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Die Systematik von altgriechisch systhmatikos systematikos geordnet der Lebewesen ist ein Fachgebiet der Biologie Sie wird auch Biosystematik oder biologische Systematik genannt Die klassische Systematik beschaftigt sich hauptsachlich mit der Erstellung einer systematischen Einteilung eines Systems Taxonomie sowie der Benennung Nomenklatur und der Identifizierung Bestimmung der Lebewesen Das moderne System der Lebewesen Stuessy 1990 1 richtet sich nach der Rekonstruktion der Stammesgeschichte der Lebewesen Phylogenie sowie der Erforschung der Prozesse die zu der Vielfalt an Organismen fuhren Evolutionsbiologie und wird daher auch als naturliche Systematik bezeichnet Inhaltsverzeichnis 1 Taxonomie Konzepte 1 1 Klassische evolutionare Klassifikation 1 1 1 Klassische Klassifikation am Beispiel Mensch 1 1 2 Klassische Klassifikation am Beispiel von Reptilien und Vogeln 1 2 Numerische Taxonomie Phanetik 1 3 Kladistik Konsequent phylogenetische Systematik 1 4 Taxonomie aufgrund von DNA Basensequenzen 2 Taxonomie und Systematik in Forschung und Wissenschaft 3 Geschichte 3 1 Aristoteles 3 2 Carl von Linne 3 2 1 Linnes Systematik der Pflanzen 3 2 2 Linnes Systematik der Tiere 3 3 Evolutionstheorie 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseTaxonomie Konzepte BearbeitenMan unterscheidet heute vier Taxonomie Konzepte Klassische evolutionare Klassifikation Numerische Taxonomie Kladistik Taxonomie aufgrund von DNA BasensequenzenKlassische evolutionare Klassifikation Bearbeiten Ernst Mayr legt seiner Systematik das biologische Artenkonzept zu Grunde Bei der Einordnung der Organismen wird sowohl das Ausmass der Divergenz als auch die Verzweigungsreihenfolge berucksichtigt Klassische Klassifikation am Beispiel Mensch Bearbeiten Unten ist die Klassifikation des Menschen als detailliertes Beispiel gezeigt Zur Verdeutlichung der groben Einteilung Reich gt Stamm gt Klasse gt Ordnung gt Familie gt Gattung sind die Feineinteilungen gruppiert Nicht fur alle Arten wird die gleiche feine Einteilung benotigt Bei Saugetieren wird z B der Uberstamm nicht verwendet Systematik der vielzelligen Tiere Reich Reich Vielzellige Tiere ohne Rang Gewebetiere ohne Rang Zweiseitentiere Stamm Stammgruppe Neumunder Uberstamm bei Saugetieren nicht verwendet Stamm Chordatiere Unterstamm Wirbeltiere Klasse Uberklasse Kiefermauler Reihe Landwirbeltiere ohne Rang Nabeltiere Klasse Saugetiere Unterklasse Hohere Saugetiere Ordnung Uberordnung Euarchontoglires Ordnung Primaten Unterordnung Trockennasenaffen Teilordnung Affen Familie Uberfamilie Menschenartige Familie Menschenaffen Unterfamilie Homininae Gattung Tribus Hominini Gattung Homo Menschen Art Mensch Homo sapiens Klassische Klassifikation am Beispiel von Reptilien und Vogeln Bearbeiten Krokodile und Vogel haben einen jungeren gemeinsamen Vorfahren als die Krokodile mit den ubrigen Reptilien Der Erwerb des Vogelfluges ist aber als bedeutende Neuerung anzusehen die zu einer adaptiven Radiation fuhrte Deshalb wurden die Vogel in eine neue Klasse Aves gestellt die Krokodile Crocodylia hingegen verblieben als Ordnung in der Klasse Reptilia Die Klasse Reptilia wird der Klasse der Vogel Aves gegenubergestellt Somit sind die Reptilia ein paraphyletisches Taxon Klasse Reptilien Reptilia Ordnung Bruckenechsen Sphenodontia Ordnung Schuppenkriechtiere Squamata Ordnung Schildkroten Chelonia Ordnung Krokodile Crocodylia Klasse Vogel Aves Numerische Taxonomie Phanetik Bearbeiten In der numerischen Taxonomie wird auf phylogenetische Annahmen verzichtet Die Einordnung der Arten in das System erfolgt nur auf Grund messbarer Unterschiede und Ahnlichkeiten anatomischer Merkmale Ursprungliche und abgeleitete Merkmale werden nicht voneinander unterschieden Die numerische Taxonomie ist in weiten Teilen durch die Kladistik abgelost worden Trotzdem verwenden einige Biologen weiterhin phanetische Methoden wie Neighbour Joining Algorithmen um eine genugende phylogenetische Annaherung zu erhalten wenn die kladistischen Methoden rechnerisch zu aufwendig sind Kladistik Konsequent phylogenetische Systematik Bearbeiten Nach Willi Hennig werden die Taxa nur von Arten gebildet die eine geschlossene Abstammungsgemeinschaft ein Monophylum bilden Die kleinste Einheit der phylogenetischen Systematik ist das Taxon Art Als Monophylum wird die oberhalb der Artenebene gelegene Einheit der organismischen Natur bezeichnet die aus allen Nachkommen einer Stamm Art und der Stammart selbst besteht Der typologische Artbegriff in der Regel anhand morphologischer Merkmale Typus wird als unzureichend abgelehnt An die Stelle des typologischen Artkonzeptes tritt das phylogenetische Artkonzept 2 In diesem Konzept werden Arten zusammengefasst die durch Synapomorphien charakterisiert sind und von Arten mit Autapomorphien unterschieden werden Eine Autapomorphie ist eine evolutionare Neuheit eines Taxons das dieses anderen Taxa gegenuber abgrenzt und somit dessen evolutionare Einmaligkeit begrundet Eine Synapomorphie stellt ein Merkmal dar welches nur den direkt aus der Stammart entstandenen Arten gemein ist Ein bei zwei Taxa auftretendes Merkmal das in einer fruheren Stammart der gemeinsamen Stammlinie evolviert wurde und im Aussengruppenvergleich auch bei anderen Taxa zu finden ist wird Plesiomorphie genannt Eine Art hort dann auf zu existieren wenn sie durch Speziation Artaufbildung in zwei neue Arten ubergeht Als naturliches System ergibt sich ein dichotomes Kladogramm Naheres siehe Kladistik Beispiel Taxonomie aufgrund von DNA Basensequenzen Bearbeiten Kunftig sollen die Unterschiede der einzelnen Arten aufgrund von Vergleichen ihrer DNA Basensequenzen systematisch fur alle bekannten Spezies erarbeitet werden siehe DNA Barcoding Man verspricht sich davon ein besseres Verstandnis der Evolution Der Erfolg und Zweck einer rein genetischen Bearbeitung der Artenvielfalt ist jedoch umstritten Die verschiedenen Artkonzepte sind nicht universell anwendbar da es sich bei den Artkonzepten um Konstrukte mit empirischen Grundlagen handelt Eine scharfe Trennung zwischen Arten durch genetische Methoden wird im Rahmen der bisher angewandten Artkonzepte vermutlich scheitern da eine einheitliche Methode nicht uber alle Taxa hinweg anwendbar ist Ob sich ein rein genetisches Artkonzept durchsetzen wird durch das man Arten nach absolut messbaren genetischen Unterschieden kategorisieren kann ist genauso fraglich Taxonomie und Systematik in Forschung und Wissenschaft BearbeitenTaxonomie und Systematik sind Felder der klassischen organismischen Biologie Die Bedeutung guter taxonomischer Aufarbeitung in Sammlungen und im Feld wurde bei der Umsetzung der Biodiversitatskonvention CBD deutlich Um Arten Populationen und Lebensraume zu schutzen mussen die Akteure die Tier und Pflanzenarten sicher identifizieren konnen Geschichte BearbeitenDieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Aristoteles Bearbeiten Aristoteles ordnete die ihm bekannten Lebewesen in einer Stufenleiter Scala Naturae nach dem Grad ihrer Perfektion also von primitiven zu hoher entwickelten Er fuhrte fur einzelne Gruppen Bezeichnungen ein die heute noch Verwendung finden Coleoptera Diptera In der Antike wurde beispielsweise die Wuchsform Kraut Staude Strauch Baum oder Lebensweise Nutztier Wildtier Wassertier als Einteilungskriterium benutzt Carl von Linne Bearbeiten Carl von Linne verwendete in seinen Werken Species Plantarum ab 1753 und Systema Naturae ab 1758 eine binare Nomenklatur zur Benennung der Arten Hauptzweck dieser Nomenklatur ist die eindeutige Benennung der Arten unabhangig von ihrer Beschreibung Linnes Systematik der Pflanzen Bearbeiten Linne benutzte den Blutenaufbau um die Pflanzen zu klassifizieren Er teilte die Pflanzen in 24 Klassen ein prinzipiell nach Anzahl und Gestalt der Staubblatter Stamina Linnes System entsprach den Erfordernissen seiner Zeit in welcher Naturforschenden immense neue Erfahrungsraume eroffnet wurden Entdeckungs und Handelsreisen konfrontierten die europaischen Biologen mit einer gewaltigen Anzahl an neuen Arten welche beschrieben und klassifiziert werden wollten Linnes System wurde nach 1850 nicht mehr benutzt weil es kein naturliches System darstellte Mit dem Erscheinen von Darwins Origin of Species wurde Linnes Sexualsystem vollig obsolet da man von nun an die Lebewesen nach ihrer phylogenetischen Stellung einem naturlichen System ordnen wollte Linnes Klassifizierung der tieferen taxonomischen Range Art Gattung hat haufig bis heute ihre Gultigkeit Dies ruhrt daher dass Linnes Kriterium des Blutenbaus stark mit dem Prozess der Artbildung bei Blutenpflanzen zusammenhangt Veranderungen der Blutenmorphologie des Bestaubungsmechanismus etc fuhren oft unmittelbar zu neuen Arten Linnes Systematik der Tiere Bearbeiten Ganz anders ist es mit seinem System fur Tiere Grundkonzept ist dabei die typologische Definition der Art das heisst die Reduzierung der Merkmalsfulle auf einige wenige Schlusselmerkmale und die Abstrahierung von den Variationsmoglichkeiten innerhalb einer Art auf einen Typus idealistische Morphologie Seine Gruppierung spiegelte fur die niedrigen Taxa wie Art und Gattung durchaus ein naturliches System wider Doch hatte auch Linne bereits erkannt dass seine Einteilung fur hohere Taxa aufgrund der recht willkurlichen Kriterien ein kunstliches System blieb Denn bei alledem ging Linne von der Unveranderlichkeit der Arten aus und beabsichtigte nicht ein phylogenetisches System zu schaffen Dieses bot dann spater erst Begrundung und Massstab fur die Naturlichkeit des Systems Evolutionstheorie Bearbeiten Seit dem Aufkommen der Evolutionstheorie ist man nun bestrebt dieses teilweise kunstliche System in ein naturliches System umzubauen das die Abstammungsverhaltnisse Phylogenetik besser widerspiegelt Dabei spielte zunachst die Homologisierung von Organen eine grosse Rolle Seit den 1970er Jahren untersucht man den Aufbau der Proteine um daraus Hinweise auf den Verwandtschaftsgrad abzuleiten Dazu werden nicht nur morphologische und anatomische sondern auch biochemische Chemosystematik physiologische cytologische und ethologische Merkmale herangezogen Vor allem wird die genetische Ahnlichkeit benutzt um Verwandtschaftsbeziehungen direkt am Erbgut festzustellen Die Rolle der Systematik fur das Verstandnis der Geschichte der Organismen beschreibt bereits Charles Darwin in seinem Buch Uber die Entstehung der Arten Wenn wir von dieser Idee ausgehen dass das naturliche System soweit es durchgefuhrt werden kann genealogisch angeordnet ist so verstehen wir die Regeln die wir bei der Klassifikation befolgen mussen 2022 schlugen Forscher des IUCN die Nomenklatur von Okosystemen nach funktionalen Merkmalen vor was auch Implikationen auf die Benennung einzelner Lebewesen habe 3 Der Vorstoss wird als mogliche Ablosung der auf Carl von Linne beruhenden Taxonomie gehandelt 4 Siehe auch BearbeitenListe lateinischer und griechischer Worter in der biologischen SystematikLiteratur BearbeitenJacques Andre Lexique des termes de botanique en latin Paris 1956 Etudes et commentaires Band 23 Guillaume Lecointre Herve Le Guyader Biosystematik Springer Berlin u a 2006 ISBN 3 540 24037 3 Alexander Rian Lateinische Namen Unverstanden Unverzichtbar Sinn und Zweck der wissenschaftlichen Namensgebung 2006 2007 online auf archive is Memento vom 16 April 2009 im Internet Archive Auf einfache und verstandliche Weise werden die Grundlagen der Systematik der Herpetologie vermittelt Londa Schiebinger Am Busen der Natur Erkenntnis und Geschlecht in den Anfangen der Wissenschaft Stuttgart 1995 ISBN 3 608 91706 3 Tod F Stuessy Plant taxonomy The systematic evaluation of comparative data Columbia University Press New York 1990 ISBN 0 231 06784 4 Bernhard Wiesemuller Hartmut Rothe Winfried Henke Phylogenetische Systematik Eine Einfuhrung Springer Berlin u a 2003 ISBN 3 540 43643 X S 99 116 Plesiomorphie und Apomorphie Douglas Zeppelini et al The dilemma of self citation in taxonomy In Nature Ecology amp Evolution Band 5 2021 S 2 doi 10 1038 s41559 020 01359 y Weblinks Bearbeiten Commons Systematik Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Botanik II Einfuhrung in die Pilze und Pflanzen Videoaufzeichnungen einer Vorlesung uber die Systematik der Pflanzen Von TIMMS Tubinger Internet Multimedia Server der Universitat Tubingen Einzelnachweise Bearbeiten Tod F Stuessy Plant taxonomy The systematic evaluation of comparative data Columbia University Press New York NY 1990 ISBN 0 231 06784 4 Ernst Mayr Die Entwicklung der biologischen Gedankenwelt Vielfalt Evolution und Vererbung Springer Verlag Berlin Heidelberg 2002 S 139 David A Keith Jose R Ferrer Paris Emily Nicholson Melanie J Bishop Beth A Polidoro A function based typology for Earth s ecosystems In Nature Band 610 Nr 7932 20 Oktober 2022 ISSN 0028 0836 S 513 518 doi 10 1038 s41586 022 05318 4 PMID 36224387 PMC 9581774 freier Volltext nature com abgerufen am 2 November 2022 Brian J McGill Stephanie N Miller New catalogue of Earth s ecosystems In Nature Band 610 Nr 7932 Oktober 2022 S 457 458 doi 10 1038 d41586 022 03078 9 nature com abgerufen am 2 November 2022 Normdaten Sachbegriff GND 4128136 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Systematik Biologie amp oldid 235345243