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Trypanosomen Trypanosoma griech trypanon trypanon der Bohrer und sῶma soma Korper Leib also Bohrkorper der Form eines Bohrers ahnliche Zellkorper sind eine Gattung von einzelligen geisseltragenden Flagellaten die als Parasiten in verschiedensten Wirbeltieren von Fischen bis zu Saugetieren vorkommen und meist von Insekten ubertragen werden TrypanosomenTrypanosoma cruziSystematikohne Rang Discicristataohne Rang Euglenozoaohne Rang Kinetoplasteaohne Rang Metakinetoplastinaohne Rang TrypanosomatidaGattung TrypanosomenWissenschaftlicher NameTrypanosomaGruby 1843T brucei brucei Phasen kon trast aufnahme Balken 10 µm Die Einzeller sind in der Lage sich frei im Blutkreislauf des Wirtes zu bewegen 1 Die meisten Arten sind harmlos Dennoch konnen Infektionen mit Trypanosomen bezeichnet als Trypanosomiasis fur Menschen und Rinder todlich sein Unterarten von Trypanosoma brucei sind die Krankheitserreger der afrikanischen Schlafkrankheit und Trypanosoma cruzi ist der Erreger der Chagas Krankheit Ausserdem haben Trypanosomeninfektionen bei verschiedenen Nutztieren in tropischen und subtropischen Landern eine grosse wirtschaftliche Bedeutung wichtige durch Trypanosomen ausgeloste Tierseuchen sind die Nagana und die Surra Inhaltsverzeichnis 1 Entdeckung und Beschreibung 2 Verbreitung und Wirtstiere 3 Lebenszyklus 4 Eigenschaften 4 1 Molekulare Eigenschaften 4 2 Materialeigenschaften 5 Systematik 5 1 Aussere Systematik 5 2 Innere Systematik 6 Siehe auch 7 Einzelnachweise 8 WeblinksEntdeckung und Beschreibung BearbeitenDer erste Vertreter der Gattung wurde 1843 vom ungarischen Arzt David Gruby 1810 1898 beschrieben der Trypanosoma sanguinis im Blut eines Frosches beobachtete 2 Der Gattungsname Trypanosoma setzt sich aus dem griechischen Wort tryp durchbohren durchlochern und dem Substantiv soma Korper zusammen und bezieht sich auf die einem Bohrer oder Korkenzieher ahnliche langlich gewundene Form der Zellen und ihre Art der Fortbewegung Nachdem die Trypanosomen einige Jahrzehnte lang als harmlose Parasiten angesehen wurden gelang es 1880 dem britischen Tierarzt Griffith H Evans 1835 1935 Trypanosomen als Verursacher der Surra zu identifizieren bald gefolgt von der Entdeckung des Erregers der Nagana durch David Bruce Die humanpathogenen Parasiten wurden erst zu Beginn des 20 Jahrhunderts beschrieben nbsp Zellformen von TrypanosomenDie meist schlanken Zellen konnen je nach Art bis zu 80 µm lang sein die Fische infizierenden Parasiten sind dabei besonders gross Bei den wichtigen Krankheitserregern unter den Trypanosomen sind die Zellen hochstens 30 bis 40 µm lang Die Einzeller haben einen fur die Kinetoplastea typischen Kinetoplasten eine ausgepragte Ansammlung von Desoxyribonukleinsaure in einem Mitochondrium Trypanosomen haben eine einzelne Geissel ohne Mastigonema Die Geissel liegt der Zelloberflache an und bildet mit dieser eine undulierende Membran Viele Trypanosomen andern wahrend des Lebenszyklus ihre Gestalt es variiert dabei vor allem die Position der Geissel relativ zum Zellkern und die Lange der Zelle selbst Man kann daher mehrere Formen unterscheiden trypomastigote Formen bei denen die Geissel am Zellhinterende hinter dem Kern austritt epimastigoten Formen bei denen die Geissel in der Zellmitte vor dem Kern austritt amastigote Formen bei denen keine freie Geissel sichtbar ist Promastigote Formen bei denen die Geissel am vorderen Zellende austreten kommen in der Gattung Trypanosoma nicht vor Verbreitung und Wirtstiere BearbeitenTrypanosomen kommen weltweit vor Jede Art hat ein begrenztes Spektrum von Zwischenwirten daher konnen sie nur in Gebieten existieren in denen dieser Zwischenwirt vorkommt Ein Beispiel ist der Tsetse Gurtel in Afrika bei Trypanosoma brucei dieser Parasit ist nur im Verbreitungsgebiet der Tsetsefliegen anzutreffen Beim Menschen Krankheiten auslosende Trypanosomen finden sich praktisch nur in Afrika sudlich der Sahara und in Lateinamerika Es gibt Trypanosomen die landlebende Saugetiere Reptilien oder Vogel infizieren aber auch Parasiten die Amphibien oder im Susswasser oder Meer lebende Fische befallen Bei den Parasiten landlebender Tiere sind in der Regel Insekten fur die Ubertragung verantwortlich Wichtige Ubertrager fur die Krankheitserreger bei Menschen und Nutztieren sind Raubwanzen Tsetsefliegen und Bremsen verschiedene Nagetiere befallende Trypanosomen werden vermutlich durch Flohe ubertragen wahrend bei Vogeln Kriebelmucken und Lausfliegen die Vektoren sind Bei Fischen und Amphibien ubernehmen Egel diese Rolle Lebenszyklus BearbeitenAlle Trypanosomen leben parasitar und machen einen Wirtswechsel zwischen einem wirbellosen Vektor und einem Wirbeltierwirt durch In dem wirbellosen Vektor findet oft aber nicht in allen Fallen eine Vermehrung statt einige Arten wie Trypanosoma evansi werden durch Insekten nur mechanisch ohne Vermehrung ubertragen Trypanosoma equiperdum ganz ohne Insektenwirt beim Deckakt von Pferd zu Pferd In der Regel sind die sich im Darmtrakt der Insekten entwickelnden Formen epimastigot wahrend sich im Wirbeltierwirt trypomastigote Formen ausbilden Im Wirbeltier leben die Parasiten in Korperflussigkeiten wie dem Blut der Lymphe oder auch dem Liquor cerebrospinalis Einige Arten beispielsweise Trypanosoma cruzi vermehren sich als amastigote Form im Inneren von Wirtszellen um der Aktivitat des Immunsystems des Wirbeltierwirtes zu entgehen Andere Trypanosomen wie Trypanosoma brucei haben ausgefeilte Mechanismen der Antigen Variabilitat entwickelt bei der die Variable Surface Glycoproteine der Zellhulle haufig ausgetauscht werden um einer erworbenen Immunitat des Wirtes auszuweichen Eigenschaften BearbeitenMolekulare Eigenschaften Bearbeiten Trypanosomen wurden aufgrund ihrer medizinischen Bedeutung seit Jahrzehnten untersucht Dabei wurden insbesondere bei der Genexpression einige Besonderheiten entdeckt die fur Eukaryoten ungewohnlich sind So werden viele Gene als polycistronisches Transkript transkribiert Die Kontrolle der Genexpression erfolgt in erster Linie Posttranskriptionell uber mRNA Stabilisierung und Degradierung Das polycistronische Transkript wird durch Transspleissen zu einer monocistronischen mRNA die zu entsprechenden Proteinen translatiert werden kann Das Transspleissen wurde zuerst bei Trypanosomen beobachtet Inzwischen wurden fur mehrere Trypanosomenarten die vollstandige Sequenz des Genoms bestimmt 3 Materialeigenschaften Bearbeiten Die Einzeller bewegen sich nicht nur frei im Blutkreislauf des Wirtes sondern konnen das Blut daruber hinaus verlassen und zwischen den Zellen im Extrazellularraum der Haut oder des Fettgewebes auftreten und sich dort fortbewegen Trypanosomen sind sogar in der Lage die Blut Hirnschranke zu uberwinden und sich in der Gehirnflussigkeit zu vermehren Die physischen Materialeigenschaften der Einzeller und die Mechanismen die ihnen diese Art der Fortbewegung ermoglichen werden zurzeit noch erforscht 1 Systematik BearbeitenAussere Systematik Bearbeiten Die Trypanosomen sind eine von derzeit elf Gattungen innerhalb der Trypanosomatida 4 Bei den Trypanosomatida hat neben Trypanosoma auch noch die Gattung Leishmania grosse medizinische Bedeutung Manchmal umgangssprachlich Insekten Trypanosomen genannte Arten gehoren nicht zur Gattung Trypanosoma sondern werden in den Gattungen Blastocrithidia Crithidia Herpetomonas Leptomonas oder Rhynchoidomonas eingeordnet in Pflanzen parasitierende Trypanosomen gehoren zur Gattung Phytomonas Es ist wahrscheinlich dass die Gattung Trypanosoma monophyletisch ist 5 allerdings ist dies aufgrund divergierender Resultate aus Sequenzvergleichen von ribosomalen Nucleinsauren und verschiedenen Proteinfamilien nicht unumstritten 6 7 Innere Systematik Bearbeiten Mehrere hundert Arten wurden in der Gattung Trypanosoma beschrieben Die Gattung wurde in zwei grosse Gruppen ohne taxonomischen Rang unterteilt die Sterocoraria die sich im hinteren Darm des Insekts vermehren und durch infektiosen Kot verbreitet werden und die Salivaria die vom Insekt durch einen Biss beim Blutsaugen ubertragen werden Diese Gruppen wurden aufgrund ihrer Form und ihres Lebenszyklus weiter in insgesamt sieben Untergattungen unterteilt Unter den derzeit anerkannten Arten haben die folgenden medizinische oder tiermedizinische Bedeutung 8 Gattung Trypanosoma Sterocoraria Untergattung Megatrypanum Hoare 1964 Art Trypanosoma theileri Laveran 1902 Untergattung Herpetosoma Doflein 1901 Art Trypanosoma lewisi Laveran et Mesnil 1901 Untergattung Schizotrypanum Chagas 1909 Art Trypanosoma cruzi Chagas 1909 Erreger der Chagas Krankheit beim Menschen Art Trypanosoma rangeli Tejera 1920 Salivaria Untergattung Duttonella Chalmers 1918 Art Trypanosoma vivax Ziemann 1905 Erreger der Nagana bei verschiedenen Wiederkauern Untergattung Nannomonas Hoare 1964 Art Trypanosoma congolense Broden 1904 Erreger der Nagana Art Trypanosoma simiae Bruce u a 1912 Art Trypanosoma godfreyi McNamara u a 1944 Untergattung Trypanozoon Luhe 1906 Art Trypanosoma brucei Plimmer et Bradford 1899 Unterarten sind Erreger der Schlafkrankheit beim Menschen und der Nagana Art Trypanosoma evansi Balbiani 1888 Erreger der Surra bei Pferden und Kamelen Art Trypanosoma equiperdum Doflein 1901 Erreger der Beschalseuche bei Pferden Untergattung Pycnomonas Hoare 1964 Art Trypanosoma suis Ochmann 1905Sequenzanalysen bestatigten die Unterscheidung zwischen den vorwiegend amerikanischen Trypanosomen der Untergattung Schizotrypanum und den vorwiegend afrikanischen Trypanosomen der Salivaria Gruppe identifizierten aber daruber hinaus weitere Kladen darunter eine Nagetiere infizierende Klade eine Vogel infizierende Klade und eine aquatische Klade die Fische und Amphibien befallt 9 Die derzeit gultige Taxonomie berucksichtigt diese Ergebnisse noch nicht mehrere Untergattungen sind als paraphyletisch anzusehen Siehe auch BearbeitenParasiten des MenschenEinzelnachweise Bearbeiten a b Die Physik der Parasiten vom 28 Mai 2020 Universitat Wurzburg aufgerufen am 24 November 2022 David Gruby Recherches et observations sur une nouvelle espece d hematozoaire Trypanosoma sanguinis In Comptes rendus hebdomadaire des seances de l Academie des Sciences 17 Paris 1843 S 1134 1136 N M El Sayed P J Myler G Blandin M Berriman J Crabtree G Aggarwal E Caler H Renauld E A Worthey C Hertz Fowler E Ghedin C Peacock D C Bartholomeu B J Haas A N Tran J R Wortman U C Alsmark S Angiuoli A Anupama J Badger F Bringaud E Cadag J M Carlton G C Cerqueira T Creasy A L Delcher A Djikeng T M Embley C Hauser A C Ivens S K Kummerfeld J B Pereira Leal D Nilsson J Peterson S L Salzberg J Shallom J C Silva J Sundaram S Westenberger O White S E Melville J E Donelson B Andersson K D Stuart N Hall Comparative genomics of trypanosomatid parasitic protozoa In Science 309 5733 15 Jul 2005 S 404 409 PMID 16020724 D Moreira P Lopez Garcia K Vickerman An updated view of kinetoplastid phylogeny using environmental sequences and a closer outgroup proposal for a new classification of the class Kinetoplastea In Int J Syst Evol Microbiol 54 Pt 5 Sep 2004 S 1861 1875 PMID 15388756 A G Simpson J R Stevens J Lukes The evolution and diversity of kinetoplastid flagellates In Trends Parasitol 22 4 Apr 2006 S 168 174 PMID 16504583 P B Hamilton J R Stevens M W Gaunt J Gidley W C Gibson Trypanosomes are monophyletic evidence from genes for glyceraldehyde phosphate dehydrogenase and small subunit ribosomal RNA In Int J Parasitol 34 12 Nov 2004 S 1393 1404 PMID 15542100 H Piontkivska A L Hughes Environmental kinetoplastid like 18S rRNA sequences and phylogenetic relationships among Trypanosomatidae paraphyly of the genus Trypanosoma In Mol Biochem Parasitol 144 1 Nov 2005 S 94 99 PMID 16169099 J R Stevens S Brisse Systematics of trypanosomes of medical and veterinary importance In Ian Maudlin P H Holmes Michael A Miles Hrsg The Trypanosomiases CABI Publishing Wallingford 2004 ISBN 0 85199 475 X J R Stevens H A Noyes C J Schofield W Gibson The molecular evolution of Trypanosomatidae In Adv Parasitol 48 2001 S 1 56 PMID 11013754Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Trypanosomen Trypanosoma Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Liste der Arten der Gattung Trypanosoma SIB Trypanosoma cell Trypanosoma Zelle Interaktive Graphik von SwissBioPics Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Trypanosomen amp oldid 237464040