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Der Genpool bezeichnet die Gesamtheit aller Genvariationen Allele einer Population und ist ein Begriff in der Populationsgenetik und Populationsokologie Existiert fur ein bestimmtes Gen nur ein Allel in der gesamten Population so ist die Population fur diesen Genort monomorph Existieren mehrere viele unterschiedliche Versionen des Gens in der Population so ist sie fur dieses Gen polymorph Haben die betrachteten Lebewesen mehr als einen Chromosomensatz kann die Gesamtzahl der Allele im Genpool grosser sein als die Anzahl der Organismen Meist ist die tatsachliche Anzahl der Allele jedoch wesentlich geringer Im Fall starker Inzucht kann es zu monomorphen Populationen mit nur einer Version eines bestimmten Gens in der gesamten Population kommen Ahnliche Effekte treten auch bei naturlichen Formen starker Selektion auf Meist ist nicht nur das selektierte Gen selbst sondern auch ein mehr oder weniger breiter angrenzender Bereich der DNA durch auffallend geringe Variabilitat im Vergleich zum ubrigen Genom gekennzeichnet Dies liegt daran dass die Selektion nicht an dem isolierten Gen selbst sondern an einem das eigentlich selektierte Gen enthaltenden Abschnitt des betreffenden Chromosoms ansetzt der durch Rekombination zufallig begrenzt ist Dieser Effekt wird genetic sweep in etwa genetisches Auswischen genannt Ein Mass fur den Umfang des Genpools einer Population ist die effektive Populationsgrosse abgekurzt als Ne Eine menschliche Population mit ihrem diploiden Chromosomensatz hat also theoretisch maximal doppelt so viele Allele eines Gens wie Individuen das heisst Ne 2 N der eigentlichen Populationsgrosse Ausgenommen die Geschlechtschromosomen Die Grosse des Genpools einer Art ist zeitlich variabel Faktoren die den Genpool vergrossern sind Mutationen und Introgression Einkreuzen von Allelen aus verwandten Populationen oder Arten Selektion und Gendrift verkleinern den Genpool hingegen Selektion in gerichteter Weise Gendrift in zufalliger Wenn keiner dieser Faktoren wirksam ist bleibt der Genpool von Generation zu Generation konstant dies wird als Hardy Weinberg Gleichgewicht bezeichnet Ein grosserer Genpool mit vielen unterschiedlichen Varianten einzelner Gene fuhrt dazu dass die Nachfahren einer Population besser an eine veranderte Umwelt angepasst sein konnen Die Allel Frequenz kann sich sehr viel schneller solchen Veranderungen anpassen wenn die entsprechenden Allele schon vorhanden sind als wenn sie erst durch Mutation neu entstehen mussten Umgekehrt kann es von Vorteil sein in einer immer gleich bleibenden Umwelt einen moglichst kleinen Genpool zu besitzen damit nicht durch Zufall zu viele ungunstige Allel Kombinationen entstehen In der Pflanzenzuchtung unterscheidet man zwischen einem primaren sekundaren und tertiaren Genpool Zum primaren Genpool gehoren jeweils eine Kulturart und weitere problemlos einkreuzbare Arten Zum sekundaren Genpool gehoren zusatzlich solche Arten die nur mit Schwierigkeiten einkreuzbar sind und zum tertiaren Genpool weitere Arten die nur mit speziellen Verfahren wie der Embryokultur eingekreuzt werden konnen 1 2 Geschichte BearbeitenDer russische Genetiker Alexander Serebrowski formulierte das Konzept des Genpools genofond in den 1920er Jahren in der Sowjetunion Theodosius Dobzhansky brachte das Konzept in die USA und ubersetzte es als gene pool 3 Anwendung in der Zuchtung BearbeitenDurch Zuchtung speziell durch Inzucht konnen unerwunschte Gene aus dem Genpool herausgezuchtet werden Die Population wird dann bezuglich erwunschter Merkmale homogener Durch zu viele monomorphe Genloci und damit reduzierte Anpassungsfahigkeit an wandelnde Umweltbedingungen neigen solche Inzuchtlinien allerdings zur Inzuchtdepression Durch Kreuzung mit Individuen anderer Sorten kann die Fitness und der Ertrag dann stark ansteigen Heterosis Effekt Durch Einkreuzen von nicht zu der Population gehorenden Individuen kann die Grosse des Genpools erhoht werden Einzelnachweise Bearbeiten Klassische Zuchtung und genetische Vielfalt pflanzenforschung de Genpool Loren Graham Lonely Ideas Can Russia Compete MIT Press 2013 ISBN 978 0 262 01979 8 S 169 Normdaten Sachbegriff GND 4236160 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Genpool amp oldid 217734356