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Als Sesshaftigkeit von sitzen fest haften wird das dauerhafte oder zumindest langjahrige Wohnen an einem Ort bezeichnet der Siedlung genannt wird Der Grad der Sesshaftigkeit ist zumeist von der Verfugbarkeit der Nahrungsressourcen abhangig Insofern ist davon auszugehen dass einige wildbeuterisch lebende Gruppen der Ur und Fruhgeschichte die in biomassereichen Gegenden lebten bereits weit vor der Erfindung von Ackerbau und Viehzucht zumindest zeitweise sesshaft lebten siehe auch Archaologische Wohnplatzfunde Solange die vorherrschende Lebensweise noch eine nomadische Komponente enthalt wird von Halbsesshaftigkeit gesprochen wie etwa bei der Transhumanz dem Ranching oder anderen Formen der mobilen Tierhaltung noch ublich Die Landwirtschaft war nicht die erste Ursache der sesshaften Lebensweise sondern sicherte ihre dauerhafte Beibehaltung 99 9 der Weltbevolkerung sind sesshaft 1 Inhaltsverzeichnis 1 Ursprunge und Ursachen 2 Siehe auch 3 Literatur 4 EinzelnachweiseUrsprunge und Ursachen Bearbeiten Modell von Catalhoyuk 7500 5700 v Chr eine der altesten festen Siedlungen der Welt Museum fur Ur und Fruhgeschichte in Weimar Nach heutigem Kenntnisstand der Archaologie war die ortsfeste Landwirtschaft die einen deutlich grosseren Arbeitsaufwand erfordert und in ihrer ursprunglichen Form gegenuber der aneignenden Wirtschaftsform grossere Risiken birgt nicht die Ursache der Sesshaftigkeit sondern ihre Folge 2 Es lasst sich belegen dass in der Levante Westliches Vorderasien in der es erstmals in der Menschheitsgeschichte zur neolithischen Revolution Kultureller Wandel in Folge der Entwicklung produzierender Wirtschaftsweisen kam bereits viele Jahrtausende vor der Jungsteinzeit im Epipalaolithikum zu ortsfesten Ansiedlungen kam Dies ist nicht ungewohnlich da auch von rezenten spezialisierten Jagern und Sammlern mehr oder weniger sesshafte Lebensweisen bekannt sind beispielsweise ermoglicht durch Fisch Meeresfruchte oder Wasserreis Beispiele dafur sind die Fundstelle Ohalo II deren Nutzung auf bis zu 18 550 v Chr datiert wird und Kharaneh IV Entsprechend ist fur den nachfolgenden Zeitraum eine ansteigende Anzahl vorubergehender Siedlungen nachzuweisen wenn auch ohne Belege fur eine gezielte Erzeugung von Nahrungsmitteln Vielmehr fuhrten wohl grosse Bestande von Gazellen und naturliche Felder mit Wildgetreide zu diesen ersten Ansiedlungen Aus der Kebarien Kultur ist fur die Zeit zwischen 15 300 und 14 400 v Chr ein Begrabnisplatz nachgewiesen der offenbar uber langere Zeit gepflegt wurde Ein Nachweis fur Nahrungsmittelproduktion gibt es an dieser Stelle allerdings nicht Die nachfolgende Natufien Kultur nutzte steinerne Hauser die zwar nur periodisch genutzt aber zum Teil uber Jahrhunderte hinweg immer wieder an den gleichen Stellen errichtet wurden 3 Begunstigend auf die zeitweisen Natufien Siedlungen wirkte das gunstige Klima der Allerod Zwischeneiszeit ca 12 bis 10 vorchristliches Jahrtausend Dadurch gedieh in der kustennahen Levante eine grosse Artenvielfalt und dichte die es den Menschen ermoglichte ihre Schweifgebiete deutlich zu reduzieren und langer an einem Ort zu wohnen Dies trifft auch auf einige Lebensraume des mittelsteinzeitlichen Europas zu Um 11 000 v Chr wurde nachweislich Wildgetreide angepflanzt vermutlich um die Uberjagung der Gazellenherden im Umkreis der Siedlungen zu kompensieren In der Mitte des 11 Jahrtausends fuhrte der drastische Kalteeinbruch der jungeren Dryaszeit zu einer rapiden Verarmung der biologischen Vielfalt der Levante Die Menschen waren nun gezwungen saisonale Nahrungsengpasse zu uberbrucken Da sie wahrscheinlich nicht mehr bereit oder in der Lage waren die sesshafte Lebensweise aufzugeben die u a von einer Anhaufung materieller Besitztumer und der Herausbildung sozialer Schichten und vollig neuer Strukturen gekennzeichnet war musste der Getreideanbau intensiviert werden um die Ernahrung sicherzustellen 4 2 Sicher ist von dauerhaft genutzten Siedlungen ab dem Prakeramischen Neolithikum B ab etwa 8800 v Chr zu sprechen Von der Levante breitete sich der Ackerbau nach Europa Afrika und Zentralasien aus Ob die dort jeweils akkulturierten Ethnien bereits halb sesshaft waren oder die Sesshaftigkeit im Zuge der neuen Lebensweise ubernahmen muss von Fall zu Fall betrachtet werden Ebenfalls vom Orient ausgehend verbreitete sich mit der Spezialisierung auf die Viehzucht der Hirtennomadismus in Eurasien und Afrika der vor allem in kargen Raumen in denen kein Pflanzenanbau moglich war eine Subsistenzgrundlage bot die jedoch keine oder nur eine teilweise Sesshaftigkeit ermoglichte Siehe auch BearbeitenHalbnomadismus Wanderfeldbau Brandrodungswirtschaft Fahrendes Volk Wohnungslosigkeit Obdachlosigkeit nicht sesshafte Lebensformen oder Lebensrealitaten Literatur BearbeitenJosef H Reichholf Warum die Menschen sesshaft wurden Das grosste Ratsel unserer Geschichte Fischer Frankfurt am Main 2008 ISBN 978 3 10 062943 2 Anne Marie Dubler Sesshaftigkeit In Historisches Lexikon der Schweiz 21 April 2011 Einzelnachweise Bearbeiten Oliver Samson Nomaden die ersten Opfer des Klimawandels In Deutsche Welle 6 Juli 2010 abgerufen am 17 Mai 2020 a b Marion Benz Die Neolithisierung im Vorderen Orient Theorien archaologische Daten und ein ethnologisches Modell 2 kaum veranderte Auflage Freie Universitat Berlin 2008 ISBN 3 9804241 6 2 S 7 16 19 20 73 und 90 91 PDF 9 6 MB 274 Seiten auf exoriente org Phillip C Edwards The Beginnings of Agriculture In David Hollander Timothy Howe A companion to ancient agriculture John Wiley amp Sons 2021 S 129f Hermann Parzinger Die Kinder des Prometheus Eine Geschichte der Menschheit vor der Erfindung der Schrift Beck Munchen 2014 ISBN 978 3 406 66657 5 S 113 118 Normdaten Sachbegriff GND 4212509 1 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sesshaftigkeit amp oldid 230863077