www.wikidata.de-de.nina.az
Als Tsetsefliegen Glossina vermutlich von Setswana tsetse Fliege kurz auch Tsetse bezeichnet man die einzige Gattung aus der Familie der Zungenfliegen Glossinidae Die Fliegen sind in Afrika verbreitet ernahren sich von menschlichem und tierischem Blut und ubertragen die gefurchtete und als Schlafkrankheit bezeichnete Afrikanische Trypanosomiasis und bei Tieren die verwandte Nagana Seuche Insgesamt werden uber 30 Arten und Unterarten der Tsetsefliegen unterschieden TsetsefliegenAbb aus Meyers Lexikon 1888 90SystematikOrdnung Zweiflugler Diptera Unterordnung Fliegen Brachycera Teilordnung MuscomorphaUberfamilie HippoboscoideaFamilie ZungenfliegenGattung TsetsefliegenWissenschaftlicher Name der FamilieGlossinidaeTheobald 1903Wissenschaftlicher Name der GattungGlossinaWiedemann 1830Verbreitungsgebiet der TsetsefliegenPraparat einer TsetsefliegeKopf und Mundwerkzeuge von Glossina morsitans Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Fortpflanzung und Entwicklung 3 Lebensweise 4 Krankheitsubertrager 5 Bekampfung 6 Arten 7 Literatur 8 Einzelnachweise 9 WeblinksMerkmale BearbeitenEs handelt sich um kleinere bis mittelgrosse Fliegen 6 14 mm mit einem relativ schmalen Korper Charakteristisch ist die Haltung der Flugel welche beim Sitzen in Ruhestellung wie bei einer Schere der Lange nach auf dem Hinterleib genau ubereinandergelegt werden und dabei eine Zungenform Glossa von griechisch glῶssa glō ssa 1 Zunge Rede Sprache 2 uber lateinisch glossa bilden Davon ist auch die Gattungsbezeichnung abgeleitet 3 Durch diese Flugelhaltung kann die Tsetsefliege auch gut von anderen Fliegen unterschieden werden Der Russel ist eine feine steife Hohlborste von der Lange des Ruckenschildes ohne Knickung und mit einer zwiebelformigen Verdickung an der Basis Die Fiederborste Arista der Antennen ist doppelt gefiedert d h jede einzelne Fieder tragt wieder sekundare Fiedern ausserdem ist bloss die Vorderseite der Arista befiedert Die Genitalien der Mannchen weisen eine starke Hervorwolbung an der Unterflache des letzten Hinterleibabschnittes Hypopygium auf Tsetsefliegen haben spezialisierte Zellen die bakterielle zum Teil zwingend notwendige obligate Endosymbionten enthalten die sie fur ihr Uberleben brauchen Dabei handelt es sich um die Arten Wigglesworthia glossinidia und Sodalis glossinidius Hinzu konnen Bakterien der Art Wolbachia pipientis kommen die als nicht unbedingt notwendige fakultative Symbionten hier ein Bakterium das Nutzen aus einer gegenseitigen Lebensgemeinschaft zieht betrachtet werden 4 Fortpflanzung und Entwicklung BearbeitenDie Tsetsefliegen sind lebendgebarend Larviparie Bis zur Geburt wird die Larve im Abdomen untergebracht und dort ahnlich wie auch bei den anderen Hippoboscoidea Lausfliegen Hippoboscidae und Fledermausfliegen Nycteribiidae mit Streblidae von einer Milchdruse 10 Tage ernahrt adenotrophische Viviparie 5 In der Regenzeit bringen sie jedes Mal nur einen Nachkommen zur Welt eine Larve von gelblich brauner Farbe die zwolf Segmente besitzt und schon fast so gross wie die Fliege selbst ist Bevorzugte Brutplatze sind schattige Bereiche an denen die Larve im Boden abgelegt werden kann Nach der Geburt bewegt sie sich lebhaft fort sucht einen schutzenden Ort auf wo sie ihre Farbe andert und sich nach ca 1 bis 2 Stunden in eine braunschwarze Puppe verwandelt Nach ca 3 bis 4 Wochen je nach den klimatischen Verhaltnissen schlupft die junge Fliege Der Ort der Larvenablage ist bei den einzelnen Arten unterschiedlich Lebensweise BearbeitenDie Tsetsefliegen sind tagaktiv und leben vorwiegend in dichten feuchten Waldgebieten Wichtige Arten wie beispielsweise Glossina morsitans leben auch unabhangig von grosseren Oberflachengewassern in der offenen Buschsavanne Die Tsetsefliegen stechen fast ausschliesslich im Freien Der Stich ist sehr schmerzhaft und kann daher nicht unbemerkt bleiben Ihren Wirt nehmen Tsetsefliegen uberwiegend mit den Facettenaugen wahr ehe sie ihn anfliegen Der Geruchssinn spielt wohl erst bei Annaherung an das Opfer eine Rolle Krankheitsubertrager Bearbeiten source source source source source source source source track Video Warum hat ein Zebra Streifen Tsetsefliegen ubertragen Trypanosomen parasitische Einzeller die Erreger verschiedener Krankheiten sind So ubertragt die Art Glossina palpalis die Schlafkrankheit des Menschen Glossina morsitans ausserdem die Naganaseuche bei verschiedenen Haustieren besonders bei Pferden Bei den Tsetsefliegen stechen sowohl Mannchen als auch Weibchen sodass beide Geschlechter Trypanosomen ubertragen konnen In den Fliegen machen die Trypanosomen einen Formwandel und eine Vermehrungsphase durch Etwa drei Wochen nach der Blutaufnahme kommt es zu einer Anreicherung der Trypanosomen in der Speicheldruse der Fliegen Beim Befall eines neuen Wirtes werden die Parasiten dann ubertragen Die Tsetsefliegen ubertragen die einzelligen Parasiten sowohl auf den Menschen als auch auf viele Wild und Haustiere so dass ein breites Reservoir fur den Erreger existiert und eine Ausrottung der ubertragenen Krankheit unwahrscheinlich ist In vielen Regionen des tropischen Afrika sind daher zahlreiche Menschen gefahrdet uber 300 000 bereits infiziert und jedes Jahr werden 30 000 Neuinfektionen verzeichnet Grosse volkswirtschaftliche Verluste verursachen Tsetsefliegen im tropischen Afrika auch bei der Rinderhaltung denn in den betroffenen Gebieten fehlt es an Milch fur die Ernahrung der Kinder und an Rindern als Fleischlieferanten und Arbeitstiere Tsetsefliegen stechen nicht gezielt in ein Blutgefass wie es etwa die weiblichen Anopheles Mucken tun Sie erzeugen vielmehr mit ihren Mundwerkzeugen ahnlich wie die Bremsen eine Wunde aus der sie Blut und Lymphe aufsaugen so genannte Telmophagen 6 Dadurch sind sie in der Lage auf der Haut sitzend das Blut fast aller Arten von Wirbeltieren zu nutzen Im Falle einer Infektion entsteht an der Einstichstelle nach 3 bis 10 Tagen eine teigige rotliche und schmerzhafte Schwellung die nach etlichen Tagen oder Wochen von selbst heilt Sie wird Trypanosomenschanker genannt und stellt das erste Stadium der Schlafkrankheit dar Nach einigen Tagen oder erst nach Wochen und Monaten kommt es zum zweiten Stadium das durch Schwellungen der Lymphknoten Fieber Kopf und Gliederschmerzen sowie fleckige juckende Hautausschlage Schwellungen am Korper und Gewichtsverlust gekennzeichnet sein kann Das dritte Stadium ist erreicht wenn nach Wochen oder mehr als einem Jahr das Zentralnervensystem befallen ist und es zu schweren Schlafstorungen mit Schlaflosigkeit sowie zu Storungen der Korperkoordination der Sprache und der Nahrungsaufnahme kommt Gegen die Schlafkrankheit gibt es derzeit noch keinen Impfstoff und unbehandelt endet die Krankheit oft todlich Es werden zwei Erreger der afrikanischen Schlafkrankheit unterschieden die von unterschiedlichen Untergruppen der Tsetsefliegen ubertragen werden Trypanosoma brucei rhodesiense den Erreger der ostafrikanischen Schlafkrankheit und Trypanosoma brucei gambiense den Erreger der westafrikanischen nur beim Menschen auftretenden Schlafkrankheit Allesamt benannt nach David Bruce Ubertrager der westafrikanischen Form ist die so genannte Palpalis Gruppe deren Vertreter sich bevorzugt in den Uferwaldern von Seen und Flussen aufhalten Die ostafrikanische Form der Schlafkrankheit wird von der Morsitans Gruppe ubertragen deren Vertreter im trockenen Busch leben Bekampfung BearbeitenMit unterschiedlich gestalteten speziellen Tsetsefallen gelingt eine gewisse Uberwachung und Einschrankung der Tsetse Populationen Im tropischen Gurtel Afrikas sind nunmehr durch das SIT Verfahren Sterile Insekten Technik meint Schadlingskontrolle durch Sterilisation erste Erfolge im Kampf gegen Tsetsefliegen zu verzeichnen Mit einem IAEO Projekt ist es gelungen die Tsetsefliegen auf Sansibar auszurotten Eine ausreichende Rinderhaltung zur Milch und Fleischproduktion ist dort inzwischen moglich geworden Die Erfolge im Kampf gegen die Tsetsefliegen haben zusatzlich die Hoffnung genahrt das SIT Verfahren auch fur die Bekampfung der Anopheles Mucken erfolgreich anzuwenden Anzumerken ist allerdings dass SIT nur nach vorheriger Herabsetzung der Fliegendichte mittels Insektiziden und Fallen sinnvoll ist Die Erfolge von SIT auf Sansibar sind auf dem Festland sehr wahrscheinlich nicht erreichbar weil es immer wieder zu Einwanderung von Fliegen aus anderen Gebieten kommen kann Die Ausrottung der Tsetsefliegen in ganz Afrika wurde die kontinuierliche Zusammenarbeit aller betroffenen Staaten und deren eigene Stabilitat erfordern Grundlage einer gezielten Tsetse Bekampfung sind also wirtschaftlicher und politischer Natur Auch ware zu prufen ob eine vorsatzliche totale Ausrottung einer Art uberhaupt ethisch vertretbar ware oder ob nicht die Kontrolle der Verbreitungsgebiete durch die betroffene Bevolkerung mit der Unterstutzung der Vereinten Nationen erstrebenswerter ware 7 Arten BearbeitenDie Savannen Fliegen Untergattung Morsitans Glossina austeni Newstead 1912 Glossina longipalpis Wiedemann 1830 Glossina morsitans centralis Machado 1970 Glossina morsitans morsitans Wiedemann 1850 Glossina morsitans submorsitans Newstead 1911 Glossina pallidipes Austen 1903 Glossina swynnertoni Austen 1923 Die Wald Fliegen Untergattung Fusca fruher Austenia genannt Glossina brevipalpis Newstead 1911 Glossina fusca congolensis Newstead amp Evans 1921 Glossina fusca fusca Walker 1849 Glossina fuscipleuris Austen 1911 Glossina frezili Gouteux 1987 Glossina haningtoni Newstead amp Evans 1922 Glossina longipennis Corti 1895 Glossina medicorum Austen 1911 Glossina nashi Potts 1955 Glossina nigrofusca hopkinsi Van Emden 1944 Glossina nigrofusca nigrofusca Newstead 1911 Glossina severini Newstead 1913 Glossina schwetzi Newstead amp Evans 1921 Glossina tabaniformis Westwood 1850 Glossina vanhoofi Henrard 1952 Die Flussnahen Fliegen Untergattung Palpalis fruher Nemorhina genannt Glossina caliginea Austen 1911 Glossina fuscipes fuscipes Newstead 1911 Glossina fuscipes martinii Zumpt 1935 Glossina fuscipes quanzensis Pires 1948 Glossina pallicera pallicera Bigot 1891 Glossina pallicera newsteadi Austen 1929 Glossina palpalis palpalis Robineau Desvoidy 1830 Glossina palpalis gambiensis Vanderplank 1911 Glossina tachinoides Westwood 1850 Literatur Bearbeitenbei Meyers 1909 genannt Austen A monograph of the Tsetse flies London 1903 Sander Die Tsetsen Leipzig 1905 Stuhlmann Beitrage zur Kenntnis der Tsetse n Berlin 1907 Paul de Kruif David Bruce Auf der Spur der Tse tse Fliege In Paul de Kruif Mikrobenjager Originalausgabe Microbe Hunters Harcourt amp Brace New York 1926 Orell Fussli Zurich Leipzig 1927 8 Auflage ebenda 1940 S 242 267 P Nagel Eine Fliege in Afrika Welche Rolle spielt die Tsetsefliege im Gleichgewicht der Natur und was geschieht wenn man sie ausrottet In Aus Forschung und Medizin 3 Jahrgang Heft 1 Schering Berlin 1988 S S 91 105 J A Van Vesten The Tsetse Fly Glossina fuscipes fuscipes Newstead 1911 in East Africa some aspects of its biology and its role in the epidemiology of human and animal trypanosomiasis Doctoral Thesis University of Amsterdam 1971 A M Jordan Tsetse flies Glossinidae In R P Lane R W Crosskey Hrsg Medical Insects and Arachnids Chapman amp Hall London New York 1993 Chapter 9 S Aksoy R V Rio Interactions among multiple genomes tsetse its symbionts and trypanosomes In Insect biochemistry and molecular biology Juli 2005 Band 35 Nr 7 S 691 698 Epub 28 Marz 2005 Review PMID 15894186 Einzelnachweise Bearbeiten Griechisches Alphabet Altgriechische Transkription Fritz Cl Werner Wortelemente lateinisch griechischer Fachausdrucke in den biologischen Wissenschaften Suhrkamp Taschenbuch Band 64 1 Auflage Suhrkamp Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 1972 ISBN 3 518 06564 5 S 206 Julia Walochnik Horst Aspock Tsetse Fliegen Trypanosomen und Schlafkrankheit die todlichste Parasitose In Horst Aspock hrsg Krank durch Arthropoden Denisia Band 30 ISSN 1608 8700 Land Oberosterreich Biologiezentrum der Oberosterreichischen Landesmuseen Linz 2010 S 641 645 zobodat at PDF S Aksoy R V Rio Interactions among multiple genomes tsetse its symbionts and trypanosomes In Insect biochemistry and molecular biology Juli 2005 Band 35 Nr 7 S 691 698 Epub 28 Marz 2005 doi 10 1016 j ibmb 2005 02 012 PMID 15894186 Geoffrey M Attardoa Claudia Lohs Abdelaziz Heddi Uzma H Alama Suleyman Yildirim SerapAksoy of milk gland structure and function in Glossina morsitans Milk protein production symbiont populations and fecundity In Journal of Insect Physiology Band 54 Nr 8 August 2008 S 1236 1242 doi 10 1016 j jinsphys 2008 06 008 Wendy Gibson Lori Peacock Rachel Hutchinson Microarchitecture of the tsetse fly proboscis In Parasites amp Vectors 2017 Band 10 Artikel 430 doi 10 1186 s13071 017 2367 2 J Bouyer u a The Ethics of Eliminating Harmful Species The Case of the Tsetse Fly In BioScience 2018 Band 69 Nr 2 S 125 135 doi 10 1093 biosci biy155 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Tsetsefliegen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Tsetsefliegen Deutsches Kolonial Lexikon 1920 Information to assist in tsetse control operations Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tsetsefliegen amp oldid 231841615