasern bereits Wolle gewebt wurde Erste Hinweise auf Verarbeitung von Schafwolle gibt es in Mitteleuropa bei spat bzw endneolithischen Kulturen um 3000 v Chr zum Beispiel in der ostbayerischen Chamer Kultur Einen Beweis fur die gezielte Haltung von Wollschafen bietet die veranderte Demographie spatneolithischer Schafherden da dort eine Zunahme alterer Hammel zu verzeichnen ist Zu den seltenen direkten Belegen gehoren Wollhaare in der franzosischen Seeufersiedlung Clairvaux les Lacs fruhes 3 Jahrtausend v Chr sowie Wollreste an einem endneolithischen Feuersteindolch aus Wiepenkathen einem Ortsteil von Stade 26 Jungere Vorgeschichte Bearbeiten Die Nachweise von Textilien und ihrer Tragweise vermehren sich in der Bronze und Eisenzeit schlagartig 27 Baumsargfunde aus der Nordischen Bronzezeit zum Beispiel das Madchen von Egtved boten gute Erhaltungsbedingungen fur Textilien Aus Danemark wurden verschiedene bronzezeitliche Wollstoffe analysiert die von braunen und weissen Soayschafen gewonnen wurden 28 Im prahistorischen Salzbergwerk in Hallstatt sind infolge der salzhaltigen Luft viele Textilreste erhalten geblieben Spatestens seit der fruhen Hallstattzeit ist die Technik des Brettchenwebens bekannt Exzellente Textilerhaltung gibt es bei Mumien aus dem westchinesischen Tarimbecken die zwischen 1800 und 400 v Chr zu datieren sind Der Cherchen Man eine Tarim Mumie aus dem 12 Jahrhundert v Chr trug Kniestrumpfe aus Filz die rot gelb und blau gestreift waren 29 Neue Untersuchungsmethoden lassen die Standortbestimmung der genutzten Wollschafe und damit Ruckschlusse auf den Herstellungsort von Wolltextilien und gegebenenfalls deren Handel zu So konnte mittels Strontiumisotopenanalyse die Herkunft der Wolle von eisenzeitlichen Textilfunden aus Danemark ermittelt werden 30 31 Vorteilhafte Erhaltungsbedingungen fur prahistorische Textilreste bestehen auch wenn diese verkohlt oder zum Beispiel durch Kontakt zu Kupferartefakten mit kupferbasierten Mineralien uberkrustet sind Da Kupfer das Wachstum von Bakterien und damit den biologischen Abbau hemmt konnten durch diesen Umstand zum Beispiel Textilreste der indianischen Hopewell Kultur untersucht werden 32 Siehe auch BearbeitenWascheffektLiteratur BearbeitenWolfgang Bobeth Hrsg Textile Faserstoffe Beschaffenheit und Eigenschaften Springer Berlin Heidelberg New York NY 1993 ISBN 978 3 642 77656 4 Paul August Koch Gunther Satlow Grosses Textil Lexikon Fachlexikon fur das gesamte Textilwesen Deutsche Verlags Anstalt Stuttgart 1965 2 Bande DNB 456821937 Stefan Mecheels Herbert Vogler Josef Kurz Kultur amp Industriegeschichte der Textilien Wachter Bonnigheim 2009 ISBN 978 3 9812485 3 1 Dagmar Neuland Kitzerow Christine Binroth Salwa Joram Hrsg Textile Vielfalt am Museum Europaischer Kulturen Verlag der Kunst Dresden 2014 ISBN 978 3 86530 202 1 Karel Otavsky et al Hrsg Mittelalterliche Textilien I Agypten Persien und Mesopotamien Spanien und Nordafrika Die Textilsammlung der Abegg Stiftung Band 1 Abegg Stiftung Riggisberg 1995 Burkhard Wulfhorst Textile Fertigungsverfahren Eine Einfuhrung Hanser Munchen Wien 1998 ISBN 3 446 19187 9 Weblinks Bearbeiten Commons Textilien Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Wiktionary Textilie Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Literatur von und uber Textilie im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Textilien Informationen des Bundesamts fur Lebensmittelsicherheit und VeterinarwesenEinzelnachweise Bearbeiten Vgl DIN 60000 Textilien Grundbegriffe Januar 1969 Hugo Glafey Die Textilindustrie Die Herstellung textiler Flachengebilde Verlag von Quelle amp Meyer Leipzig 1913 OCLC 16656416 Victor Grafe Die Textilien Chemische Technologie der Zellulose 2 Halbband des II Bandes von Grafes Handbuch der organischen Warenprufung C E Poeschel Verlag Stuttgart 1928 Herbert Sommer Friedrich Winkler Hrsg Die Prufung der Textilien Springer Verlag Berlin Heidelberg Gottingen 1960 ISBN 978 3 642 86981 5 Vgl Fabia Denninger Elke Giese Textil und Modelexikon Bd 2 L Z 8 Auflage Deutscher Fachverlag GmbH Frankfurt am Main 2006 ISBN 978 3 87150 848 6 S 685 Gunter Schnegelsberg Systematik der Textilien Wilhelm Goldmann Verlag GmbH Munchen 1971 ISBN 978 3 442 65002 6 S 67 DIN 60 001 Teil 2 Textile Faserstoffe Faser und Herstellungsformen Oktober 1990 Pfauenstoff auf ecosalon com abgerufen am 28 Marz 2016 Avivagen auf duden de abgerufen am 31 Marz 2016 VERORDNUNG EU Nr 1007 2011 DES EUROPAISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES vom 27 September 2011 PDF 1 30 MB abgerufen am 3 September 2012 STANDARD 100 by OEKO TEX abgerufen am 2 Dezember 2016 Kurzfassung der Richtlinie fur die Pflegekennzeichnungn von Textilien Stand Juli 2008 Memento des Originals vom 27 Oktober 2016 im Internet Archive Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www fachverband textilpflege de PDF 711 kB abgerufen am 3 September 2012 Ulrich Hornfeck Vortrag Warum gibt es fur viele Anwendungsbereich einen intelligenten Vliesstoff Hofer Vliesstofftage 2008 Ralf Dieter Reumann Prufverfahren der Textil und Bekleidungstechnik Springer Verlag Berlin Heidelberg New York 2000 ISBN 978 3 642 57073 5 englisch Tensile structures vergl Sylvie Kruger Textile Architektur JOVIS Verlag Berlin 2009 ISBN 978 3 86859 017 3 Eliso Kvavadze Ofer Bar Yosef Anna Belfer Cohen Elisabetta Boaretto Nino Jakeli Zinovi Matskevich amp Tengiz Meshveliani 30 000 Year Old Wild Flax Fibers In Science 325 11 September 2009 S 1359 doi 10 1126 science 1175404 S L R Mason J G Hather G C Hillman Preliminary investigation of the plant macro remains from Dolni Vestonice II and its implications for the role of plant foods in Palaeolithic and Mesolithic Europe In Antiquity 68 1994 S 48 57 J M Adovasio O Soffer D C Hyland B Klima J Svoboda Textil kosikarstvi a site v mladem paleolitu Moravy In Archeologicke rozhledy LI 1 1999 S 58 94 J M Adovasio D C Hyland und O Soffer Textiles and Cordage A Preliminary Assessment In J Svoboda Hrsg Pavlov I Northwest 1997 D Nadel A Danin E Werker T Schick M E Kislev K Stewart 19 000 years old twisted fibers from Ohalo II In Current Anthropology 35 4 1994 S 451 458 Edward A Jolie Thomas F Lynch Phil R Geib und J M Adovasio Cordage Textiles and the Late Pleistocene Peopling of the Andes In Current Anthropology 42 2 April 2011 Rast Eicher A Karg S amp Bender Jorgensen L The use of local fibres for textiles at Neolithic Catalhoyuk Antiquity 95 383 2021 S 1129 1144 doi 10 15184 aqy 2021 89 E J W Barber Prehistoric textiles the development of cloth in the Neolithic and Bronze ages with special reference to the Aegean Princeton University Press 1991 ISBN 0 691 03597 0 S 215 216 G Vogelsang Eastwood Textiles In P T Nicholson and I Shaw Hrsg Ancient Egyptian Minerals and Technology Cambridge University Press Cambridge 2000 ISBN 978 0 521 45257 1 S 268 298 Ancient Egypt Flax harvest linen production Engl Website abgerufen am 9 Januar 2011 Katharina von Kurzynski und ihre Hosen nennen sie bracas Textilfunde und Textiltechnologie der Hallstatt und Latenezeit und ihr Kontext Internationale Archaologie Band 22 VML Verlag Espelkamp 1996 ISBN 978 3 924734 40 4 S 20 22 Katharina von Kurzynski und ihre Hosen nennen sie bracas Textilfunde und Textiltechnologie der Hallstatt und Latenezeit und ihr Kontext Internationale Archaologie Band 22 VML Verlag Espelkamp 1996 ISBN 978 3 924734 40 4 M L Ryder A re assessment of bronze age wool In Journal of Archaeological Science Volume 10 4 1983 S 327 331 doi 10 1016 0305 4403 83 90070 5 J P Mallory Victor H Mair The Tarim Mummies Ancient China and the Mystery of the Earliest Peoples from the West London Thames amp Hudson 2000 ISBN 978 0 500 05101 6 Karin Margarita Frei Irene Skals Margarita Gleba Henriette Lyngstrom The Huldremose Iron Age textiles Denmark an attempt to define their provenance applying the strontium isotope system In Journal of Archaeological Science 36 9 2009 S 1965 1971 doi 10 1016 j jas 2009 05 007 Karin Margarita Frei Ina Vanden Berghe Robert Frei Ulla Mannering Henriette Lyngstrom Removal of natural organic dyes from wool implications for ancient textile provenance studies In Journal of Archaeological Science Volume 37 9 September 2010 S 2136 2145 doi 10 1016 j jas 2010 02 012 Hillary Mayell Textile Fragments Provide Details of Ancient Lives In National Geographic News 23 August 2004 Online abgerufen am 16 Januar 2008 Normdaten Sachbegriff GND 4135786 3 lobid OGND AKS LCCN sh85134321 NDL 00568929 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Textilie amp oldid 235897054