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Mobile Tierhaltung auch Mobile Weidewirtschaft ist ein Sammelbegriff fur die modernisierten subsistenz und marktorientierten Formen extensiver ganzjahriger Fernweidewirtschaft von lokalen Gemeinschaften ehemals hirtennomadisch lebender Volker in trockenen und kalten Offenlandbiomen 1 Dies umfasst die verschiedensten Formen der Landnutzung mit halbnomadischer bis halbsesshafter sowie ganzjahriger oder saisonaler Wanderweidewirtschaft je nach den vorhandenen okologischen und okonomischen Bedingungen und Erfordernissen 2 Nach wie vor ist die Kamelzucht in den Halbwusten und Trockensteppen Afrikas und Asiens nur als mobile Fernweidewirtschaft denkbar Bild aus Indien Zuweilen wird gefordert nur die nachhaltigen Systeme als mobile Tierhaltung zu bezeichnen 3 4 Alle Formen der mobilen Tierhaltung werden zu den traditionellen Wirtschaftsformen gezahlt Inhaltsverzeichnis 1 Abgrenzung der Begrifflichkeiten 1 1 Mobile Tierhaltung und Pastoralismus 1 2 Mobile Tierhaltung und Hirtennomadismus 1 3 Mobile Tierhaltung und Transhumanz 2 Mobile Tierhaltung als nachhaltige Wirtschaftsform 3 Vom Nomadismus zum Postnomadismus 4 Die Entwicklung der mobilen Viehwirtschaft 4 1 Ursprunge 4 2 Kennzeichen 4 3 Okologische Betrachtung 4 4 Wo kommt es zur Wustenbildung 5 Gegenwartige Situation der mobilen Weidewirtschaft 5 1 Beispiele aus verschiedenen Landern 5 2 Lander und Ethnien in denen die mobile Tierhaltung den Nomadismus ersetzt hat 5 2 1 Afrika 5 2 2 Asien 5 2 3 Europa 6 Zukunftige Entwicklung 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseAbgrenzung der Begrifflichkeiten BearbeitenMobile Tierhaltung und Pastoralismus Bearbeiten nbsp Pastorale Tierzucht in der mongolischen SteppeMobile Tierhaltung findet grundsatzlich auf naturlich entstandenem zumeist nicht eingehegtem Weideland statt z B Steppen oder Trockensavannen und ist insofern auch eine Form des sogenannten Pastoralismus 5 Im Gegensatz zu den stationaren Extensivsystemen Ranching wird das Vieh permanent von Hirten gehegt die in der Regel selbst Eigentumer der Herde sind und zumindest zeitweise meist zusammen mit Familienmitgliedern in transportablen Behausungen auf dem Weideland wohnen Uberdies sind der freie Weidegang der Tiere und der mehr oder weniger grosse Anteil der Produktion fur die Selbstversorgung Subsistenzwirtschaft die wesentlichen Unterschiede zum stationaren Pastoralismus Dennoch ist mobile Tierhaltung nicht identisch mit dem Begriff mobiler Pastoralismus da dieser auch den ursprunglichen Hirtennomadismus einschliesst Mobile Tierhaltung und Hirtennomadismus Bearbeiten nbsp Obwohl die Jurte nach wie vor zur mobilen Tierhaltung in der Mongolei gehort leben die meisten Hirtenfamilien heute weder vollnomadisch noch weitgehend selbstversorgend Nomadismus ist sowohl ein kulturwissenschaftlicher als auch ein okonomischer Begriff denn er umfasst einerseits die Kulturen der nomadischen Hirtenvolker und andererseits ihre selbstversorgenden Subsistenzweisen Echter Nomadismus ist allerdings kaum noch zu finden Demgegenuber werden mit mobiler Tierhaltung die postnomadischen Ubergangsformen subsistenz und marktorientierter Viehwirtschaft benannt und nicht mehr die entwurzelten und zum Teil marginalisierten Gesellschaften 6 1 Mobile Tierhaltung und Transhumanz Bearbeiten Transhumanz Saisonale Wanderweidewirtschaft bezeichnet sowohl eine klassische Form der Fernweidewirtschaft z B in den Mittelmeerlandern als auch moderne Formen Sehr haufig hat sich z B in Zentralasien aus vollnomadischer Hutehaltung eine Form halbnomadischer Transhumanz entwickelt In solchen Fallen ist die Transhumanz eine Form der mobilen Tierhaltung Mobile Tierhaltung als nachhaltige Wirtschaftsform Bearbeiten nbsp In stark uberweideten Gebieten uberleben nur noch Ziegen die die Vegetation noch mehr schadigen nbsp Die Sicherstellung von Schulbesuch und medizinischer Versorgung unter Beibehaltung der mobilen Lebensweise sind eine der Herausforderungen fur moderne NomadenNach Fred Scholz einem der renommiertesten Wissenschaftler auf diesem Gebiet sollte der Begriff mobile Tierhaltung nur fur die geplanten und nachhaltigen Weidesysteme verwendet werden und nicht fur die ungeplanten unsteten rudimentaren und nicht nachhaltigen Formen die aus dem Niedergang des Nomadismus entstanden sind Scholz pladiert fur die Starkung des uralten traditionellen Wissens der ehemaligen Nomaden mit ihren angepassten heimischen Weidevieharten in sinnvoller Verbindung mit heutigen sozialen okonomischen und okologischen Erkenntnissen und unter Berucksichtigung der jeweiligen politischen Bedingungen und volkswirtschaftlichen Zwange Er nennt drei Essentials die dabei erfullt sein mussen um die labilen Okosysteme langfristig und umweltschonend nutzen zu konnen Existenzsicherung vor Marktproduktion Arbeitsplatzsicherung vor Produktivitatssteigerung Ressourcenbewahrung vor ErtragszuwachsEine mobile Tierhaltung die diese Rahmenbedingungen erfullt kann eine nachhaltige Existenzsicherung an marginalen Standorten innerhalb des Altweltlichen Trockengurtels sein und demnach ein wirksamer Schutz vor Armut und Hunger Degradation und Desertifikation In der Praxis bedeutet dies je nach Region Einsatz geeigneter gemischter Herdentiere z B Kamele statt Ziegen oder Yaks statt Rinder Getragen von lokalen Hirtengemeinschaften Familien Bevolkerungsteilen u a Gezielt geplantes Management der Herdenverlagerungen Wanderungen und oder Viehtransporte ganzjahrig mehrfacher oder saisonaler Weidewechsel u a Einsatz moderner Kommunikations und Transportmittel An die jeweilige Wohn und Arbeitssituationen angepasste Versorgung mit Gutern medizinischen Diensten Schulbildung etc 3 Vom Nomadismus zum Postnomadismus Bearbeiten nbsp Wahrend die mobile Tierhaltung nach wie vor die Existenz der Menschen in Zentralasien sichert wandeln sich traditionelle Rituale zum folkloristischen BrauchtumSeit dem Ende des 20 Jahrhunderts geht man mehr und mehr dazu uber Nomadismus nur noch fur die Lebensweise der sehr wenigen echten nomadisch lebenden lokalen Gemeinschaften zu verwenden die noch uberwiegend subsistenzorientiert von der Tierhaltung leben von ganzen Hirtenvolkern kann ohnehin keine Rede mehr sein Die meisten Hirtengemeinschaften Afrikas und Eurasiens produzieren heute nicht mehr nur fur ihren eigenen Bedarf Sie bringen Fleisch Milch Felle Leder u a Produkte auf lokale Markte um sich mit dem erwirtschafteten Geld die Bequemlichkeiten des modernen Lebens leisten zu konnen Dies verstarkt die Tendenz zu Halbnomadismus und Halb sesshaftigkeit in der Nahe von Verkehrswegen und Marktorten 1 Aufgrund der gravierenden Veranderungen in der Lebensweise der Hirtennomaden die im 20 Jahrhundert einsetzten pladieren einige Autoren fur klare Begriffsfestlegungen Insbesondere der deutsche Geograph Fred Scholz ist ein Verfechter dieser Sichtweise auf den in vielen Quellen verwiesen wird 6 Die selten verwendete Bezeichnung Postnomadismus von lat post nach hinter ist nicht wirklich geeignet die uneinheitliche Vielfalt der heutigen Lebensweisen zu benennen 7 Daher wird dieser kulturwissenschaftliche Terminus meistens zugunsten des Wirtschaftsbegriffes Mobile Tierhaltung vermieden Die Entwicklung der mobilen Viehwirtschaft BearbeitenUrsprunge Bearbeiten nbsp Die Hege des Viehs gehort fruher wie heute zu den Pflichten der mobilen Tierhalter Bild aus der Mongolei nbsp Mobile Tierhaltung erfordert riesige Weideflachen fur wenige Tiere pro QuadratkilometerDer Hirtennomadismus hat sich mit der Domestikation der ersten Nutztiere bereits in prahistorischer Zeit im altweltlichen Trockengurtel zwischen Westafrika und Ostasien entwickelt 8 Trockenheit fuhrt zu einem uberall begrenzten Futterangebot fur das Vieh so dass eine permanente Verlegung der Weidegebiete erforderlich ist Ursprunglich zogen die Menschen vermutlich den Wildherden hinterher die instinktiv wanderten bevor sie begannen ihre Haustiere von Weide zu Weide zu treiben Im hohen Norden Eurasiens war es indessen die naturliche saisonale Wanderung der Rentiere von den Sommerweiden im Wald zu den Winterweiden in der Tundra aus der sich der Rentiernomadismus entwickelte Diese eher halbnomadische Form der mobilen Tierhaltung wird heute noch in vielen Gegenden Russlands und Skandinaviens betrieben 9 Kennzeichen Bearbeiten Eine nachhaltige Tierhaltung ist in den Trockengebieten und Tundren in aller Regel nur in einer sehr extensiven Form moglich wie verschiedene misslungene Versuche mit intensiver Tierhaltung bewiesen haben 3 u a in den ehemaligen Sowjetrepubliken Zentralasiens 10 und in China 11 Wahrend auf mitteleuropaischem intensiv genutztem Grunland bis zu 500 Rinder von einer 100 ha grossen fetten Grunlandweide leben konnen sind es in der Grassteppe nur 15 bis 20 Rinder in Trockensteppen 5 bis 11 und in wustenhaften Regionen maximal 3 Rinder 12 Mithin sind Rinder in den sehr trockenen Gegenden weniger als Weidevieh geeignet so dass hier andere Arten wie Kamele Yaks Buffel Schafe oder Ziegen eingesetzt werden die einen etwas hoheren Tierbesatz zulassen Die seit alters her angepasste mobile Variante der Fernweidewirtschaft ist zum Teil noch effizienter als die moderne stationare Tierhaltung So ist die Produktivitat z B im Sahel grosser als auf einer nordamerikanischen Ranch 13 Im Gegensatz zu anderen Viehwirtschaftssystemen halten fast alle mobilen Pastoralisten gleichzeitig verschiedene Tierarten in ihren Herden Dies geschieht um die Pflanzenvielfalt der Weiden zu nutzen aber auch zum Schutz der Grasnarbe da die Tiere sowohl unterschiedliches Fressverhalten zeigen als auch bei empfindlichen Boden verschiedenartige Trittschaden verursachen Der Dung von Rindern und Kamelen wird als Brennmaterial verwendet wahrend der Kot der anderen Weidetiere das Land dungt Die Zahl der Tiere ist entscheidend fur den wirtschaftlichen Erfolg fur Wohlstand und Status der Nomadenfamilien bzw der Hirten Genossenschaften Beispielsweise sind in Finnland 80 14 und in Sibirien mindestens 150 Rentiere oder in Syrien 80 Schafe notwendig um eine Familie zu versorgen 7 Okologische Betrachtung Bearbeiten nbsp Das Yak seit Jahrtausenden im tibetischen Klima domestiziert ist sicherlich das bestangepasste Nutztier fur Tibets KaltesteppenProduktive hochgezuchtete Viehrassen liefern zwar viel Milch und Fleisch sind jedoch anfallig fur Krankheiten und genetisch weitgehend einformig Die robusten Rassen der Hirtenvolker hingegen produzieren zwar wenig sind aber an schlechte Futterqualitat Krankheiten und extreme Temperaturen angepasst Uberdies beherbergen sie die grosste genetische Vielfalt unter den Nutztieren Auf diese Weise konnen die mobilen Systeme zur Welternahrungssicherung beitragen und ihre Besitzer werden zu Hutern der Biodiversitat 15 Die Rolle der Hirtenvolker bei der Erhaltung der genetischen Vielfalt muss als gesellschaftliche Leistung anerkannt werden fordert Susanne Gura von der Liga fur Hirtenvolker Am besten sollte ein internationaler Vertrag uber tiergenetische Ressourcen vereinbart werden wie er bei der FAO auch schon fur Nutzpflanzen existiert Solch ein Vertrag hatte fur die Lander in Trockengebieten eine besonders grosse Bedeutung 13 Die mobile Pastoralwirtschaft ist eine umweltschonende und die okologisch nachhaltigste Strategie in den nahezu unbesiedelten Offenlandschaften weil sie auf dem umfangreichen und in Jahrtausenden gereiften traditionellem Wissen der Nomadenvolker beruht 16 Dies darf nach Ansicht vieler Ethnologen nicht verloren gehen wenn die Landwirtschaft in den extrem kalten und extrem trockenen Regionen der Erde weiterhin effizient funktionieren soll 17 Die reale Entwicklung ist jedoch von einem zunehmenden Niedergang des ursprunglichen Nomadismus gepragt 3 in dessen Verlauf die mundlich uberlieferten Kenntnisse schnell vergessen werden Wo kommt es zur Wustenbildung Bearbeiten nbsp Hirte Herde und amerikanische Soldaten in Afghanistan Die moderne Welt konfrontiert die traditionelle Lebensweise mit immer neuen Herausforderungen nbsp Nahezu in allen Wildnisgebieten in denen mobile Tierhaltung betrieben wird nimmt die Nutzung von Motorfahrzeugen mit allen Vor und Nachteilen immer mehr zu Fragt man nach den Ursachen der Wustenbildung Desertifikation wird haufig die Uberweidung als eine der wichtigsten genannt Dies ist jedoch ein Irrtum denn grosse wandernde Tierherden sind seit Jahrtausenden ein wesentlicher Teil der Trockengebiete Fur den Tierbestand sind sie sinnvoll damit wenigstens einige Tiere die regelmassigen Durreperioden durchstehen Doch sie sind auch massgeblich an der Erhaltung der Vegetation beteiligt Das regelmassige Abweiden der Viehtritt und der Dung der Tiere sind ausgesprochen positive Aspekte der Dynamik von Trockenbiomen denn sie fordern das Wachstum und die Widerstandskraft der Pflanzen So ist mittlerweile bekannt dass die Schaden aus Uberweidung haufig reversibel sind Weitaus grosser ist die Gefahr der Wustenbildung hingegen bei fehlender Beweidung Diese Entwicklung trifft in zunehmendem Masse auf die abgelegenen Gebiete Zentralasiens zu Die Nomadenherden kommen nicht mehr und wilde Weidetiere sind zu wenige vorhanden 18 In der Wuste Gobi ist dieser Unterschied bereits aus dem Weltall zu sehen wie Wissenschaftler der Universitat Cambridge feststellten Im chinesischen Teil der Gobi erkennt man massive Erosion auf den Satellitenfotos Dort werden Landprivatisierung und industrielle Milchwirtschaft gefordert Im mongolischen Teil fordert man hingegen die mobile Tierhaltung Die Vegetation ist intakt 13 Gegenwartige Situation der mobilen Weidewirtschaft Bearbeiten nbsp Nomadenzelt in Tibet In einigen entlegenen Gebieten der Erde konnte sich der rein subsistenzorientierte Nomadismus bei sehr wenigen sehr kleinen lokalen Gemeinschaften bis heute behaupten Der Ethnologe Gunther Schlee schatzt dass heute 2014 noch rund 40 Mio Menschen weltweit von der mobilen Tierhaltung leben 19 Die Bedingungen dafur verschlechtern sich jedoch vielerorts aus mannigfaltigen Grunden Politische Einschrankungen Behinderung durch Staatsgrenzen Landprivatisierung und infrastrukturelle Grossprojekte Okkupation Einzaunung und Umnutzung des vormals freien Weidelandes Staatliche Programme zu oftmals erzwungener Sesshaftmachung als Ackerbauern Kulturwandel Ubergang von der vorwiegenden Selbstversorgung zu marktorientierter Produktion Einerseits hohere Konsumanspruche der Nomaden andererseits wirtschaftliche Probleme Vermarktung Preisruckgang fur Tierprodukte Ersatz traditioneller Einrichtungen z B Karawanenhandel Verwendung von Trage und Zugtieren sowie Zelten und Gegenstanden aus eigener Herstellung durch moderne Motorfahrzeuge feste Gebaude Gegenstande aus industrieller Herstellung Abwanderung von benotigten Arbeitskraften in Bergbau Industrie und StadteDies alles hat weitreichende Folgen Es kommt zu einer deutlichen Intensivierung der mobilen Tierhaltung in der Nahe der festen Ansiedlungen und der Verkehrswege Fur die marktorientierte Produktion und infolge steigender Bevolkerungszahlen sind grossere Herden und eine schnelle Verfugbarkeit der Tiere erforderlich Gleichzeitig fuhrt die Anlage von Brunnen und die sesshafte Lebensweise zu erheblich verkurzten Entfernungen der Wanderungen Dieser Trend wird durch den zunehmenden Einsatz von LKW als Transportmittel fur die Tiere oder Trinkwasser weiter verstarkt 7 20 Nimmt der Weidedruck zu kommt die okologische Tragfahigkeit der Biome bald an ihre Grenzen Die Folge sind Uberweidung und Bodendegradation 21 22 Nicht selten erhohen die Hirten in diesem Fall den Anteil der Ziegen da diese Tiere besonders genugsam sind und auch in uberweideten Regionen ihr Auskommen finden Das setzt jedoch einen Teufelskreis in Gang denn Ziegen weiden die Grasnarbe besonders tief ab so dass die Erosion weiter verstarkt wird Marktwirtschaftliche Orientierung kann noch zu weiteren unerwarteten Folgen fuhren wie das folgende Beispiel aus Mittelasien belegt Durch die grosse Nachfrage nach Kaschmirwolle kammten die Hirten die Unterwolle der Kaschmirziegen und Yaks ubermassig stark aus Daraufhin kam es im Winter zu massenhaftem Tiersterben da der Warmeschutz der Wolle die Tiere nicht mehr vor der extremen Kalte bewahrte 3 Die klimatischen Entwicklungen im Zuge des Klimawandels machen die Sachlage uberdies schwieriger vorhersagbar Die ersten Erfahrungen der Rentierhirten sind leider ausgesprochen negativ 7 Beispiele aus verschiedenen Landern Bearbeiten Die Bemuhungen der Mongolei den Nomadismus in marktwirtschaftliche Strukturen einzubinden sind noch von vielfaltigen Problemen begleitet Wie uberall ist auch hier eine Verringerung der saisonalen Wanderungen nach Frequenz und Distanz festzustellen die in einigen Gebieten zur Bodendegradation fuhrt Dazu kommen neue wirtschaftliche Probleme wie zu hohe Transportkosten konkurrierende Raumanspruche durch viele neue Nomaden Rechtsunsicherheit ungeeignete Vermarktungsstrukturen oder Mangel an Geld Die Einbindung der Tierhalter in die Marktwirtschaft ist gering ihre Versorgung mit Konsumgutern beklagenswert In dieser Notlage wird wieder getauscht 23 Die Bewasserungslandwirtschaft hat in Rajasthan innerhalb von funf Jahren die Schafherden um ein Drittel und die Zahl der Kamele um die Halfte reduziert Die Pastoralisten mussen ihre Tiere verkaufen und unsere Jugendlichen wandern in die Stadte ab so Hanwant Singh von der Nichtregierungsorganisation Lokhit Pashu Palak Sansthan Das bedeutet auch dass Rassen verloren gehen 13 In Mauretanien lebten fruher ca 70 der Bevolkerung vom Nomadismus Heute sind die meisten weitgehend sesshaft geworden so dass nur noch etwa sieben Prozent als Nomaden bezeichnet werden konnen 4 In Belutschistan einer klassischen Pastoralismusregion leben heute nur noch weniger als 10 der Menschen von der mobilen Tierhaltung 24 Maximal 15 der Samen sind heute noch ganzjahrige Rentierhuter 25 In der autonomen russischen Republik Sacha sind es immerhin noch rund 35 der indigenen Bevolkerung 26 Lander und Ethnien in denen die mobile Tierhaltung den Nomadismus ersetzt hat Bearbeiten nbsp Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer grundsatzlichen Uberarbeitung Naheres sollte auf der Diskussionsseite angegeben sein Bitte hilf mit ihn zu verbessern und entferne anschliessend diese Markierung Afrika Bearbeiten Westliche Sahara Berber Sahrauis Sudan Sahelzone Nordostafrika Agypten Athiopien Somalia Somal Oromo Kamel Ziege Schaf Somalia Gut die Halfte der Somali lebt nach dem Zensus von 1975 halbnomadisch 27 In Ost und Zentral Somalia kann man noch von subsistenzorientiertem Vollnomadismus sprechen Asien Bearbeiten Iranisches Hochland Nordrussland Komi Chanten Mansen Kirgisistan Tadschikistan Mongolei bis auf wenige echte Nomaden China Nord Mandschurei Xinjiang Tibetisches Hochland kasachische und mongolische Stamme im Nordwesten bzw Nordosten tibetische Nomaden in fast allen Teilen des Hochlandes ausser im Nordwesten im Osten noch subsistenzorientierte Nomaden Europa Bearbeiten Nord Norwegen Schweden Finnland und russische Kola Halbinsel SamiZukunftige Entwicklung Bearbeiten nbsp Im Norden Russlands werden die nomadischen Hirtenfamilien per Flugzeug mit modernen Gutern versorgtVieles spricht dafur dass die mobile Nutzung naturlicher Weiden trotz der negativen Entwicklungen Zukunft hat auch unter modernisierten Bedingungen In manchen Gebieten weist diese Wirtschaftsweise Zuwachsraten auf Der Sonderforschungsbereich Nomaden und Sesshafte in Steppen und Staaten der Universitaten Halle Wittenberg und Leipzig hat es wie folgt ausgedruckt Okologisch angepasste mobile Weidewirtschaft durch staatlich beaufsichtige und gezahmte Nomaden erscheint nationalen und internationalen Agenturen heute wieder als eine sinnvolle Option fur regionale Entwicklungen Allerdings mussen dazu tradierte Gewohnheiten lokale Interessengegensatze und historisch gewachsene Feindbilder moderiert und uberwunden werden 28 Siehe auch BearbeitenNomadenLiteratur BearbeitenFred Scholz Nomaden mobile Tierhaltung zur gegenwartigen Lage von Nomaden und zu den Problemen und Chancen mobiler Tierhaltung Das Arabische Buch Berlin 1991 ISBN 3 923446 81 0 Nikolaus Schareika Westlich der Kalberleine nomadische Tierhaltung und naturkundliches Wissen bei den Wodaabe Sudostnigers LIT Verlag Munster 2003 ISBN 3 8258 5687 9 Zoritza Kiresiewa Derzeitiger Stellenwert von nationalen und internationalen Projekten im Bereich Nomadismus Mobile Tierhaltung im Altweltlichen Trockengurtel Institut fur Geowissenschaften an der Freien Universitat Berlin 2009 Weblinks BearbeitenLiga fur Hirtenvolker und nachhaltige ViehwirtschaftEinzelnachweise Bearbeiten a b c mobile Tierhaltung In Lexikon der Geographie auf spektrum de Abgerufen am 19 Marz 2014 Corina Knipper Die raumliche Organisation der linearbandkeramischen Rinderhaltung naturwissenschaftliche und archaologische Untersuchungen Geowissenschaftliche Fakultat der Eberhard Karls Universitat Tubingen 2009 a b c d e Fred Scholz Nomadismus ist tot In Geographische Rundschau Heft 5 1999 S 248 255 a b Karl P Kirsch Jung Winfried von Urff Nutzungsrechte fur Viehzuchter und Fischer Vereinbarungen nach traditionellem und modernem Recht Anregungen aus Mauretanien In Nachhaltigkeit hat viele Gesichter Nr 6 Deutsche Gesellschaft fur Technische Zusammenarbeit GTZ GmbH Kasparek Verlag Heidelberg 2008 FAO Pastoralism in the new millennium in Animal production and health paper Nr 150 2001 a b Zoritza Kiresiewa Derzeitiger Stellenwert von nationalen und internationalen Projekten im Bereich Nomadismus Mobile Tierhaltung im Altweltlichen Trockengurtel siehe Literatur a b c d Annegret Nippa u Museum fur Volkerkunde Hamburg Hrsg Kleines abc des Nomadismus Publikation zur Ausstellung Brisante Begegnungen Nomaden in einer sesshaften Welt Hamburg 2011 Walter Hirschberg Hrsg Worterbuch der Volkerkunde Neuausgabe 2 Auflage Reimer Berlin 2005 Stefan Bauer Hrsg Bruchlinien im Eis Ethnologie des zirkumpolaren Nordens Lit Verlag Wien 2005 Claudia Kijora u Helmut Schafft Studienprojekt Wandel der Tierproduktionssysteme in Zentral Asien am Beispiel Kirgisiens Humboldt Universitat zu Berlin Landwirtschaftlich Gartnerische Fakultat 2003 Dirk Betke Landschaftsentwicklung und Okosystemwandel als Folge zentralstaatlicher Landnutzungsstrategien in Innerasien Das Manas Flussgebiet in Xinjiang China Fachbereich Umwelt und Gesellschaft der Technischen Universitat Berlin 2003 Werner Doppler Landwirtschaftliche Betriebssysteme in den Tropen und Subtropen Ulmer Verlag Stuttgart 1991 a b c d Liga fur Hirtenvolker und nachhaltige Viehwirtschaft e V Hrsg Die Hirtenvolker als Huter der Nutztiervielfalt zu starken Informationsschrift zum Internationalen Tag der Wustenbekampfung 17 Juni 2006 Jouni Kitti Die wichtigsten Umweltprobleme im Samenland auf elisanet fi Finnland 2004 abgefragt am 23 Mai 2014 Ilse Kohler Rollefson Hirtenvolker Bewahrer der Vielfalt In Okologie amp Landbau 156 4 2010 S 16 18 A Rosati A Tewolde C Mosconi World Association for Animal Production Hrsg Animal Production and Animal Science Worldwide Wageningen Academic Pub 2005 Anja von Hahn Traditionelles Wissen indigener und lokaler Gemeinschaften zwischen geistigen Eigentumsrechten und der public domain Max Planck Institut fur auslandisches offentliches Recht und Volkerrecht Springer Heidelberg 2004 J Schultz Die Okozonen der Erde Ulmer Stuttgart 2008 ISBN 978 3 8252 1514 9 S 280 281 Nomaden die ersten Opfer des Klimawandels Artikel auf der Website der Deutschen Welle vom 5 Marz 2014 Mirjam Blank Ruckkehr zur subsistenzorientierten Viehhaltung als Existenzsicherungsstrategie Hochweidewirtschaft in Sudkirgistan In Occasional Papers Geographie Zentrum fur Entwicklungslanderforschung ZELF am Institut fur Geographische Wissenschaften Freie Universitat Berlin Heft 34 2007 S 12 Stichwort Tragfahigkeit im Online Lexikon von Spektrum Abgerufen am 22 Marz 2014 M Bunzel Druke C Bohm G Finck R Kammer E Luick E Reisinger U Riecken J Riedl M Scharf O Zimball Wilde Weiden Praxisleitfaden fur Ganzjahresbeweidung in Naturschutz und Landschaftsentwicklung Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz im Kreis Soest e V Hrsg Sassendorf Lohne 2008 Franz Volker Muller Landliche Entwicklung in der Mongolei Wandel der mobilen Tierhaltung durch Privatisierung Erstveroffentlichung in Die Erde 123 1994 S 213 222 abgerufen am 22 Mai 2014 Sebastian Klusener Belutschistan Nomadismus im Wandel Ruprecht Karls Universitat Heidelberg Sudasien Institut 1997 Karin Kvarfordt Nils Henrik Sikku u Michael Teilus in Zusammenarbeit mit dem Nationalen samischen Informationszentrum des Sametinget Hrsg Samer ett ursprungsfolk i Sverige Kiruna 2004 Manfred Quiring UN Hilfsprojekt fur Rentierhirten Website der Berliner Zeitung Artikel vom 26 November 1997 Jorg Janzen Struktur der Wanderweidewirtschaft und Hintergrunde aktueller Entwicklungsprobleme im nomadischen Lebensraum ein Uberblick In Africa Spectrum Bd 19 Nr 2 1984 S 149 171 hier S 150 bei JSTOR Stefan Leder Nomaden und Sesshafte in Steppen und Staaten Universitaten Halle Wittenberg und Leipzig 2005 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mobile Tierhaltung amp oldid 236729458