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In diesem Artikel oder Abschnitt fehlen noch folgende wichtige Informationen In diesem Artikel werden uberwiegend Positionen in der katholischen Kirche dargestellt es fehlen Ansichten evangelischer judischer oder islamischer Theisten Hilf der Wikipedia indem du sie recherchierst und einfugst Der Begriff theistische Evolution bezeichnet eine Bandbreite von Sichtweisen uber das Spannungsverhaltnis theistischen religiosen Glaubens und naturwissenschaftlicher Theorien zum Ursprung und der Evolution des Lebens Viele glaubige Theisten sind der Uberzeugung dass ein Gott in irgendeiner Form die Entwicklung des Lebens plant oder steuert Manche Theisten gehen dabei nur vom Einfluss eines Gottes auf psychische Phanomene aus einige gehen so weit von einem direkten schopferischen Eingreifen eines Gottes in Naturvorgange zu sprechen Im Unterschied zu Vertretern des evolutionistischen Kreationismus gehen Anhanger der theistischen Evolution im Allgemeinen nicht von der Irrtumslosigkeit der Bibel aus Einige Naturwissenschaftler und zahlreiche Theologen vertreten die Auffassung dass die Evolutionstheorie und der Glaube an einen Schopfergott widerspruchsfrei miteinander vereinbar sind Sehr viele Glaubige der grossen Konfessionen halten dagegen Wissenschaft und Glaube fur voneinander unabhangig Ob und wie weit letzteres noch unter den Oberbegriff theistische Evolution fallen ist umstritten Inhaltsverzeichnis 1 Theologische Grundgedanken 1 1 Klassische Idee der Creatio continua 1 2 Moderne theologische Auffassungen unter Einbeziehung der Evolutionstheorie 1 3 Beziehung zur Theodizee Frage 2 Bewertung durch Naturwissenschaftler 3 Evangelikalismus 4 Literatur 4 1 Deutsch 4 2 Englisch 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseTheologische Grundgedanken BearbeitenKlassische Idee der Creatio continua Bearbeiten In der christlichen Schopfungslehre ist Augustinus von Hippo der Erfinder des Begriffs der sogenannten creatio continua Augustinus benutzt diesen Begriff um zu verdeutlichen dass die Schopfung noch nicht abgeschlossen ist sondern in ihren Gesetzen standig fur das Eingreifen eines Gottes offen ist Noch Newton vertritt diese Auffassung Leibniz wirft demgegenuber Newton vor Gott als einen schlechten Uhrmacher zu betrachten Leibniz ist der erste der nach dem Mittelalter wieder behauptet die Welt liefe streng kausal nach den von einem Gott am Anfang der Welt geschaffenen Naturgesetzen ab und sei gegenwartig abgeschlossen gegen das Eingreifen eines Gottes wie es sich etwa in Wundern ausdrucken wurde Unter einer eher metaphysischen Perspektive thematisiert der Begriff der creatio continua das Verhaltnis der Zeitlosigkeit Ewigkeit eines Schopfers bzw creators fur den creator ist alles gleichzeitig zur linearen Zeitlichkeit der kontingenten zufalligen Schopfung Die fortgesetzte Schopfung lat creatio continua ist entweder die Bewahrung und Erhaltung der Schopfung durch standiges Weiterschaffen Thomas von Aquin Summa contra gentiles III 6 Gegenansicht Deismus oder und das Zusammenfallen von Schaffen und Erhalten 1 Moderne theologische Auffassungen unter Einbeziehung der Evolutionstheorie Bearbeiten Theistische Anhanger einer geschlossenen Naturkausalitat wie sie etwa Leibniz vertreten hat wollen eine Aussage des Augustinus dahingehend interpretieren dass dem Eingreifen eines Gottes enge Grenzen gesetzt seien Die Welt ist nicht in der Zeit geschaffen sondern mit der Welt schuf Gott auch die Zeit Nach ihrer Interpretation dieser Aussage setzt ein Gott die Welt und die Zeit ins Dasein mit diesem einen Schopfungsakt ist die Schopfung abgeschlossen und die Welt entwickelt sich fortan gemass den ebenfalls abschliessend erschaffenen Naturgesetzen in der Zeit weiter Damit behaupten sie aber gerade dass die Schopfung am Anfang der Zeit war und nicht jenseits der Zeit In diesem Kontext wird oft auch von theologischen Schopfungsaspekten des Universums gesprochen des Lebens und der Seele die ausserhalb der zeitlichen und raumlichen Welt liegen Andere Interpretationen sehen die Entstehung dieser drei Aspekte als aktiven Eingriff Anhanger dieser Auslegungen distanzieren sich im Allgemeinen von der Bezeichnung der theistischen Evolution da sie ihre These als vollig unabhangig von der Wissenschaft betrachten und gar keine Aussagen uber die Evolution selbst machen Einige Richtungen gehen aber so weit die biologische Evolution als ein Steuerungssystem eines Gottes zu betrachten mit dem dieser standig in die Entwicklung des Lebens aktiv eingreift Pierre Teilhard de Chardin 1881 1955 war ein angesehener Geologe und Palaontologe sowie Jesuitenpriester und schrieb ausfuhrlich uber das Thema der Einbeziehung der Evolution in ein neues Verstandnis der Christenheit Wahrend ihm anfanglich von der romisch katholischen Kirche keine Anerkennung entgegengebracht wurde hatten seine Werke spater erheblichen Einfluss Seine Sicht wird in katholischen und protestantischen Seminaren diskutiert Auch wenn sie vielleicht nicht in allen Einzelheiten die Lehrmeinung dieser Kirchen wiedergibt so wird sie im Grundsatz mindestens seitens der katholischen Kirche akzeptiert Zum Beispiel steht Joseph Ratzinger Benedikt XVI der Anschauung Teilhard de Chardins sehr nahe was unter anderem in einem Rundfunkvortrag aus dem Jahr 1968 deutlich wird Nach der Anschauung Teilhard de Chardins stellt die kosmische Evolution welche als einen Teil die biologische Evolution umfasst auf der wiederum eine kulturelle Evolution aufsetzt den Akt gottlicher Schopfung dar die auch nach Entstehung des Menschen nicht beendet ist sondern daruber hinaus auf einen Punkt Omega zulauft und in der alles auf Jesus Christus als gottliches Zentrum bezogen ist Dieser Punkt Omega ware sozusagen die endgultige Erfullung des gottlichen Schopfungsplanes bei dem die ganze Schopfung vergeistigt und von Gott erfullt ware 2 Unabhangig von Teilhard de Chardin entwickelte Hoimar von Ditfurth die gleiche Anschauung dass der Sinn der kosmischen Evolution als eine sich in Zeitlichkeit darstellende innerweltliche Ansicht des gottlichen Schopfungsprozesses darin besteht dass sich ein jenseitiges geistiges Prinzip in ihr immer mehr manifestiert Der Mensch wird demnach wie alle vorhergehenden Entwicklungsstufen nur als ein weiteres Ubergangswesen angesehen und der Kosmos wird gemass Hoimar von Ditfurth am Ziel seiner Entwicklung vollkommen vergeistigt sein also eine Symbiose mit der jenseitigen rein geistigen Realitat eingehen 3 Naturlich besteht bezuglich dieser Anschauung de Chardins und von Ditfurths eine entscheidende Beziehung zur Hegelschen Philosophie bei der schon vor Entdeckung der biologischen Evolution im Rahmen einer pantheistischen und idealistischen Anschauung der Entwicklungsgedanke der Welt eine bedeutende Rolle spielt Denn bei Hegel erkennt sich im Rahmen der Geschichte der im Sinne einer unendlichen Subjektivitat verstandene absolute Geist durch einen dialektischen Prozess immer hoherer Erkenntnis hindurch irgendwann sich selbst was dann die Vollendung der Geschichte ist und in einer Analogie zum Punkt Omega beziehungsweise der Vergeistigung des Kosmos steht 4 In Deutschland vertreten rund die Halfte der Mitglieder der romisch katholischen Kirche und auch vieler anderer grosser Kirchen und Konfessionen mehr oder weniger eine dieser Richtungen 5 da sie traditionell die Bibel im Grossen und Ganzen nie als wortlich auszulegende und einzig autoritative Quelle transzendenter Wahrheiten betrachtet haben Konkret zu modernen wissenschaftlichen Theorien zur Entwicklung des Lebens ausserte sich erstmals Papst Pius XII 1950 in der Enzyklika Humani generis 6 Diese Enzyklika wurde 1996 von Johannes Paul II aufgegriffen Er sprach davon dass sie die Evolutionstheorie als ernstzunehmende Hypothese interpretiere und betonte dass diese in der Zwischenzeit mehr als nur eine Hypothese geworden sei 7 Im Jahr 2005 kam es in Kreisen der katholischen Kirche zu einigen Aussagen die teilweise als Annaherung an einige kreationistische Positionen des fundamentalistischen Christentums gewertet wurden So veroffentlichte Kardinal Christoph Schonborn im Juli 2005 in der New York Times den Artikel Finding design in nature 8 Darin stellte er zwar die Evolutionstheorie selbst nicht in Frage richtete sich aber gegen die Interpretation es handle sich dabei um einen Prozess ohne Ziel und Zweck Obwohl er dabei Intelligent Design zunachst nicht ansprach befurwortete er spater in Interviews dass es auch im US Schulunterricht erlaubt sein musse uber diesen Plan zu sprechen wofur er den Begriff Intelligent Design verwendete 9 10 Von dem Vorwurf damit kreationistische Positionen zu vertreten distanzierte er sich jedoch 11 und bezog sich auf die Sicht des Schweizer Zoologen und Anthropologen Adolf Portmann der Darwins Defizite benennt 12 Im November 2005 antwortete Paul Poupard Prasident des Papstlichen Rates fur Kultur auf die Frage nach der Intelligent Design Bewegung dass die Schopfungsgeschichte der Genesis und Darwins Evolutionstheorie vollstandig vertraglich seien wenn die Bibel korrekt interpretiert werde Dies wird im Allgemeinen als Absage an die Intelligent Design Bewegung gewertet die u a die Evolutionstheorie ablehnt Papst Benedikt XVI bekraftigte kurz danach nochmals die Position von Christoph Schonborn und sprach von einem intelligenten Plan des Kosmos 13 Oft wird davon ausgegangen dass es sich bei den Aussagen um eine Bekraftigung des Standpunkts der von einem Gott geplanten Entwicklung des Lebens handelt obwohl in der Presse einige Aussagen wegen der ahnlichen Wortwahl als direkte Unterstutzung von Intelligent Design gewertet wurden Beziehung zur Theodizee Frage Bearbeiten Ein wichtiger Aspekt in Bezug auf die theistische Evolution ist die Tatsache dass sie zumindest eine Teilantwort auf die uralte Theodizee Frage gibt wie die Existenz eines gutigen Schopfergottes mit dem entsetzlichen Leid in der Welt zu vereinbaren ist Denn die Schopfung ist eben gemass dieser Anschauung noch im Werden begriffen Sie ist noch nicht abgeschlossen sondern muss erst noch ihr Endziel erreichen Und auch wir Menschen sind als Wesen die auch aus der Evolution hervorgegangen sind von dieser Evolution gepragt und daher unvollkommene Wesen Hierauf hat Hoimar von Ditfurth in aller Deutlichkeit hingewiesen 3 Und dies ist auch dann von entscheidender Bedeutung wenn man davon ausgeht dass das innerste Wesen jedes Menschen namlich die Seele grundsatzlich an der Vollkommenheit Gottes zumindest teilhaben kann Bereits im Romerbrief des Paulus von Tarsus also in der Bibel findet sich eine Ausserung in der dieser davon spricht dass die gesamte Schopfung bis auf den heutigen Tag an Schopfungswehen leide Romer 8 22 EU Jesus Christus selbst spricht in den Evangelien davon dass das Reich Gottes sei wie ein Senfkorn das am Anfang ganz klein sei aber langsam zu einem Baum mit einer gewaltigen Krone heranwachse was sich auf die Entwicklung der Schopfung im Sinne der Heilsgeschichte beziehen lasst Bewertung durch Naturwissenschaftler BearbeitenDie Auffassung dass Evolutionstheorie und christlicher Glaube widerspruchsfrei miteinander zu vereinbaren seien ist seit Teilhard de Chardin und Hoimar von Ditfurth auch von anderen prominenten Naturwissenschaftlern postuliert worden wie etwa dem Evolutionsbiologen Kenneth Miller dem Palaontologen Robert Bakker und Francis Collins dem Leiter des Humangenomprojekts Besonders Miller und Collins sind dabei gleichzeitig als entschiedene Gegner von Kreationismus und Intelligent Design hervorgetreten Beide sind Mitglieder der zu diesem Zweck von Collins ins Leben gerufenen Biologos Foundation der weitere renommierte Wissenschaftler angehoren und die fur die Vereinbarkeit von Wissenschaft und christlichem Glauben steht Auch mehrere anglikanische Theologen haben teils sehr umfangreiche Arbeiten zu diesem Thema vorgelegt Neben John Polkinghorne ist dabei insbesondere Arthur Peacocke zu nennen der zuvor uber zwei Jahrzehnte als Universitatsdozent fur Biochemie gearbeitet hatte Evangelikalismus BearbeitenGegen eine theistische Evolution spricht aus evangelikaler Sicht folgendes Nach biblischer Lehre kam erst durch die Sunde von Menschen das Leiden und der Tod in die Welt Rom 5 12 14 EU Damit kann das evolutionare Endprodukt Mensch nicht nach dem leidvollen Tod vieler Generationen von Tieren entstanden sein Literatur BearbeitenDeutsch Bearbeiten Francis Collins aus dem Englischen von Arne Feddersen Gott und die Gene Ein Naturwissenschaftler entschlusselt die Sprache Gottes Verlag Herder Freiburg 2013 ISBN 978 3 451 06353 4 Die englische Ausgabe war viele Wochen auf der Bestsellerliste der New York Times Francis Collins Evolution fur Evangelikale Friedensschluss zwischen Glaube und Biologie Marzinzik Mark 2012 ISBN 978 3 981 55291 1 Thomas Christian Kotulla Die Begrundung der Welt Wie wir finden wonach wir suchen Brunnen Verlag Giessen 2013 ISBN 978 3765520129 Amazonbestseller Herrmann Stinglhammer Einfuhrung in die Schopfungstheologie WBG Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2011 S 100 f und passim Englisch Bearbeiten Kenneth Miller Finding Darwin s God A Scientist s Search for Common Ground Between God and Evolution 2000 ISBN 0 06 093049 7 Kenneth Miller J Levine Biology The Living Science 2002 Kenneth Miller Only a Theory Evolution and the Battle for America s Soul 2008 ISBN 978 0 670 01883 3 Weblinks BearbeitenAndreas Laun Die Entwicklung der Arten und der Mensch Eine kurze Darlegung der katholischen Lehrmeinung auf www St Josef at Die katholische Informationsseite der Gemeinschaft vom heiligen Josef Dem Kreationismus argumentativ begegnen Stellungnahme der Evangelischen Kirche www ekd de The Biologos Foundation Eine Stiftung renommierter Wissenschaftler die fur die Vereinbarkeit von Wissenschaft und christlichem Glauben steht dabei aber Intelligent Design ablehnt englisch Evolutionare Schopfung Zur Vereinbarkeit von Koran und EvolutionstheorieEinzelnachweise Bearbeiten Vgl Regenbogen Meyer Worterbuch der philosophischen Begriffe 2005 creatio continua Teilhard de Chardin Der Mensch im Kosmos 1955 a b Hoimar von Ditfurth Wir sind nicht nur von dieser Welt 1981 Georg Wilhelm Friedrich Hegel Phanomenologie des Geistes 1807 Memento vom 13 Mai 2009 im Internet Archive Papst Pius XII Humani generis Rundschreiben an die ehrwurdigen Bruder die Patriarchen Primaten Erzbischofe Bischofe und die anderen Oberhirten die in Frieden und Gemeinschaft mit dem Apostolischen Stuhle leben uber einige falsche Ansichten die die Grundlagen der katholischen Lehre zu untergraben drohen 12 August 1950 Papst Johannes Paul II Christliches Menschenbild und moderne Evolutionstheorien Botschaft an die Mitglieder der Papstlichen Akademie der Wissenschaften anlasslich ihrer Vollversammlung am 22 Oktober 1996 Den Plan in der Natur entdecken Wortlaut des Gastkommentars von Schonborn in der New York Times oe1 orf at Memento vom 4 Februar 2008 im Internet Archive Vorlage Webarchiv Wartung Linktext fehlt Linktext fehlt Memento vom 3 Februar 2006 im Internet Archive Schonborn Bin kein Kreationist In derStandard at 11 Juli 2005 abgerufen am 8 Dezember 2017 Memento vom 8 August 2006 im Internet Archive Kardinal Christoph Schonborn Uber die Artenvielfalt Papst Benedikt XVI zum intelligenten Plan des Kosmos Papst spricht vom intelligenten Plan des Kosmos Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Theistische Evolution amp oldid 239303875