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Fitness engl fitness Angepasstheit Tauglichkeit ist ein Fachbegriff aus der Populationsgenetik In Abgrenzung zur korperlichen Fitness wird gelegentlich auch die Bezeichnung reproduktive Fitness gewahlt Der biologische Begriff Fitness hat nichts mit dem im deutschen umgangssprachlich verwendeten Begriff Sportlichkeit oder gut trainiert zu tun das beruhmte Zitat von Herbert Spencer Survival of the Fittest wird in diesem Zusammenhang immer wieder falsch mit Uberleben der Starksten ubersetzt tatsachlich bedeutet es das Uberleben der Angepasstesten Haufig benutzte Synonyme fur Fitness sind Anpassungs bzw Adaptationswert relative Uberlebensrate oder Eignung Inhaltsverzeichnis 1 Darwin Fitness 2 Fitness als populationsgenetischer Begriff 3 Gesamtfitness 4 Berechnung der Fitness 5 Siehe auch 6 QuellenDarwin Fitness BearbeitenTrotz seiner zentralen Rolle in der Evolutionstheorie und der intuitiven Klarheit des Begriffs ist seine genaue Definition schwierig und er wird bis heute in leicht unterschiedlichen Bedeutungen gebraucht 1 Fitness ist ein Mass fur die Anpassung der Fachbegriff dafur ist Adaptation eines Individuums oder eines Genotyps an seine Umwelt Der adaptive Wert eines Merkmals bzw bei einem Gen der Kodierung dieses Merkmals bemisst sich danach wie es sich auf die Anzahl von dessen Nachkommen auswirkt eine Anpassung ist besser wenn sie die Nachkommenzahl steigert d h Fitness misst die Summe der Anpassungen anhand der Anzahl fortpflanzungsfahiger Nachkommen Ein Individuum mit hoherer Fitness hat also unter exakt gleichen Umweltbedingungen mehr Nachkommen als eines mit geringerer Fitness Im Idealfall lassen sich die Eigenschaften welche die hohere Nachkommenzahlen bewirken bestimmen Die Gesamtfitness kann durch den Effekt einzelner Merkmale des Individuums erklart werden beispielsweise seiner hoheren Resistenz gegenuber Umweltfaktoren wie Trockenheit oder Kalte seiner hoheren Widerstandskraft gegenuber Parasiten oder einfach seiner hoheren aktuellen Fortpflanzungsrate Da die Nachkommen durch Vererbung ebenfalls uber die gunstigen Anpassungen verfugen konnen sie sich im Verlaufe der Evolution durchsetzen bis sich die Umweltbedingungen andern Reproduktive Fitness ist immer auf die aktuelle jeweilige Umwelt des untersuchten Lebewesens bezogen Daher lasst sie sich nicht abseits seines Lebensraums z B im Labor messen Die Messgrosse Fitness ist in der Evolutionstheorie nutzlich aber nicht zentral Es ist ohne weiteres moglich die Theorie ganz ohne diesen Begriff zu definieren und zu begrunden In der Tat kam Charles Darwin in seiner ursprunglichen Fassung der Evolutionstheorie ohne ihn aus die Definition geht auch nicht auf ihn selbst zuruck Bei der Untersuchung der Fitness ist es haufig sinnvoll Teilprozesse wie Uberlebensrate Fortpflanzungsrate Paarungserfolg Lebensdauer usw zu betrachten da diese haufig leichter messbar sind Sind die fur die Gesamtfitness wesentlichen Teilprozesse ausgewahlt worden ist die so ermittelte Fitness eine gute Annaherung an die Gesamtfitness Da fur diese die Summe der Nachkommen uber die gesamte Lebensdauer eines Individuums ermittelt werden musste ist ihre Messung in der Praxis oft zu aufwandig vor allem bei Arten mit langlebigen oder versteckt lebenden schwer zu beobachtenden Individuen Fitness als populationsgenetischer Begriff BearbeitenDie Populationsgenetiker haben den oben definierten Fitnessbegriff weitgehend unverandert ubernommen Um die Fitness in einer sinnvollen Art und Weise messen zu konnen wurde der Begriff zudem etwas prazisiert und eine Beschreibung in mathematischer Sprache begrundet 2 Dies war besonders erforderlich um Fitness nicht nur als Eigenschaft einzelner Individuen sondern auch von Populationen fassen zu konnen Die einfachste Form die individuelle Fitness entspricht fur das Individuum einfach der Definition Fur die Population kann ihr arithmetisches Mittel und ihre Varianz berechnet werden Allerdings hangt die individuelle Fitness in im Einzelnen schwer durchschaubarer Weise von genetischen Anlagen und von den jeweiligen Umweltfaktoren ab Deshalb wird eine weitere Grosse eingefuhrt die als absolute Fitness bezeichnet wird die ausschliesslich auf den Genotyp bezogen wird Die absolute Fitness ist dieser Definition entsprechend so etwas wie der mittlere Erwartungswert der Fitness fur ein Individuum eines bestimmten Genotyps Diese lasst sich fur reinerbige Individuen bestimmen indem grossere Serien untersucht werden zu beachten ist dass die Definition der Fitness den Lebensraum mit einschliesst denn die Fitness ist vom Lebensraum abhangig Die mittlere absolute Fitness entspricht genau der mittleren individuellen Fitness da im zweiten Fall dieselben Individuen nur auf zwei oder mehr Untergruppen verteilt worden sind Absolute Fitnesswerte sind fur eine Bearbeitung meist nicht relevant da sie keine Vergleiche ermoglichen Deshalb wird in der Regel der absolute Fitnesswert auf einen Vergleichswert normiert Das Resultat wird dann als relative Fitness bezeichnet Meist wird die Fitness des fittesten Genotyps als Referenz verwendet so dass dieser den Wert 1 erhalt Es ergibt sich eine relative Fitness zwischen 0 und 1 Die relative Fitness kann in Gleichungen eingesetzt zur Vorhersage von Allelfrequenzen bei unterschiedlich starker Selektion verwendet werden Gesamtfitness BearbeitenEine Erweiterung erfuhr der Fitness Begriff indem auch der Fortpflanzungserfolg nahe verwandter Individuen in der Berechnung berucksichtigt wurde da deren Gene zu einem erheblichen Teil identisch sind Fur diese Betrachtung hat sich der Begriff der Gesamtfitness etabliert auch inklusive Fitness Durch die Betrachtung der Gesamtfitness lasst sich insbesondere die Entstehung altruistischer Verhaltensweisen erklaren Berechnung der Fitness BearbeitenHaufig wird die Euler Lotka Gleichung zur Berechnung der Fitness bzw der Wachstumsrate r displaystyle r nbsp eines Genotyps verwendet die Formel gilt fur eine Population sich asexuell fortpflanzender Genotypen wobei die Generationen uberlappen x 1 L l x m x e r x 1 displaystyle sum x 1 L l x m x e rx 1 nbsp x displaystyle x nbsp zahlt gleiche Intervalle des Alters von 1 bis zur maximalen Lebenszeit L displaystyle L nbsp l x displaystyle l x nbsp ist die Uberlebenswahrscheinlichkeit bis zum Alter x m x displaystyle m x nbsp ist die durchschnittliche Fruchtbarkeit im Alter xUberlappen sich die Generationen wird die Wachstumsrate r displaystyle r nbsp des Genotyps als die Fitness jedes Individuums gemessen Fur den Fall dass sich die Generationen nicht uberlappen wird die Fitness eines Genotyps uber die Ersetzungsrate R e r displaystyle R approx e r nbsp gemessen R displaystyle R nbsp ist dabei das Produkt der mittleren Fruchtbarkeit eines Genotyps und der Uberlebenswahrscheinlichkeit bis zum fortpflanzungsfahigen Alter Fur sich sexuell fortpflanzende Individuen lasst sich die Fitness schwieriger berechnen weil die Haufigkeit eines Genotyps in jeder Generation von der Uberlebensfahigkeit und der Fruchtbarkeit all jener Genotypen abhangt die durch Kreuzung zu seiner Entstehung beitragen konnen Die Fitness eines sexuellen Genotyps kann geschatzt werden indem man seine l x displaystyle l x nbsp und m x displaystyle m x nbsp Werte misst und die Wachstumsrate oder die Ersetzungsrate berechnet Siehe auch BearbeitenEvolutionare AnpassungQuellen Bearbeiten eine Ubersicht in J S F Barker 2009 Defining fitness in natural and domesticated populations In J van der Werf Hrsg Adaptation and Fitness in Animal Populations Springer Verlag Heidelberg 2009 3 14 Ubersicht in J F Crow amp M Kimura 1970 An Introduction to Population Genetics Theory Harper and Row New York Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fitness Biologie amp oldid 222552231