Ein Zelt ist ein leichter, oft temporärer Bau, dessen Hülle aus Membranen (v. a. aus Textilien, Planen, aber auch aus Leder, Folie etc.) besteht. In der Regel besteht ein Zelt aus dieser „Zelthaut“ und einer leichten, innen liegenden Tragkonstruktion (Gerüst). Die Tragkonstruktion, meist als Zeltstangen bezeichnet, besteht meist aus einem Skelett an Stäben aus Holz, Bambus, glasfaserverstärktem Kunststoff oder Metall einerseits und Seil-Abspannungen andererseits. Zelte mit textiler Membran sind eine Form textiler Architektur. Sofern es sich bei Zelten um temporäre Architektur handelt, besteht ihr Vorteil darin, dass sie leicht zerlegbar, versetzbar und transportabel sind.
Zelte dienen dem vorübergehenden Aufenthalt von Personen, dem Lagern von Gütern, als Unterkunft auf Reisen und Expeditionen, als Versammlungsstätte oder dem Wohnen von Nomaden. Bei Großveranstaltungen kommen Festzelte als Veranstaltungssäle zum Einsatz, das Zirkuszelt ist der traditionelle Veranstaltungsort eines Zirkus. Zelte werden von Unternehmen auch bei Messen und Ausstellungen oder bei Sonderverkäufen als Verkaufsfläche verwendet. Darüber hinaus finden Zeltkonstruktionen in der zeitgenössischen Architektur vermehrt auch als dauerhafte Konstruktionen Verwendung.
Geschichte
Nach Hütten aus Zweigen und Blättern sind Zelte die möglicherweise älteste Form menschlicher Schutzbauten gegen Wettereinflüsse. Bereits im Jungpaläolithikum sind einfache, kleine, leicht zu transportierende Sommerzelte und massivere Winterzelte beziehungsweise geräumige und stabile Karkassen (Gerippezelte) belegt. Von letzteren wurde allenfalls die Abdeckung mitgenommen, das Gerüst konnte in der nächsten Saison gegebenenfalls erneut benutzt werden. Für ein Zelt in Gönnersdorf wurden als Abdeckung von Dietrich Evers etwa 40 Pferdehäute mit einem Gesamtgewicht von 240 kg berechnet. Diese Behausungen dürften beim Fehlen von Tragtieren und Transportmitteln kaum über größere Strecken bewegt worden sein. Die Zelte bestanden aus einem Gerüst aus Holzstangen, über das als Abdeckung Tierfelle mit der Fellseite nach außen so aufgelegt wurden, dass Regenwasser gut ablaufen konnte. Der Rand des Zeltes wurde mit Aufschüttungen aus Sand, Erde und Steinen befestigt. Vermutlich sicherten Schnüre das Zelt gegen Wind und Sturm.
Mit Beginn der Sesshaftigkeit verloren Zelte an Bedeutung. In Gegenden, in denen das (Halb-)Nomadentum fortbestand, blieben sie jedoch weiterhin die bevorzugte Behausungsform.
Mit ihren unterschiedlichen Verwendungszwecken kommen Zelte in zahlreichen Kulturen weiterhin vor – unter anderem bei nordafrikanischen und asiatischen Nomaden sowie bei nordamerikanischen Ureinwohnern, die teilweise ausschließlich in Zelten lebten. Von den Römern wurden Zelte in großem Umfang beim Militär eingesetzt. Sie dienen auch heute noch dem Militär als Sanitätszelt, Mannschaftsunterkunft oder mobile Werkstätten und Lagezentren, werden aber vermehrt durch Container abgelöst.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde mit Aufkommen des Faltbootsports als Massensport, auch das moderne Zelt inklusive Boden entwickelt. Die Faltbootwerften bauten Zelte wie die Häute ihrer Boote: Das Oberteil aus dichtgewebter Baumwolle, den Boden aus Gummi. Die Faltbootsportler waren auf ein Zelt angewiesen, weil die befahrenen Flüsse und Seen meist weit von der nächsten Übernachtungsmöglichkeit entfernt lagen. Und die Anhänger dieses Sports erfanden das notwendige Zubehör, wie Carl Joseph Luther den Daunenschlafsack und Hans Berger (Firma Sport Berger) die Luftmatratze. Somit waren die Hersteller von Zelten und Campingartikeln bis weit in die 1950er Jahre hauptsächlich Faltbootwerften wie Klepper oder Pionier.
Heutzutage steht die Verwendung im Camping-Urlaub im Mittelpunkt, neben der kommerziellen Nutzung als Fest-, Event- und Zirkuszelt sowie der privaten Nutzung als Partyzelt. Darüber hinaus entwickelte der Ingenieurbau des 19. und vor allem des 20. Jahrhunderts kühne dauerhafte Zeltkonstruktionen, die besonders in der Architektur des ausgehenden 20. Jahrhunderts und in der zeitgenössischen Architektur als Flugdächer, sowie als Dachkonstruktionen dauerhafter Gebäude und anderer baulicher Anlagen immer wieder Verwendung finden und sich so als eine Form moderner Dachkonstruktion etablieren konnten. Insbesondere der Architekt Frei Otto wurde mit solchen Konstruktionen bekannt, statt flächiger Zeltbahnen verwendet er zum Teil Seilnetze, die mit Kunststoffelementen gefüllt werden (z. B. Olympiagelände in München).
Technische Entwicklung
Die Zelthaut besteht heutzutage aus imprägnierten Stoffbahnen oder Kunststofffolien, als Tragkonstruktion werden Rohre aus Metall, so wie Stäbe aus glasfaser- oder carbonfaserverstärkter Kunststoff oder Holz eingesetzt. Früher wurden Tierfelle, Lederhäute, Blätter oder Ähnliches als Zelthaut und Bambus, Zweige oder Äste als Tragkonstruktion verwendet. In selteneren Fällen kommen Seilkonstruktionen zum Einsatz, die zwischen bestehende Objekte gespannt werden. Diese Form des Zeltes, die häufig mehr einem Dach gleicht, wird als Tarp bezeichnet.
Bei Camping- und Trekkingzelten besteht seit Jahren ein Trend hin zu immer leichteren Zelten, die sich – wie etwa Iglu-Zelte – auch leicht und schnell aufbauen lassen.
Eine Sonderkonstruktion sind pneumatische Zelte, deren Zelthaut durch einen Überdruck im Inneren wie bei Traglufthallen oder durch mit Druckluft gefüllte Schläuche gehalten wird (→ Aufblasbares Zelt).
Zelte werden in der Regel durch Zeltnägel oder Heringe im Boden verankert. Sie stehen vermehrt auf künstlichem Boden, auf Unterlegplanen oder -platten, auf Zeltplattformen, auf Pontons und Fahrzeugen.
Freizeitzelt
Kategorien
Die in der Freizeit als Urlaubsunterkunft verwendeten Zelte lassen sich in folgende Kategorien einteilen (siehe auch Liste von Zelttypen):
Material
Für das Außenzelt werden meistens Gewebe aus Nylon oder Polyester, seltener auch schwerere Baumwollstoffe, verwendet. Durch eine Beschichtung aus PU, Silikon oder PVC wird die Zelthaut wasserdicht. Silikonbeschichtete Zelte gelten als wesentlich reißfester, UV-beständiger und langlebiger. Die Zeltbahnen werden miteinander vernäht oder verklebt und zusätzlich mit Klebestreifen und Nahtbändern oder Silikondichtmasse abgedichtet und versiegelt. Als Nähgarn werden sowohl Baumwolle als auch Nylon verwendet. Das Aufquellen der Baumwolle bei Feuchtigkeit dichtet die Nähte zusätzlich ab.
Die Wasserdichtigkeit der Zelthaut wird in Millimeter Wassersäule angegeben. Ab 1500 Millimeter Wassersäule gilt ein Zelt als wasserdicht nach DIN. Der Zeltboden verfügt über eine höhere Dichtigkeit (bis zu 10.000 mm), um auch bei einer punktuellen Belastung wasserdicht zu sein.
Expeditionszelt
Ein Expeditionszelt ist ein sehr stabiles Zelt, das beim Expeditionsbergsteigen verwendet wird. Es muss so gebaut sein, dass es sehr großen Wind- und Schneelasten standhält. Geodätenzelte haben sich hier als besonders stabil herausgestellt. Hierbei handelt es sich um Kuppelzelte, die vier oder sechs überkreuzte Zeltstangen verwenden. Die Zelte sind meist so konstruiert, dass ein doppeltes Zeltgestänge zur Stabilisierung verwendet werden kann. Die Überzelte haben meist UV-undurchlässige Sichtfenster.
Traditionelle Zelte
Traditionelle Zelte sind in vielen Regionen in unterschiedlichen Ausführungen und zu verschiedenen Zwecken in Gebrauch. Bekannte traditionelle Zelte sind die zentralasiatischen/mongolischen Jurten, das Schwarzzelt der Nomaden oder die marokkanischen Caidal-Zelte.
Kommerzielle Anwendungen
- Sanitätszelt (Militär, Katastrophenschutz)
- Festzelt
- Zirkuszelt
- Partyzelt
- Messezelt
Bekannte Hersteller
- Quechua
- Fjällräven
- Hilleberg
- Jack Wolfskin
- Mehler
- Salewa
- Spatz Zelte & Reparaturen
- Tatonka
- The North Face
- Trigano
- Vaude
Siehe auch
- Das Jedermannsrecht in manchen Staaten ermöglicht anders als das oft nicht gestattete Wildzelten für naturverbundene Menschen ein legales Zelten in der Natur
- Kohte (Zelttyp)
- den Zusammenbau von Zelten mit Zeltbahnen (Tarpaulin),
- das kegelförmige Tipi und die Spitzjurte (Tschum)
- Wigwam und Wickiup
- Planwagen
- Biwaksack
- Tent Revival
Literatur
- Martin Kuckenburg: Siedlungen der Vorgeschichte in Deutschland 30000–15 v. Chr. 2. Auflage. DuMont, Köln 1994, ISBN 3-7701-2922-9.
Weblinks
Einzelnachweise
- 90 Jahre Faltbootwerft Pionier, Ausstellungskatalog 2015, Seite 49
- „Der Hadernkahn“ von Ursula und Christian Altenhofer, Pollner Verlag, 3. Auflage 1997
- Lasst die Städter wild im Umland campen!, Kommentar mit Hintergründen, zeit.de, 26. April 2020, abgerufen am 3. September 2021.