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Dieser Artikel behandelt die biologische Evolutionstheorie Zu anderen Evolutionstheorien siehe chemische Evolution und soziokulturelle Evolution Unter Evolutionstheorie fruher auch Evolutionslehre genannt versteht man die wissenschaftliche und in sich stimmige Beschreibung der Entstehung und Veranderung biologischer Einheiten speziell der Arten als Ergebnis der organismischen Evolution d h eines Entwicklungsprozesses im Laufe der Erdgeschichte der mit der Entstehung des Lebens einsetzte und weiterhin andauert Evolutionstheorien sind naturgemass jeweils ein Produkt der Zeit ihrer Entstehung und spiegeln die jeweiligen Erkenntnisse die Faktenlage und die wissenschaftlichen Herangehensweisen der Zeit wider Da sich die moderne Evolutionsbiologie mit zahlreichen Ansatzen und Analysen beschaftigt liegt mittlerweile ein Theoriengebaude vor in welchem viele Erkenntnisstrange von der Palaontologie bis zur Molekularbiologie zusammenfliessen und sich wechselseitig zu einer Gesamtsicht erganzen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Vorgeschichte 1 2 Uber die Entstehung der Arten 1 3 Synthetische Evolutionstheorie 2 Ablehnende Haltungen zu Evolutionstheorien 3 Siehe auch 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte Hauptartikel Geschichte der Evolutionstheorie Vorgeschichte Siehe auch Veranderlichkeit der ArtenVage Ideen daruber wie oder wo Leben entstanden sei wurden verschiedentlich schon von Gelehrten des antiken Griechenlands geaussert Thales von Milet vermutete den Ursprung des Lebens im Wasser Anaximander sprach direkt von einer Urzeugung in feuchter Umgebung Aristoteles vermutete die Urzeugung im Schlamm und Schmutz Judentum Christentum und Islam gingen von einem gottlichen Akt der Schopfung aus und vertraten das Konzept einer Artkonstanz dem bis etwa zur Aufklarung auch viele Gelehrte Europas folgten Alle diese Hypothesen schienen in ihrer jeweiligen Zeit und unter Beachtung des damaligen Wissensstandes mehr oder weniger uberzeugend 1 Sie stellten jedoch keine Theorie dar Erst im Anschluss entwickelten sich umfassende wissenschaftliche Theoriengebaude auf Basis empirischer Befunde Jean Baptiste de Lamarck schlug 1809 in seiner Philosophie zoologique einen Artenwandel vor Er ging von einer Vererbung erworbener Merkmale aus Arten galten ihm also nicht als unveranderlich eine Betrachtungsweise die im 19 Jahrhundert vor der Kenntnis der Grundlagen der Genetik noch lange unter Naturforschern verbreitet war Selbst Charles Darwin ging 50 Jahre spater 1859 davon aus dass erworbene Eigenschaften weiter gegeben werden konnen Das Theoriengebaude Lamarcks wird ublicherweise als Lamarckismus bezeichnet wenngleich der Begriff in der Praxis auf den Aspekt der Vererbung erworbener Eigenschaften reduziert wird Als weitere Komponente seines Theoriengebaudes ist zu nennen dass er von einer auch heute noch ablaufenden kontinuierlichen Urzeugung von Kleinlebewesen ausging Ferner nahm er an dass zu jeder rezenten Art eine eigene Evolutionslinie fuhre dass sich alle Arten aus getrennten Urzeugungen entwickelt haben Georges Cuvier kam als vergleichender Anatom und Begrunder der Palaontologie durch die Untersuchung zahlreicher Fossilien in verschiedenen Ablagerungen zur Erkenntnis dass die Bauplane der Lebewesen verwandt sind und dass Lebewesen aussterben konnen Er mass dem wiederkehrenden Massenaussterben beispielsweise durch Meerestransgressionen wie er damals annahm eine zentrale Rolle bei und war dadurch ein Hauptvertreter des Katastrophismus Etienne Geoffroy Saint Hilaire stellte sich gegen Thesen von Cuvier und vertrat eine Kontinuitat der Entwicklung von den nur fossil bekannten Organismen zu den rezent lebenden Er postulierte einen Grundplan aller Tiere der Wirbellosen und der Wirbeltiere und lieferte sich diesbezuglich weit herum beachtete Auseinandersetzungen den Pariser Akademiestreit von 1830 mit Georges Cuvier der von vier verschiedenen Hauptbauplantypen Wirbeltiere Weichtiere Strahlentiere und Gliedertiere im Tierreich ausging Uber die Entstehung der Arten source source source source source source source source source source source source source source track Video Was besagt Darwins Evolutionstheorie Charles Darwin und Alfred Russel Wallace entwickelten unabhangig voneinander Ideen zur Evolution die auf Variation und naturlicher Selektion beruhten Nachdem Russel 1858 Darwin seine im Ternate Manuskript zusammengefassten Uberlegungen zur Begutachtung zugeschickt hatte sah sich Darwin zur Veroffentlichung seiner eigenen uber zwanzig Jahre entwickelten Ideen zum Thema gedrangt Am 1 Juli 1858 wurden auf Anregung von Darwins Freunden Charles Lyell und Joseph Hooker Auszuge aus der wissenschaftlichen Arbeit Darwins und Russels vor der Linnean Society of London vorgetragen Der Vortrag wurde nur wenig beachtet Der Vorsitzende der Linnean Society bemerkte im Mai 1859 dass es in dem Jahr 1858 keine bemerkenswerten Entdeckungen gegeben hatte 2 Das von Darwin 1859 veroffentlichte Buch The Origin of Species dagegen erlauterte das Theoriensystem ausfuhrlich und fuhrte zu gesellschaftlichen und kirchlichen Auseinandersetzungen unter seinen Zeitgenossen Darwins Thesen zur Evolution wie der Gradualismus und die naturliche Selektion stiessen auf Widerstande Lamarckisten waren Gegenspieler und argumentierten dass Merkmale durch Training erworben wurden und nicht durch einen Selektionsprozess Da jedoch alle Experimente zum Nachweis des Lamarckismus scheiterten wurde diese Theorie schliesslich doch zugunsten des Darwinismus fallengelassen In den darauffolgenden Jahren entwickelte sich eine immer grossere Akzeptanz der Darwin schen Evolutionstheorie Synthetische Evolutionstheorie Darwin konnte jedoch nicht erklaren wie Merkmale von Generation zu Generation weitergegeben werden und warum sich Variationen dieser Merkmale nicht durch Vererbung vermischten Der Mechanismus dafur wurde erst 1865 gedruckt 1866 von Gregor Mendel geliefert der zeigte dass Merkmale vielfach in einer genau definierten und vorhersagbaren Weise vererbt werden 3 Seine Arbeiten blieben jedoch bis um 1900 unentdeckt als die Vererbungsgrundlagen unabhangig voneinander durch weitere Wissenschaftler entdeckt veroffentlicht und propagiert wurden Allerdings resultierten nun unterschiedliche Berechnungen und Voraussagen hinsichtlich der Geschwindigkeit der Evolution und fuhrten zu einem tiefen Graben zwischen dem mendelschen und dem darwinschen Konzept der Vererbung denn die nunmehr entdeckten genetischen Befunde legten eine Konstanz der Merkmale nahe Der Widerspruch zu der Veranderlichkeit der Arten gemass Darwin scher Evolutionstheorie wurde erst ab 1930 aufgelost u a durch die Arbeit des Statistikers Ronald Fisher Das Ergebnis war eine Kombination der Darwin Wallace schen Naturlichen Selektion mit den mendelschen Vererbungsregeln die als Synthetische Theorie der Evolution bezeichnet wurde 4 Ernst Mayr u a erweiterten sie um Erkenntnisse anderer Wissenschaftsgebiete insbesondere der Populationsbiologie Die Synthetische Theorie wurde seitdem kontinuierlich vervollstandigt 5 6 7 zunachst um die DNA als Tragermolekul des Erbgutes durch Oswald Avery im Jahr 1944 Ein knappes Jahrzehnt spater erklarten James Watson und Francis Crick durch die Entschlusselung der molekularen Struktur der DNA im Jahr 1953 die Funktionsweise und somit die physische Basis der Vererbung Dies ermoglichte unter anderem ein Verstandnis des fur die Evolution wesentlichen Vorgangs der Mutation Seitdem sind Genetik und Molekularbiologie als wichtige zentrale Grundlagenwissenschaften hinzugekommen Gemeinsam bilden diese und weitere Bausteine und Grundlagen den Lehr und Forschungsinhalt der heutigen modernen Evolutionsbiologie Ablehnende Haltungen zu EvolutionstheorienUngeachtet des wissenschaftlich schlussigen und immer weiter untermauerten Theoriengebaudes der biologischen Evolution bezweifeln Teile der Bevolkerung die Realitat des biologischen Evolutionsprozesses und der Evolutionstheorie Protagonisten einer vielfach kreationistischen Argumentationsweise sind meist religios inspirierte Gruppen primar aus dem fundamentalistischen Bereich der drei abrahamitischen Religionen Judentum Christentum und Islam 8 deren Anhanger religiose Schriften bezuglich der Entstehung der Erde und der lebenden Organismen wortlich nehmen Als einflussreicher Ursprung einer neuerlichen Evolutionstheorie Skepsis im 20 und 21 Jahrhundert gilt dabei der christliche Fundamentalismus wie er in Teilen der USA propagiert wird und von dort auf andere Erdregionen ubergegriffen hat Die grossen christlichen Kirchen in Europa versuchen eher zwischen wissenschaftlicher Evolutionstheorie und religiosen Inhalten etwa in der theistischen Evolution Kompromisse zu finden So erklarte die Romisch katholische Kirche in einer Botschaft von Papst Johannes Paul II am 22 Oktober 1996 die Vereinbarkeit der Evolutionstheorie mit dem christlichen Glauben 9 10 Die Evangelische Kirche in Deutschland distanziert sich ebenfalls vom Kreationismus 11 Siehe auchEvolutionsgeschichte Erweiterte Synthese Evolutionstheorie Frankfurter EvolutionstheorieWeblinks nbsp Wiktionary Evolutionstheorie Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Wikisource Evolutionstheorie Quellen und Volltexte Homepage der AG EvoBio Was sind Evolutionstheorien auf YouTube Dezember 2011 14 15 Min Einzelnachweise Henry Fairfield Osborn From the Greeks to Darwin An Outline of the Development of the Evolution Idea Macmillan and Co London 1905 englisch Browne Charles Darwin The Power of Place S 33 42 F Weiling 1991 Historical study Johann Gregor Mendel 1822 1884 Am J Med Genet 40 1 S 1 25 Diskussion S 26 englisch Peter J Bowler The Mendelian Revolution The Emergence of Hereditarian Concepts in Modern Science and Society Johns Hopkins University Press Baltimore 1989 ISBN 978 0 8018 3888 0 englisch Ulrich Kutschera amp Karl J Niklas 2004 The modern theory of biological evolution an expanded synthesis Naturwissenschaften 91 6 S 255 276 englisch Ulrich Kutschera 2008 Evolutionsbiologie 3 Auflage Verlag Eugen Ulmer Stuttgart Pigliucci Massimo amp Muller Gerd B Evolution the Extended Synthesis MIT Press Cambridge 2010 englisch Mohammed Alassiri Evolution is the disguised friend of Islam In Nature Human Behaviour Band 4 Nr 2 Februar 2020 ISSN 2397 3374 S 122 122 doi 10 1038 s41562 019 0771 7 nature com abgerufen am 13 September 2020 Johannes Paul II Messagio di Giovanni Paolo II ai partecipanti alla plenaria della pontificia accademia delle scienze 22 10 1996 vatican va Abgerufen am 23 Juni 2017 1996 Johannes Paul II zur Evolutionstheorie forum grenzfragen de Abgerufen am 16 April 2021 Evangelische Kirche zieht klare Trennlinie zu Kreationismus Auf ekd de vom 1 April 2008 abgerufen am 10 Juli 2018 Normdaten Sachbegriff GND 4071051 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Evolutionstheorie amp oldid 236375455