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Als Gendrift genetische Drift das niederdeutsche Wort Drift ist verwandt mit dem deutschen treiben auch Alleldrift oder Sewall Wright Effekt genannt bezeichnet man in der Populationsgenetik eine zufallige Veranderung der Allelfrequenz innerhalb des Genpools einer Population Gendrift ist ein Evolutionsfaktor Eine quantitative Erweiterung stellt der Genshift dar bei dem ganze Segmente von Genen zusammen ausgetauscht werden Dies hat oft besonders ausgepragte funktional qualitative Anderungen zur Folge Gendrift und Genshift stellen eine Art Komplement zur naturlichen Selektion dar Die naturliche Selektion hat keinen zufalligen Einfluss auf die Anderung der Genfrequenz einer Population sondern ist direkt gekoppelt an den Uberlebens und Reproduktionserfolg von Individuen also deren Angepasstheit an ihre Umwelt 1 Die genetische Drift bzw Shift dagegen hat keine derartigen Ursachen sondern ist rein zufallsbestimmt stochastisch Da eine zufallige Anderung der Genfrequenz in kleineren Populationen statistisch mehr ins Gewicht fallt stellen die Gendrift und Genshift einen wichtigen Faktor der Evolution von Grunderpopulationen und somit der Artbildung dar Sie basiert darauf dass eine abgeschnittene Zufallspopulation die in einem bestimmten Gebiet lebt nur einen kleinen Ausschnitt der moglichen Allelfrequenzen besitzt die ausserdem in einem anderen Verhaltnis zueinander stehen als in der Gesamtpopulation Die evolutionare Weiterentwicklung dieser Population ist abhangig von diesen verschobenen Genfrequenzen Als Flaschenhalseffekt wird eine besondere Art der Gendrift bezeichnet bei der die Populationsgrosse durch ein zufalliges Ereignis stark vermindert und dadurch die in der Population vorkommende Variabilitat verringert wird Die Allelfrequenzen unterscheiden sich hinterher meist von denen der ursprunglichen Population die verminderte genetische Diversitat erschwert zukunftige adaptive Veranderungen Gendrift kann auch in grosseren panmiktischen Populationen auftreten nach Aufteilung in kleinere Teilpopulationen Voraussetzung sind zufallige Veranderung von Genen und Weitergabe der veranderten Gene Bedeutungserweiterung Als Gendrift wird auch die Verbreitung solcher Veranderungen in grossere Populationen bezeichnet Heute bezeichnet man als Gendrift auch das Eindringen bewusst oder zufallig veranderter Gene in andere Bereiche Inhaltsverzeichnis 1 Genfrequenzen 2 Gendrift und Genshift gegen naturliche Selektion 3 Gendrift und Genshift in Populationen 4 Genshift in der Virologie 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGenfrequenzen BearbeitenAus der Sicht der Populationsgenetik ist die Gendrift ein Wahrscheinlichkeitseffekt Die Gene die an die nachfolgende Generation weitergegeben werden sind keine vollstandige Kopie der Gene der erfolgreichen Mitglieder der Elterngeneration Sie sind eine zufallige stochastische Auswahl eine Stichprobe mit zufalligen Schwankungen Durch zufallige statistische Schwankungen weicht die Allelfrequenz in der Elternpopulation von der in der Kinderpopulation ab Gendrift ist umso starker bemerkbar je kleiner eine Population ist Dies hat statistische Ursachen Beispiel Beim Werfen von Munzen erscheint Kopf oder Zahl im Durchschnitt mit der gleichen Wahrscheinlichkeit Doch bei nur wenigen Wurfen ist es unwahrscheinlich dass Kopf und Zahl exakt mit derselben Haufigkeit erscheinen Je grosser die Zahl der Wurfe desto naher kommt man einem Verhaltnis von 50 50 Deshalb sind bei kleinen Populationen die Fluktuationen bei den Genfrequenzen grosser als bei Populationen mit vielen Individuen effektive Populationsgrosse Wenn die Haufigkeit eines Allels in den aufeinanderfolgenden Generationen stark zu oder abnimmt dann kann ein Allel in der Population ganz verschwinden oder es wird das einzige Allel in der Population Fixierung Die genetische Vielfalt wird verringert der Genpool verarmt Gendrift und Genshift gegen naturliche Selektion BearbeitenGendrift bzw Genshift und naturliche Selektion sind Evolutionsfaktoren und wirken gleichzeitig Durch sie andert sich die Zusammensetzung des Genpools Die Haufigkeit von Allelen Genvariationen und damit die vorherrschenden phanotypischen Merkmale in einer Population werden uber die Zeit geandert Bei Gendrift und Genshift ist die Veranderung in der Haufigkeit der Allele unabhangig davon ob sie vorteilhaft oder nachteilig auf den Phanotyp sind Gendrift ist zufallsbedingt und unabhangig von der genetischen Fitness zu betrachten Im Gegensatz dazu werden bei der naturlichen Selektion diejenigen phanotypischen Merkmale und damit diejenigen Allele bevorzugt welche die genetische Fitness erhohen In grossen Populationen in denen die Gendrift klein ist wird die naturliche Selektion selbst bei niedrigem Selektionsdruck den grosseren Betrag zur Veranderung der Genfrequenzen haben In kleinen Populationen dagegen werden die grosseren statistischen Schwankungen durch die Gendrift die Anderungen durch die Selektion uberlagern Gendrift und Genshift in Populationen BearbeitenGenshift und Gendrift konnen tiefgreifende und oft bizarre Auswirkungen auf die Evolutionsgeschichte einer Population haben Dies kann sogar zum Aussterben einer Population fuhren Wenn eine Population auf eine geringe Grosse zusammenschrumpft und dann wieder wachst man nimmt an dass dies wahrend der menschlichen Evolutionsgeschichte geschehen ist dann kann die Gendrift zu plotzlichen und dramatischen Anderungen in der Genfrequenz fuhren unabhangig von naturlicher Selektion Bei solchen Gelegenheiten konnen viele vorteilhafte Anpassungen verloren gehen genetischer Flaschenhals Mit einem genetischen Flaschenhals verbundene Gendefekte werden gelegentlich durch Purging teilweise kompensiert Auf ahnliche Weise kommt der Grundereffekt bei zum Beispiel wandernden Populationen zustande bei dem nur wenige Individuen mit einer seltenen Allelzusammensetzung den Ausgangspunkt einer neuen Population bilden Hier konnen die Genfrequenzen im Widerspruch zur bisherigen naturlichen Selektion stehen Der Grundereffekt wird manchmal fur das gehaufte Auftreten von Erbkrankheiten verantwortlich gemacht Genshift in der Virologie BearbeitenEinige Viren sind genetisch besonders instabil z B das HIV sowie Erreger der Influenza und grippaler Erkaltungskrankheiten Genshifts bei Influenza Viren gelten als Ausgangspunkt einer Pandemie wie der Spanischen Grippe von 1918 und der Asiatischen Grippe von 1957 Siehe auch BearbeitenArtenwechsel Hardy Weinberg GleichgewichtLiteratur BearbeitenAndrew Cockburn Evolutionsokologie Gustav Fischer Stuttgart Jena New York 1995 ISBN 3 437 30775 4 Douglas J Futuyma Evolutionsbiologie Birkhauser Basel Boston Berlin 1990 ISBN 3 7643 2200 4 Wilhelm Nultsch Allgemeine Botanik 11 Auflage Georg Thieme Verlag Stuttgart New York 2001 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Gendrift Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Peter von Sengbusch Mutation Genfluss und Rekombination Drift und Selektion In Botanik online 2004 abgerufen am 25 Marz 2022 Franz Hetzer u a Erklarungen fur den Artenwandel In tgs chemie de Archiviert vom Original am 8 April 2011 abgerufen am 25 Marz 2022 Bernhard Peter Launenhafte Viren Gen Drift und Gen Shift In welt der wappen de 2006 abgerufen am 25 Marz 2022 Einzelnachweise Bearbeiten Charlotte Avers Process and Pattern in Evolution Oxford University Press 1989 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gendrift amp oldid 221489401