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DNA Barcoding englisch DNA barcoding ist eine taxonomische Methode zur Artenbestimmung anhand der DNA Sequenz eines Markergens 1 Die Abfolge der Basenpaare wird dabei analog wie der Strichcode auf Lebensmittel Verpackungen als Kennzeichen fur eine bestimmte Art verwendet Der Name Barcoding englisch bar Balken entstammt dieser Analogie Da sich die DNA Sequenz mit einer im Grossen und Ganzen gleichmassigen Rate durch Punktmutationen verandert vgl molekulare Uhr besitzen naher verwandte Individuen und Arten ahnlichere Sequenzen Solange eine Art ungeteilt bleibt d h einen gemeinsamen Genpool besitzt werden Unterschiede zwischen verschiedenen Populationen durch Genfluss immer wieder ausgeglichen Mit der Separation bei der Artbildung entwickeln sich die Sequenzen mit annahernd konstanter Rate auseinander Besitzen also Proben aus zwei Individuen deutlich unterschiedliche Sequenzen ist dies ein Zeichen dass sie aus verschiedenen Arten stammen Beim DNA Barcoding geht es nicht um die proteincodierende Eigenschaft der DNA Da codierende Sequenzen der Selektion unterliegen steht ihre Verwendung sogar unter Vorbehalten Sie ist dennoch moglich weil der genetische Code in der dritten Position des Basentripletts zu grossen Teilen redundant ist degenerierter Code Dadurch unterliegt die Sequenz hier kaum der Wirkung der Selektion und kann als neutraler Marker verwendet werden Fur die Detektion von Unterschieden zwischen nah verwandten Arten ist eine sich schnell verandernde Basensequenz z B aus einem funktionslosen DNA Abschnitt am besten geeignet Fur grossere Unterschiede eignen sich langsam verandernde Abschnitte besser Fur die Methode wurden demgemass verschiedene DNA Abschnitte vorgeschlagen Am weitesten verbreitet ist dabei ein Abschnitt aus der mitochondrialen DNA mtDNA Diese hat den Vorteil dass sie keine Introns enthalt ausser bei Pilzen nur sehr wenig der Rekombination unterliegt und im haploiden Modus vererbt wird d h es liegen nicht wie im Kerngenom zwei unterschiedliche Chromosomen mit unter Umstanden voneinander verschiedenen Allelen vor dies erspart eine sonst notwendige Klonierung Von den 13 proteincodierenden Genen der mtDNA wird als Standard eine 648 Basenpaare abgekurzt bp lange Region des Gens der Untereinheit I der Cytochrom c Oxidase COI oder cox1 verwendet 2 weil dieses Gen zwischen verschiedenen Arten starkere Unterschiede aufweist als die anderen mitochondrialen Gene Inhaltsverzeichnis 1 Durchfuhrung 2 Anwendungen 2 1 Fallbeispiele 2 2 Wesentliche Vorteile der Methode 3 Kritik und Grenzen der Methode 4 Turbo Taxonomie 5 Siehe auch 6 Quellen 7 WeblinksDurchfuhrung BearbeitenDas Verfahren beruht auf der Anwendung der Polymerase Kettenreaktion abgekurzt PCR nach englisch polymerase chain reaction Folgende Arbeitsschritte sind erforderlich Extraktion der DNA aus dem untersuchten Organismus oder der Probe vgl Hauptartikel DNA Extraktion Hierzu kann frisches Material oder Museumsmaterial dienen wobei aber die in Museen haufig praktizierte Konservierung mit Formalin Probleme bereitet Durchfuhrung der Polymerase Kettenreaktion Damit die Reaktion starten kann ist neben dem Enzym ein kurzer DNA Abschnitt der Primer erforderlich Eigentlich scheint es so dass die Auswahl des Primers eine unmogliche Aufgabe sein musste schliesslich hangt er von der Basensequenz der DNA ab die ja unbekannt ist und mit der Methode gerade herausgefunden werden soll Glucklicherweise sind im Genom zahlreiche Abschnitte eingestreut die zwischen verschiedenen Organismen nur sehr wenig variabel sind Diese konservierten Sequenzen codieren meist fur eine biologisch grundlegende Aufgabe so dass sich Mutationen an dieser Stelle meist letal auswirken Die Standardsequenz des cox1 Gens wurde nicht zuletzt deshalb ausgewahlt weil fur sie gute Primer zur Verfugung standen Dennoch ist die Auswahl des Primers ein schwieriger Schritt und unterschiedliche Primer konnen unterschiedliche Sequenzen ergeben Es ist moglich mit dem Enzym Reverse Transkriptase neue Primer zu erzeugen dies ist aber fur Routineuntersuchungen viel zu aufwendig Das fur die Vervielfaltigung genutzte Enzym ist die Taq Polymerase des Bakteriums Thermus aquaticus die fur den Routineeinsatz seit 1987 zur Verfugung steht eine wesentliche Voraussetzung fur die Methodik Sequenzierung der vervielfaltigten oder amplifizierten DNA vgl Hauptartikel DNA Sequenzierung Dies war fruher eine diffizile Laboraufgabe Heute stehen leistungsfahige Sequenzierautomaten mit hoher Durchsatzrate zur Verfugung die die Sequenzierung automatisch durchfuhren Die Sequenzierung tragt daher heute weder zu den Schwierigkeiten noch zu den Kosten der Methode noch Nennenswertes bei Analyse der Sequenz Liegt bereits eine Datenbank fur die untersuchte Gruppe vor wird die Sequenz mit den dort gespeicherten Sequenzen verglichen Ist sie identisch oder weist nur geringe Variationen auf gehort die untersuchte Probe wahrscheinlich zu dieser Art Schwieriger ist es wenn gar keine Datenbank vorliegt bzw diese mit den Proben gerade erstellt werden soll oder wenn die Probe keine Ubereinstimmung mit den gespeicherten Sequenzen aufweist Unbekannte Proben werden vom Computer nach Sortieralgorithmen abgestuft nach Ahnlichkeit gruppiert so dass sich Baume ergeben die einem Stammbaum ahneln Proben aus derselben Art oder aus sehr nahe verwandten Arten sollten ahnliche Sequenzen aufweisen und daher bei der Sortierung nahe beieinander liegen Weisen die Proben von einer Art zwei oder mehr deutlich getrennte Gruppen oder Cluster auf ist dies ein starker Hinweis darauf dass hier in Wirklichkeit mehrere Arten vorliegen die bisher nicht erkannt und unterschieden worden waren Unglucklicherweise ist der Unterschied zwischen verschiedenen Arten in unterschiedlichen systematischen Gruppen sehr unterschiedlich gross und gleichzeitig kann der Polymorphismus innerhalb einer Art manchmal recht gross sein Es ist deshalb nicht moglich eine universelle Schwelle anzugeben ab der divergierende Sequenzen mit Sicherheit verschiedene Arten reprasentieren In der Grossenordnung hat sich vielfach ein Unterschied von 3 bewahrt aber sowohl niedrigere als auch hohere Werte sind vielfach in Gebrauch Was die Cluster der Datenanalyse manchmal operational taxonomic units OTUs genannt wirklich reprasentieren und ob man sie ohne weiteres mit Arten gleichsetzen darf gehort zu den grossten Streitpunkten des Verfahrens Anwendungen BearbeitenEs gibt weltweit eine Reihe von Initiativen die versuchen fur bestimmte Artengruppen Datenbanken mit DNA Barcode Sequenzen als Referenzen aufzubauen Ziel der Initiativen ist es vor allem Sequenzen von zweifelsfrei bestimmten Individuen beschriebener Arten zu sammeln und einzulesen um Daten fur Anwender bereitzustellen Die Initiative IBOL International Barcode of Life koordiniert die Bemuhungen in zahlreichen Artengruppen und leistet technische Hilfe Einige teilnehmende Initiativen sind Die Fish Barcode of Life Initiative FISH BOL versucht eine Datenbank mit DNA Barcodes fur weltweit alle Fischarten aufzubauen 3 ABBI ist die entsprechende Initiative fur die die Vogel 4 Andere IBOL Initiativen versuchen dasselbe fur die Schmetterlinge 5 und die Saugetiere 6 Der Ehrgeiz mancher Forschungsgruppen geht allerdings schon weit uber diese Ziele hinaus Viele ertraumen sich irgendwann einmal einfach unsortierte aus der Umwelt gewonnene Proben zu sequenzieren und anschliessend mehr oder weniger eine Artenliste des entsprechenden Lebensraums zu erhalten ohne hochtrainierte teure und seltene Spezialisten noch bemuhen zu mussen 7 Andere erwarten in naher Zukunft durch Miniaturisierung der Komponenten sogar transportable Barcoder die handhabbar im Gelande oder am Arbeitsplatz aus kleinsten Proben verlasslich und in Echtzeit einen Artnamen ermitteln konnen Fallbeispiele Bearbeiten Eine Untersuchung des neotropischen Schmetterlings Astraptes fulgerator mittels DNA Barcoding hat ergeben dass das was bisher fur eine polymorphe Art gehalten worden ist in Wirklichkeit einen Komplex aus zehn sehr ahnlichen Zwillingsarten darstellt die morphologisch kaum unterscheidbar sind 8 In einer Studie an tropischen parasitoiden Brackwespen konnten mit morphologischen Methoden 171 provisorische zu ca 95 unbeschriebene Arten unterschieden werden DNA Barcoding ergab das Vorhandensein von weiteren 142 Arten die bei der morphologischen Sortierung nicht erkannt werden konnten die meisten davon wirtsspezifisch Die Studie lasst Hochrechnungen auf die extreme Artenfulle dieser Gruppe in den Tropen zu auf die weltweit nur extrem wenige Taxonomen spezialisiert sind 9 Die Eignung der Methode konnte fur die Artidentifikation mariner Rotalgen nachgewiesen werden Diese sind nach morphologischen Kriterien nur extrem schwierig unterscheidbar 10 Bei Landpflanzen ist das cox1 Gen fur DNA Barcoding ungeeignet und erbringt keine verwertbaren Resultate Fur die Methode wurde eine Reihe anderer Gene getestet Bisher am besten geeignet war ein Abschnitt des Plastid Gens matK 11 Plastiden besitzen ebenso wie Mitochondrien eigenes Erbmaterial In einer Pilotstudie an Orchideenarten konnte die Eignung dieses Gens fur DNA Barcoding von Landpflanzen nachgewiesen werden Marker fur tropische Orchideenarten konnten in der Anwendung ein wichtiger Baustein zum Verhindern von Schmuggel sein 12 Eine weitere Arbeitsgruppe fand allerdings bei Baumen der auch okonomisch bedeutsamen Familie Meliaceae Mahagonigewachse dass alle Marker auf Mitochondrien und Plastiden gleichermassen unzuverlassig waren Sie schlagen eine mituntersuchte Region des nuklearen Genoms als Marker vor 13 Die Anwendung der Methode auf Primatenarten erwies sich wegen einiger methodischer Probleme als schwierig sie war aber nach entsprechender Anpassung der Standardmethodik moglich und fur die Zukunft vielversprechend Die Methode konnte auch hier helfen Schmuggel auch von Fleisch und anderen Produkten einzudammen und ware in der biomedizinischen Forschung hilfreich 14 In einer Studie konnte nachgewiesen werden dass es moglich ist aus Kotproben die im Lebensraum gesammelt worden sind Art und Geschlechtszugehorigkeit von Sibirischen Tigern und Amurleoparden zu bestimmen Damit kann die verbleibende Verbreitung die Okologie und Lebensweise dieser extrem heimlichen Arten viel einfacher als mit den sehr seltenen Sichtbeobachtungen aufgeklart werden 15 Forschern in Sudfrankreich ist es gelungen anhand von DNA aus Wasserproben herauszufinden ob in dem Gewasser Individuen des Amerikanischen Ochsenfroschs vorkommen Die Art die nach Europa eingeschleppt wurde ist hier wegen ihrer Auswirkungen auf die heimische Amphibienfauna gefurchtet Ein direkter Nachweis ist bei niedriger Populationsdichte schwierig und nur zu bestimmten Jahreszeiten moglich 16 Wesentliche Vorteile der Methode Bearbeiten Die Befurworter der Methode fuhren folgende wesentliche Vorteile des DNA Barcoding gegenuber mehr traditionellen taxonomischen Arbeitsmethoden an die sie teilweise auch belegen konnen vgl die Fallbeispiele Die Methode ermoglicht Nicht Spezialisten die Bestimmung von Arten aus schwierigen und artenreichen Gruppen Dies ist wichtig weil jeder Spezialist mit einiger Sicherheit nur wenige Tausend Arten wirklich uberschauen kann es aber Millionen von Arten gibt vgl Artenvielfalt Die Anzahl der Taxonomen ist weltweit gering Sie nimmt zurzeit weiter deutlich ab weil das Fach als altmodisch gilt und bei der Mittelvergabe innerhalb der Forschungseinrichtungen z B an Universitaten uberwiegend andere biologische Fachrichtungen bedacht werden So werden beispielsweise Lehrstuhle fur klassische Taxonomie nicht wieder besetzt oder bei einer Neubesetzung das Forschungsfeld geandert Gleichzeitig soll die Biodiversitat des Lebens auf der Erde beschrieben und erfasst werden was mit konventionellen Methoden bei der bisherigen Geschwindigkeit Jahrhunderte benotigen wurde Durch DNA Barcoding ist es moglich Teile und Produkte von Organismen einer Art zuzuordnen Dies ist wesentlich um Schmuggel geschutzter Arten Einhaltung von Fangquoten und ahnliche Probleme zu losen mit denen die Behorden heute uberfordert sind Ausserdem konnen Larven und andere Entwicklungsstadien den meist nach Adulti beschriebenen Arten zugeordnet werden Durch Analyse scheinbar bekannter Arten erweist es sich haufig dass es morphologisch nicht unterscheidbare Zwillingsarten Kryptospezies gibt die sich in Lebensweise und Spezialisierung deutlich unterscheiden konnen In anderen merkmalsarmen Gruppen wie den Nematoden ist eine Artbestimmung nach der Morphologie ohnehin fast unmoglich Hier kann DNA Barcoding die Zusammenhange deutlich besser entratseln oder zumindest wesentliche Hinweise geben Kritik und Grenzen der Methode BearbeitenDie beeindruckenden Chancen die die Methode des DNA Barcoding bei der schnellen und einfachen Artbestimmung ermoglicht sollten nicht den Blick verstellen auf Unzulanglichkeiten die sich in verschiedenen Bereichen erwiesen haben Eine unkritische Ubernahme der Ergebnisse kann schwere Fehlurteile zur Folge haben Diese betreffen verschiedene Aspekte des Verfahrens und sind teilweise durch technische Anpassungen und Verfeinerungen behebbar teilweise aber auch grundsatzliche Unzulanglichkeiten die den Einsatz des DNA Barcoding fur einige Einsatzbereiche erschweren oder unmoglich machen Zunachst ergibt es sich aus der Verwendung eines mitochondrialen Markergens dass Verwandtschaft ausschliesslich im mutterlichen Erbgang ermittelt wird da das Spermium keine Mitochondrien zum neuen Organismus beisteuert Dadurch ist es nicht moglich einige Effekte von Hybridisierungen oder Introgressionen zu erforschen Dieser Effekt ist aber nur bei noch unvollkommenen Artaufspaltungen oder sehr nahe verwandten Arten bedeutsam Eine weitere prinzipielle Schwierigkeit liegt darin dass es selten einen scharfen Bruch zwischen der intraspezifischen und der interspezifischen Variabilitat d h derjenigen innerhalb einer Art und zwischen verschiedenen Arten gibt Sehr polymorphe Arten und nahe verwandte Artengruppen gehen unscharf abgegrenzt ineinander uber Im Grunde ist dies nicht ein Problem der Methode sondern einfach ein Effekt der Natur selbst die sich nicht immer perfekt in unsere mehr oder weniger kunstlichen Sortierkriterien einfugt Probleme ergeben sich aber daraus in der Anwendung z B wenn Artenzahlen verglichen werden sollen Noch problematischer wird es wenn ausschliesslich mit DNA Barcoding abgegrenzte operational taxonomic units als Arten behandelt werden weil dann die Artenvielfalt z B eines Lebensraums kritisch von den bei der Analyse verwendeten Schwellenwerten abhangt Dadurch werden subtile Manipulationen moglich Da die Schwellenwerte zwischen verschiedenen Organismengruppen sehr verschieden sein konnen ist es auch sehr riskant schlecht erforschte oder unbekannte Sequenzen ohne sehr ahnliche Referenzeintrage in der Datenbank als reale biologische Einheiten zu behandeln Die genannten Schwierigkeiten sollten kleiner werden und letztlich verschwinden wenn die untersuchten Gruppen besser bekannt und die Datenbanken vollstandiger geworden sind Allerdings hatten die Verfechter der neuen Methode immer damit geworben dass man mit ihr die Biodiversitat unaufwendig direkt bestimmen konnte d h gerade ohne vertiefte Kenntnisse der Arten auf unabhangigen Wegen Einige Forscher weisen darauf hin dass das Markergen cox1 zumindest bei einigen Organismengruppen einer starkeren gerichteten Selektion unterliegt Durch den Effekt der Selektion sind Anderungen nicht mehr zwingend neutral sie konnen langsamer oder schneller ablaufen als erwartet und dadurch die Resultate verzerren Die Selektion kann direkt auf das codierte Enzym gerichtet sein oder sich indirekt durch die Koppelung mit anderen Genen ergeben linkage disequilibrium in etwa Genkoppelungs Ungleichgewicht Bei Insekten und anderen Arthropoden kann z B die fast universell verbreitete Infektion mit symbiotischen oder schadigenden Bakterienstammen z B der Gattung Wolbachia starke Ungleichgewichte der mtDNA innerhalb einer Art erzeugen wobei dann falschlich angenommen wird es lagen mehrere kryptische Arten vor wie auch einzelne Populationen verschiedener Arten zueinander ahnlicher machen als zu anderen Populationen innerhalb der Art hier wurde entweder der Artunterschied ganz verkannt oder es wurden zu viele Arten unterschieden 17 Diese Effekte sind fur die Schatzungen der Artenvielfalt nicht ohne Belang weil etwa die Halfte der beschriebenen Arten und vermutlich ein deutlich hoherer Anteil der unbekannten Insekten sind In einer Pilotstudie bei einer Fliegengattung konnte gezeigt werden dass der Effekt nicht nur theoretisch plausibel ist sondern die Ergebnisse auch tatsachlich verfalscht 18 Ein weiteres Problem der Methode sind Pseudogene der mitochondrialen Gene im Zellkern 19 Durch Kopierfehler werden gelegentlich Abschnitte der mtDNA irrtumlich in das nukleare Genom integriert dadurch nimmt man an dass in der Vergangenheit die meisten der ursprunglich viel zahlreicheren unabhangigen Organellengene in den Zellkern integriert worden sind Obwohl diese Integration funktional abgeschlossen ist werden immer noch gelegentlich solche Gene in den Zellkern eingebaut wo sie funktionslos bleiben und in der Regel mehr oder weniger rasch durch selektiv neutrale Mutationen zu Pseudogenen degenerieren 20 Bei vielen Arten liegen zahlreiche solche Pseudogene im Zellkern vor beim Menschen sind es zum Beispiel mehr als 500 allein fur COI 21 Durch die ublichen Primer beim DNA Barcoding werden die Pseudogene ebenso bei der PCR vervielfaltigt wie das echte Gen Da es sich um Sequenzen handelt die mehr oder weniger lange Zeit unabhangig vom Ursprungsgen mutiert sind sind sie von diesem verschieden und ergeben fehlerhafte Messwerte Im schlimmsten Fall wird die Sequenz des Pseudogens mit dem Markergen verwechselt wodurch die betreffende Art vollig falsch einsortiert wird Wie nicht erkannte Pseudogene eine Analyse ruinieren konnen zeigt z B Jennifer E Buhay 2009 22 Es ist in vielen Fallen moglich Pseudogene zu erkennen Da sie nicht der Selektion unterliegen treten zufallig auch Mutationen auf die die Integritat in funktionalen Genen vollig zerstoren wurden Dies sind z B Stopcodons mitten im Gen oder Verschiebungen des Leserasters 23 Von solchen eindeutigen Fallen abgesehen ist ihre Erkennung aber ohne zusatzliche Informationen unmoglich Ausserdem ist darauf hinzuweisen dass die Methode selbstverstandlich nur dann korrekte Ergebnisse liefern kann wenn die in der Referenzdatenbank hinterlegte Sequenz auch tatsachlich zur angegebenen Art gehort Bei einer Studie von 2006 erwiesen sich etwa 20 Prozent der Artnamen bei Pilzen als falsch 24 Besonders fatal ist die Situation im Mikrokosmos Zu den meisten Artnamen gibt es keine DNA Information und viele DNA Sequenzen konnen keinem Linne schen Binomen zugeordnet werden 25 Turbo Taxonomie BearbeitenInzwischen gibt es Bestrebungen das DNA Barcoding Verfahren nicht nur zur Identifizierung bereits beschriebener Arten sondern auch standardmassig zur Beschreibung neuer Arten heranzuziehen Turbo Taxonomie 26 Die Barcode Sequenz dient dann gemeinsam mit einer stark abgekurzten morphologischen Beschreibung zur Definition der neuen Art die nur bei Bedarf nach heutigem Standard umfassend beschrieben werden soll vgl Erstbeschreibung Tatsachlich existieren auch gegenwartig bereits Arten die von anderen Arten ausschliesslich auf Grundlage der DNA Sequenz differenziert sind Siehe auch BearbeitenTaxonomie aufgrund von DNA Basensequenzen Nomenklatur Biologie PhyloCode Phylogenetik Metagenomik BiometrieQuellen Bearbeiten Paul D N Hebert Alina Cywinska Shelley L Ball Jeremy R de Waard Biological identifications through DNA barcodes In Proceedings of the Royal Society London Series B Band 270 2003 S 313 321 Dirk Steinke Nora Brede DNA Barcoding In Biologie in unserer Zeit Bd 36 Nr 1 2006 S 40 46 doi 10 1002 biuz 200410302 Fish DNA Barcoding Memento vom 23 Mai 2018 im Internet Archive barcodingbirds org lepbarcoding org Memento des Originals vom 3 Marz 2020 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www lepbarcoding org mammaliabol org Alice Valentini Francois Pompanon Pierre Taberlet DNA barcoding for ecologists In Trends in Ecology amp Evolution Band 24 Nr 2 2009 S 110 117 Paul D N Hebert Erin H Penton John M Burns Daniel H Janzen Winnie Hallwachs Ten species in one DNA barcoding reveals cryptic species in the neotropical skipper butterfly Astraptes fulgerator In Proceedings of the National Academy of Sciences USA Band 101 Nr 41 2004 S 14812 14817 M Alex Smith Josephine J Rodriguez James B Whitfield Andrew R Deans Daniel H Janzen Winnie Hallwachs Paul D N Hebert Extreme diversity of tropical parasitoid wasps exposed by iterative integration of natural history DNA barcoding morphology and collections In Proceedings of 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cannot reliably identify species of the blowfly genusProtocalliphora Diptera Calliphoridae In Proceedings of the Royal Society London Series B Band 274 2007 S 1731 1739 doi 10 1098 rspb 2007 0062 Hojun Song Jennifer E Buhay Michael F Whiting Keith A Crandall Many species in one DNA barcoding overestimates the number of species when nuclear mitochondrial pseudogenes are coamplified In Proceedings of the National Academy of Science USA Band 105 Nr 36 2008 S 13486 13491 doi 10 1073 pnas 0803076105 D Bensasson D X Zhang D L Hartl G M Hewitt Mitochondrial pseudogenes Evolution s misplaced witnesses In Trends in Ecology and Evolution Band 16 2001 S 314 321 Erik Richly Dario Leister NUMTs in Sequenced Eukaryotic Genomes In Molecular Biology and Evolution Band 21 Nr 6 2004 S 1081 1084 doi 10 1093 molbev msh110 Jennifer E Buhay COI Like sequences are becoming problematic in molecular systematic and DNA barcoding studies In Journal of Crustacean Biology Band 29 Nr 1 2009 S 96 110 doi 10 1651 08 3020 1 Ein Beispiel Antonis Rokas George Melika Yoshihisa Abe Jose Luis Nieves Aldrey James M Cook Graham N Stone Lifecycle closure lineage sorting and hybridization revealed in a phylogenetic analysis of European oak gallwasps Hymenoptera Cynipidae Cynipini using mitochondrial sequence data In Molecular Phylogenetics and Evolution Band 26 2003 S 36 45 R H Nilsson M Ryberg E Kristiansson K Abarenkov K H Larsson U Koljalg Taxonomic Reliability of DNA Sequences in Public Sequence Databases A Fungal Perspective In PLoS ONE Band 1 Nr 1 2006 S e59 doi 10 1371 journal pone 0000059 M Gottschling J Chacon A Zerdoner Calasan St Neuhaus J Kretschmann H Stibor U John Phylogenetic placement of environmental sequences using taxonomically reliable databases helps to rigorously assess dinophyte biodiversity in Bavarian lakes Germany In Freshw Biol Band 65 2020 S 193 208 doi 10 1111 fwb 13413 Alexander Riedel Katayo Sagata Yayuk R Suhardjono Rene Tanzler Michael Balke Integrative taxonomy on the fast 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