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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Herde Begriffsklarung aufgefuhrt Als Herde bezeichnet man in der Zoologie uberwiegend eine Ansammlung grosser in der Regel gleichartiger ebenerdig laufend kursorial lebender oft ausschliesslich pflanzenfressender Amnioten vor allem grosser Saugetiere und grosser Laufvogel Die Bezeichnung ist unabhangig davon ob es sich um Wildtiere oder um Haustiere handelt Insbesondere in Herden zusammenlebende sowohl wilde als auch domestizierte Huftiere werden als Herdentiere bezeichnet Schafherde in Mittelengland Inhaltsverzeichnis 1 Struktur 2 Vergleichbare Bezeichnungen 3 Sprachgeschichte 4 Ur und Fruhgeschichte 5 Geschichtliche Zeit 6 Beweidung durch Herdentiere 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseStruktur BearbeitenHuftierherden in der ostafrikanischen Savanne nbsp nbsp Oben Kleine Elefantenherde Simbabwe Unten Grosse Gnu Herde auf Wanderung Kenia Bei einer Herde handelt es sich um einen mehr oder weniger einheitlich koordinierten Sozialverband von weniger als zehn bis einigen tausend Individuen Je nach Grosse kann eine Herde ein anonymer Sozialverband sein in dem die meisten Individuen einander nicht kennen oder ein individualisierter Sozialverband in dem die Tiere miteinander vertraut sind Unter bestimmten Umstanden vereinigen sich vor allem bei Wiederkauern Ruminantia kleinere Gruppen bei denen die Gruppenmitglieder engere Bindungen zueinander haben zu grossen anonymen Herden Solche grossen Herden konnen dann auch aus Tieren verschiedener Arten zusammengesetzt sein beispielsweise aus Gnus Zebras und Straussen Kleinere Herden konnen entweder locker und ohne ein permanent fuhrendes Tier organisiert sein wie bei mannlichen Hirschen ausserhalb der Paarungszeit oder hierarchisch mit einem Leit oder Alphatier wie bei Pferden Das Herdenverhalten ist von vielen Faktoren abhangig sei es die Verfugbarkeit der Nahrung sei es artspezifisches Fortpflanzungsverhalten Durch eine grosse Herde mit vielen wachsamen Tieren sinkt die Wahrscheinlichkeit fur das einzelne Tier von einem Raubtier erbeutet zu werden 1 Pinguine stehen beim Uberwintern in grosser Zahl dicht zusammen das reduziert den Verlust an Korperwarme Das Herdenverhalten gilt als evolutionare Anpassung 2 Der Herdentrieb oder Herdeninstinkt ist die zu beobachtende Tendenz dass viele Tierarten ein Zusammenleben in grosseren Verbanden Herde Rudel Schwarm praktizieren wobei auch Arbeitsteilung und Hierarchien erkennbar sind 3 Vergleichbare Bezeichnungen Bearbeiten nbsp nbsp Links Herde jagerspr Rudel aus weiblichen Rothirschen Kahlwild Rechts In der Brunft sind mannliche Tiere beim Kahlwild Vergleichbar ist die Herde mit dem Rudel bei Landraubtieren wie dem Wolf der Schule bei Meeressaugetieren wie Delfinen und anderen Walen und dem Schwarm bei Insekten Fischen und Vogeln In der Jagersprache werden Herden oft mit artspezifischen Namen belegt so Rotte bei Wildschweinen Rudel bei Hirschen Sprung bei Rehen Die jungere zoologische und verhaltensbiologische Literatur verwendet auch Anglizismen beispielsweise Clan fur Familienverband oder Pack fur Rudel Sprachgeschichte Bearbeiten nbsp Kunstlerische Darstellung von Auerochsen Wildpferden und Nashornern in der Chauvet HohleDas deutsche Wort Herde lasst sich auf das mittelhochdeutsche Wort hert das althochdeutsche herta sowie uber akademische Rekonstruktion auf das germanische herdō zuruckfuhren Entsprechungen finden sich in west und nordgermanischen Sprachen sowie im Altkirchenslawischen welche auf die voreinzelsprachliche Rekonstruktion kerdha mit der Bedeutung Reihe Herde Gruppe von Tieren zuruckgefuhrt werden Das d im Neuhochdeutschen hat sich wohl unter Einfluss des Niederdeutschen entwickelt Aufgrund des gemeinsamen indoeuropaischen Ursprungs ahneln dem sowohl die Worte cordd fur Stamm Gruppe Schar im Kymrischen bzw korthys fur Getreidehaufen Garbe im Griechischen als auch deren Entsprechungen Das ahnlich klingende Wort Horde ist etymologisch nicht verwandt 4 Ur und Fruhgeschichte BearbeitenIn steinzeitlichen Hohlenmalereien sind frei zusammengestellte Tierherden ein haufiges Motiv In der Palaontologie verwendete man neben Fossilien auch die kunstlerischen Darstellungen der noch wildlebenden Herdentiere um Ruckschlusse auf die damalige Wildfauna und die Stammesgeschichte der heutigen Herdentiere zu ziehen Auch heutige Vorstellungen von der Lebensweise der Steinzeitmenschen konnten unter anderem aus Gemalden mit Tierherden abgeleitet werden Als Nomaden lebende Menschen folgten den jahreszeitlichen Wanderungen der wildlebenden Tierherden In Afrika in den wechselfeuchten Tropen folgen wildlebende Herden den Regenzeiten Im Laufe von Jahrtausenden kam es bei einigen Herdentierarten zur Domestikation Geschichtliche Zeit Bearbeiten nbsp Ein Hirtenjunge fuhrt eine Schafherde beim AlmabtriebSchon zu biblischer Zeit bestand der Reichtum der Landbewohner in den seinerzeit von fruhen Formen der Zivilisation gepragten Regionen der Erde in der Grosse ihrer Herden aus Schafen Rindern und Kamelen 5 Die Beweidung durch wildlebende oder domestizierte pflanzenfressende Herdentiere fuhrte in Vegetationszonen mit Wald als potenzieller naturlicher Vegetation zur Entstehung des Biotoptyps der Offenlandschaft Zur Protektion der Herdentiere gegenuber Wildtieren oder Umwelteinflussen wurde der Herdenschutz entwickelt Beweidung durch Herdentiere BearbeitenIn verschiedenen Wirtschaftsformen wie der Weidewirtschaft Almwirtschaft und Fernweidewirtschaft macht sich der Mensch das durch den Sozialinstinkt dieser Tiere bedingte Herdenverhalten zunutze um die Tiere gemeinsam in Herden zu halten zu zuchten und die gemeinsamen Wanderungen von einem Weidegrund zum nachsten oder auch zuruck zu den Stallungen zu lenken Bei zu grossen Herden oder zu langem Aufenthalt im selben Weidegebiet besteht die Gefahr der Uberweidung 6 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Herde Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Herde Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Guy Beauchamp What is the magnitude of the group size effect on vigilance Behavioral Ecology Bd 19 Nr 6 2008 S 1361 1368 doi 10 1093 beheco arn096 Julia K Parrish Leah Edelstein Keshet Complexity Pattern and Evolutionary Trade Offs in Animal Aggregation Science Bd 284 Nr 5411 1999 S 99 101 doi 10 1126 science 284 5411 99 alternativer Volltextzugriff University of Arizona Gerd Reinhold Hrsg Soziologie Lexikon 2000 S 257 Kluge Etymologisches Worterbuch der deutschen Sprache Bearbeitet von Elmar Seebold 24 durchgesehene und erweiterte Auflage Berlin New York 2002 B K Pierce The Bible Scholar s Manual Carlton amp Porter New York 1853 HathiTrust S 173 Elinor G K Melville A Plague of Sheep Environmental Consequences of the Conquest of Mexico Cambridge University Press 1997 ISBN 0 521 57448 X S 164 GoogleBooks Normdaten Sachbegriff GND 4159591 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Herde amp oldid 235560464