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Die Zweiflugler Diptera bilden eine Ordnung der Insekten innerhalb der Neuflugler Neoptera Zu den Zweifluglern gehoren knapp 160 000 Arten aus 226 Familien 1 wobei in Mitteleuropa uber 9500 Arten zu finden sind und in Deutschland 9450 2 3 4 Sie erreichen eine durchschnittliche Korpergrosse zwischen 0 8 und 23 Millimeter Die grosste bisher bekannte Art ist Gauromydas heros mit etwa 60 Millimeter Korperlange und einer Flugelspannweite von 100 Millimeter ZweifluglerBlaue Schmeissfliege Calliphora spec SystematikUnterstamm Sechsfusser Hexapoda Klasse Insekten Insecta ohne Rang Eumetabolaohne Rang Holometabole Insekten Holometabola ohne Rang AntliophoraOrdnung ZweifluglerWissenschaftlicher NameDipteraLinnaeus 1758UnterordnungenMucken Nematocera Fliegen Brachycera Detailaufnahme des Thorax und des Kopfes der Gelben Dungfliege source source source source source source source source source source source source source source Eine Dungfliege mit ausgepragtem Putzverhalten Inhaltsverzeichnis 1 Bau der Zweiflugler 1 1 Allgemeine Merkmale 1 2 Kopf Augen und Mundwerkzeuge 1 3 Brust und Gliedmassen 1 4 Hinterleib 2 Fortpflanzung und Entwicklung 2 1 Geschlechterfindung und Paarung 2 2 Larvalentwicklung 2 3 Parthenogenese 3 Bedeutung in der Human und Tierhygiene 4 Systematik der Zweiflugler 5 Fossile Belege 6 Quellen 7 Literatur 8 WeblinksBau der Zweiflugler BearbeitenAllgemeine Merkmale Bearbeiten Zweiflugler zeichnen sich dadurch aus dass nur zwei der ublicherweise vier bei Insekten vorkommenden Flugel als solche ausgebildet sind Dabei handelt es sich um die Vorderflugel die Hinterflugel sind dagegen zu so genannten Schwingkolbchen Halteren umgebildet Diese sind erheblich kurzer und bestehen aus einem Stiel und einer endstandigen keulenformigen Verdickung Die Halteren bewegen sich beim Fliegen und dienen wohl der Stabilisierung des Fluges durch Detektion von Corioliskraften wahrend Drehungen Eine Reduktion der Hinterflugel findet man auch bei einigen mannlichen Schildlausen wohingegen bei den Facherfluglern Strepsiptera die Vorderflugel zu solchen Halteren umgewandelt sind Die Gestalt der Zweiflugler ist sehr unterschiedlich hier werden klassisch die sehr filigran gebauten Mucken Nematocera den eher kompakt gebauten Fliegen Brachycera gegenubergestellt Kopf Augen und Mundwerkzeuge Bearbeiten Die Facettenaugen der Zweiflugler sind meistens gut ausgebildet und liegen beidseitig des Kopfes wobei sie sich oberseits auch beruhren konnen oder wie bei den Stielaugenfliegen weit voneinander getrennt liegen Zwischen diesen sind im Stirnbereich meist drei Punktaugen Ocellen vorhanden Bei den Schizophora befindet sich hier ausserdem eine sehr auffallige hufeisenformige Naht die als Ptilinalnaht bekannt ist An dieser Stelle bildet sich bei den aus der Puppe schlupfenden Fliegen eine grosse Kopfblase zum Absprengen der Puppennaht die spater wieder verschwindet Weitere Kopfteile konnen ebenfalls bei einzelnen Gruppen besonders betont sein so etwa eine halbmondformige Lunula oberhalb der Antennen bei den Deckelschlupfern Cyclorrapha oder ein auffalliges Ocellendreieck Die Antennen besitzen zwei Grundglieder und tragen bei den Mucken eine lange vielgliedrige Geissel wahrend diese bei den Fliegen in einen gegliederten Geisselrest umgebildet ist meist aus nur einem bis drei Segmenten bestehend Fur die Bestimmung und systematische Zuordnung der Tiere ist ausserdem die Beborstung des Kopfes wie auch anderer Korperteile wichtig Hier sind es vor allem die vom Scheitel abstehenden Postvertikalborsten die Borsten an den Augen Orbitalborsten und Ocellarborsten sowie die am Mund stehenden Vibrissen oder Knebelborsten Die Mundwerkzeuge der Imagines sind entweder leckend saugend wie bei vielen Fliegenarten oder stechend saugend wie bei vielen Muckenarten Bei einer Reihe von Arten sind sie allerdings auch vollstandig zuruckgebildet so dass eine Nahrungsaufnahme als Imago nicht moglich ist Der leckend saugende Leckrussel mancher Fliegen besteht aus den kissenartig vergrosserten Labialtastern die eine geschlossene Rinne bilden durch die Flussigkeiten aufgesaugt werden Besonders die Mandibeln und die Maxillen sind bei vielen Muckenarten zu Stechborsten umgestaltet hier bildet sich ausserdem ein Speichelkanal und ein Saugrohr zur Nahrungsaufnahme Brust und Gliedmassen Bearbeiten Der Brustabschnitt Thorax tragt die Beine sowie die Flugel und Halteren Oberseits ist eine grosse Ruckenplatte das Mesonotum erkennbar der sich ein kleineres Schildchen Scutellum anschliesst Auf dem Mesonotum kann eine auffallige Quernaht oder wie bei den Schnaken Tipulidae eine V formige Naht verlaufen An den Seiten des Thorax sind vor allem die vorn liegenden Humeri gut erkennbar die wie Schulterstucke wirken An diese schliessen sich funf Seitenplatten an die als Pleuron bezeichnet werden Zwei Offnungen des Tracheensystems Stigmen munden am Thorax eine vor dem Mesopleurum und eine weitere direkt vor den Halteren im Hypopleurum Wie beim Kopf geben auch hier neben der Form der Pleuren verschiedene Borstengruppen Aufschluss zur Artzugehorigkeit und zur Systematik Die Beine sind wie alle Insektenbeine aus einem Huftbereich Coxa einem Schenkelring Trochanter einem Femur einer Tibia und einem mehrgliedrigen Tarsus aufgebaut An den letzten Gliedern des Tarsus befinden sich vor allem bei den Fliegen so genannte Pulvillen und Empodien Das Empodium entspringt zwischen den beiden Krallen und kann ebenfalls krallen aber auch kissenartig aufgebaut sein Die Pulvillen sind Haftlappen unterhalb der Krallen Die Haftung wird durch ein ausgeschiedenes Sekret und sehr feine Haare ermoglicht die an den Pulvillen entspringen bei den Schmeissfliegen sind dies etwa 5000 Haare Die Flugel sind in der Regel glasklar und besitzen eine deutlich sichtbare und spezifische Flugeladerung Die Anordnung dieser Adern und die Felderbildung stellt ein sehr wichtiges Merkmal zur Bestimmung und Einordnung dar Bei wenigen Arten konnen die Flugel auch primar oder sekundar fehlen Die Flugeladerung der Diptera diente dem Begrunder der phylogenetischen Systematik Willi Hennig als wichtige Arbeitsgrundlage fur seine Studien Hinterleib Bearbeiten Der Hinterleib Abdomen genannt besteht bei den ursprunglichen Arten aus zehn Segmenten die sich bei einigen Taxa auf funf bis sechs reduziert haben Die Segmente bestehen aus gut erkennbaren Rucken und Bauchplatten Tergite und Sternite mit nur schwer erkennbaren Seitenplatten Pleurite und Intersegmentalhauten Bei den meisten Arten befindet sich in jedem Abdomensegment ein Stigmenpaar des Tracheensystems seitlich auf den Randern der Tergite oder zwischen Tergit und Sternit Das hintere Ende des Abdomens tragt die Geschlechtsorgane die bei einigen Arten ausserlich sehr markant ausgebildet sein konnen So findet sich bei vielen Mannchen ein Hypopyg welches neben dem eigentlichen Begattungorgan Aedeagus weitere Hilfsorgane stellt z B Haltezangen Die Weibchen besitzen eine Spermathek zur Aufbewahrung des Spermas und nicht selten eine Legerohre Ovipositor die von ihrer ausseren Beschaffenheit her Auskunft uber den potentiellen Eiablageort geben kann Fortpflanzung und Entwicklung BearbeitenGeschlechterfindung und Paarung Bearbeiten Zweiflugler sind mit Ausnahme der zwittrigen Vertreter der Gattung Termitoxenia zweigeschlechtlich Bei der Geschlechterfindung spielen vor allem optische und olfaktorische manchmal aber auch akustische Signale eine Rolle nbsp Paarung von Dungfliegen Scatophaga sp Bei vielen Arten kommt es zu einer raumlichen oder zeitlichen Koordination die eine Auffindung der Geschlechtspartner erleichtert So warten die Mannchen vieler koprophager Arten im Bereich der Eiablageorte an Dunghaufen auf die Weibchen Rachenbremsen sammeln sich an spezifischen Landmarken meistens uber Bergkuppen und die nahe verwandten Magenbremsen treffen sich an Felswanden Die Trauermucken bilden bereits als Larven eine Wanderkette von mehreren Metern Lange die als Heerwurm bekannt ist und wohl dem Auffinden geeigneter Verpuppungsorte dient an denen sich nach dem Schlupf auch die Geschlechter wieder finden konnen Eine zeitliche Koordination findet man etwa bei den meereslebenden Zuckmucken der Gattung Clunio die in den Abendstunden nur zum Vollmond und zum Neumond schwarmen Bei sehr vielen Muckenarten und auch bei Tanzfliegen bilden sich grosse Schwarme von Mannchen die fur Weibchen optisch weit sichtbar sind und auf die diese zusteuern konnen Innerhalb dieser Schwarme werden die Weibchen von den Mannchen erkannt und zur Paarung ergriffen Ebenfalls optisch erkennbar ist das Balzverhalten der Stelzenfliegenmannchen die mit ihren Beinen rhythmische Bewegungen ausfuhren oder das Spreizen der Flugel bei einigen Langbeinfliegen Werbungsfluge kommen ebenfalls bei vielen Fliegenarten vor nbsp Paarung der Markusfliege Bibio marci Bei den Stechmucken werden die Weibchen durch das Fluggerausch der Mannchen angelockt ahnliches kommt auch bei Buschelmucken und Zuckmucken vor Chemische Lockstoffe so genannte Pheromone wurden vor allem bei Schmetterlingsmucken und bei Fruchtfliegen nachgewiesen Die Paarung erfolgt artspezifisch unterschiedlich und kann wenige Minuten bis mehrere Stunden in Anspruch nehmen Sie erfolgt teilweise im Flug meistens jedoch auf dem Boden in der Vegetation oder an anderen geeigneten Strukturen Der Spermienaustausch geschieht dabei immer durch eine Kopulation bei der die mannlichen Paarungsorgane an die weibliche Geschlechtsoffnung gefuhrt werden und in diese eindringen Larvalentwicklung Bearbeiten nbsp Larven der Gattung CulexDie Eiablage erfolgt meistens kurz nach der Begattung in ein fur die Larvalentwicklung geeignetes Substrat Bei den Nasendasseln entwickeln sich die Eier bereits im Korper des Weibchens bis zum Schlupf und werden erst kurz davor unter Druck in die Nasenlocher geeigneter Wirte geschossen Die Dauer bis zum Schlupfen der Larven ist abhangig von der Art und kann zwischen wenige Stunden und mehrere Wochen betragen Die Primarlarven sind beinlos und ohne Kopfkapsel Maden wie bei den Fliegen oder mit Kopfkapsel und Stummelbeinen bei den Mucken Echte Gliederbeine kommen bei den Larven der Zweiflugler nicht vor Bei vielen Mucken sind die Larven an das Leben im Wasser angepasst und verfugen uber aussere Mundwerkzeuge die reusenartig ausgebildet sind sowie uber Atemrohre Ansonsten haben sowohl die Larven wie auch die erwachsenen Tiere beinah jeden Lebensraum besiedelt und es gibt unter ihnen alle Formen der Lebensweise von den Blutenbesuchern uber die Jager bis hin zu rein parasitisch lebenden Tieren Zweiflugler gehoren zu den Insekten mit vollstandiger Verwandlung sind also holometabol Nach dem letzten der drei bis vier Larvenstadien verpuppen sie sich Gerade in den gemassigten Breiten kann eine Uberwinterung als Larve oder auch als Puppe stattfinden Aus der Puppe schlupft das fertige Insekt die Imago Parthenogenese Bearbeiten Bei einigen Arten der Zweiflugler kommt eine Form der ungeschlechtlichen Vermehrung vor die als Parthenogenese bezeichnet wird Auch die Padogenese bei der eine ungeschlechtliche Vermehrung bereits in ein Larvenstadium verlegt ist kommt vor So bringen die Larven verschiedener Gallmucken der Gattungen Miastor und Heteropeza jeweils neue Generationen von Gallmucken hervor die wie sie ebenfalls unter Rinden leben Die geflugelten Imagines entstehen nur bei ungunstigen Lebensbedingungen wie etwa einer Austrocknung des Habitats Die pilzbewohnende Gallmucke Henria psalliotae bildet Nachfolgegenerationen in der Puppe auch hier werden keine Imagines entwickelt Bedeutung in der Human und Tierhygiene BearbeitenIn der Human und Tierhygiene kommt einigen Zweifluglern eine besondere Bedeutung als Lastling Parasit und Krankheitsubertrager zu Aus diesem Grund wurden verschiedene Massnahmen zum Insektenschutz entwickelt Systematik der Zweiflugler Bearbeiten Hauptartikel Systematik der Zweiflugler Die Zweiflugler stellen eine sehr grosse Tiergruppe dar entsprechend umfangreich ist die Systematik dieser Tiere Da die Tiere relativ reich an Merkmalen zur Unterscheidung und damit auch zur Rekonstruktion der naturlichen Verwandtschaftsverhaltnisse sind siehe Willi Hennig ist die systematische und phylogenetische Darstellung noch immer ein hochaktuelles Forschungsgebiet Gemeinhin werden die Zweiflugler in die beiden Unterordnungen Mucken Nematocera und Fliegen Brachycera aufgeteilt Die Mucken stellen allerdings mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit keine naturliche Gruppe dar Monophylum sondern eine Zusammenfassung mehrerer Entwicklungslinien mit ahnlichem Habitus Die Nematocera bilden ein Paraphylum zum Monophylum Brachycera Die Darstellung unter Systematik der Zweiflugler gibt die wichtigsten Familien wieder in die vor allem die Zweiflugler Mitteleuropas eingeordnet werden Fossile Belege BearbeitenDie altesten bekannten Fossilien dieser Ordnung wurden in einer untertriassischen Formation in Frankreich gefunden Die Fossilien gehoren der ausgestorbenen Unterordnung Archidiptera und der Unterordnung Nematocera Mucken an 5 Die altesten Belege zur Unterordnung der Brachycera Fliegen stammen aus Schichten des deutschen Jura Weitere mesozoische Formen Cyclorrapha wurden im kreidezeitlichen Libanon Bernstein und im etwas jungeren Kanadischen Bernstein Familie Bibionidae gefunden Unter den durchaus reichhaltig belegten mesozoischen Formen fehlen weitgehend hochspezialisierte Arten 6 In tertiaren Bernsteinlagerstatten insbesondere im eozanen Baltischen Bernstein gehoren Dipteren zu den haufigsten organischen Einschlussen und sind entsprechend formenreich vertreten 7 8 Quellen Bearbeiten Pape T Blagoderov V amp Mostovski M B 2011 Order Diptera Linnaeus 1758 In Zhang Z Q Ed Animal biodiversity An outline of higher level classification and survey of taxonomic richness Zootaxa 3148 222 229 http www mapress com zootaxa 2011 f zt03148p229 pdf Schumann H R Bahrmann und A Stark eds 1999 Checkliste der Dipteren Deutschlands Studia dipterologica Supplement 2 1 354 Schumann H 2002 Erster Nachtrag zur Checkliste der Dipteren Deutschlands Studia dipterologica 9 437 445 Schumann H 2004 Zweiter Nachtrag zur Checkliste der Dipteren Deutschlands Studia dipterologica 11 619 630 R A Crowson u a in W B Harland u a Hrsg The Fossil Record Geological Society London 1967 S 499 534 zitiert in George O Poinar Life in Amber Stanford University Press Stanford 1992 ISBN 0 8047 2001 0 Muller Lehrbuch der Palaozoologie Band II Teil 3 Jena 1978 George O Poinar Life in Amber Stanford University Press Stanford 1992 ISBN 0 8047 2001 0 Wolfgang Weitschat Wilfried Wichard Atlas der Pflanzen und Tiere im Baltischen Bernstein Pfeil Munchen 1998 ISBN 3 931516 45 8 Literatur BearbeitenJoachim Haupt Hiroko Haupt Fliegen und Mucken Beobachtung Lebensweise Naturbuch Augsburg 1998 ISBN 3 89440 278 4 Erwin Lindner Handbuch Die Fliegen der palaarktischen Region Band 1 Schweizerbart Stuttgart 1949 Harold Oldroyd The Natural History of Flies Weidenfeld amp Nicolson London 1964 Hubert Schumann Rudolf Bahrmann Andreas Stark Hrsg Checkliste der Dipteren Deutschlands Studia dipterologica Supplement 2 Ampyx Halle 1999 ISBN 3 932795 01 6 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Diptera Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Arbeitskreis Diptera unabhangige Interessengemeinschaft der Dipterologen Deutschlands diptera info interactive site for dipterists from all continents dealing with all aspects of dipterology Datenbank aller bekannten Namen The Diptera Site A community driven site for authoritative information on Diptera Naturspaziergang von Andreas Haselbock Ubersicht der Diptera Artenportrats Systema Dipterorum Biosystematic Database of World Diptera Normdaten Sachbegriff GND 4068207 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zweiflugler amp oldid 233744520