www.wikidata.de-de.nina.az
Man spricht von Uberweidung wenn Tiere durch Verbiss und oder Vertritt die krautige Pflanzendecke einer Weide oder eines Biotopes schneller bzw starker beanspruchen als diese sich regenerieren kann Dies ist bei einem Viehbesatz der Fall der der Ertragskraft der Flache nicht angepasst ist In stark uberweideten Gebieten hier Somalia konnen nur noch Ziegen leben die die Vegetation jedoch noch starker schadigen Nimmt der Weidedruck Zahl der Tiere bzw Grosse der Herden Dauer der Beweidung zu kommt die okologische Tragfahigkeit bald an ihre Grenzen Die Folge sind Uberweidung und Bodendegradation 1 2 Inhaltsverzeichnis 1 Historische Betrachtung 1 1 Zonale Unterschiede 2 Siehe auch 3 Literatur 4 EinzelnachweiseHistorische Betrachtung Bearbeiten nbsp Die Indus Kultur als Beispiel fur Uberweidung in alten Hochkulturen 3000 2500 v Chr 3 nbsp Wenn Graser und Krauter fehlen fordern Ziegen im mediterranen Gebieten die Bodendegeneration und hinterlassen Macchie und Garigue nbsp Beispiel fur Uberweidungsschaden in der empfindlichen Natur Islands nbsp Uberweidungsschaden aussern sich in humiden Gebieten durch die Ausbreitung von Weideunkrautern die das Vieh nicht frisst Pferdekoppel in Wuppertal nbsp Grasende Tierarten entstanden in Koevolution mit Graslandschaften Abgebildet sind Gnus der Masai Mara Uberweidung passiert nicht beim kurzzeitigen intensiven Abgrasen in dichten Herden welche weiterziehen Im Gegenteil wird das Pflanzenwachstum durch den Verbiss angeregt Hufe bearbeiten den Boden Samen bekommen Licht Dung und Urin reichern den Boden an mikrobielles und organisches Bodenleben wird angeregt 4 5 Als Folge speichert der Boden dadurch das Regenwasser effektiver und bietet Artenreichtum 6 In ursprunglich unbesiedelten Naturlandschaften kommt Uberweidung durch Wildtiere nur temporar vor da sich die Populationen aller Tier und Pflanzenarten eines Okosystems gegenseitig regulieren und die Zahl der Individuen sich somit dauernd auf die aktuelle Tragfahigkeit des Lebensraums einstellt Insofern ist Uberweidung grundsatzlich eine Folge anthropogener Weidenutzung Seit der Entwicklung der traditionellen Viehwirtschaftsformen kam es uberall zu mehr oder weniger deutlichen strukturellen Veranderungen der vormaligen Wildnis bis hin zu anthropogen beeinflussten Landschaften So wird vermutet dass grosse Teile der eurasischen Waldsteppe 7 vergleichbar mit den mitteleuropaischen Heiden erst durch die verstarkte Weidenutzung entstanden sind Der Baumbewuchs wurde noch mehr eingeschrankt als durch die wilden Weidetiere Aufgrund der geringeren Bevolkerungszahlen in der Vorgeschichte und der immer extensiven und haufig nomadischen Viehhaltung in Raumen die schon vorher der Lebensraum von grossen Pflanzenfressern waren sind Uberweidungsschaden bei diesen Konstellationen nicht anzunehmen Uberweidung ist vor allem immer dann zu befurchten wenn Viehwirtschaft in unangepasster Weise intensiviert wird Voraussetzungen dafur sind vor allem ein starkes Bevolkerungswachstum die Sesshaftwerdung vormals nomadisierender Gruppen oder der Ubergang von der Subsistenz zur Erwerbswirtschaft der eine Uberschussproduktion erforderlich macht Dies alles sind Faktoren die bereits in den alten Hochkulturen auftraten Besonders empfindlich sind trockene aride Naturweiden Pastoralismus deren nachhaltige Nutzung nur durch den traditionellen Nomadismus oder ein ausgeklugeltes modernes Weidemanagement moglich ist 8 Doch auch in feuchten humiden Gebieten die normalerweise von Wald bestockt sind kam es seit dem Mittelalter zu Uberweidungsschaden wie die Entwicklung sandiger Heiden aus den mittelalterlichen Allmenden Mitteleuropas zeigt 9 Seit der industriellen Revolution haben Uberweidung Bodendegradation und Desertifikation weltweit drastisch zugenommen Betroffen sind vor allem die Trockenraume der Erde Wusten Steppen Trockensavannen Trockenwalder usw Verantwortlich ist in der alten Welt in erster Linie der Niedergang des vormals nachhaltigen Nomadismus der sich seit Mitte des 20 Jahrhunderts durch staatliche Sesshaftmachungsprogramme und marktwirtschaftliche Einflusse mehr und mehr in eine ungeregelte und intensivierte mobile Tierhaltung verwandelt hat 10 Die Haltung uberhohter Tierbestande wurde etwa in Afrika erst durch den mit Fremdmitteln geforderten Bau von Brunnen fur die Viehtranke moglich In den Trockenregionen Amerikas Sudafrikas und Australiens hat sich seit der Kolonialisierung eine von den Europaern installierte stationar extensive Weidewirtschaft etabliert Ranching die von Anfang an marktwirtschaftlich orientiert war Auch hier sind Uberweidungsschaden in vielen Regionen vor allem im Wilden Westen der USA 11 und in Patagonien 12 eingetreten Zonale Unterschiede Bearbeiten In der mediterranen Hartlaubzone mit seinen heiss trockenen Sommern und Winterregen Mediterranes Klima fuhrt die Uberweidung durch Ziegen und Schafherden zu erhohter Bodenerosion bei schon fortgeschrittener Erosion besteht die Gefahr der Bodendegradation Durch anthropogenen und naturlichen Klimawandel kann es zur weiteren Ausdehnung solcher degenerierter Gebiete kommen In Kaltesteppen konnen aufgrund der empfindlichen Vegetation und der sehr kurzen Wachstumsperiode Uberweidungsschaden auftreten Beispiele findet man bei der Schafzucht auf Island oder der intensivierten Rentierhaltung in Skandinavien Uberweidung tritt nicht nur auf Naturweiden auf sondern durchaus auch bei der Grunlandwirtschaft in gemassigten Klimaten die auf Flachen stattfindet die vormals von Wald bestockt waren Hier ist die Weidewirtschaft sachgerecht wenn das Grasland nachhaltig als Ersatzgesellschaft erhalten wird Sowohl Uberbeweidung jedoch vor allem Unterbeweidung die zur Verbuschung fuhrt konnen hier zum Verlust des Grunlandes fuhren Uberweidung auf Grunlandflachen fuhrt durch die Nahrungspraferenzen des Viehs vor allem zur Ausbreitung von Weideunkrautern die nicht als Futterpflanzen dienen Durch Trittschaden kann sich ausserdem die Artenzusammensetzung verandern In Mitteleuropa ist eine Uberbeweidung durch Rinder oft an dem vermehrten Auftreten von Trittzeigern Wegerich Nahrstoff und Saurezeigern leicht regenerierenden Grasern wie Einjahriges Rispengras Poa annua Quecke A repens und Weideunkrautern z B Disteln zu erkennen Siehe auch Zeigerwerte nach Ellenberg Auf feuchten Weiden Mitteleuropas konnen das auch Binsen sein Bei andauernder Haltung uberhohter Tierbestande werden langfristig die fur die Tierernahrung geeigneten Pflanzen so stark reduziert dass die Pflanzendecke nur noch aus ungeniessbaren oder wertlosen Pflanzenarten besteht Besonders Berglagen oder trockene aride Klimate ertragsschwache Gebiete sind besonders betroffen Der Bedeckungsgrad der Flachen sinkt durch Tritt im weiteren Verlauf in Extremfallen stirbt die Pflanzendecke sogar partiell ab Dies kann zur Erosion des Oberbodens fuhren die eine Wiederbesiedlung durch Pflanzen erschwert und im Extremfall zur Desertifikation Wustenbildung In geschadigten Trockengebieten erhohen die Hirten nicht selten den Anteil der Ziegen da diese Tiere besonders genugsam sind und auch in uberweideten Regionen ihr Auskommen finden Das setzt jedoch einen Teufelskreis in Gang denn Ziegen weiden die Grasnarbe besonders tief ab so dass die Erosion weiter verstarkt wird Siehe auch BearbeitenHutewaldLiteratur BearbeitenJoachim Radkau Natur und Macht eine Weltgeschichte der Umwelt 1 Auflage C H Beck Munchen 2002 ISBN 3 406 48655 X Einzelnachweise Bearbeiten Stichwort Tragfahigkeit im Online Lexikon von Spektrum Abgerufen am 22 Marz 2014 M Bunzel Druke C Bohm G Finck R Kammer E Luick E Reisinger U Riecken J Riedl M Scharf O Zimball Wilde Weiden Praxisleitfaden fur Ganzjahresbeweidung in Naturschutz und Landschaftsentwicklung Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz im Kreis Soest e V Hg Sassendorf Lohne 2008 Tarleton State University ggf Hrsg The Study of the Human Past Teil C Indus Valley Civilization In ArcheologyNotes2011 Studienmaterialien Tarleton Texas 2011 S 55 Winona LaDuke Our Relations Native Struggles for Land and Life South End Press Cambridge 1999 Clay Duval Bison Conservation Saving an Ecologically and Culturally Keystone Species Duke University archiviert vom Original am 8 Marz 2012 abgerufen am 13 April 2015 Vorlage Cite web temporar Holistic Land Management Key to Global Stability by Terry Waghorn Forbes 20 December 2012 Roland Berger Friedrich Ehrendorfer Hrsg Okosystem Wien die Naturgeschichte einer Stadt Bohlau Verlag Wien 2011 S 678 A Rosati A Tewolde C Mosconi World Association for Animal Production Hrsg Animal Production and Animal Science Worldwide Wageningen Academic Pub 2005 Hartmut Esser ggf Hrsg Soziologie Soziales Handeln Band 3 Campus Frankfurt am Main 2000 ISBN 3 593 37146 4 S 184 Fred Scholz Nomadismus ist tot In Geographische Rundschau Heft 5 1999 S 248 255 siehe Literatur Radkau S 212 Wilfried Endlicher Grundzuge von Klima und Boden In Naturraum Lateinamerika geographische und biologische Grundlagen Axel Borsdorf Hrsg LIT Verlag Wien 2006 ISBN 3 8258 9369 3 S 89 Normdaten Sachbegriff GND 4224351 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Uberweidung amp oldid 222974882