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Dieser Artikel behandelt den biologischen Ausdruck Pradator Zu anderen Bedeutungen siehe Predator Pradator lat praedatio Beutemachen Plundern Rauben 1 bezeichnet in der Biologie in allgemeiner Form einen Organismus der einen anderen zum Zweck der Nahrungsaufnahme nutzt und dabei meist totet 2 Das Opfer eines Pradators ist dessen Beute Synonyme Bezeichnungen fur Pradator sind Rauber Beutegreifer Fressfeind und seltener Episit 3 Steht ein Pradator in der Nahrungskette ganz oben spricht man von einem Spitzenpradator Der nordamerikanische Rotschwanzbussard Buteo jamaicensis ernahrt sich von Kleinsaugern hier von einer Kalifornischen Feldmaus Microtus californicus Inhaltsverzeichnis 1 Definitionen 1 1 Interaktionen 1 2 Mechanismen 1 3 Rauber Beute Beziehungen 2 Systematik 2 1 Fleischfresser 2 2 Korner und Fruchtfleischfresser 3 Abgrenzung zum Konsumenten 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseDefinitionen BearbeitenDie Bezeichnungen Pradator bzw Pradation werden innerhalb der Okologie nicht einheitlich verwendet Es existieren zahlreiche Definitionen beinahe in jedem Lehrbuch eine andere 4 Diese Vielfalt lasst sich auf zwei grundlegende Kategorien zuruckfuhren Entweder wird die Pradation anhand der Aktionen des Verhaltens definiert Ein Pradator ist danach eine Art die entsprechende Verhaltensweisen zeigt zum Beispiel Jagd und Totungsverhalten und entsprechende morphologische Anpassungen an diese Art des Nahrungserwerbs aufweist Oder die Pradation wird anhand der Interaktion zweier Arten definiert bei der die eine Art der Pradator profitiert wahrend die andere Art Nachteile erleidet Einige verwenden auch eine Kombination dieser Kategorien Ein weit verbreitetes Lehrbuch der Okologie definiert Pradatoren zum Beispiel zunachst rein aufgrund der Interaktion unterscheidet dann aber nach den Mechanismen vier Gruppen echte Rauber Weideganger Parasitoide und Parasiten 5 6 Typische oder eigentliche Pradatoren oder Rauber passen in beide Kategorien Eine Vielzahl anderer Organismen wird dadurch aber je nach Verwendung entweder einbezogen oder ausgeschlossen Interaktionen Bearbeiten Der einflussreiche amerikanische Okologe Eugene P Odum hat ein Schema popular gemacht nach dem alle Interaktionen zwischen Populationen zweier Arten nach ihren Auswirkungen schematisiert werden konnen Diesem Schema nach wird unterschieden ob die Interaktion fur die betreffende Art positiv dargestellt als Pluszeichen negativ dargestellt als Minuszeichen oder neutral dargestellt als Ziffer Null 0 ist Es ergibt sich eine Interaktionsmatrix mit sechs oder funf wenn die neutrale Nicht Interaktion 0 0 ausgeschlossen wird moglichen Wechselwirkungen Nach Odum existieren zwei Interaktionen der Form d h solche bei der eine Art profitiert wahrend die andere dabei Nachteile erleidet 7 Raub Pradation und Parasitismus die nach der Grosse unterschieden werden Der Rauber ist im Allgemeinen grosser als seine Beute ein Parasit hingegen kleiner Andere Okologen haben die Definition weiter vereinfacht so dass alle Interaktionen der Form als Pradation aufgefasst werden 8 Auch was genau die positiven Auswirkungen ausmacht wird verschieden aufgefasst moglich sind zum Beispiel die Wirkung auf die Populationsgrosse oder auf das Wachstum der Population auf ihre Produktivitat wobei sich diese Wirkungen uber kurze und lange Zeitspannen hinweg fundamental unterscheiden konnen 4 Es sind sogar Falle zu berucksichtigen bei denen der Pradator auf kurze Sicht negative auf langere Sicht aber positive Auswirkungen auf seine Beute hat Dies ware zum Beispiel bei einer Beuteart der Fall die ihren Lebensraum uber die Tragfahigkeit hinaus ausnutzt In der Praxis sind auch Falle zu berucksichtigen bei denen zwischen Arten gleichzeitig Konkurrenz und Pradation bedeutsam ist etwa bei Allesfressern Selbst dass zwei Arten wechselseitig jeweils Rauber und Beute fureinander sind kommt nicht selten vor vor allem bei Adulti und Jungtieren 9 Folgt man dieser weit gefassten Definition ist nicht nur ein Parasit oder ein Pathogen sondern auch ein Pflanzenfresser generell ein Pradator Mechanismen Bearbeiten Organismen die sich von anderen Organismen ernahren sind nach diesen Definitionen Pradatoren wenn sie zusatzlich zur Art der Interaktion bestimmte evolutive Adaptationen an diese Ernahrungsweise aufweisen Meist werden dann nur solche Organismen als Pradatoren aufgefasst deren Beute zumindest zu Beginn des Fressvorgangs lebendig ist dabei letztlich aber getotet wird 10 Dies schliesst Parasiten und Krankheitserreger aus wahrend Parasitoide also Parasiten die den Wirt letztlich regelmassig zum Abschluss ihrer Entwicklung abtoten dazugerechnet werden konnen oder nicht Wahrend manche Definitionen Pflanzenfresser ganz ausschliessen 11 konnen nach anderen solche dazugehoren die ihre Beute abtoten Danach ware ein samenfressender Vogel ein Pradator ein Weideganger jedoch meist nicht da die abgeweideten Pflanzen in der Regel den Fressvorgang uberleben Ob Parasitismus eine Form der Pradation ist oder nicht ist auch nach dieser Kategorie definitionsabhangig Nach einer Analyse aktueller englischsprachiger Lehrbucher n 20 behandelt etwa ein Drittel davon Parasitismus als eine Form der Pradation 12 Rauber Beute Beziehungen Bearbeiten Die Interaktion zwischen Pradator und Beute wird als Rauber Beute Beziehung mathematisch modelliert oft werden sie durch Lotka Volterra Gleichungen beschrieben Die Interaktionen wirken auf beide Beteiligte mehr oder weniger stark ein wodurch es bei spezialisierten Arten oft zu wechselseitiger Anpassung oder Koevolution kommt 13 Okologen aber auch angewandte Wissenschaftler sind dabei oft besonders interessiert daran ob ein Pradator seine Beute kontrolliert das heisst ihre Populationsgrosse regeln oder begrenzen kann 2 Ausgeschlossen bei der Modellierung wird dabei normalerweise die Konsumtion von totem organischem Material wie beispielsweise bei Aasfressern Nekrophagen und Saprophagen Dies liegt daran dass ein Aasfresser auf die Populationsgrosse seiner Beute nicht ruckwirken kann Systematik Bearbeiten nbsp Gruner Baumpython in Indonesien nbsp Der Sibirische Tiger ein typischer echter Rauber nbsp Hausrinder zahlen zu den Weidegangern nbsp Der Fadenwurm Strongyloides zahlt zu den endo parasitaren Pradatoren Pradatoren gibt es in allen Tierklassen Ein Lehrbuch des Biologen Michael Begon und Kollegen 5 unterteilt Pradatoren in folgende Gruppen Echte Rauber erbeuten meist verschiedene Organismen und toten sie gleich nach dem Angriff Die Beute wird ganz oder teilweise gefressen Beispiele Fleischfressende Pflanzen Raubtiere Greifvogel z B Falkenartige 14 Fleischfressende Meeresbewohner wie der Pottwal 15 Weideganger sind Organismen die im Laufe ihres Lebens eine grosse Zahl von anderen lebenden Organismen Pflanzen abweiden und damit in der Regel nur Teile dieser Organismen aufnehmen Der Angriff auf diese Organismen ist in der Regel schadlich jedoch selten todlich 16 Beispiele 17 nahezu alle Paarhufer z B Schafe Kuhe Schnecken Pflanzen fressende InsektenParasiten konsumieren ebenfalls nur einen Teil der Beute Parasiten konnen dabei entweder Tieren Pflanzen Pilze oder Bakterien sein Die meisten schadigen ihren Wirt indem sie seine Energiequellen anzapfen oder durch die Abgabe von Giften sowie mechanisch durch die Verletzung von Haut und Geweben 18 Der Befall wirkt sich zwar meistens negativ auf die Beute aus fuhrt jedoch nur manchmal zu deren Tod Es werden einzelne oder wenige Individuen angegriffen wobei es hier eine enge Parasit Wirt Beziehung gibt die bei echten Raubern oder Weidegangern fehlt Beispiele Bandwurmer 18 19 Schlupfwespen 20 Lause Tierlause Pflanzenlause etc 18 Trypanosomen 21 Plasmodien 18 Die Abgrenzung ist nicht immer scharf zum Beispiel agieren Pflanzenfresser die einzellige Algen oder Samen aufnehmen teilweise wie echte Rauber Ein alternatives Schema das beispielsweise bei Pilzen ublich ist unterscheidet Biotrophie Ernahrung von lebenden Organismen Nekrotrophie Ernahrung von abgetoteten Organismen und Saprotrophie Ernahrung von bereits toten Organismen Bei Pilzen wurde also anstelle von Pradatoren in gleichem Sinne von Biotrophen gesprochen 22 Fleischfresser Bearbeiten Hauptartikel Fleischfresser Die Bezeichnungen Fleischfresser Zoophage oder Raubtier Carnivor entsprechen dem bereits definierten Rauber umfassen aber auch fleischfressende Pflanzen und fleischfressende Pilze Neben den Carnivoren gibt es auch omnivore Rauber wie z B Dachs und Mensch Begriffe wie Nestrauber geben wieder dass der Pradator bevorzugt Nestlinge und Eier raubt Korner und Fruchtfleischfresser Bearbeiten Hauptartikel Samenfresser Als seed predators werden im englischen Sprachgebrauch speziell in den USA auch Tierarten bezeichnet die Samen seeds fressen seed predation hierfur wird im Deutschen inzwischen neben Kornerfresser auch die Bezeichnung Samenpradator benutzt In ahnlicher Weise wird gelegentlich pulp predator als Fruchtfleischpradator statt Fruchtfleischfresser bzw Weichfresser ubersetzt Abgrenzung zum Konsumenten BearbeitenGrundsatzlich sind alle Pradatoren auch Konsumenten sie ernahren sich als heterotrophe Organismen von anderen Lebewesen Diese Bezeichnung findet aber vorwiegend bei qualitativen und quantitativen Untersuchungen des Stoffkreislaufes und des Energieflusses in einem Okosystem Verwendung Aber es sind nicht alle Konsumenten auch Pradatoren z B ernahren sich Aasfresser von toten Organismen Literatur BearbeitenMichael E Begon Colin R Townsend John L Harper Okologie Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg u a 1998 ISBN 3 8274 0226 3 Rudiger Wehner Walter Gehring Zoologie 24 vollstandig uberarbeitete Auflage Georg Thieme Stuttgart u a 2007 ISBN 978 3 13 367424 9 Lexikon der Biologie Band 11 Phallaceae bis Resistenzzuchtung Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2003 ISBN 3 8274 0336 7 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kategorie Pradation Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Pradator Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Pradation im Lexikon der Biologie www spektrum de Abgerufen am 13 April 2016Einzelnachweise Bearbeiten Pons Worterbuch Schule und Studium Latein Deutsch Pons Stuttgart 2016 ISBN 978 3 12 517983 7 a b Robert J Taylor Predation Population and Community Biology Chapman amp Hall London 1984 ISBN 0 412 25060 8 Matthias Schaefer Okologie Worterbuch der Okologie UTB 430 3 uberarbeitete und erweiterte Auflage Gustav Fischer Jena 1992 ISBN 3 334 60362 8 a b Peter A Abrams On classifying interactions between populations In Oecologia Band 73 Nr 2 1987 S 272 281 doi 10 1007 BF00377518 a b Michael E Begon Colin R Townsend John L Harper Okologie 1998 S 718 Ebenso Neil A Campbell Jane B Reece Biologie Spektrum Verlag Heidelberg Berlin 2003 ISBN 3 8274 1352 4 S 1407 1408 Eugene P Odum Fundamentals of Ecology W B Saunders Philadelphia PA u a 1953 deutsch hier zitiert nach Eugene P Odum Grundlagen der Okologie Band 1 Grundlagen Ubersetzt von Jurgen und Ena Overbeck 2 unveranderte Auflage Thieme Stuttgart u a 1983 ISBN 3 13 382302 7 S 340 zur Problematik dieser Gleichsetzung vgl John N Thompson Variation in Interspecific Interactions In Annual Review of Ecology and Systematics Band 19 1988 S 65 87 doi 10 1146 annurev es 19 110188 000433 Gary A Polis Christopher A Myers Robert D Holt The Ecology and Evolution of Intraguild Predation Potential Competitors That Eat Each Other In Annual Review of Ecology and Systematics Band 20 1989 S 297 330 doi 10 1146 annurev es 20 110189 001501 Stefan Bengtson Origins and early evolution of predation In Paleontological Society Papers Band 8 2002 ISSN 1089 3326 S 289 318 vgl etwa Robert F Denno Danny Leweis Predator Prey Interactions In Simon A Levin Hrsg The Princeton Guide to Ecology Princeton University Press Princeton NJ u a 2009 ISBN 978 0 691 12839 9 Kap II 7 Predation and parasitism were viewed as being very similar in 65 of GB and GE textbooks while 35 viewed parasitism as a type of predation Bradford D Martin Ernest Schwab Current Usage of Symbiosis and Associated Terminology In International Journal of Biology Band 5 Nr 1 2013 S 32 45 doi 10 5539 ijb v5n1p32 Peter A Abrams The evolution of predator prey interactions Theory and Evidence In Annual Review of Ecology and Systematics Band 31 2000 S 79 105 doi 10 1146 annurev ecolsys 31 1 79 Christina Bertram Retrospektive Analyse von Datensatzen uber Erkrankungen und Todesursachen von Greifvogeln in Zoologischen Garten unter besonderer Berucksichtigung ihrer Haltung Ernahrung von Greifvogeln S 9 Justus Liebig Universitat Giessen aufgerufen am 24 November 2022 Welt der Tiere Pottwale Riesen im Mittelmeer Bayerischer Rundfunk aufgerufen am 24 November 2022 Michael E Begon Colin R Townsend John L Harper Okologie 1998 S 723 Kompaktlexikon der Biologie Weideganger Spektrum der Wissenschaft aufgerufen am 24 November 2022 a b c d Parasiten Ausfuhrliche Beschreibung Deutsches Zentrum fur Infektionsforschung aufgerufen am 24 November 2022 Parasiten als Jungbrunnen Infizierte Ameisen leben langer vom 20 Mai 2021 Universitat Mainz aufgerufen am 24 November 2022 Claudia Fussler Das unterschatzte Tier Ein Paradeparasit der im Haushalt hilft Die Zeit aufgerufen am 24 November 2022 Die Physik der Parasiten vom 28 Mai 2020 Universitat Wurzburg aufgerufen am 24 November 2022 Amy R Tuininga Interspecific Interaction Terminology From Mycology to General Ecology In John Dighton James F White Jr James White Peter Oudemans Hrsg The Fungal Community Its Organization and Role in the Ecosystem Mycology Series 23 3rd edition Taylor amp Francis Boca Raton FL u a 2005 ISBN 0 8247 2355 4 S 265 286 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pradator amp oldid 230780193